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2. Beilage zumVorwärts" Berliner Volksblatt. Ur. 103. Sonntag, den 6. Mai 1894. 11. Jahrg. Die Maifeier. Maifeier in Deutschland  folgende Nachrichten Ueber de« Verlauf der liegen uns weiter noch vor: KottbuS  . Die Maifeier war von 1200 Personen besucht. Referent Genosse Kadelbach; nach der Versammlung Fest- kommers. Fürstenwalde. Die zum Abend einberusene Volksversammlung war von über 600 Personen besucht. Genosse M e tz n e r- Berlm sprach über die Bedeutung des Tages, dem sich Gesangsvorträge, welche vom Gesaugverein Liedeslust aus- geführt wurden, und Deklamationen anschlössen. Lands- i> e r g a. 29. Die am Abend bei Rothenburg   abgehaltene Ver­sammlung war sehr gut besucht. Der Saal>ar der Feier des Tages eulsprechend dekorirt. Genosse P a e tz e l» Berlin   wies in 1>/- stündiger Rede aus die Bedeutung des Tages hin. Nächsten Sonntag findet noch ein Ausflug statt. Stettin  . Die Versammlung am Morgen des I.Mai, in welcher Genosse K ä m i n g sprach, war von 200 Personen besucht. Bremerhaven  . Am Nachmittag fand hier eine Ver- sammlung statt, besucht von einigen hundert Personen. Referent: Genosse Schmal selb t. Der für Bremerhaven   polizeilicher- laubte Festzug gestaltete fich zu einer gewaltigen Demonstration. Tie Ausstellung aus dem Siegesplatz selbst ging ohne jede Störung von statten, willig, ohne irgend welche Bemerkungen wurde den Weisungen der Ordner Folge geleistet. Die Polizei war außerordentlich stark vertreten, eine Vorficht, die unseres Er« achtens vollständig überflüssig war. Die Beamten zeigten jedoch vom Inspektor herab bis zum Hafenpolizisten ohne Ausnahme ein Entgegenkommen, welches anerkennend hier hervorzuheben wir nicht unterlassen wollen. Leider läßt ja bei derartigen Anlässen die heilige Hermandad ihre Macht die Arbeiter oft in eben nicht gerade angenehmer Weise fühlen. Das Verhalten der Bremerhavener   Behörde stach daher um so vortheilhaftcr hiervon ab. Der Festzug wurde von den beiden Vorsitzenden des sozial- demokratischen Vereins, den Genossen Schröder und Gehr eröffnet, sodann folgte ein Musikkorps und hierauf die aus den Genossen Schmalfeldt  , Haverkamp und Hilker bestehende Deputation der politischen Partei. Hinter dieser schritt ein Genosse mit einem gut ausgeführten Transparent, auf der einen Seite des letzteren las man die WorteHoch der Achtstundentag", auf der anderen Gleichheit, Freiheit. Brüderlichkeit". Gegen 160 Frauen und Mädchen hatten sich dem Zuge angeschlossen. Auf die Abtheilung der Frauen und Mädchen folgte im Festzuge der Arbeitersänger- bund und an diesen schlössen sich die übrigen Vereine und Ge- werkschasten mit ihren Fahnen, Emblemen zc. an. In regel­mäßigen Zwischenräumen war ein Musikkorps und zwar im ganzen sieben oder acht eingestellt. Die Musikkapelle intonirte beim Abmarsch das allgemein bekannte Kampfes- und Siegeslied der Arbeiter und ruhigen, festen Schrittes durchzogen die Demon- stranten die Straßen der Stadt. Die Zahl der Demonstrirenden betrug 3S00- 4000. Die Straßen waren dicht gedrängt voller Zuschauer, es schien, als sei ganz Bremerhaven   auf den Beineu. In mehreren Straßen waren die Häufer festlich geschmückt durch Fahnen, Guirlanden, Transparente. Inschriften:c. Der Umzug dauerte ca. 3/r Stunde. Gegen 9 Uhr war man beim Kolosseum angelangt. Dort fand das Fest durch Konzert, Ball und eine Festrede seinen Abschluß. Herford  . Zirka 400 Theilnehmer fanden sich ei», um das Fest der Arbeit zu begehen. Stendal. Zur Feier des 1. Mai fand Zlbends 8 Uhr eine öffentliche Volksversainmlung statt, welche von 300 Personen besucht war. Genosse Hinze- Magdeburg sprach über die Bedeutung des achtstündigen Arbeits- rages. Eine entsprechende Resolution wurde angenommen. Goslar  . Hier waren 250 Personen, in Zellerfeld 200 Personen versammelt, um das Maisest zu begehen. Gießen. Die Volksversammlung war sehr gut besucht; Reserent war Gen. Orbig. Dessau  . Hier hielten die Kinder am Abend einenAcht- stunden-Fackelzug". Einige hundert Kinder waren mit Stock- laternen versehen, deren jede mit einer großen 3 bemalt war. Gerade diese Kinderdemonstration hat bei den bürgerlichen Parteien arg verschnupft; esdiskrediiire" die Achlstunden- Bewegung. Löbtau  . Früh 7 Uhr Sainmlung in Kämpfe's Restaurant, von da Zug nach dem Trianon. Nachmittags Betheiligung am Festzug. Abends Versammlung im Gambrinus. Verlaus glänzend. Sebnitz. Maifcst in der Greuadierburg, zirka 80 Theilnehmer. Festrede, Vorlesung. Gesang vom Sängerklub Vorwärts". Steinigtwolmsdorf  . Zum ersten Mal wurde hier der 1. Mai gefeiert. Durch Gesänge, Ansprachen und Deklamationen gestaltete sich die Feier zu einer erhebenden. Ottindorf-Okrilla. Versammlung am 29. April von 3S0 Personen besucht. Referent Genosse Fräßdorf. Resolution angenommen. In N e u n k i r ch c n begann die Festlichkeit Nachmittags 4 Uhr. Saal vollstäudig gefüllt. Gersdorf. Versammlung im Garten des Waldschlößchen, 200 Personen. Reserent Rosenow. Bautzen. Die Maifeier-Versammlung ver- lies bei zahlreicher Betheiligung äußerst harmonisch und begeisternd. L ö b a u. Festversammlung 600 Personen. Refereut Schulze- Kossebaude. Resolution einstimmig angenommen. Nach Schluß der Versammlung Kommers. Verlauf glänzend. Reichenau bei Zittau  . Versammlung imGasthof zum Roß", Lokal ge- füllt, ca. 230 Personen, darunter zahlreiche Frauen. Referent H. Krüger-Dresden  . Resolution einstimmig angenommen. Nach der Versammlung fand Kommers statt. Bühlau. Die von ca. 2S0 Personen besuchte Festversammlung nahm die Resolution einstimmig an. Pen ig. Eine am l.Mai imSchützenhaus" abgehaltene, von etwa 200 Personen besuchte Volksversanimlung nahm einstimmig eine Resolution zu gunsten des Achtstundentages an. An die Versammlung schloß sich ein Kommers an, zu wel- chem die vorgetragenen Lieder nach der Prüfung des Stadtrathes zu Penig  nicht geeignet und nicht bestimmt sind, zum Umsturz der bestehenden Staatsverfassung aufzureizen oder gegen andere Gesellschaftsklassen Haß zu erregen". Die so geprüften Lieder sind der Sozialistenmarsch, Marseillaise  , Arbeitsmänner jc. Chemnitz  . Der Verlauf der Maiseier war im ganzen Erzgebirge   ein der Würde der Arbeiterbewegung entsprechender. Im 16. Wahlkreise(Chemnitz  ) am 1. Mai Versammlungen, von denen die Behörde eine Anzahl unter allerlei Vorwänden verbot. Am 3. Mai Festlichkeiten. Große Lokale von feiten der Gegner abgetrieben; gleichwohl ca. 20 000 Festtheilnehmer aus den Beinen. In allen größeren Orten des Erzgebirges Masten- Versammlungen, in den kleineren Orten Zusammenkünfte bei Ge- sang und Deklamationen. Die Polizeibehörde hat, offenbar aus höhere Anweisung, wo es anging, mit gewohnter Schneidigkeit verboten. In Chemnitz   selbst waren Vormittags in 8(meist kleinen) Sälen 3000 Personen versammelt. Am Orte steht kein größerer Saal zur Verfügung. In dem einzigen größeren Saal sollte Abends Festrede und Kommers stattfinden, wurde aber am Nachmittag verboten. Große Aufregung herrscht darüber in Arbeiterkreisen. Elberfeld  . Die Morgenversammlung war sehr stark be- sucht. Nachmittags fand ein Ausflug statt. Die Theilnehmerzahl belief sich auf 1300. Barmen. 300 Genoffen unternahmen am Nachmittag«inen Ausflug. Die um ö Uhr Abends anbe- räumten Versammlungen waren von über 1000 Personen besucht. Der Anfang allgemeiner Arbeitsruhe ist gemacht und dürfte jedenfalls in den nächsten Jahren größeren Umfang annehmen. Q u a k e n b r ü ck. 1. Mai, Abends 3 Uhr, Versammlung; der allerdings kleine Saal konnte die Theilnehmer nicht alle fassen, ein Theil hörte das Referat auf dem Hausflur an. Re- serent: Genosse Schrader-Bramsche. Nach der Versamm- lung blieben die Theilnehmer noch in fröhlicher Stimmung beisammen. Bramsche   bei Osnabrück  . Ami. Mai Nachmittags fand eine von Arbeiterinnen und Arbeitern zahlreich besuchte Versammlung statt. Referent: Genosse Göbel-Hannover. Nachher Festkommers. Betheiligt waren 230230 Personen. Mülheim   a. Rh. Gleich den Arbeitern aller Länder be- absichtigten auch die Arbeiter Mülheims eine Maifeier zu ver- anstalten, und zwar durch eine Festlichkeit am Abende des 1. Mai. Aber im Rathe der Götter war es anders beschlossen. Die Fest- lichkeit wurde verboten mit der Motivirung, daß das Lokal nicht polizeilich abgenommen sei. Wenn es uns auch nicht vergönnt war, den I. Mai in einer, seiner Bedeutung entsprechenden Weise zu feiern, so haben sich die in einer Anzahl von einigen Hunderten erschienenen Genossen und Genossinnen doch bis zum Eintritt der Polizeistunde in zwangloser Weise recht vergnügt unterhalten. Worringen. Zur Feier des I.Mai hatten sich die hiesigen Genossen zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen- gefunden. Nach Beendigung desselben unterhielten sich die An- wesenden noch mehrere Stunden durch entsprechende Vorträge und Lieder und trennten sich mit dem Versprechen, mit allen Kräften für die Ausbreitung unserer Ideen aus dem platten Lande thätig zu sein. Aus dem zweiten badischen Reichstags- Wahlkreise Furtwangen   geht uns ein Schreiben der dortigen Parteigenossen zu, in welchem dieselben bedauern, dem Beschluß des Kölner   Parteitags nicht nachkommen zu können. Die Arbeiter wohnen dort alle zerstreut im Gebirge(Schwarz- wald) und sind somit naturgemäß noch weit mehr der Willkür der Unternehmerschaft preis gegeben. Um ihre Solidarität zu bekunden, haben die Genossen des gedachten Kreises beschlossen, 10 pCt. ihres Tagelohns der Parteikasse zuzuführen. Stuttgart  . Die Versammlung am Morgen war von einigen Hunderten besucht. Die Feier des Abends fand im Zirkus statt. 23 Gesangvereine hatten sich zur Verschönerung des Festes zur Verfügung gestellt. Die Festrede hielt Genosse Karl Kloß  . Nürnberg  . Die zwei Versammlunge», welche anläßlich der Maifeier hier stattfanden und in denen Genosse Grillen- b e r g e r und O e r t e l referirten, erfreuten sich eines massen- hasten Besuchs. In beiden wurden gleichlautende Resolutionen angenommen. Oesterreich. Aus Graz telegraphirt das Wolff'sche Bureau, das die Maifeier übrigens todtgeschwicgen hat: Einundzwanzig Arbeiter, welche an den Ausschreitungen gelegentlich der Maiseier theilgenomme» hatten, wurden theils zu Kerker, theils zu Arreststrafen verurtheilt. Ueber die Vorgänge in Graz liegt uns leider kein un- parteiischer Bericht vor. Wir müssen, natürlich unter allem Vor- behalt, deshalb einen von der österreichischen   Regierung inspirirten Bericht hier folgen lassen. Derselbe lautet: Die am I. Mai, Vormittags, stattgehabten Versammlungen nahmen einen ruhigen Verlauf, bei den Zuzügen der Arbeiter zu den Festen in den Annensälen, in der Pnntigamer und Stein­felder Bierhalle war jedoch die Wache schon bemüssigt, cinzu- schreiten, weil die Arbeiter der Glasfabrik trotz wiederholter Aufforderung der Wache eine w.itgedrachte Standarte nicht weg­geben wollten. Als nach 7 Uhr Abends die Arbeiter in Gruppe» abzogen, mußte die Wache wiederholt einschreiten, theils weil die einzelnen Gruppen schreiend und johlend durch die Gaffen zogen, theils weil einzelnen wieder Standarten mit Bändern vorangetragen wurden. In der Volksgartenstraße nahm ein Wachführer einer Arbeiterin eine solche Standarte ab, wobei er von einer anderen mit dem Regenschirme auf den Kopf geschlagen wurde. Als er die Excedcntin für arretirt erklärte, wurde er von den Umstehenden umringt, mit den Regen- schirmen bedroht und geschlagen. Die herbeieilenden Wachen waren genöthigt, die Waffe zu ziehen, um den Wachführcr zu befreien.Z Bald darauf exzedirten aus den Annensälen ausziehende Arbeiter und bewarfen die Wachmänner mit Steinen, wobei Wachsührer Strehly und Wachmann Wanlo   schwer verletzt wurden. Gegen die Exzedcnten rückte ein Zug Infanterie unter Kommando eines Lieutenants ab. Diesem gelang es, die Ex- zedenten zu zerstreuen, wobei der Arbeiter Gruber, welcher ein Mädchen mit einem Steinwurfe verwundet hatte, arretirt wurde. Unter johlendem Geschrei zog nun die Menge in die Rauber- gaffe, welche aber an ihrenZugängen mit Militär be- setzt war. Als die Massen immer heftiger andrängten, ging daS Militär mit aufgepflanztem Bajonnet vor und drängte die Exzedenten zurück. Nach 11Vs Uhr war die Ruhe in der ganzen Stadt wieder so weit hergestellt, daß die aus- gerückten Militär-Bereilschaften in ihre Kasernen zurückkehren konnten. Außer den bereits genannten zwei Wachmännern wurden bei den Exzessen noch neun andere verletzt. Verhaftungen wurden im ganzen 37 vorgenommen; von den Verhafteten waren zwei durch Säbelhiebe leicht verletzt. Uugar»(Kroatien  ). Aus Agram wird uns geschrieben: In Agram verlief rie Wtaiseier großartig. Die Vormittag- Versammlung war von über 2000 Personen besucht worden; am Nachmittag fand ein Festzug statt, an dem ebenso viel Personen theilnahmen. In der Resolution der Versammlung werden ge- fordert der Achtstundentag, Politische Rechte, Allgemeine Ab­rüstung. Viele Hundert Bauern waren anwesend. Auch Deputationen von Bauern aus dem Lande waren erschienen. Die Bourgeoisie ist verblüfft und schimpft. Im Lande wurde die Maifeier ferner begangen in Barasdin, Poprenitz, Effeg, Slatina und in Brod an der Save. Polizeilich verboten wurde die Maifeier, soweit bis jetzt Nachrichten vorliegen, in Petrinja, Fiume, Lissek. Schweiz  . Unser regelmäßiger Korrespondent schreibt uns: , Di« diesjährige Maifeier hat in der Schweiz   in der Hauptsache denselben Verlaus genommen wie in den früheren Jahren. In erster Linie steht wieder Zürich  , wo am Vor- mittag im Kasino Außersiehl vor 1000 Personen Beck und ein Italiener Ansprachen hielten und mehrere Arbeiter- Gesangvereine Lieder vortrugen. An die Versammlung schloffen sich die Fahnenweihen der Spengler und Anstreicher. Am Nachmittag zählte der Festzug 3000 Theilnehmer und neben 40 Fahnen und Emblemen wurde auch eine schwarzeFahne mitgeführt, aber von der Polizei konfiszirt und der Fähnrich ver- hastet. Seidel und ein Italiener referirten. In Winter- t h u r fand am Abend eine von 500 Personen besuchte Ver- sammlung statt, in welcher ebenfalls Seidel redete. Die hier wie in Zürich   angenommene Resolution lautet:Die heutige Maifest-Versammlung fühlt sich«ins mit allen nach Freiheit und Gleichheit ringenden arbeitenden Menschen der ganzen Welt. Sie sendet allen Maifeiernden ihre besten Grüße und verspricht mit aller Kraft für den gesetzlichen Achtstundentag und für den demokratischen Sozialismus im Lande Tells zu wirken." Der Festzug in St. Gallen   zählte etwa 300 Mann. In der Ver- sammlung referirte Anzett über die Entwickelung der Arbeiter- schutz-Gesetzgebung. In Basel   zählte der Festzug 1000 Mann und neben anderen Fahnen wurde auch eine schwarze mitgeführt. ImPlatanenhof" sprach L a n g, in der Burgvogtei Greulich. Der B e r n e r Festzug zählte 900 bis 1000 Theilnehmer und führte ebenfalls eine schwarze Fahne mit der In- schrift:Nieder mit dem Thron, dem Altar und dem Geldsack" mit. Die Festrede hielt Redakteur Steiger aus Basel  . In Chur   sprach vor 330 Mann Wullschleger aus Basel  . In Kreuzlingen   sprach Werner aus Winterthur  , in Z u g Redakteur Brandt aus St. Gallen  , in Romanshorn Beck aus Zürich  . Der Fest- zug in L u z e r n zählte 300 Theilnehmer, die Festrede hielt StaatsanwaltKeßler aus Solothurn  . In Grenchen  . wo meistens Uhrenarbeiter beschäftigt sind, beiheiligten sich 1300 Arbeiter und Arbeiterinnen am Zuge. Aus dem Feste redeten Siegenthaler und Adjunkt Schwitzguebel. Der Lausanner   Festzug zählte WA) Theilnehmer. In der Markthalles sprachen F a u q u e z in französischer und Heinrich Schmidt aus Zürich   in deutscher Sprache. Die angenommene Resolution lautet:Die heutige Festversammlung steht zu den Forderungen deS Achtstundentages, der Bekämpfung des Mili- tarismus, der Erweiterung des Fabrikgesetzes, Wahl der Fabrik- inspekloren durch die Arbeiter, Recht auf Arbeit und unentgelt- liche Krankenpflege." In Gens zählte der Festzug 1000 bis 1200 Theilnehmer. Der französische   Abgeordnete(Chauvin, welcher die Festrede halten sollte, kam verspätet an. An seiner Stelle sprachen B o m m e l i aus Lyon   und S i g g aus Genf  . Von anderer Seite wird noch über die Maiseier in Luzer» das folgende berichtet: Die Maifeier ist glänzend verlaufen. Das Wetter war etwas regnerisch, aber trotzdem waren an dem Zuge mindestens 300 Arbeiter betheiligt. An der Spitze die rothe Fahne des Ge- wcrkschaftsbundes nebst 11 Fahnen der verschiedenen Gewerk- schaften und Vereine. Die Musikkapelle des Grüllivereins spielte dem Zuge voran; so zogen wir durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Löwengartenhalle. Zirka 100 italienische Ar- beiter waren betheiligt, welche mit den hiesigen Maurern und Handlangern einen Verein gebildet haben. Als Referent zu der Feier des Tages war vom Bundeskomitee des Schweizerischen Gewerkschastsbundes ein schweizerischer Staats- an w alt, unser Genosse Dr. Keßler aus Solothurn  , abgeordnet. welcher in sehr verständlicher Weise die Bedeutung der Maifeier klar legte und dann aber auch nicht unterließ, die Bundesversamm- lung einer gehörigen Kritik zu unterziehen und den anwesenden heimischenArbeitern dringend empfahl, in Zukunft nur auf sich selbstzu hoffen, denn die Herren würden nie etwas für die Arbeiter thun. Am Schlüsse seiner schönen Rede meldete sich ein Italiener zur Ucbersetzung, ihr folgte allgemeiner Jubel unter diesen Arbeitern. Eine Depesche aus Grenchen   bei Solothurn   meldete einen Festzug von 1000 Arbeitern, was ebenfalls übersetzt wurde, und so war die Freude groß unter allen Anwesenden. Durch verschiedene Eesangvorträge von Mitgliedern deS Allgemeinen Arbeitervereins wurde das Fest in schönster Weise zu Ende geführt, und um 6 Uhr ordnete sich der Zug zum Abmarsch bis aus einen Saminel- punkt in der itteinstadt, wo die Auflösung erfolgte. Belgien  . Aus Gent   wird dem Bureau Herold telegraphirt: Am 3. Mai fand abermals ein sozialistischer Umzug statt, an welchem sich etwa 4000 Arbeiter, Frauen und Kinder betheiligten. An der Spitze des Zuges wurde eine Tafel getragen, welche mit der Inschrift:Platz den Arbeitern" versehen war. Dann kamen sechs Arbeiter zu Pferde mit rothen Fahnen� in der Mitte deS Zuges ging ein Trupp junger Mädchen, mit rothen Freiheits- mutzen geschmückt. Italien  . Aus Rom   wird uns berichtet: Seit vielen Jahren war es hier unmöglich, die Arbeiter in großen Versammlungen zu sammeln, ohne daß infolge des provo- katarischen Auftretens der Polizei Unruhen zu vermeiden geweien wären. Diesmal aber gelang es, am 1. Mai eine von 200 Ar- beitern besuchte Versammlung vor dem Thore San Paolo ab- zuhalten. Die Genossen Vittorio Vollini und Andrea Costa  hielten die Festreden. Zwei Redner traten hierauf auf, ein radikaler Bäckermeister, der gegen die Theilnahme der Arbeiter und gegen die Erkämpfung der politischen Macht sprach. Wegen des entschiedenen Widerspruches der Versammlung konnte er seine Rede nicht beendigen. Der zweite Redner, ein Arbeiter, forderte die Arbeiter zur Einigkeit auf und zum Zusammenstehen im Kampfe gegen den Militarismus und die Bourgeoisie. Hieran schloß sich durch mehrere Stunden geselliger Verkehr der Festgcnoffen, woraus die Rückkehr in die Stadt in vollster Ordnung angetreten wurde. Außerdem wurden in Rom   noch sechs andere Versammlungen abgehalten. Die Genossen in der Hauptstadt Italiens   sind über den Verlauf ihrer Maifeier mit Freude erfüllt und versprechen sich für die nächste Zeit große Fortschritte der sozialistischen   Idee am Sitz« des Papstes und des Königs von Italien  . England. In London   soll die Haupt-Maifeier erst am Sonntag 6. Mai stattfinden, was allerdings nach den Beschlüssen des Züricher   Kongresses einigermaßen befremden muß. Man erinnert sich, daß die englischen Delegirtcn entschieden für den 1. Mai eintraten, nachdem sie sich überzeugt hatten, daß dies der feste, einmüthige Wille der Arbeiter aller Länder des Fest- lands war. Um die Abweichung von dem Beschluß etwas zu mildern, soll mit der Achtstunden-Resolution auch eine Resolution zu gunsten des Allgemeinen Wahlrechts verbunden werden eine Abweichung bleibt es jedoch unter allen Umständen, und Liebknecht, der zum Hydepark-Meeting eingeladen war, sah sich deshalb außer stände, die Einladung anzunehmen. Nur dieSozialdemokratische Federation" hielt am 1. Mai fest, wird sich aber auch an der Sonntagsfeier betheiligen. Zur Feier des 1. Mai fanden sich am Themse  -Ufer etwa 2000 bis 3000 organisirte Arbeiter ein, die mit Fahnen und Musik nach dem Hydepark zogen. Unterwegs schlössen sich von allen Seilen herankommende Abtheilungen an, und im Hydepark war eine stattliche Menge versammelt, die sich in zwei große Versamm- lungen theilte und einstimniig unter brausendem Jubel folgende Resolution annahm: Die Versammlung sendet ihre brüderlichen Grüße nach allen Ländern und wünschl hiermit, daß der 1. Mai als iuter» nationaler Arbeiter-Ruhetag in Zukunft gefeiert werden möge. Norwegen  . Ueber die Maidemonstration in Christiania   geht uns noch der folgende Bericht zu: Hier fand am 1. Mai ein großer Demonstrations-Umzug für den achtstündigen Arbeitstag statt. Es geschah nun zum fünften Male, daß ans diese Weise für die Verkürzung der Arbeitszeit Propaganda gemacht wurde. Die Volksmenge, gegen 3000 Per- sonen und ungefähr 30 Korporationen mit Fahnen