Nr. 295. 33. Jahrg.
Abonnements- Bedingungen: abonnements. Brets pranumerands Bierteljährl 8,90 M, monatl. 1,30 M möchentlich 80 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags nummer mit illuſtrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost Abonnement: 1,30 Mark bro Monat Eingetragen in die Boit Beitungs. Breisliste. Unter Kreuzband jür Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen an Belgien , Dänemart Holland, Italien , Luxemburg , Portugal Rumänien , Schweden und die Schweiz
Ericheint täglia.
5 Pfennig
Die Infertions- Gebühr
beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. geile oder deren Raum 60 fg., für bolitische und gewertschaftliche Vereins, und Versammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das jettgedruckte Wort 20 Big.( zulässig 2 fettgedrudte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafſtellenan zeigen das erste Wort 10 Pig., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch. staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Ein bekannter Wiener Parteigenosse, der seit. gestern in Berlin weilt, gibt uns von den jüngsten Ereignissen in Wien folgende Darstellung:
Donnerstag, den 26. Oktober 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Schwere Kämpfe in Oft und Weit.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 25. Dttober 1916.( 2. T. B.):
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Infolge regnerischer Witterung hat gestern die Gefechtstätigkeit im Sommegebiet nachgelassen; das Artilleriefeuer steigerte sich nur zeitweilig. In den Abendstunden sind französische Teilangriffe aus der Linie Lesboeufs- Rancourt vor unseren Hindernissen verlustreich und ergebnislos zusammengebrochen.
An der Nordostfront von Verdun hat ein französischer Angriff bis zum brennenden Fort Donaumont Boden gewonnen; die Kampfhandlung dauert an.
Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
Ein Gasangriff der Russen an der Schtschara mißlang; ebenso blieb einem Angriff russischer Bataillone bei Kol. Ostrow( nordwestlich von Luck) jeglicher Erfolg versagt. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl
Jm Südteil der Waldkarpathen blieben bei Gefechten minderen Umfanges die gewonnenen Höhenstellungen in unserem Besik.
An der Ostfront von Siebenbürgen hat sich bei örtlichen Kämpfen die Lage nicht geändert.
Nördlich von Campolung machte unser Angriff Fortschritte.
Der Vulcanpaß ist von deutschen und österreichischungarischen Truppen gestürmt worden.
An der herrschte Ruhe.
Mazedonischen Front
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Das September- Ergebnis
des Kreuzerkrieges. ( W. T. B.)
Amtlich. Berlin , 25. Oktober. Jm Monat September sind 141 feindliche Handelsfahrzeuge von insgesamt 182 000 Bruttoregistertonnen von Unterseebooten der Mittelmächte versenkt und aufgebracht oder durch Minen verloren gegangen. Dreizehn Kapitäne feindlicher Schiffe find gefangen genommen und drei Geschätze bewaffneter Dampfer erbeutet. Ferner find 39 neutrale Handelsfahrzeuge mit insgesamt 72 600 Tonnen wegen Beförderung von Bannware zum Feinde versenkt.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 25. Oktober 1916.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Destlicher Kriegsschauplah. Seeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl Desterreichisch- ungarische und deutsche Truppen entrissen dem Gegner den Bulkanpaß. Die nördlich von Campolung kämpfenden verbündeten Streitkräfte gewannen gleichfalls Raum. An der ungarischen Ostgrenze wird weiter gekämpft. Das Czekler Infanterieregiment Nr. 82 eroberte im Bereckergebirge nach erbittertem Handgemenge eine stark verschanzte Grenzhöhe. Die Besatzung wurde teils gefangen, teils niedergemacht. Entkommen ist niemand. In der Dreiländerecke schlugen unsere Truppen in ihren neuen Stellungen russische Angriffe ab. Ein örtlicher Einbruch des Feindes ist sofort wettgemacht worden.
Die politischen Verhältnisse in Desterreich sind soweit gediehen, daß immer deutlicher eine Forderung als die Hauptforderung des Tages hervortritt: die Einberufung des Parlament 3. Noch vor wenigen Monaten waren im Bürgertum die Ansichten darüber sehr geteilt, während es selbstverständlich für die Sozialdemokratie niemals ein Zweifel war, daß hier der Hebel eingesetzt werden müsse. Nun fanden im Laufe des Sommers mehrere Konventifel von Politikern auf Veranlassung des Grafen Sylva- Tarouca statt, in welchen die Einberufung des Parlaments erörtert wurde. Nur ein Teil der Deutschnationalen und der Christlichsozialen wollte von der Erhebung dieser Forderung nichts wissen. Aber insbesondere die Debatten im ungarischen Abgeordnetenhause trugen dazu bei, auch den Blinden die Augen zu öffnen. Man wurde sich immer mehr auch in Kreisen des Bürgertums der Tatsache bewußt, daß der österreichische Staat von allen kriegführenden Staaten der einzige ist, in welchem eine organisierte Willensmeinung des Volkes prinzipiell verhindert wird. So kam es, daß eine von einer Anzahl von Professoren ausgehende Anregung große Beachtung fand. Sechs Herren von der Universität, die den verschiedensten Parteien angehörten, entschlossen sich, eine Versammlung einzuberufen, in der laut und vernehmlich der Ruf nach der Einberufung des Parlamentes erhoben werden sollte. Als erster Redner war ein befannter Lehrer des Staatsrechts an der Wiener Universität in Aussicht genommen, ihm sollten der Präsident des Abgeordnetenhauses, Dr. Sylvester, und die beiden Vizepräsidenten, der Christlichsoziale Jufel und der Sozialdemokrat Bernerstorfer, folgen. Durch die Einberufer und durch die Rednerliste sollte die Versammlung als eine Kundgebung aller Klassen der Bevölkerung erscheinen. Nicht weniger als 15 000 Einladungen waren ausgegeben. Man zweifelte nicht daran, daß mit Rücksicht auf den ganzen Charakter der Versammlung, die doch formell auf geladene Gäste beschränkt war, die Regierung sich scheuen würde, die Kundgebung zu verbieten und dadurch deutlich zu demonstrieren, daß sie jede Art der Diskussion über die Wiederherstellung der Verfassung verhindern wolle. Allein es kam anders. Den Zeitungen wurde verboten, die Ankündigungen der Versammlung abzudrucken, und zwei Tage vor dem für die Abhaltung festgesetzten Termine wurde die Versammlung aus formellen Gründen untersagt. Die Regierung behauptete, daß, wenn die Versammlung auch nur gegen auf Namen lautende Einladungskarten zugänglich war, man doch nicht mit Rücksicht auf die große Anzahl der Einladungen von einer auf geladene Gäste beschränkten Versammlung reden dürfe, daß es sich vielmehr tatsächlich um eine öffentliche Volfsversammlung handle, die während des Ausnahmezustandes nicht gestattet sei. Die Regierung wußte wohl, daß sie sich dadurch ins Unrecht sebe und daß die ganze Deffentlichkeit über die eigentlichen Absichten der Regierung nach dem Verbote nicht mehr im Unklaren sein könne, ja daß sogar durch ihr eigenes Verhalten der Demonstration eine lamentes selbst willen, da er seinem ganzen Standpunkte nach der sich von den herrschenden Strömungen leiten ließ. Ein Spike gegen die Regierung gegeben werde. Sie nahm jedoch die parlamentarische Tätigkeit nicht hoch anschlug. Es wird Exponent jener Strömungen, die man im Auslande als spezidiesen Vorwurf auf sich. Der Vorwand, der von den Regie- überhaupt schwierig sein, für die Tat Friz Adlers auch nur fisch österreichisch zu betrachten pflegt. In der Politik daher rungsfreisen gegen die Einberufung des Parlaments bor - eine subjektiv- rationelle Erklärung zu finden. Er war ein eigentlich ohne individuelles Gepräge, nicht aggressiv geschützt wird, ist die Schwierigkeit in der Behandlung der Mensch von unzweifelhaft hoher Intelligenz, und sein Be- und bon großer Anpassungsfähigkeit, die es ihm jenigen tschechischen Abgeordneten, die sich entweder im Aus- streben ging dahin, die Lehre von Karl Marr so, wie er fie ermöglichte, durch fünf Jahre froß aller Schwieriglande oder in Haft befinden. Man darf aber wohl annehmen, auffaßte, in theoretischer Reinheit zu verteidigen, indem er beiten, die er eigentlich gar nicht zu beseitigen strebte, daß eine zielsichere und geschickte Regierung gerade unter den seine Gedankengänge in keiner Weise durch neugesetzte Tat- an der Spitze der Regierung zu sein. Sein Nachfolger, heutigen Umständen über diese Schwierigkeit hinwegkommen sachen beeinflussen ließ. Selbstverständlich war er daher ein wer immer es ſei, wird selbstverständlich nicht imstande fönnte. Ein Teil der Deutschradikalen aber wünscht das Par- Anhänger der Massenbewegungen und schätzte den Einfluß sein, den österreichischen Staat von Grund aus umzugelament nicht, weil er darauf hofft, daß die Regierung mit des einzelnen auf die Entwickelung nur gering ein. Selbst- stalten. Er übernimmt eine schtverbelastete Erbschaft. DarSilfe des§ 14 eine Neuordnung der Nationalitätenverhält verständlich verurteilte er auch strenger als jeder andere die unter einen Ausgleich mit Ungarn , der ohne das österreichinisse in ihrem Sinne vornehmen werde, durch welche ein Politik der Putsche und der Attentate, die auf den Anarchis- sche Parlament und unter dem Diktate von Tisza zwar noch etwaiges fünftiges Parlament vor eine vollzogene Tatsache mus und auf Bakunin zurückführt. Sein theoretischer, welt- nicht abgeschlossen, aber seinem Abschlusse sehr nahe ist. Er gestellt wird. Allerdings haben die Deutschbürgerlichen nicht fremder Radikalismus, der ihn in scharfen Gegensatz zu hat die Aufgabe- ganz abgesehen von den brennenden die geringste Garantie dafür, daß eine solche oftronierte Aende- seinem Vater und, wie sich erst vor kurzem zeigte, zu der Ge- Fragen der Organisierung des Lebensmittelmarktes und von rung der Verfassung und Verwaltung ihren eigenen Inter- samtheit der österreichischen Partei brachte, gibt demnach anderen unmittelbar zur Lösung drängenden Fragen, essen entsprechen würde, geschweige denn dafür, daß eine ein- feinen Erklärungsgrund für seine Tat. Und gerade weil Friß eine verfassungsmäßige Grundlage für die Beilegung oder seitig verfügte Maßregel der Regierung von Dauer sein könnte. Adler immer bestrebt war, sein Handeln mit seiner Theorie Milderung des Nationalitätenstreites zu legen. In diesem Es ist immer wieder dieselbe Kurzsichtigkeit, die, den Blick in Uebereinstimmung zu bringen, steht man einem Rätsel Sinne wird schon seit längerer Zeit im Ministerium des nach oben gewendet, die Herrlichkeiten der Regierungsgunst gegenüber, das auf dem Wege der Logik oder der normalen Innern gearbeitet. Wie weit diese Vorarbeiten gediehen zu sehen vermeint und die eigenen politischen Kräfte übersieht. Psychologie nicht gelöst werden kann. Die Gegenfäße, die sind, und ob sie sich in einer befriedigenden Richtung beTroß dieser Widerstände ist es aber zweifellos, daß die einmal sich in seiner Seele offenbart haben, deuten auf einen wegen, entzieht sich der Kenntnis der Deffentlichkeit. Der in Fluß gekommene Agitation für die Einberufung des Par- anormalen Geisteszustand hin, in dem sich die von ihm ange- neue Ministerpräsident hat aber auch die Aufgabe, gerade laments nicht mehr zum Stillstande kommen wird, trotz aller strebte Klarheit und Widerspruchslosigkeit der Begriffe ver- in diesen schweren Zeiten die regelmäßige Verwaltung in Hemmnisse, welche der Ausnahmezustand jeder politischen wirrt haben muß. Um so tragischer ist sein Schicksal, ist der einer Weise zu leiten, daß sie moderneren Anforderungen Tätigkeit bereitet. politische und intellektuelle Endpunkt dieses Wirkens." Es entspricht, und die vom Standpunkte der Reaierung aus in
-
-
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madensen.
Die Verfolgung geht plangemäß weiter.
Cernavoda ist heute früh genommen. Einzelheiten find noch nicht bekannt geworden.
Damit ist die in der Dobrudscha operierende rumänischruffische Armee ihrer legten Bahnverbindung beraubt und ein ungemein wichtiger Erfolg erzielt.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Außer erfolgreichen Vorpostengefechten füblich von Zborow bei den österreichisch - ungarischen Truppen nichts von Belang. Italienischer Kriegsschauplab. Der Nordteil der Karsthochfläche ist unter heftigem Geschüß- und Minenfeuer. Südöstlicher Kriegsschauplah.
Der Stellvertreter bes Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Borläufig allerdings ist jede politische Betätigung in den tauchen vor dem schaudernden Beobachter jene übermächtigen Kriegszeiten notwendigen Einschränkungen auf das absolut Hintergrund gedrängt worden, durch den Eindruck der Gespenster aus früheren Generationen auf, welche sich das gebotene Maß zurückzuführen. Schreckenstat, durch die der nach außen verantwortliche Leiter Individuum unterwerfen, jene dunkeln Ursachreihen der Die beiden Männer, die als Nachfolger Stuergkhs geder Regierung aus dem Wege geräumt worden ist. Obwohl Vererbung, denen der Mensch nicht entgeht und die, so mächtig nannt werden, Prinz Hohenlohe, der bisherige Minister des in der Presse gelegentlich die Tat Friz Adlers mit dem wie in der antiken Schicksalstragödie das Fatum, den Men- Innern, und Ernst v. Koerber, der bisherige gemeinsame Verbote jener Versammlung in Verbindung gebracht worden schen zum willenlosen Knechte des Unbekannten und Unbe- Finanzminister, haben eine Laufbahn hinter sich, die fieist, war Adler doch keiner von jenen, denen die Einberufung wußten herabdrücken. im Verhältnis zu dem bisherigen Ministerpräsidenten als des Parlaments als das Wesentliche erschien. Wenn er das Die unmittelbare Folge der Beseitigung des Grafen modernere Geister erkennen läßt. Wer von ihnen die schwere Barlament erstrebte, so war es nur, um in ihm für seine Stuergth ist die Neubesczung des Ministerprä Bürde auf sich nehmen wird, und ob er imstande sein wird, Forderungen demonstrieren zu können und nicht um des Par- sidiums. Graf Stuergth war ein Mann ohne Initiative, fie in Ehren zu tragen, wird die Zukunft lehren,