Nr. 294. 33. Jahrg.
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Mittwoch, den 25. Oktober 1916.
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Grey über Kriegsurfachen und Friedensziele
Ewiger Frieden?-Ewiger Krieg!? Meldung des Großen Hauptquartiers.
Herr Chassaing, Vorsitzender des Vereins der auswärtigen Presse in London , hat jüngst in der„ Times" über die Behandlung der fremden Korrespondenten durch die englische Regierung Klage erhoben und auf das bessere Beispiel der französischen Regierung hingewiesen. Dieser Wink hat genügt, um den Leiter der auswärtigen Politik Englands, Viscount Grey, zum Erscheinen bei einer Festveranstaltung des Vereins zu bewegen, wo er dann über die Kriegspolitik der Verbündeten eine lange Rede hielt. Ihren telegraphisch gemeldeten Wortlaut teilen wir weiter unten ausführlich mit.
Um es vorweg zu nehmen: die Rede enthält nichts wesentlich Neues. Das fonnte man nach der Art ihrer Ent-: stehung auch nicht erwarten. Wenn England der Welt etwas zu sagen hat, so wird das durch die Guildhall- Rede des Premierministers Asquith geschehen, die für den 9. November fällig ist. Das ist der historische Festtag der City, den eng- i lische Staatsmänner schon so oft zu wichtigen politischen Stundgebungen benutzt haben, und Viscount Greys Presserede ist höchstens als ein Auftakt dazu zu werten, ein Auftakt freilich, der geeignet wäre, hochgespannte Erwartungen start herabzustimmen.
Wir stehen noch immer da, wo wir gestanden haben- das ist von Greys Rede der kurze Sinn. Noch immer gellende Anflagen gegen Deutschlands Schuld. Noch immer Verficherungen des festen Zusammenhaltens. Noch immer keine Spur von positiven Friedensforderungen. Und noch immer allgemeinste Allgemeinheiten über den Jdealzustand, in den Europa , die Welt durch den Sieg der Verbündeten versetzt werden soll.
Was mein Bruder Sarl will, will auch ich!" sagte Franz von Frankreich , als er gegen Karl V. zu Felde zog. Er meinte nämlich: Mailand ! Wir wissen nicht, ob das beiderseitige Einverständnis größer ist, wenn wir erflären:„ Was Viscount Grey will, wollen auch wir!" Auch wir wollen den internationalen Staatenbund, der jedem sein Recht werden läßt, der über dem Frieden wacht, der alle Streitfälle durch Konferenzen und Schiedsgerichte friedlich schlichtet. Aber was Grey über dieses herrliche Biel gefagt hat, läßt sich viel schöner in der Schrift Zum ewigen Frieden" nachlesen, die der deutsche Immanuel Kant bor jetzt fünfviertel Jahrhunderten schrieb. Jedoch schon Kant hatte seine eigenen Gedanken, wenn Staatsmänner der großen dee der internationalen Gerechtigkeit ihre Verbeugung machten:„ Die Huldigung, die jeder Staat dem Rechtsbegriffe ( wenigstens den Worten nach) leistet, beweist doch, daß eine noch größere, obzwar zurzeit noch schlummernde Anlage im Menschen anzutreffen sei, über das böse Prinzip in ihm( was er nicht ableugnen fann) doch einmal Meister zu werden, und dies auch von den andern zu hoffen; denn sonst würde das Wort Recht den Staaten, die sich einander befehden wollen, nie in den Mund kommen, es sei denn, bloß um seinen Spott mit ihm zu treiben."
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Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. Ot tober 1916.( W. T. B.):
Weftlicher Kriegsschauplah.
Wie der 22. Oktober war auch der 23. ein Schlachttag von höchster Kraftentfaltung. Um den Durchbruch um jeden Preis zu erringen, setzten Engländer und Franzosen ihre mit starken Kräften geführten Angriffe fort; sie holten sich trotz ihres Masseneinsatzes nördlich der Somme eine schwere, blutige Niederlage. Nach Meldung von der Front liegen vornehmlich westlich von Le Transloy ganze Reihen von Toten übereinander. Die Haltung unserer Truppen war über alles Lob erhaben.
Besonders zeichneten sich das brandenburgische Infanterieregiment Nr. 64, das braunschweigische ReserveInfanterieregiment Nr. 92, das rheinische Infanterieregiment Nr. 29 and die bayerischen Infanterieregimenter Nr. 1 and Nr. 15 aus.
Südlich der Somme tam ein sich vorbereitender französischer Vorstoß im Abschnitt Ablaincourt- Chaulnes in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwickelung. Heeresgruppe Kronprinz.
Seine Angriffe an der Somme wollte der Gegner durch Angriffe bei Verdun unterstützen. Unsere Stellungen auf dem Ostufer der Maas lagen unter kräftigem Artilleriefener. Die feindliche Infanterie ist unter unserer starken Artilleriewirkung in ihren Gräben niedergehalten worden; die Angriffsversuche sind damit vereitelt.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Bom Meere bis zu den Waldkarpathen keine größeren Ereignisse. Front des Generals der Ravallerie Erzherzog Carl
Siblich von Kroustadt( Brasso) ist gestern von deutschen und österreichisch - ungarischen Truppen in erbittertem Rampf Predeal genommen worden; 600 Gefangene wurden eingebracht.
Am Südausgang des Roten- Turm- Passes ist in den letten Tagen starker rumänischer Widerstand gebrochen
worden.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls bon Madensen.
In scharfer Verfolgung des vor dem rechten Armeeflügel in Auflösung weichenden Gegners hai Kavallerie der Verbündeten die Gegend von Caramurat erreicht.
Medgidia und Rasova sind nach heftigem Kampf genommen. Die Gesamtbente, einschließlich der am 21. 10. gemeldeten, beträgt 75 Offiziere, 6693 Mann, 1 Fahne, 52 Maschinengewehre, 12 Geschüße, 1 Minenwerfer.
Die blutigen Verluste der Rumänen und der eiligst herangeführten russischen Verstärkungen sind schwer. Die Festung Bukarest ist ernent mit Bomben beworfen worden. Mazedonische Front.
Nichts Neues.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Luftkämpfe an der flandrischen Küste.
Amtlich. Berlin , 24. Oktober. ( W. T. B.) Eines unserer Marineflugzeuge belegte am 23. Oktober vormittags Hafenanlagen und Bahnhof von Margate an der Themsemündung mit Bomben.
Am Nachmittag des gleichen Tages wurde an der flandrischen Küste über See ein feindliches Flugzeuggeschwader, bestehend aus drei Flugbooten und zwei Land- Kampfflugzeugen, von zwei deutschen Seeflugzeugen angegriffen und nach erbittertem Luftgefecht in die Flucht geschlagen. Im Laufe des Gefechts wurde ein feindliches Flugboot abgeschossen. Der Flugmeister Meyer( Karl) hat damit sein viertes feindliches Flugzeng vom Seeflugzeug aus im Luftkampf vernichtet.
Nach einiger Zeit kamen die feindlichen Flugzeuge, verstärkt durch sechs weitere Landflugzeuge, zurück. Sie wurden von acht unserer Flugzeuge angegriffen und verjagt. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der öfferreichliche Generalitabsbericht. Wien , 24. Oftober 1916.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplay. eeresfront des Generals ber Ravallerie Erzherzog Carl
Defterreichisch- ungarische und deutsche Truppen nahmen gestern nach erbitterten Kämpfen den Ort Predeal und machten sechshundert Mann zu Gefangenen. Südlich des Roten- Turmpasses macht unser Angriff Forschritte.
Heeresfront des Generalfelbmarfchalle Prinz Leopold von Bayern.
Die Lage ist unverändert.
Italienischer Kriegsschauplak.
An der Küstenländischen Front hält das italienische Geschüt und Minenfeuer an. Namentlich auf der Karsthochfläche sind zeitweise heftige Artillerie- und Minenfämpfe im Gange. Unsere Flieger belegten ein großes Trainlager bei Savegna erfolgreich mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
An der Bojusa keine Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Viscount Grey ist kein Stantianer. Wohl aber hat er als Freund des Angelsports ein sachkundiges Buch über den Fischfang geschrieben, und er weiß, daß die Idee in der Politik oft dasselbe ist wie beim Angeln der Regenwurm. Er ist ein handfester Machtpolitiker, der wie eben andere auch „ dem Rechtsbegriffe seine Huldigung leistet", um die im Menschen schlummernde Anlage zum Guten feinen Zwecken jährigen diplomatischen Laufbahn verlernt man leicht sowohl noch nicht der geringste Anhaltspunkt. Seine Woche vergeht, dienstbar zu machen. Und wenn auch das Zerrbild, das Liebe wie Haß. die nicht unsern Entschluß befestigt, mit unseren Alliierten bis deutsche Kriegswigblätter( freiwillige und unfreiwillige) von Gerade diese fühle Leidenschaftslosigkeit, die nur das ans Ende zu gehen, und nach dem Kriege, hoffe ich, wird die ihm entworfen haben, mit der Wirklichkeit so wenig Interesse des eigenen Staates wahrnimmt, berechtigt zu einer Erinnerung an den vereinten Mut, der uns durchdringt, ein übereinstimmt, wie ähnliche nette Franzosenbildchen gewissen Vorsicht, wenn Grey als Vorkämpfer eines hohen dauerndes Band des Bündnisses und der Sympathie zwischen von Herrn v. Bethmann und anderen hohen Herren, deals hervortritt. Dieses deal ist auch das unsere; wir unseren Regierungen und unseren Völkern sein." so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß Viscount fürchten, es ist mehr das unsere als Greys. Denn der interUnd wir?" So wird uns erlaubt sein, bescheiden einzuGrey niemals jenem Flügel der liberalen Partei angehörte, nationale Staatenbund des Friedens, läßt er sich verwirk- werfen. Soll das deutsche Volk im Friedensbund der Völker dem es eine zeitlang mit der Verwirklichung politischer Ideale lichen wie Grey möchte auf dem Rücken eines ver- ein freies, gleichberechtigtes Mitglied ſein? Oder soll der ernst zu sein schien und dessen spärliche lezte Reste sich jetzt röchelnden Feinds? Grey ist der zähe Verfechter des Stand- Versuch, alle wilden Drohungen zu verwirklichen, die gegen mit Ramsay Macdonald um die Fahne der„ Union of Demo- punkts, daß Deutschland eine Schuld auf sich geladen habe, dieses Volt geschleudert wurden, fortgesetzt werden? Solange cratic Control" sammeln. Er, der schon unter Rosebery für die es bestraft werden müsse. Sollen wir uns den inter - das deutsche Volk mit dem zweiten Teil dieser Alternative Unterstaatssekretär war, hat nie mit Campbell Bannerman nationalen Staatenbund des Friedens etwa als eine Straf- rechnen muß, solange auf der anderen Seite der Wille vorgegen Chamberlains Burenpolitik gekämpft, er stand vorsichtig anstalt vorstellen müssen, in der Deutschland interniert herrscht, mit ihm" bis ans Ende" zu gehen, muß es sich gegen mit Asquith zusammen auf der imperialistischen Seite, und er werden soll? ein solches Ende, wie seine Gegner es träumen, nicht wehren? hat später die Politik des konservativen Lord Lansdowne Wir sind keine Freunde des Vereins zur raschen Nieder- Das deutsche Volt erstrebt einen Frieden der Verständiunterstützt, die in Deutschland unter dem Schlagwort„ Ein- kämpfung Englands( München , Schwanthaler Str. 19) und gung, er allein kann den dauernden Frieden freifungspolitik" bekannt ist. So war er, als das Regiment halten alles, was dort getrieben wird, für dummes bringen, den alle Völker ersehnen. an die Liberalen überging, den konservativen Imperialisten Zeug. Auch nach diesem entseglichsten aller Striege wird Das falte Wort„ bis ans Ende" zerstört alle Träume ein willkommener Vertrauensmann im Staatsamt des Aeußern. es ein mächtiges England geben und daneben auch vom großen Staatenbund der Gerechtigkeit.
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Kant verhält
Trotzdem galt er manchen, wie z. B. dem Sozialdemokraten ein großes und startes deutsches Volt. Beide werden wieder sich zu Grey wie die Theorie vom ewigen Frieden zur Hyndman, als ein versteckter Freund der Deutschen . Die lernen müssen, sich miteinander zu vertragen, aber wie sie das Praris des ewigen Kriegs.
Wahrheit mag in der Mitte liegen, denn in einer zwanzig- 1 machen sollen, dafür findet sich leider auch in Greys Nede