abzustempeln.' Schäftearbeiter Köhler hält es ebenfalls fürnothwendig, daß alle Kraft angewendet wird, den ArbeiternBurgs zum Siege zu verhelfen. Die Erwerbsverhältnisse allerBranchen seien erbärmlich, der Druck des Kapitals und der Be-Hörden ungeheuer. Seit 1ö Jahren besitzen sie kein Versamm-lungslokal. Trotzdem Berliner Fabrikanten, wie Fürstenheim:c.auf Tack als Schmutzkonkurrenten verwiesen, suchen sie ihn jetztin jeder Beziehung zu stützen. Wie Kraus e mittheilte, war Tackder Erste, der bei einem früheren Streik in Burg den Ringbrach, dennoch lassen sich jetzt die kleinen Fabrikanten von ihman der Nase herumführen. Tischler M i l l a r g bemängelt, daßdie Berliner Schuhmacher ihren Streik noch nicht abgerechnethaben, wodurch bei Ausgabe neuer Listen Unregelmäßigkeiten ent-stehen können. Seine Gewerkschaft könne infolge des WienerTischlerstreiks für die Schuhmacher Burgs nichts thun; dochräth er den Schuhmachern, die Arbeiterblätter aufzufordern, daßsie die Angelegenheit den Arbeitern aller Städte, wo TackGeschäft« besitzt, bekannt geben. Hierfür erklärten sich auchH e r g t(Wäsche-Arbeiter), Karbo wicz(Kupferschmied) undweitere Delegirte. Die Resolution Massini's fandfast einstimmige Annahme. Faber befürwortete denBoykott der Tack'schen Geschäfte, allerdings müßtendie Delegirten in ihren Gewerkschasten dafür sorgen, daßdie Beschlüsse der Gewerkschaftskommission mehr respektirt wür-den. Rüther(Uhrmacher) bestritt der Kommission das Recht,einen Boykott auszusprechen, dazu sei nur eine eigens dazu ein-bernsene Volksversammlung konipetent. Der„Fall Lubasch"beweise, daß sich die große Masse der arbeitenden Klassen leidernicht an derartige Beschlüsse kehre. Schließlich fand folgenderAntrag Millarg's Annahme:„Die Schuhmacher aufzufordern,die sämmtlichen Geschäfte der Firma Tack in allen Städtenbekannt zu geben, um dadurch die Sympathie der Arbeiter fürdie Ausständigen zn dokumentiren."— In Berlin besitzt HerrTack fünf große Geschäfte: Dresdenerstraße 129, Rosenthaler-straße 14, Potsdamerstraße v7/ö8, Andreasstraße 50 und Oranien-siraße 95 und viele Abnehmer seiner Waare unter den Händlern,die noch später bekannt gegeben werden sollen.Die Verlesung der Präsenzliste ergab die Anwesenheit von94 Delegirten; ohne Entschuldigung fehlte der Delegirte derBäcker. Köche, Möbeltransport-Arbeiter, Kaufleute, Zimmerer, Dach-decker(permanent), Glaser, Firmenschilderbranche, Schirmmacher,Tischler(Kühn permanent), chirurgischen Jnstrumentenmacher,Holzbearbeitungsmaschinen-Arbeiter und Stereotypenre. In Zu-kunft soll an Stelle der dreimal Fehlenden bei ihren resp. Ge-werkschaften Neuwahl beantragt werden.Zum 2. Punkt der Tagesordnung theilt Frankemit, daß vom 14.— 18. Mai in den„Konkordiasälen" ein inter-nationaler Beraarbeiter-Kongreß statisindet, zu dem aus Ersuchender deutschen Bergarbeiter der Ausschuß der Gewerkschafts-Kom-Mission hereits vor 19 Wochen die nölhigen Vorarbeiten über-nommen habe. Der Ausschuß hielt sich hierzu für verpflichtetund hat die Bewilligung resp. die Zustimmung zu den Kostenhierzu seitens der Gewerkschafts-Kommission nicht früher nach-gesucht, weil er derselben sicher war. M i l l a r g forderte dieDelegirten auf, sich dem Kongreß als Hilfskräfte zur Verfügungzu stellen und zu diesem Zweck auf dem Gewerkschafts-bureau genaue Adresse und die Zeit, für welche sichJemand erbietet, anzugehen. Bereits am 1. Pfingsttag, früh 8 Uhr.muß die nothwendige Hilfsmannschaft vollzählig am Platze sein;einzelne Delegirte treffen schon Sonnabend und Freitag ein.Ohne Diskussion wurde das Vorgehen des Ausschusses gutge-beiße». Ein längerer Redekampf entspann sich über den drittenPunkt der Tagesordnung. Das Gewerkschaftsbureau hat, wieviele Redner betonten, einen Charakter angenommen, wie er ihmbei seiner Gründung nicht zugedacht war. Die große Zahl derNnthsuchenden(in einem Monat weit über 700 Personen) ließdie Frage aufkommen, ob es so weiter gehen könne oder nicht.Die Bearbeitung statistischen Materials und andere wichtigeFragen werden durch Anskunstertheilung an zumeist unorgani-sirte Personen vollständig vernachlässigt. Viele Gewerkschaftenhaben eigene Bureaus zur Ratbertheilung und beklagen sich, daßihnen durch das Gewerkschaftsbureau in der Rosenstraße derEinfluß aus die unorganisirten Stollegen vollständig entzogenwird. Da der Beamte auch Zeit für weitere Angelegenheitenbehalten muß, so hielten mehrere Delegirte entweder die Ver-kürzung der Bureaustunden oder die Anstellung eines zweitenBeamten für nothwendig. M i l l a r g entschied sich dafür, un-organisirten Arbeitern fürs Gewerbegericht:c. Schriftstücke nichtmehr anzufertigen, sondern sie an das Bureau ihrer Gewerk-schaft zu verweisen. Vergolder Späth findet gleichfalls dieLeistung des Bureaus in keinem richtigen Verhältniß zu denKosten. Wäsche-Arbeiter H e r g t und Hausdiener Polenz er-klärten sich gegen eine Zurückweisung unorganisirter Arbeiter,von der nur das Unternehmerthum Vortheil haben könne,Klavierarbeiter R i e d i g c r und Schuhmacher Krauseverlangen weniger Rücksichtnahme auf die Indifferenten.da sie ja auch zu den Unkosten wenig oder nichtsbeitragen; ebenso äußerten sich Hilfsarbeiterin FrauMüller und Droschkenkutscher Schulz. Da das Ge-wcrbegericht jetzt tagsüber(nicht nur wie früher von 8—9 UhrVormittags) Klagen zu Protokoll nimmt, so wird auch das Ge-werkschaftsbureau hierdurch bedeutende Entlastung erfahren.Drechsler Dost war der Meinung, nur den des Schreibens Un-kundigen oder Krüppeln Schriftstücke aufzusetzen, aber auch dieUnorganisirten nicht rundweg abzuweisen, da sie sonst erst rechtim Jndifferentismus verharren würden. Als Kuriosum führteer nock, an, daß die Holzarbeiter, obgleich sie sich gegenüber demGewerkschaftsbureau ablehnend verhalten, deniioch das größteKontingent der Rathsuchenden stellen. Der BureauverwalterFaber rechnete der Versammlung eine von ihm zu absolvirende18— l4stündige Arbeitszeit vor. Soll der eigentliche Zweck desBureaus nicht durch die Auskunftertheilung illusorisch werden,dann müßten zum mindesten die Bureaustunden des Abends von9—8 Uhr in Wegfall kommen. Die Vertretung vor den: Gewerbe-gericht ist ihm auf die Dauer gleichfalls unmöglich. Uhr-wacher Rät her sieht die Errichtung des Bureaus als einenAkt der Humanität den unorganisirten Arbeitern gegenüber an,dessen Erfolg jedoch nicht die Kosten aufwiegt. Vor allen Dingenist der Einwurf berechtigt, daß viele gewerkliche Angelegenheitenwie Maßregelungen ic. dem Bureau der betreffenden Gewerk-schaft garnicht zur Kenntniß gelangen, weil sich viele ArbeiterRath in der Rosenstraße und nicht bei ihren Berufskollegen holen.Auskunft in gewerbegerichtlichen Sache» zu geben, dazu sind auchdie Gewerbegerichls-Beisitzer in derLage. Er bezeichne ohne jede Um-schreibung die Errichtung des Bureaus als einen Schritt ins Dunkle,nicht geeignet, die Gewerkschaftsbewegung zu fördern. Nur einTheil der Gewerkschaften trägt die Lasten; bei den halbjährlichenAbrechnungen fehlen die Beiträge sehr vieler Gewerkschaften aufder Liste.— Schließlich gelangte ein Schlußantrag Massini'szur Annahme und wurde der Ausschuß beauftragt, das Ergebnißder Besprechung der nächsten Versammlung in Form eines Regle-ments vorzulegen.F a b e r gab bekannt. daß ihre Zustimmung zum Bureaubisher 58 Gewerkschaften gegeben haben, dagegen er-klärten sich 4 Gewerkschaften, die übrigen haben nochkeinen Bescheid ertheilt.— 4. Punkt der Tagesordnung:Droschkenkutscher Schulz bedauerte das seiner Gewerkschaftgegenüber bewiesene geringe Solidaritätsgefühl anläßlich desStreiks der„Welßlackirten"; er habe von etlichen DelegirtenSammellisten zurückerhalten, ohne daß diese aufgewickelt, ge-schweige zur Vertheilung gebracht wurden. In der Debatte, ander sich Faber, Rüther und andere Delegirte betheiligten,wurde diese Saumseligkeit einzelner Gewerkschafts-Vertreter scharfgetadelt, worauf folgende Resolution von Schulz zur An-nähme gelangte:„Die Delegirten der Gewerkschafts-Kommissionverpflichten sich, in ihren Gewerkschaften dahin zu wirken, daßeiner im Streik befindlichen Gewerkschaft, sobald ihr materielleUnterstützung zugesagt ist, ihr diese auch unverzüglich ausgezahltwird und damit daS Wort„Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe"zur vollen Geltung zu bringen."— An stelle des FormersBernitzky wurde Mechaniker Berg er in den geschäfts-'ührenden Ausschuß gewählt. F a b e r ersuchte, die Ausrufe desAusschusses mehr als es am 1. Mai der Fall war, zu beachten.Franke gab bekannt, daß alle den Ausschuß betreffenden Schreibender schnelleren Erledigung wegen nicht an das Gewerkschafts-bureau, sondern an seine Adresse, Große Frankfurter-straße 73, Hof 1 Tr., zu richten sind. Ein Darlehnsgesuch desDelegirten der Hilfsarbeiter, Thal, wurde abgelehnt mit derMotivirung, daß die Gewerkschafts-Kommission zu diesem Zweckkeine Mittel besitzt, sie demzufolge dazu nicht berechtigt ist, zu-mal auf einen Präzedenzfall sich alle anderen Arbeiter stützenkönnten.— Böttcher W i n k e l m a n n macht die Mittheilung,daß der Brauerei-Ring ca. 300 Böttchergesellen wegen der Mai-feier ausgesperrt hat. Diese würden die Maßregelung jedenfallsmit einer Forderung auf Verkürzung der Arbeitszeit und Lohn-erhöhung beantworten, sie appelliren deshalb an die Unterstützung dergesammren Berliner Arbeiterschaft.(Beifall.) Den Schluß derVerhandlungen bildete eine Angelegenheit des Brauers Steinergegenüber dem Direktor des„Münchener Brauhauses" HerrnAhrens, der sich trotz des im Jahre 1890 gegebenen Versprechens,gemaßregelte Brauer einzustellen, entschieden weigert, Steinerzu beschäftigen. Letzterer will jeder Zeit beweisen, daß er nicht,wie Herr Ahrens behauptet, gegen dessen Brauerei agitirt habe.Nach längerer Debatte, rn der Brauer Gärtner und DrechslerD o st die Angaben Steiners betreffs Zusendung sogenannter„guter Freunde" seitens des Herbergswirthes an Herrn Ahrensbestätigten, was aber Brauerei-Hilssarbeiter Schneider be-stritl, gab Franke die Erklärung ab, daß, falls das Vorgehender Vrauer-Agitationskommission nicht von Erfolg sein sollte,der Ausschuß der Gewerkschaftskommission die Sache in dieHand nehmen und Herrn Ahrens an sein Versprechen erinnernwerde.Ueber die Aussperrung der Berliner Böttcher anläßlichder Maifeier verhandelte eine stark besuchte Böttcherversammlung,welche am Donnerstag Vormittag bei Heise, Lichtender gerstraße,tagte. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde festgestellr, daßdie bürgerliche Presse, z. B. das„Berliner Tageblatt", dieStellungnahme der Böttcher zur Maifeier zum Gegenstand heftigerAngriffe gemacht hat. woraus sich schließen läßt, daß der„Ring"auch nach dieser Richtung hin agirl hat. Winter gab ingroßen Zügen ein Bild der gegenwärtigen Situation; die Aus-sperrung ist nicht auf die Brauereien beschränkt geblieben, auchdie Böttchereien, die Gesäße für die Brauereien liefern, sind be-einflußl worden, die Arbeiter nicht vor Montag zur Arbeit zu-zulassen. Herr Rösicke hat außerdem verfügt, daß beim Wieder-eintritt in die Arbeit der Wohnungsgeldzuschuß bei Schultheißin Fortfall kommt, auch behält er sich das Recht vor, gelegentlich„Musterung" unter seinen Arbeitern zu halten. Sonderbar mußes erscheinen, daß dieselben Brauereien, die angeblich nichteinen Tag, den I. Mai, ohne Böttcher fertig werden konnten,dieselben ohne weiteres vier Tage entbehren wollen. Man habejetzt zu überlegen, so schließt der Referent, ob man die Provo-kation der Unternehmer stillschweigend über sich ergehen lassenwolle, oder ob die Böttcher, welche hier der angegriffene Theilseien, sich ihrer Haut wehren wollen.— Bnggen Hägenu. A. betonen unter dem lebhaften Beifall der Versammlung,daß von einer Aufnahme der Arbeit zu den alten Bedingungennicht die Rede sein könne. Wenn sich die Böttcher in diesemJahre nicht fest zeigen und den 1. Mai als Feiertag durchsetzen,habe man im nächsten Jahre wiederuin schwere Kämpfe dieser-halb zu bestehen. Es müffe nur dafür gesorgt werden, daß dieHilfsarbeiter, wie das schon in einigen Brauereien vorgekommensei, nicht die Funktionen der Böttcher übernehmen resp. dazu an-gelernt werden.— Kollege N e u m a n n macht die Mittheilung,daß Kollegen außer bei Bötzow. Patzenhofer und BöhmischesBrauhaus auch in Spandauerberg und Borussia u. s. w. am1. Mai gearbeitet haben, und beantragt, die anwesenden Kollegendieser Betriebe bezüglich ihrer Stellungnahme zu einereventuellen Lohnbewegung zu befragen. Das geschieht, wobei sichherausstellt, daß die Kollegen, eingedenk der großen Sache, nun-mehr entschlossen sind, mit denjenigen, die wegen der Maifeiergemaßregelt sind, sich solidarisch zu erklären.(Bravo!) Dereinzige größere Betrieb, wo dies zweifelhaft ist, dürfte dasBöhmische Brauhaus sein, wo durch das Akkordlohnsystem eineGruppe von Leuten gezüchtet ist, die nicht ohne weiteres ihre„fetten Pfründen" im Stich lassen wird. Die Kollegen der Koch'schenFaßfabrik(Inhaber Lewy) gaben, soweit sie vertreten waren,die Erklärung ab, bei den kommenden Eventualiläten an derSeite der übrigen Kollegen zu stehen.— Die Vertreter derorganisirten Brauer und Brauerei-Hilfsarbeiter versprachen, dieSache der Böttcher bei ihren Gewerkschaften nach Kräften zuunterstützen und Alles zu thun, um den Arbeitskollegen den Siegzu erleichtern. Gegen den Eintritt in eine Lohnbewegung sprachennur zwei Redner, indem sie befürworteten, dieselbe bis zu einemspäteren Termin(1. resp. 15. Juli) zu verschieben. Dem wurdejedoch von allen Seiten widersprochen und bei der Abstimmungdie Frage:„ob in eine Lohnbewegung eingetreten werden solle",mit allen gegen zwei Stimmen bejaht.— Man trathierauf sofort in eine Berathungder an dieBrauereicn und Werkstättenzu richtenden Forderungen ein und forniulirte dieselben nach dem An-trage Schmidt im wesentlichen folgendermaßen: Im Brauerei-betriebe 30 M. Minimallohn; 9 stündige Arbeitszeit, Fortfallder Ueberstundenarbeit; Freigabe des 1. Mai als Feiertag;Entnahme sämmtlicher Arbeitskräste vom Arbeitsnachweis derorganisirten Böttcher; beim Arbeiten in der Pichkolonne und beiKellerarbeit pro Kopf täglich 50 Pf. Aufschlag.— In den Werk-statten: Stundenlohn 90 Pf., für die anderen Artikel 25 pCt.Lohnausschlag nach einem von der Lohnkommission auszuarbeiten-den spezialistrten Lohntarif: im übrigen die gleichen Forderungenwie bei den Brauereien. Es wurde sodann eine aus neun Per-sone» bestehende Lohnkommission gewählt, welche diese vor«genannten Forderungen den Unternehmern sofort zuzustellen hat.Die Älrbeit wird saut Beschluß der Versammlung nur imMünchener Brauhaus, falls dasselbe bis Mvutag bewilligt, undin den Betrieben ausgenommen, melche nicht der Bicrfaßbrancheangehören; für die anderen Betriebe wurdeGeneralstreik proklainirt. Wie nntgctheilt wurde,sind schon am Mittwoch— entgegen den Beschlüssen des Ringes— in einzelnen Brauereien, so bei Oswald Berliner, die Böttcherzur Arbeit zugelassen.— Die Lohnkoinmission hat ihren Sitz beiHeise, Ltchtep.bergerstr. 2l. Die nächste Versammlnng findet amMontag statt. Mit brausendem Hoch schloß die von bestemGeiste beseelte Versammlung.Die Steinsetzer nnd VernfSgenossen hielten behufsStellungnahme zur Jnnuugs-Krankenkaffe bezw. zur Auflösungderselben am 3. d. Mts. eine öffentliche Versammlung ab. Derneugeschaffene Jnnungs-Gesellenausschuß war hierzu eingeladenworden, glänzte jedoch durch Abwesenheit. Genosse A. Borchardthielt einleitend einen Vortrag über Kraukenkaffen mit besondererBerücksichtigung der Jnnungs-Krankenkaffe. In seinem Vortrageveranschaulichte Redner, daß die freien Hilfskassen gegenüber denOrls-Krankenkaffcn nach Lage der Verhältnisse sich nicht zu haltenvermögen, daß eZ daher Pflicht der organisirten, klassenbewußtenArbeiter sei, sich den Orts-Krankenkassen zuzuwende», um dieVerwaltung in ihre Hände zu bekommen. In Berlin seiersrenlicher Weise die Thatsache zu konstatiren, daß die Orts-Krankenkassen fast ausnahmslos von den zielbewußten Arbeiternerobert worden seien. Der gute Kern des Krankenversichcrungs-Gesetzes werde aber auf alle mögliche Art und Weisewirkungslos zu machen gesucht. So gestatte der§ 73 die Er-richtung von Jnnungs-Krankenkassen, welche sich lediglichals Anhängsel der Innungen erweisen, in denen dieJnnungsmeisler schalten und walten nach eigenem Be-lieben und naturgemäß nicht im Interesse der Gesellen.Wenn auch im vorigen Jahre die Auflösung der Jnnunas-Krankenkasse, welche unter der meisterlichen Verwaltung eineUnterbilanz von 20 000 M. zu verzeichnen habe, abgelehnt wordenfei. so hielt Referent doch aus Zweckmäßigkeitsgründen es fürzeboten, der Jnnungs-Krankenkaffe das Lebenslicht auszublasen,indem durch die arbeiterfeindliche Verwaltung die Kranken ammeisten zu leiden hätten. Da die Beiträge das höchste zulässigeMaß erreicht hätten, glaubte der Referent, daß es den Gesellenin Uebereinstimmung mit den Jnnungsmeistern, eine Ueber-einstimmung, die allerdings auf den verschiedenartigsten Inter«essen basire, möglich sein würde, an Stelle der Jnnungs-Kranken«lasse eine Orts-Krankenkasse ins Leben zu rufen, deren Ver-waltung die Gesellen zu übernehme» hätten. Pflicht der Stein-etzer-Organisation sei es sogar, nach dieser Richtung hin zuwirken. A r l t hielt auch eine Orts-Krankenkasse nicht für lebens-ähig, erachtete vielmehr als einzigen Ausweg, die Jnnungs-Krankenkasse aufzulösen und in corpore einer anderen Orts«oder leistungsfähigen Freien Hilfskasse beizutreten. K n o l l be-fürmsrtete den Beitritt zur Meyer'schen Krankenkasse. Das Er-zebniß der weiteren Diskussion war die einstimmige Annahmefolgender Resolutionen:1. Die Versammlung beschließt, mit allen Mitteln dahin zuwirken, die Jnnungskasse zu Fall zu bringen und danach zutrachten, daß die Verwaltung jeder anderen Krankenkasse, welcheetwa gebildet werden sollte, in die Hände der Kassenmitgliederkommt.2. Die Versammlung der bei Steinsetzer- Jnnungsmeisternbeschäftigten Arbeiter erblickt in dem Fernbleiben des von derInnung ernannten und zur Versammlung speziell eingeladenenGesellenausschusses, daß derselbe von seinen übernommenen Ver-pflichtungen auch nicht den geringsten Schimmer hat. Da der-selbe überdies auch gegen den dirett ausgesprochenen Willen derbetreffenden Arbeiterschaft zu stände gekommen ist, so spricht dieVersammlung diesem Gesellenausschuffe von Neuem das Rechtund auch die Fähigkeit ab, sich als Vertreter der Arbeiterschaftauszugeben.Das Versammlungsbureau wurde beauftragt, die zweiteResolution dem Gesellenansschusse zu übermitteln, sowie die er-forderlichen Schritte zur Auflösung der Jnnungs-Krankenkaffe zuveranlassen.Eingelaufene! Druckschristen.Unter Meter RubrN zeigen wir sämmtltche der Redallion zugehendeliterarische Neutgleiten an. Wir bitten unsere Leser die Nennung derSchrillen nicht als Empfehlung der Redaltidn, sondern lediglichals Empfangsbestätigung aufzufassen.Blas über diejenigen Erscheinungen, welche im Interesse unserer Leseroder aus politischen Gründen besprochen werden müssen, veröffentlichen wir,soweit dies der Raum unseres Blaues zuläßt,«rtttten. Genügt einer Verlags-buchhandlung die Anführung der übersandte» RezensionSeremplare in dieserRubril nicht, so bitten wir von der Zusendung der Neuerschetnunge« de» Iver-lages absehen zu wollen,Kirche und Sozialismus. II.: Das Wesen der So-zialdemokratie und die christliche Religion.Von C. Schall. Erfurt. Verlag von Hugo Günther.Die Arbeiter und die besitzenden Klassen.— Die Roth-wendigkeit evangelisch-sozialer Arbeitervereine. ZweiReden von Ed. Schall. Heilbronn. Verlag von Eug.S il l z e r.Die Natur als Staateuarllnderi«. Von Ernst Berner.München. Verlag der„Münchener Post".Preußische Jahrbücher, von Hans Delbrück. 74. Band.3. Heft. Berlin. Verlag von Hermann Walther.Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirth-schaft im Tentschen Reich. 18. Jahrgang. Von GustavSchmoller. 1. Heft. Leipzig. Verlag von Duncker u.H u m b l o t.„Der Sozialdemokrat", Wochenblatt der sozialdemokratischenPartei Deutschlands(Expedition in Berlin SW., Beuth-straße 2). Zu beziehen durch alle Zeitungsspediteure. DasAbonnement beträgt durch die Post oder in Berlin durch dieZcitungsspediteure pro Quartal 1,20 M., unter Kreuzband1.80 M.Nr. 14 vom 1. Mai hat folgenden Inhalt: Wochenschau.— Die polnisch-sozialistische Bewegung. I.— Die Landtagswahl-rechte. VII. Anhalt.— Aus Unterfranken.— Die Naturwissen-schaft und die sozialdemokratische Theorie. III.— Der BernerKrawall.— Parteinachrichten.— Wie man uns behandelt.—Arbeiterschutz.— Sozialistisches.— Literatur.Der englische Bericht über Arbeitslosigkeit. II.— Die Zu-stände in den Englischen Bäckereien.— Der westböhmische Berg-arbeiterstreik.— Etwas vom rumänischen Bauern.— Gewerkschaftliches.— Die Maifeier.— Vermischtes.Von der„Gleichheit", Zeitschrift für die Interessen der Ar«beiterinnen(Stuttgart, I. H. W. Dietz' Verlag) ist unSsoeben die Nr. 9 des 4. Jahrgang? zugegangen. Aus demInhalt dieser Nummer heben wir hervor: Wir wollen denAchtstundentag(Gedicht).— Maientrutz.— Der Acht-stundentag.— Der neueste Bericht der badischen Fabrik-inspeklion über die Lage der Arbeiterinnen.— ViktoriaKöster.— Feuilleton: Befreiung. Von Ria Claassen.—Arbeiterinnen-Bewegung.— Kleine Nachrichten.Die„Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preisder Nummer 10 Pf., durch die Post bezogen(eingetragenin der Reichspost-Zeiiungsliste für 1894 unter Nr. 2690)beträgt der Abonnenientspreis vierteljährlich ohne Bestellgeld55 Pf.; unter Kreuzband 85 Pf.Inseratenpreis die zweigespallene Petitzeil« 20 Ps.Von der„Renen Zeit"(Stuttgart, I. H. W. DietzVerlag) ist soeben das 31. Heft des 12. Jahrgangs er-schienen. Aus dem Inhalt heben wir hervor: Parla-mentarischer Rückblick.- Einfluß der Krisen und derSteigerung der Lebensmittelpreise auf das Gesellschafts»leben.— Zur historisch-matcrialistischen Methode. VonF. Mehring.— Homo aniwal xossiäens.— LiterarischeRundschau.— Notizen: Eine Erklärung von Dr. I. Zuns.Zuzug auswärtiger Arbeiter.— Feuilleton: Der bös«Maitag. Von Eleanor Aveling-Mavx.(Schluß.)Zeitschrift für HypnotiSmnS, Suggestionstherapie,SnggsstionSlehre und verwandte psychologische Forschungen.Verlag von Hermann Brieger, Berlin SW., Kochstr. 82,Dvirfksye» vev VedaNtion.Wir bilten sei jeder Anfrage eine Chiffre(Zwei Buchstaben oder«ine Zahl)anzugeben, unter der die Antwort ertheilt werden soll.B. F. A. Die Armendirektion braucht Ihren Mann nichtzu suchen. Wenn Sie arm sind, muß Ihnen der Bezirksvorsteherein Armenattest geben, auch wenn Sie die Wohnung IhresMannes nicht wissen. Wenden Sie sich an den Bezirksvorstoher.O. K. 50. Nein.O. P. in Rh». Wir können nicht ersehen, welches Gesetz Siemeinen.A. S. Außereheliche Kinder, die anerkannt sind, evbe»,wenn der Vater ohne Testament, ohne Kinder und(in der MarkBrandenburg) ohne Hinterlassung einer Frau verstorben ist.Wenn i» Ihrem Fall Erbansprüche vom Gericht anerkannt sind,dann wird die Sache, wie oben angegeben liegen.E. C. 87. Es liegt Unterschlagung vor.W. K. 12. Sie können die Berufung einlegen. Dieselbemuß von einem Rechlsanwalt eingereicht werden. Da die Zu-stellung der Berufung spätestens«inen Monat nach Zustellungdes Urtheils erfolgen muß, vorher aber die Berufung vomGericht mit der Termiusbestimmung versehen werden muß.so ist es gut, wenn Sie sich recht früh an einen Anwalt wenden.B. M. ZI. Geben Sie Ihre Berichtigung im nächstenVereinsbericht bekannt. Besonders können wir das Eingesandtnickt aufnebrnM