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Politik, die San öurnfjämn dem etitewt unmöglichen Nand- Punkt ausgeht, die falsch in ihren Wurzeln ist, kann dem Reich und dem Volke in den schwersten Zeiten, die sie durchleben, nicht Ratgeber sein. Sie verurteilt sich selbst zur Unsrucf barkeit. Heute kommt es mehr denn se darauf an, nicht bloß Propaganda zu treiben, sondern wirkliche Arbeit zu verrichten, ivirklichen Einfluß auf die öffentliche Meinung und a u f d i e Regierungspolitik anzustreben. Tas geschieht nicht wie Haase deniVorwärts" unterstellt. indem man sich alsRegierungsorgan" gibt, sondern indem man durch Ueberzeugung alle, auch die Regierung, zu zwingen per sucht. Das einzige, was bisher faktisch und praktisch auf dem blutgetränkten Boden Europas   für den Frieden heraus- gekommen ist, war das deutsche F r i e d e n s a n g e ö o t. Dieses Angebot wäre unmöglich gewesen, wenn es nicht in Deutschland   eine starke Volksbewegung gäbe, die klar und fest ans dem Boden der Landesvertcrdigung steht und �dabei unablässig auf den Frieden hindrängt. Mit ArbeitsgemeM' schaftlern und Spartakussen K cedrtvsrweigerern aus taktu schen und Prinzipiellen Gründen konnte dieser Schritt nicht getan werden. Es ist ja ein sehr einfaches Mittel der Propaganda, von der Regierung Tinge zu verlangen, van denen man genau weiß, daß sie sie nicht machen wird, weil sie sie nicht machen kann, und sie dann so hinzustellen, daß kein Hund mehr einen Bissen Brot von ihr nehmen niöchte. Tas Geheimnis solcher alter Hansrezepte ist auch uns nicht verloren gegangen, und wir Zweifeln nicht daran, daß man durch ihre Anwendung die im Volk vorhandene Mißstimmung erheblich steigern kann. Aber für den Frieden kann man mit ihnen gar nichts erreichen, und darauf kommt es jetzt au. Für den Frieden etwas leisten kann nur eine starke sozialdemokratische Partei, die mit den Notwendigkeiten der. Landesverteidigung rechnet und dabei auf alle Möglichkeiten zu einem guten, Deutsch­ lands   Dasein und wirtschaftliche Entwicklungsfreiheit er- haltenden Frieden unablässig hindrängt. Eine solche Sozialdemokratie will aber die Arbeits- gemeinschaft nicht. Ihr, der Mehrheit der Partei, gilt all ihr Haß, alle ihre Wut, gegen sie rafft sie alle Kräfte zusammen, gegen sie marschiert sie Arm in Arm mit der Spartakusgruppe, den cingeschworenen Arbeitewerivlitterern und Parteizer- störern. Sie kennt kein anderes Kampfziel. Selbst der Kampf gegen Regierung, bürgerliche Parteien. Kapitalismus   nm von den auswärtigen Feinden gar nicht zu reden verschwindet gegenüber demKlassenkampf gegen den Partei- vorstand" und die Partcimehrheit völlig in den Hintergrund. Man kämpft auch gar nicht mehr nm Grundsätze, sondern einzig und allein darum, einer bestimmten Personen- g r n p p c die Leitung der Partei zu erobern. t Auch ein solcher Kamps um die persönliche Macht inner- halb einer Partei ist an sich erlaubt wenn er mit erlautbten Mitteln geführt wird, was hier freilich längst nicht mehr der Fall ist aber man darf nicht glauben, daß er ein erhebliches Stück Weltgeschichte darstellt. Tie Welt hat heute andere Nöte und Sorgen als die! Wenn dann vollends dieser Kamps jit einer kunterbunten Katzbalgerei ausartet, in der alles drunter und drüber geht, wenn um Kompetenzfragen gerauft mird,� in denen sich nur der Sachverständige des Organi- sationsstatuts auskennt, und wenn schließlich die Mindethcits- gruppen sich selbst wieder untereinander in die Haare ge- -raten Cwas ihrer. perrmrsten Frisur trotz aller Eungkcits-- schwüre anzumerken ist) dann, fa dann fällt einem der Passus der von der Mehrheit angenommenen, aber für die . Minderheit nicht bhidenden Entschliaßung ein, in dem von p a r t ei z e rr ii t ie n d e in Treib e n" die Rede ist. Tic Mehrheit und die auf Grund des Organisations- swtuts rechtmäßig gewählte zentrale- Vertretung der Partei gaben den Kampf gegen die Atomisierungstendcnzen in der deutschen   Arbeiterbewegung aufgenommen. Tie Notwendig- seit der von ihnen getroffenen Maßregeln leuchtet trotz aller Entstellungsvcrsuche für den denkenden Leser auS dem offiziellen Bericht der Minderheitskonferenz deutlich genug hervor. Sie sind überzeugt, die ungeheure Mehrheit der Parteigenossen hinter sich zu haben, wenn sie den Weg nicht beschreiten wollen, der ins große Tohuwabohu führt!
Die römische Tagung. Die Romfahrt der Ententeländer hat sich schnell erledigt, so' schnell, daß es fast schwer fällt anzunehmen, sie habe den Kweck gehabt, gewichtige Differenzen auszutragen. Die Agenzia Stefani" meldet aintlich über den Ausgang: Rom  , 7. Januar. Die Konferenz der Alliierten wurde nach der zweiten Zusammenkunft am Sonntag nachmittag, die die Arbeiten beendete, geschlossen. Di- Alliierten stellten noch einmal ibre Uebcreinstimmung hinsichtlich der vcr- schiede neu Punkte der Tagesordnung fest und fasten den Beschluß, immer mehr die Znsammen- stimmung ihrer Bemühungen zu verwirklichen. Ueber das, ioas geschehen ist, wird strengstes Still- schweigen beobachtet. Tie Zensur strick unerbittlich aus den Leitungen, was sich anschickte, den Zweck der Konferenz ernst- sicher aufzuschließen. ES bleibt nichts als der Eindruck, daß die Veranstaltung mit der Lage auf dem Balkan   engen Zu- sammenhang gehabt haben dürfte. Wobei mau aber wiederum nicht so ioeit wird gehen mögen, wie der römische Kor- respondent desCorriera della Sera  ", der nach einem Berner Telegramm so kühn war zu schreiben: Tic starke Beteiligung der Persönlichkeiten, die politisch oder militärisch für die Oricntaktio» verantwortlich sind, lasse mit Sicherheit darauf schließen, daß dir Bertreter der Entente dieseS verwiitelte divlomatisch, militärische Problem mit dem nötigen Rachdruck behandeln werden und beabsichtigen, das Balkanprobiem in allen feinen Zusammenhängo« und Beziehun- gen kriegerischer und politischer Art sowie hinsichtlich der Per- pfkegung endgültig zu lösen. Daß aus alle Fälle versucht werden wird, die römische Tagung als große Aktion vorzudrängen, darauf hat man sich nack den Proben dieser Tage gefaßt zu machen. Eine neue Probe gibt heute folgende Nachricht: Bern  . 8. Januar. Wie Mailänder   Blätter aus Rom  melden, fanden drei verschiedene Vollsitzungen nacheinander unter Bofsitz von Bosrlli, Briand   und Lloyd George   statt. Man glaubt, daß auch das Beeke hrsproblcm sowie die Kohlen- und Grtreidefragr, besonders mit Hinsicht an» A t a l i e», besprochen wnrdcn. Llystd, George, Briand   und Sarraii sind Sonntag abend abgereist. Für Probleme, die man in anderhalb Jahren nicht lösen konnte, soll gewissermaßen jetzt eine Zweitagefrist zur Er-
ledrgung genügen, und jetzt macht sich die Ententejournalistik an das altbekannte Problem, ihrerseits darzutun, wie aus Mücken Elefanten zu erzeugen'sind. Welche Frage die Entente peinigt und natürlich beson- ders Italien   beunruhigt, verrät sich neuerdings wieder in folgenden Meldungen: Bern  , 8. Januar. Unter der UebcrschriftSaloniki  und B a l o n a" wendetJdea Nazionale" sich offen gegen die von derDaily Mail" ausgesprochene Forderung, alle Truppen- bestände ohne weiteres von Saloniki   zurückzuziehen. Die Aufgabe dieses Stützpunktes würde die Preisgabe jeglichen konkreten Einflusses der Entente auf dem Balkan   bedeuten,
wirklicher.Friedensvorschlag. Er sprach immer noch im Tone eines Eroberers und in der Laune eines Mörders. Wir können über unsere Friedensbedingungen keine Bedingungen mit einem wilden Tiere eingehen. Wilson darf versichert sein, daß wir nicht Krieg führen, um Deutschland   zu zer- schmettern, sondern nur, um die militärische Macht zu zer- schmettern, den militärischen Uebcrmut, nicht nur in Deutsch­ land  . sondern überall, und daß, bevor wir in Verhandlungen eintreten, Deutschland   Belgien   und die von ihm besetzten Ge­biete der anderen, kleinen Völker geräumt haben muß. Es muß einwilligen, für das ihnen angetane Unrecht Wiedergut­machung zu gewähren und einen Friedensvertrag zu unter-
während die Aufgabe Balonas der Vernichtung des für Italien  günstigen Gleichgewichts an der Adria gleichkommen würde. Während also eine gänzliche Aufgabe ans diesm Grunde be­rechtigte Bestürzung hrrvorrufrn könnte, würde eine Einschrän- Jung der Ententeoperatloueu auf beiden Angelpunkten des Aal- kans. wenigstens unter der augenblicklichen Sachlage, nur als ein Versuch zur Verwertung zurzeit passiver Kräfte erscheinen. Bern  , 7. Januar.Temps  " verlaugt in seinem heust- gen Leitartikel» dessen zweite Hälfte vollständig von der Zensur gestrichen ist, energisches Handeln gegenüber Griechenland   und schreibt, da z» befürchten stehe, baß qAcchischc Truppen die Verbindungen Sarrails bedrohen würden, habe die Orientarmec Verstärkungen sowohl zur Verdichtung der Front als zum Schutz der linken Flanke und Basis selbst nötig. Es sei.g l r i ch g ü l t i g, wo man Verstärknnge» weg- nehmen werde; auf jeden Fall müßten sie sofort abgesandt werden. Reben dieser dringenden Notwendigkeit müßten aber die Benizelisten in Griechenland   gegen andauernde Verfolgungen geschützt und Genngtuung für die ersten Drzembcrtage geschafft werden. Das alles klingt keineswegs nach großer Festigkeit der Sache. Aber nun hallt es in dem Drum und Dran der römi- schen Tagung von neuer Zuversicht.Giornale d'Jtalia" veröffentlicht eine Unterredung mit Briand  , der erklärte,er bewahre sein Zutrauen und trage in sich die Sicherheit, daß sich die Entente auf dem Wege zu dem schönsten und tröst- lichsten Ergebnis befinde. Briand   fügte hinzu: Ich weiß, daß Italien   nicht nachgibt und daß es fest dazu entschlossen ist. Meine Freude, nach Italien   gekommen zu sein, ist sehr groß und mein Vertrauen auf unser gemeinsames Glück unerschütterlich." Das WortGlück" wiederholt sich auffallend oft in den Nachrichten, die mit der Konferenz zusammenhängen. Man werde sehen, sagtGiornale d'Jtalia" von den Beschlüssen. w i c gl ii ck l i ch s i e s e i e u, wenn sie zur Ausführung ge- langten". Sind solche Redensarten nicht Bemühungen der Wortführer der Entente, die Völker ihrer Länder init ge- heimnisvollen Vorsviegelnugen hinwegzuführen über eine Zeit des großen Höffens auf Frieden, wie wir sie eben erlebt haöen, des Friedens, der einzig ihr Glück wäre?
Wilsons§rieüensnote. Im Haag anders als i« Madrid   mitgeteilt. Haag, 8. Januar. Dem Korrespondenzbureau wird auf seine Nachfrage vom Ministerium des Aeußern geantwortet, daß der Tert der Friedensnote Wilsons an die Krieg- sühreniden im Haag nicht, wie es in Madrid   geschehen zu sein scheine, mit dem Ersuchen um Unterstützung dem Minister des Aeußern mitgeteilt, icmdern einfach durch den omerikoni- schen Gesandten dem Minister London   ohne irgend ein Ersuchen um N n t e r st ü tz u n g ausgehändigt wor- �en sei.___ Der �rieüensvorsihlag" des Ministers Sarnes. London  , 7. Januar. Reuter meldet: Der Minister für Pensionen Barnes sArbeiterpartei) sagte in einer Rede in Southwark: Alle wünschen den Frieden. Aber der beste Weg, den Frieden zu erlangen, ist der, den Frieden aus den Ge­mütern zu verbannen, bis die Ziele erre:cht sind, die geeignet sind, ihn zu sichern. Der deutsche Friedensvorschlag war kein
schreiben, der sich auf die inrerpationale moralische Stärktz der ganzen West stützt. . Der Arbeiterparteiler Larneö. spricht immer noch im Ton und in der Verblendung eineS Gewerkschaftlers von jenem Trade Union Kongreß, der sich vor anderthalb Jahren unter wüste« Angrifisrebeir gegen Deutschland   bereit fand, eine begeisterte Äriegsresolution an- zunehmen und mit Lloyd George   fortan durch dick und dünn zu waten. Lloyd George   bearbeitet« damals die Gewerkschaftler mit zündender Geriebenheit in einer Ansprache, deren Kern darin bestand, daS, was die deutschen   Arbeiter für die Kriegführung ihres Lande? leisteten, den englischen Arbeitern als Muster vorzuhalten. In der Betätigung des Friedenswillens sollen aber nun die deutschen   Arbeiter.nicht inehr Muster sein. Da scheuen die Herrschaften zurück, als ob sie ein rotes Tuch sähen, uud der Minister Barnes nennt Deutschland   sogar ei» wildes Tier. Darüber wird sei» Herr und Meister Lloyd George   mit ihm zufrieden sein: Leute, die so wie BarneS m dem Jargon von vorgestern erstarrt sind, kann er zurzeit, wo sichs nur um die Propagierung des Schlagworts vom Zerschmettern handelt, gerade brauchen. Für Friedenszwecke, die ein Bauen bc- sorgen wollen, möchten sie minder nützlich sein. Bor BarneS  ' FriedenSvorschlage dürften sich jedoch diele englische Arbeiter bc- kreuzen. Eine Fricdcnstandidatur in England. Aus Amsterdam   schreibt man uns: Zu einer interessanten?!achwahl wird es im Bezirk R o s s e n d a l e in Lancashire   kommen. Der Bezirk ist alter liberaler Besitz. Dreizehn Jahre war et von Harcourt vertreten. Die liberale Partei hat jetzt Sir Henry Maden aufgestellt. Ihm wird ein Sozialist entgegentreten, der vom Verband gegen den Dienstzwckkig, der Partei desFriedens durch Unterhandlungen" und von den Gewerkschaften unter- stützt werden wird. Der Sekretär des Schuhmacherverbandes, der ztveitstärksten Gewerkschaft des Bezirks, Genosse Taylor. wird die Wahlkampagne leiten. Taylor istDienstverweigerer aus Gelvifsensgründcn.__ Henüersons Kriegs- und ßrieöensziel. Amsterdam  , 8. Januar. Wie demAlgemeen Handels- blad" aus London   berichtet wird, erklärte Minister Henderson in seiner Unterredung mit dem Londoner   Korrespondenten derNew Aork Tribüne" aus die Frage, ob die Arbeiterpartei den Krieg fortzusetzen wünsche, oder ob sie sich mit einem durch Unterhandlungen zustande gebrachten Frieden begnügen würde, folgendes: Tie Arbeiterpartei wird sich mit einem Friede« be­gnügen, der der Eiistenz einer großen, nicht durch moralische Er­wägungen geleitete« Militärmacht ei« Ende macht, wen« das durch Uaterhandlungcn gesichert werden kann. Tie sichersten Bürg- fchoften für die Acndcruug des dentschcn Charakters sind Friedens- bedingungcn, die einerseits nicht von Rache eingegeben sei« dürfen, andererseits aber auch deutlich machen müsse», daß Deutschland   be- siegt worden ist, und zwar so, daß eS selbst für deutsche   GefchichtS- fchrciber unmöglich fein wird, zu behaupten, daß Deutschland   am Ansang dcS 20. Jahrhunderts seiner Militärkastc zu Dank ver- pflichtet worden sei. Wir können nicht dulden, daß ein so starkes und einen so wichtigen Platz cs�tnehmcn- de« Heer, wie es Deutschland  , Oesterrcich-Ungar», die Türkei  und Bulgarien   ausstellen können, tatsächlich unter Deutsch  - landS Kontrolle steht, auch mit Rücksicht auf das iuter- nationale Streben nach einer friedlichen Zukunft nicht. Diese Lr-