Geschosse werden unsere Gegner noch heranschnffsn sonnen, die' <um Siege erforderliche Ueberzahl von Männern aber in der nächsten Zeil jedenfalls nicht. Die Franzosen werden überhaupt fast nur auf Farbige und auf Knaben rechnen können, den Russen wird die AuS- bildung neuer Rekruten von Monat zu Monat schwieriger werden. Ueber die englischen Ersatzmöglichkeiten will ich mich eines gleich bestimmten Urieils enthalten— aber die Besuche unserer Zeppeline werden starke Kräfte an das Heimatland bannen, die Flotte, die Handelsschiffahrl und die Fabriken nehmen ungezählte Männer für sich in Anspruch. Wenn die Kritiker dsS VierverbandeS jetzt die Forderung er- heben, die Anstrengungen aller Heeresleitungen auf einem einzigen 5triegsichauplatz möglichst zu vereinen, so stehe» diesem frommen Wunsch eben jene Verluste, der bisherige Gang der Ereignisse, die geographische Lage, die Zeit und politischen Verhältnisse als un- überwindlichs Hindelnisse entgegen. Darüber vielleicht ein ander- mal mehr._ Dichtung unö Wahrheit. Unter dieser Ueberschrist meldet Wolffs Telegraphen-Bureau amtlich: Französischer Heeresbericht vom 13. Oktober nachmittag»:.Luft- krieg. Eine französisch-englische Gruppe von 40 Flugzeugen beschoß die Mauser-Werkställen in Lberndors am Neckar , 4310 Kilogramm Geschosse wurden abgeworfen und ihr Einschlagen in die Ziele beobachtet. Sechs deutsche Flugzeuge wurden im Laufe der von ihnen zur Verteidigung der Werkstätten eingeleiteten Unternehmungen abgeschossen/ Amtliche deutsche Feststellung: Von den 40 englisch -französischen Flugzeugen haben 1ö Obern- darf erreicht und etwa 60 Bomben dor: abgeworfen. Die übrigen feindlichen Flugzeuge wurden durch die Angriffe unserer Flieger zerstreut und warfen ihre Bomben wahllos auf Wald. Wiesen und zahlreiche kleinere Ortschaften ab. Mili'.ärischer Sachschaden ist weder in Oberndorf noch anderswo entstanden, sonstiger Sachschaden war gering. Der Betrieb der Fabrik wurde»ich: gestört. 3 Personen wurden gelötet, 7 verletzt; sie hielten sich im Freien auf und wurden durch Bombensplitter gc- troffen. Von den 40 Flugzeugen wurden durch unsere Flieger und Erd- abwehr S abgeschossen und zwar: 1. Farman l). O. Nr.? Motor: 130 Renault Nr. 34 394. Insassen: Adjurant Baron. Flugzeugsübrer, Sergeant Andres Guerineau, M.-G.-Schütze, beide tot; abgeschossen im Luftkampf bei Widensolen, 6 krn nordwestlich Neubreisach. 2, Farman D. D. Nr.? Motor: 130?L Renault Nr. 38 469. Insassen: Armand Georges, Flugzeugführer, Ernejt Jouan, M,-G,- Schütze, beide tot; abgeschossen im Luflkampf bei Jhringen, 4 Irin östlich Neubreisach. 3 Brcguet v. D. Br. Nr. 534, Motor: 220 PS Renault Nr. 54 777(12 Zylinder). Insassen; Leutnant Nockey, Flugzeugführer, gefangen, Sergeant Sterdec, Bombardier , gefangen; abgeschossen im Luftkampf bei Oberenzen, 13 lrw südlich Colmar . 4, Breguet v, v. L m IV, Nr. 229, Motor: 220 PS Renault Nr, 54 561. Insassen: beide tot; abgeschossen im Lustkampf bei Rüstenbart, 10 km südwestlich Neubreisach, 5. Brcguet D. D. B m IV, Nr.?, Motor: 220 PS Renault Nr.? Jnlasscn: Sergeant Bouot, Flugzeusührer, gefangen, Soldat Delcroix. Bombardier , gefangen; abgeschossen im Luftkampf bei Brenigarlen, 12 kra nördlich Müllbeim. 6. Sopwilh D, D..A, 1 Nr. 9660, vollständig erhalten, Motor: Clergct Blin Nr. 260. Insasse: Marine-Unterleutnant Bukerworth, verwundet gefangen; abgeschossen im Luflkampf über Flughafen Freiburg . 7. Breguet B. D. B m Nr. 538, Motor Renault Nr, 49 501. Insassen: beide tot; abgeschossen im Luftkampf bei Umkirch . 6 km westlich Fieiburg. 8, Breguet v. v. Cx 436, Motor: Renault <12 Zyl.) S VI 358. Insassen: Sergeant M.oitoh, Flugzeugführer, verwundet gesangen. Gejr. Marchand, Bombardier , tot; abgeichosseii im Lustlampf bei Sleinbach(an der Bahn Haslach — Offenburg ). 9. Breguet v, D. Nr. 9176, Motor: 220 PS Renault Nr. 54 281 (12 Zylinder). Insassen: Oberleutnant Newman, Flugzeugführer, gefangen, Unlerosfizier Bitty, Bombardier , gefangen; abgeschossen durch Erdabwehr bei Buggingen , 3 km nördlich Müllheim . Von unseren an den Luilkämpfen beteiligten Flugzeugen ging keini verloren, kein Insasse unserer Flugzeuge wurde gelötet oder auw nur verletzt. Die Niederlage des Feindes im Luflkampf war vollkommen. die englischen Knanzsorgen. London , 19. Oktober. (W. T. B.) Unterhaus. Auf die Bemerkungen über den Zinssatz, der für die neuen Schatz- fch e i n e zu zahlen ist, führte M c K e n n a aus: Wir hatten größere Summen aufzunehmen als jemals ein anderes Land, und der Be- trag, welchen der Staat zu� borgen hatte, stand außer allem Ver« bältnis zu irgendeiner Anleihe, die vor dem Kriege gemacht wurde. Es war daher nicht möglich, Vergleiche mit Verhältnissen, die vor dem Kriege bestanden, heranzuziehen oder zu sagen, daß 3 Proz. Zinsen genug wären, oder daß das Geld hätte billiger erlangt werden können. Sehr wahrscheinlich hätte es geschehen können, wenn ich nur eine geringe Summe gebraucht hätte, oder wenn die Summe selbst gleich gewesen wäre der größten Summe, die jemals vor Aus- bruch des Kriege? aufgenommen wurde. Man muß sich indessen daran erinnern, daß wir etwa einmal im Monat den größtmöglichen Betraa aufzunehmen hatten, und es war nur möglich, duüch tag- liehe Prüfung der Ergebnisse unserer Anleiheoperationen und Zah- lungen ausfindig zu machen, ob es uns glücken würde, unsere Be- dürfnisse zu befriedigen oder nicht. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Schatzamt mehr Zinsen zahlt, als es gezwungen war zu be- zahlen. Um allen Auswendungen gerecht zu werden, und unsere Versprechungen gegen unsere Alliierten zu halten, hatte ich die Be- schassung des Geldes zu sichern. ES sind gegen die hohe Zinsrate Ausstellungen gemacht worden auf Grund bei Urnstandcs, daß die Schuldverschreibungen hauptsächlich im Auslande gehalten werden würden. Aber das war gerade die Sache, die wir wünschten. Beim Anbieten dieser Schatzscheine hatten wir neben vielen anderen Zwecken den im Auge, daß sie im Auslande gehalten werden sollten. ivcan mu�y sich daran erinnern, daß wir Tag für Tag in den Ver- ««»igten Staaten einen sehr bedeutenden Betrag zu bezahlen hatten. Zurzeit haben wir etwa zwei Millionen Pfund täglich für jeden Wertiag in der Woche auszubringen. Das bedeutet einen unge- heuren Betrag von Dollar, der alle sechs Tage gesunden werden muß. Aufgab« könnte für unmöglich gehalten werden, aber fie tst erfüllt worden und wird jetzt erfüllt, und es ist kein Grund anzunehmen, daß sie nicht dauernd erfüllt werden wird In seinen weiteren Ausführungen zur Verteidigung der Aus- gäbe von sechsprozentigen Schatz, cheinen erwähnte McKenna. daß diese Wertpapiere in 14 Tagen bis zu einem Betrage von 36 M'l- Dianen Pfund Sterling ausgegeben worden sind, und fuhr fort: Der gegenwärtige Augenblick, wo ein Wettbewerb für Geld besteht, war nicht günstig für die Ausgabe einer langfristigen Anleihe, aber eine solche Anleihe wird zu einer Zeit ausgegeben werden, die das Schatzamt für geeignet bält und die Regierung wird sich der Er- sullung ihres Versprechens in bezug auf die Konversion der früheren Anleihen nicht entzieben. Ick habe nicht den geringsten Zweifel, -aß wir imstande sind, die Last während des Krieges zu tragen. unser« Auswendungen verringern sich wegen zweier wichtiger 4'untte nilbt. sondern sie nehmen zu. Diese Punkte sind die Muni- l'�beschaffung und die Vorschüsse an die Alliierten. Ich Mn »aj«, das Haus wird nicht davor zurückschrecken, daß die Ausgabe» beiden Punkte anwachsen. Die einzige Grenze für die '" �Beschaffung wird die Leistungsfähigkeit der Fabriken bil. �eritcllen. Wir fühlen auch, daß unsere Schuld gegen die 'st- daß wir gehalten sind, ihre Bedürfnisse fniLnf™« Betracht zu ziehen, und wenn weitere An- so gen gestellt werden, so haben wir sie zu befriedigen.
die irische Opposition im englischen Parlament. Rotterdam , 19. Oktober. (W. T. B.)„Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London : R ed m o n d sagte in semer gestrigen Rede im U n t e r h a u s e, daß die unbefriedigenden Er- g e b u i s iV d e r Rekrutierung, aus welcher die Tortes Fr- laut) einen Vorwurf machen, eine Folge der Methoden des Kriegsamtes seien, das manche nationalistische Vorurteile
an den Tag lege. In Dublin habe Asquith Irland ein eigenes Armeekorps versprochen, aber das Kriegsamt habe dieses Ver« sprechen nicht gehalten. In einer aus Katholiken bestehenden irischen Division seien alle Offiziere bis auf zwei Subalterne Protestanten. In Dublin sei rund heraus gesagt worden, daß man keine katholischen Rekruten wünsche. Das Kriegsamt habe noch vor kurzem 300 Iren in ein Hochländerregiment gesteckt. Eine gleiche Anzahl sei in ein englisches Regiment gesteckt worden. Redmond gab hierauf eine Uebersicht über die politischen Er- eignisse und sprach von den bedauernswerten Folgen, die das Miß- lingen des irischen Ausgleichs mit sich gebracht habe. Er verlange von der Regierung die Abschaffung des Kriegszustandes in Irland , die Ernennung eines Oberbefehlshabers, der nichts mit den un- glücklichen Vorgängen, die sich dort abgespielt haben, zu tun habe, und die� Durchführung des Reichsverteidigungsgesetzes in demselben Geiste wie in England. Ferner verlangte er die Freilassung von 500 Gefangenen, deren Fälle noch nicht untersucht worden seien, und daß die zu Züchthausstrafen Verurteilten wie politische Ge- fangene behandelt werden. Die Regierung sollte vor allem dem irischen Volke Vertrauen schenken und Homerule einführen. Tie Antwort des Staatssekretärs für Irland Duke lief auf eine allgemeine Ablehnung dieser Forderungen hinaus. Er ver- sprach nur bezüglich des Kriegsrechts in Irland einen Vergleich anzustreben. Hierauf sprach Asquith und trachtete, den schlechten Sin- druck, den die Debatte machte, aus der Welt zu schaffen. Dieser schlechte Eindruck wurde aber durch den Zwischenruf H e a l y s, man solle doch den amerikanischen Botschafter einladen, die ge fangenen Sinnfeiner zu besuchen, noch vergrößert. Lloyd George gab zu, daß die Klagen über das Krieg? amt begründet seien, unö sagte: Die Dummheit des Kriegsamtes ist unglaublich gewesen, sie grenzt schon fast an Bosheit. Ich bin darüber bestürzt und kann nur sagen, daß die eine oder andere Persönlichkeit die Rekrutierung entmutigen wollte. Die natiu »alen Gefühle sind verletzt worden. Die Begeisterung ist weg. Er fuhr fort, er wolle die Einteilung des Regimentes der Dubltner Füsiliere bei einer irischen Division und andere Maßregeln zur Befriedigung der Wünsche der Iren in Erwägung ziehen. Auch D e v l i n hielt eine leidenschaftliche Rede, in der er sich besonders bitter über Asquith aussprach und sagte: Sind wir ver- rückt gewesen, als wir Rekruten anwerben gingen? Vergaßen wir, als wir von den kleinen Völkern sprachen, unser eigenes? Wie- viele Rekruten würdet Ihr in Australien oder Kanada bekommen, wenn wir Sir John Maxwell dorthin entsenden würden, mit der Vollmacht, die Freiheiten dieser Länder zu unterdrücken? die englischen Demokraten verlangen Dekanntgabe öer§rieüensbeöingungen. Amsterdam , 20. Oktober. (T. U.) Der britische Verein of Democratic Control, der bald nach Ausbruch des Krieges errichtet wurde, hielt am 11. Oktober seine zweite JahreS- Versammlung ab, bei der zuerst das UnterhauLmitglied Artur P o n s o n b h und dann das Unterhausmitglied Exminister Charles Trevelyan den Vorsitz führte. In einer Re solutioi, wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die englische Re- gierung, die günstige militärische Lage des Vierverbandes zu Lande und zur See in Betracht ziehend, sofort bekannt machen solle, was sie beim Frieden zu erlangen wünscht, um so einen ersten Schritt auf dem Wege zu Friedensverhandlungen zu tun. Gleichfalls wurde gegen die Stellungnahme Lloyd Georges gegenüber denjenigen neutralen Staaten protestiert, die ihre Dienste für die Vermittelung von FriedenSuntcrhandlungen anbieten sollten. Notwendige Richtigstellung. Der unier dem Namen Homo schreibende bekannte Mitarbeiter der.Humanus' für deutsche Angelegenheiten kritisiert in mehreren Artikeln die Aufnahme, die die jüngsten Parlamentsreden B r i a n d s in der deutschen bürgerlichen Presse und bei einem Teil der deutschen Mehrheitsorgane gefunden haben. Wir hätte» kaum Veranlassung, uns in diese Auseinandersetzungen einzumischen, wenn nicht Homo auf gewisse Ungenauigkeiten in der Uebersetzung jener Rede und auch damit in Zusammenhang stehende irrige Schlüsse aufmerksam machte. Ter bedeutsamste Unterschied zwischen dem in Frankreich als amtlich ausgegebenen Text und der in Deutschland verbreiteten Uebersetzung ist wohl der, daß der französische Ministerpräsident nach dieser Verston davon gesprochen hat, Frankreich müsse aus dem Kriege größer hervorgehen, während die Franzosen behaupten, er habe nur gesagt, Frankreich müsse auS diesem Kriege groß hervorgehen. Es liegt auf der Hand, daß die in Deutschland für richtig gehaltene LeSarl zu Kommentaren führen mußte, die von den Franzosen und den französischen Sozialisten für sachlich unbegründet erachtet werden. Aber es gibt solcher Differenzen noch mehr. Nach dem Bericht, der der deutschen Presse zunächst allein zugänglich war, hat sich Briand in der Antwort auf die Rede des französischen Minderheits manne» Brizon folgendermaßen geäußert: .Sie kennen den Edelmut Frankreichs nicht und glauben, daß es um den Preis feindlicher Milliarden einen sofortigen Frieden annehmen könnte. Das würde ein Kriegssriede sein/ An diesen Satz hat beispielsweise die»Kölnische Volks zeitung* Betrachtungen darüber geknüpft, daß Deutschland gar nicht daran denke, eine Kriegsentschädigung zu zahlen, und daß daher die stolze Phrase des franzöfischen Ministers vollständig in der Luft schwebe. Blättler der deutschen sozialdemokratischen Mehrheit haben in ähnlicher Weise Kritik geübt und sind zum Teil noch weiter gegangen. Die. C h em ni tz e r Volks stimme' zum Beispiel ah in der Ablehnung der Kriegsentschädigung ein Programm un- begrenzter Annexionen und kam— bis zu einem gewissen Grade ganz folgerichtig— zu dem Ergebnis, daß Deutschland sich gegen die Eroberungspläne seine? westlichen Nachbarn verleidigcn müsse. Die„Dresdener Volkszeitung' verstand den b-!de»k- lichen Satz noch obendrein falsch und erklärte es als die Absicht der französischen Regierung, Millionen und aber Millionen von Deutschen der französischen Herrschaft zu unterwerfen. In Wirklichkeit soll nun aber die betreffende Stelle in der Rede BriandS nach der amtlichen französischen Darstellung folgendermaßen gelautet haben: »Sie kennen schlecht den hochherzigen Stolz Frankreichs , wenn Sie glauben, es könnte die Ersparnis von Milliarden und selbst von Menschenblut unter so erniedri» g enden Bedingungen akzeptieren/(Im französischen Wortlaut:„Vous connaissez mal la generouse flertö de la France, si vous croyez qu'elle peut aoeepter une eoonomie de milliards et m3me de sang dans des oonditions aussi h.umiliantes,u) Wir vergegenwärtigen un? den Zusammenhang: Brizon hatte im Hinblick auf die ungeheueren Opfer an Gut und Blut Ver'
] Handlungen gefordert. Briand lehnte diese Verhandlungen im gegenwärtigen Augenblick ab. weil sie nur zu einem für Frankreich demütigenden»deutschen ' Frieden führen könnten. Dieser Stand- punkt des französischen Ministerpräsidenten ist sicherlich verwerflich uiid verdient scharfe Kritik, aber wenn er sich wirklich so geäußert hat, wie der amtliche französische Bericht behauptet, dann sind jeden- falls die Kommentare, die seinen Reden in einem Teil der deutschen Presse gegeben wurden, abwegig, und es wäre gut, wenn die Blätter, die es angeht, den Franzosen nicht länger Gelegenheit gäben, sich über falsche Schlüsse aus falschen Voraussetzungen zu empören. Die»Chemnitzer V o l k s st i m m e' hat in einem zweiten Artikel der französischen Lesart allem Anschein nach bereits Rechnung getragen. Sie läßt den Ministerpräsidenten von der Möglichkeit sprechen, viel Menschenblut und viele Millionen zu sparen, wenn Frankreich heute Frieden schlöffe. Aber man sieht, daß auch diese Lesart nicht ganz mit dem sranzöstschen Text übereinstimmt, und wenn die»Chemnitzer Volksstimme' gar fortfährt, daß Herrn Briand ein solcher Friede schmählich erscheine, daß sein Ziel das größere Frankreich sei, so bestreiten eben die Franzosen , daß der Redner von einem größeren Frankreich oder einer Vergrößerung Frankreichs überhaupt gesprochen habe. Noch ein anderer Punkt mag bei dieser Gelegenheit erwähnt werden. In einer Reihe von Glättern der deutschen Mehrheit ist gesagt worden, daß die Behandlung, die Brizon, der etwa wie bei uns Scheidemann und Ebert gesprochen habe, von feiten des Ministers eriuhr, ungesähr dieselbe gewesen sei, die man bei un« Lieblnecht habe zuteil werden lassen. Demgegenüber beruft sich die . Humanste' darauf, daß Briand dem oppositionellen Sozialisten durch die Worte:»Ich füge Ihnen, Herr Brizon, nicht das Unrecht zu. zu glauben, daß Ihr Ideal kein aufrichtiges seil' eine Ehren- erklärung abgegeben habe.
Die deutsche Sozialdemokratie tut nach unserer Ueberzeugung gut daran, von diesen Liichtigstellungen Kenntnis zu nehmen und ihre Polemik gegen die Franzosen dementsprechend einzurichten. Die gute und starke Position jedes wirklichen Sozialisten gegenüber der französischen Regierung und gegenüber den Anhängern der sron- zösischcn Mehrheit kann nur geschwächt werden, wenn wir der Gegen« seite die Möglichkeit gewähren, uns Mangel an Objektivität zum Vorwurf zu machen.(z) Die vorstehende Notiz befand sich feit längerer Zeit in unseren Händen. Ihre Veröffentlichung verzögerte sich aus verschiedenen Gründen bis heute. Sie ist aber heute noch von Interesse. Wenn in der Notiz richtiggestellt- wird, daß Briand nur gesagt habe: „Frankreich müsse aus diesem Kriege groß hervorgehen", so darf andererseits in diesem Zusammenhange nicht vergeffen werden, daß Briand diesen Krieg nicht beenden will, bis Frankreich größer geworden ist, nämlich vergrößert um Elsatz-Loth- ringen. Die französische sozialistische Kammerftaktion hat diese Politik Briands bisher unterstützt. Noch zuletzt hat sie, mit Aus- nähme der drei Kicnthalcr, die von der Regierung verlangten Kriegskredite bewilligt. Der bulgarische tzochverratsprozeß. Budapest , 20. Oktober. (W. T. B.)„Pester Lloyd' be- richtet aus Sofia über den Hochverratsprozeß gegen Ghenadiew und Genossen. Tie Anklage lautet auf Hochverrat, dadurch verübt, daß Ghenadiew durch Vermittlung Teclozidres 20 Millionen Frank erhalten habe, um einen Umsturz zu Gunsten der Entente herbelzuführen. Die Verhandlung dauerte sechs Wochen. Ghenadiew soll sich überaus geschickt verteidigt haben. Staatsanwalt Oberst- leutnant Markow hat die Anklage dahin abgeändert, daß sie nur auf Bestechung lautet. Das Urteil wird für Freitag, spätestens Sonnabend, erwartet und wird, da es sich um ein Militärgericht handelt, sofort Rechtskraft erlangen. Amerikas Stellung zur �-Loot-ßrage. »Nowoje Wremja' vom 4. Oktober berichtet»aus diplomati« fchen Kreisen' folgendes:„Die Washingtoner diplomatischen Kreise sind, in Petersburg eingetroffenen Meldungen zu- folge, vorläufig noch nicht geneigt, in der Rede � des Reichskanzlers die tatsächliche Erklärung des U- Bootkriege» zu sehen. Die amerikanische Diplomatie hält es daher für unzeitgemäß, offiziell von der deutschen Regierung eine Erklärung für die Drohungen zu fordern, die im Reichstage gegen eins der Deutschland feindlichen Länder ausgestoßen wurde. Nach der in Washington vorherrschenden Meinung wäre eine derartig« Forderung kaum zweckmäßig: Bevor nicht Tatsachen oder wenigstens völlig bestimmte Hinweise seitens Berlins für die Erneue« rung des U-BootkriegeS vorliegen, darf die Regierung der Vereinigten Staaten sich gar nicht mit dem Gedanken befassen, daß Verbrechen, die unter den amerikanischen Bürgern so viel Opfer gefordert haben, seitens Deutschlands wieder zugelassen werden. Die Aeußerung der geringsten Nervosität, so glaubt man in Washington , würde Zweifel« los in Deutschland als Beweis eines gewissen Zweifels der Ver« einigten Staaten an der Macht ihres Vetos angesehen werden, eines Vetos, dem sich die deutsche Regierung schon gefügt hat und das un« erschülterlich fest bleibt/ Am nächsten Tage(3. 10.) berichtet die»Nowoje Wremja' au» derselben Quelle:»Wie aus den von uns erhaltenen Mitteilungen völlig klar geworden ist, erklärt sich die Abreise des Botschafters der Vereinigten Staaten Gcrard nach Washington durch die Not« wendigteit, genaue und bestimmte Instruktionen für den Fall einer Wiederausnahme der früheren O-Bootskrieg-Methoden zu erhalten. Schon vor der SieichSkanzlerrede ist es dem Botschafter gelungen, zu erfahren, daß die Frage des II-BootkriegeS auf der Tagesordnung steht, und sofort wurde die Entscheidung geirofien, nach Amerika ab« zureisen ohne erst bestimmte Handlungen seitens Deutschlands abzu- warten, die ein energisches Eingreifen der Vereinigten Staaten her» vorruien müssen.' Daß diese Meldung nicht den Tatsachen entspricht, ist vom Botschafter Gerard bereits in der amerikanischen Presse zur Ge- nüge festgestellt worden.(r) Letzte Nachrickten. flriede in der Groft-Berliner Stcinindustrie. Die Steinarbeiter Grotz-Berlins gaben in stark besuchter Versammlung ihre Zustimmung zu dem Beschluß der Schlichtungskommission, der durch Vermittelung des Magistrats« rats v. Schulz auf Veranlassung des Oberkommandos der Marken zustande gekommen: „Ten Steinarbeitern auf die bestehend-en Löhne 3 M. die Woche bzw. 20 Proz. Kr-iegsteuerungszulagen zu gewähren." Damit ist der Friede in der Steiniudustrie Eroß-BerlinS wiederhergestellt._ Otto Vorngräbcr gestorben. Bern , 20. Oktober. (W. T. B.) In Lugano ist gestern abend der deutsche Dichter Otto Borngräber im Alter von 42 Jahren gestorben, der seine ganze Lebensarbeit der Förderung des Fr-edensgeldankeits gewidmet hat.