Einzelbild herunterladen
 

Nr. 352. 33. Jahrg.

Abonnements- Bedingungen: abonnements. Breis brånumerando Bierteljährl 8,90 Mr., monatl. 1,30 M wöchentlich 30 Bfg. fret ins Haus. Einzelne Nummer 5 Big. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost. Abonnement: 1,30 Mart pro Monat Eingetragen in die Post- Zeitungs. Breisliste. Unter Areuzband für Deutschland und Desterreich. Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland Mark pro Monat. Vostabonnements nehmen an Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Luxemburg , Bortugal, Rumänien , Schweden und die Schweiz

Ericheint täglia.

NOSW

"

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. geile oder deren Raum 60 Pfg., für bolitische und gewertschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erfte Wort 10 Pig., jedes weitere Bort 5 Bfg. Worte über 15 Buch. staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ijt bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplat, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 23. Dezember 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.

Wilfons Weihnachtsbotschaft.

Friedensnote an die kriegführenden Mächte.

Der Friede marschiert.

Amerikas Gründe sind nach dieser Darstellung folgende:| bringen. Der Präsident hofft, daß die Kaiserlich Deutsche Regierung Englands Bedrohung durch den U- Boot- Krieg werde immer es in Erwägung ziehen werde, als eine Anregung, die stärker, eine Katastrophe drohe einzutreten, und diese wolle in freundschaftlichster Gesinnung

Der Präsident hat sich schon lange mit dem Gedanken getragen, den Vorschlag, den ich Weisung habe zu übermitteln, zu machen. Er macht ihn im gegenwärtigen Augenblicke nicht ohne eine gewisse Ver­legenheit, weil es jetzt den Anschein erweden fönnte, als sei er an­geregt von dem Wunsche, im Zusammenhang mit dem jüngsten Vorschlag der Zentralmächte

Als die deutsche Regierung vor zehn Tagen den großen Amerika verhindern, einmal aus allgemeiner Sympathie mit gemacht ist, und zwar nicht nur von einem Freunde, sondern zugleich Schritt des Friedensangebotes tat, da drängte sich als erste dem blutsverwandten Vetter jenseits des Ozeans, sodann, von dem Vertreter einer neutralen Nation, deren Interessen durch Gefühlskundgebung einem Blatt des alldeutschen Kreises, der weil es England als Rückendeckung gegen Japan brauche. den Krieg ernstlichst in Mitleidenschaft gezogen worden sind und deren Post", der Ausruf über die Lippen: Jett fähe man, wie Ferner hätten die amerikanischen Striegsgewinne ihren Höhe Interesse an einer baldigen Beendigung des Krieges sich daraus er­überflüssig die Einmischung" der Neutralen sei. yunft überschritten, so daß Amerika tein materielles Interesse gibt, daß sie offenkundig genötigt wäre, Bestimmungen über den best­Wir haben diese Brüstierung sofort als unangebracht mehr an der Fortsetzung des Krieges habe, ja es leide direkt möglichen Schuß ihrer Interessen zu treffen, falls der Krieg fort­zurückgewiesen. Die Friedensnote, die jetzt vom Präsidenten unter ihm infolge des entzogenen Absages von Baumwolle dauern sollte. Wilson ausgeht, rechtfertigt unsere Haltung. Wir sind ganz und der mangelnden Einfuhr von Kali, welche die amerikanische und gar nicht geneigt, sie mit Hinsicht auf das schon vor- Landwirtschaft zu ruinieren drohe. liegende und von der Entente noch nicht beantwortete deutsche Fangen wir mit dem letzten an. Daß den Vereinigten Friedensangebot für einen überflüssigen und nachklappenden Staaten auch wirtschaftliche Nachteile durch den Krieg entstehen, Aft zu halten; im Gegenteil, wir begrüßen fie als leugnen wir nicht. Wir gestehen sogar zu, daß dies ein einen zweiten positiven Schritt auf der Bahn zum Frieden. Hauptgrund für Wilsons Friedensinitiative sein mag. Un­Denn es ist klar, daß für die Herbeiführung des Friedens erfindlich aber ist uns, warum sich hieraus für Amerika die auf keinen Fall zuviel geschehen kann. Der Krieg in seiner Notwendigkeit eines gegen Deutschland gerichteten jezigen Gestalt gleicht einem mit höchster Sprengladung ab- Friedens ergeben soll. Was hat das Ende des Krieges, in geschossenen Projektil, das unaufhaltsam seine Bahn dahinrast. diefem Licht gesehen, mit dem Sieg der einen oder Selbst die stärksten Hindernisse müssen gegenüber dem grauen- anderen Partei zu tun? haften Selbstbeharrungsvermögen der Zerstörungskraft schwach Was die angeblich jest so geringen Striegsgewinne an­und unzuverlässig erscheinen, aber jedes neue Hindernis betrifft, so genügt wohl die eine Feststellung, daß als erste schwächt die Kraft der Granate, und wenn daher Versuch auf Folge der Wilsonschen Friedensnote aus Amerika un Versuch zur Herbeiführung des Friedens folgt, so muß doch gebeure Kursstürze in Rüstungswerten, eine einmal der Punkt eintreten, in dem die Vernichtungsgewalt völlige Panit der Börse gemeldet wird. Selbst die Kreuz­der Kriegsfurie gebrochen ist. Der Präsident regt an, daß baldigst Gelegen­Zeitung", die doch bei den Alldeutschen steht, gibt zu, daß heit genommen werde, von allen jest frien Dabei wollen wir die Aussichten und Stärke der Wilson- der Friedensschluß die amerikanische Rüstungsindustrie schmerz führenben Staaten ihre Ansichten über die Bebin­schen Note nicht überschäßen. Das deutsche Angebot ging lich treffen würde. weiter, es strebte direkt die Einleitung von Verhandlungen an. Bleibt also von der ganzen alldeutschen Argumentation gungen zu erfahren, unter denen der Krieg zum Wilson ist sehr vorsichtig, er schlägt teinen Frieden die Errettung Englands aus stammesverwandter Sympathie Abschluß gebracht werden könnte und über die Vor­bor, er bietet nicht einmal seine Vermittlung, an, sondern vor einer schrecklichen Katastrophe. Um hierran festzuhalten, fehrungen, die gegen die Wiederholung des Krieges oder die Ents er sondiert lediglich, wie nahe der Frieden sein möge. braucht man vor allen Dingen den Glauben an einen bei fachung irgendeines ähnlichen Konflikts in der Zukunft zufrieden­Zu diesem Zweck regt er eine Vergleichung der Ansichten über Fortführung des Krieges bevorstehenden völligen Ruin Eng- stellende Bürgschaft leisten könnten, so daß sich die Möglichkeit die Bedingungen des Friedens an, die den endgültigen lands. Dieser Glaube fehlt uns. So wenig wir biete, fie offen zu vergleichen. Dem Präsidenten ist die Wahl Friedensabmachungen vorausgehen müsse. eine Niederwerfung der Zentralmächte durch die Entente für der zur Erreichung dieses Bieles geeigneten Mittel gleich. Er if

"

.

eine Rolle zu spielen. Tatsächlich ist der ursprüngliche Gedanke des Präsidenten in keiner Weise auf diese Schritte zurückzuführen, und der Präsident hätte mit seinem Vorschlag gewartet, bis diese Vor­schläge unabhängig davon beantwortet worden wären, wenn seine Anregung nicht auch die Frage des Friedens beträfe, die am besten im Zusammenhang mit anderen dahinzielenden Vorschlägen erörtert wird. Der Präsident bittet nur, daß seine Anregung allein nach ihrem eigenen Werte und so beurteilt werde, als wäre sie unter

anderen Verhältnissen gemacht worden.

gerne bereit, zur Erreichung dieses Swedes in jeder annehmbaren Weise seinerseits dienlich zu sein oder sogar die Initiative zu er­greifen; er wünscht jedoch nicht, die Art und Weise und die Mittel zu bestimmen. Jeder Weg wird ihm genehm sein, wenn nur das große Ziel, das er im Auge hat, erreicht wird.

Der Präsident nimmt sich die Freiheit, darauf hinzuweisen, daß

Das ist gewiß nicht viel, aber es fann eine sehr wert- möglich halten, so sehr halten wir es andererseits mit dem volle Ergänzung des deutschen Friedensangebotes werden. Worte Scheidemanns, daß nur ein Narr an solche Beendigung Unsere Gegner berufen sich darauf( wir halten das allerdings des Krieges glauben könne, bei der die eine Mächtegruppe der nur für einen Vorwand), daß Deutschland seine Be- anderen ihren Willen diktiert. dingungen nicht klar genug formuliert habe. Wenn Freilich gibt es ja bei uns noch solche Leute. Falls der aber die englischen Staatsmänner fortgesetzt behaupten, daß Zeitungsbericht zutrifft, wonach der Altdeutsche Ver­Englands Bedingungen bekannt seien, so trifft sie der Vor- band auf seiner Tagung in Stuttgart Calais und Marbie Ziele, die die Staatsmänner beider kriegführenden Parteien in wurf der Unklarheit in doppeltem Maße. Die Aeußerungen des seille als deutsche Kriegsziele proflamiert diesem Kriege im Auge haben, dem Wesen nach die gleichen deutschen Reichskanzlers, der die Existenz und die Entwicde- hat( warum nicht gleich Paris und London ?), so muß man sind; sie haben sie ja in allgemeinen Worten ihren eigenen Völkern lungsfreiheit Deutschlands gesichert wissen will, tragen jeden- allerdings bei einzelnen Leuten mit einer Geistesverfassung und der Welt kundgegeben. Beide Parteien wünschen für die Zukunft falls einen defensiven Grundcharakter. Aber wie ist es rechnen, welche für einen Politiker die allerschädlichste ist. Wir die Rechte und Freiheiten schwacher Völker und kleiner mit der Wiederherstellung", Genugtuung" und den Ga- fehen wohl, daß England durch den Strieg bei weitem größere Staaten ebenso gegen Unterdrückung oder Berneinung gesichert zu rantien" Lloyd Georges, namentlich wenn man diese Worte Schwierigkeiten erwachsen, als es selber in seinem Voranschlag sehen, wie die Rechte und Freiheiten der großen und mächtigen im Lichte Briandscher und Trepowscher Stom- eingefekt haben mag. Aber daraus auf einen baldigen Zu- Staaten, die jest Krieg führen. Jeder wünscht sich neben allen anderen mentare betrachtet, wenn man die französische Forderung sammenbruch zu schließen, halten wir für ebenso fehlerhaft Nationen und Völkern in Zukunft gesichert zu sehen gegen die auf Elsaß- Lothringen , die russische auf Stonstantinopel, Posen, wie das Gebaren jener feindlichen Politiker, die seit Jahr Wiederholung eines Krieges wie des gegenwärtigen sowie gegen An­Westpreußen usf. im Gedächtnis hat?! und Tag aus unseren Schwierigkeiten den deutschen Zusammen- griffe und eigennüßige Störungen jeder Art. Jeder glaubt der Bil­dung weiterer gegnerischer Vereinigungen, die unter wachsendem Arg­Wilson drückt die Ueberzeugung aus, daß die Ziele, bruch prophezeien. welche beide friegführenden Parteien im Auge hätten, mit- Vergessen wir eins nicht: Wie die alldeutschen Blätter wohn ein unsicheres Gleichgewicht der Mächte herbeiführen würde, einander in höherem Maße im Einklang ständen, als gemein- bei uns, so tobt heute in England die deutschfeindliche Hez- mit Mißtrauen entgegenschen zu sollen. Aber jeder ist bereit, die Bil­hin angenommen wurde, daß der Gegensatz nicht unüber- presse über Wilson. Die Alldeutschen sagen uns:" Das ist dung einer brückbar sei. Soweit Deutschland in Frage kommt, darf er ein englisches Manöver", und die englische Heizpresse schreibt: das tun. Hat doch der deutsche Reichskanzler erklärt, daß die" Das deutsche Toben über Wilson ist nichts als eine Finte". eigenen Rechte und begründeten Ansprüche der Zentralmächte wir aber sagen: Beide dienen nicht dem Frieden. ,, in feinem Widerspruch zu den Rechten der Wilsons Note aber dient ihm. Sie ist auf alle Fälle eine anderen Nationen stehen". Wie weit Lloyd George neue und wichtige Garantie dafür, daß das Verhandeln über von seinen Genugtuungen und Garantien dasselbe sagen kann, den Frieden nicht mehr aufhören kann, daß es an Intensität wissen wir nicht. Wir sind jedenfalls überzeugt, daß Herrn und Bedeutung ständig gewinnen muß, daß die Friedensfrage Wilsons Ermittlungen feineswegs zum Nachtetl Deutschlands eine immer tonkretere Gestalt anzunehmen ausschlagen werden. beginnt.

"

Aber eben deshalb stößt der Wilsonsche Vermittlungs- In Wilsons Note steht ein hoffnungsvolles Wort: Der versuch auf den leidenschaftlichen Widerstand aller derer, die Frieden ist vielleicht näher, als wir glauben." Möchte noch immer für ein aggressives Kriegsziel Deutschlands ringen. es wahr sein! Jedenfalls ist der Frieden heute mehr als Die Freitag- Abendausgabe der Blätter, die uns seit Jahr eine unbestimmte und vage Hoffnung. Einmal muß er und Tag die Lehre vom englischen Hauptfeind" und der werden. Heute aber sehen wir schon, wie er wird! Notwendigkeit realer Garantien" im Westen predigen, bringt zum Wilsonschen Verhandlungsvorschlag eigentlich nur einen einzigen Artikel, und es ist interessant, die Gedankengänge Georg Bernhards in der Vossischen Zeitung" fast mit den­selben Worten von Heinrich Rippler in der Täglichen Rund­ schau " wiederholt zu finden.

Der Wortlaut der Note.

Der amerikanische Geschäftsträger J. C. Grew hat am Was erfahren wir da? Wilsons Friedensnote ist ein 21. Dezember abends dem Staatssekretär des Auswärtigen hinterlistiger Streich, ein diplomatisches Ränkespiel"( Bern - Amts im Auftrage des Präsidenten der Vereinigten Staaten hard), ein Versuch, das harmlos- ehrliche Deutschland zu über- von Amerika eine Note überreicht, die in deutscher Ueber­listen und zu übertölpeln. England, so erfahren wir, steht am feßung wie folgt lautet: Rande des Abgrunds, Lloyd Georges starke Worte sind nur Berlin , den 21. Dezember 1916. Maskerade, ebenso die heftige Ablehnung Wilsons durch die Eurer Erzellenz beehre ich mich mitzuteilen, daß der Präsident englische Presse. Amerifas Schritt ist von England herbei- der Vereinigten Staaten mir Weisung gegeben hat, durch Vermittlung gesehnt, wenn nicht herbeigerufen worden, um es in letter Gurer Exzellenz bei der Kaiserlich Deutschen Regierung ein Ver­Stunde vor der Zerschmetterung durch Deutschland zu retten. fahren mit Bezug auf den gegenwärtigen Krieg in Anregung zu

Liga von Nationen.

in Erwägung zu ziehen, die den Frieden und die Gerechtigkeit in der

ganzen Welt gewährleistet. Ehe jedoch diefer letzte Schritt getan werden kann, hält jede Partei es für notwendig, zunächst die mit dem gegenwärtigen Krieg verknüpften Fragen unter Bedingungen zu lösen, die die Unabhängigkeit, die territoriale Integrität sowie die politische und wirtschaftliche Freiheit der an dem Kriege beteiligten Nationen sicherlich gewährleisten.

Das Volk und die Regierung der Vereinigten Staaten haben an den Maßnahmen, die in der Zukunft den Frieden der Welt sicherstellen sollen, ein ebenso dringendes und unmittel= bares Interesse, wie die jest im Kriege befindlichen Regie­rungen. Ihr Interesse an den Maßnahmen, die ergriffen werden sollen, um die kleineren und schwächeren Völker der Welt vor den Gefahren der Zufügung eines Unrechtes und der Vergewaltigung zu schüßen, ist ebenso lebhaft und brennend, wie das irgendeines anderen Volkes oder einer anderen Regierung. Das amerikanische Bolt und die Regierung sind bereit, ja, sie sehnen sich danach, nach Beendigung des Krieges bei der Erreichung dieses Zieles mit allem ihnen zu Gebote stehenden Einfluß und Mitteln mitzuwirken. Aber der Krieg mußerst beendet sein. Die Vereinigten Staaten müssen es sich versagen, die Bedingungen vorzuschlagen, auf Grund deren der Krieg beendigt werden foll Aber der Präsident sieht es als sein Recht und als seine Pflicht an. das Interesse der Vereinigten Staaten an der Beendigung des Krieges barzutun, damit es nicht einst zu spät ist, die große Ziele, die sich nach Beendigung des Krieges auftun, zu er reichen, damit nicht die Lage der neutralen Staaten, die jest schon äußerst schwer zu ertragen ist, ganz unerträglich wird und damit