stiinmungen über Zahlung emer Familienzulage an Arbeiter, die durch das Hilfsdienstgesetz von ihrem bisherigen Wohnort an einen anderen versetzt werden, obwohl sich da- durch die Erhaltungskosten ihrer Familie erheblich steigern. Sodann besteht keine Sicherheit darüber, ob das Vereins- und V e r s ani m I u n g s r e ch t der Arbeiter, selbst wenn es nur für die Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter benutzt werden soll, durch das neue Gesetz geschützt >vird. Auch eine Sicherung der Rechtsverhältnisse der Reklamierten muß gewährleistet werden, damit die Reklamationen von den Arbeitgebern nicht als Druck- mittel aus unbequeme Arbeiter ausgenutzt werden können. Voraussichtlich soll diesem skandalösen Mißbrauch durch eine Verfügung des Kriegsamts an die Generalkommandos, die ihm unterstellt worden sind, ein Ende gemacht werden. Die sozialdemokratische Fraktion wird heute, wenn ihr der genaue Text des Gesetzentwurfs vorliegt, auf Grund der Berichte ihrer Vertreter bei den Vorberatungen gewissenhaft ui prüfen haben, ob sie es mit ihren Pflichten vereinbaren kann, dem neuen Gesetz zuzustimmen oder nicht. Die Fraktion bat- bisher gezeigt, daß sie die allgemeinen Interessen des Landes zu würdigen weiß und sich nicht scheut, sie unter dem Zwange der Notwendigkeit auch ihren besonderen und be- rechtigtcn Parteiinteressen voranzustellen. Von diesen Er- wägungen wird sie sich auch jetzt leiten lassen. Aber sie wird sorgsam ini Auge zu behalten haben, daß von dem Hilfsdienst- gesetz in erster Linie die Arbeiter betroffen werden, da sie '.ahlenmäßig die große Mehrzahl der Hilfsdienstpflichtigen bilden. Daß das Gesetz in irgendeiner Fonn zustande kommen wird, steht außer Frage. Die bisherige Mitarbeit der sozial- demokratischen Fraktion läßt hoffen, daß die endgültige Fassung den Arbeiter- und Angestellteninteressen mehr Rech- nung tragen wird, als dies der Fall gewesen wäre, wenn sie eine von vornherein ablehnende Haltung eingenominen hätte. Bei der Durchführung wird die Mitarbeit der G e w e r k- schatten von entscheidender Bedeutung sein, deren Stärkung damit zu einer Lebensfrage der Arbeiter und Angestellten wird, mehr denn je! « Angesichts der Widerstände, die sich im Hauptausschuß des Reichstages gegen die von den Arbeiterabgeordneten Bauer, Becker. Behrens, Giesberts und Legten gestellten sozialen Verbesserungsvorschläge zum Gesetzentwurf über den Vaterländischen Hilfsdienst geltend gemacht haben, haben die in der Arbeitsgemeinschaft für das einheit» l i ch e A n g e st e l l t e n r e ch t vereinigten Verbände der Handungsgehilfen, Bureauangestellten und technisch-industri- cllen Beamten noch in letzter Stunde eine dringende Eingabe an den Reichstag gerichtet, die bereits in der Hauptausschuß. sitzung von gestern zur Verteilung gelangte. Die Angestellten richten an Bundesrat und Reichstag das dringende Ersuchen, den Gesetzentwurf durch soziale Bestimmungen zu ergänzen, die den Privatangestellten eine ausreichende Sicherung gegen Gehaltsdruck, gegen Beschränkung ihres Arbeits- und Moalitionsrechts wie überhaupt gegen eine Verschlechterung ihrer materiellen und rechtlichen Lage gewährleisten. Zu diesem Zweck wird dem Reichstag die Annahme der von den erwähnten Gewerkschaftsvertretern gestellten Anträge, in denen auch ein Mitbestimmungsrecht der Privatangestellten i»«:eits vorgesehen ist. dringend empfohlen. «« • Cin Bürgermeister a. D. schreibt uns: Mit der staatlichen Verbrauchsregelung war ein tiefer Eingriff in den Handel als den Vermittler zwischen Erzeugerund Verbraucher oerbunden. Ganze HcMdelSschichten find in den Dienst der Kom- rnunalverbände und Kriegsgesellschaften eingereiht, andere sind zu FwangSgenossenschaften vereinigt. Soweit der Handel als zum Er- ;cnger gehörig betrachtet wird, war dies der erste Eingriff in die Produktion und bedeutungsvoll genug. Viel bedeutungsvoller ist nun der Schritt fctS Gesetzes über den vaterländischen H i l f s d i e n st. C* erfatzt alle Produktionsbetriebe der im§ 2 des Gesetzes bezeichneten Art dadurch, datz er ihnen die erforderlichen Arbeiter von Staats wegen bereitgestellt. Daraus folgt mit Not- wendigkeit, daß der Staat diese Betriebe nicht mehr srei schalten lassen kann, sondern dafür sorgen muß, daß sie ihre Schuldigkeit gegenüber der Gesellschaft und den entlohnten Mitarbeitern tun. Beide hat er vor allem vor Ausbeutung zu schützen. Er bat dafür zu sorgen, daß das in diesen Betrieben steckende Privatkapital keine wucherischen Gewinne einstreicht, und daß die Arbeit anständig und angemessen entlohnt wird. Ebensowenig wie die Leitung und der höhere Stab eines solchen Betriebes unmäßig hohe Gehälter beziehen darf, ebensowenig darf der unteren Mitarbeiterschaft an hrem Lohne gezwackt und gedrückt werden. Das Kapital darf keine hohen Dividenden einstreichen und es dürfen keine geheimen Profite auf Abschreibungen und stille Rücklagen gemacht werden. Ter vaterländische Hilfsarbeiter hat Anspruch darauf, daß zwischen ihm und dem Vaterlande sich kein Vermittler einschiebt, der das Bild des Vaterlandes verzerrt und ihm seine Arbeit vergällt. Im Heeres- dienst ist er davor bewahrt. Dort steht zwischen ihm und dem Vaterlande kein Profitmacher, der ihn zu Privatzwecken aus- »ätzen kann. Auch in den»vaterländischen Pro- duktionsbetrieben" muß dieser Weg gefunden werden, >o riesengroß auch die Aufgabe der Staatskontrolle in diesen Hunderttausenden von Betrieben sein mag. Es ist deshalb vor allem nötig, den Grundsatz dieser Kontrolle im Gesetz festzulegen, slwa folgenden Inhalts: »Betriebe der im§ 2 bezeichneten Art werden, soweit sie noch nicht unter unmittelbarer Staatsaufsicht stehen, einer solchen Aufsicht unterstellt. Diese hat dafür zu sorgen, daß 1. die Mitarbeiter deS Betriebes einschließlich der Leitung angemessen entlohnt werden, 2. das im Betriebe arbeitende Kapital keinen größeren Gewinn als sechs vom Hundert aus ihm herauszieht. Aus meinen vorstehenden Darlegungen geht wohl hervor, wie lies das neue Gesetz in seinen vernünfrigen Konsequenzen in die Sozialisierung der Produktion hineingreift. Ihre Partei, der ich allerdings nicht angehöre, wird deshalb das lebhafteste Interesse an einer gründlichen öffsrnlichen Erörterung desselben haben. Deshalb habe ich den Brief an Sie gerichtet und stelle Ihnen anheim, den- selben in Ihrer Zeitung zur Erörterung zu stellen.
Wilsons beunruhigendstes Problem. Ter New Uorker Vertreter des W. T. B. teilt durch Funk- spruch eine lange Depesche aus Washington mit, die von der Associatcr Preß veröffentlicht wurde und, wie der Funkspruch sagt,„offenbar inspiriert" ist. Sie erörtert die„verhängnisvolle und verwickelte" internationale Lage sowie die Stellungnahme des Präsidenten Wilson. Wilson müsse sich„entscheiden, wie sich die Vereinigten Staaten einerseits der durch die deutschen Unter- i e e b o o t e geschaffenen Lage gegenüber und andererseits den Handelsbeschränkungen der Entente st aate» und
ihrer Alliierten gegenüber stellen sollen; ferner ob Ke Gesetz- gebung der Wiedervergeltung nachdrücklich betrieben werden soll, ob die überlieferte Lehre der Abgesondertheit zugunsten eines vereinigten Vorgehens der neutralen Staaten auf- gegeben werden soll, ob die Vereinigten Staaten eine aggressive oder passive Politik gegenüber der Friedenskonferenz, gegenüber dem Kriege, nach dem Kriege und der permanenten Liga zur Erzwingung des Friedens, welche der Präsident in der Theorie angenommen hat, befolgen sollen". Die Depesche nennt das durch die Unterseebootfrage geschaffene Verhältnis zu Deutschland „das beunruhigendste von diesen Problemen". Im Falle irgendeiner Art von allgemeinem Unterseebootkrieg könnte Amerika es schwierig finden, Berwicke- lungen zu vermeiden. Das Andauern der Ueberfälle an der Küste von New England „würde nicht gestattet werden, da es tatsächlich eine Blockierung der amerikanischen Häsen bedeuten würde". Die Beziehungen zu den Staaten der Entente und ihren Alliierten werden als„wenig gefährlich" gekennzeichnet, aber sie seien vielleicht ärgerlicher. Tie kriegerischen Maßnahmen dieser Staaten werden als eine„tatsächliche Vernichtung alles auslän- dischen, den Alliierten feindlichen Handelsverkehrs und als eine Ablenkung alles amerikanischen Handels zum Nutzen der Eng- länder bezeichnet". Der Bericht hebt als das Wesentlichste von allem, um die Völler gegen einen neuen Krieg zu schützen, die Empfehlung einer Liga der Nationen durch den Präsidenten hervor.«Der englische, der französische und der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen haben den Plan in der Theorie gebilligt; für die Vereinigten Staaten bleibe nun übrig, ihn in die Wirksamkeit umzusetzen. Zum Schluß wird angedeutet, was eine hervorragende politische Persönlichkeit Washingtons über den verschärften U-Bootkrieg Deutschlands geäußert habe: „Deutschland mag glauben, es handele geschäftlich klug, wenn es die englische Handelsflotte dezimiert. Möglicherweise ist es in diesem Punkte durch gewisse englische Berichte irregeführt wor- den, die offenbar einen doppelten Zweck verfolgen, nämlich Deutsch- land in seinem sinnlosen Vorgehen zu ermutigen und gleichzeitig die Vereinigten Staaten gegen Deutschland aufzubringen. Wie auch Präsident Wilson in Wirklichkeit Deutschlands Berechnungen ansehen mag. es ist klar, daß er sehr stark, wenn nicht hoffnungs- los in Schwierigkeiten verwickelt ist durch die beständige Gefahr, die sich aus dem Wiederaufleben des Unterseebootkrieges ergeben."
Der bulgarische Kriegsbericht. Die Schlacht in Mazedonien.— Dobrudscha-Kämpfe.— Donauübergänge.— Besetzung von Kalafat . Sofia , 27. November. (W. T. B.) Bulgarischer General- siabsbericht vom 27. November. Mazedonische Front: Nach einer Artillerievorbe- reitunq, die fast den ganzen Tag andauerte, griff der Gegner die Höbe 1050 und ihre westlichen Gegenhänge östlich vom Dorfe T a r n o V o an. Der feindliche Angriff wurde von deutschen Truppen teilweise im Handgranatenkampf zurück- geschlagen. Beim Dorfe G r u n i s ch t e brachten wir einen Angriff schon im Keime zum Scheitern. Am linken Ufer des W a r d a r griff der Feind nach einer ziemlich heftigen Artillerie- Vorbereitung abends die Stellungen südlich vom Dorfe B o g o r o d i z a an. Der Angriff wurde abgeschlagen. Auf dem übrigen Teile der Front Artillerietätigkeit. Rumänische Front: In der Dobrudscha Artilleriefeuer auf der ganzen Front. Durch einen starken Gegenangriff warfen wir den Feind von der Höhe 234 und aus dem Dorfe Erkezek zurück und zersprengten zwei Bataillone in der Nähe dieser Ortschaft. Wir schlugen ziemlich leicht einen von Teilen der dritten russischen Kavallerie-Divisionen unter- nommenen Angriff gegen einen schmalen Streifen Bodens östlich des Taschavlu-Sees sowie einen Jnfanterie-Angriff südlich der Ortschaft Ester zurück. Türkische Artillerie ver- jagte feindliche Infanterie, die sich gegenüber der Front der türkischen Truppen verschanzte. Zwei russische Schiffe be- schössen ergebnislos unsere Stellungen in der Nähe des Taschavlu-Sees. An der Donau zwischen R u st s ch u k und Cernavoda Artilleriefeuer. Der Feind befestigt in Eile das linke Donauufer. Unsere Truppen sowie die Truppen unserer Verbündeten der Donauarmee, welche die Donau bei S v i st o v überschritten hatten, setzten ihren Vormarsch plan- mätzig in der Walachei fort. Bei der Stadt O r e h o v o überschritten unsere Truppen die Donau und besetzten B e k e t, andere bulgarische Truppen überschritten die Donau bei den Städten L o m und V i d i n und besetzten das gegenüber- liegende Ufer. Die Stadt Kalafat befindet sich in unseren Händen. » Die Kämpfe gegen Rumänien und auf dem Balkan . Feindliche Kriegsberichte. Rumänischer Bericht vom 27. November. Nord- und N o r d w e st f r o n t. An der Westgrenze der Moldau keine Ver« änderung. An der Nordgrenze der Walachei Artilleriefeuer bei Tablabutzi, im Prahovalale und in der Gegend von Dragoslavle. An der Westfront auf dem linken Flügel griff der Feind gestern an, wurde aber zurückgeschlagen. Unsere Truppen find vom Alt und T r o p o l o g ein wenig nach Osten zurückgezogen. Bei Smardicasa heftige Kämpfe.— S ü d f r o n t. An der ganzen Donau Arlilleriefeuer . In der Dobrudscha nichts Neues. Russischer Bericht vom 27. November. Rumänische Front. In der w e st l i ch e n Walachei gehen die Kämpfe weiter. Unter Ausnutzung der natürlichen Hindernisse ziehen sich die Rumänen zurück und halten die Offensive des Feindes auf.— Donaufront. Truppen des Gegners, die bei Z i m n i c e a über den Fluß gegangen sind, schoben ihre Posten gegen den V e d e a- Fluß vor und besetzten am Mittellauf V a l l e n i und R o u s s e- d e v a d e.— In der Dobrudscha Scharmützel von vorgeschobenen Infanterie- und Kavallerieabteilungen. Versuche des Feindes, unsere Truppen ans Estme(?) zwischen dem Tachanl-See und dem Meere zu vertreiben, wurden abgewiesen. Italienischer Bericht vom 27. November. In M a z e- d o n i e n dauert das energische Vorrücken unserer Truppen in der bergigen Gegend von Peristeri westlich von M o n a st i r und gegen das Dragortal nordwestlich von derselben Stadt mit glücklichem Erfolge an. Am 24. besetzte eine unserer Einheiten trotz dichten Nebels eine westlich von N i z o p o l e gelegene Höhe und entsandte Abteilungen gegen den Crvenastena-Gipfel, während andere Abteilungen gegen T r n o V a vorrückten. Am 26. nohmen uniere Truppen, nachdem sie den erbitterten Widerstand des Feinde» über- wunden hatten, die Höhen 2220 und 2227 südwestlich von Nizopole und machten ungefähr 40 Gefangene. Französischer Bericht vom 23. November nachmittags. Orientarmee. An der C e r n a s r o n t wurde ein bulgarischer Gegen- angriff gegen die serbischen Stellungen in der Nacht vom 26. auf den 27. November mit blutigen Verlusten für den Feind abgewiesen. Nördlich von M o n a st i r dauert der Artilleriekampf von beiden Seiten heftig fort. Auf unserem linken Flügel rücken die italienischen Truppe» in der Gebirgsgegend von D i h o V o weiter vor.
Bukarest . Bern , 27. November. (W. T. B.) Der Bund meldet nach einem Petersburger Bericht: Bukarest ist in ein Kriegslager umgewandelt; eine Masse Militär ist dort anwesend. Die Hälfte der Bevölkerung hat schon die Residenz verlassen. Der Straßcnbahnverkehr ist gering. Die Teuerung nimmt zu.„Rjetsch" zufolge gibt der Kom- Mandant von Bukarest bekannt, daß die große Zahl von Offizieren auf den Slraßen die Ausmcrkiamkeit auf sich lenke. Infolgedessen sollen alle rumänischen Offiziere, die keine bestimmte Aufgabe in Bukarest haben, sofort an die Front zurückkehren. Offiziere, die dienstlich in Bukarest zu tun haben, dürfen sich nickt mehr auf den Straßen zeigen. Die Mehrzahl der französtscken Offiziere von der Sondermission Berthelots ist jetzt an der Front. Die noch in Bukarest gebliebenen studieren die Organisation hinter der rnmäni- schen Front. der türkische Kriegsbericht. Aonstautinopel, 27. November. (W. T. V.) Amtlicher Bericht vom 27. November: Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel hatten wir glückliche Zusammenstöße von Erkirndungs- abteilungcn. An den übrigen Fronten kein wichtiges Ereignis. Der Vize-Generalissimus. Gegen üie Vergewaltigung üer Mhener Vierbunü-Gesanüten. Oesterreichisch-ungarischer Protest. Wider das Vorgehen der Entente gegenüber den am griechischen Hof beglaubigten Gesandten Oesterreich-Ungarns und seiner Verbündeten erhob die österreichisch-ungarische-Regierung bei den Regierungen Frankreichs , Großbritanniens , Italiens und Rußlands Prolest, von dem den Regierungen der verbündetnn und neutralen Staaten Mit- teilung gemacht wurde. Nach der von Wolff erstatteten Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korrespondenz-Bureaus sagt der Protest: „Dieser Gewaltakt, durch den die Zahl der von den Entente- mächten im Laufe des Krieges begangenen Verletzungen deS internationalen Rechtes eine neuerliche Erhöhung erfährt, zeigt mit voller Deutlichkeit, daß diese Mächte die heiligsten Grundsätze des Völkerrechts ohne Unterlaß mit Füßen treten. Die österreichisch- ungarische Regierung protestiert auf das entschiedenste gegen das geschilderte Vorgehen, welches eine Verhöhnung des Grundsatzes der Unverletzlichkeit der Gesandten und ein Attentat auf die souveränen Rechte eines neutralen Staates darstellt." Die„Kölnische Zeitung " meldet laut W. T. B. aus Athen vom 25. November u. a.: Die Abreise der Gesandtschaften bedeutet natürlich keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen des Vier« bundes mit Griechenland . Dieses muß sich den unerhörten Gewalt- akt, wie schon viele frühere, mit Entsagung gefallen lassen. Daß dadurch seine Sympathien für die Mittelmäckte noch wesentlich ge- stärkt wurden, ist selbstverständlich und verbeißungsvoll sür die künftigen Beziehungen des VierbundeS zu Griechenland . » England und Venizelos . London , 27. November.(Unterhaus.) Der Abgeordneie Griffith lenkte die Aufmerksamkeit auf Griechenland und bat dle Regierung, eine Versicherung abzugeben, daß allcö geschehen würde, um Venizelos nickt nur als Haupt der tatiäcklichen Regierung (äs facto governrnent), sondern auch als Verbündeten anzuerkennen, den mit allen Mitteln des Reiches zu unterstützen, England bereit sei. Auch andere Sprecher drängten auf kräftigere Unterstützung von Venizelos . Untcrstaatssekrelär Lord Robert Cecil bezog sich in seiner Antwort auf das diplomatische Vorgehen der Alliierten in der griechischen Frage. Er lehnte die Zumutung ab, daß Großbritannien in der griechischen Frage die Führung übernehmen solle. Mit Bezug auf Venizelos sagte er: BenizeloS regiert im Namen des Königs; er führt nach seinen Absichten die RegierungS- geschäfte in dem Teile von Griechenland , in dem er regiert. Daher ist eS klar, daß die einzige von RecktS wegen bestehende Regierung (de jure government) die des Königs ist. Ebenso klar ist es, daß die Regierung von BenizeloS die Verwaltung in den Bezirken hal, über die sie sich erstreckt. Cecil erllärte, es sei nicht ein Körnchen Wahrheit an der Ve- hauptnng. die britische Regierung lasse sich durch dynastische Rück« sichten oder durch den Wunsch, den König zu stützen, bestimmen. Die Politik der Alliierten bestehe darin, ihr Bestes im Interesse der Kriegsühreiiden und im Interesse Griechenlands zu tun, weiter nichts. Durch die Festlegung einer neutralen Zone hoffrcn sie, Zusammenstöße zu vermeiden und einen Bürgerkrieg zu ver- hindern. Der Gedanke, England sei bereit, BenizeloS preis« zugeben, sei ebenso unwahr.„Wir kennen sehr wohl," sagte Lord Robert Cecil ,„die große» Dienste, die Venizelos nicht nur Griechenland , sondern auch den Alliierten geleistet hat, wir werde? ihn nie verlassen."(W. T. B.) » Die Widerstandsbewegung gegen die Entwaffnung. London » 28. November. (T. U.) Ucber die Maßnahmen, welche die königslreuen Offiziere getroffen haben, um die Reservisten zu organisieren und sich dem Versuch deS Vierverbandes, Griechen- lands Kriegsmaterial gewaltsam an sich zu reißen, mit bewaffneter Hand zu widersetzen, wird dem„Daily Telegraph " auS Athen gemeldet: Die Häuser der Venizelisten sind mit einem roten Kreis bezeichnet worden. Es wird, so sagt der Korrespondent des Blattes, geradezu eine Bartholomäus- nacht inszeniert. In Larissa zogen schon am Sonntag Reservisten mit Revolvern und Gewehren bewaffnet durch die Straßen der Stadt und schössen aus die gezeichneten Gebäude. Einige Fenster von Häusern, in denen Anbänger von Venizelos wohnen, wurden zertrümmert. Die Gendarmen und die Polizei verhielt sich ruhig und griff nicht ein. Em Zug mit Waffen, die dem Armeekorps ge« hören, das nun nach dem Pelleponnes verlegt worden ist, wurde in Athen angehalten. Die Gewehre wurden von den Reiervissen be- schlagnahmt, welche damit bewaffnet durch die Straßen zogen. Die„Daily News" meldet weiter, datz König Konstantin von neuem eine Mahnung zur Besonnenheit an diejenigen griechischen Offiziere erlassen habe, welche mit der Gründung eines neuen Militärvereins beschäftigt sind. Di« Offiziere erklären, daß sie unter keinen Umständen dulden, daß das Kriegsmaterial Griechenlands ausgeliefert werde, auch wenn der König seine Einwilligung dazu geben sollte.— Admiral Fournet wurde von König Konstantin in Audienz empfangen. Er wies den König aus den Ernst der Lage hin; alsdann besuchte er einige griechische Kaufleute, welche der Benizelospartei angebörten und versprach ihnen im Notfall seinen Schutz. Am Montaqmittag hatte Fournet eine Besprechung mit dem Bürgermeister von Athen . Genf , 27. November(W. T. B.) Aus Athen wird gemeldet: Nach Wiederherstellung der Eisenbahnverbindungen zwischen Monastir und Saloniki hat S a r r a i l die F o r d e r u n g an die griechische Regierung wiederholt, ihm 56 Waggons für den Transport von Proviant und Munition zu liefern. Infolge der neuen Versenkungen in der Nähe des Piräu» laufen die Dampfschiffe nicht mehr in den Hafen ein._ Die noröschleswigschen Staatenlosen. Zur Lösung der Frage der nordschleswigschen Staatenlosen durch die Annahme eines dänischen Gesetzes, durch das alle Staatenlosen dänisches Staatsbürgcrrecht erhalten, veröffentlicht „Politiken " einen Leitartikel, in dem es am Schlüsse unter anderem heißt: Unter den Staatenlosen befanden sich einige, die vorher der Wehrpflicht in Dänemarl genügt