wahre Erbitterung. Dr. v. ReintnghauZ erklärte, daü er aus eigenem für jeden Schaden aufkommen werde; drahtlich er- klärt« sich auch der Landesausschup bereit, den Schaden zu tragen." Also Vesitzthum vor Menscheuleben! TaS ist nichts Neues, nichts Ungewöhnliches; es tritt nur nicht immer so zu Tage, daß auch unerfahrenen Leuten die Tragweite dieser Thatsache klar wird. Der Grenzbotenweise wird hoffentlich seine helle Freude daran haben, daß diese steirischen„animalia xossiäentia" ihre Besitz- Bestialität so herrlich offenbaren.— Eine neue Versicherungsgesellschaft besteht in Europa , von der wir bisher keine Ahnung gehabt. Wir haben Gesellschaften für Lebensversicherung, Krankenver- sicherung, Ruhmesversicherung, Hagelversicherung und wer weiß sonst für welche Versicherung. Aber auf's Schmerz- lichste vermißten wir eine Revolution s-Versiche- rungsgesellschaft. Wenn unsere Regierungen ein- mal aus der Angst vor der Revolution heraus wären, wie vernünftig und zufriedenstellend könnte regiert werden, während jetzt die Angst vor der Revolution den armen ge- vlagten Regierungen im Nacken sitzt, ihnen keine ruhige Minute läßt und sie zu einer nervös-hysterischen zappligen Thätigkeit treibt, die auch den armen Völkern keine ruhige Minute läßt. Doch ist eine Versicherung gegen Revolutionen mög- lich? Bis jetzt hatten wir es nicht geglaubt. Allein wir finden, daß wir uns getäuscht haben. In der letzten Sitzung der italienischen Kammer machte Herr B l a n c, Minister des Aeußern im Königreich Italien, die erfreuliche Mittheilung, daß der Bund, soll heißen der„Dreibund",„eine Versicherung gegen Um- w ä l z u n g e n" ist. Umwälzung ist die deutsche Ueber- setznng für Revolution, welches Wort den Gelehrten des Wolfs'schen Telegraphenbnreaus wohl etwas zu— revolutionär geklungen hat. Man kann sich nicht denken, wie sehr diese Mittheilnng uns beglückt. -Zum Dreibund gehören ja auch wir Deutsche , und wenn unsere deutsche Regierung einmal die Angst vor den revolutionären und umftürzlerischen Bestrebungen der Herren Junker und Pfaffen abgelegt hat— was könnte sie dann nicht alles für das Volk thun! Aber— aber— vorüber, Ihr schönen Zukunftsbilder, vorüber! Die kalte Wirklichkeit zerstört die Poesie; und die kalte Wirklichkeit sagt uns: der Dreibund besteht schon seit 10 Jahren, und die Angst vor der Revolution hat nicht abgenommen, und in Italien haben wir sogar vor einigen Monaten eine blutige Revolution erlebt— die fürchterlichste aller Revolutionen: eine Hungerrevolution! und es ist noch nicht aller Tage Abend— die Versicherung hat also nichts genützt. Und— da steigt eine Erinnerung vor uns auf. Hat nicht schon einmal eine Rcvolutions-Versicherungs- gesellschaft rxistirt, die ihren Hauptsitz in Wien hatte und ihre erste Filiale in Paris — dort unter Leitung eines gewissen Metternich, hier eines gewissen Louis Philrppc— beide? Ausbünde staatsmännischer Weisheit und Rcvolutions- tödter, deren Gleichen die Welt niemals gesehen? Und wie ist's beiden gegangen, als die Revolution, gegen die sie sich und die Welt so fest„versichert" hatten, jitn Frühjahr 1848 leibhaftig an sie herantrat? Nein— die Sache hat ihren Haken und wir lassen uns nicht gegen die Revolution versichern.— Herr Crispi hielt gestern in der italienischen Kammer eine anderthalbstündige Rede über die auswärtige Politik. Der ganze Inhalt der Rede besteht in den stereo- typen, schon tausendmal abgeleierten zwei Phrasen: Alle Welt will den Frieden.„Wir muffen aber zum Krieg ge- rüstet sein." Ein paar Prahlhansereicn über die groß- mächtige Rolle, die Italien gespielt habe und spiele, sollten die Zuhörer auf ein paar Minuten den politischen und wirthschastlichen Bankrott Italiens veraessen machen. Den Abgeordneten Pandolfi, der eine Resolution zu gunsten einer allgemeinen Abrüstung beantragte, bat Crispi, die Resolution zurückzuziehen.. Er gab die pla- tonische Versicherung, daß auch er den Frieden und die Abrüstung erstrebe"— ebenso wie sein Freund Bismarck . Und Herr Pandolfi that Crispi auch den Gefallen. Damit war die Sache für gestern erledigt. Die Komödie wird aber fortgesetzt.— England. In zweiter Lesung ist im Unter- Hause die Reformbill der Regierung mit 292 gegen 278 Stimmen angenommen worden. Also mit einer Mehrheit von blos 14 Stimmen. DaS spricht nicht für die Lebenskraft der Bill, die sich bei den Liberalen und Radikalen keiner sonderlichen Populari- tat erfreut. Bedeutet sie doch in emem sehr wesentlichen Punkte thatsächlich einen Rückschritt, insofern die Wahlkosten vermehrt werden.— Dsrkernachu'iritkim. Bürgerliche Preßstimmen über die Maifeier. Ter Weltfeierkag der Arbeit ist der Uuternehuierklasse natürlich verhaßt. Ihr« Presse ergeht sich meist in hämischen Bemerkungen� über die Bedeutung und den Verlaus der Feier. So schreibt die' „Münch. Allg. Ztg.": „Die Resolutionen werden denn auch mit dem herkömmlichen Pathos gefaßt, das Banner der Internationale wird unter stürmischer Akklamation entfaltet werden, und die Redner des TageS werden allenthalben mit Um so vollerem Phrasenschwall die Gemeinsamkeit der Arbeiterintereffen proklamire». um so tönender die bisherigen Erfolge ihrer Agitation in vi« Welt hinaus- posaunen, je mehr es gilt,«S der Masse zum Bewußtsein kommen zu lassen, daß die gegenwärtige Feier des l. Mai im Grunde genommen einen eklatanten Mißerfolg bedeutet. Sofern diese Feier nämlich«in« Kraftprobe darstellen sollte, ist sie gänzlich mißlungen. Die„kapitalistisch« Gesellschaft" hat die Arbeiter- schaft die für diesen Tag gefordert« Arbeiteruhe verweigert, und die Ardeiterschaft ist nicht im Stande gewesen, ihr dieselbe aus eigener Kraft„abzutrotzen". Die Versuche, welche in dieser Hin- ficht gemacht wurden, haben mit einer ciiipsindlichen Niederlage der Feiernden geendigt, und die letzten Arbeitertage haben nicht mehr gewagt, die Forderung der Zlrbeitsruhe in das Programm de? Weltferertages aufzunehmen. Es ist also öd« Prahlerei, wenn heute wieder allenthalben deklamirt und gesungen wird: „Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will." Der Arm d»r Sozialdemokratie hat sich zunächst wenigstens als zu schwach dazu erwiesen, und die sozialiuische Presse hat alle Mühe, den Eindruck dieser niederdrückenden Thatsache zu verwischen." Dann— selbst etwas nüchterner urtheilend— meint das Blatt weiter: „Es wäre nun aber zweifellos verfehlt, wollte die bürger» liche Gesellschaft sich dabei beruhigen,.daß die Sozialdemokratie sich selbst heute noch, da der Weltfeiertag zum fünften Mal ge- feiert wird, zu dieser Kraftprobe zu schwach suhle und sich da- neben etwa noch auf die Thatsache berufen, daß die sozialdemo- kratische Fraktion im Reichstag bei den letzten Wahlen lange nicht die erwartete Vermehrung ersahren habe. Die sozialistische Bewegung ist zweifellos immer noch in raschem Anwachsen be- griffen, und der Zeitpunkt dürfte nicht mehr allzu fern sein, an welchem jenes Stärkeverhältniß sich umkehrt und das organisirle Proletariat sich in der Lage sieht, der Gesellschaft seine Be- dingungen aufzuerlegen. So wird und muß es kommen, wenn der sozialistischen Bewegung nicht rechtzeitig mit aller Energie uns aller Umsicht entgegengearbeitet wird. Ueber die richtige» Mittel zu diesem Zweck herrscht nun freilich große Uneinigkeit." Das Exkanzlerbrgan kennt natürlich nur Bismarck 'sches Rezept und schreibt:. „Der milde Geist der kaiserlichen Botschaft vom 17. No- vember 1881 muß in die Gesetzgebung eingeführt werden, zugleich aber muß jede subversive Thätigkeit unausgesetzt die eiserne Faust des Staates im Nacken fühlen. Man hat die letztere Seite der staatlichen Schuhmaßregeln gegen die Sozialdemokratie außer Augen gelassen, als man in der Aufhebung des Sozialistengesetzes die Bahne» Bismarck 'scher Politik verließ' Die Annahme, daß die Bismarck 'sche Gewaltvolitik und deren unselige Folgen belehrend wirkten, ist also falsch. Die Reaktion erhebt ihr Haupt so lange aufs Neue, bis es zer- schmettert niedersinkt. Andere Kapitalistenblätter nahmen eine etwas vernünftigere Stellung ein. So schrieb die„Frankfurter Zeitung " am gv. April: „Derjenige, der nur einigermaßen objektiv die Dinge be- trachtet und nicht die Politik des vielgenannten Wüstenvogels treiben will, wird nicht leugnen können, daß die proletarische Bewegung, durch bekannte Verhältnisse begünstigt, immer mächtiger anschwillt, daß das soziale Problem die Geister aller- orten immer unwiderstehlicher in Anspruch nimmt, daß die „soziale Frage" die eigentliche Frage der Gegenwart und der nächsten Zukunft bei allen zivilisirtcn Völkern der Erde ist. Das Eingeständniß des deutschen Reichskanzlers, daß er alle gesetz- geberifchen Maßnahmen der Reichsregierung zunächst auf ihre voraussichtliche Einwirkung auf die sozialdemokratische Bewegung prüfe, müßten, wenn sie aufrichtig sein wollten, die meisten leitenden Staatsmänner der Gegenwart machen, so antisozial das Verhallen vieler von ihnen sein mag. Gerade in der feind- liche» Stellungnahme gegen die proletarische Bewegung zeigt sich dem kundigen Auge oft erst recht die Einwirkung eben dieser Bewegung. Entsprechend dem wachsenden Einfluß der sozialen Probleme auf die Geister hat die proletarische Agitation in zahlreichen Ländern erhebliche materielle Erfolge er- reicht. Die Zahl der sozialdemokratischen Vertreter in den großen und kleinen Parlamenten vieler Länder hat sich in den letzten Jahren erheblich vermehrt. Die meisten großen Staaten haben sich, zum guten Theil im Hinblick auf die sozialdemokratische Agitation, veranlaßt gesehen, die gesetzliche Ordnung der Arbeitsverhältnisse mehr oder minder kräftig in die Hand zu nehmen, England ist sogar mit der Ein- führung des achtstündigen Arbeitstages in dm Staatsbetrieben vorangegangen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann andere Staaten sich dazu bequemen werden, die gleiche Bahn einzu- schlagen. Es ließe sich noch an zahlreichen anderen Thatsachen der Nachweis von der wachsenden Macht der proletarischen Bewe- aung führen; es bedarf dessen jedoch für denjenigen nicht, der sehen will. Daß morgen kein allgemeiner Ruhetag der Arbeiter ist, daß die proletarische Maifeier sich meist aus abendliche Ver- samnilungen, Unterhaltungen und dergleichen beschränken muß, das ist wirklich kein Beweis für die Schwäche oder den Rückzug der Bewegung und statt darüber zu spotten, sollte man sich in den bürgerlichen und in den behördlichen Kreisen lieber ernstlich fragen, ob es wohl- gethan sei, den Arbeitern die Feier, so wie sie die- selbe am liebsten haben inöchlen, unmöglich zu machen, man sollte überhaupt ernstlich mit sich zuRathegehen, ob man bisher dasRechteund das Mögliche gethan, um die Bewegung des Proletariats, die mit Gewalt zu unterdrücken nun und nimnier möglich sein wird, in die rich- tigen Bahnen zu leiten." Auf den richtigen Bahnen befinden wir uns allerdings, man gebe uns nur alle Rechte und Freiheiren, welche die herrschenden Klassen haben und wir werden die„richtigen Bahnen"— die gesetzlichen Wege— niemals verlassen. « Tie Sozialdemokraten zn Frankfurt a. M., welche sich seither an de» Wahlen zur Stadtverordneten-Versammlung nicht betheiligten, haben in einer außerordentlichen Generalversamm- lung des sozialdemokratische» Vereins folgende Resolution be- schloffen:„In Erwägung, daß es das allseitige Interesse des arbeitenden Volkes dringend gebietet, sich überall, auch in der Gemeindeoersammlung, eine Vertretung zn erringen, beschließt die Versammlung des sozialdemokratischen Vereins, daß die sozial- demokratische Partei in Frankfurt sich bei der nächsten Stadt- verordnetenwahl mit aller Entschiedenheit betheiligt nndnur solche Kandidaten unterstützt, die sich unbedingt zum Parteiprogramm der Sozialdemokratie bekennen. In Rücksicht hieraus werden alle hiesigen Parteigenossen, die das Bürgerrecht in der Stadtgemeinde noch Nicht besitzen, aber in der Lage sind, dasselbe zu erwerben, dringend ermahnt, sofort die nöthige» Schritte zu unternehmen, um dieses Recht bezw. die hierzu erforderliche Staatsangehörigkeit zu erlangen. » Ein„Ordnu»gS-K,'.r!cll" gegenüber der Sozialdemo- kratie will man im Wahlkreise Plauen zu stände bringen. Bei einer vertraulichen Besprechung der Konservativen und Nationalliberalen wurde dem„Leipz. Tagebl." zufolge eine Eiui- gung dahin erzielt, daß ein der konservativen Richtung an- gehörender Herr gemeinsam als Reichs tagskandidat ausgestellt werden soll.' Sollte dieser ablehnen, so besteht eine weitere Gemeinsamkeit vorläufig nicht.„Es ist aber," fügt das national- liberale Organ hinzu,„gegründete Hoffnung vorhanden, daß der in Aussicht genommene Herr im Interesse der Sache die Kandidatur annehmen und so zu einem Zusammengehen der beiden„staatserhaltenden Parteien" Veranlassung geben wird."— Das Zusammengehen wird aber wohl nichts nützen. Die Sozialvemokratie dürste im ersten Wahlgange den Sieg davon tragen. », » Ter Fortschritt der Sozialdemokratie wird je nach Um- ständen von der gegnerischen Presse geleugnet, dann und wann von ihr aber auch zugegeben. Einmal sucht sie ihre Leser zu beruhigen, damit sie sich ruhig dem Genüsse ihrer„erworbenen" Güter hingeben mögen, ein andermal treibt sie aber auch die schlotternde Angst, das stete Wachsen der proletarischen Bewegung ihren Lesern vor Augen zu führen. Die„Kölnische Volkszeitung", die sich im allgemeinen eines sachlichen Urtheils über die sozial- demokratische Bewegung befleißigt, schreibt in einem Leitartikel über die„Maifest- Literatur" folgendes:„Durch all die Fest- artikel und Festgedichte, wie auch durch die offiziellen Kund- gedungen der Parteileitungen zieht sich wie ein rother Faden der Glaube, daß der Sieg der Sozialdemokratie nahe sei. Am Schlüsse seines Artikels sagt genanntes Blatt:„Es ist unver- kennbar» und«in Blick in die sich mächtig entwickelnde sozial- demokratische Presse und Agitationsliteratur lehrt es, daß die internationale Organisation der sozialdemokratischen Arbeiter- fchast in den letzten sünf Jahren seit dem internationalen Pariser Sozialistenkongreß, aus welchem die Parole der internationalen Maifeier ausgegeben wurde, sehr große Fortschritt« gemacht hat und daß die gesammte wirthschaftliche und soziale Entwickelung der letzten Jahre der Sozialdemokratie außerordentlich zu statten gekommen ist." »« * Solidarische Buchdrucker. Die organisirten Buchdrucker O f f e n b a ch s nahmen einstimmig folgende Resolution an: „Die heutige Versammlung der Mitgliedschaft Offenbach mißbilligt ganz entschieden die Polemik des„Correspondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer" mit einigen sozial- demokratischen Organen wegen der Leipziger Lokalfrage, um so mehr, als sie der Ansicht ist, daß der thatsächlich unsolidarische Beschluß der Leipziger Kollegen zunächst Lokalsache dieser war und als solche hätte geregelt werden müssen. Sie bedauert, daß das Vereinsorgan an maßgebender Stelle eine Angelegenheit vertrat, die mit den Jnter- essen des Gwerkvereins absolut nichts zu thun hatte, sondern diesen in dem Ansehen der Arbeiterschaft Deutschlands mehr geschadet wie genützt hat. Schließlich erklärt die Ber- sammlung den Beschluß der Leipziger Kollegen als nicht ausgehend vom allgemeinen Soli» daritätsprinzip zu betrachten und wünscht, es möge denjenigen Kollegen, welche auf dem Standpunkt st ehe», als Buchdrucker auch Ar- beiter sein, gelingen, diesen für die gewerk- schaftliche wie politische Bewegung sehr ge- fährlichen, für unsere Gegner nur eine Waffe bietenden Beschluß rückgängig zu machen." »» » Todteuliste der Partei. London . Unser Genosse, der Liederchor-Dingent Friedrich Flick , starb am 13. April. Am 20. April gaben ihm die Genossen das letzte Geleit; ungefähr 200 Mann stark hatten wir einen Extrazug von Kings Grott nach Fenchley-Kirchhof genommen. Genosse R a ck o w hielt am Grabe dem Dahingeschiedenen in warmen Worten die Leichen- rede. F. Flick war nur ein schlichter Arbeiter— Sattler—. jedoch leitete er mit großem Geschick 4 Gesangvereine. Die Londoner deutsche Arbeiterschaft. bewahrt ihm ein treues Andenken. «« ». Polizeiliches, Gerichtliche» it. — Wegen Beleidigung des Pfarrers Köhler wurde der Geiiosse Wilhelm Leven-Gera, Redakteur der „Reuß. Tribüne" vom Landgerichte zu zwei Monate Gefängniß. vernrtheilt. Die Beleidigung sollte in einem Artikel betitelt: „Sedanrummel unserer Mordpatrioten" begangen worden sein. — Genosse H e i n e- H a m b u r g hat in seiner Eigenschaft als verantwortlicher Ridakleur des„Hamburger Echo" wegen Beleidigung des Hamburger Senats ö Monate Gesängniß zu» diktirt erhalten. Vermistkzkes. Zur Cholera. Die amiliche„Gazeta " wird morgen den Bericht des ärztlichen Delegirten Spaniens Montaldo veröffent- liehen, in welchem konstatirt wird, daß die in Liffabon herrschende Epidemie gegenwärtig noch milde auftritt, daß sie aber für die Zukunft bedrohlich sei, da es sich wirklich um asiatische Cholera handle. Athen , S. Mai. Die Erderschütterungen werden schwächer; man hofft, daß die Erdbeben-Periode ihrem Ende zuneigt. Ueber die Lage der eingeschlossenen Höhlenforscher in der Luglochhöhle wird gemeldet, daß man allgemein der An- ficht ist, die Eingeschlossenen seien bereits dem Tode oerfallen. JiiBeantivortung einerJnterpellation, die im österreichlschenAbgeord- netenhause bezüglich des Falles erfolgte, schilderte der Minister deS Innern Marquis de Bacquehcm die bisher' angestellten Reltungs« arbeiten und hob hervor, daß seitens der Grazer Etatthalterei alle bei den geologischen und hydraulischen Verhältniffen in Semriach und dessen Umgebung möglichen Maßregeln zur Rettung der Eingeschlossenen versucht wurden, daß aber trotzdem nur ge- ringe Aussicht auf Gelingen des Rettungswerkes vorhanden sei. Unter der Bevölkerung macht sich ein lebhafter Unwille gegenüber den Behörden geltend, weil sie namentlich im Anfang dem Rettungsiverke unthätig gegenüber gestanden haben sollen. Die Stadt Braila war am Montag der Schauplatz eines wahrhaft entsetzlichen Unglücksfalls, der allüberall in der Be- völkerung die größte Aufregung und Bestürzung hervorrief. Es mar der griechische Ostermontag, und da herrliches Wetter herrschte, unternahnien zahlreiche Bewohner von Braila Ausflüge zu Schiff, und natürlich herrschte auf dem zwischen Braila und Galatz verkehrenden Dampfer der größte Andrang. Als derselbe nun schon fast ganz gefüllt war und die Signalglocke zur bevorstehende» Abfahrt ertönen ließ, stürmte die große Menschenmenge, die sich noch auf der Schiffbrück« befand, so heftig vorwärts, daß der Steg barst und nahezu zweihundert Menschen, die auf demselben standen. unter niarkerschülterndem Geschrei in die Donau fielen. Es folgte nun eine unbeschreibliche Szene; im ersten Augenblick war die allgemeine Bestürzung so groß, daß kein Mensch an die Rettung der Vernnglückteii dachte und erst nach einer geraumen Weile gingen die Matrosen ans Retlungswerk. Indessen waren aber viele Personen von den Wellen der Donau fortgerissen und nur wenigen des Schwimmens Kundigen gelang es, an das Ufer zu gelangen. Es war ein grauenvoller Anblick, als man einige Menschen ertrinken sah, die noch andere mit sich in die Tiefe risse», an welche sie sich geklanimert hatten. Die Zahl der Er« trunkenen konnte bisher nicht festgestellt werden. BiS gestern Abend waren zehn Leichen an das Ufer geschwemmt waren. In ganz Braila herrscht tiefe Trauer. TaS Erdbeben in Griechenland . Am Mittwoch Abend 0 Uhr wurden drei neue Erdstöße verspürt. Auf Euböa öffneten sich etwa 100 neue mineralhaltige Quellen. Die Bewohner fliehen erschreckt aus die Berge. Das Erdbeben dauert ununterbrochen fort nnd nimmt eine» immer weiteren Umfang an. Täglich laufen neue, das fortschreitende Elend in den betreffenden Gegenden schildernde Nachrichten ein. Dabei sind die Erderschütterungen von un- geheuerem Getöse begleitet. Eiscnbahu-UngliiS. Amsterdam , 2. Mai. Zehn Kilo- meter vor Amsterdam erfolgte ein heftiger Zusammenstoß zwischen dein Brüsseler Expreßzuae und einem Güterzuge. Mehrere Petroleumfässer, die sich in letzterem befanden, geriethen in Brand. Mehrere Personen sind verwundet worden. Von dem Personen» zuge blieben nur drei Wagen unbeschädigt. Bergistunae» durch Vanille. Bei den Arbeitern, welche mit der Zurichtung von Vanille beschäftigt sind, entsteht nicht selten an Händen und Gesicht eine entzündliche Hautaffektion; diese kann zweierlei Ursprungs sein. Einmal soll ein kleines Insekt, das hänstg in der Vanille angetroffen ivird, diese Ent- ziindung hervorrufen; es dürste dies indesseii sehr unwahrschein- lich sein, da die Hautkrankheit viel zu heftig auftritt und auch nicht diejenigen Erscheinungen darbietet, welche man sonst bei den durch Jn>ekten verursachten Hautkrankheiten beobachtet hat. Sie scheint auch nur von den geringeren Handelssorten auszugehen und daher dürste die zweite Annahme«her zutreffe», daß nämlich die Ent» züiidung durch das Oel der Samen von Xnaoaräinm occidentali (Cardol) hervorgebracht wird, da die schwarze Farbe der geringeren Vanillesorten nicht selten eben durch dies Cardol hergestellt wird.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten