der erbitterte Kampf an. An de : Cemenotea und ebenso an der' Quelle der Zlota Lipo hall der Feind erbittert seine Stellungen fest. Im Laufe des Kampfes in der Gegend von Dorna— Watra wurde der tapfere Brigadegeneral Horanow, der an den Kriegen von 1677 und 1604 teilgenommen halle, sckiwer verwundet. An der übrigen Front stellenweise Artillerie und Gewehrfeuer. An der DobrudsÄa« lront beschossen russische Kanonenboote an der Donau den linken bulgarischen Flügel bei Rassova am Berge Cernavoda. Unser Bor« marsch in der Gegend Rassopa—-Kobadmel— Perweli hält an.— An der Kaukasusfront ist die Lage unverändert. Meldung der italienischen Heeresleitung. Vom 4. Oktober.(W. T. B.j An der ganzen Front Ar- tilleriekämpfe. Die feindliche Artillerie zeigte gestern im Abschnitt non Görz und auf dem Karst größere Tätigkeit. Im Travignolo- Tal(Av'.sis) griff der Feind nach heftiger Artillerievorbereitung mehrmals auf dem Südabhang heftig an. Er wurde überall glatt zurückgeschlagen und erlitt schwere Verluste. Auf den Nordabhängen des Colbricon gelang es unseren Truppen durch einen kräftigen Gegenangriff, von neuem in der Richtung auf die Höhe Colbricon Piccolo Gelände zu gewinnen. Feindliche Flieger warfen Bomben auf Monfalcone und auf andere kleine Ortschaften am unleren Hsonzo; ein Toter und ein Verwundeter. Eins unserer Flieger- geschwader bombardierte wirksam den Bahnhof Nabresine auf dem Karst. Serbischer Heeresbericht« B o m 3. O k t o b e r. sW. T. B.) Ter auf dem Kajmakcalan geschlagene Feind weicht vor unseren Truppen zurück. Wir verfolgen ibn auf der Höhe 1800 auf der Linie Tassalmo— Cernerika— Levareke. Diesen lctzleren Fluß daben wir überschritten. Wir sind 600 Meter südlich von Kenali angekommen. Die Franzosen sind auf gleicher Höhe. Vom 4. O k t o b e r. sW. T. B.) Unsere braven Truppen baben am 3. die Verfolgung des geschlagenen Feindes fortgesetzt und an einigen Stellen die Cernerika überschritten. Wir schlugen die feindlichen Truppen auf dem Nidje-Berge und zwangen sie, panikartig zu fliehen. Der Bahnhof Koneli ist in unserer Gewalt. Das befreite Serbien mißt jetzt 200 Quadratkilometer. Es zählt sieben Dörfer und hat 4b Kilometer Grenzen. Die englischen Verlufte. London , 2. Oktober. (W. T. B.).Daily Telegraph� meldet folgende Zusammenstellung der englischen Verluste: Im Juli 7071 Oisiziere und 52 001 Mann, im August 4693 Offiziere und 123 067 Mann, im September 5403 Offiziere und 113 780 Manu, zusammen 17 167 Offiziere und 238 376 Mann. Ausmusterung üer französischen Jahrgänge 1917 unü 191$. Paris , 4. Oltober.(SB. T.®.) In der amtlichen Begründung zur Ausmusterung der Jahresklasse 1613 heißt es u. o.: Tie Ausbildung des Jahrganges 1617 geht dem Ende ent« gegen. Die Zurückgestellten der Jabresllassen 1613 bis 1617, die tür den Heeresdienst oder die HilfStruppen tauglich sind, sind unter die Fahnen gerufen. Die Regeln weiser Borsicht machen eS zur Pflicht, die Zählung und Ausmusterung des Jahrganges 1618 vor- zunebmen. Wir dürfen nicht unvorbereilet sein, wenn eineS Tage« die Umstände die Einreihung die Jahrganges erheischen. Zwecks rascher Erledigung der AuShebungSorbeilen ist beabsichtigt, die Be- teiligung höherer Militärs bei den AuShebungSkommisfionen aus- zuHeben. Der Vorsitz soll statt durch Präfckten durch Unterpräfellen zu führen sein. Die Beteiligung von militärärztlichen Kommissionen sowie Sonderkommissicnen für Zurückgestellte ist ausgeschaltet. DicS bedeutet, daß tauglich Erklärte nicht reklamieren können. ES wird binzugesügt, daß trotz der neue» Bestimmungen die AuShebungS- kommissionen mit aller wünschenswerten Rücksicht vorgehen werden. vom U-Soot-Krieg. Amsterdam , 4. Oktober. (W. T. B.) Nach einem drahtlosen Berichte ist daS Dampffchiff, S e r u s a das heute nacht nach Manchester ausgefahren ist, bei dem Noordhinder Leuchtschiff in Seenot. Nach einem weiteren Telegramm ist bat Schiff 7 Meilen westlich von Noordhinder Leuchtschiff torpediert worden. Drontheim, 5. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer.Knud Jarl'(1070 Brutto-Registertonnen) ist am vergangenen Freitag an der Murmanküste versenkt worden. Eine Expedition geht zur Abholung der Mannschaft ab. Larvik , 5. Oktober. (W. T. B.) Auf der Reise von Skien nach Archangelsk ist der Dampfer.Nesjar" wahrscheinlich am I.Ok- tober durch ein deutsches Unterseeboot an der Murmanküste versenkt worden. Das Schiff war für 1800 000 Kronen versichert. Gegen einen„voreiligen"' Zrieüen. Bern , 4. Oktober. (W. T. B.). G i o r n a l e d' I t a l i a' be- kämpft in einer Korrespondenz au« London den Friedens- gedankt n. Die Entente könne unmöglich heut« auf Grund der gegenwärtigen militärischen Lage in Friedensverhandlungen ein- treten. Deutschland besitze allzu viel Faustpfänder, als daß man bei einer diplomatischen Erörterung über den Frieden hiervon ab« seben könnte. Bevor die Entente Friedensbesprechungen beginne, müsse zuerst die gegenwärtige militärische Lage in radikaler Weise geändert werden. Solange Deutschland , wie bisher in Feindes- land stehe, könne man ihm unmöglich zumuten, die besetzten Provinzen zu räumen, gewiffe Provinzen, die es vor dem Kriege besaß, auszuliefern, auf seine Kolonien zu verzichten und den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Von einem solchen Frieden könne jetzt nicht die Rede sein. Man müsse den Winter dazu benutzen, den Sieg der Entente für daS Frühjahr vorzubereiten. Wer sich heute dem Zweifel, Müdigkeit und der En!» mutigung hingebe, wer heute FriedenSgedanken hege, begebe ein ichwereS Verbrechen gegen den Patriotismus. Die heutigen Erfolge könne man als Beweis für den zukünftigen Sieg ansehen, aber man dürf« sie unter keinen Umständen als genügend betrachten, um einen voreiligen Frieden anzubahnen, der ein Hohn auf die bisher gebrachten Opfer wäre. Man müsse die Geister zu neuen Opfern anfeuern. „Manchefter Guardian"' gegen Llopd Georges Kriegsreüe. Uauchcster, 30. September. (W. T. B.)„Manchester Tuardian verurteilt im Leitartikel Lloyd Georges Kund- gebung an die bereinigten Staaten. Daö Herannahen des Friedens, sagt das Blatt, müsse eines Tages doch durch die Neutralen, und zwar besonders durch Amerika kommen. Wir verstehen deshalb nicht, weshalb Lloyd George es für� notwendig gehalten hat, jede„Einmischung" zurückzuweisen. Von irgendwelcher Einmischung außer von Anregungen oder Ratschlägen kann nicht die Rede sein, und wir wissen nicht, weshalb wir nicht zur geeigneten Ljeit Ratschläge der Staatsmänner in Washington anhören oder freundschaftlich berücksichtigen sollten. Wir wissen nicht. wezhalb man den Vorschlag abblitzen läßt, ehe er noch ge- macht war. Das Blatt glaubt nicht, daß die Zeit für eine neutrale Vermittlung schon gekommen sei, aber es weist darauf hin, daß Lloyd George der Kriegssekretär ist, und daß "H*,. Cr Premierminister oder der Staatssekretär des Aus- warngen befugt sind, im Namen der Nation zu sprechen, falls England tatsächlich aus gewichtigen Gründen ablehnen sollte, ferne politischen Ziele mit den Vereinigten Staaten zu erörtern.
Der schrveölsche Nimfterpraftöent über ßrieöensvermittlung. Stockholm , 4. Oktober.<W. T. B.) Der s ch w e d i s ch e M i- ni st erPräsident Hammarskjöld, hat wie„DagenS Nyheter ' berichtet, einem Vertreter der.Affocioted Preß" eine Unterredung gewährt, in der er, auf die NeutralilätSfrage eingehend, be- tonte, daß Schweden von Beginn des Krieges an fest an setner an- gekündigten Ncutralilät nach allen Seiten hin festgehalten habe und hoffentlich allen Schwierigkeiten zum Trotz auch daran würde fest- ballen lönnen. Eine Friedensvermittlung könne für Schweden jetzt nicht in Betracht kommen, da ein solcher Versuch zurzeit auf beiden Seiten Undank ernten würde: Den Mittelmächten wäre nicht damit gedient, wenn be- hauplet würde, Schweden handle m ihrem Auftrage, da ihre Lage dadurch ungünstig aussehen würde. Beim Bier« verband aber würde ein Vermittlungsversuch auf den Ber - dacht stoßen, wir wollten seinen Feinden helfen. Auf beiden Seiten also würde unser Borgehen als unneutral aufgefaßt werden. Die Schwarzen Listen des Vierverbandes seien für schwedische Bürger eine Beschränkung ihrer Rechte, die zu schützen die schwedische Re- gierung berufen sei. Hoffentlich werde sich Amerika nicht von einem Zusammengehen mit den anderen neutralen Staaten abhalten lasten; es habe freilich weniger unter dem Kriege gelitten, als die den Kriegsschauplätzen näher gelegenen Staaten. Da» Verlangen, Schweden solle seine Einfuhr an gewissen Häfen auf den Durch- schniltSverbrouch früherer Höhe beschränken, sei für Schweden un- annehmbar und berücksichtige nicht Veränderungen oder Vermehrung de? Bedarfs durch die Entwicklung der schwedischen Industrie, die durch ungenügende Rohstoffzusuhr nicht gehemmt werden dürfe. ßrieüensbeüurfnis in Frankreich . Bern , 4. Oltober.<W. T. B.) Aus einem Leitartilel H-rvöS in der. V i c t o i r«' geht hervor, daß sich die französischen Sparer zu Zeichnungen der neuen Kriegsanleihe nicht gerade drängen. Allgemein heiße es:„Wenn niemand die neue Anleihe zeichnet, werden die Regierungen bald gezwungen sein, Frieden zu schließen". Ueber diese» unfreiwillig eingestandene FriedenSbedürfni» ist Hervö sehr empört. Er macht seine Landsleute darauf aufmerk- sam, daß in Teutschland keineswegs so gedacht werde. Wenn Frank- reich jetzt den Widerstand infolge mangelnder Geldmittel aufgeben müßte, würden die Deutschen sogar bis Südsrankreich vorrücken. ES sei nicht anzunehmen, daß ganz Frankreich dieser verrückten An- schauung huldige, die als Sabotage an der Kriegsanleihe bezeichnet werden müsse. Alle Munitionsfabriken Amerika » und der neutralen Länder seien für die Alliierten beschäftigt: man könne also die Regierung nicht im Stich lassen, sondern müsie soviel Geld zusammen- bringen, um einen ehrenvollen und dauernden Frieden abschließen zu können. Hughes unü Roosevelt . Dem.Lokal-Anzeiger' wird aus Rotterdam vom ö. Oktober gemeldet: Roosevelt und Taft, die alten Gegner der Präsidentenwahl von 1612, haben nach einer Reuierdepesche au» New Uork bei einem Empfang zu Ehren de» republikanischen PräfidentschaftS-Kandidaten HugheS das Wort genommen. Sämtliche Redner griffen die Regierung Wilsons an. H u g h e« erklärte, man tage, die Alter- native der Politik der heutigen Regierung sei der Krieg. Er finde aber, daß die Alternative in Wahrheit laute:.Entweder Frieden mit Ehren oder Frieden mit Unehren!" Im besonderen erklärt« Roosevelt , der Reichstag werde über die Wiederausnahme de« H» Bootkrieges nicht verhandeln, und betonte, daß ein Präsident der Pereinigten Staaten, so wie er ihn sich denke, eine derartig« Erörterung nicht dulden dürfe. Rotterdam , 5. Oktober. (W. T. B.) Dem.Nieuwe Rotter- damschen Couront" wird au» London gemeldet, daß nach einem telegraphischen Bericht aus den Vereinigten Staaten die offizielle Aussöhnung zwischen Roosevelt und Taft gestern abend im Umon-League-Klub besiegelt worden ist. Die Presse war dabei nicht zugelassen. Sunpatsen für eine füöchineftsche Republik . London , ö. Oktober.(W. T. B.)„Central News" meldet auS Hongkong , daß S u n y a t s e n sich an die Spitze einer Bewegung gestellt hat, die auf die Bildung einer südlichen Republik mit den Provinzen Aunan. Kweichow, Szechuan, Kwangsi, Kwangtung und Französisch-Jndochina abzielt. Kleine Kriegsnachrichten. Bern , 5. Oktober. (W. T. B.) Das römische Amtsblatt der- öffentlichr ein Dekret, wonach dt« Zurückgestellten der Jahrgänge 1876 bis 1881 sich einer neuen ärzt- lichen Untersuchung unterziehen müssen, die Dienst- tauglichen werden sofort eingezogen werden und dann einen pr» visorischen Urlaub erhalten.— Ter.Agenzia Nationale" zufolge (oll das neue AuSbebungSgefchäft zwischen dem 15. Oftober und dem 7. Dezember staltfinden. Konstanz , 5. Oktober. (W. T. B.) Der erste Transport von französischen Sanitätsmannschaften ist gestern abend von hier nach Lyon abgegangen. Weitere Transporte sind für heute, Sonnabend, Montag, Mittwoch und Freitag vorgesehen. Es werden mit diesen fünf weiteren Sonberzügen noch etwa zweitausend französisch« Sanitätsmannschaften und etwa 160 Sanitätsoffiziere die Rückreise in ihre Heimat antreten. Konstanz , 5. Oktober. (W. T. B.) Heute morgen um 8.37 Uhr traf der erste schweizerische SanitätSzug mit deutschen Sa n i- tätSmannschaften hier«in. ES kamen 160 SanitätS- Mannschaften und zehn Aerzte, letztere meist aus Togo und Kamerun , an. Unter den Angekommenen befinden sich viele, die seit September 1614 in Gefangenschaft waren. Gegen 2 Uhr reisten die Mannschaften von hier wieder ab,
politische Ueberflcht. Ans dem Haushaltsausschuh des Reichstags. Den Beratungen des Reichshaushaltsausschusses wohnte am Donnerstag wieder eine große Anzahl von Abgeordneten als Zuhörer bei. Es wurde die Besprechung über die Kriegs- läge und über die auswärtige Politik weitergeführt. Von den Abgeordneten sprachen Erzberger(Z.). Ledebour sSoz. Arbg.), vo n P a y e r(Vp.), Scheidemann (Soz.), Schiffer(natl.) und L e n s ch(Soz.). Diesen antlvortcten Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. I a g o w. Staats- sekretär des Reichsmarineamts Capelle , Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich und der Unterstaatssekretär aus dem Auswärtigen Amt Zimmermann . Die Ver- Handlungen gehen heute Freitag weiter. Eingegangen ist im Haushaltsausschuß ein Antrag des Z e n tr u nis, der vorschlägt, zu beschließen, daß der Reichstag den Haushaltsausschuß ermächtigt, zur Beratung von Angelegenheiten der auswärtigen Politik und des Kriegs
auch während der Vertagung des Reichstags zusammen» zutreten. Außerdem hat die nationalliberale Fraktion ihren bereits mitgeteilten Gesetzentwurf über die Schutzhaft während eines Kriegszustandes jetzt auch im Ausschuß ein- gebracht._ Die Parteigruppierunge» im Reichstage. Entgegen den gestern hier wiedergegebenen Aeußerungen des„8.U h r- A b e n d b l a t t e S", als handle es sich bei den jüngsten Parteigruppierungen um ein konzentrisches Vorgehen der Konservativen und National- liberalen und als sei auch das Z e n trum oder ein großer T e i l des Zentrums im Begriff, zu der„großen, ziemlich ge- schlossenen Gruppe" der Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen einzuschwenken, heißt es in einer Zuschrift des„Berliner Tageblatts" aus parlamentarischen Kreisen: „Es trifft zu, daß ein Teil, aber auch nur ern ganz kleiner Teil des Zentrums augenscheinlich die Kanzlerfronde unterstützt. Die Führer dieser Gruppe scheinen die beiden bahe- rischen Abgeordneten Dr. Pfleger und Freiherr v. F r a n ck e n- stein zu sein. In den bisherigen Verhandlungen des Reichs- Haushaltsausschusses sind aber weder diese beiden Herren, noch ihre Meinungen hervorgetreten. Alle bisherigen Redner des tentrums im Ausschuß haben vielmehr nicht den mindesten weifel darüber gelassen, daß sie die Kanzlerfronde nicht mitmachen wollen und sie entschieden verurteilen. Von an- deren, und zwar den maßgebenden Führern der Fraktion, konnie man sogar starke Worte der Entrüstung hören. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht zutreffned, daß etwa die Ratio- n a l l i b e r a l e n geschlossen in der Reihe der Kanzler- aegner und Kanzlerstürzer ständen. Auch hier gibt es eine an- sehnliche und angesehene Gruppe, die ganz andere Meinungen verficht und den Augenblick für alle derartigen Treibereien für den denkbar unglücklichsten hält. ES find vor allem die Ab- geordneten Schiffer, Junck, Prinz Schönaich - C a r o l a t h und Freiherr v. R i ch t h o f e n, di« sich gegenüber den alldeutschen Strömungen und Bestrebungen fortgesetzt ab- lehnend verhalten." Demgegenüber wirb doch daran festgehalten werden müssen, daß die dissentierenden Elemente der nationalliberalen Fraktion nur über einen recht unbeträchtlichen Einfluß ver- fügen. Die große Mehrheit der Partei marschiert„unent- wegt" hinter ihrem Bassermann und Stresemann , deren Hol- tung sich in den wichtigsten Fragen durch nichts von der der Konservativen unterscheidet.— Was das Zentrum betrifft, so liegt eine Aeußerung des Zentrumspolitikers Dr. Julius Bachem im„Tag" vor, in der es u. a. heißt: „Mehr und mehr wird hoffentlich auch den weitesten Kreisen de» deutschen Volkes, gewisse Zentrumskreise nicht ausgeschlossen, die Erkenntnis aufgehen, wie richtig und dem vaterländischen Interesse dienlich es war, daß seinerzeit die Zentrumsfraktivn des Deutschen Reichstages in die ansetzende Tirpitz- ronde sich nicht einspannen ließ, sondern unbeirrt urch irregeleitete populäre Strömungen selbständig und ziel- bewußt ihren Weg ging. Der ReichsauSschuß der deut schen Zentrumspartei hat eben in seiner aus ganz Deutschland zahlreich besuchten Frankfurter Tagung diese Hal- tung des Zentrums ausdrücklich und einstimmig gebilligt." Hierzu bemerkt das Berliner Zentrumsorgan, die»Ger- m a n i a": „Damit können wohl die natioualliberalen S p e- tulationen als erledigt gelten." Ob diese kategorische Erklärung den Tatsachen völlig ge- recht wird, läßt sich allerdings bezweifeln, nachdem noch gestern in der gesamten Presse unbestritten festgestellt werden konnte, daß sich im bayerischen Zentrum zivet Lager gegenüberstehen. Der größere Teil der Partei unter Führung von Dr. Heim und Dr. Schlittenbauer, zu denen auch viele einflußreiche Reichsratsmitglieder und hohe Geistliche stehen, sei für rücksichtslose Kriegführung gegen England, während eine kleinere Gruppe unter Führung des Dom- probstes Dr. P i ch l e r, des alten Feindes Dr. Heims, dem Diktate Erzbergers und Julius Bachems gehorche und sich gegen jede der Regicrungspolifik nicht genehmen„Bewegungen" und Ausschüsse wende. Daß diese Spaltung im bayerischen Zentrum, die sich in heftigen Pressefehden geäußert hat, auch auf die Haltung der Zentrumsfraktion im Reichstage zurückwirken muß, liegt auf der Hand._ Tie Kanzlerfronde im sächsischen Landtage. Dem sächsischen Landtage ist eine mit vielen Unterschriften bedeckte, von den Konservativen ausgehende Petition zugegangen, in der verlangt wird, beide Kammern möchten einen gemeinsamen Ausschuß einsetzen, und die Ministerien des Innern und de» Aeußern ersucken, vor diesem die Gründe zu entwickeln, aus denen die sächsische Regierung der Politik des Reichskanzlers zustimmt. Die Stmidekammern sollen ferner der Staatsregierung erklären, daß sie die bisherige auswärtige Politik des Reichskanzlers als den Interessen dcs Reiches schädlich erachten, und sollen die Regierung auffordern, allen ihren verfassungsmäßigen Einfluß im Bundes- rat und darüber hinaus, aber auch ihren auf langjährige Freund- schast und Bündnisse gegründeten Einfluß bei den Regierungen der einzelnen Bundesstaaten aufzubieten, um unverzüglich sowohl die uneingeschränkte Durchführung des Unterseeboot, und Lustschiff- kriegeS gegen England zu beginnen, wie auch die Beschränkung der Zensur auf militärische Angelegenheiten unter Einhaltung des Burg- friedenS und Erhaltung des SiegeSwillcnS zu erreichen. RcichSpartei und„Neues Deutschland ". Unter dieser Ueberschrift bringt die fteikonservative„Post" folgende Erklärung: „Verschiedene Anfragen, welche auf Grund des Artikels: „S t a at S m ä n n i f ch e Publizistik" in der früheren Wochenschrift, jetzigen Halbmonatsschrift»Das Neu« Deutschland " an die Zeitung der Reichs- und freikonfer- vativen Partei gerichtet worden sind, geben dieser Veranlassung zu der Mitteilung, daß daS frühere Verhältnis der Reichs- und freikonservativen Partei zu der genannten Halblnonatsschrfft seit einem Vierteljahr gelöst worden ist, und daß die in ihr enthaltenen Artikel seit diesem Zeitpunkt einer Vorzensur der Partei nicht mehr unterliegen und nur unter der Verantwortung des Herausgebers erfolgen." Der hier erwähnte Artikel von Dr. Grabowsky nagelte unter anderem die publizistischen Gepflogenheiten des Grafen E. v. Reventlow fest, der sich mehr und mehr zum Haupt- bannerträger der alldeutschen Machtpolitikcr entwickelt hat. Dieses Attentat gegen ihn ist nun„gerächt".
Lette Nachrichten. Ministerwcchsel in Rußland . London , 5. Otwbcr.(W. T. 23.) Reuter erfährt, daß wich- tige ministerielle Veränderungen in Ruhland infolge der Ernennung von Protopopoff zum Minister deS Innern bevor- stehen. Der Name des liberalen Präsidenten der Duma, Rod- zianko, wird un Zusammenhang mit der Besetzung eines hohen Amtes genannt. Bisher sind die Nachrichten noch nicht amtlich bestätigt.