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Nr. 350. 33. Jahrg.

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Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 21. Dezember 1916.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Lloyd George   und Briand   gegen den Frieden.

Lloyd Georges wahre Gründe. and fich unterwerfen soll, ehe Lloyd George   ans Verhandeln worden ist, und die Fragen, um die es geht, find die ſchwer­

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Und welches sind sachlich die Bedingungen, denen Deutsch  -[ die jemals unserem oder irgend einem anderen Lande auferlegt denkt? Vollständige Wiederherstellung( re- wiegendsten, die jemals mit einem Streit, in den die Menschheit Als die deutsche Regierung ihr Friedensangebot bekannt stitution), volle Genugtuung( reparation) und wirk- verwickelt war, verbunden waren. gab, erhob sich alsbald in den Blättern der äußersten Partei- fame Garantien". Die Verantwortlichkeiten der neuen Regierung sind durch die linken der Ruf: Die deutsche Note enthält keine konkreten Be- Nur die erste dieser drei Vedingungen deckt sich etwa mit Erklärung des deutschen   Reichskanzlers unerwartet betont worden. dingungen, deshalb bedeutet sie keinen Schritt vorwärts, des- dem, was die Arbeitsgemeinschaft von der deutschen   Regierung Der Erklärung des Kanzlers im Reichstage folgte eine Note, halb kann man von den feindlichen Regierungen kein sachliches forderte, nämlich, daß sie sich für einen Frieden ohne An- die uns Eingehen auf sie erwarten. Es wäre zu verwundern, wenn unsere Gegner sich dies darüber hinaus. Die Genugtuung" kann nur in der wurde. Die Antwort wird von der Regierung in voller Ueberein­negionen erklärte. Bedingung zwei und drei gehen weit durch die Vereinigten Staaten   ohne Kommentar übermittelt Argument nicht auch zunuze gemacht hätten. In den Reden Zahlung einer Kriegsentschädigung oder in Gebietsabtretungen Stimmung mit unseren tapferen Alliierten gegeben werden. Natür ihrer führenden Staatsmänner taucht es mehr als einmal auf. feitens Deutschlands   bestehen. Welches von beiden Lloyd licherweise hat ein Austausch der Ansichten stattgefunden, Aber je genauer man hinsieht, desto deutlicher erkennt man, George meint, sagt er nicht, es ist anzunehmen, beides. Und nicht über die Note, denn sie ist erst fürzlich eingetroffen, aber über daß der Mangel an detaillierten Friedensbedingungen nur der daß die wirksamen Garantien" in weit mehr als einem Ver- die Rede, welche der Note vorausging, und da die Note selbst im Vorwand für die Ablehnung des deutschen Friedens- sprechen Deutschlands bestehen sollen, das zeigt ja der oben Grunde genommen nur eine Wiedergabe oder doch wohl nur eine angebotes ist, während ihre inneren Gründe auf ganz zitierte Satz der Rede zur Genüge. Hier kann man nur denken Umschreibung jener Rede ist, ist auch der Gegenstand und die Art anderem Gebiete liegen. Wir bitten, die Rede, die Lloyd George   vor dem Unter- an Dinge wie Auslieferung der deutschen   Flotte, Beschränkung der Note selbst formell besprochen worden. Ich bin sehr erfreut, die Erklärung abgeben zu können, daß wir hause gehalten hat, nach unserem nachstehenden Bericht ein- der deutschen   Wehrmacht nach dem Belieben der Entente und so fort. mal genau zu studieren, nicht auf einzelne Redewendungen, ein jeder für sich und unabhängig von einander zu Das sind die Bedingungen, ohne deren vorherige An- gleichen Schlüssen gekommen sind. Es bereitet mir große sondern auf ihren Gesamt charakter hin. nahme Lloyd Georges nicht verhandeln will. Und alsdann fragen wir, Hat nun Freude, daß die erste Antwort von Frankreich   und Ist das die Sprache des aber irgend ein Mensch in der Arbeitsgemein- Rußland gegeben wurde, denn sie haben fraglos das Recht, Mannes, der verhandeln will, aber nicht kann, weil ihm die schaft, hat selbst der raditalste Spartakusmann die erste Antwort auf eine solche Einladung zu geben, da der Feind Gegenseite nicht die genügendeu fachlichen Unterlagen bietet? von der Regierung erwartet oder verlangt, daß sie vor die noch auf ihrem Boden steht und ihre Opfer größer sind. Diese Ant Onein. Lloyd George   stellt sich hin wie der Richter im Welt träte mit der Erklärung: Wir bitten um Frieden, ver- wort ist bereits veröffentlicht worden. Im Namen der Regierung Ornate, der einen armen Sünder andonnert:" Was, Er will mit mir verhandeln? Weiß Er nicht, daß ich zichten nicht nur ausdrücklich auf jede Annerion, sondern sind gebe ich ihr eine flare und endgültige Unter­auch bereit, unsere Gegner mit Geld und Gebiet zu entschä- stü tung. Sein Richter bin? Ich werde über Ihn eine Strafe digen sowie jede uns sonst auferlegte Strafe demütig und ge- schließlich oder ohne genügenden Grund Ein Mann oder ein Ring von Leuten, die auss berhängen nach meinem gerechten Ermessen. Wenn die Verlängerung Er damit einverstanden ist, sich meinem Urteil unter: horsam zu tragen?" eines schrecklichen Kampfes, wie der gegenwärtige ist, wünschten, Wer das nicht der deutschen   Regierung ansinnen will, würden wirft, dann ist es gut. Ein anderes Verhandeln der kann einen etwaigen Mißerfolg des deutschen   Friedens­kenne ich nicht!" Was der russische   Außenminister oangebots nach der Lloyd Georgeschen Rede nicht mehr ehr- auf ihrem Gewissen haben, das ein Ozean nicht abwaschen ein Verbrechen trowsky von der Vernichtung der Feinde gesagt licherweise auf den Mangel bestimmter Friedensbedingungen könnte. Auf der anderen Seite ist es ebenso wahr, daß ein Mann hat, das wiederholt Lloyd George  , nur mit etwas anderen oder eines ausdrücklichen Verzichts auf Annerionen zurückführen. oder ein Ring von Leuten, die aus Müdigkeit oder Verzweiflung Worten. Mit selbstgefälliger Gerechtigkeit hält er Deutschland   Lloyd George   fagt flar und deutlich, daß ihm selbst ein den Kampf aufgeben wollten, ohne das höchste Ziel, um deffentwillen das bekannte Register der angeblichen Greuel- und Schandtaten solcher Schritt nicht genügt hätte, um auch nur in Ver­vor, um mit pathetischer Entrüstung auszurufen: Sollen alle handlungen einzutreten. jenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu Lande und zur See erledigt werden durch einige fromme Redensarten über die Menschlichkeit? Soll es teine Buße dafür geben? Wir müssen Entschädigung für die bedauerlichen Gewalttätig.

feiten erzwingen."

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Erzwingen das klingt nicht, als ob man Verständi. gung in Verhandlungen sucht; das ist das brutale Vertrauen auf die Kraft der Waffen. Eine andere Stelle unterstreicht den Gedanken.

Die Alliierten zogen in diesen Krieg, um Europa   gegen die Angriffe der deutschen   Militärherrschaft zu verteidigen, und da sie einmal damit angefangen haben, müssen sie dabei beharren, da es ihr einziges Ziel ist, die wirksamsten Bürgschaften gegen die Möglichkeit zu erlangen, daß jene Kaste jemals wieder den Frieden Europas   stört.

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nicht eine Hintertür. Deshalb erklärt er am Schluß seiner Freilich, Lloyd George   wäre kein Diplomat, ließe er sich Rede, obwohl es die logiſche Folgerung alles Gesagten wäre, nicht etwa rund und nett: wir lehnen ab", sondern biegt die flare Spize in den verschwommenen Satz um

wir hineingingen, erreicht zu haben, sich der folgenschwersten tannten Worte anführen, die Abraham Lincoln   unter ähn­jemals ein Staatsmann begangen hat. Ich möchte hier die be Feigheit( wörtlich poltroonery) schuldig machen würden, die lichen Umständen sprach: Wir haben diesen Krieg für

ein Biel aufgenommen,

für ein Weltziel,

,, Wir wollen deshalb warten, bis wir hören, welche Be­dingungen und Bürgschaften die deutsche Regierung bietet." und der Krieg wird enden, wenn dies Ziel erreicht Das scheint hinzudenten auf die angekündigte offizielle ist. Ich hoffe, daß er niemals enden wird, bis dies geschehen ist. Antwortnote der Entente. Nach dieser Wendung Ist es wahrscheinlich, daß wir diese Ziele erreichen, indem wir die ist zu erwarten, daß die offizielle Note der Entente sich wieder Einladung des deutschen   Kanzlers annehmen? Welches sind an den Vorwand der nicht formulierten Friedensbedingungen die Vorschläge? Es gibt feine. In eine Konferenz auf die Einladung Deutschlands   hin einzutreten, das sich selbst' als Klammert. siegreich erklärt, und ohne Kenntnis der Vorschläge, die Deutsch­ land   machen will, würde bedeuten, daß wir unsere Köpfe in eine Schlinge stecken, deren Seilende in Deutschlands   Händen sich befindet.

Freilich, Lloyd Georges französischer Ministerkollege Briand  , der nach seiner ersten vorsichtigen Aeußerung zum Friedensangebot bedeutend couragierter" geworden ist, hat im Senat erklärt:

er.

Heißt das: Nennt nur euere Bedingungen, dann werden wir schon verhandeln?!. Das bedeutet, wenn Worte einen Sinn haben, klipp und klar: Erst auf den Trümmern Die Antwort, die morgen auf das Friedensangebot erteilt Wir sind in solchen Dingen nicht ganz ohne Erfahrung. Es ist der deutschen   Wehrmacht schließt die Entente Frieden, werden wird, wird würdig unserer tapferen Sol nicht das erstemal, daß wir gegen einen mächtigen daten und würdig der Alliierten sein. Militärdespotismus gekämpft haben, der Europa   über­Und damit steht es nur im Einklang, wenn Lloyd George   am Schluße seiner Rede verlangt, daß Deutschland  , weil es den Aber auch das besagt nichts Positives über den Inhalt, schattete, und es würde nicht das erstemal sein, daß wir dabei Wir können anderen Staaten( unter diesen nennt Lloyd George   auch wenn auch Briand   vorher den deutschen   Friedensvorschlag balfen, einen Militärdespotismus zu stürzen. Italien  !) den Krieg aufgezwungen habe, wegen eines Ver- nach einander ein plumpes Manöver", eine Falle", einen an einen der größten dieser Despoten erinnern. Wenn es ihm bei gehens gegen das allgemeine Völkerrecht gestraft werde"," Schrei der Schwäche", ja sogar eine- ,, Kriegshandlung" der Ausführung seiner nichtswürdigen Pläne zweckmäßig er­schien, war es ein beliebtes Mittel von ihm, in der wenn er weiter Bürgschaften verlangt aber Bürgschaften genannt hat. Gewöhnlich Man wird sogar als ziemlich sicher annehmen können, Maste des Friedensengels zu erscheinen. anderer Art und sicherer als jene, die so leichtfertig ge­er unter solchen Umständen, wenn er für einige brochen wurden." Das bedeutet: Mit Deutschland  , das die daß die Ententemächte nicht die politische Dummheit begehen, schien zu assimilieren oder seine Verträge bricht, schließen wir keinen Vertrag mehr, sondern ihre Ablehnung des deutschen   Friedensangebots offiziell Beit seine Eroberungen sich holen uns unsere materiellen Bürgschaften selber mit der Kraft damit zu begründen, daß sie keine Lust zum Verhandeln Truppen für neue Eroberungen zu reorganisieren wünschte oder unserer Waffen, wir legen ihm die Strafe auf wie der Richter hätten, daß sie Deutschland   bestrafen, den preußischen Mili- wenn seine Untertanen Zeichen der Ermüdung und Teilnahmslosig tarismus vernichten wollen uff. dem Angeklagten. feit gaben. Der Appell wurde stets im Namen der Aber der deutlichste Beweis, daß alles Gerede von den Aber wenn sich die Antwortnote darauf berufen wird, Menschlichkeit unternommen. Er verlangte ein Ende des fehlenden Bedingungen des deutschen   Friedensangebots nur daß die deutsche Note teine Bedingungen enthalte, so wissen Blutvergießens, über das er sich entsetzt stellte, während er doch Finte ist, liegt in der Stelle, in der Lloyd George   seine wir jetzt nach Lloyd Georges Rede genau, daß dies eben nur selbst in der Hauptsache dafür verantwortlich war. Unsere Vor eigenen Bedingungen formuliert. Er leitet diese ein Vorwand ist. Der wirkliche Grund der Ablehnung fahren wurden einmal überlistet, und sie selbst und Europa   hatten Formulierung mit den Sägen ein: Er benutzte die gewonnene Zeit, um seine ist der, daß Deutschland   überhaupt verhandeln wollte, statt fich es bitter zu bereuen. Wir meinen, daß wir, che wir eine solche Einladung günstig bedingungslos zu unterwerfen. Dafür bleibt Lloyd Georges Truppen für einen tödlicheren Angriff auf die Freiheit Europas   als in Erwägung ziehen können, wissen müssen, daß Deutschland   bereit Rede unanfechtbarer Beweis, mag die Note der Entente lauten je zuvor au reorganisieren. Beispiele dieser Art lassen uns diese Note mit einem erheblichen ist, den einzigen Bedingungen zuzustimmen, unter denen wie sie will. Frieden in Europa   erlangt und erhalten werden kann. Maß von in der Erinnerung begründeter Beunruhigung betrachten. Wir meinen, daß wir, ehe wir eine solche Einladung günstig in Erwägung ziehen können, wissen müssen, daß Deutsch­ land   bereit ist, den

Lloyd Georges Erklärung.

einzigen Bedingungen zuzustimmen, unter denen Frieden in Europa   erlangt und erhalten werden kann. Diese Bedingungen find wiederholt von allen führenden Staatsmännern der Aliierten mit geteilt worden. Auch Asquith   hatte sie wiederholt bekanntgegeben.

Also nur wenn Deutschland   von vornherein die englischen Bedingungen schluckt, will Lloyd George   gnädigst mit uns verhandeln. Aber ist denn das noch überhaupt Verhandeln? London  , 19. Dezember. Reuter meldet über die Rede Lloyd Wir meinen, wenn eine Partei sich der anderen von vorn- Georges im Unterhause ausführlich: Aloyd George sagte, er erscheine herein bedingungslos unterwirft, daß dies das Gegenteil vor dem Hause von Verhandlungen darstellt. Lloyd Georges Haltung mit der furchtbarsten Verantwortung beladen, gegenüber Deutschland   ist genau die gleiche, als wenn die die auf die Schultern eines Lebenden fallen könne, als oberster Rat­Unternehmer mit dem Herr- im- Hause"-Standpunkt zu den geber der Krone in dem gewaltigsten Kriege, in den das Land jemals streifenden Arbeitern sagen: Die einzige Bedingung, über verwidelt worden sei, einem Kriege, von dessen Verlauf das Schicksal die wir verhandeln, ist die bedingungslose Wieder- des Landes abhänge. Es ist der größte Krieg, fagte der Premier- Es ist wichtig, daß in dieser Sache, die Leben und Tod für Millionen aufnahme der Arbeit." minister, der jemals geführt worden ist, seine Last ist die schwerste, bedeutet, kein Irrtum entsteht. Er wolle diese Bedingungen deshalb