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Zranzosische GMZlere für öle rumattische Hrmee. Bukarest  , 17. Oktober.<W T. B.) Meldung der rumänischen Telegraphenagentur. Die französische   Mission von Stabsossiziercn. zu der General Berthelot, acht Obersten, acht Majore insgesamt SS Offiziere gehören, ist nach SStägiger Reise ohne Zwischenfall angekommen. Die Bevölkerung bereitete ihr«inen warmen Empfang. Ihrer tätigen Zusammenarbeit mit dem rumänischen Generalstab wird graste Bedeutung beigemessen. Der»Manchester Guardian" gegen Llopö George. Wjmchester, 16. Oktober.  (SB. T. A.).Manchester Guar­dian' meldet auS Paris   vom Freitag: Die Erklärungen. die 2 ho h d George einem Vertreter derUnited Prest" gegeben bat, haben in Paris   einen ziemlich ungünstigen Ein- druck gemacht. Die Anficht amtlicher Kreise stimmt mit den Vor- deHalten deZ 2eltartikelS desManchester Guardian" vom 30. Sep- temder überein. Man fragt, welchen Grund Lloyd George   gerade in diesem Augenblick gehabt habe, um in so schroffen Ausdrücken zu erklären, daß England keinen SSermittelungSversuch dulden würde. Gerade die Schroffheit seiner Ausdrucksweise könnte so sagt man den irrtümlichen Eindruck hervorrufen, daß ein VermittlungS- versuch gemacht worden sei oder gemacht werde und dah einer oder der andere der Verbündeten geneigt scheine, ihm Gehör zu geben. Außerdem findet man es nicht wünschenswert, daß derartige Erklärungen von einem Mitglied nur einer der verbündeten Re- gierungen gemacht wurden, das nicht einmal der Minister sei, der über solche Fragen zu sprechen berufen sei. Der Korrespondent fährt fort: Glücklicherweise hat die französische   Presse nicht viel über dieses Interview geschrieben, so daß es auf das Publikum keinen großen Eindruck gemacht hat. Es ist auch kaum taktvoll gewesen, dem Publikum eines Landes, das so viel gelitten hat, wie Frank- reich, seit mehr als zwei Jahren, zu sagen, daß die Dauer deS Krieges leine Rolle spiele. Japans   Zoröerungen an China  . Berlin  , 18. Oktober.  (W. T. B.) Mit Bezug auf die Mitteilung in einem Berliner   Blatte, daß filb unter den Forderungen Japans  an China   auch das Verlangen befindet, dost die deutschen  , öfter- reichischen und ungarischen Staatsangehörigen interniert werden sollen, und daß die Schließung der Niederlassungen der Deutsch  . Asiatischen Bank in China   auf englisch  -japanischen Druck zurückzuführen sei, teilt die hiesige chinesische   Gesandlschast Wolfis Telegraphischem Bureau mit, daß die letzten amtlichen Nachrichten nichts ent» halten, was diesen Behauptungen auch nur im entferntesten nahe käme. Die»Unabhängigen' im /lbgeorönetendaus. Da».Berliner Tageblatt" berichtete in seiner MontagSnummer: Die von unS bereits vorgestern angekündigte Versammlung von Anhängern des SchäferschenUnabhängigen- Ausschusses für einen deutschen   Frieden" hat nicht im Zimmer 8, wie die Einladung angab, sondern im großen Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses stattgefunden. Etwa 400 Personen hatten sich gestern zu dieser Plenarsitzung der .Unabhängigen", die von 10 Uhr vormittags bis zum Abend dauerte. zusammengefunden. DaS Präsidium wurde von dem nationallibe- ralen LandtagSabgeordneten Fuhrmann, gemeinsam mit den Professoren Schäfer und Stahlberg und einigen anderen Herren, geführt. In mitunter recht leidenschaftlichen Reden wurde tn der bekannten Weise Kritik an der Reichsleitung geübt; die Stim- mung der Versammlung steigerte sich jedesmal zu lebhaftem Beifall, wenn die Angriffe besonders heftig wurden. Wie immer bei der- artigen Kundgebungen, wurde auch diesmal eine bestimmte Maß- nähme als dringend notwendig gefordert, und zwar für sofort. Dem Kanzler wurde jegliches Vertrauen gekündigt. Als eine sehr an- gesehene Persönlichkeit auf Anregung von einer Seite, die wohl Ge- hör verdiente, die Versammlung dringend auffordertl', von der Agi- tation abzulassen, fubrte Graf R e v e n t l o w die Versammlung, die zunächst unter dem Eindruck des ausgesprochenen Wunsches zum Eftl- lenken bereit schien, mit wenigen Sätzen, die von dem schlecht unter- richteten an den besser zu unterrichteichenHort der Autorität" ap- pellierten, schnell wieder auf den Standpunkt der.Unentwegten" zurück. Wessen man sich künftig bei dieser Agitation zu gewärtigen haben wird, deutet dielleicht am besten die Aeußerung eines Oberbürger- meisterS aus dem Osten an; nachdem nämlich Professor Schäfer und Abgeordnetsr Fuhrmann entschieden davon abgeraten hatten, mit einer entsvrechenden Petition an den Reichstag  , der in dieser Frage abwegig stände, heranzutreten, machte der betreffende Oberbürgermeister den Vorschlag, die Ag i t a t i o n in der Oeffentlichkeit fortzusetzen, und zwar so, daß man unter Angab- möglichst harmloser Redner und Themen und trotz Emrcichung des Manuskripts an die Zensur, doch.von Herzschlag zu Herzschlag" die beabsichtigte Wirkung erreichen würde. Jnter- essant war auch Reventlows Hinweis darauf, daß gefährlicher noch als der Kanzler der Staatssekretär H e l f s e r i ch sei. Soweit dasBerliner Tageblatt". Die konservative Presse ist natürlich entrüstet darüber, daß über die Tagung de»Unabhängigen Ausschusses" etwas in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Einer der Haupttreiber, der LandtagSabgeordnete Fuhrmann, versendet an die Berliner   Presse einen Brief, in dem folgende Kraststellen sich be- finden: Keine Organisation ist dagegen gesichert, daß sich irgendein schäbiges Subjekt unter Verleugnung seiner wahren Gesinnung in den Kreis ihrer Vertrauensmänner einschleicht. Es hat bisher aber als journalistische Pflicht jedes anständigen PreßorganS gegolten. ftine Informationen aus reineren Quellen zu schöpftn, alS die Mitteilungen solcher moralisch minderwertigen Persönlichkeit dar- stellen. �Bemerkenswert, ist es, daß Herr Fuhrmann die Richtigkeit der veröffentlichte:, Berichte mit keinem Wort zu bestreiten wagt, so inS- bewndere n:cht den Borschlag des Königsberger Oberbürgermeisters, zum Zwecke der-�auschung der Behörden Versammlungen mit mög­lichst harmlosen Rednern und ebenso harmlosen Themen einzu- berufen. Memt doch selbst dieGermania  " zu dem Briese Fuhr- mannS:Wir unsererseits haben sofort erklärt, daß wir die Richtig- keit des Berichts imBerliner Tageblatt" nicht nachprüfen könnten, würden es aber für angebracht finden, daß Herr Fuhrmann, nach- dem die Sache einmal in die Oeffentlichkeit gekommen war, ein wenig deutlicher über das würde, waö nun falsch dargestellt ist. Mit der allgemeinen Erklärung und der an sich begreiflichen Entrüstung Über den Vertrauensbruch allem wird er den Unabhängigen Aus- schuß kaum ganz reinwaschen können." politische Ueberficht. Differenzen in derDentschen Fraktion". £ Zu den merkwürdigsten Erscheinungen, die im Reichstag jemals aufgetreten sind, gehört unstreitig die Gründung der Deutschen Me«, was im Reichstag sonst keinen Anschluß zu finden t-i" Antisemiten. Bauernbündler. Welsen. Wilde grup. wexun sich um den kümmerlichen Rest der Frei konservativen und *1,e Deutsche   Fraktion, die in Wirklichkeit nur eine Art .zweavervund zur Erreichung von Sitzen in den einzelnen Kom- Mlstronen darstellt. Deshalb enistanden auch im Seniorcnkonvent
Zweifel daran, ob diese Vereinigung alS Fraktion tmqjumit werben kann. Die ersten Differenzen sind jetzt eingetreten. DiePost" erhält nämlich von der Leitung der Reichspartei folgende Zuschrift: DieGoslarsche Zeitung" findet in einer Bemerkung der Deutschen Aolkszeitung" die Andeutung, daß die Reichspartei nunmehr unter dem Einfluß der mit ihr in der Deutschen   Frok- tion zu einer parlamentarischen Arbeitsgemeinschaft zusammen- Seschlosscnen Welsen sich aus dem Wege befindet, wenn nicht ihre cberzeugung, so doch ihr tatsächlickes Handeln in den wichtigsten deutschen   Lebensfragen nach den wölfischen Wünschen zu richten. Eine solche Andeutung würde jeder tatsächlichen Unterlage ent- dehren. Der Anschluß an die Deutsche   Fraktion, welche lediglich bezweckt, den kleineren Gruppen die ihnen bisher verschlossene Möglichkeit praktischer Mitarbeit im Plenum und namentlich in den Ausschüssen des Reichstages zu eröffnen, hat nicht den min- besten Einfluß auf die Ueberzeugung oder die politische Betätigung der Reichspartei. Unbeirrt von der Fraktionsgemeinschaft und den daraus sich ergebenden persönlichen Berührungen läßt sich die Reichspartei bei ihrem politischen Handeln in wiästigen deutschen  Lebensfragen auch jetzt allein von ihrer in nunmehr bald fünfzig- jähriger fester Tradition bewährten vaterländischen Gesinnung leiten." Die Welsen werden es sich natürlich nicht gefallen lassen, hier gewissermaßen als die Schleppenträger der Reichspartei hingestellt zu werden, so daß man damit rechnen kann, daß eS nicht mehr lange dauern wird, bis sich die Deutsche   Fraktion wieder in einzelne Gruppen auflöst. Nationalliberale gegen dieKöln  . Ztg.". DieWestfälischen Politischen Nachrichten" bringe» folgenden Artikel: Von sehr angesehener Seite wird uns geschrieben: Mit dem Vorwärts", demBerliner Tageblatt", derFrankfurter Zeitung  " in steter sachlicher Uebereinstimmung nimmt dieKölnische Zei- tung" zu den Fragen, die uns alle bewegen, ihre Stellung ein. Sie übertrifft freilich ihre drei Gesinnungsgenossen sehr oft an Ge- wagtheit und in versteckter oder offener Perfidie ihrer Behaup- tungen. Der Aufsatz über die angeblich erreichten Kriegsziele, in dem das rheinische Blatt festzustellen sich für berechtigt hielt, dieFreiheit der Meere  " sei bereits errungen, ist noch nicht ver- gessen. Manche neue Merkwürdigkeiten sind gefolgt. Aber kaum kann unsere Entrüstung größer sein, als über den schamlosen Mut, mit dem dieKölnische Zeitung  " in einem AufsatzEni- weder oder" vom 9. Oktober die Wendung einfließen läßt, es handle sich bei der Kritik an dem politischen Verhalten der Reichs- regierung umeinen Feldzug gegen Kanzler und Krone". Die Kölnische Zeitung  " verlangt in ihrem Aufsatz die Anführung bestimmter Tatsachen, die gegen die Reichsregierung sprechen. Es müsse merkwürdig zugegangen sein, wenn derKölni- scheu Zeitung" solche Tatsachen nicht bekannt geworden seien. Daß sie aber selber, ohne irgendeine Tatsache als Beweis heranzuziehen, von dem Feldzug gegen die Krone spricht, muß allerseits Empörung wachrufen und wird jedenfalls die Folge haben, daß manchem Leser derKölnischen Zeitung  ", der ihr immer noch Vertrauen entgegenbringt, endlich die Äugen auf. gehen. DieKölnische Zeitung  " veröffentlicht dies« charakteristischen Aeußerungen und bemerkt hierzu: DieWestfälischen Politischen Nachrichten" nennen sich .Nationalliberale Korrespondenz für Westfalen". Wir unter- breiten ihre Auslassungen der Kritik unserer Leser, jeder Zusatz unsererseits erübrigt sich."_ Zur Nachwahl in Oschah-Grimma  . Die Leitung der sächsischen foilschrittlicheil Volkspartei erklärt, daß sie für die am 28. November statlsindende Nachwabl in Oschatz  - Grimma   den Burgfrieden halten und einen eigenen Kandidaten nicht ausstellen werde. Trotzdem wendet sich dieRreuz-Zeitung" mit besonderer Schärfe gegen die Liberalen, weil sie sich auch nur erlaubt haben, an der Person des konservativen Kandidaten Aus- setzungen zu macheu. Das konservative Blatt schreibt:Es ist be- zeichnend, daß solche Beanstandungen, ganz ähnlich wie da§ früher bei Wahlabmachungen geschehen ist, immer nur gegen konservative Kandidaten erhoben werden. Wir wüßten nicht, daß die Konser- vativen im Zeichen de« Burgsriedens auch nur in einem Falle den Anspruch erhoben hätten, die Personenwahl bei einer liberalen Kandidatur zu beeinflussen. Der Liberalismus aber bringt es fertig. für Vertretung eines im konservativen Besitzstande befindlichen Wahlkreises die Wahl womöglich eines liberalen Politikers zu vcr> langen."_ Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Wie da«Berk. Tagebl." hört, beabsichtigt die Reichsregierung einen Gcsetzentwurs gegen die Ucberlragung von Geschlechts- krankheiten durch Soldaten bei der Rückkehr in die Heimat dem Reichstage vorzulegen. U. a. sollen danach geschlechtSlranle<Sol baten beim Friedensschluß zurückgehalten und in den GenesungS� Heimen der LandeZversicherungSanstalten usw. untergebracht werden dürfen._ das tägliche örot. Lebensmitteldebatte im sächsischen Landtag. In der Zweiten Kammer wurde am Dienstag die vor acht Tagen abgebrochene Debatte über die ErnährungS- frage fortgesetzt und beendet. Bon sozialdemokratischer Seite sprachen die Abgeordneten Wilde und Fleitzner. Sie machten mit Nachdruck auf den Ernst der Loge aus dem Gebiete der Ernäh rung ausmerlsam. Als Genosse Fleißner am Schluß seiner AuS sührungen für eine schnelle Beendigung deS Kriege» eintrat und eine dementsprechend« Politik forderte, wurde er� vom Präsidenten unterbrochen und zur Sack>e gerufen. Der national liberale Antrag wurde in sofortiger Sckilußberatimg angenommen. Von den Sozialdemokralen wurde der Absatz abgelehnt, der den privaten Handel mehr bei der Warenverteilung berücksichtigen will. Die Regierungsvorlage auf weitere Hinausschiebung der Gemeinde- Wahlen wurde von der Zweiten Kammer angenommen. Tie Kartoffelnot. Ter Landrat des Kreises Bochum   hatte die Landwirte öffent« lich aufgefordert, schleunig Kartoffeln zu liefern, damit die Jndustriebevölkerung keine Not zu leiden brauchte. Jetzt macht er kund. Ich habe bi« jetzt von einer zwangsweisen Enteignung ab- sehen zu sollen geglaubt in der Erwartung, daß die Landwirte, den: Ernst der Zeil entsprechend, ihre nicht unbedingt selbst be- nötigten Kartoffeln freiwillig abgeben würden. Ich'habe mich getäuscht und bin nun gezwungen, die durch gesetzliche Be stimmungen vorgesehene Enteignung in die Wege zu leiten." Der Gipfel der Unverfrorenheit. Unter obiger Ueberschrift gaben wir in Nr. 277 deS.Vorwärts" einige Bemerkungen wieder, die Anstoß an den angeblichbarbari- scheu" Strafen gegen Milchpantscher nahmen und in dem Sloßseuszer endeten:Das kann die Lust an der wohltätigen Vermehrung der knappen Milcheingänge schließlich ganz verleiden." Als Quelle dieses schönen Bekenntnisses halten wir dieMolkerei-Zeitung" angegeben. Von der in HildeSheim   erscheinendenMolkerei-Zeitung" sind wir nun ersucht worden, festzustellen, daß in diesem Blatte jene Sätze nicht gestanden haben, sondern in der in Berlin   erscheinenden Molkerei-Zeitung Berlin  ". Wir kommen diesem Wunsche gern nach und bedauern, daß unS ein Irrtum in der richtigen Wiedergabe deS Zeitungstitels unterlaufen ist. Im übrigen können wir es aber nicht verstehen, daß dieMolkerei-Zeitung" in HildeSheim   ihre Kollegin in Berlin   noch in Schutz nimmt und es so darstellt, als ob der von un« zitierte Satz nur ironisch gemeint war. Für eine derartige Ironie" haben wir und mit uns wohl der größte Teil des deutschen  Volkes durchaus kein Verständnis.
Fenfuröebatten im Reichstagshauptaussihuß. Der Hauptausschuß des Reichstags setzte am Mittwoch die Verhandlungen über die Zensur fort. Zu Beginn der Sitzung kam Abg. Scheidemann(Soz.) auf die am Tage zuvor vom Abg. Hoch angeschnittene und auch vom Staatssekretär Helfserich besprocheneVorwärts"-Angelegenh«it zurück. Er besprach die früheren Berufsunfälle desVorwärts" und erläuterte den Ver- lauf der jetzigen Verhandlungen mit dem Oberkommando. Wenn die Frage des Abg Hoch, ob verlangt worden fei, daß andere Redakteure angestellt" werden sollten, so zu ver- stehen sei:hat das Oberkommando die Entlassung eines oder mehrerer Redakteure verlangt?", so müsse diese Frage verneint werden. Davon sei in keinem Stadium der Ver- Handlung die Rede gewesen. Der wirkliche Sachverhalt sei an der Spitze des heute wieder erschienenenVorwärts" klar dargestellt worden. Abg. Gothel n(Fortschr. Vp.) meinte, bei gutem Willen sei die Trennung zwischen militärischen und politischen Interessen bei der Zensur möglich. Der Redner besprach dann die Zensur» maßnahmen, die gegen dieOstscc-Ztg.", denKonfektionär" und dieFranks. Ztg." ergriffen wurden. Bei Nachrichten und Artikeln, die zensurpflichtig sind, arbeite die Zensur auch zu langsam. Wenn selbst große Blätter auf den Abdruck offiziöser Waschzettel an- gewiesen sind, so muß das den Eindruck erwecken, als fei die deutsch  « Press?' gefesselt. Ausführlich lieh sich der Redner über die Maß- nahmen gegen dasBerl. Tagebl." aus, die� wegen deS Aufsatzes über die Kriegsziele der sechs Wirtschaftsverbände und wegen eine» Artikels von Theodor Wolfs ergriffen wurden. Infolge dieses Ein- greifens hat der Chefredakteur Theodor Wolff   verzichtet, überhaupt noch zu schreiben. Der Abg. Gothein weist weiter an Beispielen nach, daß Angriffe gegen Sozialdemokraten und Juden, die gar nicht mit dem Burgfrieden im Einklang stehen, die Zensur un. behelligt passieren können, und schließt daraus, daß verschiedene Generalkommandos die Kanzlerfronde direkt begünstigen. Die besten Bestrebungen der Regierung in der Zensurfrage hätten keinen Erfolg gehabt, darum müsse die Pressezensur in ander« Hände gelegt werden. Ministerialdirektor Dr. Lewald: Im letzten Viertelzahr sind nur 5 namhafte Zeitungen verboten worden. Daraus geht bervor, daß die Zusicherung, der Reichskanzler wolle seinen Einfluß gel- tend mache», ehe Verbote erfolgen, erfüllt wurde. Daß es besser geworden sei mit der Zensur, haben auch die Vertreter des Reichs« Verbandes der Presse zugegeben. In anderen Ländern, auch in Frankreich   und England, sind die Zensurverhältmsse noch schlechter wie bei uns. Eine andere gesetzliche Regelung sei erst nach Frie» denSschluß möglich. Abg. Erzberger(Zentrum) betrachtet eS schon als einen Fortschritt, wenn eine Zentrale geschaffen und dadurch die Macht. befugnisse der kommandierenden Generale eingeschränkt würden. Gegen die Zulassung fremder Depeschen muß die Zensur verschärft werden. Redner will auf den Boden des nationalliberalen An- träges treten. Den Zensurbehörden müssen klare Anweisungen dar- über gegeben werden, was verboten ist und was nicht. Auch muß eine klare Umschreibung des BegriffesBurgfrieden" erfolgen. Staatsselretär Dr. Helffertch: Militärische und politische Matznahmen laufen so ineinander über, daß man sie nicht trennen kann. Zwei Behörden kann man nicht schaffen, da käme man vom Regen unter die Traufe. Die Anregung ErzbergerS fei ertvägens- wert und will der Redner mit den Instanzen in Verbindung treten, ob die Durchführung möglich sei. Abg. Taub ad el(Soz.) bespricht die Zensurmaßnahmen, die sich gegen den Anzeigenteil der Zeitungen richten. Auf diesem Ge- biete hätten sich geradezu unerträgliche Zustände herausgebildet. Der Redner erwähnt das Verbot von Anzeigen, in denen Arbeits- kräfte nach Arbeitsstellen außerhalb des Korpsbezirks gesucht wer- den. Das sei eine Unterbindung der Freizügigkeit der Arbeiter. Verboten sind in vielen KorpSbezirken auch die Anzeigen von Heil» Mitteln, die jahrzehntelang im Verkehr sind und deren Heilwert auch von ärztlicher Seite anerkannt wird. Erbitternd wirkt auch hier die ungleiche Handhabung der Zensur. Berliner   Blätter dürfe» die Anzeigen bringen, die Provinzpresss aber nicht. Verschiedene Gewerbe- und Handelskreise, aber auch die Presse werden durch diese Verbote, die mit militärischen Interessen in gar keinem Zu- sammenhang stehen, finanziell schwer geschädigt. Darum weg mit diesen zwecklosen Verboten. Ministerialdirektor Dr. Lrwald: Die Verbote der Arbeits- gesuche sind auf die Schwierigkeiten deS Arbeitermangels zurück­zuführen. Es sollen aber neue Bestimmungen erlassen werden. Die Verbote der.Heilmittelanzeigen stehen im Zusammenhang mit dem Aerztemangel und liegen in der Richtung der Bekämpfung der Kurpfuscher. Es soll die Frage aber einheitlich geregelt werden. Abg. Dr. P f l e g e r<Z.) wünscht, daß auch der Vertreter des Ver. legervereinsLokalpresse  " zu den Pressebesprechungen zugelassen wird. Abg. Frh. v. Richthofen inatl.) befürwortete den national- liberalen Antrag. Für die Handhabung der Zensur muß der Reichskanzler verantwortlich fein, Abg. Heine(Soz.): Reiner Tisch wird nur gemacht durch vi« Annahme unseres Antrages, die Freiheit der Presse wieder herzu- stellen. Im Inland können wir ohne Zensur auskommen. Wir brauchen die Aufhebung der Zensur, weil sie nur Mißtrauen zu unserer Politik erzeugt. Der nationalliberale Antrag ist nur ei» sehr geringer Fortschritt. Tie Zensur hat sich vielfach als un- fähig erwiesen, das beweisen ja auch die Verbote der Heilmittel» anzeigen, durch die die Krankenbebandlung erschwert wird. In Berlin   wird die Zensur besonders einseitig und parteiisch gehand­habt. DieGermania  " darf den Bericht über die Versammlung deSUnabhängigen Ausschusses" bringen, die anderen Blätter nicht, Hier in Berlin   ist die Tendenz der Zensur unverkennbar, die Be- füuvorter des verschärften U-Bootkrieges zu unterstützen und die Gegner zu unterdrücken. Der Redner führte dann einen krassen Fall an, der einen Hochschulprofessor Dr. Mehner betrifft. M. hat eine kleine Broschüre veröffentlichen wollen unter dem Titel:Das Schicksal der Besiegten". In der streng wissenschaftlich gehaltenen Broschüre fordert der Verfasser, die Kriegskosten sollen später aus» schließlich aus der Grund- und der Kapitalrente gedeckt werden. Die Zervsurbehörde hat sich nicht damit begnügt, den Druck der_ im sozialistischen   Sinne geschriebenen Broschüre zu verhindern, sie hat auch den Verfasser bei seiner vorgesetzten Be» Hörde, dem Ministerium für Handel und Gewerbe, als Anarchist denunziert. Weiter kritisierte der Redner die Maßnahmen der Zensur gegen denTürmer", dem der Abdruck von Auszügen aus Äeichstagsreden untersagt wurde. So wie die Zensur jetzt geHand- habt wird, ist sie ein nationales Unglück. Wir haben eme offene Aussprache nötig, Staatssekretär Dr. Helffertch weist den Vorwurf zurück» daß die Zensurbehörde die Kanzlerfonde unterstütze. Gehemirat Wahnschaffe: Das Verbot des Nachdrucke» de» Berichts in derGermania  " hat das Oberkommando von sich au» veranlaßt. Die Gründe seien wahrscheinlich miltärischer Art, weil man sich in der Versammlung auch mit der Obersten Heeresleitung befaßt hat. Der Redner stellt'dann fest, daß die Unterredung der Vertreter desUnabhängigen Ausschusses" mit dem Reichskanzler in derGermania  " unrichtig wiedergegeben ist. Abg. Stresemann(natl.): Der Bericht sollte nicht ver- öffentlicht werden, ehe sich nicht die Beteiligten geäußert hatten. Die Vorwürfe gegen das Oberkommando sind nicht begründet, da» beweise das Borgehen gegen dieDeutsche Tageszeitung" und de» Grafen Reventlow. Wenn solche Männer wie Th. Wolff und Re- ventlow mundtot gemacht werden, herrscht eine Kirchhofsruhe. Im Fall Mehnert muß das Vorgehen der Zensur ganz entschiede» zurückgewiesen werden. Anzeigen mit Arbeitsgesuchen soll man nicht allgemein verbieten. Der Redner schlägt vor, für die weitere iLeratung des nationalliberalcn Antrages einen Unterausschuß einzusetzen. (Schluß in der Beilage.)