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Gewerksihastliches. Verlin und Umgegend. Tie Generaloersammlung der Berwaltungöstelle Berlin des Deutschen Mctallarbeiterverbandes nahm an»wei aufeinander- folgenden Sonntagen den Kassenbericht für das dritte Quartal 1816 entgegen und nahm Stellung zu demGesetz rntwurf über den vaterländischen Hilfsdienst". Nach dem vorliegenden Kassenbericht betragen die Einnahmen der Hauptlasse 461 768,22 M. Unter den Ausgaben befinden sich 321 678,16 M., die an die Hauptkasse eingesandt sind. Die Etn- nahmen der Lokalkasse betragen 1 831 613,88 M., der Kassenbcstand am 1. Oktober 1816: 1 716 183,44 M. Wie Henning als Kassierer weiter ergänzt, habe sich die Wcrbekraft unserer Organisation auch im letzten Quartal wieder erwiesen. 4443 männliche Neuaufnahmen seien zu verzeichnen, zum Militär abgemeldet hätten sich 3281 Kollegen, so daß ein Zu- gang von 1242 neuen Mitgliedern zu verzeichnen sein müßte. Das sei jedoch nicht der Fall, sondern das dritte Quartal schließe mit einem Rückgang von 747 männlichen Mitgliedern. Die Zahl der weiblichen Mitglieder sei ständig im Wachsen begriffen und von 6643 zu Beginn des Krieges auf jetzt rund 14 888 gestiegen. Die Ursache der unregelmäßigen Beitragsleistung liege darin, daß ein recht erheblicher Teil unserer Mitglieder es mit der pünktlichen Zahlungspflicht nicht genügend ernst nehme. Vielfach müßten Kollegen, die über 13 Wochen restierende Beiträge zahlen wollen, abgewiesen werden, da dies nach dem Statut nicht zulässig sei. Diese Saumseligen zur Zahlung der Beiträge anzuhalten, sei Pflicht der Vertrauensleute. Er bitte diese, die Kontrolle der Mitgliedsbücher schärfer zu handhaben. Tie neuen Mitglieder der Organisation zu erhalten, sei unsere Aufgabe und werde uns das mit Hilfe der Hauskassierung ja auch gelingen, und bitte er. daß ruhige, hilfsbereite Kollegen zur Durchführung der Haus- kassierung sich baldigst als Beitragssammler bei ihm melden möchten. Zum Schluß ersucht Kollege Henning die Vertrauens- lcute, die Sammellistentätitzkeit zu beleben, damit den zu Weih- nachten sich erfahrungsgemäß steigernden Ansprüchen der Ange- hörigen unserer im Felde stehenden Kollegen genügt werden könne. In der Fortsetzung der Generalversammlung wurde zu dem oben genannten Gesetzentwurf Stellung genommen. Wie Kollege S i e r i n g, der das einleitende Referat übernommen hatte, kurz ausführt, habe das eigenartige Zustandekommen des Gesetzentwurfs diesen blitzlichtartig gekennzeichnet. Art und Inhalt des Entwurfs und der Ausführungsbestimniungen fordere zu schärfstem Protest heraus. Auch sei die Eile der Regierung bezeichnend. Die Ar- beiterschaft habe sich bis jetzt ihrer Pflicht nicht entzogen, darum sei es Pflicht der Regierung gewesen, die Arbeiterschaft rechtzeitig zu informieren. Nach den bisherigen Erfahrungen mit Behörden könne die Arbeiterschaft diesen kein unbedingtes Vertrauen cnt- gcgenbringen, ihnen also auch die Ausführung des Gesetzes nicht überlassen. Wir könnten die unbedingte Notwendigkeit des Gesetzes nicht anerkennen, hallen dasselbe vielmehr für überflüssig, wenn nicht andere, durchschlagendere Gründe als bisher ins Feld geführt werden können. Sollte sich im Reichstage trotzdem eine Mehrheit für die- Notwendigkeit des Gesetzes finden, so müßten unsere Ver- treter bemüht sein. Garantien für die Arbeiterschaft in dasselbe hineinzubringen. S ie r i n g unterbreitet der General- Versammlung schließlich eine Resolution, die die von der Arbeiter- schaft geforderten Garantien enthält. In der hierauf folgenden lebhaften, fast fünfstündigen D e- batte sprechen sich sämtliche Redner in obigem Sinne aus. Schließlich wurden folgende Resolutionen, die erste vom Kollegen Siering, die letztere vom Kollegen Müller, einstimmig an- geuom me«: Resolution 1. 'K. SAe am 26. November 1916 stattfindende Generalver­sammlung der Verwaltungsstelle Berlin des Deutschen Metall- arbeiterverbandes sieht in dem Gesetzentwurf betr. den Vater- länd-ischen Hilfsdienst die Befürchtung weiter Arbeiterkreise be- stätigt, daß dieses Gesetz und ganz besonders seine Ausführungs- bestimmungen im wesentlichen sich gegen die Arbeiter richtet, indem es ihnen die Freizügigkeit raubt, ohne ihnen irgendeine Sicherung für Aufrechterhaltung gefunder, den heutigen Zeitverhältnissen ent­sprechender Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu geben. L. Die in den Richtlinien erwähnten Einigungsämter oder Schiedshöfe schalten durch ihre Zusammensetzung den Einfluß der am Arbeitsprozeß beteiligten Parteien beinahe vollständig aus, in- dem sie die Entscheidung in letzter Linie in die Hände von dem gewerktätigen Leben vollständig fernstehenden Personen legen. Sie sind aber auch unzureichuid m bezug auf das ihnen erteilte Zu- ständigkeitsgebiet, da ihre Tätigkeit sich nur auf den Arbeits- Wechsel, nicht aber ans sonstige, aus dem Arbeitsverhältnis her- rührende Streitigkeiten erstreckt. Das Vereinigungsrecht der Ar- heiter ist in dem Entwurf keineswegs sichergestellt. C. Die Generalversammlung kann nach dem bisher in der Oeffentlichkeit bekanntgewordenen Material eine unbedingte Not- wendigkeit für- das Gesetz nicht anerkennen. Sollte aber die Mehrheit des Reichstages trotzdem der Gesetzesvorlage dem Grunde nach zustimmen, dann darf das nach Meinung der Generalver- sammlung nur geschehen, wenn: 1. Die Ausübung des VereinigungS- und Versammlungs­rechts dadurch nicht beeinträchtigt wird,. 2. die Entscheidung über alle Streitigkeiten ans dem Ar- beitsverhältnis paritätisch aus Vertretern der Unternehmer und Arbeiter zusammengesetzten Schiedshöfen übertragen und Ver- Handlungszwang für beide Parteien ausgesprochen wird, 3. die Beauftragten der Arbeiter in ihrem Beschäftigungs- Verhältnis vor Benachteiligung durch den Betriebsinhaber oder seine Vertreter wegen Vertretung der Arbeiterinteressen hin- reichend geschützt sind, 4. den Unternehmern jede Möglichkeit genommen ist, die für einen Betrieb vom Heeresdienst beurlaubten, reklamierten Ar- beiter dadurch zu maßregeln, daß sie diese Arbeiter den mili- t arischen Stellen als abkömmlich melden, ohne ihnen die Mög- lichkei! zu geben, die Gründe dieser Meldung nachprüfen zu können,.,-<. 5. Vorsorge in Aussicht genommen wird, daß durch die massenhafte Hereinziehung betriebsfremder Arbeiter, die Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht herabgesetzt und die Gefahren für Gesundheit und Leben der Arbeiter dadurch nicht vergrößert werden. Resolution 2. Die Vertrauensleute der Metallartxriter Groß-Berlins nehmen in ihrer Generalversammlung vom 26. November 1916 Stellung zum Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst. Die General- Versammlung erblickt in diesem Gesetz ein Ausnahmegesetz für die Arbeiter, das auch durch keine Schutzbestimmungen seines Eha- vakters entkleidet werden kann. Die von den Gewerkschaftsvertretern dem Reichstag über- mittelten Vorschläge geben keine Gewähr für die Wahrung der Arbeiterinteressen. Die zu Eins geforderten Arbeiter- und Ange- stelltenausschüsse sind wertlos, wenn den Arbeitern das Streilrecht genommen wird. Tie zu Zwei und Drei geforderten Emigungs- ämter resp. Schiedsgerichte entsprechen den bisherigen Kriegsaus- schüssen, deren Tätigkeit oftmals nicht den Beifall der Arbeiter gefunden hat. Die schwersten Bedenken erhebt die Geiieralversammlung gegen die zu Vier geforderten Ausschüsse, welche überb e t r i e b s- technische und allgemein wirtschaftliche Fragen' entscheiden sollen._ Damit würden die gesamten Arbeiterinter- essen diesen Ausschüssen ausgeliefert, deren Zusammensetzung als ungeeignet bezeichnet werden mutz. Die Generalversammlung ersucht die beiden sozialdemo- krati scheu Fraktionen, das Gesetz abzulehnen. Die Generalversammlung erklärt weiter, daß die Produktion in der Kriegsindustrie noch erheblich gesteigert werden kann durch

' Gewährung auskömmlicher Verdienste und Zufuhr notwendiger Nahrungsmittel, insbesondere Fett und Fleisch. Dagegen würde eine Verschärfung der gegenwärtigen Zustände durch Ausnahme- gssetze die Arbeitsfreude vernichten und die Produktion lähmen. Die Erhöhung der Teuerungszulagen in der Schuhindustrie beschäftigte am Montag eine sehr gut besuchte Versammlung aller in der Schuhindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen. Hamm acher berichtete über die Verhandlungen mit dem Fabrikanienverbande, dem die Forderung der Schuharbeiter und -Arbeiterinnen wegen Erhöbung der Teuerungszulagen auf 25Proz unterbretlet worden war. Die bisher gezabtlen Teuerungszulagen bewegten sich nur zwischen 3 und 18 Proz. Auf die Unterbreitung der Forderung von 25 Proz. antwortete zunächst der Ler- treter des Fabrikantenverbandes, daß er der Forderung per- iönlich wohlwollend gegenüberstehe und daß nächstens ver- handelt werden solle. Inzwischen wurde aber bekannt, daß die erst durch Bundesratsverordnung vom 14. Juni eingeführre 48stündige wöchentliche Arbeitszeit bald wieder abgeschafft und wieder durch die normale Arbeitszeit ersetzt werden soll; sie wurde schon zum 1. Dezember erwartet. Nach einer Versicherung des Neichsamis des Innern ist dieser Termin als zu früh anzusehen. Jedenfalls nahm der Fabrikamenverein die in Aussicht stehende Auf- Hebung der 48stündigen Arbeitswoche zum Anlaß, zu erklären, man möchte erst die neue Verordnung abwarten. Eine solche Vertagung bis zu einem völlig ins Dunkel gehüllten Termin wurde von den Vertretern der Arbeiter abgelehnt mir der Betonung, daß man solche Vertagung als Ablehnung ansehen würde. Darauf kam es doch zu Verhandlungen. Die Fabrikanten lehnten aber eine Erhöhung der Teuerungszulage auf Prozent ab. Dagegen erklärten sie nach längeren Verbandlungen sich zu folgenden Zugeständnissen bereit: An Teuerungszulagen sollen, unter Aufrechterhattung der bisher be- stehenden Zulagen, ferner erhalten: Ledige Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren wöchentlich IM.; ledige Arbeiter und Arbeiterinnen über 16 Jahre wöchentlich 2 M.. Verheiratete mit einem Verdienst bis 24 M. wöchentlich 4 M., Verheiratete mit einem Verdienst bis 27 M. wöchentlich 3,ö0 M. und Verheiratete mit einem Verdienst von mehr als 27 M. wöchentlich 3 M. Für nichterwerbsfähige Kinder unter Jahren wird ein Zuschuß von 7S Pf. gezahlt. Zu diesem Angebot nahm die Versammlung in einer lebhasten Debatle Stellung. Die Diskussionsredner erklärien das Angebot für zu gering. Die Versammlung beschloß mit übergroßer Mehrheit, die Vorschläge des Verbandes der Fabrikanten abzulehnen. Ferner wurde der Antrag angenommen, auf der Grundlage der Forderung von 25 Proz. mit den Fabrikanten weiter in Verhandlung zu treten. Im.Verschiedenen' sprach sich ein Redner in längeren Aus- führungen gegen dasGesetz über die vaterländische Zivildienstpflicht' aus. Eine von ihm eingebrachte Resolution, die sich entschieden gegen das vaterländische Zivildienstgeietz ausspricht und dem Reichstagsabgeordneten Kollegen Simon die Ablehnung des Gesetzes empfiehlt, wurde einstimmig angenommen. Tarifbewegung der Schneider. Nachdem bereits in verschiedenen Branchen des Berliner Schneidergewerbes die Tarife von den Arbeitnehmern, entsprechend dem Beschluß des Verbandstages, gekündigt sind, hat am Montag auch die Branchenversammlung der Mililärschneider beschlossen, ihren Tarif am 1. Dezember zu kündigen. Um Irrtümern vorzubeugen. sei bemerkt, daß hierbei nicht die Lohntarife berührt werden, die während des Krieges unter Mitwirkung des BekleidungSamteS ver- einbart wurden. Es handelt sich um den vor Jahren mit den Unternehment der Osfizieruniformbranche abgeschlossenen Tarifvertrag. Gefordert wird eine allgemeine Lohnerhöhung von 25 Proz., die nicht als Teuerungszulage, sondern als dauernde Lohnaufbesserung gelten soll. Die Versuche der Arbeit- nehmer, zeitgemäß« Teuerungszulagen zu erhalten, sind daran ge- scheitert, daß die Unternehmer erklärten, so lange die Tarife nicht gekündigt seien, gelten lediglich die Tariflöhne. Da diese im Frieden vereinbart worden find, also den gegenwärtigen Teuerungsverhält- nissen in keiner Weise Rechnung tragen, machte sich die Tarifkündi- gung notwendig._ Wünsche der Schneidermeister. Die Berliner Schneidermeister, welche direkte Austräge vom Be- kleidungSamt des Gardekorps erhalten, haben hinsichtlich ihrer ge- tchäftlichen Beziehungen zum Bekleidungsamt verschiedene Wünsche, die sie in einer Versammlung am Montag besprachen. Die Verordnung betreffend die Verarbeitung von Web-, Wirk- und Strickwaren ist seit dem 18. Okiober auch auf die Militär- schneiderarbeüen ausgedehnt. Das bat zur Folge, daß die Schneider- meister den von ihnen beschäftigten Arbeitskräften, wenn die durch die Verordnung bedingte Herabminderung des Lohneinkommens eintritt, einen Lohnzuschlag von 18 Prozent zu zahlen haben, wovon die Auftraggeber der Schneidermeister sieben Prozent der gesamten Lohnsumme zu vergüten haben. Das Bekleidungs- amt des Gardekorps, welches von den Schneidermeistern in diesem Sinne als Auftraggeber in Anspruch genommen wird, lebnt aber die Rückvergütung ob. Wie in der Versammlung ausgeführt wurde, können die Schneidermeister den Zuschlag von 18 Proz. nickt tragen, da sie nach den mit dem Bekleidungsamt abgefchlossenen Verträgen nur den Zivischenmeisiergewinn von 25 Proz. der festgesetzten Löbne erhalten. Ferner wurde bemerkt, daß da» Bekleidungsamt in Zu- kunft nur unter der Bedingung Arbeiten an Schneidermeister ver- geben will, daß diese sich einer Lieferuitgsgenoffeiischaft anschließen, was eine weitere Kürzung des Verdienstes zur Folge hoben würde, da die Lieferungsgenossenichasten berechtigt sind, zur Deckung ihrer Unkosten 8 Proz. voin Verdienst ihrer Mitglieder abzuziehen. Die Versainmlung beschloß eine Petition an den Reichstag des Inhalts, es möchten die Bekleidungsämter veranlaßt werden, die Rückvergütung von 7 Proz. an die Schneidermeister zu gewähren und den Anschluß an eine Lieserungsgenossenschafl nicht zur Be- dingung der Weiterbeschäftigung zu machen. Ferner kam zur Sprache, daß die Handwerkskammer als Ver- teilungöstelle für die vom Bekleidungsamt an Schneidermeister zu vergebenden Arbeiten in Aussicht genommen ist. Hiergegen erhob die Versammlung Protest durch einstimmige Annahme einer Reio- lution, welche die Handwerkskammer ersucht, von der beabsichtigten Arbeitsverteilung Abstand zu nehmen und das Bekleidungsamt zur weiteren direkten Beschäftigung der Schneidermeister zu veranlassen. Zu dem Bericht über die Teuerungszulage« der Charlottenburger Gemeindearbeiter in Nr. 272 vom 28. November er. des.Vorwärts' wird uns mitgeteilt, daß die Kriegslobnzulage von 18 Pf. pro Stunde den GaSarbeitern nicht ab 15. Oktober, sondern ab 15. November gewährt wird. ftuslanö. Wieder ein Bergarbeiterstrcik in Südwales in Sicht. London , 24. November. (W. T. B.) Der parlamentarische Kor- respondent der.Times' berichtet, daß das Handelsamt Verband- lungen mit den Bergleuten und den Grubenbesitzern von Südwales begonnen habe. Der ausführende Ausschuß der Bergleute wird zur Besprechung mit dem Handelsamt nach London kommen. Der Sonderberichterstatter der.Times' schreibt in einem Briefe vom 23. November: Entscheidend ist, daß die Bergleute unbestreitbar im Begriff sind zu streiken, und es ist unbedingt notwendig, ihre Ab- ficht zu ändern, bevor es zu spät ist.

Bergarbeiterstreik in Australien . Haag, 28. November. (T. U.)Daily Telegraph ' vom 2g. d. M. berichtet aus Sydney , daß der Kohlenbergarbeiterstreik dort immer noch andauert. Die Bergarbeiter weigern sich, eine Abstimmung M über die Fortsetzung des Streiks vorzunehmen, auch von dem Streik Veräntw. Redakt.: Herrn. Müller, Tentpelhof. Inseratenteil verantw-TH. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VcrlagSanst.

abzulassen. Die Wirkung des Streiks macht fich allgemein onan- genehm fühlbar. Melbourne , 22. November. fW. T. B.) Die Bergleute haben sich geweigert, über die Einstellung des Ausstandes abzustimmen, und das hat Ueberraschung und Enttäuschung hervorgerufen.

Mus öer Partei. James Guillaume gestorben. IX. Mit James Guillaume , der vorige Woche 72jährig in Neuenburg starb, ist eine der charakteristischsten Gestalten der alten Jntetnationale dahingegangen. Er war in London 1344 geboren, verlebte seine Schuljahre in Neuenburg, studwrle später in Zürich ' Philosophie und gründete 1866 die Sektion der Jniernalionate in Locle. lieber seine revolutionär-syndikalinische Agitationsarbeit be- richtet er viel Interessantes in feinen Leben-Zerinnerungen. wie er sich denn überhaupt publizistisch hervorragend betätigt hat. Er war Mitarbeiter am großen pädagogischen Lexikon von F. Buison und bearbeitete im Auftrage der französischen Regierung die Akten des Konvents. Seine letzte Lebenszeit, die er in Neuenbürg verlebte, war durch körperliche und seelische Leiden schwer getrübt.

Mus Industrie und Handel. Die Erhöhung der Kohletipreise. lieber die Ergebnisse der Verhandlungen, die die Regierung über die Erhöhung der Kohlenpreise führt, ist noch nichts bekannt. Vor dem 1. Dezember soll keine Mitteilung erfolgen. Die Koblen- interesienten versuchen eine durchschnittliche Preiserhöhung von 2 M. pro Tonne durchzudrücken, obwohl alle Abschlüsse zeigen, daß es ihnen glänzend geht. Die Regierung wird gut tun, in letzter Stunde zu berücksichtigen, daß nicht nur der Staat und das Reich als wichtigste Käufer benachteiligt werden, da die weiterarbeitende Industrie, besonders die Rüstungsindustrie auf die Kohlenpreis- erhöhung nur wartet, um ihrerseits mit neuen Preissteigerungen vorzugchen. Die preußische Regierung wird sich auch erinnern müssen, daß die Verbraucher von Hausbrandkohle und die Kon- sumenten von Gas durch die Preissteigerungen auf allen Markt- gebieten bereits so schwer getroffen find, daß unmöglich den Koblen- interesienten erlaubt werden kann, eine ebenso hohe Gewinnrenie zu erzielen, wie die Rüstungsindustrie.

Kühnes Verlangen. Die Zuckerfabrik Fraustadt hat ihren Brutto- gewinn aus der Zuckerfabrikation von 17,3 auf 18,4 Millionen Mark erhöht. Der Reingewinn beträgt 665,841 gegen 529,529 M. im Vorjahre und erlaubt eine Dividende von 26 Proz. Es müssen 152 666 M. für die Kriegssteuer zurück- gelegt werden. Dem Unternehmen geht es also glänzend. Trotzdem wagt diese Zuckerfabrik in ihrem Geschäftsbericht zu schreiben: Die Zustellung von Rohzucker geschah weiter durch die von der Regierung eingerichtete Verteilungsstelle; seit April bringt die Reichszuckerstelle den fertigen Zucker in Verkehr. Wenn auch nach dem Inkrafttreten der Regierungsbestimmungen Schwierigleilen zu überwinden waren, so arbeitet sich die Reichszuckerstelle dock äugen- scheinlich immer mehr ein. Unbegreiflich ist unS dabei aber die Preispolitik, die nur dahin strebt, den Zucker- fabriken den Verdienst zu schmälern(!>. aber nicht daran zu denken scheint, daß die wichtigste Aufgabe sein muß, Zucker zu schaffen. Zucker bleibt das billigste Nahrungsmittel, die Rüben find aber für den Landwirt das schlecktest bezahlte Produkt, so daß zu befürchten ist. daß. wenn nicht bald eine Lenderung in der Preispolitik für Zucker eintritt, der Rübenbau immer mehr eingeschränkt wird.' Das Zitat spricht für sich und die Verwirrung des Denkens selbst, und zeigt, mit welcher Kühnheit, um kein schärferes Wort zu gebrauchen, die Politik der Regierung ge- tadelt wird._ Aus dem Berliner Wirtschaftsleben. Nach einer Wiener Meldung derVoss. Ztg.' will die Oester- reichische Industrie- und HandelS-Bank in Berlin Anfang 1917 eine Filiale errichten. Später soll im Bcdürfnisfalle eine Zweigstelle i» Hamburg gegründet werden. Die Bank will den Devitenbandel und die Verwaltung von Kapitalien unter be« sonderer Berücksichtigung der österreichischen Geschäfte pflegen. Die Elektrische Licht- und Kraftanlagen- Aktiengesellschaft vertellt aus ihrem Reingewinn von 1,87 Millionen Mark, wie in den beiden Vorjahren eine Dividende von 5 Proz. Die Aktiengesellschaft für Elektrizitäts-An- l agen in Berlin verteilt wie im Vorjahre 8 Proz. Die Schrauben- und Mutternfabrik vormals S. Riehm u. Söhne, Akt.-Ges. in Berlin , verleilt eine Dividende von 15 gegen 12 Proz. im Vorjahre. Der Reingewinn beträgt 278 884 gegen 281 827 M. Die Bergschloß-Brauerei-Aktiengesellschast kann ihre Dividende von 13 auf 28 Proz. steigern. Von dem Brutto- gewinn von 1,27 Millionen Marfl gegen 1,85 Millionen Mark im Vorjahre verbleibt nach nicht unwesentlich gesteigerten Abschreibungen ein Reingewinn von 483 589 M. gegen 388 313 M. im Vorjahre. Die Weißbier-Aktienbra uerer vormals H. A. Bolle hat einen Bruttogewinn von 33 888 M. einschließlich Vor- trag zu verzeichnen. Nack Abschreibungen werden 1588 M. vorge- tragen. Dividende wird nicht gezahlt. Gründung einer großen Aluminiumfabrik in Bayern . Bei Mühl- dorf am Inn werden die Bayrischen Aluminiumwerke mit 38 Millionen Kapital eine Aluminiumfabrik gründen, die ein Drittel des deutschen Bedarfes decken soll.. Die Rositz er Braunkohlen- Aktiengesellschaft, die in eng« Be- ziehungen zur Deutschen Erdöl-Geiellschaft eintritt, erhöht ihr Kapital um 53/4 Millionen auf 121/j Millionen Mark. Die neuen Aktien werden zu 118 Proz. den alten Altionären angeboten. Die Kottbuscr Maschinenbau -Anstalt und Eisengießerei Aktien» Gesellschaft zahlt 7 Proz. gegen 5 Proz. bew. 0 Proz. in den beiden Vorjahren. Die Bereinigten Margarine-Fadrikeu Jürgens in Holland erhöhen ihr Kapital um 18,8 Millionen Mark. Tie Paulancrbräu Salvator-Brauerei Aktie»- Gesellschaft in München verleilt aus ihrem von 1,15 Millionen Marl auf 1,2 Millionen Mark gestiegenen Reingewinn eine Dividende von wieder 12 Proz. Auch diese Brauerei hat im zweiten Kriegsjahr gute Gewinne gemacht. Eingegangene Druckschriften. Kritiken und Gedanken über daS Drama. Von Dr. 3). Franz. Brosch. 2 M. Birk u. Co.. München . Das Reich«. Vierteljahresschrist sür Geistcswissenschast und Kunst. Herausgegeben von A. Freiherr v. Bernus. 3. Buch. 2,58 M. H. Sachs Verlag, München . Zwischen Dag«nd Dranm. Roman von H. Hyan. IM. Kronen-Verlag, Bertin 81V 68. Die belgische Groftindustrie vor und während des Krieges. Von Ingenieur H. Baclcsse-Luxemburg. IM.»Zentralblatt der Hütten- und Walzwerke'. Berlin IV S. Ter Krieg tu de» Diesen der Menschheit. Von Dr. K. Deule. Geb. 2 M. Franckb, Stuttgart. _____ Paul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 1 Beilage und Untrrhaltungsbl.