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Hr. 317. 83. Jahrgang.

2. KtW des Lswärts" Kniiin MllisdlÄ

Freitag, 17. November 11)16.

Mus Groß-Serlm. - Die Krankenhausverteuerung. Aus der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Für die Krankenhäuser der Stadt Berlin ist nun die Erhöhung des Kurkostensatzes bc- Ichlossen. Gestern nahm die Stadtverordnetenversammlung den Bericht des Ausschusses entgegen, der den Magistrats- antrag� schmackhafter zu machen versucht hatte. Der höhere Kostensatz soll nicht, wie der Magistrat gefordert hatte, sofort in Kraft treten, sondern erst mit dem 1. April 1917. Die s o z i a ib emokratischcFraktion hielt daran fest, daß sie dse'er für die Volksgesundheit bedenklichen Maßregel unter keinen U m st ä n d e n z u st i m m e n könne. Welche Wirkung für die minderbemittelte Bevölkerung uno namentlich für die Mitglieder von Krankenkassen zu erwarten ist, wurde nochmals von unserem Genossen Kob- le n z e r dargelegt. Er brandmarkte die geplante Vcrteuc- rung der Krankenhausbcnutzung als unsozial. Die Frei- sinnigen machten kurzen Prozeß. Nur die Freie Fraktion äußerte sich noch: ihr Redner Stadtverordneter Dr. Ritter behauptete, die Erhöhung des Kurkostensatzes seifrei von jeder Härte". Die große Fraktion der Linken hielt nicht für nötig, noch ein einziges Wort hinzuzufügen. Sie wußte, daß die Annahme gesichert war. Nur die sozialdemokratische Fraktion stimmte dagegen. In derselben Sitzung war über die der Förderung dsZ bargeldlosen Zahlungsverkehrs dienende S p a r k a s s e n r e f o r m zu beschließen. An den Ausschuß- bericht knüpfte sich eine Erörterung, in der die Befürchtungen des Bankiergewerbcs durch den Stadtverordneten L o e s e r zum Ausdruck gebracht wurden. Die Banken wittern in der reformierten Sparkasse die zukünftige Bank desklci- n e n Mannes". Diese Sorge zu zerstreuen bemühten sich neben Stadtkämmercr B ö ß noch mehrere Redner. Für die sozialdemokratische Fraktion erklärte Genosse M a n a s s e den Magistratsantrag für annehmbar. Die Annahme geschah nahezu einsthmuig. Der vom Magistrat vorgelegte Antrag auf Errichtung einer Kriegshilfskasse fiir Berlin soll in einem Aus- s ch u ß vorberatcn werden. Genosse Fröhlich begründete den Antrag auf Einsetzung eines Ausschusses mit dem Hin- weis auf manche Mängel der Vorlage. Bedenklich sei vor allem die Einschränkung, daß die Hilfskasse nur dem selb- ständigen Mittelstand zugute kommen solle. Auch Angestellten kaufmännischer und technischer Betriebe fei Hilfe bei der Wiederherstellung ihrer wirtschaftlichen Existenz zu wünschen.

Brotzulagen. Da» KriegSernährungSamt teilt mit: Neben den Zulagen an Brot oder Mehl, die die einzelnen Kommunalverbände für die körperlich schwer arbeitende Bcvölke- rung ausgeben, ist bisher schon bestimmten Gruppen von besonders schwer beanspruchten Arbeitern gschwerstarbeitern) eine höhere Zu­lage gegeben worden. Dies Verfahren soll, wie schön früher mit- geteilt worden ist, im wesentlichen beibehalten werden. Die Kom- munalverbände werden also imstande sein, für die Zahl der in ibren Bezirken tätigen Schwerstarbeiter Zulagen zu gewähren; da aber die hierfür verfügbaren Vorräte begrenzt sind, war es nötig, bei den Vorschriften, nach denen diese Zahlen zu ermitteln sind, Maß zu halten. Im Anschluß an die bisherigen Bestimmungen sind bei der Aufstellung der neuen Einteilung in der Hauptsache folgende Gesichtspunkte beobachtet worden: Zu berücksichtigen war in erster Linie die Bergarbeit unter Tage, die auch bei den mittleren und unteren unter Tage beschäf- tigten Grubenbeamten vorliegt, ferner die Arbeit am Feuer oder unter der unmittelbaren Einwirkung der strahleirden Hitze deS beißen Metalls, oder unter dem Einfluß schädlicher Gase in der Eisenindustrie und in anderen Metallhütten und Metallgießereien, in der Waffen- und Munitionsindustrie und, soweit Kriegsbedarf in Frage kommt, in der Maschinen-, Metall- und Kleineisenindustrie, in Eisenbahnwerkstätten, Brückenanstalten und Seeschiffswerften. Ferner ist berücksichtigt die Arbeit in der che- mischen und Sprengstoffindustvie, soweit sie unter besonderem Ein- fluß von großer Hitze, schädlichen Gasen oder giftigen Stoffen steht und, soweit Kriegsbedarf in Frage kommt, die entsprechende Arbeit in der keramischen und Glasindustrie. Darüber hinaus sollen aber im Bergbau und in den erwähnten Industrien auch diejenigen Ar- bciter, bei denen an sich nicht diese besonderen Arbeitsbedingungen vorliegen, die aber regelmäßig in Tag- und Nachtschicht tätig sind, für die Zeit der Nachtschichtleistung mitgezählt werden. Endlich kommen neben gewissen Gruppen des Heizerpersonals der beteiligten Gewerbe auch die Lokomotivführer und Heizer auf Dampflokomotiven sowie das Maschinen- und Heizerpersonal der Schiffahrt in Betracht. Die bisher verschieden beantwortete Frage, ob auch Arbeite- rinnen, auf die die maßgebenden Merkmale zutreffen, unter die Schwerswrbeiter zu rechnen sind, ist bejaht worden, auch sollen freie ausländische Arbeiter den Inländern gleichstehen. Die Zulagen oder die entsprechenden Brotmarken sind bisher regelmäßig den Arbeitern von den Arbeitgebern auSgehän- digt worden, und es ist dabei nicht selten innerhalb des einzelnen Werkes so verfahren worden, daß die nach der Zahl der Schwerst- arbeiter überwiesenen Zulagen innerhalb eines Kreises von Ar- beitern verteilt worden sind, der sich mit den Schwerstarbeitern in- dividucll nicht vollkommen deckte., Auf diesem Wege ist es möglich gewesen, die technischen Verhältnisse des einzelnen Betriebes zu berücksichtigen und auch einige andere Arbeiter an den Zulagen zu beteiligen, die nach der Art ihrer Arbeit den Schwerstarbeitern gleich oder annähernd gleichzustellen wären. Ein solches Ver- fahren wird auch in Zukunft beibehalten werden können, wenn über die Art des Ausgleichs Einverständnis zwischen dem Arbeit- geber und den bei ihm beschäftigten Arbeitern herrsckst und wenn für eine gleichmäßige Bebandlung auf den verschiedenen Arbeits- 'tätten innerhalb wirtschaftlich gleichgeartcter Bezirke gesorgt wird. Hei den Brotzulagen wird das Ausgleichsverfahren auch um deS- oillen unschwer durchgeführt sein, weil im allgemeinen die volle Schwerarbeiterzulage lllill Gramm Mehlj und die volle Schwerst- -rbeiterzulage<200 Gramm Mehlj nicht nebeneinander gemährt verdcn sollen; wo dies vereinzelt geschehen ist, hat es sich in der >Iegel als unnötig und wegen der dabei eingetretenen allzu starken Bevorzugung geradezu als schädlich erwiesen. Besonderen Wert egt das KriegsernährungSamt darauf, daß die mit der Durchfüh- nng betrauten Verwaltungsbehörden enge Fühlung mit Arbeit- wbern und Arbeitnehmern halten; die dafür nötigen Vorkehrungen sollen getroffen werden. Vom Gemüsemarkt. Der Berliner Markt zeigt gegenwärtig eine sehr starke Zufuhr besonders von Weifefohl und Kohlrüben, so daß der Bedarf mit Leichtigkeit gedeckt werden kann. Die Dörrauftalten habe» vollauf

zu tun und reichliche Zufuhren erhalten, ebenso die Sauerkraut- fabrikcn. Die Preise für Gemüse sind reichlich hoch; der Handel vcrstcbt es, trotz der großen Zufuhr, einen Preisdruck aufzuhalten. Die PreisprüfungSstclle hat für angemessene Preise im Kleinhandel erachtet für Weißkohl 8 bis 10 Pf., Wirsingkohl 17 bis 20 Pf., Not- kohl 20 bis 23 Pf.. Kohlrüben 6 bis 8 Pf., Grünkohl 18 bis 19 Pf. das Pfund. Da nunmehr auch vom Generalkommando bestimmt ist, daß der Verkauf für Gemüse nach Gewicht vollzogen werden muß, wird die Unsicherheit in der Preiskontrollierung endlich zu einem erheblichen Teil beseitigt. Auffallend ist die Preislage für Kohlrüben, die im Großhandel nach den amtlichen Markthallen- berichten der Zentner mit 4,50 bis 6 M, gehandelt werden, obwohl ein Höchstpreis von 2,£50 M. für den Erzeuger besteht. Es wird von Beteiligten behauptet, daß dieser Höchst preis überschritten wird. Ist das der Fall, so wird die Behörde Anlaß nehmen müssen, gegen diese Treibereien einzuschreiten. Das gleiche gilt für Mohr- rüben. Hier sind Großhandelspreise von 8 bis 14 M. pro Zentner im Großhandel gezahlt. Der Höchstpreis für den Landwirt beträgt 4 M. Auch hier liegt aller Anlaß vor, einmal nachzuprüfen, wie diese hohen Preise Zustandekommen. In Jnter- essentenkrcisen soll, wie uns berichtet wird, ein starker Anlauf be- stehen, diese Höchstpreise wieder hinaufzuschrauben. Vom Preußi- scheu Landwirtschaftlichen Ministerium wird diesem Verlangen-, wie in ähnlichen Fällen, die eifrige Unterstützung zuteil. Wir wenden uns mit aller Entschiedenheit dagegen, daß diese Höch st preise schon wieder hinausgesetzt werden, denn der Preis von 4 M. für Mohrrüben enthält ungefähr das Bier- fache dessen, was in Friesenszeiten gezahlt wurde. Es fehlt jeder berechtigte Anlaß, diese Preise zu erhöhen, und auch vom Landwirt- schastsministerium müssen wir verlangen, daß eS darauf achtet, daß den Höchstpreisen Geltung verschafft wird. Zwiebeln sind nach der Höchstpreisfestsetzung nicht zu haben. Offenbar halten Produzenten und Händler die Bestände zurück. Außerdem ist aber anzunehmen, daß bereits sehr viel im Haushalt aufgekauft ist und große Bestände überhaupt nicht mehr in Frage kommen. Der PreiS beträgt gegenwärtig 15 Pf. pro Pfund, ftei- gend jeden Monat um einen Pfennig. Wenig befriedigend ist die Zufuhr am hiesigen Markt, die durch die Reichsstelle für Obst und Gemüse herbeigeführt wird. ES ist zwar gelungen, in einigen Fällen zu niederen Preisen �u kommen und auch beim Einkauf im Ausland die wüsten Preistreibereien zu unterdrücken, aber es fehlt hier am Ort die nötig« Organisa» tion und Regelung, die es ermöglicht, dieses Gemüse an den Konsumenten zu bringen. Die städtische Verwaltung zögert leider mit ihren Maßnahmen seit Wochen und kommt zu keinem Abschluß. Man sollte den Verkauf so vornehmen, daß die Stadt in besonderen Verkaufsständen die Zufuhr von der Reichsstelle im Kleinhandel an den Markt bringt. Geschieht das nicht, so fällt jede Kontrolle fort, daß dieses Gemüse zu angemessenen Preisen in den Handel kommt. Dabei möchten wir auf eine weitere Unterlassung des Berliner Magistrat? hinweisen. Die Preisprüfungsstelle hat wiederholt verlangt, daß fiir den Abschluß von Einkäufen im Groß- Handel die Lieferscheine ausgestellt werden. Solche Liefer- scheine bieten die einzige Möglichkeit einer Kontroll«, zu welchem Preise eingekauft wurde und ob unangemessene Aufschläge ge- »ommen werden. Leider ist dem Berliner Magistrat bisher das Urteil eines kleinen Kreises der Interessenten maßgebend gewesen. während die Preisprüfungsstelle mit ihren Ansprüchen abgewiesen wurde. Es sei hervorgehoben, daß an anderen Orten, vor kurzem auch in München , der Lieferschein eingeführt wurde. Verhältnismäßig gut bewährt sich der Verkauf von KoN und Kohlrüben durch die Markthallenverwaltung in der Berliner Zen- tralmarkthalle. Die Preise sind hier erheblieb unter die üblichen Kleinhandelspreise herabgesetzt. Leider ist die Menge, die zum Ver- kauf kommt, gering. Wir hoffen, daß sicks die Markthallenverwal- tung recht eifrig bemüht und größere Zufuhren verlangt. Die Ab- nähme zu angemessenen Preisen wird sicher keine Schwierigkeiten bieten. Für Obst ist die Festsetzung von Höchstpreisen bei den verschie- denen Sorten recht schwierig. Die PreiSprüftingSstelle hat deshalb nur einen Preis für Tafeläpfel von 35 bis 65 Pf. das Pfund gegen- wärtig für angemessen erachtet. WirtfchaftSäpfel sind entsprechend billiger zu verkaufen, und Aepfel, die eine besondere Auslese bilden, auch über diesen Preis gestellt. Der Handel versucht natürlich, möglichst die Grenzen zu verwischen, um über diese Preiste hinaus- zukommen. Wichtig ist für den Konsumenten, daß die Groß» Vertriebsgesellschaft für böhmisches Obst jetzt ihre Ware an den Markt bringt. Der Verkauf geschieht auf den Obst- kühnen an den der Bevölkerung bekannten Anlegestellen. Die Ge- sellschaft hat ihr Obst in drei Klassen geteilt; für die erste ist ein Großhandelspreis von 40 M., für die zweite 32 M., für die dritte 25 M. der Zentner festgesetzt. Für den Kleinhandel soll im Ein- Verständnis mit der städtischen Verwaltung ein Auffchlag von 25 Proz. genommen werden, so daß das Pfund Aepfel entsprechend den Klasseneinteilungen 50 Pf., 40 Pf., 32 Pf. betragen wird. Die Bevölkerung wird gut tun, ihren Einkauf gleich von diesen Kähnen zu bewirken, statt die Ware über den Kleinhandel aufzunehmen. Denn eS ist zu befürchten, daß, sobald die Ware in den Kleinhandel kommt, die Aufschläge viel höher sind. Die vorhin genannten Preise werden dann wöchentlich der Zentner in Klasse 1 und 3 um 1 M., in Klasse 2 um 1,50 M. gesteigert, dementsprechend auch die Klein- Handelspreise. Gegenüber den sonst üblichen Obstpreisen wird so­mit das böhmische Obst uns wohlfeiler zum Verkauf gestellt. Zur Grost-Bcrliner Stratzenbahnangelegenheit. Die Stadtverordneten in R e u k ö l I n faßten Donnerstagabend auf Grund eines von unseren Vertretern eingebrachten Antrag» einstimmig diesen Beschluß:'Die Stadtverordnetenversammlung steht auf dem Standpunkt, daß 1. von einem Erwerb des Straßen- bahnunternehmens zurzeit abzusehen ist und daß 2. auch jede Art einer geplanten Tariferhöhung abzulehnen sei. Die Versammlung hält es für richtig, daß die Weiterbehandlung der Angelegenheit durch eine Kommission deS Zweckverbandes erfolgt." Tie Versorgung mit Speiseöl. In den letzten Tagen erschien in der Presse eine Notiz, worin scharfe Kritik an der Unzulänglichkeit der Oelverteilung geübt wurde. Zur Klarstellung wird amtlich darauf hingeweisen, daß der Kriegsausschuß für Oele und Fctte monatlich ein größeres Quantum Speiseöl zur Verfügung stellt. Die Verteilung erfolgt auf Grund eines von der Reichsstelle für Speisefett« aufgestellten Verteilungsschlüssels, lediglich an Landes- und Kommunalbehörden, und zwar zum Preise von 4,50 M. für das Kilo. Wenn Klage darüber geführt worden sei, daß in den Delikateßwarengeschäften usw. exorbitante Preise für Speiseöl verlangt worden seien, so könne es sich bei diesen Mengen lediglich um aus dem Jahre 1915 übernommene Vorräte handeln, die den Beschlagnahmeverfügungen nicht unterlagen und infolgedessen im freien Markt gehandelt wer- den dürfen. Es könne sich hierbei jedoch nur um ganz geringe Mengen handeln. Keine Brikcttnot. Aus der Niederlausttzer Braunkohlenindustri« wird der Ber - liner Presse geschrieben: Infolge der schon seit vielen Wochen Herr- schenden Knappheit an Leerwagen sind die Zufuhren an Briketts nach Groß-Berlin und auch nach der Provinz sehr gering gewesen. Es tauchen deshalb in Berlin schon allerhand Gerüchte auf, welche besagen, daß die große Knappheit in Briketts«ruf eine Beschlag- nähme der Produktion zurückzuführen sei, und daß man deshalb auch bald mit Brikettkarten zu rechnen habe. Mose 'Gerüchte ent- behren zwar jeglicher Begründung, doch wird infolge der großen

Nervosität, welche durch die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Lebensmitteln entstanden ist, auch schon in Briketts gehamstert. Es muß deshalb darauf hingewiesen werden, daß eine Brikettnot nicht zu erwarten ist, denn die Niederlausttzer Brikettwerke, welche Groß-Berlin fast ausschließlich mit Briketts versorgen, haben in den letzten Wochen infolge der großen Wagenknappheit ganz be- deutende Mengen gestapelt, und es werden die Läger heute schon auf etwa 300 000 Tonnen geschätzt. Wenn die Eisenbahn erst in der Lage ist, die Wagenzusührung so reichlich zu gestalten, daß neben der täglichen frischen Produktion auch noch die Bestände all- mählich abgestoßen werden können, wird die Brikcttknappheit sehr bald überwunden fein. Das Publikum kann deshalb nicht drin- gerid genug davor gewarnt werden, sich größere Vorräte in Briketts hinzulegen als unbedirigt nötig sind, denn sonst kann ein Mangel eintreten und wenn letzterer erst einmal vorhanden ist, macht sich dieser auch sehr bald in den steigenden Preisen bemerkbar. Not- wendig ist es allerdings, daß eine wesentliche Besserung in den Zufuhren schnellstens eintritt, damit nicht Tausende von kleinen Existenzen, die sogenannten Kellerhändler, ruiniert werden. Die Hälfte dieser kleinen Kohlengefchäfte haben schon heute tagelang ihre Geschäfte geschlossen, weil legliche Vorräte in Briketts fehlen.

Lohnbewegung der Heizer in den städtischen Elekrizitäts- werken. Die in den Berliner Elektrizitätswerken bestehenden Arbeiter« auSschüsse und die Vertrauensleute hielten eine gut besuchte Ver- sammlung ab, um zu den Lohnverhältnisscn Stellung zu nehmen. lieber unleidliche Veihältnisse innerhalb der städtischen ElektrizitätS- werke wurde berichtet: Schon im August sei in der Zentrale Rummelsburg von einem Meister bekanntgegeben worden, daß der Höchstlohn für Heizer nach Iftz Jahre» Dienstzeit 80 Pf. die Stunde betrage. Drei Wochen lang haben dies die Heizer bekommen, dann wurde eS rückgängig gemacht und der Lohn auf 77'/, Pf. herabgesetzt. Die Direktion gab bekannt, daß 80 Ps. gezahlt seien, beruhe auf einem Verseben de« Schreibers. Einer der Heizer legte die Arbeit nieder, während ein anderer, um trotz dieser Abzüge einen höheren Lohn z» haben. 1516 Stunden täglich gearbeitet habe. Diese unsinnigen Ueberstunden bei schlechter, mangelhaster Ernährung hätten dazu geführt, daß der Heizer nach einigen Tagen vor dem Kessel an Entlräftung zusammenbrach und noch heute daniederliege. Ein dritter Heizer hatte gekündigt. Nach Ablauf seiner KündigungSzeit sei ihm von der Direktion der Kriegsschein verweigert worden. Die Verweigerung de« KriegSscheineS wurde vor den Kriegsausschuß gebracht. Dieser stellte nach Kenntnisnahme den Kriegsschein sofort aus und betonte: 77>/z Pf. Stundenlohn sei«in Lohn, wofür heute kern Heizer arbeiten könne. Die Zeit, die der Heizer infolge Verweigerung des Kriegsscheines arbeitslos war, muß die städtische Direktion eiitschädigen. Der Ausschuß wurde beauftragt, wegen einer allgemeinen Lohnerhöhung von mindestens 10 Pf. die Stunde sowie einer monatlichen Kinderzulage bei der Direktion eine gemeinsame Sitzung zu beantragen. Ebenso wurde der Ausschuß beauftragt, unter keinen Umständen unter diese Forderung herunterzugehen. Sollte sich die Direktion ablehnend verhalten, so sind die Beteiligten gezwungen, sich schleunigst andere, besserbezahlte Arbeitsstellen zu suchen. Arbeitslosenfürsorge der Stadt Berlin . Bei den 23 städtischen Geschäftsstellen sind in der Woche vom 30. Oktober bis 5. November 133 Gesuche eingegangen; eS wurden abgelehnt 40, an die LandeSvcrsicherungSanstall Berlin verwiesen 6, bewilligt 120. Ausgeschieden aus der Unterstützung(überwiegend wegen Wiedereintritts in Arbeit oder Erwerb) sind 81 Personen. 113 männliche und 1848 weibliche Personen bezogen Unterstützung im Gesamtbeträge von 8002 M» davon je 4 M. 1828 Personen, je 5 M. 188 Personen. Bon der Stadt wurden an 191 Mitglieder von 15 Arbeiter- und Angestelltenorganisatiouen, die selbst satzungs- gemäß Unterstützung gewähren, Zuschläge im Gesamtbetrage von 651,20 M. gezahlt. Hiervon trafen auf die freien Gewerktchaften 165 Mitglieder mit 552.55 M.(und zwar Metallarbeiter 77,05 M., Holzarbeiter 54 M. usw.). Die Landesversicherungsanstalt Berlin hat von 22 445 bei ihr überhaupt bis 4. November eingegangenen, teils von den städtischen Unterstützungskommissionen ihr überwiesenen, teils von den Organi- sierten ihr eingereichten Gesuchen 15 491 genehmigt. Ein Pfund Kunsthonig SV Pf. Die Verwendung von Kunsthonig als Streichmittel hat im Laufe des Krieges an Bedeutung sehr gewonnen. Es hatte sich im vorigen Jahre der Kettenhandel ganz besonders auf diese Ware geworfen, so daß Kunsthonig, der von Fabriken zu etwa 85 M. für den Zentner abgegeben wurde, im Zwischenhandel auf 30 M. und mehr hinauf- getrieben wurde. Der Preis im Kleinhandel kam daher oft auf über eine Mark da» Pfund zu stehen. Sobald die amtliche Bewirtschaftung des Zucker» einsetzte, fand naturgemäß eine Bindung der Preis« für Kunsthonig, der zu vier Fünfteln aus Zucker besteht, statt. Für ein Pfund in Papierpackung wurde ein Preis von 0,55 M. bei Abgabe an den Verbraucher im Kleinverkauf festgesetzt. Da durch die Bindung an diese Vertrags- preise aber nicht sämtlicher Kunsthonig getroffen wurde, also eine Kontrolle sehr erschwert war. hat sich das KriegsernährungSamt nunmehr zu Höchstpreisen für Kunsthonig entschlossen.(Bekanntin. d. St-llv. d. Reichst v. 11. November R.G.Bl. S. 1271.) Trotz der Steigerung des Preises für Fabrilzucker ist es möglich gewesen, die bisherigen Vertragspreise zu halten, so daß ein Zentner in der ge- nannten Packung beim Hersteller höchstens 40 M., im Großhandel 44 M., im Kleinvcrkauf 55 M. kostet.

Beerdigung der Opfer von Rahnsdorf . Achtzehn Opfer des Eisenbahnunglücks bei Rahnsdorf wurden am gestrigen Donnerstag auf dem Gemeindefriedbof in Rahnsdorf unter Teilnahme der Einwohnerschaft bestattet. In der Friedhofs« kapelle, wo die achtzehn eichenen Särge aufgebahrt waren, fand eine stimmungsvolle Trauerfeier statt. Bürgermeister Köhler(Rahnsdorf ) hatte sich besonders um eine würdige Bestattung bemüht. Ver- wundete Krieger ans Lazaretten in Fricdrichshagen trugen die Särge zur gemeinsamen Gruft, wo der katholische KuratuS Fiedler (alle getötete Müschen gehörten zur katholischen Kirche ), die Ge- däwiiiisrede hielt. Die 40 Meter lange und 1,80 Merer»eie Gruft mußke in ihrer ganzen Länge mit Bohle» abgesteisl werden weil das sandige Erdreich immer wieder»octigtilt. Die ganze Nacht bin- durch wurde unter Leitung des Büigermeisters geoibeiici. Vor­mittag« kamen viele Leute aus allen Richtungen herbei. Die Mittags- züge brachten neue Scharen aus Bertin. Zinnerne Bierdeckel sofort anmelden. Nach Mitteilung der Steuerkassen sind die Meldungen an BierglaS - und Bierkrugdeckeln auS Zinn in auffallend geringer Zahl eingegangen. Es wird nochmals darauf aufmerksam gemacht. daß alle Brauereien(Brauerei-, Gastwirtschafts- und Schank» betriebe, z. B. Brauereien, Bicrverlage, Gastwirtschaften, Kaffeehäuser und Konditoreien, überhaupt Bier- auSschänke aller Art), ferner Vereine und Gesellschaften, Kasinos und Kantinen, die in ihrem Besitz befindlichen beschlag- nahmten Zinndeckel zu melden haben, gleichgültig, ob der Besitzer zu gleicher Zeit Eigentümer ist oder nicht. ES sind daher auch Gast- und Schankwirte, die von ihren Lieferanten(Brauereien, Brauereivertreter ztjw� Gläser mit Zinndcckcl leihweise erhalte«