Nr. 353. 33. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 24. Desember 1916.
untergebracht sein, und hierzu kommen noch die von der Re- selbst in die Hand genommen hat, in letter Zeit die Tonne
Warum sollte Frankreich Frieden gierung für ihre Rechnung im Auslande aufgenommenen anterikaniſchen Weizens durchweg mit 400 bis 420 Frank be
Herr Aristide Briand , der einst für Generalstreifs schwärmende hyperrevolutionäre Sozialist und jezige Ministerpräsident Frankreichs , hat in der französischen Senatssigung das Friedensangebot der Mittelmächte abgelehnt. Wer die Bedingungen fennt, unter denen Briand vorläufig noch als Diktator das französische Staatsruder lenkt, und zugleich in Betracht zieht, in welche politische und vor allem wirtschaft. Liche Abhängigkeit Frankreich im Laufe des Krieges von England geraten ist, den kann die Stellungnahme Briands kaum twundern. Solche Antwort war von vornherein zu erwarten, ist doch Frankreich mehr und mehr zu einem Bajallenstaate Englands geworden, der nur noch in nebensächlichen Dingen eine gewisse politische Selbständigkeit besißt, in allem für den Krieg entscheidenden Fragen aber dem Diftum der englischen Regierung untersteht.
Wie dennoch gerade die französische Regierung dazu kommt, gleich der russischen von vornherein das Friedens. angebot abzulehnen und durch den Mund Briands verkünden zu lassen, daß Frankreich noch völlig aufrecht" dasteht, wäre unbegreiflich, handelte es ſich nicht bei den heutigen Machthabern Frankreichs um ihr eigenes Wohl und Wehe, um die eigene 3ufunft. Sie wissen nur zu wohl, daß, wenn sie heute nach all den von ihnen bis in die letzte Beit erivedten Hoffnungen, Erwartungen und Siegesträumen offen erklären, Frankreich sähe sich leider gezwungen, jede Hand zu ergreifen, die ihm einen einigermaßen annehmbaren Frieden bietet, sie vor der öffentlichen Meinung als Gaukler daständen und für alle Zukunft ihre politische tolle ausgespielt hättenfalls nicht vielleicht die erregte Volkswut noch tveit härter mit ihnen umspringt. Es ist also ein Kampf um das eigene Ich, den die Briand, Viviani und Genossen führen, ein Sichwehren gegen eine dunkle Zukunft.
Politische Uebersicht.
Jetzt ist's raus!
Handelskredite von ungefähr 850 Millionen Frank, so daß zahlen, während der von ihr festgesette Großhandelshöchstpreis sich die schwebende, ungedeckte Schuld ohne nur 30 und 31 Frank pro Doppelzentner beträgt. Sie verliert die Bankvorschüsse auf ungefähr 21 milliar- also an jeder Tonne ungefähr 100 Franf. den Frankbeläuft. Recht begreiflich, daß das amerika - Wenn trok solcher Wirtschaftslage Herr Briand sich hinnische Federal Reserve Board sich veranlaßt gefühlt hat, die stellt, von einem aufrechtstehenden Frankreich spricht und das Banken der nordamerikanischen Union zu warnen, weiterhin Friedensangebot von oben herab abweist, so zeugt das entgrößere flüssige Sapitalien in fremden Staatsschuldwerten, weder von einer Frivolität, die rücksichtslos das Landesinterbesonders in Schatzwechseln, anzulegen. esse dem eigenen Machtdünkel aufopfert, oder von einer unbeDazu kommen ferner die ungeheuer angeschwollenen greiflichen Selbsttäuschung. Gerade Frankreich hat bei der Schulden vieler Gemeinden, die unbezahlten einheimischen Fortsetzung des Krieges am meisten zu verlieren, denn die Striegslieferungen und vor allem die enormen Milliarden. Folge weiterer Zertrümmerung seiner Wirtschaftskraft fann beträge, die der Wiederaufbau der verwüsteten Gegenden nach nur sein, daß es völlig zu einem Vasallenstaat Englands dem Kriege erfordern wird. Und meist sind die industriell herabjinkt. entwickeltsten, reichsten Departements von deutschen Truppen besetzt, lieferten diese besetzten Gebiete doch z. B. vor dem Kriege ungefähr 68 Prozent der ganzen französischen Kohlenproduktion, 90 Prozent der Eisenerzförderung, über 80 Prozent der Roheisen- und 70 Prozent der Rohstahlerzeugung Frankreichs , so daß heute dieses Land auf enorme Zufuhren der genannten Artikel aus dem Auslande angewiesen ist und Scheidemann zum Vertrauensmann des Reichskanzlers in der Friedensfrage zu stempeln, ist durch die gestern von doch nie aus der Kalamität herauskommt. uns veröffentlichte Erklärung Scheidemanns zu Wasser geworden. Derweil aber haben die Alldeutschen eine noch mehr Vertrauensmann- des Präsidenten Wilson! Aufsehen erregende Entdeckung gemacht: Scheidemann ist der Ernst Reventlow schreibt in der Deutschen Tageszeitung": Wilson nimmt, wie wir gestern feststellten, als selbstverständliche Grundlage für etwaige Verhandlungen an:„ die nabhängigkeit, die territoriale Integrität, sowie die politische und wirtschaftliche Freiheit der an dem Kriege beteiligten Nationen sicher zu gewährleisten". Beiläufig bemerkt find, abgesehen von den Worten sicher zu gewährleisten", diese Wendungen genau die gleichen wie die der Kriegsziele Herrn Scheidemanns und in weiterer Folge der sozialdemokratischen Partei. Diese Fernwirkung ist vielleicht schon nicht mehr erstaunlich, aber auch deshalb um so bemerkenswerter.
Vor allem fehlt es an Kohle. Die Eigenproduktion Frankreichs wird für das laufende Jahr auf ungefähr 12 Mil häkt. Der strieg hat aber den Bedarf derart gesteigert, daß lionen Zonnen, ein Fünftel des normalen Verbrauchs, gelionen Tonnen, ein Fünftel des normalen Verbrauchs, ge70 bis 75 Millionen Tonnen nötig sind. Da die Zufuhr aus Deutschland und Belgien unterbunden ist, sieht sich Frankreich fast ausschließlich auf den Bezug aus England angewiesen. Die englische Regierung hatte die Lieferung von 2 Millionen Tonnen pro Monat zugesagt, doch erfolgt diese so langsam und unregelmäßig, daß fortgejezt starke Störungen der industriellen Betriebe und des Bahnwesens eintreten. Und welche Preise muß dafür Frankreich an England zahlen! Das Durafoursche Gesez jetzt für den Import einen Mittelpreis von 60 Frank pro Tonne fest; dafür sind jedoch nirgends englische Kohlen in den französischen Hafenstädten zu haben. Frank= reich muß 80Frank und mehrzahlen. Im Pariser Kleinhandel aber fosten englische Steinkohlen durchweg 18 Frank pro Doppelzentner.
Das Bemühen der Alldeutschen, den Genossen
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Furchtbarer wird sich der Krieg erheben als je zuvor! Jegt gilts Kampf bis zum Sieg, rücksichtslosen Kampf, besonders gegen unseren Todfeind England. Jest gilts schonungslose Einschung aller, aber auch aller Kampfmittel, zu Lande und zu Wasser, in der Luft und unter der See. Jegt gilt es Verbannug aller edlen Eräume von europäischen Friedensbünden bis zu den Zeiten, in denen der Vernichtungswille unserer Feinde gebrochen ist.
Wir hegen nunmehr die ernste Befürchtung, daß, wenn Und doch müßte seine traurige Wirtschaftslage, die nun auch noch der Papst einen Friedensvermittlungsdrohende völlige Verwüstung seiner reichten Departements, versuch machen sollte, Scheidemann alsdann zum Vertrauensmann des Papst es gestempelt werden wird. die Aufreibung seiner männlichen Jugend, die für das ohne hin in seiner Bevölkerungsvermehrung immer mehr hinter Ebenso schlimm wie mit den Finanzen steht es mit der Die Niederkämpfer Englands. Sen anderen europäischen Großstaaten zurückbleibende Land Handelslage. Frankreich ist zwar nicht in gleichem Maße vom Der Volksausschuß für rasche Niederkämpfung Englands" noch weit mehr ins Gewicht fällt, als für die anderen frieg- Weltmarkt abgeschnitten wie Deutschland , aber während die in München erscheint wieder auf dem Plan! Er verbreitet führenden Staaten, gerade Frankreich dazu bestimmen, jede französische Handelsausfuhr immer weiter zurückgeht, steigt einen Aufruf an die deutschen Volksgenossen", aus dem diese Möglichkeit eines halbwegs günstigen Friedensschlusses zu er- die Einfuhr in solchem Maße, daß Frankreich jet in erfahren, daß unser Friedensangebot von den Feinden abge greifen. Seine Finanzlage ist in Anbetracht der Tatsache, daß iedem Monat eine Unterbilang von mehr als lehnt worden ist.( An amtlichen Stellen und anderswo ist Rußland zwar fapitalistisch schwächer ist, aber in seinem einer Milliarde Frank an das Ausland zu diese Tatsache bis heute noch nicht bekannt.) Aber der Engweiten Gebiet ungleich größere Naturreichtümer birgt, fast ahlen hat. Für die ersten zehn Monate 1916( 1. Januar land vernichtende Volksausschuß weiß noch mehr. Er weiß. noch trauriger als die des Barenreichs. Nach dem jüngst von bis 31. Oktober) hat die Einfuhr( worin noch gewisse Importe daß dieses Friedensangebot zwar nicht unser erstes war, aber Herrn Raoul Péret , dem Berichterstatter der französischen für Kriegszwecke nicht enthalten sind) 8340 Millionen Frank es wird nach der Art der Aufnahme bei den Feinden unBudgetfommission, gegebenen Finanzbericht beläuft sich mit betragen, die Ausfuhr nur 2859 Millionen Frank. Diesen bedingt unser legtes sein". Und was nun? Einschluß der für das erste Quartal 1917 angeforderten Berechnungen liegen aber die Normalwarenwerte von 1914 Summen( der Krieg kostet Frankreich jetzt fast täglich 95 Mil. zugrunde, stellt man die von der Generalzollverwaltung erFionen Frank) der Gesamtbetrag aller bisheri- inittelten Durchschnittspreise ein, ergibt sich eine Einfuhrgen Kriegsfredite auf 72 Milliarden, gesumme von 15 846 Millionen Frank, eine Ausfuhrsumme von nauer 72671 Millionen Frant. In dieser Summe 4288 Millionen Frank. Frankreich hatte also in find die Vorschüsse an verbündete Staaten, die ungefähr 3870 den ersten zehn Monaten des laufenden Millionen Mart betragen dürften, noch nicht mitinbe- Jahres 11558 Millionen Frant mehr für ergriffen. Da bisher nur ein kleiner Teil dieser Kriegs- haltene Waren an das Ausland zu zahlen, al schulden durch neue Steuern, Abgaben usw. hereingebracht aufordern. Zudem kommt in Betracht, daß nach den Anwerden konnte, erhöhen sich die Ausgaben des französischen gaben des Generalzollamts die Ausfuhrwaren durchschnittlich Budgets allein durch die Zinslast für die bisher aufgenom- nur um zirka 50 Prozent, die Einfuhrwaren hingegen um menen neuen Schuldbeträge um jährlich 2512 Millionen 90 Prozent im Werte gestiegen sind, Frankreich also seine melden. Frank. Dabei kommt in Betracht, daß nur ungefähr ein Einfuhr mit ungeheuren Preisen bezahlen muß. Drittel dieser Schuldsumme durch Kriegsanleihen aufgebracht Und trotz dieser enormen Einfuhr steht es um die Lebensworden ist; die anderen zwei Drittel sind größtenteils durch mittelversorgung in Frankreich recht mißlich. Nach den jüngst Ausgabe von Nationalberteidigungs- Bons und Obliga- vom Journal offiziell" veröffentlichten Ernteschäßungen be tionen, durch Ausgabe von Schatzwechseln, durch Bankvor- trägt beispielsweise der diesjährige Beizenertrag( Roggen schüsse, durch Inanspruchnahme in- und ausländischer Han- tommt für Frankreich als Brotgetreide nicht in Betracht) nur delskredite usw. beschafft. 5,84 Millionen Zonnen, in früheren guten Erntejahren über 9 Millionen, so daß Frankreich , wenn man den Mehrbedarf für Kriegszivede mit in Rechnung stellt, ungefähr 3 bis 4 Millionen Tonnen Weizen hinzukaufen muß. Nun mußte aber die französische Regierung, die die Weizenbeschaffung
Wie hoch sich die Summe der Schabwechsel beläuft, gibt Péret nicht an, doch läßt sie sich ungefähr nach dem Binsbetrag berechnen. Danach müssen in Frankreich selbst mindestens für 13 Milliarden Frank, im Auslande für 7 Milliarden Frank
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die Auto
Bukarest, im Dezember. Auf der Straße von Schloß Buftea nach Bukarest . Wo die Automobile des Prinzen Stirbey hin und her sausten mobile der rumänischen Generalstabsoffiziere, die eine Zeitlang in Buftea ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten und zuletzt die Automobile, die die flüchtende Königin vom Schloß in der Stadt hinaus aufs Land brachten. Bukarest ist vor einigen Stunden gefallen. Einfahrt in Bukarest . In langer Reihe kommen die Batterien uns entgegen, die die Festung beschießen sollten, als sie schon feine Festung mehr war. So nahe der ersehnten Stadt enttäuscht trotten die Fahrer jekt müde in thren langen Schafspelzen neben den Pferden wieder rückwärts. Uns Glückliche aber, tausendmal Glückliche, reißt der Wagen vorwärts. Durch die weite starre Gbene mit ihren dürftigen Hütten mit ihren Herden
tverpen
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und Sümpfen, aus denen die quirligste Stadt Europas plötzlich und unorganischeine fünstliche Treibhauspflanze emporschießt. Links von uns wird noch gekämpft. Unsere Batterien geben Rollsalven ab. Das Auto zwitschert aufgeregt und gierig durch die füßen. Man schließt die Augen. Der 6. Dezember. AntWarschau Belgrad und jetzt Bukarest . Es ist 5 Uhr. Jetzt weiß es die Heimat, jest läuten die Glocken an der Niederelbe. Jetzt schwirrt es durch die Drähte um Verdun und Peronnes. Jetzt läuft es in den Gräben der Champagne weiter. Bukarest gefallen. Der kleine Wagen rattert durch den Abend. Zwischen toten Pferden und verlassenen Hütten. Das Herz wird weit. Wir fahren dur chdie große Weltgeschichte.
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Wir nehmen als selbstverständlich an, daß bei der„ Einfetzung aller, aber auch aller Kampfesmittel" mit in Betracht gezogen ist, daß sich sämtliche Mitglieder des ,, Volksausschusses für rasche Niederkämpfung Englands" zur Front
Eine Mahnung Batockis an die Landwirte. Herr von Batocfi verbreitet durch die Korrespondenz des Kriegsernährungsamts einen Artikel über Fleischerzeugung, der namentlich bezwedt, die Landwirte von der Verfütterung der Lebensmittel zurüdzuhalten, die für die menschliche Ernährung gebraucht werden. Es heißt in ihm unter anderem:
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Nicht nur„ wer Brotgetreide verfüttert, verfündigt sich aut Baterlande", wie es seit zwei Jahren in den Blättern steht, sondern heute gilt: wer gesunde Kartoffeln oder Getreide oder Hülsenfrüchte oder sonstige Erzeugnisse irgendwelcher Art, die er nach den Bestimmungen abzuliefern hat, verfüttert, versündigt Ab und zu eine klägliche Laterne. Aus den elenden Bauern- play. Rechts cin niedriges Palais mit zwei cifernen Toren. An häusern, die noch nicht Vorstadt, aber auch nicht Dorf mehr sind, dem linken Tore unsere Grenadiere zwei verdreckte graue treten scheue Gestalten hervor und verschwinden. Die Gleise einer Bickelhaubengestalten. Im Schlosse oben brennt ein gelbes Licht. Straßenbahn erscheinen halb unter Wasser, halb im Dreck be- Da sist ein simpler Oberleutnant für diese Nacht als Herr der aber doch anheimelnde Spuren europäischen Lebens graben Riesenstadt. nach diesen nomadenhaften prähistorischen letzten Wochen in der Walachei. Plötzlich steht in einer Weiche dunkel und verlassen ein gelber Straßenbahnwagen. Jetzt sind wir in der Stadt. Die ersten blauen Laternen beginnnen. Etwas Niederdrückendes geht von ihrem gedämpften furchtsamen Lichte aus. Rechts das Schienengewier des Nordbahnhofs. Auch er im Halbdunkel. Aber freudig gleitet ein kurzer Blick an den schwarzen Reihen der erbeuteten Wagen entlang. Nun laufen die ersten unserer Soldaten über die Straße, rauchend, Arm in Arm. Die ersten erleuchteten Kneipen tauchen auf. Durch die offenen Türen sieht man Frauen und Männer um einen Soldaten stehen, der mit den Händen großspurig in der Luft fuchtelt. Langsam fahren wir in das Innere der Stadt ein. Zwei Knaben springen hurtig in den das Innere der Stadt ein. Wagen. Deutsche Bengels mit schwarz- weiß- roten Schleifen. Schulze stellt sich der eine vor. Sie halten unsere Hände fest und wollen uns mit nach Hause schleppen. Dabei reden sie große Töne von Gefängnis und Internierung.
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Die beiden Grenadiere erzählen von dem Einzug. Sie fragen Blumen am Helm und am Rock. Sie erzählen von dem Jubel den niemand von ihnen beder Menschen, als sie einrückten greifen konnte, bis sie merkten, daß die Leute alle deutsch sprachen. An einer Ede traf um 12 Uhr mittags ein deutscher Musko seine Frau, die hier in Bukarest interniert war. Sie flog an seinen Hals und marschierte neben ihm auf dem Schloßplab ein.
Die beiden Posten stehen und sagen das, als ob es gar nichts wäre. Als ob sie an irgend einem gleichgültigen Orte Mitted europas Wache hielten. Und dabei stehen sie an einer Stelle, aur der die Blicke der ganzen Welt jetzt ruhen. Und ihre beiden grauen Figuren sind auf immer verbunden mit dieser geschichtlichen Nacht. Und ihre Söhne noch werden erzählen von dieser Stunde und von diesem Eisengitter, und daß ihre beiden Alten mit dabei waren, damals, als jener große Krieg die ostpreußischen Grenadiere hinunter in die Walachei warf.
Plötzlich stehen wir in einem großen Hotel. Richtgeblendet. Durch die blauen Lichterreihen fahren wir in die Strada Vor eleganten Kellnern. Ein Direktor verbeugt sich. Unsere dreckCrivitiei ein. Blauerleuchtete Pferdebahnen raffeln uns ent- bespritzten Rucksäde werden vorsichtig auf den roten Plüsch gelegt. gegen. Die Kutscher schlagen auf die kleinen Gäule ein, als ob Im Vorraum siten elegante Damen in Belzen auf nackten Schulsie Gile hätten, dabei sitt kein Mensch im Wagen. Wir biegen in tern, mit Schminke und Diamanten. Beleibte, weiche junge Herren die Calea Victoriei. Das Asphaltpflaster beginnt. Gine rekeln sich im Ledersessel und sehen blasiert auf unseren Fahrer, enge Straße mit niedrigen Häusern und mittelmäßigen Geschäf- der sich die Hände an der Heizung wärmt. An der Wand neben Gin bleicher Feuerschein am Horizont wird größer, töter. ten. Jit dies das weltberühmte Zentrum dieser Stadt? Ein dem Spiegel flebt der Teste rumänische Heeresbericht. Die letzten „ Die Blaugasfabrik," sagt der Fahrer. Ueber den Bahnstrang Mittelding zwischen dem Hamburger Steindamm und der Franken . Anordnungen des Polizeigewaltigen Mustaza bliden drohend auf stillos unansehnlich bon Bloeschti hüpfen die Räder. Vorbei an der Station Chtilla, straße in Smyrna. Klein so ist der uns nieder.„ War schon ein Deutscher vor uns hier?"„ Nein," die vor wenigen Stunden erst den Maschinengewehren unserer Anfang. Aber vielleicht nein, sicher müßten hier Menschen sagt der Direktor mit wienerischem Akzent. Gr führt uns in Ostpreußen erlag. Rechts die dunkle niedere Silhouette eines gehen. Es ist alles leer. Nur zwei braune Polizisten mit kurzen Zimmer, die wie Schlöffer anmuten wo Wasser fließt und beberlassenen Forts. Ueber die Gürtelbahn hinweg sausen wir in Holzknüppeln wandern über einen großen Platz, der rechts ein bagliche Wärme die kaltgefrorenen Glieder durchrieselt. Vom das stolze Werk des alten Brialmont hinein, das sich jahrzehnte- paar grüne Bäume trägt. Und an einigen erleuchteten Fenstern, Fenster sehe ich hinab auf die Callea Victoriei. Zwischen den lang in den Büchern blähte, aber in der Stunde der Gefahr ab- die ihr blaues Schuppapier heruntergerissen haben, zeigen sich ab blauen Lichtern wandert ein junger Offizier, der seine Hände in montiert wurde wie eine Blechrüstung aus der Villendiele eines und zu neugierige Köpfe. die Manteltaschen wühlt und ein Liedchen vor sich hinpfeift. Das Kommerzienrats. Nationaltheater drüben liegt dunkel und trauernd da. In den Bfüßen spiegelt sich das trübselige Laternenlicht. Weit im Nordwesten der Stadt grollen unsere Batterien.
Durch die dicken Rauchwolken der brennenden Blaugasfabrik, die rußig schwarz über die Straße nach Westen ziehen, stoßen wir zwischen die ersten Häuserreihen. Es ist ganz dunkel geworden.
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Einen Augenblick ergreift uns ein Gefühl von Enttäuschung. Wie Gleichgültigkeit gegenüber diesen glatten toten Steinhaufen. wie eine fleine Sehnsucht nach da draußen, wo unsere Fahrer im Stroh bei Buftea liegen. Aber dann kommt plötzlich der Schloß
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Dr. Adolph Köster, Kriegsberichterstatter.