eine Stelle sekie, wo unS vermutlich ein starker Widerspruch ent- Sicaentreten wird und wo wir doch unbedingt fest bleiben müssen, das ist Kurland. Am Schluß der Ausführungen heißt ei: Wie schließlich die Entscheidung fallen wird, ist unberechenbar: von der deutschen Politik darf man sagen, daß sie aus jeden Fall einen g e r a d e z u g eni a l eu Z u g vollführt hat, indem sie mitten im Siegeslaufe ihrer Heere dieses Friedensangebot machte. Mit diesen Aeußerungen hat Herr Delbrück den Zorn der «Deutschen Tageszeitung* und ihres Herrn Reventlow auf sich gezogen. Dieser kanzelt in einem Artikel.Die Gemäßigten hüben und drüben* Herrn Delbrück gehörig ab. weil er nach feiner lReventlowZ) Ansicht die.Verständigung nach Westen* an- strebe. Eine solche Verständigung sei nur.auf Kosten jeder Sicherheit und Garantie nach Westen und durch das Aufgeben jeder Scegeltung und Freiheit der Meere* möglich. Nichtsdestoweniger ist Neventlow gerade mit der auf Kurland bezüglichen Aeußerung Delbrücks einverstanden, nur ist sie ihm noch zu diplomatisch unbe« stimmt, denn:«Daß Kurland deutsch bleiben muß. ist übrigens für uns eine Selb st Verständlichkeit*. Man kann sich hiernach ein ungefähres Bild von seinem Friedensziel machen.
Methode Reventlow. In Nr. 318 des.Vorwärts* erschien ein Artikel des Te- Nossen Scheidemann, in dem es hieß: Gibt es wirklich noch einen so kurzsichtigen Menschen, der tn der Einbildung lebt, der einen Mächtegruppe werde es doch noch gelingen, die andere so vernichtend zu schlagen, daß sie den Frieden diktiert und dauernd die Sicherheit gegen eine Wieder- holung des Krieges geschaffen werden kann? Ein Narr, wer das glaubt, nachdem der Kampf im 23. Monat tobt.... Für Deutschland ist die Abwehr einer ungeheuren Ueber- m a ch t S i e g g e n u g. Am Tage darauf schrieb E. R. in der.Deutschen TageS- zcitung*:■ «Deutschland aber braucht einen deutschen Friede» und will siegen trotz Herrn Scheidemann.* Der„Vorwärts" antwortete in Nr. 317. Er wieberholte den Wortlaut aus Nr. 315 und fügte hinzu: Im Kampf gegen eine ungeheure Nebermacht ist Behauptung Sieg, ist Selbsterhaltung Sieg I Diesen Sieg wollen und müssen wir haben, den halten wir mit blutenden Händen fest, den werden uns die Gegner nie entreißen. Das hinderte aber nicht, daß am 29. November eine Er- klärimg des Bundes der Landwirte erschien, in der ge- sagt war: .Zwar hat der AbgeordnetoMcheidemann verkünden zu müssen geglaubt, daß nur ein Narr noch an den Sieg Deutschlands glauben könne. In vollem, bewußtem Gegensatz zu diesem verwerflichen Worte. usw.* In aller Geduld stellten wir in Nr. 329 des„Vorwärts* nochmals den wahren Sachverhalt fest. Dann war eins Zeitlang Ruhe, die Sachs schien erledigt. In der gestrigen„Deutschen Tageszeitung* hebt E. R. seinen Leitartikel jedoch wieder mit der Leier an: .Als Herr Scheidemann seine hier wiederholt gekennzeichnete Propaganda für einen Frieden auf der Grundlage deS StatuZquo begann, bezeichnete er denjenigen, der an einen Sieg glaubte, als Narren.* Anfangs konnte man an einen leichtfertigen Irrtum glauben. Jetzt müssen wir feststellen, daß die Unwahr- heit, mit der Graf Reventlow hausieren. geht, längst auf- ..gehört hat. objekt. iv. zu sein........... ,t. Ein Narr, wer glaubt, daß Traf Reventlow' davon lassen könnte! Krankenversicherung von Arbeiter« im Auslande. Die vom Bundesrat soeben erlassene V e r o r d- n n n g über Krankenversicherung von Arbeitern im Auslande will in erster Linie verhindern, daß deutsche Arbeiter während einer zeitweisen Tätigkeit in dem von deutschen Truppen besetzten Auslande der Wohltaten der heimatlichen Krankenversicherung verlustig gehen. Sie umfaßt aber auch die Angehörigen verbündeter und neutraler Staaten, wenn sie außerhalb ihres Heimatgebietes in dem von uns besetzten Gebiete arbeiten. Die Ver- ordnung erstreckt den örtlichen Geltungsbereich der Krankenversicherung , der sich grundsätzlich mit dem Reichs- gebiet deckt, auf das von deutschen Truppen besetzte Aus- l a n d, indem sie die dort von deutschen Unternehmern für Heeres- oder Marinezwecke beschäftigten Deutschen . Angehörigen verbündeter und neutraler Staaten in die reichsgesetzliche Krankenversicherung einbezieht. Die Verordnung regelt die Kassenzugehörigkeit; sie bestimmt, daß der Grundlohn sich nach dem wirklichen Arbeitsverdienst des Versicherten bis zu 6 M. für den Arbeitstag richtet. Im Ausland hat die Heeres- oder Marineverwaltung dem Versicherten die Krankenhilfe vor- behaltlich genau bezeichneter� Ersatzansprüche an die Kranken - lasse zu gewähren. Weitere Bestimmungen zur Durchführung der Verordnung bleiben vorbehalten. Die neue Verordnung des Bundesrats beseitigt den unhaltbaren Zustand, daß von deutschen Unternehmern im besetzten feindlichen Gebiete beschästigte deutsche Arbeiter nicht der Versicherungspflicht unterliegen. Das traf nur dann zu. wenn der Betrieb die Aus- strahlung eine» inländischen Betriebes war. Offenbar erstreckt sich die neue Verordnung nur auf die Krankenversicherung. Ebenso wichtig ist die Unfallverficherung der in Betracht kommenden Ar- beiter. Sobald die Verordnung im Wortlaut vorliegt, werden wir sie eingehend behandeln._ Neue VundcSratsverorimungen. Der Bundesrat hak, wie amtlich mitgeteilt wird, eine Reihe neuer Verordnungen erlassen. Ein Teil von diesen betrifft das Nahrungsmittelwesen. So ist die Verordnung über Hülsenfrüchte vom 29. Juni 1916 namentlich nach mehreren Richtungen hin abgeändert worden. U. a. sind die Uebernahmepreise für Hülsenfrüchte der Ernte des Jahres 1917 um je 10 M. für den Doppclzentner er- höht worden.— Eine Verordnung vom 14. Dezember verbietet die Verwendung von salpetrigsauren Salzen bei der Pökolung von Fleisch und der Herstellung von Wurst anstelle deS bisher angewandten, zurzeit aber beschlagnahmten Salpeters. Das salpetrig- saure Natrium, das unter verschiedenen Namen, z. B. als„Aula- Pökelstoff" in den Handel gebracht wurde, ist in hohem Maße ge- sundbeitsschäÄich.— Eine weitere Verordnung betrifft die Ge- schäftsaufsicht zur.Ab Wendung des Konkurse s und eröffnet im Zusammenhange mit einer Neuregelung der Geschäfts- aufficht den infolge des Krieges zahlungsunfähig gewordenen Schuldnern die Möglichkeit eines den Konkurs abwendenden ge- richtlichen Zwangsvergleichs. Nach einer weiteren Bundesratsverordnung tritt die Stem- pelpflicht für im Ausland befindliche ausländi» sche Wertpapiere inländischer Besitzer, die bis einschließlich 23. Februar 1917 ins Inland eingeführt werden, erst dann ein, wenn die Papiere im Inland ausgegeben, veräußert, verpfändet oder zum Gegenstand eines anderen Geschäfts unter Lebenden gemacht werden oder Zahlung darauf geleistet wird,
Diese Vergünstigung ist jedoch an die Erfüllung verschiedener Bedingungen geknüpft. Der Landtag des Fürstentum» Lippe ist zum 18. Dezember einberufen worden. Die Tagung wird kurz sein. Es handelt sich hauptsächlich um Bewilligung neuer Mittel für die Kriegsfürsorge.
/»US Groß-öerlin. Sie„spieleif Krieg! Man schreibt uns: Durch eine ziemlich breite, wenig belebte Straße stürmen Knaben schreiend hin und her. Zwischen den Stöcken und Stäben, mit denen sie herumfuchteln, ragt ein bunter Zeug- fetzen auf. Sie spielen„Krieg", eine ja keineswegs verein- zelte Erscheinung. Als neueste Errungenschaft pflegt das weibliche Element in der Gestalt von„Krankenschwestern" hinzuzukommen. Die Jungen„spielen" Krieg in ihrer einfachen, selbst- gewählten Zurüstung. Nicht wissend, was Krieg ist, stellen sie ihn in harmloser Nachdichtung dar, wie sie es mit andern Dingen tun und zum Beispiel„Doktor" oder„Lehrer" spielen. Ms unabweisbare Lebensbetätigung wohnt der An- trieb dazu ihnen inne, wobei allein völlig geistestote Ge- schöpfe beiseite stehen. Es fragt sich eben nur, was die Kinder' in ihrer Umwelt wahrnehmen. Krieg aber, oder genauer ausgedrückt, Militärwesen, trat ihnen besonders bandgreif- lich und überdies in farbigem Abglanz entgegen. Sie sahen wehende Helmbüsche, schmucke Umformen, blinkende Säbel und Gewehre, hörten das klingende Spiel, mit dem Soldaten durch die Straßen zogen, und faßten mit dein Wohlgefallen daran den Krieg als freudvoll auf. Mit diesem an sich hat solches Wohlgefallen nichts zu tun. Es entspringt der den Kindern eigenen Farben- und Klangfreudigkeit. Buntem, Glitzerndem, Tonendem jubeln sie wahllos zu. Kein Wunder. Man überfüttert sie mit Bildern, die nicht aus Wereschtschagins Hand hervorgingen und die in„wirkungsvoller Gruppierung" Fahnen, aufbäumende Rosse, kühn geschwungene Degen, siegesbewußt drein- schauende Reiter und Fußsoldaten und dergleichen zeigen, übrigens eine Wiedergäbe, die gar nicht der jetzigen Art und Weise der Kriegführung entspricht. Hier zeigt sich von den Schrecknissen des Krieges entweder nichts oder doch nur ein abgeblaßtes Etwas in malerischer Verschleierung. Nachbil- düngen dessen aber, was Mittel, Träger, Werkzeug all der Schrecknisse ist— Gewehre, Kanonen usw.—, steckt man Kindern als— Spielzeug in die Hand. Ob„militärisches Spielzeug" einfach und ungekünstelt oder in blendender Verfeinerung hergestellt ist, darauf käme es weniger an. Das eigentliche Uebcl beruht darin, daß es überhaupt Kindern in die Hand gegeben ist. Tie vom rein menschlichen � auch ästhetischen— Standpunkt aus selbstverständliche Befehdung des soldatischen Spiel- zeugs steht ja mit Zurüstungen zum Kriege usw. in gar keinem Zusammenhang. Werden immer noch Kriege geführt, so sind Vorbereitungen hierauf unvermeidlich. Dabei hau- delt es sich aber um kein Spiel, sondern um bitteren Ernst.
Die Verkehrseinschränkungen. Trotz aller Mahnungen und Anträge hat die Polizei* beHorde bereits gestern bestimmt, daß sofort eine cineinhalb' stündige BerkehrSeinschränkung einzutreten habe. Darauf haben schon gestern die Hochbahn sowohl wie die Straßen- bahnen eine Kürzung des Fahrplans vorgenommen. Auf der Hochbahn gingen gestern abend die letzten Züge teilweise bereits 11.20 Uhr ab, z. B. ab Aleranderplatz nach Fehr- belliner Platz und umgekehrt; ab Warschauer Brücke nach Gleisdreieck um 11.22 Uhr, ab Wilhelmplatz nach Nordring 11.23 Uhr, ab Nordring nach Wilhelmplatz 11.27 Uhr, ab Reichskanzlerplatz nach Bismarckstratze 11.29 Uhr usw., die letzten Züge 11.50 und 11.55 Uhr. Das wäre zu ertragen, wenn man statt der Hochbahn die Straßenbahnen benutzen könnte; aber für sie gilt, wie schon gesägt, das gleiche: Die Straßenbahnen, die bisher um 1 Uhr ihre Abgangsstelle verließen, sollen das künftig schon um 11'/» Uhr. Die Straßenbahn wird der Anordnung dadurch Folge leisten, daß sofort gewisse Verkürzungen des Straßenbahnbetriebes eintreten, daß aber der Anordnung des Polizeipräsidenten frühestens ab 1. Januar 1917 vollständig entsprochen werde. Der Verkehr, wie er jetzt nach 11'/g Uhr nachts besteht, muß nach und nach abgebaut werden. Der sofort in Arbeit genommene neue Fahrplan wird an dem drakonischen Eingriff nichts Wesentliches ändern. Denn, so schreibt der„Lokal-Anzeiger": Alle Gegenvorstellungen der beteiligten Verkehrsinstitute sind mit dem Hinweis auf die notwendige Kricgsmaßregel a b- gelehnt worden. Von diesem Gesichtspunkte aus muß auch das Publikum die neue Ordnung der Dinge betrachten. Es heißt, sich wohl oder übel in das Unvermeidliche schicken. Der einzelne, der auf die Verkehrsmittel angewiesen ist, muß daher danach trachten, l'/z Stunden früher als er es bisher gewohnt war, in seiner Wohnung zur Nachtzeit einzutreffen. Gewiß, das können die Besucher der Vergnügungsinstitute, der Bier-, Wein- und Kaffeehäuser, die ja um diese Zeit in- folge der allgemeinen Schließung ohnedies„beschäftigungslos" werden; aber an alle die vielen, die durch Ueber- und Spät- schichten bis gegen und nach Mitternacht in Werkstatt, Bureau usw. festgehalten werden, hat das Polizeipräsidium offenbar nicht gedacht, nicht daran, daß häufig in drei Schichten gearbeitet wird, nicht an die Angestellten sämt- licher Zeitungen, die am Morgen erscheinen und erst nach Mitternacht hergestellt werden können. Es hat auch keine Rücksicht genommen auf die Tatsache, daß das Verkehrswesen aufs engste verwachsen ist mit dem Groß- Berliner Wohnungswesen. Ganze Stadtgebiete haben als Wohnviertel nur Existenzberechtigung in Verbindung mit den Verkehrseinrichtungen, mit denen sie organisch verwachsen sind. Zahlreich sind die Unternehmen, wo infolge des durch den Heeresdienst stark verminderten Personalbestandes bis in die Nacht hinein gearbeitet wird. Sollen die von schwerer und langer Fron Ermüdeten und dazu dürstig Ernährten nachher noch weite Wege zu Fuß machen? Bei den zu Tausenden in Bettacht kommenden Frauen tritt noch hinzu, daß ihre Wege vielfach dank der Lichtersparnis durch fast dunkle Straßen gehen. Wie sollen die so überaus stark be- schäftigten, weil bedeutend verminderten Aerzte nachts zu plötzlich Erkrankten kommen? Uns fehlt wirklich nicht das Verständnis für das, was durch unabwendbare Ereignisse geboten erscheint. Dieser gewaltsame, plötzliche, rein mechanische Eingriff in das Er- werbsleben aber kann unmöglich aufrechterhalten werden.
Daß er nicht in diesem Umfange nötig war, wird avch da- durch bewiesen, daß man bis jetzt mit den Einschränkungen des Vergnügungs-, Kneip- und ReÜamebctriebcs gewartet hat.
So wußte es kommen! Kartoffeln sind genug vorhanden, trotz der schlechten Ernte, sie können aber nicht zu den Konsumenten gelangen, weil ein Teil der Landwirte, verlockt durch die am 13. Februar 1917 eintretende Erhöhung des KarioffelpreiseZ, seine Vorräte zurückhält. Als im Herbst die Ernte begann, wurde eine Prämie für die s chnelle Lieferung der Kartoffeln gezahlt, und die Folge war, daß Iln« Massen Frühkartoffeln, die sich bekanntlich nicht lange halten, in die großen Städte versandt wurden und hier verdarben. Jetzt gibt es eine Prämie für die Zurückhältung der Kartoffeln, und wieder sind die städtischen Konsumenten die Hineingefallenen. Der Berliner wird nächste Woche nur fünf Pfund Kar- toffeln bekommen, denen zum Trost zwei Pfund Kohl« r ü b e n hinzugefügt werden sollen. Damit ist das Fiasko dieser von Anfang an verfehlten Preispolitik eklatant erwiesen. Knndenlisten beim Kartoffclbezug. WaS wir gestern als nahe bevorstehend ankündigten, ist bereits heute eingetroffen. Der Magisttat Berlin hat. wie et uns mitteilt, in llebereinstimmung mit fast allen Stadt« gemeinden Groß-Berlins beschlossen, den Verkehr mit Kar« toffeln im Kleinhandel so zu regeln, daß Abgabe und Ent« nähme nur an derjenigen Verkaufsstelle erfolgen darf, in der der Karteninhaber zum Bezüge angemeldet und in eins Kundenlifte eingetragen ist. Die erforderlichen Vorschriften werden demnächst durch die Tageszeitungen wie durch mehrfachen Anschlag an den Säulen bekanntgemacht werden. Es wird jeder Einwohner dringend ersucht,, diese Bekanntmachungen aber auch zu lesen und dementsprechend zu handeln, damit nicht durch Nachlässigkeit dem einzelne» Nachteil und der Gemeinde diel unnötige Arbeit erwächst.
Verlorene Lebensmittelkarte«. Eins der unerquicklichsten Kapitel in unserer Lebens« mitielversorgung ist die verlorene Lebensmittelkarte. Wer die Karten verloren hat, oder wem sie, was wohl häufiger vorkommt, gestohlen worden sind, der wendet sich in seiner Verlegenheit an die Behörde um Ersatz und kann durchaus nicht verstehen, wenn diese es ablehnt, solchen Ersatz zu leisten. Die Behörde wäre aber, wie uns vom Charlotten- burger städtischen Pressedienst mitgeteilt wird, nicht imstande, mit den ihr zur Verfügung stehenden Vorräten auszukommen, wenn sie alle Anforderungen um Hergabe neuer Karten bc- friedigen wollte. Das einzige Mittel, sich vor Schaden zu bewahren, ist eben eine größte Vorsicht bei Aufbewahrung der Karten. Erstens trage man nicht alle Karten, vor allem nicht die für die ganze Periode, bei sich, sondern nur die- senigen, die man augenblicklich braucht. Dann aber gebe man beim Einkauf auf seine Karten besser acht. Täglich muß man es erleben, daß Frauen ihre Lebensmittelkarten offen auf ihre Vorräte in den zum Diebstahl geradezu herausfordernden Einkauftstaschen legen oder jedem sichtbar in die Schürze oder das Kleid stecken, wo sie unbemerkt herausgenommen werden können oder herausfallen. Wer so wenig Vorsicht übt, der handelt, leichtferttg und muß gewärtig sein, die Folgen solchen Tuns selbst zw tragen.__ ."'' �Zurückbleibe»!* Eben fährt der Hälbstundenzug auf dem Ringhahnhof ob--- da ertönt, je nachdem ob Schaffner oder Schaffnerin, rauh oder schrill der Ruf:«Zurückbleiben!* Und im Vorbeifahren sieht man, wie sich eben der rasche Lauf de? zuspätgekommenen Reisenden zur ge- wohnlichen Gangart verlangsamt. Gleichmütig nimmt keiner diese Abweisung hin: der eine blickt verzweifelt drein, der andere fuchs- leufelwild, mancher lacht verlegen, und eS kommt auch vor, daß ein Eiliger mit einem kräftigen Fluch kehrt macht und unter Verzicht auf Fahrt und Fahrkarte(so er nicht eine Monatskarte hat) eilig durch die Sperre und den Bahnhof zurückrennt, um ein andere» Verkehrsmittel zu erlangen. Aber nicht immer läuft die Sache so ad. So mancher springt trotz des Verbots aus den fahrenden Zug.— Und wer einig« Zeit in Groß-Bcrlin Stadibahn fährt, hat auch sicher schon mehr als einmal dabei Szenen mitanfchen muffen, die den Herzschlag momentan aussetzen laffen. Je seltener die Züge fahren, desto größer wird der Anreiz werden, in solch gefährlicher Weise den drohenden Zeitverlust zu vermeiden oder gar die letzte Gelegenheit zum Nachhausefahreu noch auszunutzen.
Ein sozialpolitischer Fortschritt. Der 7 Uhr-Ladenschluß, der jetzt durch eine Verordnung des Bundesrats eingeführt worden ist, muß nicht nur mit Rücksicht auf die Lichtersparnis, sondern auch im Interesse der Kaufleute und Handlungsgehilfen, willkommen geheißen werden und es wäre dringend zu wünschen, daß dieser sozialpolitische Fortschritt nicht auf die Kriegszeit be- schränkt bleiben möchte. Das Publikum, dessen sind wir ge- miß, wird sich an die Neuerung ebenso leicht gewöhnen, wie es sich seinerzeit an die„Sonntagsruhe" gewöhnt hat. Unseren Lesern aber möchten wir bei dieser Gelegenheit die Bitte ans Herz legen, ihre Einkäufe, auch in Lebensmitteln, nicht ans die letzte Stunde zu verschieben und ihre Weihnachts- besorgungen, wenn irgend möglich, schon mehrere Tage vor dem Heiligabend zu erledigen. Sie würden dadurch nament- lich den am Kleinhandel Beteiligten die Möglichkeit geben, den Weihnachtsabend auch einmal in der Familie feiern zu lönncn._ Vorlesungen über Kleinkinderfürsorge. Im Januar 1917 beginnt der zweite Teil der. vom Zentralinstttut für Erziehung und Unterricht veranstalteten Vorlesungen über Kleinkinderfürsorge. Lyzealdirektor Dr. Buchenau wird die Grundzüge der Kindespsychologie be- handeln, und zwar in Anlehnung an„W. Stern, Die Psycho- logie der frühen Kindheit"- und mtt anschließenden Uebungen. Beginn: Dienstag, 9. Januar, abends 8 bis 9'/z Uhr. Ober- lehrerin T r e u g e wird über die pädagogischen Grundlagen der sozialen Kinderfürsorge sprechen. Beginn: Freitag, 12. Ja- nuar, abends von 8 bis 9 Uhr. Die Teilnehmergebühr be- trägt für jede der beiden achtstündigen Vorttagsreihen 3 M. Anmeldung schriftlich oder mündlich im Zenttalinstitut für Erziehung und Unterricht, Berlin W 85, Potsdamer Str . 120, von 11 bis 1 und 5 bis 6 Uhr.