Nr. 268.- 33. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 29. September 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Parteigenossen!
um Quartalswechsel richten wir an Euch erneut die Ermahnung, mit aller Tatkraft für den „ Vorwärts" neue Abonnenten zu werben.
Bitter ernst ist die Zeit. Ungeheure Aufgaben stehen dem Proletariat bevor, zwingen in jedem Augenblick die unter dem ungeheuren Schicksal des Weltkrieges Leidenden zu klarer Einsicht und unerschütterlicher Energie. Fester denn je hat die Arbeiterklasse zusammenzuhalten und sich um diejenigen zu scharen, die in der furchtbaren Krise die alten, erprobten, durch die Weltstürme dieser Zeit neu bewährten
Jdeale der proletarischen Arbeiterbewegung
vertreten. Während der mehr denn zwei Jahre des Weltkriegs ist der„ Vorwärts" in strenger Pflichterfüllung bemüht gewesen, der Sache des proletarischen Wohles und damit auch den wahren Interessen des deutschen Volkes nach bester Erkenntnis, nach innerster Cleberzeugung zu dienen.
Unsere Leser wissen, daß uns das nicht leicht geworden ist. Wiederholt war das Erscheinen des„ Vorwärts" bedroht. Auch aus den Reihen der Partei selbst wurde der ehrliche Willen des„ Vorwärts" mit den heftigsten Angriffen und schwersten Vorwürfen gelohnt. Aber auch zahllose Zustimmungskundgebungen aus dem ganzen Reiche wurden uns zuteil, stärkten uns in der tröstenden Zuversicht, daß wir uns auf dem rechten Wege befanden, daß der Geist des Sozialismus,
wie er sich so stolz und erfolgreich ein halbes Jahrhundert hindurch behauptet, nicht erloschen ist, sondern allen Widerständen zum Troß in den deutschen Arbeitermassen fortlebt. Und zur besonderen Genugtuung gereichte es uns, daß die Arbeiterschaft Groß- Berlins fich immer wieder und immer rückhaltloser zu dem sozialistischen Programm bekannte, dessen Geiſt den Leitstern unseres Handelns
bildete. Auch hat nunmehr der Verlauf der Reichskonferenz bewiesen, daß innerhalb der Partei alle 3agnis und Verwirrung sich zu zerstreuen beginnt, daß gewaltige Massen sich mit dem„ Vorwärts" und den gleichstrebenden Parteiorganen solidarisch erklären und gleich uns mutig und hoffnungsvoll entschlossen sind, die
alten Parteigrundsätze zur Richtschnur ihres Handelns zu machen. Noch freilich stehen wir inmitten des schwersten, verantwortungsvollsten Ringens. Noch ist unendlich viel zu tun, um Licht und zielbewußtes Wollen in die Köpfe der Arbeitermassen zu tragen.
Jeder Gesinnungsgenosse ist darum zum Mitstreiter berufen! Mehr denn je seit Gründung der deutschen Sozialdemokratie hat jeder überzeugte Genosse -Mann wie Frau- seine Schuldigkeit zu tun, die Zweifelnden aufzurichten, die Schwankenden zu halten, die Energie der Tatkräftigen in die rechte Bahn zu weisen. Euer Organ, der„ Vorwärts", wird wie bisher seine Schuldigkeit tun. Helft ihm dabei, indem Ihr ihm neue Leser, neue Abonnenten werbt! Sorgt auch dafür, daß
Eure Freunde und Angehörige draußen im Felde
Euer Blatt zugesandt erhalten.
Der Reichstag ist wieder zusammengetreten, wichtige Lebensfragen des Volkes, der Arbeiterklasse, harren der Erörterung. Was Eure Parlamentsvertreter zu sagen haben, findet Jhr in Groß- Berlin einzig im Vorwärts" unverstümmelt wiedergegeben.
"
Wer sich über die Lebensmittelversorgung, über Belagerungszustand, über Steuerfragen, über die großen Schicksalsfragen der Zeit unterrichten will, stehe treu zu seinem Blatte und werbe rüstig
neue Freunde für den„ Vorwärts"!
England der Hauptfeind!
Wiederum war am Donnerstag der Reichstag gefüllt wie je während des Krieges, wenn eine Kriegsdebatte zu erwarten war. Zwar wußte man aus der Presse, daß diesmal nur der Reichskanzler einen Monolog halten und die Aussprache der Parteien um mehrere Tage verschoben werden würde. Dennoch waren die Journalisten- und Zuhörertribünen überfüllt. Nach sechsundzwanzig Monaten der unerhörtesten Striegsanstrengungen und Kriegsopfer ein nur zu begreifliches Bild. Wie auch die fchon lange vor Sigungsbeginn gepreßte Masse der spannungsvoll harrenden Hörer zu den Kriegsfragen stehen mochte, ob auf dem Flügel des Dietrich Schäferschen Ausschusses, ob in den Reihen der„ Gemäßigten" des Nationalausschusses oder ob sie mit den Flaumachern" sympathisierten sie alle waren erschienen, um der fiebernden Zeit den Puls zu fühlen, um dabei zu sein, wenn von den Lippen des verantwortlichen deutschen Reichslenkers Entscheidendes über die Geschicke der Nationen gesagt würde, um endlich das erlösende Wort zu bernehmen, das, vielleicht, im grausigen Gang so oder so eine Wende zu bedeuten vermöchte.
Aber die Harrenden und Hoffenden erlebten wieder einmal eine Enttäuschung. Sie vernahmen keine neue Botschaft, fein befreiendes Wort, sondern wiederum nur die bekannten Wendungen, die jeder politisch Interessierte, und wer wäre das heute nicht, so oft gehört und innerlich kritisch verarbeitet hat. Was der Reichskanzler über die Kriegslage und die vermutlichen Kriegsaussichten sagte, war längst in allen Blättern zu lesen gewesen, und selbst das, was neue Töne anzukünden schien, verschwand, kaum flüchtig angedeutet, sofort wieder in der stereotypen Rhetorik, an die man nachgerade so gewöhnt ist, wie an die bekannten, ewig wiederkehrenden Wendungen der Kriegsberichte oder die nicht originelleren Mahnungen und Verheißungen des Kriegsernährungsamts.
Das beherrschende Gefühl bei und nach der Rede Bethmann Hollwegs war und blieb deshalb das der Unbefriedigung, der Enttäuschung. Auf allen Seiten. Bei den Vertretern der Reventlow- Richtung so gut wie bei den entschiedenen Friedensfreunden, den Anhängern der Verständigungsidee. Wohl unterstrich das Haus hier und da eine durch rednerisches Pathos und stimmliche Dynamit herausgehobene Wendung des Stanzlers, wohl begegnete seine Zuversicht zum Siege, seine Aufforderung zum Durchhalten der sicheren Resonanz, wohl wurde seine Erklärung, daß England als Hauptschürer des Niederringungskrieges der Gegner auch der Hauptfeind sei, gegen den jedes taugliche Bekämpfungsmittel anzuwenden die Pflicht gebiete, von der bis dahin recht zurückhaltenden Rechten mit lebhafter Genugtuung aufgenommen aber die Gesamtstimmung war eine höchst gemäßigte, und der Beifall, der auf die Schlußworte des Kanzlers folgte, erreichte bei weitem nicht die Stärke und Einmütigkeit, mit der zum Beispiel die letzte Kanzlerrede aufgenommen wurde. Auch die Zuhörertribünen fanden keinerlei Veranlassung zu einer jener Demonstrationen, wie sie das Haus während des Krieges bei Kanzlerreden wiederholt erlebt hat.
Der erste und ausführlichere Teil der Kanzlerrede war ohnehin zu irgendwelchen Stimmungskundgebungen nicht an getan. Er beschäftigte sich nüchtern chronistisch mit der Entwicklung der politischen Lage und dem Kriegsstand. Italien habe mit seiner Kriegserklärung nur das Fazit aus dem bereits herrschenden Kriegszustand gezogen. Denn bereits nach seiner Striegserklärung an Desterreich sei ihm von Deutschland erklärt worden, daß es an der italienischen Front überall deut schen Waffengefährten der Desterreicher begegnen werde. Die wirtschaftlichen Bedenken Italiens gegen die Schaffung des offenen Kriegszustandes mit dem Deutschen Reich seien durch Englands finanziellen und Wirtschaftsdruck erst nach mehr als Jahresfrist besiegt worden. An der Kriegslage selbst werde durch Italiens Kriegserklärung nichts geändert.
Ausführlicher verweilte der Kanzler bei der Vorgeschichte der rumänischen Kriegserklärung. Rumänien habe seinerzeit mit Desterreich ein Bündnis geschlossen, das es zu gemeinsamem Vorgehen bei unmotiviertem Angriff gegen die BündnisDer bulgarische Kriegsbericht. mächte verpflichtete. Dieser Defensivvertrag sei später auf Sofia , 28. September. ( W. T. B.) Bericht des bul. Deutschland und Italien ausgedehnt worden. Nach Ausbruch garischen Generalstabs vom 27. September. des Weltkriegs habe der verstorbene König Carol aus seinen Athen , 27. September. ( W. Z. B.) Meldung der Agence( Verspätet eingetroffen.) Sympathien für die Zentralmächte kein Hehl gemacht. Die Havas. Der Dampfer Atromitos" mit Venizelos und Mazedonische Front: Auf der Stara Nerecka ganze rumänische Politik sei freilich darauf eingestellt gewesen, Admiral Kunduriotis an Bord ist in Kanea heute nacht Planina haben wir den linken Flügel des Feindes zurückge- fich dem voraussichtlichen Sieger anzuschließen. Schon nach bor Anker gegangen. Die Fahrgäste werden morgen früh an worfen und die Linie der Berge Lisez( 1150 Meter) und der Besetzung Lembergs und erst recht nach dem Fall Tschitschewo( 1550 Meter) besetzt Auf der Front von Zerin Przemysls habe Bratianu mit Rußland zu verhandeln beLand gehen. Die Bevölkerung sowie die bürgerlichen und Florina) lebhaftes Artilleriefeuer auf dem Gebirgsrücken gonnen. Die siegreiche Offensive der Mittelmächte nach dem militärischen Behörden bereiten einen Riesenempfang vor. Sterkom Grob. Auf der Höhe des Kaimakcolan warfen wir Durchbruch bei Gorlice habe ihn wieder zur Vorsicht gemahnt; Das Blatt ,, Kairi" meldet: Die Griechen in Nikosia den Feind und erbeuteten zwei Kanonen und viele Maschinen- die erneute russische Offensive dieses Jahres in Verbindung ( 8ypern) beschlossen in einer Versammlung, sich der natio- gewehre und Bombenwerfer. Im Moglenicatale lebhafte Ar- mit russischen Drohungen dem Werben der Entente wieder nalen Verteidigungsarmee anzuschließen. Auf dem Fort wurde tillerietätigkeit. Von der übrigen Front nichts Nennenswertes. geneigter gemacht. Schließlich habe sich Rumänien , unmitteldie griechische Flagge gehißt. Rumänische Front: Längs der Donau stellen- bar nach scheinheiligen Beteuerungen seiner unerschütterlichen In Athen geht die Rede von der Veranstaltung einer feitiges Artilleriefeuer zwischen den Dörfern Magura und sei dieser Abfall jedoch keineswegs überraschend gekommen In Athen geht die Rede von der Veranstaltung einer weiſe Feuerwechsel zwischen Grenzposten; schwaches beider Neutralitätsabfichten, der Entente angeschlossen. Deutschland Versammlung, welche die aufständische Bewegung mißbilligen Korabia. In der Dobrudscha schwaches Artilleriefeuer. und die Hoffnungen der Entente auf Absplitterung Bulgariens soll. Diese Tatsache falle mit geheimen Beschlüssen zusammen, Schwarzes Meer : Zwei feindliche Torpedoboote und der Türkei seien schmählich gescheitert und durch die die im Verlaufe einer gestern abend abgehaltenen Zusammen- beschossen 45 Minuten lang die Stadt Mangalia , wo sie energische Offensive in der Dobrudscha und den erfolgreichen funft von Anhängern Gunaris gefaßt worden seien. mehrere Häuser zerstörten und ein Tartarenkind töteten. Widerstand in Mazedonien zuschanden gemacht worden. Un
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