Nr. 334. 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Rr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 5. Dezember 1916.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
Die Entscheidung am Argeful.
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Die Schlacht am Argeful: Targoviste genommen, Vordringen über Titu, über Neajlovn, starker russisch - rumänischer Widerstand gebrochen. Russische Angriffe am Dryswjaty- See, an der Bystrzyca scheitern.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, 4. Dezember 1916.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplas.
Armeedes Generalfeldmarschalls Herzog Albrecht von Württemberg
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Im Opern- und Wytschaete- Bogen gingen im Anschluß an Sprengungen englische Patrouillen gegen unsere Stellungen vor. Einzelnen gelang es, in den vordersten Graben zu kommen; sie wurden im Handgemenge überwältigt oder zurückgetrieben.
Von den übrigen Armeen find besondere Ereignisse nicht zu berichten.
Deftlicher Kriegsschanplay. Front des Generalfeldmarschalls Brinz Leopold von Bayern .
Nördlich des Dryswiaty- Sees gingen nach starter Feuervorbereitung russische Kräfte gegen unsere Linien vor; fie wurden verlustreich abgewiesen. Ebenso scheiterte der Vorstoß feindlicher Streifabteilungen an der Bystrzyca Solotwinska.
Eigene Unternehmungen westlich von Tarnopol und südlich von Stanislan hatten Erfolg.
Front des Generaloberst Erzherzog Joseph .
In den Waldkarpathen hat gestern die Angriffstätigkeit der Ruffen nachgelassen, nur zu leicht zurückgewiesenen, schwächlichen Vorstößen rafften fie fich an einigen Punkten noch auf. Gesteigertes Artilleriefener scheint das Abflanen der Angriffe verdecken zu sollen.
Stärker war der russische Druck noch an der fiebenbürgischen Ostfront. Am Trotoful- Tale gelang es dem Feinde, kleine Fortschritte zu machen. Deutsche und öfterreich- ungarische Truppen entrissen ihm weiter südlich eine jüngst verlorene Höhenstellung wieder. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls bon Madensen.
Der 3. Dezember brachte in der Schlacht am Argeful die Entscheidung; fie ist gewonnen.
Die Operationen der Armee des Generals der Jufanterie v. Falkenhayn Mitte November durch die siegreiche Schlacht von Targu Jin begonnen und der auf das Nordufer der Donau gegangenen deutschen, bulgarischen nnd ottomanischen Kräfte sind von Erfolg gekrönt gewesen.
Die unter Führung des Generals der Infanterie Kosch kämpfende Donan- Armee von Svistov her, die durch die westliche Walachei über Craiova vordringende Armeegruppe des Generalleutnants Kühne, die nach harten Kämpfen längs des Argeful aus dem Gebirge heraustretende Gruppe des Generalleutnants Krafft von Delmenfingen und die unter Befehl des Generalleutnants v. Morgen über Campulung vorbrechenden deutschen und österreichisch- ungarischen Truppen haben ihre Vereinigung zwischen Donan und dem Gebirge vollzogen.
Die
Der linke Flügel nahm gestern Targoviste. Truppen des Generalleutnants Krafft von Delmenfingen setten von Pitesti her ihren Siegeszug fort, schlugen die 1. rumänische Armee vollständig und trieben ihre Reste über Titu, dem Gabelpunkt der Bahnen von Bukarest auf Campulung und Bitesti , in die Arme der bewährten 41. Infanterie- Division unter Führung des Generallentuants Schmidt v. Knobelsdorf.
Auf dem linken Argeful- Ufer, nordwestlich und westlich von Bukarest , blieb der Kampf in erfolgreichem Fortschreiten.
Südwestlich der Festung wurde der Rumäne, der nach aufgefundenem Befehl die Absicht hatte, die Donau - Armee vereinzelt zu schlagen, während sein Nordflügel.
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die 1. Armee standhielt, über den Neajlovn gegen den Argesul zurückgeworfen.
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Südlich von Bukarest waren starke rumänisch - russische Angriffe abzuwehren. Auch hier wurde dem Feinde eine schwere Niederlage bereitet.
Kavallerie und Fliegern gelangen Bahnunterbrechungen im Rüden des rumänischen Heeres.
Die Haltung unserer Truppen in den fiegreichen Kämpfen war über alles Lob erhaben, ihre Marschleistungen gewaltig. Das reiche Land und die erbeuteten gefüllten Berpflegungsfahrzeuge des Gegners erleichterten die Versorgung der Truppe.
Die rumänische Armee hat die schwersten blutigen VerInfte erlitten.
Zu den Tausenden von Gefangenen aus den vorhergehender Tagen kamen gestern noch über 8000 Mann.
Die Bente an Feldgerät und Kriegsmaterial aller Art ift unabsehbar. Es fielen bei der Donau - Armee 35 Geschüße, bei Titn, 13 Lokomotiven mit vielem rollenden Material in unsere Hand.
Die Operationen gehen planmäßig weiter; nene, Rämpfe stehen bevor.
Mazedonische Front.
Ohne Einfluß auf, die Entscheidung suchenden Schläge in Rumänien bleibt der Verluft einer auf dem Ostufer der Cerna gelegenen Höhe, die gestern von den Serben genommen wurde, und die damit verbundene Verlegung eines Teils unserer dortigen Stellung.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 4. Dezember, abends.( W. T. B.) Früh scheiterte englischer Vorstoß östlich von Le Sars; sonst im Somme - Gebiet nichts Wesentliches. Kämpfe südlich und westlich von Bukarest in für uns günstigem Fortschreiten.
Der österreichische Bericht.
Wien , 4. Dezember 1916.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplak. Seeresfront bes Generalfeldmarschalls von Mackensen.
Die Schlacht am Argeful hat zu einem Sieg von entscheidender Bedeutung geführt. Der Borstoß der Donau - Armee an dem unteren Argefnl war durch den von den Rumänen und ihren Bundesgenossen mit großen Hoffnungen begleiteten Gegenstoß nicht zu bannen. Die feindliche Angriffsgruppe wurde nordöstlich von Draganesci aufgefangen und durch umfassendes Vorgehen über den Njaslow zurückgeworfen. An diesen Kämpfen nahmen an der Seite deutscher, bulgarischer und ottomanischer Truppen auch österreichisch- ungarische Grenzjäger und Batterien teil.
Gleichzeitig erzwang sich westlich von Bukarest eine Armeegruppe den Uebergang über den Argeful- Fluß. Sie drang gestern bis Titu vor und empfing hier Trümmer der rumänischen ersten Armee, die Tags zuvor von den österreichisch- ungarischen und deutschen Truppen des Generalleutnants Krafft von Delmenfingen südöstlich von Pitesti geschlagen worden sind.
Starke rumänische Abteilungen wurden vernichtet.
Weiter nördlich nahmen die Verbündeten Tirgovist in Besit. Die seinerzeit in der fleinen Walachei abgeschnittenen rumänischen Truppenteile werden in fortdauerndem Kesseltreiben allmählich aufgerieben. Die Donau ist geöffnet.
Ueber die außerordevtlich reiche Beute laffen sich noch keine annähernd zutreffenden Angaben machen, fie wächst stündlich. Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Joseph.
Während so in der walachischen Ebene der jüngste Bundesgenosse unserer Gegner entscheidend geschlagen wurde, mühten sich die Russen vergebens, gegen die tapferen österreichisch- ungarischen und deutschen Truppen der Generale von Arz und von Koevek einen auch auf Rumänien rückwirkenden Erfolg zu erringen. Wenn auch die Entlastungsversuche gewiß noch nicht abgeschlossen sind, so zeigte gestern doch das Nachlassen der russischen Angriffe in den Karpathen, daß der erschöpfte, start hergenommene Feind dringend einer Kampfpause bedurfte.
Nur beiderseits des obersten Trotus- Tales setzten die Russen ihre Angriffe in unverminderter Heftigkeit fort. Sie stürmten stellenweise bis zu zehnmal, wurden aber, von unwesentlichen Schwan
fungen abgesehen, überall zurückgeschlagen., Im Süden bes b schnittes entriffen wir dem Gegner eine kürzlich an ihn verlorene Höhe.
Seeresfront bes Generalfelbmarfalls Prinz Leopold von Bayern.. Stellenweise Kampfhandlungen untergeordneter Bebeutung. Italienischer Kriegsschauplatz.
Das Geschütfeuer im Karstabschnitt dauert fort. Auch die. Minenwerfertämpfe haben wieder begonnen. Ein italienisches Flugzeuggeschwader warf auf Dutovlje, Groß- Repen und Se sana ohne Wirkung Bomben ab. Unsere Flieger griffen den Feind an und zwangen bei Mavhinje einen Caproni mit vier Infaffen zur Landung. In diesem Luftkampfe zeichneten sich Linienschiffsleutnant Banfield, und Oberleutnant Brunowski aus. Südöstlicher Kriegsschauplay.
Unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See.
Am 3. abends hat eines unserer Flugzeuggeschwader die feindlichen Stellungen bei Doberdo fehr erfolgreich mit Bomben belegt und lehrte trok heftiger Beschießung unversehrt zurüd. #tottentommands.
Die Friedensblinden.
Woher kann der Frieden kommen? Wir stellen diese Frage realpolitisch nicht als Wunsch, sondern als Erkenntnisfrage unter Einsetzung der wirkenden Kräfte zu ihrem wirklich zutage tretenden Wert. Dann ist es nicht zweifelhaft, daß der Frieden von den offiziellen Regierungen der kriegführenden Länder( was nicht besagen wiй: von den gerade jetzt am Ruder befindlichen Personen) geschlossen werden wird, wohl unter starker Mitwirkung der öffentlichen Meinung, aber taum durch einen über die Regierungen hinwegflutenden revolutionären Volkswillen. An das letztere können nach der Erfahrung von 28 Kriegsmonaten nur unheilbare Illusionisten glauben.
Aber was hindert die Regierungen? Ist es wirklich nur der Mangel eines geeigneten Vermittlers, mag dieser nun Wilson oder Papst Benedikt oder sonstwie heißen. Ach, unsere Staatsmänner sind doch schließlich keine schmollenden Schulfinder, die aus Troz nicht mehr miteinander reden und zwischen die man deshalb erst zartfühlend eine dritte Person einschieben muß. Wollten alle Beteiligten ernsthaft Frieden schließen, so wäre wohl ein Vermittler wertvoll, aber zur Not würde es auch ohne ihn gehen.
Staatsmänner schließen Frieden, wenn sie entweder ihr Kriegsziel mit den Waffen erreicht haben, oder wenn sie einsehen, daß diese Erreichung unmöglich ist.
Deutschlands Kriegsziel ist die Selbstverteidigung. Es ist seit mehr als Jahresfrist erreicht und deshalb fann der deutsche Reichskanzler immer wieder seine Bereitschaft zum Friedensschluß zum Ausdruck bringen.
Deutschlands Gegner erstreben Eroberungsziele, die zwar alles andere als bisher geglückt sind, vor deren Unerfüllbarkeit sie aber einstweilen hartnäckig die Augen verschließen, deren Verwirklichung sie trotz aller trüben Erfahrungen noch nicht aufgegeben haben.
Wenn je ein Kriegsereignis, so sollte ihnen der rumänische Zusammenbruch ein Grund zum Friedensschluß sein. Denn er bedeutet, daß das Baltanspiel der Entente mit den Zielen der Zertrümmerung Desterreichs und Russisch - Konstantinopels und endgültig unwiederbringlich spielt ist.
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Man vergleiche die heutige Baltanlage mit der zu Anfang des Krieges. Damals hatte. die Entente Serbien und Montenegro für sich, alles andere war neutral. Dann schloß sich die Türkei den Mittelmächten an, Bulgarien folgte, die Wirkung war die militärische Vernichtung und Besetzung der mit der Entente verbündeten Staaten. Dieser blieben als lette Hoffnungen Griechenland und Rumänien . Griechenland wollte nicht, die brutalen Zwangsversuche, das kleine Land wider seinen Willen in den Krieg zu treiben, haben jetzt einen Zustand gezeitigt, der das Gegenteil des Ententewunsches bedeutet: mit Wut und Haß setzt sich das gedemütigte Volk zur Wehr und die Schüsse der Athener Garnison richten sich gegen die heuchlerischen Unterdrücker.
Aber Rumänien ließ sich berlocken- und ungeheurer Jubel der gesamten Ententepresse begrüßfe sein Eingreifen. Jetzt liegt es am Boden, von seinen Bundesgenossen ebenso verraten und verlassen, wie all die anderen beschützten" Kleinen. Noch einen Balkanstaat, den sie gegen uns aufstacheln könnte, hat die Entente nicht mehr. Was bleibt ihr?