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der Arbeiterschaft, aus der sich die erdrückende Mehrheit der

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Was der kriegsbeschädigte Arbeiter vom Staate oder von schossen wurden. Bier sah man steuerlos fallen, ohne daß ihr Sturz Hilfeheischenden rekrutieren wird, ist der Verfasserin auch nicht seinen eigenen Organisationen empfängt, ist ein echt. bis zum Erdboden verfolgt werden konnte. Zwei endlich wurden unbekannt, wie aus mancher Stelle ihrer Arbeit hervorgeht. Was andere ihm ohne Pflichtleistung seinerseits geben, ist zum Landen gezwungen. Im Laufe dieser Kämpfe schoß Feldwebel Frau Dr. Salomon wird sich auch sonst über die Schwie ihm eine milde Gabe". Er unterscheidet scharf zwischen ge- sein 7. südlich von Souain  , Feldwebel Tarascon   sein 6. südwestlich Dorme sein 11. deutsches Flugzeug bei Goyencourt, Leutnant Deullin rigkeiten nicht täuschen, die der Durchführung ihrer Wünsche setzmäßiger Hilfe oder Selbsthilfe und Wohltätigkeit. Dr. von Horgny ab. Ein viertes Flugzeug, das als abgeschossen ge­entgegenstehen. Vor allem harrt die Frage der äußeren or Salomon dagegen scheint diese Trennungslinie nicht mit der meldet wurde, zerschellte südwestlich von Rocquigny auf dem Boden. ganisatorischen Form für die neue soziale Hilfstätigkeit der gebotenen Schärfe zu ziehen. In der Gegend von Verdun   griff Feldwebel Renoir aus nächster Lösung. Die Verfasserin begnügt sich mit Andeutungen dar- Daß der Arbeiter selber etwas zu schaffen vermochte, wo- Nähe ein deutsches Flugzeug an und brachte es in den deutschen über. Fühlt sie, daß hier eine Klippe ihr Schiff bedroht, und mit er sich in den Tagen der Not helfen kann, hebt sein Selbst- Linien nördlich von Douaumont zum Absturz. Es ist dies das 10. will sie dieser aus dem Wege gehen? Vielleicht ist sie fich bewußtsein. Jede Hilfe von dort spornt ihn zu neuen Leistun- bis jetzt von diesem Flieger abgeschossene Flugzeug. Französische  auch über die organisatorischen Wege, auf denen die soziale gen an, mit denen er nicht nur sich selber, sondern auch an- Beschießungsflugzeuge zeigten sich an der ganzen Front ebenfalls flar. Und dennoch muß dieser Punkt vor allen anderen ge- den einzelnen Arbeiter der stärkste Antrieb, sich als selbst gegend beschoß ein Geschwader von 16 Flugzeugen die Bahnhöfe von " Seelsorge" ihren Bielen entgegenwandeln soll, noch nicht deren, der ganzen Klasse hilft. Dieses eigene Schaffen ist für sehr tätig. In Belgien   warf ein französisches Flugzeug vier Bom ben auf Barackenlager im Walde von Houthulst. In der Somme flärt werden, wenn alle schönen Wünsche und frommen Hoff- verantwortliches Wesen" im Gemeinschaftsleben zu erhalten. Sins, Epehy, Roisel und den Flugplatz von Hervilly, auf welche Orte nungen der Verfasserin, die unstreitig einem warmen sozialen Der Staat wird seine Pflicht gegenüber 80 Granaten von 12 Zentimeter abgeworfen wurden. Nordöstlich Gefühl entspringen, lebendige Gestalt bekommen sollen. den Kriegsbeschädigten zu tun haben. Was bon Soissons   wurde ein Automobilstandplay mit 20 Granaten be­Aus den Andeutungen der Verfasserin scheint hervorzu- darüber hinaus an materieller und seelischer Förderung ein- legt. Feldwebel Baron  , von einem Bombenwerfer begleitet, stieg gehen, daß ihr in der Hauptsache private Vereine als zelner geschehen muß, überlasse man der sozialen Selbsthilfe gestern um 7% Uhr von seinem Standorte auf, gelangte nach Träger der sozialen Fürsorge nach dem des Proletariats und öffentlichen paritätischen Ludwigshafen   in der Pfalz  , wo die Flieger drei Granaten Kriege vorschweben. Wir fürchten, daß Frau Dr. Salomon Einrichtungen, auf deren Leitung die vom Proletariat auf militärische Anlagen abwarfen. Dann setten sie ihren Flug fort dabei böse Enttäuschungen erleben würde, vorausgesetzt, daß dazu bestimmten Männer und Frauen einen weitreichenden heim auf dem rechten Rheinufer, wo ausgedehnte Feuersbrünste und warfen drei andere Bomben auf wichtige Fabriken von Mann­sie unserem Verlangen nach religiöser und politischer Neu- Einfluß haben müßten. Wir denken dabei 3. B. an den Ar- und mehrere Explosionen festgestellt wurden. Die Flieger famen tralität der neuen Seelsorge zustimmt. Private Vereine, wie beits nachweis, der sicherlich einen guten Teil der von 12% Uhr nachts zurüd. Endlich beschoß in der Nacht vom 22. zum wir sie hier im Auge haben müssen, sind nun einmal schwer Dr. Salomon gestellten Aufgaben erfüllen könnte. 23. September ein französischer Lenkballon die Eisenbahn in der ohne Tendenz denkbar. Und die Menschen, die sich in Gegend von Marcoing südwestlich von Cambrai  . solchen Vereinen auf Grund von Gesinnungsgemeinschaft zu­sammenfinden, können auch nicht von heute auf morgen aus ihrer Haut schlüpfen. Es wir ihnen kaum gelingen, den Hilfesuchenden so ganz als Gleiche gegenüberzutreten", wenn diese dem Proletariat entstammen und wohl gar sozialdemo­fratischer Gesinnung verdächtig sind. Sobald jedoch der so­ziale Abstand vom Gebenden zum Nehmenden diesem fühlbar wird, quillt das alte Mißtrauen empor und der beste Rat fällt leicht auf steinigen Boden.

Der bulgarische Kriegsbericht. Sofia  , 23. September.  ( W. Z. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 23. September.

Mazedonische Front: Auf der Höhe von Sta­raneretsch Kaplanina haben wir den Kamm des Gebirges südlich vom Dorfe Popli im Sturm genommen. Der Feind zog sich in Unordnung zurück und ließ eine große Zahl von Toten und Verwundeten zurück. In der Gegend von Lerin Bertrauen, wirkliches echtes Vertrauen hat die Masse des( Florina) Ruhe. Auf der Höhe von Raimatcalan heftiges Volkes nur zu den eigenen Einrichtungen sozialer Selbst beiderseitiges Artilleriefeuer und schwache Infanterietätig­hilfe. Sie hat sich daran gewöhnt, sich selber zu helfen, feit. Im Moglenizatale schwaches Geschützfeuer. Unsere das Haus, in dem sie ruhig wohnen fann, selber zu bauen. Artillerie zerstreute zahlreiche Ansammlungen des Feindes. Auf dieses Eigentum ist das Proletariat stolz. Hier hat es Westlich vom Wardar   schwaches Artilleriefeuer. Ostlich davon allezeit materielle Hilfe gefunden und hierhin wendet sich der war das Feuer heftiger, aber zeitweise unterbrochen. Am Arbeiter auch, wenn ihn seelische Hilfe nottut. Wir müssen Fuße des Belasica und an der Front der Struma schwaches der Verfasserin sagen, daß die von ihr geforderte soziale Seel- beiderseitiges Artilleriefeuer. An der Aegäischen Küste Ruhe. jorge hier lange geübt wurde, bevor der Krieg das Volkes Frontgegen Rumänien: Von der Donau   nichts Not aufs höchste trieb und in manchen Schichten des Bürger zu melden. In der Dobrudscha   war der gestrige Tag tums so etwas wie ein soziales Gewissen wachrief. Wir nennen etwas ruhiger. Ein Versuch des Feindes, gegen das Dorf in diesem Zusammenhang z. B. die Kinderschutkom Mustafazi vorzugehen, wurde durch unser erfolgreiches missionen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Aber Artilleriefeuer und das Erscheinen unserer Kavallerie ver­auch die Gewerkschaften sind keine Automaten, in die man eitelt. Der Feind kehrte auf demselben Wege um und zog sich eine nach Pfennig und Mart bemessene Pflicht hineintut, in seine Stellungen zurück. An der übrigen Front entwickelten um nichts als ein wiederum nur mit barer Münze auszu- sich schwache Kämpfe der Vortruppen zu unseren Gunsten. drückendes Recht herauszubekommen. Auch wenn zur phy- An der Küste des Schwarzen Meeres   Ruhe. sischen die seelische Not tam, ging der Proletarier zu seiner Gewerkschaft und zu seinen Barteigenossen und suchte Rat und Führung. Ist der Verfasserin bekannt, wieweit die Ge werkschaften in Einzelfällen zwingender Not über die statuten­gemäßen Pflichtsäße an materieller Unterstüßung hinaus­gingen, um Hilfeheischende nicht niederbrechen zu lassen, son­dern sie als selbstverantwortliche Wesen" im Gemeinschafts­leben zu erhalten?

An diese Stellen wird sich auch der Kriegsbeschädigte zu­erst wenden, wenn er des Rates guter Freunde bedarf. Und wenn es auf dem Gebiete der sozialen Seelsorge" zu einem Wettkampf um die Seelen der Arbeiter kommen sollte, dann werden die Institute proletarischer Selbsthilfe den Sieg da­bontragen.

Die feindlichen Heeresberichte. Der französische   Tagesbericht. Vom 23. September nachmittags.( W. T. B.) Nördlich der Somme war die Nacht verhältnismäßig ruhig. Französische   Patrouillen, die bis zum Rande bon Combles vorgedrungen waren, fanden zahlreiche feindliche Leichen auf dem Gelände und nahmen außerdem 15 Mann gefangen, darunter einen Südlich der Somme ziemlich lebhafter Artilleriekampf in den verschiedenen Abschnitten. Ueberall sonst zeitweilig aussehende Beschießung.

Offizier.

Orientarmee. Schlechtes Wetter behinderte die Kampf­handlungen auf der ganzen Front der Armee. Mit Ausnahme ein­seiner Sturmangriffe der Infanterie in der Gegend des Doriansees wird keine Infanterietätigkeit gemeldet.

Vom 23. September abends.( W. T. B.) An der Sommefront ziemlich heftiger Artilleriekampf bei Bouchavesnes und im Abschnitt Belloy. Keine Infanterietätigkeit. In den Vogesen   unternahm der Feind einen Versuch gegen unsere Stellungen jüdlich des Col St. Marie. Er wurde nach ziemlich lebhaftem Handgranatentampf in seine Gräben zurüdgeworfen. Rein wichtiges Ereignis an der übrigen Front.

Nacht in der Gegend Woesinghe. Heute beschossen unsere Batterien Belgischer Bericht: Heftiger Kampf mit Bomben letzte Nacht in der Gegend Boesinghe. Heute beschossen unsere Batterien und Grabenmörser lebhaft feindliche Arbeiten und Batterien be­sonders nördlich Dirmuiden.

Die englische Meldung.

Vom 23. September nachmittags.( M. T. B.  ) Lehte Nacht wurden östlich von Courcelette weitere Fortschritte gemacht. Ein stark befestigtes System feindlicher Laufgräben wurde erobert. Unsere Linie wurde über eine Front von einer halben Meile hinaus. geschoben. Ein feindlicher Gegenangriff westlich von Mouquet wurde mit schweren Verlusten abgewiesen. Unsere Artillerie brachte östlich von Béthune   einen feindlichen Munitionsstapel( wörtlich: enemy, ammunition dump) zur Erplosion.

Vom 23. September abends.

Südlich der Ancre fuhren wir fort, unsere Stellung zu verbessern, indem unsere Abteilungen stellenweise in die vorgeschobenen feind­lichen Gräben eindrangen. Bei der Beschießung eines Teiles der feindlichen Front wurden gestern zehn feindliche Geschüßunterstände zerstört und vierzehn andere schwer beschädigt. Fünf Munitions­unterstände flogen in die Luft. Unsere eigene Artillerie verursachte gestern einen großen Brand in einem Orte, den der Feind für die Zufuhr sehr viel benutte. Im Flugwesen herrschte gestern die größte Tätigkeit. Fünfzig unserer Flugzeuge unternahmen eine sehr ge= lungene Streife auf einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt. Sie rich­teten viel Schaden an, zerstörten auch Munitionszüge und ver­ursachten viele heftige Explosionen. Ebenso erfolgreich waren die Unternehmungen auf feindliche Eisenbahnbauten, Weichen, Flug­pläße und andere militärisch wichtige Punkte. Es kam auch zu vielen Luftgefechten. Drei feindliche Flugzeuge wurden zerstört, fünf andere beschädigt zum Absturz gebracht. Viele andere brachen das Gefecht ab. Man sah sie jäh niedergehen. Von unseren Flugzeugen werden fünf vermißt.

Salonifi, 23. September.  ( W. T. B.) Amtlich. Patrouillen haben mit Erfolg feindliche Schüßengräben an der Front der Struma Wenn ich dann in der Dämmerung so allein fizze und spinti

Aus dem Tagebuche eines Armierers. Minuten lang frommelt die feindliche Artillerie mit ihren schweren flee, wenn der ſentimentale Gesang der Kameraden über das

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An der Sommefront lieferten französische Flieger am 22. Sep­tember 56 Kämpfe, infolge deren vier feindliche Flugzeuge abge­Luft herunter stürzt es sich dröhnend und schmetternd. Ein paar Kalibern in den Wald, daß man meint, die Welt ginge unter. Wir Wasser schallt: liegen an der Erde hingetrallt, bis das Artilleriefeuer nachläßt. Noch eine Viertelstunde lang ritschen die Gewehrkugeln durch die 3weige, dann wird's wieder plötzlich still und der Wald liegt ruhig Langsam rappeln wir uns hoch, das in der Abenddämmerung. Gewitter ist vorübergegangen, ohne zu zünden. Und wie ich noch den Dreck mir von den Knien klopfe, plumpst vor mir etwas Bapelndes ins Moos, und wie ich's aufhebe, halte ich ein zer­schoffenes Rotkehlchen in den blutigen Fingern!

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Was nüzet mir' ne Extramüze, wenn es doch keinen Urlaub gibt?

Ich hab' gedacht, es gibt drei Tage,- aber nein, aber nein,

es gibt ja fein'n!

und wenn ich dann die mit buntgefleideten Sommergästen vollen Ruderboote über den See ziehen sehe, dann ist mir manchmal, als spielte ein undefinierbares Lächeln um den Mund des lustigen Ver­ftorbenen,- der wirklich unvergleichlich lächeln konnte, wie sich jeder ( z)

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Hinter dem Dorfe zieht sich ein flacher Hügelrüden hin. In seinem Schuße formieren sich unsere Kompagnien. Die Gewehre werden geladen, dann geht es in dünner Schwarmlinie vorwärts. Auf der Höhe des Hügels beginnen wir flüchtige Feldbefestigungen auszuheben. Keine halbe Meile vor uns tobt der Kampf, halten seit zwei Tagen und Nächten unsere braven Infanteristen den immer wieder antennenden Feind auf. Da müssen Reserveſtellungen geschaffen werden, um bei einem Durchbruch den Unsrigen einen Da beginnt's wieder zu rollen und zu krachen, ganz nahe, ganz festen Halt zu bieten. Und die Gefahr eines solchen wird immer dringender. Hinter Gebüschen versteckt, schleudern unsere Geschüße ferne. Will denn das heute gar kein Ende nehmen? Durch den erinnern wird. ihren verderbenbringenden Eisenhagel hinüber. Voll graufiger dunklen Wald leuchtet graufig schön eine ferne Feuersbrunst. Verwunderung folgen unsere Augen den davongurgelnden Pro- Als wir mit Tagesanbruch in unser Quartier zurüdfehrten, stan­jektilen, deren weiße und schwarze Sprengwolfen drüben den den wir vor einem glühenden und qualmenden Aschenhaufen. Mit einem Dußend gutgezielten schwarzen Säuen" hatte der ganzen Himmel bedecken. Wir wissen wohl, daß auch wir im Bereich der feindlichen Feuerschlünde stehen und was es heißt, Rußti unser Quartier mit all seinem Inhalt zerstört, kaum daß fich die zurückgebliebene Wache retten konnte. Da halfen keine wenn plöblich über uns der Himmel Blei und Eisen speit. Da was war das? Vielleicht 1500 Meter rechts, bei unserer Nachbar- Wenn" und" Aber", und die Philosophen trösteten die um ihre fompagnie, schießt eine dice pechschwarze Rauchwolte aus der Erde Habe jammernden mit dem geretteten Leben. Das sind die Freu­riesengroß wie ein mäßiger Kirchturm. Gin dumpfes den und Leiden der Soldaten mit mildernden Umständen, wie Arachen, als wenn eine riesige eiserne Tür ins Schloß schmettert, daheim viele denken, deren stille Taten und Strapazen fein Heeres­Bir spähen er- bericht nennt und die doch so ungeheuer viel in diesem Kriege ge­überhebt uns jeder Frage nach der Ursache. kommen wir auch leistet haben. C. Gr.( z) wartungsvoll über den Rand der Gräben an die Reihe?"

8.

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Lazarettbilder.

Der Feind hat vergeblich seine Reserven geopfert, um durch Bon Karl Ga st( zurzeit im Lazarett). cine Gegenoffensive seinen Rückzug aufzuhalten. Wieder trotten Der Bimmelbahnzug, der dreimal täglich unser Nest mit der wir der Infanterie nach. Seit zwei Tagen haben wir keinen Schuß mehr gehört und nur des Himmels Glut verkündet une großen Welt verbindet, ist Sonntags gestopft voll: Der Besuch! des Nachts das fortschreitende Zerstörungswerk. Am Nachmittag Welcher Anlaß der Sorge und froher Erwartungen, schon stunden fommen wir durch Dörfer, in denen unsere Truppen quartieren. lang vorher, für uns: Db es nun auch Urlaub geben wird, daß Weit tann's nicht mehr fein, bis die Luft wieder" did" wird. Eben man für ein Stündlein sich mit den Angehörigen verfrümeln fann, sind wir vielleicht einen halben Kilometer hinter einem Panje- um wieder einmal nur Menich zu sein und eine richtige Taffe wegen des strengen ärztlichen Rauchverbots dorf", da beginnt mit einem Male der Himmel Rauch und Feuer Staffee zu trinten

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bis das

zu spucken. Der feindliche Beobachter hat unsere anmarschierende ob das Wetter der Festtagsstimmung nicht noch einen Dämpfer auf­Kolonne als billiges Opfer für seine Artillerie erforen, und nun feßen wird, p5 Vater nun auch sein Versprechen wahrmachen wird regnet es Schrapnells. Hei, wie da die Müden laufen können! und heute mitkommt Hoffnungen und Befürchtungen Erst jenseits des Waldes gelingt es, die Truppe wieder zu sammeln. über dem Walde schwebende Rauchfähnlein es kündet, daß der Zug Gottlob, es fehlt keiner. Bald darauf haben wir das Infanterie- eingelaufen ist. Obwohl es vom Bahnhof eine gute halbe Stunde Weg nach regiment, dem wir zugeteilt sind, erreicht und noch denselben Mitte Wegs fann Abend stehen wir mit unseren behelmten Kameraden Schulter an hier ist, steht jetzt schon alles aufgeregt unten. Schulter, um mit Gräben und Hindernissen dem Feind eine feste man ihn nämlich für ein Stückchen, das er durch eine Lichtung geht. übersehen, und jeder erkennt natürlich mit tödlicher Sicherheit, seinen" Schranke zu setzen. Besuch · wenn man dort auch vorerst nur bunte Punkte frabbeln und reibt sich je nach Temperament die Hände, zupft sich fiebt die Ohren, oder treibt ähnliche für einen wohlerzogenen Menschen unangebrachte Sachen. Aber auch diese Zeit der höchsten Spannung geht vorüber. Endlich sind sie da- und werden fühler begrüßt, wie man's eigentlich erwarten sollte. So find nun einmal die Deutschen  .

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Vater ist wirklich gekommen, es gibt Urlaub und der Himmel hat Einsehen: für vier Stunden gibt's für mich keinen Krieg. Wenn nur das Abschiednehmen nicht wäre!

Seute ist große Freude in Israel  !" Seit Wochen haben wir die erste Post wieder erhalten, mit Zeitungen, Briefen und Liebes­gaben aus der Heimat. Eine Abteilung Infanterie hat eine Scheune geräumt und wir sind ihre glücklichen Nachfolger geworden. Und wenn das Dach rissig und das Stroh verlauft ist, besser als an der Giebelwand auf dem Hofe schläft es sich doch. Eben sind wir beim Auspacken und Durchlesen der Post, da erschallt schon der Ruf: Raustreten!" Die Batete wandern zurüd in den Tornister, schnell noch die Briefe eingesteckt und dann raus. Draußen im Walde zieht man sie dann verstohlen heraus und liest, Aus demselben Fenster, aus welchem ich jetzt auf den sonnen was eine liebe Hand da weit hinten, wo jetzt die Sonne sinkt, für beschienenen See blingle, bat vor etwas mehr als zwei Jahren Asta uns geschrieben und zusammengepackt hat. Und vergnügt taut Mielien herausgesehen. Und wenn ich zur Tür heraustrete, streifte man sein Brot, morgen sollen all die Leckerbissen von daheim mein Blick jedesmal vorher die behaglich lächelnde Photographie des doppelt schmecken. Ein dumpfes Krachen, laut nachhallend im seligen Giampietro, der hier oft Erholung von den Anstrengungen Walde, verscheucht mit einem Rud die Gedanken. Die alten Baum-| im Dienste der Muse mit den durchbrochenen Strümpfchen und dem riesen bekommen plößlich Leben. Das zischt und kracht und knallt furzen Röckchen gesucht hat. Damals mag freilich unser Hotel etwas und klatscht durch die Zweige, Büsche und Stämme und aus der anders ausgesehen haben; aber es hat auch seinen Vorteil, wenn wir rauhen Kriegsknechte nicht durch überflüssigen Zugus verwöhnt *) Siehe Vorwärts" Nr. 240 und 257. werden.

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Kleines Theater: Einafter- Abend.

Drei Lustspielchen drei Verfasser.

In Paul und Paula", dem ersten Stückchen, hat Herbert Gulenberg ein auf eine Art Neuordnung" der Chemoral in Gegenwart und Zukunft abzielendes Thema angeschnitten. Er plä­diert dafür, daß Mann und Frau, wie sie ja zumeist ein mehr oder weniger belastetes Vorleben in die Ehe mitbringen, nun auch ihre Wahrhaftigkeit und Vernünftigkeit dieses Gedankens zugegeben, wird beiderseitigen illegitimen Kinder gemeinsam erziehen sollten. Die fich das aber angesichts der menschlichen Charakterverschiedenheit und namentlich der bei Schließung eines Ghebundes mitspielenden gesell­schaftlichen oder kapitalistischen Interessen nicht gar so leicht machen lassen, als Gulenberg dichterisch demonstriert. Indes es gibt da ein recht lustiges Spiel und Gegenspiel in wohlgesetzten, manchmal wißigen Versen. Wer darauf hingeht, um sich in Hymens Fesseln zu begeben, er riskiere es einmal, seiner bislang vor der Welt geheint­gehaltenen unfreiwilligen" Vaterschaft oder Mutterschaft Achtung und Anerkennung zu verschaffen.

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Das Mittelstück Genk   und Fanny GIBIer" wird der einst bom literarischen Jungdeutschland" gepflegten Gattung historischer Salonlustspiele beizuzählen sein. Jakob Wassermann   behandelt darin eine Episode aus dem Leben des so geistreichen als charakter­lofen Diplomaten und Handlangers ultrareaktionärer Staatsmänner ( Metternich!) Friedrich von Genz   und der damals allerorten bewunderten Tänzerin Fanny Elsler  . Wassermann ist kein Dra­matiker. Aber der feine Romanzier bewährt sich doch auch in diesem geistvollen Geplänkel. Nicht minder das Vermögen des in rückläufige Epochen Sicheinfühlens.

Mochte man in diesen beiden Stückchen noch so nebenbei an Ludwig Thomas konstruierte" Handlungen erinnert werden Einakter Lottchens Geburtstag" führt uns wieder auf den realen Boden zurück. Wie ein alter auf Elternmoral und sittliche Grundsäße eingeschworener Geheimrat sein nun zwanzigjähriges Töchterlein in puncto geschlechtlichen Dingen unter Berücksichtigung einer Che borbereiten belehren möchte, felbige Absicht bei einem sträflich naiven Privatdozenten der Zoologie, der fich für Lottchen zu interessieren scheint, vergeblich durchzuführen bersucht, um schließlich von ihr zu erfahren, daß fie fich jene intimen Kenntnisse einfach durch Teilnahme an einem Lehrkursus für Hebammen verschafft habe: das ist der Inhalt. Aber wie er vorgetragen wird: das ist das Entscheidende. Thoma, der wurzelständige Satir- Humorist ver­steht es meisterlich, uns über seine für ein so fißliches Thema auf­gebotene Schelmerei gehörig lachen zu machen. Alfred Abel   ist aber auch unbezahlbar als geheimrätlicher Papa Giselius, wie er vordem den Genz geradezu faszinierend echt in Gestalt und Sprechweise ver= förperte. Was sonst noch Georg Merander, Fanny Wenaldy, Johanna Zimmermann( Fanny Elsler) und Helene Riez in ihren Rollen und Röllchen sehen ließen, war passables Mittelgut. Nur das Schwäbische ek. in Thomas Lustspiel, es flang scheußlich schön.

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