Mr. 300. 33. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-131 97.
Von rechts und links.
Die erregten Verhandlungen des Reichstags vom 28. Oftober werden wohl recht vielen zu nachdenklichen Betrach
Man war es die längste Zeit gewohnt, daß das Regierungsschiff gegen tüdische Böen von rechts zu kämpfen hatte. Mengstlich schauten die beamteten Steuerleute nach dem gefürchteten Wetterwinkel. Am Sonnabend sprang aber der Wind auf einmal um. Er pfiff aus der äußerst Iin ken
Ede- ehe man sich dessen bersah, schlugen die Wellen über Bord, und eine kräftige Sturzflut ergoß sich über den sehr betroffenen Herrn Helfferich.
Dienstag, den 31. Oktober 1916.
An die Leser des Vorwärts"!
Zum Monatswechsel richten wir an die Leser des „ Vorwärts" die Bitte, treu zu ihrem Blatt zu halten und für die Werbung neuer Leser unermüdlich tätig zu sein. Der Vorwärts" ist das
Zentralorgan
der sozialdemokratischen Partei Deutschlands . Er vertritt als einziges Blatt in Groß- Berlin die Politik Und das war gut so. Einmal hatte es doch kommen der Partei. Er tritt für einen raschen Frieden durch die müssen. An Mahnungen, Warnungen hatte es nicht gefehlt. Verständigung der Völker ein und kämpft gegen KriegsFälle waren zu viel, der Hydra wuchsen für jeden abgeschlage- wucher, für Volksrechte! nen Kopf zwei neue. Alles Erdenkliche war geschehen, um ohne Lärm Abhilfe zu schaffen. Aber der gute Wille der Zivilbehörden scheiterte, soweit er überhaupt vorhanden war, an dem Widerstand der militärischen Stellen. Ich glaube, überall war der gleiche Wunsch vorhanden: wenn die Regierung nur wirklich mit fester Hand eingriffe, um Ordnung zu schaffen, wenn die Regierung nur regieren wollte oder
regieren fönnte!
Unmöglich wäre es, die Verantwortung für die geschehenen Abscheulichkeiten auf die allmächtigen Militärbehörden abzuwälzen. Auf solche Versuche müßte man mit dem alten politischen Spottvers antworten:
Was gebt ihr der Regierung schuld Und flagt sie schmählich an? Unschuldig ist sie ganz und gar, Sie hat ja- nichts getan!
Aufgabe der Regierung war es hier, alles zu tun. Sie als Bibilregierung hatte ihren schüßenden Schild über der bürgerlichen Freiheit zu halten, und wenn es ihr nicht gelang Abhilfe zu schaffen, so hatte sie die Pflicht, an der zuständigen Stelle um ihren Abschied anzusuchen.
Aber hier liegt eben der große Fehler. Die Zivilregierung kann nicht an allen Stellen mit der nötigen Autoritä auftreten, weil sie nichts hat, worauf sie sich von unten her stüßen fann.
Das ist gerade in der Sonnabendfizung des Reichstags nur
Ebenso ist er der berufene Vertreter der gewerkschaft. lichen Interessen der Arbeiterklasse und das
Organ der Berliner freien Gewerkschaffen. Sein Kampf gilt der Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse, dem Arbeiterschuß, der Arbeitslosenversicherung.
Den Fragen der
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Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. ferniprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
allmählich zum Bewußtsein gekommen oder gebracht worden, daß die überlegene und aggressive Art seines bisherigen Auftretens nicht nur ihm schadet was schließlich zu ertragen wäre! sondern auch der Regierung und ihrer Politik. Aber in der Sache selber wußte Herr Dr. Helfferich wiederum nichts Neues zu sagen. Er berief sich zwar darauf, daß auch England, das alte Musterland für persönliche Freiheit des Staatsbürgers, unter dem Druck des Krieges zahlreiche seiner Garantien für die Unverleßlichkeit der Staatsbürgerrechte aufgegeben habe. Doch abgesehen davon, daß man nicht gerade rückschrittliche Maßnahmen Englands zum Muster zu nehmen braucht, haben wir es auch mit über
lieferten und unerträglichen Zuständen in Deutschland zu tun, so schlimm oder noch schlimmer ist. Herr Helfferich sprach die nicht dadurch erträglicher werden, daß es anderwärts ebendie Bereitwilligkeit der Regierung zur Mitarbeit an Reformen aus. Man gibt nur auf dieſe ſchönen Versprechungen nicht biel. Der Staatssekretär erklärte, er könne hier im Reichstage keine Taten vollbringen, sondern müsse sich mit Worten begnügen, ein Selbstbekenntnis von nicht gewöhnlichem Reiz; aber vielleicht vermögen dann andere als Helfferich aus Worten Taten zu machen. Dazu ist freilich notwendig, daß der Reichstag es seinerseits nicht mit Worten gut sein läßt, sondern den ihm zur Verfügung stehenden„ Drücker", wie Herr Gröber das Budgetbewilligungsrecht vor einigen Lagen nannte, im richtigen Zeitpunkt richtig anzuwenden weiß.
Das deutsche Volk opfert in diesen schweren Zeiten Gut und Blut in Scheffeln. Da macht es einen dürftigen Eindruck, wenn die Regierung noch unter den Löffeln den kleinsten herauszufinden sucht, mit dem sie dem Volfe etwas aus der
Kriegsfürsorge sowie der Bolfsernährung soll mit noch erhöhtem Eifer nachgegangen, allen Frauen- Fülle überlebter und erbitternder Vorurteile, Vorrechte und Frauen- Ungerechtigkeiten zum Opfer zu bringen gedenkt. fragen und Frauensorgen ein gebührender Plas im Raum unserer Zeitung gesichert werden.
In den harten Kämpfen dieser Zeit muß der, Vorwärts" seine unverwüstliche Kraft beweisen!
Werbt für Euer Blatt!
Die griechischen Wirren.
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Zurückziehung der theffalischen Truppen? London , 29. Oktober. ( W. T. B.)„ Observer" berichtet aus Athen vom 27. Oftober, die Regierung babe den sofortigen Abtransport der griechischen Armee aus Thessalien befohlen; nur zwei Regimenter würden dort bleiben. Gestern seien die in Saloniki angekommenen Offiziere und Soldaten der nationalen Armee" von
Verlag des Vorwärts". Benizelos unter großem Jubel in Dienſt gestellt worden.
Gelfferich focht alle möglich in Erscheinung getreten. Herr Gegen Zensur und
allein. Der einzige Bundesgenosse, sich
im Hause hätte schaffen können, bersagte. Der Rechten fällt es eben nicht ein, für die Regierung Bethmann- Helfferich die Schußtruppe abzugeben.
Standal.
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Sieg des Königs über die Venizelisten? London , 29. Oktober. ( W. T. B.) Dent Daily Tele graph " wird
"
Belagerungs- bijojaus then gemeldet, daß die Richtanerkennung
zustand!
provisorischen Regierung in Saloniki Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zur Athener Negierung dort als ein Triumph König Konstantins, der GunaDie Sonnabendverhandlung des Reichstags über die riften und der Balastoligarchie ausgelegt werde und als Dämpfer für die Venizelisten. Das größte Blatt der AnVon links angegriffen, von rechts verlassen das war militärische Schutzhaft hatte bereits den wirkungsvollsten hänger des Königs schreibe: Venizelos vergaß, daß mit den die Situation des 28. Oktober. Der Reichstag im Aufruhr Auftakt zu den Beratungen am Montag geschaffen, die sich drei demokratischen Mächten eine absolute Monarchie vergegen die Regierung! Das ist die Folge des unsäglich erst eigentlich mit dem Belagerungszustand und der Zensur bindet ist, die alles Interesse daran hat, daß das Prinzip der förichten Versuchs, an Stelle eines freiwilligen Burgfriedens, beschäftigen sollten. Vom Hauptausschuß wurde beantragt, Heiligkeit der Krone nicht angetastet wird. Solange die demoden man nach Möglichkeit gehalten hätte, einen erzwungenen dem Ausschuß, der über die militärische Schubhaft zu beraten fratischen Mächte nicht dazu übergehen, ihre eigenen Throne zu setzen. Schon am 11. Oktober sagte ich: Was wir jetzt hat, auch eine Resolution zu überweisen, die vom Reichs- zu stürzen, werden auch ihre Könige nicht zugeben, daß erleben, ist der Bankerott des Belagerungszustandes und der kanzler die unverzügliche Vorlegung des im Artikel 68 der man den griechischen Thron stürzt. Der Korrespondent fährt Bensur." Nun hat man zu dem Bankerott auch noch den Reichsverfassung in Aussicht gestellten Gesetzes über den Be- fort: Das Fehlschlagen der venizelistischen Bewegung habe zur lagerungszustand verlangt; ebenso soll sie einen Gesebentwurf Folge gehabt, daß sich ihr keine Offiziere mehr anschlössen. Die Regierung fann nicht regieren, denn sie hat keine mitberaten, der die vollziehende Gewalt in Angelegenheiten Ein großer Teil von Altgriechenland wünsche nicht zu kämpfen Parteien, auf die sie sich stützt. Unter dem herrschenden der Zensur auf den Reichsfanzler übertragen, ihm also auch und kümmere sich wenig darum, was aus Mazedonien werde; System tann es ja überhaupt keine Regierungsparteien die Verantwortung über die Zensur während des Belage- es sei für den König, weil er gegen den Krieg sei. Wenn er geben, d. h. Parteien, die bereit sind, sich mit der Regierung rungszustandes zuweisen will. Die beiden sozialdemokrati- feine Politik änderte, würden sie sich gegen ihn wenden. in die Verantwortung zu teilen. Wie soll denn eine Partei schen Fraktionen begnügen sich nicht mit diesen Vorschlägen, etwas mitverantworten, worauf sie keinen Einfluß hat, und sie wollen sofortige Aufhebung des ganzen Belage was sie vielleicht nicht einmal fennt?! rungszustandes und damit die Sicherung des Vereinsund Versammlungsrechts gegen militärische Willkür, sowie Wiederherstellung der Freiheit der Presse. Man hat ja wohl auch das Märchen erzählt, daß die Sozialdemokratie eine Regierungspartei sei. Wäre sie das ihnen im Hause kein Verteidiger erstand. Selbst die KonDie gegenwärtigen Zustände sind so unerträglich, daß iemals gewesen, so hätte sie am 28. Oktober aufgehört es zu fervativen haben unter dem Belagerungszustand und der Breßfnebelung so zu leiden, daß sie mit in den allgemeinen Chorus einstimmten. Sicherlich ist ihnen nicht wohl dabei, denn an einer wirklichen Freiheit der Presse und des Vereins- und Versammlungswesens liegt ihnen nichts. Sie wollen auch nur diejenige Presse absolut frei, die ihren Willen Sie fämpfen tut. Aber eine solche Forderung läßt sich in der gegenwärtigen Zeit nicht gut erheben. Sie müssen auch schon den andern etwas zukommen lassen, wenn sie selber in größerer Freiheit als bisher ihre regierungs- und kanzlerfeindliche Politik fortsetzen wollen.
Und darum gibt es keine Partei, auf die sich die Regierung berlassen fann.
sein. Aber sie war es nie!
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Selbst die Nationalliberalen, die doch den eigentlichen geschichtlichen Beruf dazu haben, sind keine richtige Regierungspartei mehr. Denn als Partei der Mitte gehen sie doch nicht den Weg der Regierung, sie greifen im Gegenteil die Regierung von links und rechts zugleich an. Sie fämpfenzum großen Teil wenigstens mit der Rechten für Torpedofreiheit und mit der Linken für Bürgerfreiheit. Für die Regierung ist das aber keine ganz angenehme Mischung. Auf der Rechten wird man sagen:" Bethmann hat den Reichstag aus der Hand verloren, dort geben jetzt gar schon die Nötesten der Roten den Ton an. Darum her mit dem starken Mann!"
Her mit dem starken Mann fagen auch wir. Nur daß wir ihn uns etwas anders vorstellen. Stark durch das Vertrauen der Volksvertretung, auf das er sich stützen kann, start nach allen Seiten, nirgends gezwungen, Komplimente und Konzessionen zu machen! Stark als Schüßer der Schwachen gegen Willkür der Gewalt!
Wenn uns nicht die Energie des Reichstags und die Einficht der leitenden Stellen einen System wechsel bringen, wie er den Wünschen des Volkes entspricht, dann wird das, was wir am Sonnabend im Reichstag erlebt haben, nur ein Vorspiel gewesen sein! Denn das Gefühl ist allgemein: so wie bisher, geht es nicht weiter! Philipp Scheidemann .
Die Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 29. Oktober. ( W. T. B.) Amtlicher dem rechten Flügel einen Angriff mit Handgranaten, der unter eeresbericht vom 29. Oktober. An der Kaukasusfront unternahm der Feind auf blutigen Verlusten für ihn abgeschlagen wurde. Auf dem linken Flügel Feuergefecht.
Kein wichtiges Ereignis auf den anderen Fronten.
Der bulgarische Kriegsbericht. Sofia , 30. Oktober,( W. T. B.) Bericht des Generalstabs bom 30. Oktober.
Mazedonische Front: Südwestlich vom Prespa See für uns günstige Gefechte zwischen Aufklärungsabteilungen und Wachtposten. Beiderseits der Eisenbahn BiVon den übrigen Parteien wurde mit mehr oder weniger tolia- erin lebhafte Artillerietätigkeit. Ein schwacher AnSchärfe und Energie die Beseitigung der Zensur und des griff des Feindes südlich von Gradesnica und ein anderer Belagerungszustandes verlangt. Der Abgeordnete Gröber Angriff gegen Kenali wurden zurückgewiesen. Im Cernalegte dabei der Regierung nahe, fie möge den üblen Eindruck, bogen ernste Kämpfe. Unsere deutschen Verbündeten schlugen den sie am Sonnabend hervorgerufen habe, wieder zu ver- tagsüber neue starke Angriffe des Gegners bei Veljeselo durch wischen suchen. Von der sozialdemokratischen Fraktion sprach Gegenangriffe zurück. Der Feind wiederholte mehrere Male Genosse Ged, der Nachfolger des Genossen Frank im Reichs- erbitterte Angriffe, wurde aber unter schweren Verlusten für tage. Er wußte sich mit seiner ersten Rede sogleich Gehör im ihn zurückgeworfen. Im Moglenicatal und beiderseits des Hause zu verschaffen, da er als langjähriger Redakteur aus Wardar schwaches Artilleriefeuer. Wir warfen die Serben der Praxis sprach und die leider schon so oft wiederholten aus ihren Gräben südlich von Nonte. Eine feindliche Gruppe Klagen über die Preßzensur und den Belagerungszustand in wurde nördlich von Ljumniza durch Feuer vernichtet. Ant eindringlicher und übersichtlicher Weise vorzutragen wußte. Fuße der Belasica Planina und an der Strumafront schwaches Als Vertreter der Regierung sprach wieder der Stellver- Artilleriefeuer und Gefechte zwischen Erkundigungsabteiluntreter des Reichskanzlers, Staatssekretär Dr. Helfferich. gen. An der ägäischen Küste Ruhe.
Er war diesmal vorsichtiger in seinen Ausführungen als in Rumänische Front: Es ist nichts Wichtiges zu seinen letzten Reden vor dem Reichstag; es ist ihm doch wohl melden.