in dem unzählM©inselfragen zu erledigen find, einen Lexikonband ausfüllen. Es kann sich also bei der Mit- teilung der Friedensbedingungen an den Präsidenten Wilson nicht um die plötzliche Ausschüttung eines unendlichen Para- graphcnwustes. sondern nur um ein fortgesetztes Frage- und Antwortspiel handeln, bei dem auch manche Frage gestellt werden mag. auf die es eine endgültige Antwort überhaupt noch nicht gibt. Man kann es vielleicht als eine Frage der diplomatischen Technik betrachten, inwieweit' dabei von den Befragten eine gewisse Reserve beobachtet und ihr eigenes Verhalten von dem der Gegner abhängig gemacht werden kann. Aber eine grundsätzliche Ablehnung jeder Ant° wort an Wilson kann aus keinen Fall in Be- f rächt kommen. Durch eine solche Ablehnung würden üch die Mittelmächte in direkten Gegensatz zu ihrem Friedens- angebet vom 12. Dezember begeben wie zur deutschen Note uom 27. Dezember, in der gesagt wird, daß die deutsche Re- gierung die„hochherzige Anregung" Wilsons in sreundschast- licher Gesinnung ausgenommen hat. Daß diese freundschaftliche Gesinnung keine bloße Redensart ist, zeigt der Empfang des amerikanischen Bot- ichasters, Herrn Gerard, am vorigen Sonnabend, bei dem in später Stunde auch nach der Staatssekretär des Auswärtigen. Herr Zimmermann, erschien, um das Vorhandensein freundschaftlicher und vertrauen s- o o I l e r Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika zu bestätigen. Vertrauensvolle Beziehungen kann man aber nicht dadurch sestigeu, daß mau ein faktisches Mißtrauen be- tätigt: hochherzige Anregungen kann man nicht entip reckend würdigen, indem man sie ignoriert: freundschaftliche Gefühle kann man nicht zum Ausdruck bringen, indem man aus Fragen, die im Interesse der Wiederherstellung des Friedens gestellt werden, grundsätzlich die Antwort verweigert. Darum hegen wir die feste Zuversicht, daß die Bemühun- gen Wilsons zur Wiederherstellung des Friedens von deut- scher Seite jede Förderung erhalten werden, die mit der Ab- ficht, einen Frieden der Verständigung auch wirklich SU erreichen, vereinbar ist. Es wird vielleicht nicht alles so schnell gehen, wie wir wünschen würden, aber es m u ß gehen, und die stärksten Hindernisse werden sicher nicht auf der Seite der Mittelmächte, sondern vielmehr aus der ihrer Gegner zu überwinden sein. Ein Erfolg der amerikanischen Friedensbestrebungen ist um so eher zu erwarten, wenn auch die Gegner sich bereit- zeigen* sich mit Wilson in eine Unterhaltung über ihre kon° treten Iriedensziele einzulassen. Die französischen Sozialisten fordern seit langem die V e r ö s f e n t l i ch u n g der Kriegsziele der Entente. Sie könnten, ohne diese grundsätzliche Forderung auszugeben, der Sache des Friedens einen wesentlichen Dienst erweisen, wenn sie auch die Enteuteregierungen dazu veranlassen könnten, wenigstens mit Wilsom über ihr Friedensprograiuiu zu verhandeln. Tann wäre für die Regierungen der Mittelmächte auch der letzte Grund oder Schein von Grund, sich anders zu verhalten, fortgefallen. Die Antwort der Entente auf die Friedensnote Wilsons ist noch nicht erfolgt, sie dürste aber in diesem Augenblick schon abgeschlossen vorliegen. Man darf gespannt sei.n, ob sich in ihr eine Spur srcmzösisch-sozialistischan Einflusses zeigen wird. Wer die Veröffentlichung der Friedensbedin- aungen wünscht, kann selbstverständlich auch nichts dagegen baben. daß sie einer neutralen Mach� unter der Hand mit- geteilt werden. Tie deutsche Regierung hat sich in dieser Beziehung noch nickt festgelegt, aber eine Festlegung in negativem Sinne ist nach dem vorher Ausgesührten so gut wie undenkbar. Eine solche Festlegung hätte auch gar keinen Sinn, es muß ja einmal der Tag kommen, an dem sie wieder ausgegeben wird. Nachdem daS Angebot eines direkten Meinungsaustausches abgelehnt worden ist. bleibt als einziger Weg. der zum Frieden führt, die V e r m i t t e l u n g. Man könnte es be- greisen, wenn sich die deutsche Regierung nach ihm nicht drängte. Man könnte es nicht begreifen, wenn sie sich vor ihm drückte!
Ein Tag in Bukarest . Di« Sieger als Befreier. von u n s e r c m V e r i ch t e r st n t t e r Hugo Schulz. Bukarest , 12. Dezember. Zu Bukarest sieht es nicht aus wie in einer Stadt, der der Feind auf den Nacken sitzt, sondern wie in einer Stadt, die will- lommene Gäste beherbergt und aus irgendeinem festlichen Anlasse der Schauplatz lebhaftesten Fremdenverkehrs geworden ist. Min ist einfach entzückt von den Eroberern/ und das ganze Verhalten der Bularester Bevölkerung macht es offenkundig, daß Rumänien auch irndcrS hätte können. Kaufleute und Gastwirte machen die glän- zendsten Bcschäftr, die Soldaten— überwiegend deutsche, aber auch , ahlreiche Oesterreicher und Ungarn — drängen sich in den Läden und machen mit wahrer Leidenschaft Einkäufe, ohne zu feilschen. Für das Vergnügen, in einer großen eleganten Stadt ein paar Stunden herumbummeln zu dürfen, lassen sie sich sogar ganz gerne ein bißchen„würzen". Die Bayern , denen man doch sonst saftige Grobheit nachsagt, gelten hier als fabelhaft feine Leute— feiner sogar, als man sich die Franzosen vorstellt— und man ist davon nicht einmal überrascht, denn an die Mciischenfr>.ssermärchcn, die der..Adeverul" den Entcnteblättern nacherzählte, hat in Rumänien niemand geglaubt. Man hielt sie für fromme Lügen und nichts '.oeiter. Der Krieg war ja für Rumänieu bloß eine Sache nüch- terner SPekulation, denn die Triebkräfte der Leidenschaft fehlten. Tie Spekulation war verfehlt, nun kann man— so meint ganz Bukarest — ruhig wieder zu den alten freundschaftlichen Beziehun- gen zurückkehren, deren Dokumente nun aus allen Kellern, in die sie zeitweilig verschwanden, wieder hervorgeholt werden. Ich habe in den Schaufenstern der Wiener und Budapester Buchläden lange nicht soviel deutsche Kriegsliteratur ausgehängt gesehen, wie in denen der Bukarester Buchhandlungen. Durch die Gassen rasen mit wildem Geschrei kleine rumänische Jungen, die Ansichtskarten mit dem Bilde Mackensens feilbieten. Alles will übrigens Mackensen sehep, und man möchte fast glauben, daß er ein rumänischer Volksheld ist. Es soll in Cariova genau so zugegangen sein. Das gibt mir die Gewähr, daß dieser Wandel der rumänischen Volksstimmung ein innerlicher Prozeß ist, denn Carivba gilt als«cht rumänische Stadt. während Bukarest das Gepräge einer Kolonialstadt hat, deren Be- völlerung nur locker im nationalen Boden wurzelt. Ein östliches Chicago . Trotz den 50 000 Bewohnern von Bukarest , die in die Znterniertenlager abgeführt wurden, ist noch ein starkes Drittel
Die feinölichen Heeresberichte. Russischer Heeresbericht vom 5. Januar. Westfront: Am Abend des 3. Januar bemächtigte» sich die Deutschen nach heftiger Ariillerievorbe- reitung einer Insel in der westlichen Düna , östlich des Dorfes Glaudan, nördlich von Dvinsk . Im Lause der Nackt vom 3. zum 1. machten die Deutschen in dichten Massen einen Angriff von dieser Insel auf unser Flußufer, wurden aber durch Feuer ver- trieben. Der Feind machte, ungefähr eine Kompagnie stark, ohne zu schießen, einen Angrist aus einen Abschnitt unserer Stellung beim Dorfe Batkur. 30 Werkt südlich von Brody, wurde aber durch unser Feuer angebalten. Versuche des Feindes, aus unser Fluß- user östlich von Brzezany in der Gegend van Chlveline überzugehen, wurden durch unser Feuer angehalten. Nordlich von Zolotvina griffen unsere Aufklärer eine starke Abteilung feindlicher Aufklärer an. Im Verlause eines Bajonettscharmützels wurden viele Oester- reicher niedergemacht. Ein Teil floh, der Rest wurde gefangen ge» nommen. Rumänische Front: Feindliche Kolonnen, die auf unsere Gräben in der Gegend von Kolumba im TutroSztal vorgingen, wurden durch Feuer zerstreut. Nach starker Artillerievorbereitung griffen beträchtliche feindliche Kräfte fünfmal die Hohen südlich des TschabonioschtaleS an. Die Angrisie wurden abgeschlagen. Drei Angrisse des Feindes auf einen Abschnitt unserer �Stellungen oörd, lich des Vitosslusses wurden abgeschlagen. Der Feind trieb u n- sere vorgeschobenen Abteilungen östlich von Popestschi, nördlich des Zusammenflusses der Flüsse Zabala und Putna zu- rück; ebenso in der Gegend von Mervuja, 2 Werst südlich des Zu- sammenflusses der genannten Flüsse. In der Gegend von Ketreria, 12 Werst südöstlich von Naruja, trieb der Feind die Ru- mänen ein wonig zurück. Vier feindliche Angriffe in der Gegend von Kapatunu, 14 Werst nordwestlich von Focsani , wurden van den Rumänen abgeschlagen. Der Feind griff in Stärke von etwa 3 Divinone», unterstützt von 30 Batterie», unsere Abtrilungeu südlich der Mündung des Bugen an und trieb sie zurück. In der Dobrudscha unternahm der Gegner erbitterte An- griffe in der Gegend von Vacareni, 15 Werst östlich von Brasikosf. Während des ganzen Tages kämpften unsere Abteilungen hart- näckig mit überlegene» Kräfte» des Feindes und fügten ihm groß« Verluste zu. Aber gegen Abend wurden sie gezwungen, den Rück- zug auf das andere Ufer der Dana» anzutreten. Kaukasus und persische Front: Von Sultanabad aus ging in der Nacht zum 30, Dezember eine Abteilung berittener Freiwilliger in Richtung aus Burudschird vor. Am 30. Dezember nahm sie nach Kampf das Dorf Agna, schlug Kavallerie und Gendarmen im Paß von Tulia, durchbrach am 31. Dezember bei Verfolgung dcS Feindes seine ausgebaute Linie bei Gurab und besetzte gegen 8 Uhr abends Tovletabad. Ter aus Tovletabad geworfene Feind leistete auf den Höhen an der Straße von Dovle- tabad nach Amirabad Widerstand, wurde aber aus diesen Stellungen geworfen und wurde durch fortgesetzte, energische Verfolgung gegen Kokitbad zurückgetrieben._ Zur Begrüßung Gerarös. Berlin , 7. Januar. Bei dem gestrigen Essen der amerikani- scheu Handelskammer zu Ehren des Botschafters Gerard hielt der Präsident der Handelskammer, I. Wolf, die Begrüßnngsaniprache an die Gäste. Er rühmte zunächst das gute Verhältnis, in dem sich die Handelskammer zum Botschafter Gerard befinde. Niemand könne bezweifeln, daß Herr Gerard seinen Ehrgeiz, der amerikanischste Botschafter zu sein, der jemals in dieser Hauptstadt weilt«, erfüllt sehen werde. Wie wenig Grund die Gerüchte hatten, daß der Botschafter aus Amerika nicht mehr zurückkommen werde, daS zeige die Zusammensetzung der Festtafel. Die Befürchtungen vieler, daß zwischen Deutschen und Amerikanern das Tischtuch zerschnitte« sei. seien durch den Abend widerlegt. So wie die Bürger der alten und der neuen Welt friedlich an einem Tische Platz finden, so biete auch �aS Erdenrund Raum genug für f r i e d- licheS Nsbenein anderleben und für frsundschaftliche Gemeinschaft aller Kulturvölker, wenn keiner dem anderen Luft, Licht und Lebensfreiheit mißgönnt. Staatssekretär Dr. Helfferich dankte hierauf in der bereits gemeldeten Rede. Herrenhausmitglied von Gw inner. Direktor der Deutschen Bank, hielt eine humorvolle Ansprache über die Entwertung der deutschen Valuta. Er beleuchtete die Frage durch einige eigene Er- fahrnngen,_ Henüerson gegen den Status quo. Amsterdam , den 7. Januar. (T. H.) Nach Meldungen aus Lon- don hat der dem Kriegsrat angehörende Arbeiterminister Henderson
der Zurückgebliebenen nicht rumänischer Herkunft. Neben den Juden gibt es da noch außerordentlich viele Deutsche, Oesterreicher und Ungarn , die auf freiem Fuße blieben, weil man sich begnügte, einige ihrer Angehörigen zu internieren oder weil sie gute Be- Ziehungen hatten oder weil die Dauer ihres Aufenthaltes und ihre Familienzusamm�nhänge ein neutrales Verhalten zu verbürgen schienen. Solchen Fremden, deren Söhne in der rumänischen Armee dienen, blieb bis auf einige Ausnahmefälle das Schicksal der Jnter- nierten erspart; meist wurden auch jene verschont, die seit Jahr- zehnten als Geschäftsleute ansässig und offenkundig mit allen ihren Interessen an das Land geknüpft find, mitunter aber auch eben erst Zugewanderte. Männer, die unentbehrlich schienen, um wichtige Unternehmungen im Betriebe zu erhalten. DaS Jnternierten-Lager befand sich im Osten von Bukarest gar nicht weit entfernt von der Stadt in der Umgebung des Ortes I a l o n i tz a. Die Internierten sind bis auf die nicht gar wenigen, die durkch Bestechung ihre Fesseln rechtzeitig lockerten und, als dann die Panik entstand, nach Bukarest durchgehen konnten, jetzt nach Rußland gebracht worden. In Jalonitza ging es ihnen nicht gut. Di« ganz Wohlhabenden, denen Delbstverpflegung ge- �stattet war. konnten sich um teures Geld leidlich einrichten, die an- deren aber hatten schmale, völlig fleischlose Kost und schlechte Unterkünfte. Es wurden auch viele rumänische Juden, die bei deutschen Firmen in Stellung getvese» waren, interniert, obgleich sie aus altansässigen Familien stammten und Angehörige in der Armee hatten. Mit großer Tatkraft und unermüdlichevi Eiser hat sich der holländische Gesandte Jonckheer van Vredenburg be- müht, das Los der Internierten zu verbessern— wie es heißt, auch mit Erfolg. Schlimmer uoch als den Internierte» erging es den überaus zahlreichen Personen, die unter unbestimmtem Verdacht, dem Feinde Dienste zu leisten, in Untersuchungshaft gebracht wurden, und zwar in die Gckfängnffe von Bacaresti und Tominesti bei Bukarest . Unter ihnen befanden sich überaus viele Frauen, die alle in Tominesti untergebracht wurden, bis auf die Prostituierten, die man nach Bacaresti überführte. Bielleicht aus anerlemtenStverter Rücksicht auf die andern Frauen, denen man solche Gesellschaft nicht zumuteck wollte, vielleicht aber bloß deshalb, weil diese abenteuernden Mäd- che» in höherem Maße verdächtig schienen. Es wurden übrigen? sehr viele junge Leute beiderlei Geschlechts aus dürftige Beschul- digungen hin zu mehrjährigen Kerkerstrafen verurteilt. All« diese Verurteilten, sowie überhaupt alle Personen, die sich in Bacaresti und Tominesti in Haft befanden, hat das Erscheinen der Sieger mit«wem Schlage aus ihren Kcrkergellcn befreit. Auch 5 Mit«
in einer Unterredung mit einem Ksrrespondenien der„New?>orl Tri- bune" erklärt: Der Militarismus oder wenigstens dessen Ursache sei darin zu suchen, daß die Armee nicht die Stellung einnehme, welche ihr zukommt. Nach seiner Meinung müsse entweder der deutsche Militarismus unter strenge Kontrolle der Regierung gestellt oder sein Einfluß so geschwächt werden, daß er nicht mehr länger eine Gefahr bildet. Der preußische Militarismus sei, so erklärte Henderson weiter. ein organisiertes Mittel, um durch ungesetzliche Antvcndimg einer demoralisierten Militärmacht die Weltherrschaft zu erobern. Wer daran zweifle, der solle einmal lesen, was in Teutschland im Jahre 1914 über das Kriegsziel geschrieben worden sei und mit dem ver- gleichen, waö heute darüber gesagt werde. Man höre jetzt nicht mehr, daß Deutschland nach einem Platz an der Sonne strebe, wie es in den Zeiten der Kriegserklärung behauptet habe. Es sei denn, daß eine radikale Umkehr in den deutschen Charakter komme; dann müßten wir nicht nur alles tun was nötig ist, damit Deutschland die Fehler seiner Politik einsehe, sondern wir müßten auch dafür sorgen, daß diese Politik, soweit sie bestehen bleibt, in der Zukunft keine Gefahr mehr bilden kann. Angenommen, der Friede würde auf der Basis des Statu« guo ante geschlossen werden, dann, so fuhr Henderson fort, vergessen Sie nicht, daß Deutschland , obfchon es ihm nicht ge- lungen ist, seine Feinde zu besiegen, es doch das große Uebergewicht über seine Bundesgenossen gewonnen hat. Teutschland hat Oester- reich, die Türkei und Bulgarien ganz seinem Willen unterworfen, und ein mitteleuropäischer Staat ist eine politische Wirklichkeit ge- worden. Es ist deshalb unmöglich, zu dem Zustande, welcher vor dem Kriege zwischen Deutschland und seinen heutigen Bundesgenosse» bestanden hat, zurückzukehren. Schon deshalb können wir den Status quo ante nicht annehmen. Wir können nicht dulden, daß durch eine so starke Macht wie Deutschland Oestmeich-Ungarn , die Türkei und Bulgarien unter deutsche Kontrolle gestellt werden. Und wer kontrolliert alsdann den Ententc-MilitariSmuS?
Erfolg üer fünften ungarischen Kriegsanleihe Budapest , 7. Januar. Am Montag werden die Zeich- nungen auf die fünfte Kriegsanleihe geschlossen. Nach bis- her vorliegenden Berichten ist das Ergebnis nicht hinter dem der vierten Anleihe von etwa 2 Milliarden zurückgeblieben. (Frankfurter Zeitung .)_
Der Seekrieg. Bersentt. London , 6. Januar. Llovds meldet: Der Dampfer „Alden"(432 Brutto-Register-Tonnens aus Bergen ist am 2. Ja- iruar durch Geschützfener eines deutschen Unterseebootes versenkt worden. Die Mannschaft ist von dem dänischen Dampfer„Char kow " heute gelandet worden. Wie„Petit Journal" aus Lissabon meldet, wurden die franzö- fische Goelette„Notre Dame du Berger" und die Bark„Cavri- cieuse" versenkt. Aus Nantes meldet das Blatt die Versenkung des Dampfers„Omnium", aus Brest die Versenkung der englischen Dampfer..Holtland " und..Carlyle". Die Besatzungen sind ge- rettet.„Petit Parisien" berichtet aus Vigo. der norwegische Dampfer„Thyra" mit einer Kohlenladung wurde von spanischen Fischern verlassen aufgefunden.„Petit Parisien" meldet aus St. Mab: Die Goelette„Miß Mond" ist versenkt worden. Die Besatzung wurde durch einen griechischen Dampfer gerettet, der spater aber gleichfalls versenkt wurde. Dänemark sichert sich seine Handelsflotte. Kopenhagen , 6. Januar. Die Vercharterung dänischer Schifte auf Zeit an fremde Regierungen. Bürger und Firmen wird durch Verfügung des Mi- nister» de» Innern von der jedesmaligen Erlaubnis des Handels- Ministeriums abhängig gemacht.
Kleine Kriegsnachrichten. Di« Zrvilverwaltung in Rumänien . Der Dudapester„Dnedrik" berichtet, die Städte Bukarest , Kalarasi und Olinitza wurden buk- garischen Postdirektionen zugeteilt. Andere bulgarische Blätter melden, daß infolge eines Beschlusses des Ministerrates am 1. Jairuar in der Dckbrudseha überall bulgarische Schulen wieder eröffnet wurden; die Unterrichtssprache ist natürlich die bulgarische. Englischer Luftangriff auf bulgarisches Gebiet. London , 6. Ja- nuar. Amtlich. Sin englisches Flugzenggeschwader griff am 4. Ja- nuar die Eiscnbahnbrücke über die Maritza bei Kuleli Burgas an, Wie gemeldet wird, ist ein Bogen der Brücke gänzlich zerstört worden, Kupferverkaufverbot in England. Der englische Mumtions- minister hat verordnet; daß in England Kupfer nur noch für Munftionszwecke verkauft werden pars._ gflieder des C e r c u l Social de mokratzi. Rakovsky befindet sich nicht darunter, er ist in der Moldau interniert. Seinc Frau lebt in Bukarest . Tie Partei zählte in dieser Stadt vor dem Kriege 2500 eingeschriebene Mitglieder. Nach Kriegsausbruch wurde das Arbeiterheim, das sich in einem Privathause befindet, samt den Klubzimmern mit der Bibliothek von der Behörde ge- sperrt und derstegelt, die Tätigkeit des„Cercul " eingestellt. Ein als Landsturmmann zu Lokaldiensten eingerückter Genosse veranstaltete im Berein mit dem Führer der Jugendlichen Valeriu Marcu und mit der Aerztin Frau Dr. Argori. der Tochter eines russischen Re- voluftonärs, in der Strada Circuluiu gelegentlich kleine Zusammen. künste der Parteimitglieder. In den nächsten Tagen wird das Arbeiterheim wieder eröffnet werden.
Ein Vater See Steaographle. Am 8. Januar jährt sich zum 50. Male der TodeStaa Stolze», de? Begründers der nach ihm genannten Stenographie. Stolze, ein Berliner Kind, und von Beruf Bersick-erungSbeamter, wandte bereits in feinen Jugendjahren fein HauptarbeitSmteresie dem Ausbau eines zweckmäßigen Kurzschristsystetr.S zu. Als im Jahre 1335 die Gabels- bergerfch« Anleitung zur Redezeichenkunst erschien, entschloß er sich, seine sichere Anstellung aufzugeben, um sich ganz dem zu widmen, waS er alö feine Lebensaufgabe anzusehen gelernt hatte: der Fest- legung einer idealen, allen Forderungen genügenden deutschen Srenograpbie. In seinen Ansprüchen an ein derartiges System ging er noch über Gabelsberger hinaus, der in feiner Kurzschrift hauptsächlich ei» Mittel zun, schnellen Nachschreiben geben wollte; Stolze wollte mit seiner Stenographie eine weitgehende Erleichte- rung bei jeder umfangreichen SSreibtätigkeit gewäbrlaisten und legte daher großes Gewicht auf Geläofigkeft, Zuverlässigkeit und leichte Lesbarkeit.„Die vollständige Bezeichnung oller Laute, jedeS einzelnen Wortes.' so äußerte er sich selbst,„muß vorhanden sein. jeder Laut muß durch einen Buchstaben, seder feblende Laut durch eine Regel vertreten sein." Mit unermüdlichem Fleiß,«cht deutscher Gründlichkeit und bewundernswerter Selbstkritik strebte er seinem Ziele nach. Nachdem er bis 1838 noch kaufmännisch tätig gewesen war, widmete er sich don da ab vollständig der Aukarbeilung seiner Kurz« schrist. deren Regell, er in dem 1841 erschienenen„Theoretisch- praktischen Lehrbuch der deutschen Stenographie' niederlegte. Bald eroberte sich da« neue System weite Kreise und im Jahre 1844 wurde zu Berlin der erste Stenogrophenverein deö Festlandes ge-- gründet. Wenn jetzt auch, hauptsächlich durch die Ausgestaltung deS Systems Stolze-Schrey, die altstolzesche Stenographie, wie sie genannt wird, mehr mrd mehr aus Schreibstuben und Hörsälen ver- schwindet, so sollte doch nicht vergessen werden, was die deutsche Stenographie dem Meister Stolze verdankt, der ihr neben Gabels« birger die erste fest« Grundlage gegeben hat.