Nr. 356. 33. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 29. Dezember 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
10220 Gefangene bei Rimnicul.
Die Durchbrüche in der Walachei Vordringen über beide Durchbruchsstellen hinaus Fortschritte bei Macin Kämpfe in den Waldkarpathen und am Oitoz- und Putna- Tal.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, 28. Dezember 1916.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplak.
Einzelne Abschnitte der flandrischen Front and des Somme - Bogens lagen zeitweilig unter starkem Feuer.
Die Tätigkeit der Luftstreitkräfte war sehr rege. Der Gegner verlor im Luftkampf und durch Abwehrfeuer 8 Flugzeuge.
Deftlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
An mehreren Stellen der Front wies unsere Grabenbesagung Vorstöße raffischer Streifabteilungen ab.
Front des Generaloberst Erzherzog
Jofeph. Erzherzog
An der Ludowa in den Waldkarpathen vertrieben deutsche Jäger starke Patrouillen der Ruffen im Handsgranatentampf.
Mestecanesci- Abschnitt mehrfach lebhaftes Geschütfener. In den Bergen am Ditoz- und Putna- Tal hat sich die Kampftätigkeit erhöht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madensen.
Der 27. Dezember brachte der 9. Armee des Generals der Infanterie von Falkenhayn den vollen Sieg in der Schlacht bei Rimnicul Sarat über die zur Verteidigung Rumäniens herbeigeführten Russen.
Der am 26. Dezember geworfene Feind suchte durch Gegenstöße starker Massen den verlorenen Boden zurückzugewinnen. Die Angriffe scheiterten. Preußische und bayerische Infanterie- Divisionen stießen dem zurückflutenden Feinde nach, überrannten seine in der Nacht neu angelegten Stellungen und drangen über Rimnicul Sarat hinaus vor.
Gleichzeitig durchbrachen weiter südöstlich deutsche und österreichisch- ungarische Truppen die stark verschanzten Linien der Russen, wehrten auch hier heftige gegen die Flanke geführte Gegenangriffe ab und kamen kämpfend in nordöftlicher Richtung vorwärts.
Wieder erlitt der Gegner bei seiner Niederlage schwere blutige Verluste. An Gefangenen wurden gestern 3000 Mann, an Beute 22 Maschinengewehre eingebracht. Die Zahl der von der 9. Armee in den Kämpfen bei Rimnicul Sarat gemachten Gefangenen beträgt im ganzen 10 220 Ruffen.
B
Bei der Donau Armee fanden gestern nur Teiltämpfe statt.
In der Dobrudscha gelang es bulgarischen und 08manischen Truppen, die Russen aus befestigten Höhenstellungen öftlich von Macin zu werfen.
Mazedonische Front.
Nordöstlich des Dojran- Sees griffen nach starker Fenervorbereitung mehrere englische Kompagnien die bulgarischen Vorposten vergeblich an.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 28. Dezember abends.( W.T.B.) An der Westfront nur auf dem linken Maas - Ufer gesteigerte Gefechtstätigkeit.
Jm Osten keine besonderen Ereignisse.
In Verfolgung der Ruffen hat die 9. Armee Boden gewonnen.
Der österreichische Bericht.
Bien, 28. Dezember 1916.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplat. Seeresgruppe bes Generalfeldmarschalls v. Madensen.
Die verbündeten Streitkräfte des Generals von Falkenhayn haben den Ruffen bei Romnicul Sarat eine schwere Niederlage bereitet. Der Feind versuchte gestern noch einmal südwestlich und südöstlich der Stadt standzuhalten; er unternahm mehrere Maffenstöße, um sich Luft zu schaffen. Seine Linien wurden an mehreren Stellen durchbrochen; der Feind wich. Die Verfolgung drang über Romnicul Sarat hinaus. Auch auf den Höhen nordwestlich der eroberten Stadt gingen die Russen vor den Bajonetten österreichisch ungarischer und deutscher Truppen zurüd. Es wurden gestern 3000, seit Beginn der Schlacht über 10 000 Gefangene eingebracht.
Heeresfront des Generalobert Erzherzog Joseph.
Bei Soos- Mezö und im Gebirge südöstlich davon ist der Kampf in stärkerem Anwachsen. Unsere Flieger schossen in diesem Grenzraume zwei feindliche Farmans ab und zwangen zwei andere feindliche Kampfflieger zur Notlandung. Auf unseren Stellungen im Mefticanesti- Abschnitt lag russisches Geschützfeuer. Heeresfront des Generalfeldmarschalls Bring Leopold von Bayern .
Nichts Neues.
Italienischer und Südöstlicher Kriegsschauplas. Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter bes Chefs bes Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Sieg und Frieden.
Eine wissenschaftliche Beleuchtung bon Richard Gädke.
An die Schicksalsfrage, ob wir imstande seien, einen Sieg über unsere der Zahl nach so überlegenen Gegner zu erfechten, haben sich umfangreiche und zum Teil erregte Erörterungen geknüpft. Wie gewöhnlich fonnte man zu einer Einigung schon darum nicht gelangen, weil die Standpunkte, von denen die Streitenden ausgingen, von vornherein zu abweichende waren. Es ist klar, daß die Antwort ganz anders sein wird, je nach dem Begriff, den man mit dem Worte " Sieg" verbindet. Die gleichen Worte einer Sprache gewinnen ja in verschiedenen Hirnen und auf verschiedenen Bungen ganz ungleiche Bedeutungen; sind sie doch nur Symbole für die Begriffe, die der Sprechende mit ihnen verbindet. Man muß sich also zunächst über den Begriff einigen, sich über die Tragweite dessen verständigen, was man unter einem Siege" zu verstehen hat oder seinerseits verstehen will:
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Ursprünglich wird es von dem Ausgange eines rein förperlichen Kampfes verstanden. In diesem Sinne hat man einen Sieg offenbar erst dann errungen, wenn man den Gegner getötet oder gefesselt, mindestens aber wenn er sich durch die schnellste Flucht dem weiteren Kampfe entzogen hat. Es ist klar, daß schon in diesem nächsten Sinne die Trag weite des Sieges eine sehr verschiedene sein wird. Ist der Gegner tot, dann ist der Streitfall überhaupt erledigt; ist er gefesselt, so ist er entwaffnet und muß sich allen meinen Bedingungen fügen; ich mag ihn töten, ihn verknechten oder ihm leichtere Strafen auferlegen. Ist er aber geflohen, so ist die Sache nur beiläufig beigelegt. Er mag bei günstigerer Ge
Die Entente und der Friedensvorschlag. legenheit, vielleicht verstärkt durch einen Freund, wieder
Der Ton der Antwort.
kommen und den Kampf von neuem beginnen. Einen Sieg hatte ich trotzdem in jedem Falle errungen. Man sieht ohne Mühe, welche Fülle von Abstufungen sich unter dem Worte Sieg" verbergen kann.
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London , 28. Dezember. Reutermeldung. Daily Telegraph " erfährt, daß die Antwort der Alliierten auf die deutsche Note in Paris verfaßt und von allen beteiligten Wenn schon der Sieg in der Schlacht keineswegs immer, Regierungen gebilligt worden ist. Wilson werde wahr- ja in Wirklichkeit nur in seltenen Fällen, ein völliges scheinlich den Text bald befizen und ihn den Mittelmächten über- Niederkämpfen des Gegners bedeutet, wenn man es in mitteln fönnen. Sowohl die kriegführenden als die neutralen Staaten manchen Fällen bereits als einen Sieg ansehen darf, sich nur würden dann erkennen, daß keine Hoffnung bestehe, die behauptet zu haben( z. B. in der Sommeschlacht), so liegt die Alliierten jemals bestimmen zu zu können, auf die Sache noch viel verwickelter dort, wo es sich um den Ausgang Möglichkeit ihres Sieges zu verzichten zugunsten eines ganzen Krieges handelt. eines Friedens, der, solange die deutsche Militärmacht bestehe, nur ein deutscher Frieden sein könne.
Ich darf mich ausnahmsweise einmal auf den größten militärischen Denker Deutschlands , auf Clausewit, beDas Blatt sagt, die Antwort sei sehr ausführlich und lege deutlich rufen, der gegenwärtig leider so oft gemißbraucht wird, um dar, wofür die Alliierten kämpften, und daß sie, um der von Deutsch - den Mangel eigener Gedanken zu verdecken. Aber in diesem land aufgerichteten Gewaltherrschaft ein Ende zu machen, Be- Falle kommt es mir darauf an, mein eigenes Ansehen durch dingungen stellen werden, die von den alten papier das größere von Clausewitz zu verstärken, der das Wesen des nen Garantien durchaus verschieden seien. Es wäre Krieges mit zwingender Logik dargestellt hat. ein Irrtum, anzunehmen, daß der Aufschub in der Erteilung der Er bestimmt ihn zunächst als einen Aft der Gewalt" Antwort durch das Zögern einer Regierung veranlaßt worden sei. und fügt hinzu, daß es an sich in deren Anwendung keine Mau habe Zeit gebraucht, damit sich die zehn verbündeten Regierungen Grenzen gibt. Solange ich den Gegner nicht niedergeworfen ins Einvernehmen sehen konnten. habe, muß ich fürchten, daß er mich niederwirft." In der Theorie muß diese Wechselwirkung zum äußersten führen. Aber alsbald fügt er hinzu, daß die Wirklichkeit diese theoretische Folgerung erheblich modifiziere. Der Mensch mit seiner unvollkommenen Organisation bleibt immer hinter der Linie des absolut besten zurück, und so werden diese von beiden Seiten in Wirksamkeit tretenden Mängel ein ermäßigendes Prinzip."" Die Wahrscheinlichkeiten des wirklichen ,, Times" schreibt: Die Rückgabe der befesten Gebiete Lebens treten an die Stelle des äußersten und absoluten der und Entschädigung sind Bedingungen, die nicht nur dem Begriffe." Friedensschluß, sondern allen vorläufigen Erörterungen über den Frieden voransgehen müssen.
,, Morning Post" schreibt: Die Eiligkeit und der Inhalt der deutschen Antwort beweisen, daß Deutschland die Note Wilsons als ein Instrument betrachtet, das bestimmt ist, seinen Intereffen zu dienen. Deutschland ergreift die Gelegenheit mit der Gier eines Ertrinkenden. Die Alliierten haben sich nicht den Augenblick ausgesucht, den Krieg zu beginnen, aber sie werden den Augenblick wählen, wo man den Frieden macht.
In diesem Zusammenhange fällt dann auch das berühmte Wort:„ Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln." Freilich muß sich dieser politische Zweck der Natur des Mittels fügen und kann dadurch seinerseits wieder verändert werden.
Die französische Regierung verhindert internationale Arbeiter- Zusammenkünfte. Aber die politische Natur des Krieges be
Kopenhagen, 27. Dezember. ( W. T. B.) Dem Chef des wirkt es doch, daß sein abstrakter Zweck das Wehrlosmachen Blattes Socialdemokraten", Folkethingsabgeordneten Borgs- des Gegners" keineswegs die notwendige Vorbedingung zum bjerg, Frau Nina Bang und Karl Madsen , die als Ver- Frieden ist"." Es gibt eine zahllose Menge von Friedenstreter der dänischen Sozialdemokratie anschlüssen, die erfolgt sind, ehe einer der beiden Teile als wehrlos angesehen werden konnte." Das„ Niederwerfen des dem Kongreß der französischen Fachverbände Gegners" würde besonders dann ein unnüßes Spiel der teilnehmen sollten, sind laut Socialdemokraten" von der Vorstellungen" sein, wenn dieser bedeutend mächtiger iſt. französischen Regierung die Pässe verweigert worden. Die Geschichte der menschlichen Kriege erhärtet diese AufAls die englische Regierung im Sommer vorigen Jahres fassung auf jedem ihrer Blätter und verstärkt sie noch dahin, englischen Sozialisten die Auslandspässe verweigerte, wurde daß ein Niederkämpfen des Gegners" derart, daß er sie deswegen im Parlament zur Rede gestellt und fertigte sich schlechthin jeder vom Gegner gestellten Bedingung zu dann die Anfrage mit einer kurzen Antwort ab, die nicht fügen hat, nur in den seltensten Ausnahmefällen stattgefunden mehr als eine Bestätigung des Geschehenen war. Was hat. Solche Fälle waren etwa der Siegeszug Alexanders des Asquith damals wagen konnte, wird Briand sich heute ver- Großen gegen Persien oder die Niederwerfung Karthagos im mutlich vertneifen müssen. In Frankreich und zur Stunde dritten Punischen Kriege durch die Römer. In diesen beiden liegen manche Dinge anders. Fällen war die Ueberlegenheit des Siegers über den Be