bereitet wird.
Abg. Haus( Els.):
Staatssekretär Dr. Helfferich:
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es
leitung und bei den militärischen Vergesehlen der untergeordneten ben. Der Ausnahmezustand des Belagerungszustandes ift gerade- befchaffen tönnen. Aber die Angelegenheit der beiden Mädchen und Organe schärfster Verurteilung sicher sind. Ich habe aber hinzu- zu ein Unglück für das Reich. Gibt es wirklich Menschen, die den den Fall lühe habe ich in der Kommission vorgebracht, sie gefügt: Bitte verurteilen Sie nicht, ehe die Fälle geprüft sind. Zustand des Reiches bedrohen, so sind sie gefährlich nur in der wurden aber nicht erledigt. Dr. Helfferich sagte nur: Na ja, der Stickluft des Belagerungszustandes. Mann lebt ja seit Jahren nicht mehr mit der Frau zusammen". Es ist über die Behandlung der in Schuhhaft Ge- Selbst wenn ein Berwürfnis zwischen den Ehegatten bestand so kann doch, wenn die Frau im Sterben Elsaß Lothringen ist leider zum Klassischen Lande der nommenen gesprochen worden. Ich verstehe nicht, daß man die wird aber bestritten Schutzhaft geworden. Mehr als 1000 Bürger sind dort im Leute in so kleinlicher Weise schikaniert hat, daß man sie behandelt, liegt und wünscht, daß ihr Mann sie noch einmal besuche, es keinen Laufe des Krieges in Schußhaft genommen. Hätten sie etwas wie man einen kriegsgefangenen französischen Offizier nicht be- Menschen geben, der nicht einen Stein in der Brust hat, der einem wirklich Schlimmes getan, hätte man ein Strafverfahren gegen sie handelt. In der Beziehung ist ein Rückschritt schlimmster Art zu solchen Gesuch sich widersetzt!( Sehr richtig! links.) Ist es denn nicht angestrengt. Vier Fünftel dieser Verhafteten wissen heute noch verzeichnen. Während des Krieges 1870/71 hat man die Leute auch schon vorgekommen, daß getrennt lebende Ehegatten sich vor nicht, warum sie eigentlich verhaftet sind.( Hört! hört!) Sie sitzen während des Belagerungszustandes, die man in Haft nahm, weil dem Tode des einen wieder veriöhnten?( Sehr wahr! links.) Es gibt monatelang in Haft, physisch gebrochen und wirtschaftlich ruiniert. man sie für gefährlich hielt, in Festungshaft genommen, in das, in keiner Weise eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für ein so Die einzelnen Fälle, die aus unerhörtes Verfahren. Die Regierung wäre sehr wohl in der Lage Eine frühere Kellnerin, Vertrauensperson der Aldeutschen, hat was man eine Ehrenhaft nennt. bor Gericht unwidersprochen erklärt, daß sie dem Gouvernement in Elsaß- Lothringen vorgetragen wurden, sind gewiß sehr schlimm. gewesen, sich die Aften zu verschaffen, da ich den Fall in der Kommission Straßburg eine Liste von 128 Personen vorgelegt habe, die sämt- Aber noch viel schlimmer ist die ganze Art und Weise, wie dort vorgebracht habe. Aber ebenso auch in dem Fall der beiden Mädchen. lich in Schuzhaft genommen seien.( Hört! hört!) Da sich der an- von unserem Militär in bezug auf die Sprache der Leute, die kein Dabei war gesagt worden:" Ja, wenn die Dinge so find, daß sie rüchige Charakter dieser Frau herausstellte und sie außerdem Deutsch kennen, zum Teil vorgegangen ist. Ich empfinde es als mit Prostituierten zusammengebracht wurden, dann verurteilen wir ständig die elsaẞ - lothringischen Behörden mit Denunziationen be- außerordentliche Härte, wenn man Leuten verbietet, sich auf der das". Ich habe ausdrücklich erklärt, daß ich im Plenum des Reichslästigte, hat man sie schließlich selbst in Schuhhaft genommen. Straße ihrer Muttersprache zu bedienen, weil die deutsen Truppen tages aus einem Briefe eines der beiden Mädchen Stellen verlesen die Aufschluß geben, wie dieses Zusammenleben mit ( Hört! hört!) In vielen Fällen handelt es sich nur darum, poli- durch das Anhören französischer Laute sich gekränkt fühlen könnten. werde, tische Gegner unschädlich zu machen. Würden unsere Soldaten jo empfindlich sein und sich von der fran- Prostituierten auf sie gewirkt hat. Man wußte, daß ich das zur Das Gouvernement von Mch hat in einem Falle von den Schutzhäftlingen ver- 3ösischen Sprache einschüchtern lassen, so würden sie sich vor den Sprache bringen werde. Es wäre die Sache der Regierung gewesen, langt, daß sie alle ihre Ehrenämter niederlegen.( Sört! hört!) Ein französischen Schüßen taum ihrer Haut wehren. Wir wollen stolz die Aften herbeizuschaffen. Jedenfalls hat man fein Recht, mir oberelsässischer Landtagsabgeordneter wurde in der Form in Schutz- sein auf Deutschland , gewiß! Aber stolz wollen wir sein auf das einen Vorwurf zu machen. Aber wie liegen die Dinge? In unzähligen Fällen ist man im haft genommen, daß er sich jeden Tag bei der Ortspolizeibehörde deutsche Volk und auf die Leistungen des deutschen Heeres! Aber zu melden hatte und die Grenze der Gemeinde nicht überschreiten zum Stolz auf die bureaukratischen Staatsmänner, die so arbeiten, Interesse der Verhafteten bei der Zivilregierung und bei miliburfte. Erst als er versprach, auf sein Mandat zu verzichten, richtig!) Die deutschen Truppen kämpfen nicht zur Aufrechterhal- gesehen, war im großen und ganzen das Resultat immer wieder Erst als er versprach, auf sein Mandat zu verzichten, haben wir nicht die geringste Veranlassung.( Lebhaftes Sehr tärischen Stellen vorstellig geworden. Von einzelnen Stellen abwurde er sofort wieder ein freier Mann.( Lebhaftes Hört! hört!) tung der Zustände vor dem Kriege und noch weniger zur Aufrecht- ein Achselzuden. Man hat gesagt:„ Wir können nichts machen, Schlimmer ist das Institut der Schutzhaft wohl noch niemals mißbraucht worden.( Sehr wahr!) Der Begriff der Schußhaft muß erhaltung der Zustände, die wir jetzt erleben. Sie kämpfen für das die Generalkommandos sind einfach souverän. Niemand hat ihnen werdende Deutschland , das ganz anders aussehen soll, wie das was drein zu reden. Wir können höchstens mit Vorstellungen genau umschrieben werden. In der Kommission wird Gelegenheit Deutschland , das wir in so häßlicher Weise haben schildern sehen an sie herantreten, aber die Generalkommandos brau jein, Fälle vorzubringen, die denen, die Herr Dittmann borge- müssen.( Bebhafte Zustimmung.) chen ihnen nicht stattzugeben. Wir sind hier machtlos." bracht hat, in nichts nachstehen.( Hört! hört!) Auch das Zwangs- Der Staatssekretär sagt, es handelt sich um einzelne Fälle. unzählige Male hat sich das ereignet. Das war das Gefühl, aus domizil bedarf dringend der gefeßlichen Regelung. Eine Frau, Aber sie summieren sich in sehr bedenklicher Weise. Es handelt sich dem heraus ich diese Dinge heute zur Sprache gebracht habe. Ich deren zwei Söhne als Helden in diesem Kriege gefallen sind, wird um Hunderte von Fällen.( Buruf bei der Sozialdemokratischen wollte Aenderung und Besserung erzielen und bin zu der Ueberseit Monaten im Gefangenenlager Holzminden festgehalten, Arbeitsgemeinschaft: Um Tausende!) Das weiß ich nicht, es zeugung gekommen, dies nur dadurch erreichen zu können, daß ich ( Hört! hört! Zuruf: Das ist der Dank des Vaterlandes.) Diese wäre dann noch schlimmer, als wie ich es mir vorgestellt habe. Da das ganze System heute öffentlich rücksichtslos an den Pranger Mutter zweier deutscher Helden ist auf die Gnadengaben ange- hilft das Verweisen darauf nicht, daß es nur einzelne Fälle find, stelle.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) wiesen, die sie von Damen der dort inhaftierten Halbwelt erhält. Sa muß man verlangen, daß der Boden verurteilt wird, auf dem ( Hört! hört!) Dieser Fall ist bereits im elsaß - lothringischen Land- sie möglich geworden sind, das heißt, daß man einstimmt in den tag zur Sprache gekommen, leider ohne Erfolg.( Stürmisches Ruf: Fort mit dem Belagerungszustand!( Lebhaftes Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, daß, wenn die von den Hört! hört!) Ich hoffe, daß nunmehr endlich ihrer Lage ein Ende Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn ein Volt sich be- Abgg. Dittmann und Haus vorgebrachten Fälle wirklich so währt hat und Vertrauen verdient, so ist es das deutsche Volt, das liegen, sie die schärfste Mißbilligung nicht nur in diesem Hause, Abg. Fehrenbach( 3.): in diefen zwei Jahren das Menschenmögliche geleistet hat. Aber sondern auch bei der Neichsleitung und bei den militärischen InGewiß stehen wir auf der Seite des Staatssekretärs, wenn er ein solches Volk behandelt man nicht so.( Lebhaftes Sehr richtig!) stanzen finden.( Buruf bei den Sozialdemokraten: Das genügt fagt, daß wir stolz sind auf das Deutschland der Gerechtigkeit und Deshalb muß mit aller Entschiedenheit verlangt werden, daß der nicht!) Diese Verurteilung und Mißbilligung ist selbstverständlich der Kultur. Gewiß stehen wir auf der Seite des Reichstanzlers, Belagerungszustand beseitigt wird. Die Vorschläge, Reformen zu nicht nur theoretisch. Aber ich verurteile feinen Beamten, ehe ich daß im Lebenskampf um Deutschlands Gristenz Mittel zur Anwen- schaffen, sind nur Flickwerk, damit schafft man den Zustand selbst ihn gehört habe, und solange seine Schuld nicht erwiesen ist, dece dung gebracht werden müssen, in deren Folge sich auch unzweifel- nicht fort. Deshalb sollte der Reichstag den Antrag annehmen, ich ihn. Wo Mißstände festgestellt sind, beseitigen auch wir sie. Ich hafte Härten zeigen müssen. Es gilt jetzt vor allem die Rettung den Belagerungszustand zu beseitigen. Nur dann wird es möglich habe in der Kommission gegen die Anträge, die sich in gleicher des Vaterlandes, darum müssen die einen oder anderen schwerste sein, alle diese Dinge für die Zukunft unmöglich zu machen, die Richtung bewegten, wie der zur Verhandlung stehende GesezentUnzuträglichkeiten in den Kauf nehmen. Wir stehen auch auf der wir haben hören müssen. Noch einmal eine solche Sibung wie heute, wurf, feinen Widerspruch erhoben. Wir sind bemüht, auf gleichem Seite des Staatssekretärs, wenn er dem Abg. Dittmann vorwirft, dann müßten wir uns der Zustände in Deutschland in der Tat Wege mit Ihnen zu arbeiten. Es entspricht nicht dem Geiste der er hätte das hier vorgetragene zunächst im Haushaltsausschuß vor schämen. Das wollen wir nicht. Wir wollen nicht Zustände ein Verfassung, daß die Verbündeten Regierungen in diesem Berhandtragen müssen.( Zuruf bei der Soz. Arbg.: Ist geschehen!) Nicht reißen lassen, deren wir uns schämen müssen, sondern wir wollen, lungsstadium zu Initiativanträgen Stellung nehmen, aber wir alle Fälle. Ich nehme an, daß auch Herr Dittmann vor allem daß Zustände entstehen, auf die wir alle stolz sein können.( Leb- erkennen an, daß uns die Tendenz des Antrages sympathisch ist, Besserung erzielen will. Dann aber hätten alle Einzelfälle im Aus- hafter Beifall.) und wir hoffen auf diesem Wege eine Besserung zu erreichen. Das schuß vorgetragen werden müssen, und wenn dann die Regierung Deutsche nationale 8uchthaus" ist ebensowenig mein nicht mit eisernem Besen in diese Verhältnisse hineingefahren wäre, Die heutigen Verhandlungen haben gezeigt, wie unhaltbar der deal wie die römische Sklaverei. Ich richte an Sie alle den Appell, dann hätten Sie recht gehabt und hätten das ganze Haus dafür geschütten Sie auch bei der allergrößten Erregung über einzelne habt. Der Staatssekretär hat recht, wenn er sagt, die Fälle sind nur gegenwärtige Zustand ist. Eine Reform des Gesetzes über den Fälle nicht das Kind mit dem Bade aus. In diesem Kampf um zum Teil richtig; ich habe die Hoffnung, daß sich vieles als unbe- Belagerungszustand von Grund auf ist nötig. Angesichts der langen Sie Eristenz Deutschlands kann der einzelne und sein Recht nicht wiesen herausstellen wird. Auch der andere Teil muß gehört Kriegsdauer dürfen solche unhaltbaren, geſetzwidrigen, ja rein die Rolle spielen wie in Friedenszeiten. Heute steht das Vaterland willkürlichen Zustände nicht aufrechterhalten werden.( Lebhafte werden, und dann erst wollen wir das Urteil fällen, und wenn Zustimmung links und im Zentrum.) Die Aenderung der jebigen find rasche Schritte notwendig, die nur eine verstärkte Staats. höher, und nicht nur an der Front, sondern auch hinter der Front Anlaß zu einem schweren verdammenden Urteil ist-fällen werden wir es. In all dem gebe ich dem Staatssekretär recht. Aber ande- Rechtszustände muß alsbald folgen. Der Vorredner erwähnte den gewalt tun kann. Deshalb kann ich mir eine Abschaffung des rerseits muß ich doch sagen, es ist doch soviel festgestellt, daß die Fall Quidde . Ist es wirklich nötig, fortgesetzt neue Märthrer Belagerungszustandes in einem Striege, wie wir ihn Entrüstung, die das ganze Haus erfaßt hat und erfassen mußte, be- zu schaffen? Der heutige Zustand ist tatsächlich zu einer Gemein- durchmachen, nicht denken. Alle unsere Bemühungen müssen gründet war.( Lebhaftes Sehr richtig!) In dieser Beziehung muß gefährlichkeit für die deutsche Sache geworden. Die Ginmischungen darauf gerichtet sein, diesen Belagerungszustand, den wir während ich sagen, daß das, was Herr Paasche zum Ausdrud gebracht hat, in bürgerliche Angelegenheiten sind geradezu unbegreiflich und des Krieges nicht entbehren können, so zu gestalten und zu verder Stimmung des Hauses entsprochen hat. Auch wenn wir das lassen sich nur durch ein Urteil und die Erhebungen abwarten wollen, so werden wir doch das Gefühl nicht los, daß jetzt schon zuviel feſtgeſtellt ist, und daß erklären.( Sehr wahr!) Wir haben nicht einen Diktator, sondern viele von uns jetzt schon attenmäßig wissen, daß es sich um Zustände Dukende von Diftatoren, die zuweilen gegeneinander arbeiten handelt, die nicht zum Ruhme des Deutschen Reiches Daß in Paris , London und Nom ähnliche Zustände bestehen, ist gereichen( Lebhafte Zustimmung), und darüber sind wir und jeder für uns nur ein schwacher Trost. Der heutige Zustand muß beechte Patriot unglücklich. Auch bei allen Härten der gegenwärtigen feitigt werden, je eher, desto besser. Ich rufe der Regierung zu: Lage muß das Recht bestehen. Statt dessen handelt es sich um Ge- Geben Sie dem Volte mehr Freiheit, und Sie werden im Volte maltmaßnahmen, die sich unter dem Gesichtspunkt des Rechtes und mehr Vertrauen erwerben.( Lebhafter Beifall links und im der Humanität nicht werden rechtfertigen lassen, und es muß aus- Zentrum.) gesprochen werden: Werden die Schuldigen festgestellt, so hoffe ich, baß es für sie eine Milde nicht gibt. Sie haben sich versündigt am deutschen Namen und haben unendlichen Schaden dem Ruhme und der Achtung Deutschlands zugefügt.( Lebhafte Zustimmung.) Das ist unser Unglück und unser Schmerz, daß es auch an hervorragen der Stelle Personen gibt, die derartiger Handlungen fähig sind. Ich hoffe, daß der heutige Tag als reinigendes Gewitter wirten wird, daß die Luft wieder rein wird. Wir wollen auch in Zukunft, auch während des Strieges, das gerechte, das von der Kultur getragene Deutschland sein, und wo dagegen gefehlt worden ist, da hoffen wir, daß mit voller Energie, mit vollem Ernste und mit vollem Bewußtsein von der Tragweite der Handlungen eingegriffen wird.( Lebh. Beifall.)
tonnten.
Abg. Scheidemann( Soz.):
frankhaftes Machtgefühl
Abg. Seyda( Bole):
Die Entrüstung des Hauses ist einer Steigerung nicht mehr fähig. Deshalb will ich einzelne Fälle nicht mehr anführen, obwohl gerade die polnische Bevölkerung unter der Schutzhaft besonders zu leiden hat. Notwendig ist nicht morgen, sondern heute und so fort die Aufhebung des Belagerungszustandes. Sollte das nicht durch eine gesetzliche Regelung der Schubhaft ein Riegel vorgemöglich sein, so muß mindestens den schlimmsten Mißbräuchen schoben werden.( Beifall links und im Zentrum.)
Oberst v. Wriesberg:
Abg. Dittmann( Soz. Arbg.):
bessern, daß damit auch das Recht des einzelnen, soweit wie irgend denkbar, erträglich gemacht wird.( Bravo.)
Die Militärbehörden prüfen stets alle ihnen vorgetragenen Fälle genau und lassen im gegebenen Fall auch Besserung eintreten. ( Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Das muß ich auf Grund amtlicher Feststellungen aufrecht erhalten.
Damit schließt die Diskussion. Der Entwurf zur gefeßlichen Regelung der Schußhaft wird einem besonderen Ausschuß von 21 Mitgliedern überwiesen.
Eine Reihe Petitionen werden ohne Diskussion entsprechend den Ausschußanträgen erledigt. Hierauf vertagt sich das Haus auf Montag 8 Uhr.( 8 ensur und Belagerungszustand, Berichte des Ausschusses für Handel und Gewerbe.) Schluß: 7 Uhr,
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Rudolf Sohm wird am 29. Oktober 75 Jahre alt. Den älteren Bei Kriegsausbruch erforderte die Situation, namentlich im unter unseren Lesern ist Sohm, der Professor des deutschen und Reichsland, im Interesse der Sicherheit des Heeres ein scharfes des Kirchenrechts an der Leipziger Universität ist, noch heute in ErVorgehen. Daß dabei zuweilen daneben gebauen worden ist, ist innerung als eines der respektabelsten und eigenartigsten Mitglieder jener fleinen aber interessanten politischen Gruppe, die Mitte Ich habe am 11. d. Mis. über Mißstände gesprochen, die auf möglich. Aber gerade im Reichstag wurde einmal gesagt, eine ber 90er Jahre unter Führung Naumanns und Göhres und dem Boden des Belagerungszustandes entstanden sind. Von dem schnelle Maßnahme sei immer noch besser als gar keine. Gegen unter dem Namen der nationaliozialen Partei den Versuch Vortragen einzelner Fälle habe ich Abstand genommen, weil damals Fehlgriffe ist die Heevesverwaltung mit allem Nachdrud vorgedie Beratung im Haushaltsausschuß noch bevorstand. An die Spike gangen. Der lette triegsministerielle Grlaß hat auch unternahm, die Sozialdemokratie abzulösen". Dem ökonomisch und Die politisch geschulten Arbeiter stand schon damals fest, daß dieser Vermeiner wenigen Säße stelle ich auch heute: Fort mit dem Be- überall Anklang gefunden und wird veröffentlicht werden. Lagerungszustand! Er ist der häßliche Boden, auf dem alle Einzelfälle kennen wir nicht. Sollte sich herausstellen, daß sich fuch mißlingen mußte, weil die neue Parteibildung fich auf teine diese niederträchtigen Dinge erst möglich geworden sind. Warum Fehler ereignet haben, so wird mit allem Nachdruck durchgegriffen dene Klasse oder Schicht aufbaute. Sie war vielmehr eine Gemeindurch gleiche ökonomische oder wenigstens soziale Interessen gebunwerden.( Beifall.) waren Sie denn so erstaunt über das, was hier vorgetragen worden schaft meist sehr ehrlicher Gebildeter, die unter sich selbst ökonomisch ist? Weil Sie keine Kenntnis von diesen Dingen hatten. Und Sie wie geistig die größten Gegenfäße aufwies. Sie waren einig nur in hatten sie nicht, weil die Zensur nicht zugelassen hat, daß etwas davon in der Presse mitgeteilt wurde. Nur weil die frische Luft der Ich habe keine Fälle aus dem Anfang des Krieges vorgetragen, dem Streben, eine Arbeiterbewegung zu schaffen, die nicht mehr interOeffentlichkeit fehlt, ist es möglich, daß diese Dinge sich entwickeln sondern nur aus dem Laufe des letzten Jahres. Je länger der national noch sozialistisch noch demokratisch war. Selbst über das, was Unendlich viel ist über die 3ensur geredet worden, Strieg dauert, um so schlimmer ist es geworden. Der Vorredne unter sozial" zu verstehen sei, bestand unter ihnen keine Klarheit Gerade Sohm war dafür ein charakteristisches Beileider vergeblich. Nachdem wir hier vorgetragen haben, wie die sprach von der Notwendigkeit des schnellen zugreifens im militä- und Einigkeit. Bis dahin sächsisch- konservativ, prägte er damals einige die in den Reihen seiner neuen Zensur sich in unsere Parteistreitigkeiten einmischt und Blätter der rischen Interesse. Noch niemand hat den Beweis erbracht, daß auf ſpiel. Parteifreunde Minderheit unterdrüdt, haben wir es erlebt, daß auch ein Mehr- Grund der bestehenden Gesetze dieses schnelle zugreifen nicht mög- Formeln, heitsblatt mit schwersten Maßnahmen bedacht wurde, weil es die lich ist. Wenn ein Verdacht gegen Personen besteht, so tann in schärfsten Widerspruch hervorriefen und den äußeren Anstoß Minderheit angegriffen hat, und auf unsere Beschwerde wurde gegeregelten Untersuchungsverfahren festgestellt werden, ob der Ver- für die ersten Zerfallerscheinungen der jungen Partei bildeten. So erinnern wir uns einer Versammlung in Leipzig , - liberal zu beweisen suchte, daß sozial gleich sagt, es gehöre zum Burgfrieden, daß auch innerhalb der Parteien dacht begründet ist oder nicht. Das kann ebenso schnell geschehen. Kurz vor Kriegsausbruch haben wir zu allem Ueberfluß noch das in der er Ruhe herrsche. Ich habe damals den Fall des mehr als 70jährigen Spionage geseß geschaffen, durch das alle militärischen Inter - fei! Krog solcher Auffassungen war Sohm erfünt bon einem Mehring herausgegriffen. Was haben wir aber nachher noch für Fälle erlebt? Man muß sich schämen, daß ein fortschrittlicher Ab- essen restlos geschützt werden. Für den Belagerungszustand und tiefen Interesse und ehrlicher Liebe zur aufstrebenden Arbeiterklasse. geordneter, der Prof. Quidde , den Befehl erhalten hat, die Schußhaft liegt daher keinerlei Notwendigkeit vor. Wenn Sie Für die junge nationalsoziale Partei brachte er große finanzielle Berlin binnen 24 Stunden zu verlassen und nach so entrüjtet sind über diese Zustände, so seien Sie auch tonsequent Opfer. Seit ihrem Zusammenbruch vor etwa 12 Jahren ist er München abzureisen. Es gibt noch eine ganze Anzahl Fälle, über und versuchen Sie nicht, durch ein Herumdoktern am Belagerungs- politisch nicht mehr hervorgetreten. Ueber seine wissenschaftlichen die bis jetzt nicht gesprochen ist, und ich will jetzt nicht weitere Fälle zustandsgesetz diese Zustände zu beseitigen, sondern kämpfen Sie Leistungen zu urteilen, ist hier nicht der Ort. Nur darauf sei hinEs handelt sich keineswegs nur um Leute aus dem mit uns für die Aufhebung des Belagerungszustandes selbst und gewiesen, daß er einer der Schöpfer des Entwurfs des neuen bürgerlichen Gesezbuches war, das nun seit 1. Januar 1900 in Kraft und Arbeiterstand. Wir können auch Beispiele anführen, die geradezu damit für die Beseitigung der Zensur und der Schutzhaft. Wirksamkeit ist. Sohm hat auch eine furze Kirchengeschichte abscheulich genannt werden müssen, wo man Dr. Helfferich hat wirklich in der Kommission gesagt, es im Grundriß gefchrieben, eine glänzende Leistung, die auch dem ist beffer, es fommi einer in Schuzhaft, als er religiös Gleichgültigen dieses eigenartige Stück Menschheitsgeschichte bis in die hohe Diplomatie hincin Männer monatelang eingekerkert bleibt in Freiheit und begeht etwas, wofür er zu einem höchst interessanten Gegenstand der Betrachtung zu machen hat, Leute, die das Deutsche Reich im Auslande vertreten haben. schwer bestraft wird.( Zustimmung bei den Sozialdemo- versteht. Sohm ist ein ausgezeichneter Stilist und oft hinreißender Der Staatssekretär fragt, warum hier einzelne Fälle vorgetragen fraten.) Ich habe mir das sofort notiert, andere ebenfalls, die Redner, in dieser Beziehung seinem ehemaligen Parteifreunde NauDeshalb, weil alles, was in der Kommission und in den Worte sind genau so gefallen. Dr. Helfferich will es ja mann vielfach ähnlich. Der Weltkrieg hat auch seinen Lebensabend persönlichen Auseinandersetzungen vorgetragen worden ist, bis auf jetzt nicht wahr haben, daß er in dieser Weise für den heutigen Tag nichts genutzt hat.( Lebh. Sehr wahr!) Deshalb das deutsche nationale Zuchthaus dürfen Sie sich nicht wundern, wenn schließlich hinausgeschrieen wird, was wir alle in gleicher Weise verurteilen.( Lebhafte Zu- eingetreten ist, aber er ist dafür eingetreten, und die aristokratische stimmung.) Was in der Kriegszeit notwendig ist, wurde von An- Republik des alten Rom, beruhend auf der Sklavenfang an vom ganzen Hause fonzediert. In bezug auf militärische wirtschaft, ist ja sein Jdeal.( Seht gut! b. b. Soz.) Von bestimmten Maßnahmen muß Vorsicht herrschen. Aber was darüber hinaus Einzelfällen habe ich nur deshalb in der Budgetkommission nicht geht, ist vom Uebel und muß unter allen Umständen beseitigt wer- Mitteilung gemacht, weil ich mir das Material nicht vorher habe his Berantwortlicher diedatieur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für den Inseratenteil verantw.: Tb. Glode, Berlin . Drud u. Bertag: Vorwärts Buchdrückerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co. Betlin SW.
anführen.
werden.
mit schwerer Trauer erfüllt. Seine beiden Söhne sind, der eine unter höchst tragischen Umständen, gefallen. Den Einsamen dürfen heute auch seine Gegner grüßen, die hart mit ihm gefämpft, aber ihn immer geachtet haben.