Weiter schreibt der Militärkritiker deZ„Bund", daß der Krieg nicht mehr tauglich sei, die ihm zugrunde liegenden der- wickelten politischen Probleme zu lösen, da er die Komplika- tionen eher vermehren als vermindern werde und militärisch nachgerade Aufgaben stelle, die am Ende doch von keiner Mächtegruppe völlig gelöst werden könnten. Das Europa des 18. Jahrhunderts habe den Siebenjährigen Krieg besessen. Das des 20. Jahrhunderts möge daraus lernen, daß man ein ähnliches strategisches Problem schon nach 2� ��ren zur Ruhe legen sollte, um eine allgemeine Verständigung zu suchen.(T. U.)_ Frontverkürzung. Sofia , 17. Dezember. (T. U.) Infolge bei Vorrücken? der D o n a u a r m e e ist jetzt mit der D o b r u d s ch a f r o n t eine ge- rcrde Linie hergestellt worden. Durch das schnelle Vorrücken der bul- garischen Truppen sah sich Sacharow zum Rückzug gezwungen. Der linke Flügel der v. Armee gewinnt täglich Raum. Der Widerstand des Feindes nimmt in dem Maße ab, als unsere Truppen der Linie B r a i l a— B u z e u l sich nähern. Durch die Fortschritte auf diesem Frontabschnitt wird die ganze Front bedeutend verkürzt. Dieses Manöver ist von größter Wichtigkeit für die weiteren Er- eignisse. Der bulgarische Kriegsbericht. Verfolgung in der Tobrndscha.— Vorrücken nördlich der un- tcrcn Jalomita.— Tie Eiscnbahnbcute von Fctcsti. Sofia , 16. Dezember. Amtlicher Heeresbericht. Mazedonische Front: Vom PreSpasee bis zur Struma schwaches feindliches vereinzeltes Artilleriefeuer. Längs der Struma und in der Ebene von Serres Artillerrefeuer. An der Strumamündung Artillerietätigkeit und Patrouillenunterneh« «rungen. Rumänische Front: In der Dobrudscha verfolgen wir den Feind, der sich auf dem Rückzüge befindet. In der östlichen Walachei rücken unsere Divisionen in den Gegenden nördlich vom Unterlaufe der Jalomita vor. Im Bahnhof von Fetesti er- beuteten wir 116 und im Bahnhof von Tschulnitza 41 Eisenbahn- wagen, 4 Lokomotiven und außerdem 11 mit Petroleum beladene Eisenbahnwagen. Der türkische Kriegsbericht. Gefecht bei Fcllahie.— Ruffendesertion an der Kaukasusfront. Konftantinopcl, 16. Dezember. Amtlicher Heeresbericht. Im Süden unserer Stellung bei Fellahie schlugen wir starke Äavallerietruppen de? Feindes zurück und brachten durch unser Feuer in diesem Augenblick einen feindlichen Flieger zwischen den Reihen der Kavallerie zum Absturz. Gleichzeitig wurde ein Angriff feindlicher Infanterie erfolgreich zum Stehen gebracht. Wir mach- ten einige Gefangene. Kaukasusfront. Die Zahl der russischen Soldaten, die sich zu uns flüchten, nimmt täglich zu. Von den übrigen Fronten kein wichtige? Ereigni?. Der Stellvertretende LSmanische Oberbefehlshaber. • Mesopotamien . Amtlicher englischer Heeresbericht. Am 14. Dezember befestig- ten wir während des Tages energisch die am Vortage errungenen Vorteil«. Wir gingen längs der beiden Ufer deS Flus- feS nach Norden vor und stellten einen Vorposten südlich von K u t auf. weniger als% Meilen Horn Tigris entfernt.— In der Nacht voin 14. zum 15. Dezember griffen britische Flugzeuge Pon- tonbrücken auf dem Tigris an, die von den Türken stromaufwärts geschleppt wurden. Die Brücken wurden auSeinanderaerissen und zerstreut.
Die feinölichen Heeresberichte. Ter Kampf östlich der Maas . Französtscher Bericht vom 16. Dezember nachmittags. Auf dem rechten Maasufer unternahm der Feind im Laufe der Nacht keine Gegcnunternchmnng. Das Artillcriefeuer war auf unserer ganzen neuen Front lebhafter. Es bestätigt sich, daß die vier fran- zosischen Divisionen, die den Angriff zwischen Maas und Woevre gestern ausführten, mindestens fünf deutsche Divisionen geschlagen haben, von denen alle Regimenter in den Kampf verwickelt waren. Von allen diesen Regimentern wurden Gefangene gemacht. In der Gegend von Chauvoncourt gestattete uns ein Handstreich, Gefan gene zurückzubringen. Sonst war die Nacht überall ruhig. Bericht vom 16. Dezember abends. Auf dem rechten Ufer der Maas machten unsere Truppen beim Ausbau ihre? Erfolges Fortschritte im Walde von Caurieres und nahmen das Dorf Bezonvaux . Gestern abend wurde ein heftiger deutscher An- griff auf die Stellungen am Pfefferrücken durch unser Feuer glatt abgewiesen; wir bewahrten unsere Front unversehrt. Der Zustrom von Gefangenen dauert an, ibre Zahl übersteigt gegenwärtig 9606, darunter L50 Offiziere. Eine abschließende Zählung des in unsere Hände gefallenen Materials hat noch nicht gemacht werden können, immerhin hat man bis jetzt einundachtzig eroberte oder zerstörte Geschütze gezählt. Auf der übrigen Front das ge- wohnliche Geschützfeuer. Englischer Bericht vom 16. Dezember abends. General Haig meldet unbedeutende Kämpfe von der Front. Amtlicher englischer Heeresbericht aus Salo - niki vom 16. Dezember. An der Strumafront wiesen wir einen vereinzelten bulgarischen Angriff ab, der sich gegen eine kürzlich von uns eroberte Stellung richtete. Unsere Marine beschoß Schützengräben östlich von N e o ch o r i. Sonst nur Artillerie- tätigkcit. Die englische Admiralität meldet: Ein Geschwader von See- flugzeugen hat am 15. Dezember Razlovoi, 66 Kilometer öst- lich von Jstip, angegriffen; es wurden zahlreiche Bomben abge- warfen und viele Treffer beobachtet. Kampf an der Bahnstrecke Zloczow-Tarnopol. Russischer Bericht vom 15. Dezember. Westfront. In der Ge- gend von Z u b i l n o eröffnete der Feind südlich von dem Weiler Kiszelin zweimal Trommelfeuer und versuchte aus seinen Gräben vorzubrechen. Seine Versuche wurden jedesmal durch das Feuer unserer Gewehre, Maschinengewehre und Artillerie ange- halten. In der Gegend von Grabkovce bemerkten unsere Auf- klärer in der Nacht eine feindliche Kolonne vor ihren Drahtver- hauen. Nachdem sie den Feind mit Handgranaten beworfen hatten, zwangen die Aufklärer ihn, in seine Gräben zurückzuweichen. Gegen 5 Uhr nachmittags griff der Feind nach einem konzentrierten Geschützfeuer auf die Gegend von Batkup— Gehölz von Gukalowce sowie gegen den Abschnitt Karabowce— Meinowce einen Angriff vom Dorf Grabkowce ans beiden Seiten der Bahnstrecke Zloc- zow— T a r n o p o l. Er wurde aber von dem vereinigten Feuer unserer Infanterie und Artillerie empfangen und legt« sich auf dreihundert bis vierhundert Meter vor unseren Gräben nieder. Indessen gelang es dem Feinde in der Gegend von Mlonooce f?) in die Gräben einer unserer Kompagnien einzubrechen. Herbei- geeilte Reserven vertriebn den Gegner aber daraus. Unter dem Schutze der Dunkelheit und des Nebels griff der Feind zwei unserer
Feldwachen östlich von dem Dorfe Konchiuchow an und zwang eine von ihnen, sich auf die erste Grabenlinie zurückzuziehen. In dem Abschnitt einer anderen Feldwache legte sich der Feind vor den Drahtverhauen nieder. Gestern bestanden unsere Flugzeuge drei Luftkämpfe in den Gegenden von Zabjce, Nußce, Mlynovce. In allen drei Fällen zwangen sie den Feind, sich auf seine Stellungen zurückzuziehen. Der russische Heeresbericht vom 15. Dezember meldet von der rumänischen Front: Die rumänischen und die rufst- scheu Truppen ziehen sich in der Gegend von B u z« u unter dem Druck des Feindes zurück und decken sich durch Nachhuten. In Ver- bindung mit diesem Rückzug ziehen sich ebenfalls die Truppen zu- rück, die eine Stellung am Jalomitafluß innehatten. Die Unruhen in Portugal . Lissabon , 16. Dezember. Reutermeldung. Die Regierung hat vier geringe Aufstandsversuche in den Provinzen schnell unterdrückt, ohne daß ein Schuß abgefeuert wurde. Der Rädels- führer Machado Santos wurde verhaftet. Madrid , 17. Dezember. (Funkspruch des Vertreters des Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondcnz-Bureaus.) In Portugal sind revolutionäre Unruhen ausgebrochen, an denen sich auch ver- schieden? Truppenkörper beteiligten. Die Bewe- gung ist als Protest gegen die Absendung von Truppen auf den europäischen Kriegsschauplatz anzusehen. Infolge zeitweiliger Un- terbrechung der Verbindungen ist der Umfang der Unruhen vor- läufig nicht festzustellen. Spanische Blätter geben eine offizielle Erklärung der portugiesischen Regierung wieder, wonach die revo- lntionäre Bewegung unterdrückt, ihr Führer Machado dos Santos verhaftet sei und in Lissabon Ruhe herrsche. Die Lage in Portugal gilt jedoch als äußerst kritisch. Die Armee ist einer aktiven Beteiligung am Kriege abgeneigt.
Die Not um Saloniki. Tie„unglücklichen Fehler" Fourncts. > Die„Times" hofft, wie der„Frankfurter Zeitung " aus dem Haag gemeldet wird, daß die neuen Kriegskabinette von England und Frankreich die unglücklichen Fehler von Fournet nicht wiederholen werden. Weiter schreibt das Blatt, daß die Alliierten ihre ganze Aufmerksamkeit auf Mazedonien richten und sich dort nicht eher für sicher halten, bis das königstreue griechische Heer und feine deutschgesinnten Anführer nach Orten verbracht worden seien, wo sie keinen Einfluß auf die militärische Lage ausüben könnten.(T. U.)
Der Seekrieg. Versenkt. AuS London wird gemeldet: Der Kapitän des hol- ländischen Dampfers„Agamemnon ", der Ferro! anlief, meldete, daß er einen Petroleumdampfer passierte, der in Brand war. Lloyds meldet, daß die englische Bark„Holt Hill" (2398 Tonnen) gesunken ist. Das Segelschiff„C o n r a d" wurde versenkt._ politische Uebersicht. Die„Witterung" des„Vorwärts." Zahlreiche Blätter beschäftigen sich mit der Haltung, die der„Vorwärts" in den Tagen vor dem Friedensangebot der Mittelmächte eingenommen hat und schließen aus ihr, daß wir von den Absichten der Regierung früher 5benntnis gehabt hat- ten als die übrige Presse. Diese übereilte Schlußfolgerung macht sich auch die„Kölnische Volkszeitung" zu eigen, indem sie schreibt: „Die offiziöse Angabe, wonach der Reichskanzler Mitteilungen über die militärische Lage in Rumänien machen wolle, war inso- fern schwer verständlich, als über die günstige militärische Lage in Rumänien kaum etwas Neues, jedenfalls aber schwerlich ettvaS, das die Einberufung des Reichstages erfordert hätte, zu sagen war. Kein Wunder, daß alsbald die verschieden st en Ge- rächte umliefen, die aber naturgemäß von Rumänien aus- gingen und von dieser Grundlage aus zumeist die Neuregelung der Dinge dort und auf dem Balkan überhaupt im Auge hatten. Sie alle gingen fehl, irregeführt durch die Fassung der offiziösen Mitteilung. Auch der führenden Presse waren im Gegensatz zur bisherigen Uebung keinerlei An- deutungen über den eigentlichen Zweck der außergewöhnlichen ReichstagSsitzung gemacht worden; übrigens wäre sie, auch wenn sie etwas erfahren hätte, zu schweigen vevpflichtct gewesen. Wir sagten eben: für einen Teil der sozialdemokratischen Presse gab es kein Geheimnis und keine Geheimhaltung. Wir haben schon vor der Reichstagssitzung darauf hingewiesen, wie der„Vorwärts" von dem Reichskanzler ein neues Friedensangebot, förmlicher und feierlicher als bisher,„verlangte". Wickelte aber der„Vorwärts" seine gute„Witterung" noch in die Form einer eigenen Forde- rung ein, so verzichtete ein anderes sozialdemokratisches Blatt selbst auf diese Vcrbüllung, kündigte vielmehr gerade heraus an: der Reichskanzler wird ein offizielles Friedensangebot machen." Den Irrtum bezüglich bieses anderen Blattes, der Chem- nitzer„Volksstimme", haben wir bereits aufgeklärt. Was den „Vorwärts" betrifft, so müssen wir erklären, daß die Schluß- folgerungen der„Kölnischen Volkszeitung" und anderer bürgerlicher Blätter in einem Geiste gezogen werden, der nicht der unsere ist. Es ist richtig, daß wir schon am Tage nach dem � Fall von Bukarest ungefähr das gefordert haben, was dann am 12. Dezember zur Tat geworden ist. Aber seit wann wäre es die Art der sozialdemokratischen Presse, sich für bestimmte For- derungen erst dann zu erwärmen, wenn sie den Regierungs- stempel tragen? Die Forderung, die der„Vorwärts" am Tage nach dem Fall von Bukarest erhob, ergab sich ganz von selbst aus der Politik, die er in den letzten Monaten verfolgt hat. Zur selben Angelegenheit schreibt die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung": . In der Presse finden sich bei den Erörterungen über daS Friedensangebot Beschwerden darüber, daß die Negierung sich mit der sozialdemokratischen Partei und ihrer Presse früher als mit anderen Parteien in? Benehmen gesetzt hätte. Zum Beweise werden Aeußerungen sozialdemokratischer Blätter angeführt. Wir stell en fest, daß keine amtliche Stelle mit dies en Aeußerungen in Verbi ndung zu bringen i st. Ob eine Indiskretion vorliegt, wird geprüft. Die Regierung hat Wert darauf gelegt, die Parteien gleichmäßig und gleichzeitig zu unterrichten. Demgemäß ist verfahren worden. Alle anderen Annahmen sind unzutreffend." Wir sind in diesem Fall in der Lage, die Nichtigkeit der offiziösen Notiz bestätigen zu können mit dem Hinzufügen, daß uns von einer Indiskretion nichts bekannt ist. Dauernder Frieden oder Untergang. Im„Berliner Tageblatt" schreibt der Staatssekretär a. D. Dernburg: „Es klingt reichlich vermessen, in diesen Zeiten des grim- migsten Hasses und auf der Höhe des Völkcrgcmetzcls von einer
Wiederberständigung der Völler ga sprechen. Aber sie ist notwendig und unvermeidlich. Kommt kein Friede von Dauer, der nur auf Vertrauen basiert sein kann, so kommt un- ausbleiblich ein neuer Krieg, und dieser neue Krieg kann nur enden mit der wechselseitigen Vernichtung des zivilisierten Europa . Nicht Mannesmut und Mannesarm ist jetzt das Ausschlaggebende; leider ist es die Maschine. Noch zehn Jahre weiteren Nachdenkens der Menschheit über Leben und Eigentum vernichtende Maschinen wird beim heutigen Stand der Technik einen neuen Krieg zum Ende Europas machen. Ueberdies sind Kriegsziele, über die die ganze Welt(vielleicht mit Ausnahme von England) einig ist, nur aus dem Wege einer überstaatlichen Vereinigung, eines Staatenbundes, zu erreichen." So macht der Krieg viele zu Friedensfreunden. Aber nicht alle. Ein Gegenstück zu dem Staatssekretär bildet z. B. gleich der Admiral a. D. Graf B a u d i s s i n, der am gleichen Tage in der„Kreuzzeitung " erklärte, Teutschland würde in Zukunft nur ein lebender Leichnam sein, wenn nichts der Osten so gut wie der Westen„mit Geld, Land und Bodenschätzen herhalten" würde. Wäre es übrigens nicht vielleicht gut, aus solchen Herren einen Kriegsrat zu bilden? Dann könnten sie ver- suchen, einmal erst die realen Grundlagen zu schaffen, ohne die alle Annexionspläne doch nur überflüssiges Stamm- tischgerede bleiben._ Kaufvertragsauflösung als Vergeltungsmaßnahme. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 16. Dezember 1916 eine Verordnung erlassen, durch welche der Reichskanzler oder eine von ihm bezeichnete andere Stelle ermächtigt wird, aus Gründen der Vergeltung einen Vertrag, den ein Deutscher mit einem Angehörigen Englands, Italiens oder Frankreichs oder der Kolonien und auswärtigen Besitzungen dieser Staaten geschlossen hat. auf Antrag de? Deutschen für auf- gelöst zu erklären. Die AuflösungSerklärung wird zugelassen für Kaufverträge mit Ausnahme der Börsentermingeschäfte, ferner für Werkverträge, Seefracht- und Charterverträge. Ob der Vertrag vor oder nach dem Ausbruch des Kriege» geschlossen ist, begründet keinen Unterschied. Von einer Ausdehnung auf andere Verträge, insbesonder auf Miet- und Pachtverträge über unbewegliche Sachen sowie auf Anstellungsverträge ist vorläufig Abstand genommen. Die Auflösungserklärung kann entweder den ganzen Vertrag oder nur einen Teil betreffen. Bei einer Inanspruchnahme der Zentral- stelle wird eine angemessene mit den Werten des Gegenstandes steigende Gebühr erhoben werden. Die Vergeltungsmaßnahme richtet sich zunächst nur gegen England, Frankreich und Italien . Sie kann erforderlichenfalls durch Bekanntmachung des Reichs- kanzlerS aufanderefeindlicheStaatenfürauwend. bar erklärt werden._ Jugendfürsorge. Der preußische Kultusminister hatte aus Anlaß der bevorstehen- den Verhandlungen im preußischen Landtage die Regierungen und Provinzialschulkollegien angewiesen, Berichte einzufordern über die Fürsorge für eine ausreichende Ernährung und Erholung der Schul- linder. Wie ein Berliner Blatt hierzu mitteilt, ist man in den hier- für in Frage kommenden Kreisen bereits seit einiger Zeit mit der Sammlung und Sichtung des Materials beschäftigt. Weiter hat der Kultusminister von den zuständigen Stellen Be- richt darüber verlangt, ob und wieweit eS gelungen ist, unter der Schuljugend gute Sitte und Zucht aufrechtzuerhalten. Hierbei sind allgemeine und. soweit angängig, zahlenmäßige Angaben erwünscht über das Maß der Beteiligung der Volksschuljugend bei kriegSwirt- schaftlichen Arbeiten(Landwirtschaft, Sammlungen. Kriegsanleihe usw.). Sofern die Fälle der Ueberweisung von Schulkindern in die Fürsorgeerziehung sich vermehrt haben sollten, ist nach Möglichkeit auch festzustellen, ob die Ursache dafür in der Novelle vom 7. Just 1915 zum preußischen Fürsorgeerziehungsgesetz zu suchen ist, die«S er- möglicht, noch nicht verwahrloste, aber in der Gefahr der Verwahr- losung befindliche Kinder in Fürsorgeerziehung unterzubringen
Frauen als Gerichtsschrciber. Der„ReichSanzeiger" veröffent- licht eine Verordnung des Bundesrats über die Verwendung Weib- licher Hilfskräfte im Gerichtsschreibcrdienste. Danach kann die einstweilige Wahrnehmung von Amtsgeschäften der Gerichtsschreiber Frauen übertragen werden. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeit- Punkt des Außerkrafttretens. Rückgang der Einnahmen au » Eisenbahnen. Die sächsische Staatsbahn hatte im Jahre 1915 im ganzen 171.1 Millionen Mark Einnahmen und 173,3 Millionen Mark Ausgaben, so daß ein Fehlbetrag von 2,2 Millionen Mark vorhanden ist. Ein Siegestag der schweizerischen Sozialdemokratie. AuS der Schweiz wird uns geschrieben: Der 19. Dezember war für die schweizerische Sozialdemokratie ein wahrer Siegestag. Der beveits gemeldete Proporzsteg im Kanton Zürich ist in der Hauptsache der umfassenden und inten- siven«lgitationsarbeit unserer Genossen im ganzen Kanton herum zu verdanken. Seine große Bedeutung wird von der ganzen übri- gen Schweiz vollauf gewürdigt und als geradezu entscheidend für den Nationalratsproporz anerkannt. Von den 25 Kantonen haben nun 12 mit zirka 2 Millionen Eintvohnern den Proporz, da�u der Kanton Bern den freiwilligen Gemeindcproporz, der bereits in allen größeren Gemeinden, so Bern und Biel , eingeführt ist. In der Gemeinde Altstetten bei Zürich ist im Kampfe mit den Gegnern unser Genosse Schriftsetzer Dürr mit 546 gegen 450 Stimmen zum Gemeindepräsidenten gewählt worden. In den beiden Gemeinden Bolligen und Münster im Kanton Bern errangen unsere Genossen ebenfalls schöne Erfolge, in der ersten Gemeinde die Mehrheit im Gemeinderat mit drei Sozialdemokraten und zwei Bürgerlichen und in der anderen Gemeinde überhaupt zum ersten- mal die Mehrheit bei einer Wahß durch die eine Vertretung im Gemeinderat mit 258 gegen 235 Stimmen erobert wurde. Ein zweiter Genosse kommt mit 245 Stimmen in die Stichwahl. In der Stadt Bern eroberten unsere Genossen von den herrschenden Frei- sinnigen einen weiteren Sitz im Kantonsrat(Landtag) und endlich in der Stadt Schaffhausen drei weitere zu ihren bisherigen Sitzen im Großen Stadtrat(Stadtverordnetenversammilung). Ein sozialdemokratischer Siegessonntagl Gewerkschaftliches. Ter Streik der Liverpooler Kesselschmiede. Haag, 17. Dezember. Der„N. R. C." meldet au? London : Arbeitsminister Hodge gab in Liverpool eine Erklärung, in welcher gesagt wird, daß die Kesselmachcr am Montag die Arbeit wieder aufnehmen müßten und daß er nur dann bereit sei,«ine Abordnung der Kesselmachcr zu empfangen. Im anderen Falle würden gesetzliche Maßnahmen getroffen werden. Eine Versamm- lung wurde angesagt, in der die Arbeiterführer den Arbeitern an- raten werden, die Arbeit wieder aufzunehmen. Liverpool , 17. Dezember. (W. T. B.) Die Kesselschmied« haben eingewilligt, die Arbeit am Montag in vollem Umfange wieder auf- zunehmen.