Die im„Vorwärts" am Mittwoch(Beilage) mitgeteilte Anregung des Gutsbesitzers Zielke aus Ostpreußen , die Kälber zu schlachten, uni die zu ihrer Aufzucht nötigen 300 bis 600 Millionen Liter Milch im Jahre zu sparen und daraus 40 Millionen Pfund Butter zu gewinnen, will die Zukunft (einen Zuchtjahrgang) preisgeben, um dem Mangel der Gegenwart abzuhelfen. Der Landtag hat sich für das Gegen- teil entschieden, und' alle Redner haben zur Begründung dieser Entscheidung auf die nach dem Kriege fortdauernden Schwierigkeiten des internationalen und nationalen Marktes hingewiesen. Ter Kälbermord ist in der Tat sehr bedenklich und nur zu rechtfertigen, wenn es sein muß. Darüber aber hat uns die Landtagsverhandlung eben nicht aufgeklärt, o b es nicht doch sein muß! Der andere Vorschlag des Herrn Zielke, minderwertige Kühe abzuschlachten, um die milchergiebigen besser zu füttern, ist bestechend. Ein leider noch sehr großer Teil unserer Rindviehbestände ist minderwertig, der Nationalwirtschaft wenig leistend, den: Einzelbetrieb Schaden eintragend. Es wäre ein Fortschritt von großer Bedeutung, wenn diese als Stammeltern künftiger Herden ausgeschaltet würden. Wenn das geschähe, um den guten Rest mit Schrot zu füttern, würde die Milchproduktion nicht leiden,—„die Stich milcht durch den Hals", heißt es. Sie gibt nur reichlich und fett- reiche Milch, wenn sie„Kraftfutter" bekommt. Der Vorschlag müßte ausgeführt werden, wenn wir für die knappen Jahre nach dem Kriege diese Stammeltern und ihre minderwertige Nachkommenschaft irgend entbehren können. Aber wir haben auch über solche Dinge durch den Landtag wenig oder nichts erfahren. Zahlen! Rechnen! Klärt uns auf! Die Schlach- tungsziffern, die Herr Lippmann vortrug, sagen wenig. Ist das deutsche Gründlichkeit? Nebenbei: Herr Hoesch erklärte, es sei ein Aberglaube, daß der Großgrundbesitzer der wesentliche Sartoffelbauer fei; ungefähr die Hälfte der Ernte werde allein von den Be- trieben zwischen 2 bis 20-Hektar(8—80 Morgen) geliefert. In seinem Buche„Die wirtschaftlichen Fragen der Zeit" (Seite 49) sagt aber Herr Hoesch: Der Krieg habe uns ganz andere Ansichten gelehrt„über die Bedeutung des Großgrundbesitzes als Produzenten des in Zuschuß- gebieten benötigten Brotgetreides und der dort gleichfalls begehrten Kartoffe l." Von einem Vorrang des Klein- grundbesitzers, den er in seinem Buche für die Viehzucht bc- tont, lesen wir da nichts. Im Gegenteil, er empfiehlt auch ivegen seiner Verdienste um unsere Kartoffelversorgung den Großgrundbesitz, der(wenn man die Betriebe von 200 Hektar an dazu rechnet) bei der letzten Betriebsstatistik nur etwas niehr als ein Sechstel der Kartoffelanbaufläche aufwies. Die Großbetriebe liefern allerdings verhältnismäßig mehr ab als die Kleinbetriebe, die einen größeren Teil ihrer Ernte selbst verbrauchen. Aber unsere Hauptkartoffellieferanten sind eine Million Klein- und Mittelbauern mit je 5— 20 Hektar Land, die beinahe den dritten Teil alles Kartoffellandes in Deutschland bebauen, Nämlich rund 3,8 Millionen Morgen von 12,7 Millionen. Unsere Bauern überhaupt— rund 2)4 Millionen Betriebe— bestellen weit mehr als zwei Drittel des Kartoffellandes: in das letzte Drittel teilen sich Großbesitz und Zwergbesitz: auf jenen kommt davon etwas mehr als die Hälfte, also reichlich ein Sechstel des Ganzen. Die Städter müssen mit diesen Bauern ihren Frieden machen, was nur durch wirtschaftliche Annäherung der Erzeuger und Verbraucher geschehen kann. Die Ge- meindeverwaltungen und die Konsumvereine müssen diese Verbindung herstellen. Die Gemeinde-, Staats- und Reichs- Wirtschaft im Kriege fördert sie leider kaum. Die Einnahme von Sukarest. Die Einnahme von Bukarest vollzog sich nach den Mit- teilungen, die amtlich gegeben wurden, unter bemerkens- werten Umständen. Von rumänischer Seite wurde begriffen, daß eine Verteidigung unmöglich geworden war, und nun Der Zelözug in öer vobruöstha. 3. Der Durchbruch. AuS dem Hauptquartier des Generalfeldmarschalls V. Mackensen erhalten wir folgende Zuschrift: Der Flügelschlag des siegreichen Verfolgungskampfes ist wie alles Irdische durch materielle Sorgen beschwert. Der Ungestüm der vorwärts drängenden Menschen entfernt sich immer weiter von den Vorratskammern, aus denen eine Armee täglich mit Nahrung und Eisen gespeist werden muh. Wenn der Nachschub dieses Betriebs- stoffeS unter den schwierigsten Verhältnissen leidet, wie sie auf dem Kriegsschauplatz hier in ungewöhnlichem Maße vorhanden sind, bleibt nichts übrig, als sich durch Sammellager den Rückhalt für neue Taten zu schaffen. Kein Wagnis ist zu groß, wenn sein Gelingen nur von der Fähigkeit der Truppe abhängt; es an Zufälligkeiten ausreichenden Nachschubs zu ketten, wäre der Keim des Verhängnisses. Schon bei den Vormärschen in Galizien , Polen , Serbien hatte sich ein gewisser Rhythmus der Vorwärtsbewegung herausgebildet. Auf mehrtägige Angriffsgefechte folgten Pausen, in denen das Netz der Nachfuhr in Ordnung gebracht, unterdessen die feindliche Stellung erkundet und die eigene Gruppierung ihr angepaßt wurde. Erst die spätere Geschichtsschreibung wird ein getreues Bild der Nachschubschwierigkeiten zeichnen können, mit denen eine größere Armee in diesem unentwickelten Lande zu kämpfen hatte. Der vor- übergehevde Stillstand unseres Vormarsches hatte den hoffnungs- bereiten Gegner zu dem frohen Glauben verleitet, daß sich unsere Truppen nicht die Kraft zumaßen, die befestigte Eisenbahn- linie Constanza— Cernavoda in ihre Hand zu bekommen. Die Ententepresse vergaß rasch die soeben erlittene Niederlage und jubelte. Die rumänischen und russischen Divisionen hatten sich von ihrem Schrecken erholt und unternahmen mit Verstärkungen in stän- dig wiederholten Angriffen den Versuch, ihrerseits die Offensive wieder aufzunehmen. Sie wurden an allen Stellen unserer schnell befestigten Front mit schweren Verlusten immer wieder abgelviesen. Die Schwächung, die sie sich auf diese Weise selbst bereiteten, konnte unserer Führung nur erwünscht sein. Die Vorbereitungen für den geplanten Durchbruch wurden in gewohnter Sorgfalt getroffen. Vor dem Stützpunkt Cobadinu wurden bewährte bulgarische Regimenter, gegenüber dem starken Boll- werk Toprai sar eine neu eingetroffene deutsche Division zu- sammen mit der Brigade B. eingesetzt. Land- und Seeflieger über- wachten in unermüdlichem Pflichteifer den feindlichen Aufmarsch, sie störten durch fast tägliche Bombenwürfe und Maschinengewehrfeuer den Truppen, und Materialienverkehr über die Brücke bei Cernavoda, die TruppenauLladungen im Hafen von Constanza und griffen mit gutem Erfolgen die Biwaks und Munitionslager an. Die Nachricht suchte man nach emer Form Her Aufgabe der Stabt, bie bem Triumph des Siegers die Wirkung nach außen hin schmälern sollte. Die Uebergabe sollte keine Kapitulation nach großem Kampf werden: deshalb wurde zunächst erklärt, Bukarest sei gar keine Festung. Gleichwohl kam es zu einigem Wider- stand. Er ist nicht erheblich gewesen. Aber das kann die Be- deutung der Einnahme dieser Hauptstadt natürlich nicht herabsetzen. Sie ist eine klar gestempelte Bescheinigung, daß der Stand der Dinge des Weltkriegs im Osten für die Gegner der Zentralmächte abermals durch ein glänzendes Fiasko be- zeichnet wird. Die amtliche Meldung über die Einnahme von Bukarest lautet: Am S. Dezember, 10 Uhr 30 Minuten vormittags, wurde Hauptmann im Generalstab Lange als Parlamentär mit einem Schreiben des Generalfeldmarschalls von Mackensen, das die Uebergabe der Festung forderte, an den Kommandanten von Bukarest entsandt. Ein weiteres Schreiben gab dem Komman- danten bekannt, daß das Feuer auf die Festung eröffnet werden würde, wenn der Parlamentär nicht binnen 24 Stunden zurück- gekehrt sei. Hauptmann Lange, der an der rumänischen Vorpostenlinie von einem General empfangen und mit verbundenen Augen im Kraftwagen nach Bukarest geführt wurde, ist am 6. Dezember früh vor Ablauf der gestellten Frist zurückgekehrt. Die Annahme des Briefes des.Generalfeldmarschalls von Mackensen ist von dem Oberbefehlshaber der rumänischen Donau - armee verweigert worden unter der Begründung, daß Bukarest keine Festung, sondern offene Stadt wäre; es beständen weder armierte Forts, noch zu ihrer Verteidigung bestimmte Truppen, es gäbe weder einen Gouverneur noch einen Kommandanten. Hauptmann Lange hat auf den Charakter von Bukarest als Festung hingewiesen und darauf, daß ein solches Ausweichen die deutschen Operationen nicht behindern werde. Am Morgen des 6. Dezember setzten Teile deZ Kavallerie - korps Schmettow sich in Besitz eines Forts auf der Nordfront, Teile des 54. Armeekorps drängten nach und nahmen die Forts- linie von Chiajua(Westfront) bis Odaile(Nordfront). Der Geg- ner leistete mit Infanterie Widerstand, der schnell gebrochen wurde. Von der Südfront her drangen Teile der Donauarmee durch den Fortsgürtel in die Stadt; sie fanden keine Gegenwehr. Die in Bukarest «inrückenden Truppen wurden begeistert emp- fangen und mit Blumen geschmückt. Generalfeldmarschall von Mackensen begab sich im Kraftwagen vor das königliche Schloß, wo er mit Blumensträußen begrüßt wurde. » Das Aufgeben der Festung Bukarest stellt nicht nur einen strategischen Erfolg des Zangenangriffs auf Rumänien dar, sondern ist eine Nachwirkung des mächtigen Beweises, den in den letzten zwei Jahren die deutsche Kriegskunst in bezug auf die sehr veränderte Bedeutung der Festungen im modern- sten Kriegsringen geführt hat. Das bestätigt eine militärische Betrachtung des„T e m p s". Das französische Blatt schrieb vorgestern, ehe noch der Fall Bukarests geschehen war: Die Rumänen haben mit Recht die eventuelle Aufgabe der Hauptstadt ins Auge gefaßt. Ein Verteidigungsversuch würde nur damit endigen, daß in Bukarest Truppen gefangen genommen würden. Man hat in Lüttich , Namur und Antwerpen gesehen, was die Festungen BrialmontS wert sind. Man braucht kein großer Stratege zu sein, um zu begreifen, daß die rumänische Armee, wenn sie die in Titu angekommenen Deutschen nicht aufhalten kann, nur einen Entschluß zu fassen hat, nämlich, sich auf die russische Armee zurückzuziehen und an diese anzulehnen, um mit ihrer Hilfe den Feldzug fortzusetzen. •• • Der russische Heeresbericht vom 3. Dezember meldet: Rumä - nische Front: An der siebenbürgischen Grenze dauern die Kämpfe in den Tälern der Flüsse Trotus, Sulta, Tschebruisch, Ussa ustd Raitz Dostiach an. In der Walachei dauern die Angriffe des Feindes fort. Der Feind hatte Erfolge bei Tarybrirte und Ploesti, ebenso in der Gegend von Zokaneschti, an der Eisenbahn von Titu nach Bukarest , wo die Rumänen infolge Durchbrechung ihrer Front gezwungen waren, sich zurückzuziehen. In anderen Abschnitten wurden die Angriffe abgewiesen. von dem stellenweisen Ausbruch der Cholera in feindlichen Quartieren gab zu vorbeugenden Maßnahmen Anlaß. Deutsche Unterseeboote hielten sich bereit, unsere rechte Flanke von See aus zu decken. In mehrlinigen, weit ausgedehnten, schon in Friedenszeiten mit allen Befestigungsmitteln ausgebauten Stellungen stand ein an Zahl erheblicher Feind gegenüber. Auf einer Front von etwa 70 Kilo- meiern waren, vier voll aufgefüllte rumänische, zwei russische, eine serbische Division, ferner eine russische Kavalleriediviston und ewe rumänische Kavalleriebrigade teils vorne, teils in Reserve in gefechts- bereiter Verteidigung. Eine weitere russische Schützendivision und ein weiteres russisches Armeekorps trafen kurz vor dem Durchbruchs- tag im Kampfgebiet ein. Ernste, harte Tage standen bevor. Aber mit sicherer Zuversicht legten die verbündeten Truppen ihr Schicksal in die Hände ihre? begeistert verehrten, sieggewohnten Führer?. In der Anlage und genauesten Vorbereitung war alles Erdenkliche geschehen. So konnte auch die Führung mit gutem Mute hoffen, daß die Durch- führung der Befehle den Erfolg erzwingen würde. Am Morgen des IS. Oktober wirbelten im klaren Herbstlicht auf der ganzen Front die schweren Eisenschlägel zum Sturm. Der Feind war zunächst aus seinen teilweise erst in letzter Zeit mit Draht umsponnenen Vorstellungen zu werfen. Der Angriffsbefehl forderte den Vormarsch auf der ganzen Linie. Von einer kleinen Anhöhe, die einen weiten Ueberblick über die Ebene gewährte, leitete General - feldmarschall v. Mackensen mit seinem Generalstabschef, General Tappen , die Kampfhandlung. Auf dem rechten Flügel führte die bulgarische Kavallerie, die sich schon auf dem Vormarsch bewunderns- wert geschlagen hatte, ihre Aufgabe schneidig durch. Auch auf der übrigen bulgarischen Front arbeitete sich die Infanterie todesmutig an die feindlichen Gräben heran. Der bulgarische Kronprinz weilte unter seinen Soldaten, ein Vorbild hingebendster Pflichterfüllung. Die türkischen Divisionen, denen Russen gegenüberstanden, gingen in guter Ordnung, wie auf dem Exerzierplatz, vor. Sie stürmten noch am ersten Tage die feindlichen Stellungen, machten 1500 Gefangene und erbeuteten zwei Geschütze sowie mehrere Maschinengewehre. Die schwerste Aufgabe fiel einer deutschen Division zu, die gegen Topraisar angesetzt war. Die rumänischen Stellungen waren vor dem Dorfe, teilweise tief einzementiert, wie ein Spinnennetz aus- gebreitet und mit starken Kräften besetzt. Das konzentrische schwere Artilleriefeuer, das auf den Gräben und Zugangswegen lag, konnte naturgemäß nur gegen einen Teil der weitverzweigten Anlagen wirken. Der Jnfanterieangriff hatte vor der feindlichen Stellung kilometerweit flachen, steppenartigen Boden zu überwinden. ES war somit dem Teil der feindlichen Verteidigungswerke, der von unserer Artillerie nicht gefaßt war, ein leichtes, sich der ungedeckt nähernden Schützen zu erwehren. Zweieinhalb Tage hat ein pommersches Re- serveregiment hier dem Feuerhagel des verschanzten Gegners getrotzt und ihm mit zähester Verbissenheit im schrittweisen Vorrücken die Vorstellung und dann die Hauptbefestigungen entrissen. Der ge- der bulgarische Kriegsbericht. Die Schlacht am unteren Argeful. Sofia , 3. Dezember. Generalstabsbericht vom 0. Dezember. Rumänische Front: In der Dobrudscha beiderseits zeit- weiliges Artilleriefeuer. An der Donau bei Tutrakan , Oltina, Rahova und Cernavoda Artilleriefeuer. In der Walachei brachten unsere Truppen am Unterlauf des Argesul verzweifelte Versuche der Russen und Rumänen, einen Gegenangriff gegen uns zu unternehmen, durch machtvollen Vorstoß zum Scheitern. Besonders heftig waren die Gegenangriffe der Russen auf der Linie Falastoca— Ogeni. Sie wurden mit schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Zahlreiche tote und verwundete Feinde blieben auf dem Schlachtfeld. Di« Brücken über den Argesul sind vom Gegner vollständig zerstört. Unsere Truppen überschritten den Argesul auf einer Furt bei Copaceni-Staivan. Wir besetzten einen Brückenkopf. Unsere Truppen befinden sich schon sechs Kilometer von den Forts von Bukarest . In den Kämpfen a n d e n Flüssen Neajlow und Argesul brachte die tapfere erste Division vom 28. November bis heute 16 Offiziere, 840 Mann, zwei schwere Geschütze, sechs Haubitzen, 26 Feldgeschütze und sieben Kanonen kleinen Kalibers, 31 Munitionswagen, 8 Maschinen- gewehre, Gewehre, Granaten und anderes Kriegsmaterial ein. In dem Dorf Dahilgr wurden zehn Flugzeuge und siebzehn Panzer- türme gefunden. Mazedonische Front: Im Cernabogen zeitweise heftiges Artilleriefeuer. Durch Gegenangriff warfen wir feind- liche Infanterie zurück, die sich unseren Stellungen östlich der Cerna bei Gradesnica genähert hatte. Auf beiden Seiten des Wardar lebhaftes Feuer der feindlichen Artillerie, besonders gegen die deutschen Stellungen südlich von Bogoroditza. An der Front der Belasitza Ruhe; an der Struma Artillerietätigkeit. Wir zerstreuten ein Bataillon, da? auf dem Nordufer des Tahinos- Sees vorzurücken suchte, die englische Krise. Lloyd George mit der Kabinettsbildung beauftragt. Auf den Rat Bonar Laws hat der König Lloyd George ersucht, die Regierung zu bilden. Lloyd George hat eingewilligt und wird sich bemühen, ein nationales Mini- sterium, ohne Rücksicht auf Parteiunterschiede zu bilden. Der entscheidenden Besprechung wohnten Asquith , Lloyd George , Balfour , Bonar Law und der Arbeitsminister Hmderson bei. Nach einer Meldung des„Nieuwe Rotterdamschen Courant" aus London tritt„Manchester Guardian" für Lloyd George ein, verteidigt sein Auftreten und sagt, er habe mit dem, was er tat, nur seine Pflicht zu erfüllen geglaubt. Auch sonst glauben die Blätter, wie Reuter meldet, allgemein, daß Lloyd George die Bildung eines Kabinetts mit Hilfe der Libe- ralen, der Konservativen und der Arbeiterpartei gelingen werde. Man erwartet, daß er der Arbeiterpartei eine ausgiebigere Vertretung im Ministerium einräumen wird, und daß es Asquith und die wichtigsten der früheren liberalen Minister vorziehen werden, eine freund- fchaftliche Opposition zu bilden.„Daily Chronicle" schreibt, das neue Kabinett werde wahrscheinlich nur aus sechs Mit- gliedern bestehen. Lloyd George lege großes Ge- wicht auf die Unterstützung der Arbeiter- Partei. Er habe u. a. den Plan, alle Kohlenbergbautcn unter Staatsaufficht zu stellen. Vor allem strebe er eine euer- gischere Weiterführung des Krieges an.„Daily News" erfährt, daß Lloyd George derArbeiterpartei drei oder noch mehrSitze im Kabinett einräumen werde, das im übrigen stark eingeschränkt werden soll. Die Haltung öer Gewerkschastsverbänöe. Amsterdam , 7. Dezember. (W. T. B.) In«wer Versammlung der Parlamentskommission der Gewerkschaftsverbände, die am 5. Dezember abgehalten wurde, wurde folgende Entschließung ein- stimmig angenommen:„Wir bedauern aufrichtig, daß gewissen Staatsmännern unter Leitung und Einfluß einer Preßbewegung in feierte Sturm bei St. Privat hat hier seine Auferstehung gefunden. DaS Gelände war hier bei Topraisar freilich noch ungünstiger als dort, die Verteidigungskraft des FeindeS durch die neuzeitliche Technik verstärkt. Nachts arbeiten sich die Kompagnien an die Hindernisse heran. Sie versuchen, Sturmgassen in die Drahtverhaue zu schneiden. Der Gegner bemerkt die Annäherung und streut die Feuergarben über den Boden hin. Von den 24 Mann einer vorgeschobenen Offi- zierSpatrouille bleiben drei Mann übrig. ES sind Stunden höchster Nervenanspannung. Der Tag bricht an. Die vordersten Schützen krallen sich regungslos m der schwarzen Erde fest. DaS Feuer flutet über sie hinweg. Sie können nicht vorwärts, nicht rückwärts. An Munitionsnachschub und Nahrung ist nicht zu denken. Ader dem Feind steckt ihre sprungbereite Nähe lähmend in den Gliedern. Am dritten Vormittag wird das Dorf von den Nachbar- regimentern im Osten umfaßt. Zwei Kompagnien sind schon am öst- lichen Dorftand. Da bricht die feindliche Mauer zusammen. Erst laufen einzelne weg, dann kriechen ganze Gruppen aus den Gräben, schließlich reißt alles aus, was Beine hat. Nun springen die Pommern auf, durchschneiden den Draht und nehmen die Verfolgung auf. Ein gestriegelter rumänischer Offizier in lackierter Eleganz wird von dem gedeckten Tisch eines tiefgelzgenen Unterstandes hervorgeholt. Die Gefangenen berichten von der verheerenden Wirkung unserer Granaten. In den Gräben laufen mit irren Blicken Rumänen auf und ab, die den Verstand verloren haben. Unsere Artillerie fährt vor. Dünne deutsche Schützenketten treiben den geschlagenen Feind vor sich her, der in etwa 20 Linien, dicht wie ein Ameisenhaufen, kopflos vor ihnen flüchtet, Artillerie und Bagage zwischen den Reihen. Seine Verluste sind in dem Übersicht- lichen Gelände überaus schwer. Was nicht mitkommt, wird im Stich gelassen. Plötzlich stockt das flichende Heer. Am Horizont taucht russische Kavallerie auf. Sie haut auf die Ausreißer ein und will sie zurücktreiben. Aber die.Kugeln unserer Musketiere haben mehr Gewalt über ihre Seelen als die Kosakenpeiffchen. Nach einem kurzen, hilflosen Zaudern geraten die Massen wieder in Fluß, und die ftind- liche Kavallerie hat ein Einsehen und kneift mit ihnen aus. Unter den 3300 Gefangenen der ersten beiden Tage waren 3000 Russen. Die Rumänen ließen sich lieber auf der Flucht aus nächster Nähe erschießen, als daß sie sich ergaben. Man hatte ihnen erzählt, daß sie in der Gefangenschaft grausam umkämen. Die rumänische Heeresleitung hat durch diese Schauermärchen selbst verschuldet, daß die Niederlage ihrer Dobrudscha -Armee zu einem so blutigen Aderlaß am rumänischen Volke wurde. Auffällig ist ferner, daß sich unter den Gefangenen nur zwei Offiziere befanden. ES werden durch diese Tatsache die Aussagen ihrer Soldaten bestätigt, daß sich die vor dem Krieg so ruhmredigen Offiziere während des Kampfes bescheiden im Hintergrund hielten und die Kompagnien durch Feldwebel oder Unter- offiziere befehligen ließen. Doch als es nach rückwärts ging, waren sie die Vordersten.
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