faftöiicn, SclTjoIö beschuldigen sie den Zarisutu? bei seder GS- legenhcit der inangelirden.Kriegsenergie, der he!inkichen ZZer- ständiguirgssucht. des'Hinneigens Zum Sonderfrieden. Sie von ihnen betriebene Kriegsverlängerungspolitik führt Ruß- land zwar, je länger, sc mehr, in die völlige Abhängig- keitvon England, aber darin erblicken jene Liberalen vom Imlage Miljut'ows keine Gefahr; sie lechzen geradezu danach, sich EnglaniDan den Hals zu werfen, weil sie von Eng- lands Machtstellung über Rußland die endliche Rcforni der inneren russischen Zustände erhoffen. Um den liberal-demokratischcn Sumablock hat sich heute -- von der sehr geschwächten Schicht der revolutionären Ar- beiterschaft abgesehen— alles geschart, was in Rußland noch Äillcn für die Zukunft hat und nicht der stumpfen Lethargie des„Nitschewo" verfallen will. Dieser Bewegung gegenüber stehen Zarismus und Burcaukratie in tödlicher Verlegenheit: aus allgemein nationalistischen Gründen müssen sie ihr nach- geben, ans Gründen der eigenen SelbsterhuUnng dürfen sie ihr nicht zu weit entgegenkommen. Tie hinder der Opposition stehenden gesellschaftlichen Kräfte sind stark, so stark, daß die Regierung ohne sie den Krieg nicht fortführen kann. Des- wegen mußte sie Stürmer fallen lassen, als die Dunia sich gegen ihn �hob. Der Aufstieg des von England begünstigten Trepow konnte als Sieg der Opposition erscheinen; aber es war doch nur ein halber Sieg, denn Trepow war keiner von den ihren, auch er gehörte gesellschaftlich wie innerlich den bureaukratisch-reaktionären R e g i e r u n g s k r e'i s e n an. Trepows Ernennung enthüllte einen Zustand, der in jede m Land ans die Dauer unhaltbar werden muß: das oppositionelle Parlament hat zwar die Macht, die Regierung zu stürzen, ist aber auf ihre Neugestaltung ohne Einfluß. Die russische Regierung sucht sich dem umgestümen Drängen der Opposition durch einen raschen Wechsel der Personen zu ent- ziehen, aber es sind nur die Personen, die wechseln, das System bleibt das gleiche. Von dem neuen Ministerptäsi- dentcn, deni Fürsten G o l y z i n, wissen wir nicht mehr, alc wir beim Antritt Stürmers oder Trepows von deren Perion wußten: er entstammt einer alten Fürstenfamilie, ist in der bnreaukratischen Maschinerie ausgebildet und im übrigen ein unbeschriebenes Blatt. Wodurch er sich von Trepow unterscheidet, was er anders machen soll als dieser, darüber lassen sich nicht einmal Vermutungen anstellen. Aber das Rätselraten dürfte hier zwecklos, sein, da es sich bei den Pcrsonenschiebungen in der russischen Regierung doch lehtcu Endes immer wieder um dasselbe Ziel handelt: durch Menschenwechsel den Svstemwechsel zu verhindern. Ob Fürst Golizyns Herrlichkeit länAr dauern wird als die seiner Vorgänger? Wir möchten es bezweifeln, die Taktik des Personenwechsels wird auch ihn eines TageS beseitigen. Interessanter schon ist die Frage, wie lange sich diese Taktik überhaupt aufrechterhalten lassen wird. Ilm stärksten aber drängt sich die Frage in den Vordergrund: Wird Trepows S turz die außerpoliti scheu Ver- h ä l t n i s s c R u ß l a unberührt lassen? So schwer auch heute die Frage zu bcanttvorten ist, wir glauben sie be- jähen zu müssen. Ueber welche Vorgänge Trepow auch speziell und letzten Endes gefallen sein mag— kein Mensch in Teutschland weiß das heute—, über seine blutrünstige Tuinaredc oder die seines Kollegen Pdkrowsky ist er nicht gestürzt. Dafür spricht auch der Umstand, daß der. letztere im Amte bleibt. � /• Z Irgendwelche Friedcnsboffmingeii. dükfen wir also, an den russischen Ministerwechsel nickst knüpfeii. Er ist Wohl ein Beweis für eine immer unhaltbarer werdende innerpolitische Situation, aber nichts spricht einstweilen dafür, daß Ruß- land seine allgemeine Kriegspolitik ändern will.
vie Gesellschaft öer Völker. Ein Vorschlag von<?dgard Milhaud. In der„Humanite" vom 2. Januar beschäftigt sich Ed- gard Milhaud mit der Frage, was die Neutralen leisten könnten, uni die Tauer des Krieges abzukürzen. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, die Neutralen müßten die Gründung einer Gesellschaft der Völker garantierest in der alle Streit- fragen durch Schiedsspruch erledigt würden. Darüber schreibt er: Lkrzefm Mächte sieben jetzt im Krieg. Aber sünfundvierzig baiten sich im Jabre tvv? zur zweiten Haoger Konferenz vereinigt. Rehmen wir an. dag die eimmddreihig nicht kriegführenden Staaten oder doch der größte Teil von ihnen sich bereit erklärten, nach Kriegsschluß zugleich mit den Kriegführenden eine Erklärung der Rechie und Pflichten der Völker zu unterzeichnen, daß das Schiedsgericht, durch diesen feierlichen Akt zum Grund- gesetz her Völker erhoben, die verbindliche Art und Weise wird, Konflikte zwischen den SlaaLen zu regeln, daß die Achtung vor den organischen Grundsätzen des BölkerbuadeS und infolge besten die Beachtung der Schiedssprüche durch allmäch- tige internationale Zustimmung garantiert würde— dann ist gewiß, dag in einem derart lonstituierten Weltsystem die kriegerischen und deutelustigen Anwandlungen eines Raubstaates oder einer kleinen Gruppe von Ranbstaaten in Schach gehalten werden würden, durch die bedeutendste und wirksamste Macht, die sich der menschliche Geist vorstellen kann. Tic Neutralen können das durch ihre Intervention erreichen! Milhaud zitiert zur Bekräftigung seiner Ansicht die be- kannte Rede von Grcy von: 23. Oktober. Er hätte sich aber ebenso gut aus die nicht minder bekannte Rede des Reichs- kanzlers vom November berufen können, in der es hieß: Lord Grey hat sich endlich onsfiihilich mit der Zeit nach dem Zrieden, mit der Gründung eines internatianalen Bundes ,ur Bewahrung des Friedens beschäftigt. Such dazu will ich einige Worte sagen. Wir haben niemals«in Hehl aus unseren Zweifeln gemacht, ob her Frieden durch internationale Organisationen, wie Schiedsgerichte, dauerhast gesichert werden könne. Die theo- «tischen Seite» des Problem will ich hier nicht erörtern. Aber praktisch werden wir jetzt und im Frieden zu der Frage Stellung nehmen müssen. Wenn bei und nach der Beendigung des Krieges seine entsetzlichen Äerwüstungen an Gut und Blut der Welt erst zum vollen Bewußtsein kommen werden, dann wird durch die ganze Menschheit ein Schrei«ach fricd- lichen Abmachungen und Berständigonge« gehe«, die. soweit«S irgend in Menschonmacht liegt, die Wiederkehr einer so ungeheuerlichen Katastrophe verhüten. Tiefer Schrei wird so stark und s» berechtigt sein, daß er zu einem Ergebnis führen muß. Deutschland wird jeden Ver- such, eine praktische Lösung zu finden, ehrlich mitprüsen und an seiner möglichen Verwirklichung mitarbeiten. Das um so mehr, wenn derKrieg, wie wir zuverfichilich erwarten, politische Zustände hervorbringt, die der freien Entwicklung aller Nationen, lleinrn wie großen, gerecht werden.
Der Gedanke der internationalen Schiedsgerichte ist an sich nicht neu. Sehr glücklich ist aber seine Verbindung mit der neutralen Vermittlungsaktion, wie sie Milhaud anstrebt. Wird durch einen internationalen Bertrag die Aufrecht- crhaltung des Friedens, sei es auch nur für zwei oder drei Jahrzehnte, unbedingt gesichert(seine tatsächliche Aufrecht- erhaltung ist nach dem großen Aderlaß ohnehin wahrschein- lich), dann werden alle„beutelustigen Anwandlungen" gegenstandslos. Es bedarf keiner„realen Garantien" mehr, wenn die realste, die Erhaltung des Weltfriedens gegeben ist. Europa wird dann aber, ohne unter der Last einer neuen Wcttrüstung zu leiden, seine Kricgsschäden heilen können. Gelänge es den Neutralen, zwischen den beiden kriegführenden Mächten erst einmal über dieses grundlegende gemeinsame Kriegsziel Einigkeit zu schaffen, dann wären alle weiteren Verhandlungen wesentlich erleichtert: die Aussicht auf einen dauernden und gesicherten Friedenszustand würde den Mächten den Verzicht auf andere Kriegsziele leicht machen, der ihnen heute durch treibende Kräfte in ihrem Rücken so unendlich erschwert wird..,
Äie Mion gegen Griechenlanö. Das Ultimatum. ;;.. Das Ultimatum der Entente an Griechenland , das im „Berner Tagblatt " als erster Pfeil aus dem in Rom von den Staatsmännern der Entente neu gesüllten Köcher be- zeichnet wird, wird in der Pariser Kriegspreffe erfreut be- grüßt. Als Briand im Herbst des zweiten Kriegsjahres Viviani ablöste, gehörte zu den Hoffnungen, die sie auf ihn setzte, die Erlösung von dem Orientalp, der da- mals Gallipoli und Serbien hieß und gerade anfing, auch die Namen Griechenland und Saloniki anzunehmen. Jetzt glaubt man die Stunde gekommen, wo Briand sich als Erlöser bewähren wird. Die Pariser Blätter betrachten es als besonders wichtig, daß Italien sich ohne Rückhalt den Alliierten angcschlasseu und dadurch die unlösliche Einigkeit der Alliierten bei ihrem diplomatischen und militärischen Vorgehen im Orient bekräftigt habe.„Petit Parisien" schreibt: „Wenn der König die Bedingungen innerhalb der fest- gesetzten Frist nicht annimmt, so wird der Abbruch der diplomatischen Beziehungen erklärt werden, und Sarraik wird siir die Freiheit und Sicherheit seiner Truppen in jeder Beziehung selber sorgen." Er wird also seinen Landsleuten zu beweisen haben, daß er die Kriegsfurie der beispiellosen Gewalt zu meistern weiß. Ten Inhalt des Ultimatums betrifft noch eine merkwürdige Meldung, die das Verhältnis der Entente zu Venizelos angeht. Sie ist einigermaßen pikant. Reuter meldet nämlich:„Das Ultimatum der Alliierten bietet auch Bürgschaften gegen eine Ausdehnung der Venizelistischen B e w e g u n g." Und Wolff bemerkt dazu:„Reuter hat die Empfänger dieses Telegramms später ersucht, es nicht zu veröffentlichen." Handelt es sich um Bürgschaften, die keine sind oder die nicht gehalten werden sollen? Derartiges gehört zum diplomatischen Handwerk. « Der englische Saloniti-SkeptizismuS. Eine Aeußerung des„Temps" beleuchtet nicht nur die Hoffnungen, die von Frankreich auf die neue Orientaktion gesetzt werden, sondern auch das Verhältnis, in dem England nach dem sättigenden Dardanellenfiasko zu dem neuen Unternehmen in Saloniki stand.„Temps" schreibt: Die Operationen an per Balkanfroot sind von erheblicher Wichtig- keit für die Lösung des gesamten europäischen Problems. Ihr Erfolg hängt zn einem beträchtlichen Teile von der Politik ab, die die Entente in Athen verfolgt, da die alliierten Heere nur darin feste Garantie« für ihre Sicherheit finden können. Die Tatfache, daß sich Italien gegenüber Griechenland nicht in der gleichen Rechtslage wie Frankreich , Englaad und Rußlaad befindet, sowie der Skeptizismus, der bi» in die letzte Zeit in gewisse» englischen Kreise« Hinsicht- lich drauchdarer Ergebnisse des Salonikinater- nehmens herrschte, haben zuweilen bedauerlich« Uaschlüsfigkeit verursacht. Sicherlich wird nun der Gedankenaustausch in Rom zu rioer glückliche» Klarstellung aller Elewente der BaUaafrage geführt habe»; wie wan hoffen darf, wird unsere bestimmte ener- zische Aktiv» in Athen bald diese» Eindruck bestätigen. „Bis in die letzte Zeit" hat dieser englische Skeptizismus bestanden, und nunmehr macht Lloyd George ein freund- sicheres Gesicht zu den Hoffnungen der französischen Churchills, die durchaus brechen zu können glauben, was sie nicht biegen konnten. Was mag diesen Mienenwechsel erzwungen haben? »
Ter Piraeus von den Franzosen geräumt. Loudo», 9. Januar. Tem„Daily Telegraph "-wird aus der Äcratfiui-Lucht vom letzten Fcitag gemeldet: Um neuen Schivierigkeiten vorzubeugen, bat der französische Admiral heute früh die Abteiluug französischer Marinesoldcitrn, die das Rathaus im Piraeus bewachten, zurückgezogen, io daß die Stadt jetzt ganz den Griechen überlasten ist. Infolgedessen wurde auch das Hafeatontroll- burcau der Alliicrteu geschlossen. Dir Berbinduug mit dem Lande, die bisher aufrechterhalten worden war, ist jetzt ab- geschnitten. Dieser Entschluß wurde somit vor der römischen Konferenz gefaßt und ausgeführt. Man wird ihn als Vorbereitung dessen, was die Entente Athen zugedacht hat, zu werten haben. Die Kabinettskrise in Spanien . Tas Mlnifterium Romanoncs bleibt. Das liberale Kabinett Romanones, das im Dezember mit dem Programm ins Amt trat, daß die. wirtschaftlichen und finanziellen Probleme Spaniens den militärischen gegen- über die dringlichsten seien, kündigte am Dienstag seinen
I Rücktritt an. Aus der Note, die von der spanischen Regie- > rustst über.die. Krisis ausgegeben wird, geht nicht hervor, daß die Krise entstanden ist. wen nunmehr etwa dem. mtlstärischen Problem, die' größere Bedeutung in Syanieu, zugemessen wird. Es fiel jedoch immerhin aus, daß der Nachricht vom Rücktritt des Kabinetts Mitteilungen vorauslicfen, die von der Reise spanischer Offiziere'an die französische Front und den starken Eindrücken, die sie dort empfangen hätten, zu erzählen wußten. Die Kabinette, die Spanien während der Kriegszeit hatte. hielten sich an den Standpunkt, daß die Neutralität zu wahren sei. Sie bekräftigten diesen Standpunkt in wiederholten Er- klärungen. Juterventlonistische Strömungen gaben die Ge- legenheit dazu, und es mag sein, daß diese jetzt wieder stärker hervorgetreten sind. Die Note der spanischen Regierung gibt auch kein Anrecht, aus ihrem Wortlaut zu schließen, daß die Krise über Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen sei, die an die Friedensnote des Präsidenten Wilson anknüpften. Spanien hat diese Note nicht mit einem Willkommen begrüßt; seine Antwort bestand alle» in allem in einem kühlen Ablehnen, weil der für die Anregung gewählte Zeitpunkt als nicht günstig anzusehen sei. Das läßt Hemmungen vermuten, mit denen die Neutralitäts- erklärung sich diplomatisch ohne eigenes Opfer abzufinden suchen mußte. Neben der Note Wilsons spielten aber noch andere„internationale Ereignisse", auf die insoweit Rücksicht genommen wurde, daß man die amtliche Nachricht von der Ministerknse zurückhielt. Welche Ereignisse das sind, wird nicht verraten. Es fällt aber in die allerjüngste Zeit der Druck Englands auf die Schiff- fahrtsgesellschaften der neutralen Länder, der in Spanien Forderungen der Reeder an die Regierung auslöste und die Situation des Kabinetts sicher nicht erleichtert haben wird. Wenn sie auch nicht in dem Ruf bestanden haben werden, gegen Drohen Englands Androhen der Hafensperre bei seinen Wünschen widerstrebender Haltung Front zu machen, so gingen sie doch das Neutralitätsprogramm intensiv an. Auch von hier aus könnte einiges neue Wasser auf die Mühle der Kriegsinterventionisten geflossen sein. Die Krise wird indes keine schweren Formen annehmen. Der amtlichen Veröffentlichung ist schnell die Nachricht gefolgt. daß sie behoben ist. DaS Wechselspiel zwischen Konservativen und Liberalen wird also für jetzt zu keinem neuen Kabinetts- bilde führen. Sogar gewichtige konservative Elemente sind damit einverstanden.' Folgende Telegramme liegen vor: Madrid , 9. Januar. (HavaS.) Nach dem hcutiqea Minister- rat begab sich Graf Romanones zum König, um ihn zu bitten, die ehemaligen Ministerpräsidenten und die Eortes um Rat zu frageu,«m der Mioiftertrise die bestmöglichste Lösung zu geben. Eine Nvt« der Regierung besagt, die Krise sei zugleich mit der Vertagung der EorteS infolge parlamentarischer Schwierigkeiten entstanden, aber wegen intern atio- naler Ereignisse, namentlich der Nvte Wilsons, nicht amtlich bekanntgegeben worden Graf RomanoneS erklärte, die Lage werde noch heute geklärt werden. Di« Präfidente« des Senats und der Kammer gaben bekannt, sie hätten de» Könige geraten, das Kabinett RvmauoacS beizubehalten. Auch Maura hat dem König den gleichen Rat gegeben. Madrid , S. Januar, S Uhr abends. lReuters Graf Romanones gab belaunt, daß daS ganze Ministerium im Amte bleiben«erde. Der König habe ihm neuerdings sein volle» Vertrauen ausgesprochen. *..*■- Haag, 10. Januar. / Die„Times" meldet aus Madrid : Eine Atzsstellung zugunsten der' spanischen Freiwilligen im französischen Heer, die am letzten Mittwoch eröffnet wurde, ist am Sonntag von der Polizei geschlossen worden.