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angenommen. Für ihn stimmt außer dem Zentrum, der Fortschrittlichen Volkspartci, den Polen   und Elsässern auch die sozialdemokratische Fraktion. Die Anträge Graf Westarp   und Bassermann sind damit erledigt. -i- Das Verhalten der sozialdemokratischen Fraktion in der gegenwärtigen Situation war ganz richtig. Bei anderen Gelegenheiten hat sich die Fraktion gegen bloße Deklamationen der Regierung bor dem Reichstag ge- wandt; aber hier liegen die Verhältnisse anders: Die Worte dcv Reichskanzlers richten sich in erster Linie an das Ausland, und zwar an unsere Gegner. Von diesen soll erst einmal die Antwort kommen, sie stehen als erste auf der Rednerliste, wir wollen ihnen weder ihr Recht noch ihre Pflicht abnehmen, sich möglichst ohne Ablenkungen zur Rede des Reichskanzlers zu äußern. Die Bassermann und Westarp verfolgten mit ihrem Antrag sicherlich nicht eine theoretische Wahrung der Parlamentsrechte, sondern sehr reale, praktische Ziele: sie wollten durch die Debatte der Kanzlerrede von vornherein ein anderes Ge- ficht geben und möglichst erreichen, daß nicht diese Rede, sondern das Westarp-Bassermannsche Echo im Ausland diskutiert würde. Wir haben keinen Grund, die Politik der Kanzlerfronde und damit ihre sachlichen Kriegsziele zu unterstützen. Unsere Aufgabe ist es, für den Frieden zu wirken, und das geschah in diesem Augen- blick am besten, indem man die Kanzlerrede für sich allein in die Welt hinausgehen ließ. Warten wir die Antwort der Gegner ab. Sie wird ja nicht zu lange auf sich warten lassen, und soviel Geduld muß ein jeder auftreiben. Wenn wir wissen, wie unsere Gegner sich zu dem Friedensangebot der deutschen   Regierung stellen, dann wird auch für den Reichstag   die Zeit gekommen sein, seine Stimme zu erheben. ** « 80. Sitzung. Dienstag, den 12. Dezember, mittags 1 Uhr. Das Haus und die Tribünen sind überfüllt, auch die Hof- und Diplomatenloge sind dicht besetzt. Am Bundesratstische: v. Bethmann Hollweg  , Zimmermann, Dr. Helfferich, v. Stein, Gröner, Graf Roedern  , Solf, v. Capelle, V. Breitenbach, Beseler, Dr. Lentze, v. Schorlemer, v. Loebell, Havenstein und die Vertreter sämtlicher Bundesstaaten. Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um%2 Uhr und erteilt sofort dem Reichskanzler-das Wort. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg  : In der Hoffnung auf baldige neue günstige Ereignisse im Felde ist der Reichstag   nicht auf längere Zeit vertagt, sondern Ihrem Präsidenten anheimgegeben worden, den Tag der nächsten Sitzung zu bestimmen. Diese Hoffnung hat sich fast über Erwarten schnell erfüllt. Rumäniens   Eintritt in den Krieg sollte unsere und unserer Verbündeten Stellungen im Osten aufrollen. Gleichzeitig sollte die große Offensive an der Somme unsere Westfront durchbrechen und sollten erneute italienische Anstürme Oesterreich-Ungarn   lahmlegen. Die Lage war ernst. Mit Gottes Hilfe haben unsere herrlichen Truppen einen Zustand geschaffen, der uns volle und größere Sicher- heit bietet alS je zuvor.(Lebhaftes Bravo!) Die West- front steht, sie steht nicht nur, sie ist trotz des rumänischen Feld- zuges mit Menschen und Material besser ausge- stattet als früher.(Bravo  !) Gegen alle italienischen Di- Versionen ist sehr nachdrücklich vorgcsorgt. Und während an der Somme und auf dem Karst das Trommelfeuer erdröhnte, während die Russen gegen die Ostfront Siebenbürgens   anstürmen, hat der Frldmarschall v. Hindenburg   in genialer Füh- rung ohnegleichen und mit Truppen, die im Weit- eiser mit ihren Verbündeten in Kampf und Marschlei st ungen das Unmögliche möglich g e- macht haben(Großer Beifall), die ganze Westwalachci und die feindliche Hauptstadt genommen.(Stürm. Beifall.) Und Hin- drnburg rastet nicht! Die militärischen Operationen gehen weiter.(Bravo  !) Zugleich ist unsere wirtschaftliche Versorgung fester fundiert worden. Große Borräte an Lebens- mittel», Getreide, Oel und sonstigen Gütern sind in Ru- mänien in unsere Hände gefallen. Trotz aller Knappheit waren W» mit dem Eigenen ausgekommen, jetzt steht auch unsere wirtschaftliche Sicherheit außer aller Frage. (Lebhafter Beifall.) Und den großen Geschehnissen auf dem Lande reihen sich würdig die Heldentaten unserer Untersee- boote an.(Stürmisches Bravo!) Das Hungergespen st, daS unsere Feinde gegen unS aufbieten wollten, werben sie nun selbst nicht lo«.(Bewegung und Beifall.) AlS nach Verlauf des ersten Kriegsjahres der Kaiser sich an daS deutsche   Volk in öffentlicher Kundgebung wandte, sprach er daS Wort: Großes Erleben macht ehrfürchtig und fest im Herzen. Niemals ist unser Kaiser und ist unser Volk anderen Sinne» geworden. Geniale Führung und unerhört heldenhafte Leistungen haben eherne Tatsachen geschaffen. Auch die innere KriegSmüdigkeit, mit der unsere Feinde rechneten, war ein Trugschluß. Mitten im Drängen der Kämpfe da draußen hat der Reichstag   mit dem Gesetz überden Vaterländischen Hilfsdienst eine neue Schutz, und Trutzwehr schaffen helfen. Hinter dem kämpfenden Heer steht das arbeitende Volk.(Bravo  !) Die Riesenkraft der ganzen Nation ist wirksam für daS eine ge­meinsame Ziel. Nicht eine belagerte Festung, wie unsere Feinde e» sich dachten, sondern ein einziges gewaltiges, fest- geordnetes Heerlager mit unerschöpfliche« Hilfsmitteln, das ist das Deutsche Reich.(Lebhaftes Bravo.) Fest und treu im Bunde mit seinen kampferprobten Waffenbrüdern unter den österreichischen, ungarischen, türkischen und bulgarischen Fahnen. Unbeirrt durch daS Gerede unserer Feinde, die«nS bald Welt- rroberungSplänr, bald verzweifelte Angstrufe nachsagten, sind wir entschlossen«eitergeschritten und schreiten wir entschlossen weiter, immer bereit, unS zu wehren und zu schlagen für daS Dasein unsere» BolkeS, für seine feste und gesicherte Zukunft und auch bc- reit, um diesen Preis die Hand zum Frieden zu bieten.(Lebhaftes Bravo! links und in der Mitte.) Denn unsere Stärke macht unS nicht taub gegen unsere Berantwor- t u n g vor Gott  , vor dem eigenen Volk und vor der Menschheit. (Erneuter Beifall links und in der Mitte.) Unseren Erklärungen zur FriedenSbercitschaft sind die Gegner bisher ausaewichen. Jetzt find wir einen Schritt weiter gegangen. Nach der Verfassung lag am 1. August 1S14 auf dem K° i s e r persönlich ein Enschluß so schwer, wie er noch nie von einem Deutschen   hat gefaßt werden müssen, der Befehl zur Mobil- machung, der ihm durch die russische Mobilmachung ab-
gerungen worden war. Während der langen und schweren Kriegs- jähre ist der Kaiser einzig von dem Gedanken erfüllt gewesen, wie einem fest gesicherten Deutschland   nach siegreich angefochtenem Kampf wieder der Friede bereitet werde. Niemand kann das besser bezeugen als ich, der ich die Verantwortung für alle Regierungshandlungen trage. In tiefstem sittlichem und religiösem Pflichtgefühl gegen sein Volk und darüber hinaus gegen die Menschheit hält der Kaiser jetzt den Zeitpunkt für eine offizielle Fricdensaktion für gekommen. (Lebh. Beifall.) Der Kaiser hat deshalb in vollem Einvernehmen und in Gemeinschaft mit den ihm verbündeten Herrschern �en Entschluß gesaßt, den feindlichen Mächten den Eintritt in Friedensverhandlungen vorzuschlagen. (Lebh. Beifall links und in der Mitte.) Ich habe heute Morgen den Vertretern derjenigen Mächte, die unsere Rechte in den feindlichen Ländern wahrnehmen, also den Vertretern von Spanien  , der Ber  - einigten Staaten und der Schweiz  , eine entsprechende, an alle unsere Feinde gerichtete Note mit der Bitte um Uebermittlung über- geben.' Das Gleiche geschieht heute in Wien   und Konstantinopcl und in Sofia  . Auch die übrigen Neutralen und Seine Heiligkeit der Papst werden von unserem Schritt benachrichtigt. Der Reichskanzler verliest darauf den Wortlaut der an der Spitze unseres Blattes veröffentlichten Note. Sodann fährt er fort: Im August 1014 rollten unsere Gegner die Machtfrage des Weltkrieges auf, jetzt stellen wir die Menschheitsfrage des Friedens. (Bravo  !) Wie die Antwort lauten wird, warten wir mit der Ruhe ab, die uns unsere äußere und innere Kraft und unser reines Ge- wissen verleihen.(Bravo  !) Lehnen die Feinde ab, wollen sie dir Wcltcnlast von all dem Schrecklichen, was dann noch kommen wird, auf sich nehmen, dann wird bis in die letzte Hütte hinein jedes deutsche Herz von neuem in heiligem Zorn entflammen gegen Feinde, die um ihrer Bernich tungS- und Eroberungsab- sichten willen dem Menschenmorden keinen Einhalt tun wollen.(Bravo  ! rcchtS.) In schicksalsschwerer Stunde habe» wir einen schicksalsschweren Entschluß gefaßt. Er ist durchtränkt von dem Blute von Hunderttausenden unserer Söhne und Brüder, die ihr Leben gelassen haben für der Heimat Sicherheit. Menschen- witz und Menschenhand kann in diesem Völkcrringen, das alle Schreck- nisse irdischen LcbenS, zugleich aber«ich alle Größe menschlichen Mutes und menschlichen Willens in ungesehener Weise enthüllt hat, nicht bis an das Letzte heranreichen. Gott   wird richten. Wir wollen furchtlos und aufrecht unsere Straße ziehen, zum Kampf entschlossen, zum Frieden bereit.(Stürmischer Beifall und Händeklatschen im Hause und auf den Tribünen.) Abg. Spahn(Z.) zur Geschäftsordnung: Nach der Rede deS Reichskanzlers beantrage ich die Vertagung, und zwar mit der Ermächtigung für den Präs identen, die nächste Sitzung anzuberaumen. Abg. Bassermann(natl.): Meine Freunde haben den Wunsch, in eine Besprechung der hochbedeutsamen Rede des Herrn Reichskanzlers und der Handlung der Reichsregierung einzutreten, nicht um in langen Reden dazu Stellung zu nehmen, sondern um unseren Standpunkt in einer Erklärung niederlegen zu können. Das scheint uns der Wichtigkeit dieser Staatsaktion zu entsprechen, die in dieser gemeinsamen Note sich verkörpert, aber auch der Stel- lnnsj des Parlaments und seiner Bedeutung.(Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Daher rege ich an, entweder morgen eine Sitzung zur Besprechung der Rede des Reichskanzlers abzuhalten oder in einer Abendstunde, etwa um ö Uhr, diese Sitzung fortzu- setzen und dann in die Besprechung einzutreten. Abg. Graf Westarp(k.): Auch meine Freunde sind der Meinung, daß sie zu der hochbedeutsamen Kundgebung, die wir soeben gehört haben, Stellung zu nehmen verpflichtet sind, und wir glau- ben, daß daS in einer Weise geschehen kann, die dem Vaterlande zum Nutzen gereichen wird. Ich schließe mich daher namens meiner Freunde dem Antrag Bassermann an. Abg. Ledebour(Soz. Arbg.): Namens meiner Freunde habe ich zu erklären, daß wir uns dem Antrag Bassermann an- schließen.(Heiterkeit.) Gerade darin, daß die Parteien ver- schiedenster Richtung das dringende Bedürfnis haben, in dieser Situation die Stimme des Deutschen Reichstags zur Geltung zu bringen, liegt der Beweis, daß es wirklich notwendig ist.(Sehr richtig!) Es ist auch deshalb notwendig, weil die Reichsregierung ja früher daS Versprechen abgegeben hat, daß, wenn die Zeit ge- kommen ist, das Volk volle Freiheit der Aussprache über die Kriegs- und Friedensziele haben müsse. Es muß vor allem der Deutsche Reichstag inerster Reihe das Wort nehmen, um vor dem Volke auszusprechen, was er über diese Frage denkt. Der Antrag Spahn wird mit den Stimmen der Volkspartei, der Sozialdemokraten, des Zentrums, der Polen   und Elsässer angenommen. Präsident Dr. Kaempf: �ch glaube, in diesem historischen Moment der Anschauung des Reichstags und des ganzen Volkes mit den Worten Ausdruck zu geben: Tie Reichsregierung wird für ihre weitausschauende volkstümliche und große Politik Volk und Volks- Vertretung stets einmütig hinter sich haben.(Lebhafter Beifall.) Ich schließe die Sitzung. Schluß 2)4 Uhr. » '» Ein Armeebefehl des Kaisers. Der Kaiser hat an Heer und Marine folgende Order erlassen: Soldaten! In dem Gefühl des Sieges, den ihr durch euere Tapferkeit errungen habt, haben Ich und die Herrscher der treu verbündeten Staaten dem Feinde ein Friedens- a n g e b o t gemacht. Ob das damit verbundene Ziel er- reicht wird, bleibt dahingestellt. Ihr habt weiterhin mit Gottes Hilfe dem Feinde standzuhalten und ihn zu schlagen. »» Eine Note an öen Papst. Grundlage der Verständigung." Die deutsche Regierung hat an den Papst eine b e s o n- d e r e Note gerichtet, die folgendes ausführt: Seit 2lli Jahren verwüstet der Krieg den europäischen  Kontinent. Unendliche Kulturwerte sind vernichtet, weite Flächen mit Blut getränkt. Millionen tapferer Krieger sind im Kampfe gefallen. Millionen kehrten in schwerem Siechtum in die Heimat zurück; Schmerz und Traaer erfüllen fast jedes Haus. Nicht bei den Kriegführenden allein, auch bei den Neutralen lasten die verheerenden Folgen des gewaltigen Ringens schwer auf den Völkern. Handel und Wandel, mühsam in den Jahren des Friedens aufgebaut, liegen danieder, die besten Kräfte der Völker sind der Schaffung nutzbringender Werte entzogen. Europa  , sonst der
Ausbreitung von Religion und Kultur, der Lösung sozialer Probleme gewidmet, eine Stätte für Wissen- schaft und Kunst und für jede friedliche Arbeit, gleicht einem einzigen Kriegslager, in dem die Errungenschaften und die Arbeit vieler Jahrzehnte der Vernichtung entgegensehen." Deutschland   führt einen Verteidigungskrieg gegen die Vernichtungsabsicht seiner Feinde. Es kämpft für die reale Sicherheit seiner Grenzen, für die Freiheit seines Volkes, für dessen Anspruch, ungehemmt und gleichberechtigt mit allen anderen Staaten seine geistigen und wirtschaftlichen Kräfte in friedlichem Wettbewerb frei zu ent- falten." Immer offenkundiger haben unsere Feinde ihre Eroberungspläne enthüllt. Aber unerschüttert stehen die ruhmreichen Heere der Verbündeten schützend vor den Grenzen ihrer Heimatländer, erfüllt und getragen von dem Bewußtsein, daß es den Gegnern niemals gelingen wird, den ehernen Wall zu durchbrechen. Hinter sich wissen die Kampfreihen das gesamte Volk in hin- gebender Vaterlandsliebe, entschlossen, seine geistigen und wirtschaftlichen Güter, seine soziale Organisation, jeden Zoll des heimatlichen Bodens bis zum letzten zu verteidigen." Voll Kraftgcfühl, aber auch voll Verständnis für Europas   düstere Zukunft bei längerer Dauer des 5triegcs und voll Mitempfinden für das namenlose Elend und den Jammer der menschlichen Gemeinschaft wiederholt daher das Deutsche Reich im Verein mit seinen Bundesgenossen in feierlicher Form die schon vor Jahresfrist durch den Mund des Reichskanzlers ausgesprochene Bereitwilligkeit, der Menschheit den Frieden wiederzugeben, indem sie an die Welt die Frage stellt, ob sich nicht eine Grundlage der Verständigung f* C. V** f I U finden laßt." Die Note hebt die vom Papst während des Krieges ent- faltete Liebestätigkeit hervor und schließt:Im Geiste seines hohen Amtes hat Seine Heiligkeit auch jede Gelegenheit wahr- genommen, um im Interesse der leidenden Menschheit auf eine Beendigung des blutigen Ringens hinzu- wirken. Die Kaiserliche Regierung glaubt sich daher der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß die Initiative der vier Mächte einen wohlwollenden Widerhall bei Seiner Heiligkeit finden wird und daß ihr Friedenswerk auf die wertvolle Unterstützung des Apostolischen Stuhles rechnen darf."_ £lopd Georges programmreöe verschoben. �Der gestrige Tag war bestimmt, daß das neue englische  Kabinett sich dem Parlament vorstellen und sein Programm offiziell mitteilen sollte. Dazu ist es nicht gekommen. Anit- lich wurde am Montag gemeldet: Lloyd George   hat sich eine starke Erkältung zugezogen und darf das Haus nicht verlassen. Er müsse ein oder zwei Tage das Zimmer hüten, meldete Reuter gestern. Da man sich daran gewöhnt hat, Meldungen von Ministererkrankungen skeptisch hinzunehmen, wird auch Lloyd Georges Erkältung mit politischen Ursachen in Ver- bindunss gebracht, und es erscheint durchaus logisch, daß Lloyd George   seine Programmrede verschob, weil die wichtige Er- klärung des deutschen   Reichskanzlers für Dienstag ange- kündigt wurde. Der Donnerstag wird nunmehr die Ant- wort der englischen   Regierung auf das deutsche Friedenswort bringen. Wird sie anders lauten als der Inhalt des Schrei- bens, das Lloyd George  , wie ein Amsterdamer Blatt be> richtet, an die Mitglieder des Parlaments gerichtet hat und in dem er dem ganzen Lande mitteilt, daß es die vornehmste Aufgabe der Regierung sei, den Krieg aufs kräftigste fort- zusetzen? Das Wort ist vor Tische geschrieben ehe noch die Anregung der deutschen   Regierungen, die heute in alle Welt hinaushallt, bekannt war und vorher auch ist die Rede gehalten, in der Minister Henderson so gesprochen hat, wie es zu Lloyd Georges Schreiben paßt. Wir können diese Aeußerungen also zwei Tage lang auf sich beruhen lassen und können uns damit begnügen, sie ohne Leidenschaft zu registrieren. * Henderson hat in Clapcham, wie Reuter meldet, gesagt: Er hoffe, daß jeder Bürger einsehen würde, daß England mit dem Krieg noch nicht zu Ende sei. Wenn England die Feinde nicht überwinde, sei die Zukunft so schrecklich, als daß man auch nur einen einzigen Augenblick daran denken könnte, er möchte jeder- mann vor der Gefahr eines vorzeitigen Friedens warnen. Eng- lands amerikanischen   Freunde und die anderen Neutralen sollten tun, was sie könnten, um einen Völkerbund zustande zu bringen, der sich auf den Prinzipien der schiedsgerichtlichen Austragung von Differenzen aufbaue. Redner wolle sich ihnen später anschließen, aber nicht jetzt. Wir wollen keinen Frieden mit Belgien  , Frank- reich und Rumänien   in der Lage, in der sie jetzt sind. Welche Absichten dieser Wille, den Krieg fortzusetzen, hegt deutet sich in Aeußerungen verschiedener Blätter an:Daily Mail" verlangt neuerdings eine energischere Blockade, um den Krieg abzukürzen und die englischen Soldaten zuretten". Sie schreibt: Cecil fürchtet sich, neutrale Länder, wie die Nieder- lande und Dänemark   zu verletzen. Wir legen aber mehr Wert auf englische   Menschenleben als auf gute Beziehungen zu den Neutralen. In den beiden neutralen Ländern besteht eine starke Partei, die gegen die Hilfeleistung an Deutschland   durch Lebens- mittelversorgung ist. Der politische Mitarbeiter derTimes" ist ermächtigt, mit- zuteilen, daß die Regierungspartei zur Schließung der feindlichen Banken und Handelshäuser übergehen wird. Bonar Law   hat als Schatzkanzler bereits beschlossen, die Namen aller feindlichen Firmen zu veröffentlichen, wie es Hughes in der ersten Woche de» Krieges in Australien   tat. Protest dreier Minister an Lloyd George  . Rotterdam  , 11. Dezember. Der parlamentarische Mitarbeiter desDaily Telegraph  " berichtet, daß Long, Chamberlain und Cecil wegen der Angriffe der Presse auf Balfour  , Cecil und Long einen Protestbrief gegen diese neue Zeitungstyrannei an Lloyd George   gerichtet haben. Sie machen sich in dem Schreiben erbötig, zurückzutreten, falls Lloyd George   dafürhalten sollte, daß ihre De- misston sein Ministerium stärken würde. Balfour  , der noch immer unwohl ist, erklärte sich mit diesem Brief einverstanden. Lloyd George   versicherte die protestierenden Kollegen seines vollkommenen Vertrauens. Die letzte Nummer desObserver" enthielt einen Aufsatz über Englands Seemacht, in dem zum Schlage gegen Balfour   und die Admiralität, die schlappste Admiralität, dw seit langem in England gewesen ist, ausgeholt wird. Die Seemacht, sagt das Blatt, sei das Fundament des Vierverbandes in diesem Kriege. Ohne die kräf- tigste Anwendung der Seemacht sei Englands Hoffnung auf den Sieg gleich Null und die Mittelmächte seien unbefieglich.