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überhaupt keine Initiative ergriffen. 20 beschränkten sich auf Darlehen an Genossenschaften, 87 entfalteten auch eine eigene Tätigkeit, teils mit, teils neben den Genoffenschaften. Die Zahl der Waren, mit deren Vertrieb sich diese 87 SemstwoS be- schäftigen, ist bisher nicht sehr groß. 76 besorgen die Verteilung von Zucker, 62 von Mehl, 47 von Salz, 40 von Gerste und Graupen 10 von Kohle. Bei den übrigen Waren sind die Ziffern noch kleiner Am größten ist die Not an Artikeln wie Seife, Streichhölzern und gewissen Kolonialwaren und daS Eingreifen der SemstwoS wird hier als notwendig bezeichnet. Von den GouvernementS-SemstwoS haben' 22 die Umfrage beantwortet. Davon haben 11 überhaupt noch nicht« unternommen, eines sich auf Darlehen beschränkt, die anderen teils mit den Distrikt-Semstwos. teils mit den Genoffenschaften oder mit beiden Kategorien zusammengearbeitet. Beklagt wird daS systematische Zusammenwirken zwischen den Gouvernements- und den Distrikt-Semstwos. Eine vergleichende Darstellung der Steigerung der Lebensmittelpreise in Moskau und Berlin (das Datum der Aufnahme wird nicht angegeben. D. Ber.) zeigt folgende Ziffern:

Von den gesamten 17 Produkten sind also 11 in Moskau mehr im Preise gestiegen als in Berlin . Am stärksten ist die Preissteige« rung in Berlin bei Speck , Eiern und Reis, in Moskau bei Getreide, Zucker und Fleisch. Der Berichterstatter der.Times' sagt weiter: Wenn wir uns von den Nahrungsmitteln zu den gewerblichen Produkten der Fuß- bekleidung, Schreibwaren, Kleidung usw. wenden, so sind die Ziffern wahrhaft erstaunlich. Eine Preiserhöhung auf das Doppelte oder Dreifache ist eine Ausnahme. In den meisten Fällen kosten die Artikel vier-, fünf- ja sechs- und neunmal soviel, wie vor dem Kriege. Nach dem Urteil unbefangener Beobachter ist daS Leben in Rußland gut 200 Prozent teurer als vor dem Kriege und was noch ernster ist, diese Tendenz dauert ohne das leiseste Anzeichen einer Besserung fort.' Die.Nowoje Wremja' führt diese Erscheinungen zum Teil auf die Desorganisation der Produktion in Rußland zurück, die hauptsächliche Verantwortlichkeit aber schiebt sie der Re- gierung zu. die verabsäumt habe, irgendwelche ernste Maßnahmen zur Unterstützung der Industrie zu treffen, aber durch ihre ungeschickte Einmischung in die privaten Unternehmungen die Verwirrung noch vergrößert habe. Dazu komme ein schamloses Spekulantentreiben von Trusts und Syndikanten. Das Blatt fordert dringend die Errichtung von Staatsmonopolen und eine erhöhte Besteuerung der Kriegsgewinne. Die jetzige habe bisher 65 Millionen Rubel ein- gebracht, gegen 1200 Millionen in England.(z)

Jetzt erst recht Sozialpolitik! Von Rudolf Wifsell. Kurz vor dem Kriege schienen die Gegner unserer sozial- politischen Gesetzgebung Oberwasser zu bekommen. Einer ihrer typischsten Vertreter, der Berliner Professor Bernhard, behauptete, daß die Arbeiterversicherung moralisch und hygie- nisch unerwünschte Folgen gezeitigt habe und daß infolge der sozialen Versicherung in hohem Maße das persönliche Verant- wortlichkeitsgefühl schwinde. Das von ihnen geprägte Schlag- wort von der Demoralisierung und entnervenden Wirkung der Sozialpolitik fand vielfache Zustimmung in all den Kreisen, die jeden weiteren Fortschritt ablehnen. Vor der Glut des Krieges schwanden diese Schwarzseher und ihre Behauptungen dahin, und der Präsident des Reichsversichcrungsamts konnte bald nach Ausbruch des Krieges sagen: Die große Zeit, die unser Volk wie mit eiserner Pflugschar aufwühlt und in seiner Seele scheinbar schlummernde Kräfte machtvoll ans Licht bringt, hatauchdenbishernicht voll erkannten Segen der A rb e i t e r f ü r s o r g e offen- bar gemacht. Sie erwies sich als eine Quelle deutscher Kriegsbereitschaft. Was man von ihren verweichlichenden und entnervenden, von ihren politischen Enttäuschungen erzählte, waren Märchen.' Die lange Dauer des Krieges und die in seinem Verlaufe von allem anderen abgesehen schon aus bevölkerungs- politischen Gründen sich herausstellende Notwendigkeit weite- rer Sozialpolitik läßt die alten Gegner sich wieder regen. Immer deutlicher werden ihre Stimmen, und es würde falsch sein, wenn die politische Tagespresse sie unbeachtet lassen würde. Um ihre zum Teil ganz absurden Behauptungen ein- mal zu zeigen, wählen wir heute die in Hamburg erscheinende ZeitschriftDie Hanse ", Zeitschrift für Handelspolitik, Arbeit- geberinteressen, Schiffahrt und Versicherungswesen. In der Oktober, und Novembernummer behandelt der Herausgeber, ein Herr Moritz Müller, Fragen unserer Sozialver- sicherung. Eine zweischneidige Waffe sei die Sozialversichc- rung, ihr Milliardenbleigewicht hänge schwer an unseren Füßen. Daß die Last der eigenen Versicherung einzelner Be- völkcrungskreise auf die Schultern aller derer mitgewälzt würde, die zu ihren Zeitgenossen keine anderen Verbindungen unterhielten, als daß sie ihnen Arbeit und Erwerb vermittel- ten, sei der Oberflächlichkeit in der Verwirklichung des Vor- sorgegedankens, zum mindesten aber mangelndem Denken ver- schuldet. Tie Geltendmachung des Rechts auf Zukunftsfür- sorge durch den Unternehmer setze eine Lebensarbeit an ein und derselben Stelle voraus, es sei denn, daß der Arbeit- nehmer Versprechungen erhalten habe, deren Erfüllung er als unstreitbares Recht fordern könne. Wie viele aber seien es, die das Recht der Fürsorge durch die doch ausschlaggebende Tauer der Dienstzeit an ein und derselben Stelle verdienten, und wie viele, die es überhaupt wirklich verdienten, die zu ihrem Teile fast gar nichts täten, um den drohenden Ge- fahren zu entgehen, die Krankheit und Unfall für sich, und Tod für die Hinterbliebenen nach sich zögen. Die Zwangs-

Versicherung wirke auf erzieherischem Gebiete ungünstig, in- dem sie die Entschlußkraft lähme und damit die hervorragen- den Kriegskräfte hemmend beeinflusse, die den Gesellschafts- Mechanismus in Bewegung setze. Der Zwang habe uns die bösen Erscheinungen der Ausnutzung des Versicherungsschutzes um jeden Preis und aus den kleinsten Ursachen gebracht, wo- durch jene ungeheure, täglich steigende Belastung der Sozial- versicherungsträger und schließlich aller Beteiligten entstanden sei. Wir hätten sowohl in der Sozialpolitik als auch in der Sozialversicherung die Grenzen weit überschritten, die das Gebiet des Zweckmäßigen und Notwendigen vom Ueber- flüssigen und Schädlichen trenne. Vorsicht hinsichtlich der Sozialpolitik nach dem Kriege sei geboten. Unsere zukünftige wirtschaftliche Wiedererstarkung hänge ganz von dem Maße der Freiheiten ab, unter deren Einfluß sie sich vollziehen könne. Starke Belastungen aber seien Hemmungen und Un- freiheiten, die eine volle Entwicklung der noch vorhandenen Kräfte behindern müsse. Es sei doch selbstverständlich, daß sich die sozialen Belastungen in der Gehaltspolitik wider- spiegelten, oder in der Kalkulation der Erzeugnisse und der Umsätze. So oder so, wir ständen vor einem Kreise, und die Leidtragenden einer überspannten Sozialpolitik seien nicht in letzter Linie die Arbeitnehmer selbst, die mit verkürzten Gehältern, Arbeitslosigkeit und verteuerten Waren rechnen müßten. Und dieses alles, weil ein großer Teil der Arheit- nehmerschaft keine Mittel für die persönliche Vorsorge übrig hätten. Die Fürsorge für die durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Kriegsteilnehmer sei gerechtfertigt. Aber gerade deshalb solle man sich in der Zuerkennung neuer sozialer Rechte an die übrigen Arbeitnehmer doch eine weise Be- schränkung auferlegen. Der privaten Sozialpolitik werde vieles, wenn nicht das Größte, vorbehalten bleiben müssen. Das sei ja gerade der Fehler unserer Sozialpolitik, daß sie mit allen ihren Verordnungen und Gesetzen die Keime der Entwicklung eines kraftvollen Innenlebens in jedem Augen- blick ungünstig und hemmend beeinflusse, wo die für Selbst- entwicklung empfängliche Seele vom staatlichen Fürsorge- gedanken umnebelt werde. Eine Vertiefung und Erweite- rung der sozialen Fürsorge werde z. B. dem Handel die Mittel zur Konsolidierung seiner Existenzverhältnisse entziehen und auf indirektem Wege eine Verteuerung unserer gesamten Lebenshaltung herbeiführen. Wie wenn ein Bernhard dies geschrieben hätte, lesen sich solche Ausführungen: Dieselben Gedankengänge, dieselben Redewendungen. Achtundzwanzig Monate des Krieges sind spurlos an diesen Geistern vorübergegangen: alle Erfahrun- gen haben nicht vermocht, eine Umkehr zu bewirken. Selten ist der reine Unternehmerstandpunkt so rein und unverfälscht vertreten worden. Nackt wird die Tatsache an die Spitze ge- stellt, daß die Unternehmer keine anderen Beziehungen zu ihren Zeitgenossen unterhalten, als daß sie ihnen Arbeit und Erwerb vermitteln. Das wird gar als ein ethisches Ver- dienst in Anspruch genommen. Nun ist es schon richtig, daß viele Arbeitgeber keine anderen Beziehungen zu den Ar- beitern unterhalten, als die aus der Arbeit erwachsenen, und die sie aufrechterhalten müssen wegen der Möglichkeit der Vermehrung des eigenen Kapitals. Wir lassen aber nicht die ungeheuren Leistungen der deutschen Arbeitermassen im Heer und in der Heimat, der Männer da draußen und der Männer und Frauen daheim, mit der geradezu frivolen Behauptung verdunkeln, daß die Entschlußkraft der Arbeiterschaft'durch die soziale Versiche- rung gelähmt werde. Die letzten zweieinhalb Jahre sind ein einziger Beweis, daß ein fester Wille alles leitet, tatkräftigste Entschlußkraft sich geltend macht, und sie haben gezeigt, daß diese Eigenschaften in keinem anderen Lande auch nur im entferntesten derart erreicht wurden wie bei uns. Aus den Erfahrungen der Versicherungsgesetzgebung den gegenteiligen Schluß herleiten und in einem freiwilligen Znsammenschluß bessere Aussichten auf die Verwirklichung des Versicherungs- schutzes erblicken zu wollen, zeigt eine kaum zu übertreffende Unwissenheit. Solche Leistungen, wie sie die Kriegszeit ge- zeitigt bat, sind nur möglich gewesen, weil in Friedenszeiten die Volkskraft gepflegt und gefördert wurde, weil Arbeiter- Versicherungen, Arbeiterschutz und vor allem auch die Arbeiter- bewegung das soziale Gewissen gestärkt haben. Der Hinweis auf die Pflicht der Erfüllung sozialer Aufgaben hat den Ein- zelnen nicht zag und mutlos gemacht, sondern in ihm die feste Ueberzcugung der Notwendigkeit sozialer Pflichterfüllung ge- schaffen und gestärkt. Die kulturelle Friedensarbeit nickst zum wenigsten in der Arbeiterbewegung zeigt jetzt ihre Früchte in der Üeberzeugung. daß jeder Einzelne Z�m Großen, Ganzen zu dienen hat. daß es nickst auf sein Leben, sondern auf das Leben des Volkes ankommt. Und im Interesse dieses Geistes, dem Interesse des ganzen Volkes, kann es nur das Ziel geben: Aufbau der Sozialpolitik.

politische Ueberslcht. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion tritt Dienstag, den 12. Dezember, 11 Uhr vornrittags, zu einer Sitzung zu- sammen. Die übrigen Fraktionen des Reichstags versam- mein sich, soviel bis jetzt bekannt, eine Stunde später.

Reichskanzler und Parteiführer. Der Reichskanzler und der Staatssekretär Zimmermann haben die Fraktionsführer für Dienstag, 9 Uhr morgens, zu einer Besprechung eingeladen.

Belgiens Zukunft. ImBcrl. Tagelst." erörtert Mg. Gothein die Frage: Müssen wir Belgien militärisch, politisch und wirtschaftlich in der Hand behalten? Er kommt zu einer Verneinung und gibt dafür in der Hauptsache folgende Gründe an: Ein militärisch, politisch und wirtschaftlich fest in deutscher Hand befindliches Belgien , das nur noch dem Namen nach ein selb- ständiges Staatswesen wäre, würde in den Niederlanden die be- grcifliche Sorge wachrufen. Das zwischen zwei feindlichen Fronten liegende Belgien würde, wenn die Niederlande auf die Seite der Gegner träten, gar nicht zu halten sein. Di belgische Küste kann keinen Stützpunkt für die deutsche Flotte bieten� da es nicht möglich ist, durch die der belgischen Küste vorliegenden Sandbänke einen Kanal von solcher Tiefe offen zu halten, daß große Kriegsschiffe gesichert ein- und ausfahren könnten. Aber selbst wenn an der belgischen Küste ein Stützpunkt für eine deutsche Hochseeflotte geschaffen werden könnte, so würde er viel zu sehr im Bereich der von der nahe gelegenen englischen Küste her operierenden englischen U-Boote liegen: diese würden absperren und versenken.

Belgien politisch fest in der Hand zu halten, würde nichts nüfen. Wolle man die belgischen Gesandtschaften abschaffen, so blieben doch die Konsuln, und wenn auch nicht die, so gäbe es immer noch geheime Agenten. Die wirtschaftliche Einbeziehung Belgien ? in das Deutsche Reich würde die belgische Industrie auf daS deutsche Absatzgebiet verweisen und die belgische Bevölkerung auf die deutsche Agrarzufuhr anweisen. Wenn man aus den allgemeinen Schlagworten herauskomme und sich klar mache, was man will, komme man zu der Erkenntnis, daß auch hier zwischen Deutschland und seinen Gegnern keine un- überwindlichen Interessengegensätze bestehen. So Herr Gothein. Man kann sich denken, daß eS nun von rechts her aufgeregte Proteste hageln wird.

Zitierkunst. In derKreuzzeitung " veröffentlicht Herr Max Bewer «inen offenen Brief an den Abgeordneten Scheidemann ". Dieser Brief baut sich auf der Annahme auf, daß Genoffe Scheidemann gesagt habe:Was französisch ist, soll französisch bleiben, was belgisch ist, soll belgisch bleiben, und was russisch ist, soll russisch bleiben". Herr Max Bewer lebt außerhalb der Welt, wenn er nicht weiß, daß der vielzitierte und heftig umstrittene Satz in seinem dritten Teil nicht gelautet hat,was russisch ist, soll russisch bleiben", sondern:was deutsch ist, soll deutsch bleiben". Wenn Herr Bewer deutsch von russisch nicht unterscheide» kann, so ist das seine Sache. Aber er kann nicht erwarten, daß man sich mit seinem Geschreibe, das auch sonst von unrichtigen Behauptun- gen geradezu wimmelt, noch weiter auseinandersetzt. Ein bayerisches Dementi und seine Borgeschichte. DieBayerische Staatszeitung " schreibt:In der Freitag- nummer derMünchener Post" findet sich ein ArtikelEntstehung der Ministerkrise". In diesem Artikel ist angenommen, daß die Ministerkrise auf einen Vorgang im Ernährungsbeirat zurück- zuführen sei. Im Zusammenhang damit wird behauptet, Dr. Heim habe Ausführungen über die Art der Pressezensurin höherem Auftrag" gemacht, es habe sich dabeium abgekartetes Spiel" ge- handelt. Diese Behauptungen sind völlig unrichtig." Nach der Darstellung derMünchener Post" hatte Dr. �eim gegen das bayerische Kriegsministerium den Vorwurf erhoben, als Zensurstelle unterdrücke es alles, was nicht sozialdemokratisch sei, der Kriegsminister kokettiere und liebäugle mit'den Sozialdemo- kraten. Darauf habe sich Herr v. Soden erhoben und erklärt, er sei mit Heims Ausführungen vollkommen einverstanden. DieMünchener Post" beruft sich für ihre Darstellung auf einen nicht sozialdemokratischen Teilnehmer der fraglichen Sitzung. Auf alle Fälle dürfte die..Münchener Post" in der Lage sein, fest- stellen zu können, was sich wirklich in der Sitzung des Ernährungs- beirats zugetragen hat. Die Welt steht also zwischen zwei Aus- sagen, und ihre Zweifel könnten nur durch die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls das doch wohl existieren wird behoben werden._ Der Borstand des deutschen Nationalverbandes in Oesterreich gab in seiner Sonnabendsitzung einmütig der Anschauung Ausdruck, daß die Einberufung des Reichsrates notwendig er- scheine, daß jedoch vorher die erforderlichen Voraussetzungen und die Grundlage zur Ermöglichung einer ersprießlichen Tätigkeit des Reichsrates geschaffen werden müssen, da ohne die Erfüllung dieser Voraussetzungen der Parlamentarismus gefährdet wäre. Darauf erfolgte die Gründung der mit den Christlichsozialen gemeinsamen Ausschüsse. Zu Vorsitzenden wurden zwei Christlich - soziale, der Wiener Bürgermeister Weiskirchner und Prinz Lichten- stein, und ein Deutschnationaler, Abg. Dr. Groß, gewählt. Auf Anregung von reichsdeutscher Seite soll am 16. Januar in Berlin eine gemeinsame Beratung reichsdeutscher, deutsch -österreichischer und ungarischer Politiker stattfinden. Man beschloß, m dieser Beratung je drei Vertreter des Deutsch -Natio- nalen Verbandes und der Christlichsozialen Partei zu entsenden.

Weitere sozialistische Erfolge bei Polnischen Stadt- verordnctenwahlen. Lublin , den 10. Dezember. Ueber die Stadtratswahlen aus der fünften Kurie in den drei übrigen größeren Städten des Okku- pationsgebiets liegen nachstehende Meldungen vor. In Kielce wurde derGasetta Kielecka" zufolge vier Kandidaten des jüdischen drei des national-demokratischen und drei des zentralen Wahl- komitees gewählt. An der Wahl beteiligten sich 70 Prozent der Wählerschaft. Ueber das Wahlergebnis in Piotrkow wird ge- meldet: Von 3260 Wahlberechtigten beteiligten sich 2200 an der Wahl. Gewählt erscheinen drei Kandidaten des unparteiischen und drei des jüdischen Wahlkomitees, zwei der polnisch-sozialistischen Partei und zwei des nationalen Arbeiterverbandes. Nach den Be- richten aus R a d o m wurden dort sieben Kandidaten des vereinigten Wahlkomitees und drei der polnifch-s-zialistischcn Partei gewählt.

/tos öer Partei. Eine Protestaktion gegen die Beitragssperre in Bremen . In Bremen fand am 8. Dezember im Parteihause auf Veran- lassung des Bezirksvorstandes eine Versammlung statt, um die Schaf- fung einer Parteiorganisation für Bremen in die Wege zu leiten, die die Sicherheit bietet, daß die Beiträge der Genossen im Interesse der Gesamtorganisation verwandt werden. Die von etwa 300 Ge- nassen und Genossinnen besuchte Tagung beschloß nach einem Referat des Bezirksfekretärs Waigand und längerer Diskussion einstimmig die Konstituierung einesSozialdemokratischen Parteivereins Bre- men", der auf dem Boden des Organisationsstatuts steht. Der aus 7 Personen bestehende Vorstand wurde einstimmig aus folgenden Genossen zusammengesetzt: 1. Vorsitzender Karl Deichmann , 2. Vor- sitzender I. Wellmann, Kassierer L. Waigand, Schriftführer H. Tieder­mann, Beisitzer Johann Voigt, Heinr. Blome und Genossin Niendorf.

Letzte Nachrichten. Frankreichs entsetzliche Transportkrise". Bern , 10. Dezember(W. T. B.) WieTemps " meldet, liegt eine der wichtigsten Ursachen der jetzigen entsetzlichen Transport- krise in Frankreich darin, daß die englischen Truppen euren sehr großen Teil des französischen Wagenmaterials hinter der Front benutzen.Temps " glaubt zu wissen, daß sich die englische Regierung verpflichtet habe, zehntausend Wagen aus dem engli- schen Eisenbahnbestand in kürzester Frist nach Frankreichs zu schaffen; außerdem soll England eine gewisse Anzahl Lokomotiven versprochen haben._

Eine Leuchtkugelfabrik vernichtet. Bern , 10. Dezember. (W. T. B.) Eine Fabrik in Merignae bei Bordeaux , die Leuchtkugeln für Flugzeuge herstellte, wurde durch eine Explosion vollständig vernichtet.