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Nr. 16.- 1917.

Mittwoch, Jannar .

Unterhaltungsblatt des Vorwärts itt, 17. nar

Erinnerungen an Albert Niemann .

"

zum

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Verächter jeglicher Mysterien

Erhoffen Schluß des Krieges dreift, Wenn aus Europas Ministerien

Man noch ein Dugend Trepots schmeißt!

Gregers Beric

Der Brief, der dem Prä

Im übrigen meinte er: Der Mann hat unerschöpfliche Fähig feiten. Noch ist er fast roh und alles in ihm tat bisher nur der Instinkt. Jetzt hat er monatelang nichts anderes zu tun, als fich von mir leiten zu lassen." Darin freilich traf Wagner wohl Riemanns Humor. Albert Niemann hätte nicht der echte nicht ganz das Richtige. Niemann war damals nicht mehr das Germane sein müssen, der er war. wäre er nicht ein Freund des Humors und selbst reich mit dieser föstlichen Gabe gesegnet gewesen. fünstlerische Naturkind, das Wagner in ihm zu sehen meinte, sondern Bollblütig und traftvoll, wie er in allem war, hatte er auch auf dem Wagner am liebsten einen Sänger gehabt hätte, der in feinen war bereits zu weitgehender Selbständigkeit gereift. Und wenn Der Friedensappell eines englischen Gelehrten. Gebiete des Scherzes und des Humors eine natürliche Vorliebe für Händen wie weiches Wachs sein sollte, so war Niemann nicht von Erst vor kurzem, schreibt die Morning Post" vom 10. d., das Kräftig- Derbe, und zuweilen hatten feine Kollegen in Apoll dieser Art. Dies ist wohl die Wurzel gewesen, aus der jene Ent- fonnte das englische Parlamentsmitglied E. P. Trevelyan den bri unter seinen wißigen Einfällen ihr Teil zu leiden. So wurde im frembung hervorwuchs, die damals in Paris zwischen dem Ton- tischen Zenfor mit einer an Amerita gerichteten Friedenstundgebung Berliner Opernhause einmal eine Oper gegeben, die Frithjof" hieß dichter und seinem Darsteller entstanden ist. Die abscheulichen Vor- hintergehen. Nun hat eine noch wichtigere Persönlichkeit den Zenfor und in der Niemann die Titelrolle gab, während der treffliche Bez gänge bei der Bariser Aufführung, die allen Zeilen auf die Nerven getäuscht. Die Los Angeles Times " weiß darüber zu berichten: den alten König Ring spielte. Alles war glüdlich vorüber, König felen, haben wohl auch das Ihrige dazu beigetragen furz, das Die britische Regierung hatte dem Prof. Russell die Reise nach Ring gestorben und auf offener Szene auf dem Totenschiffe auf Tischtuch zwischen den beiden war zerschnitten, und ein volles Jahr Amerika , wo er auf der Harvard Universität Vorlesungen halten gebahrt. Nun soll Frithjof kommen und von ihm Abschied nehmen. zehnt hindurch stand Wagner dem Künstler grollend gegenüber. Es war follte, untersagt; es gelang ibm jedoch, durch eine hübsche junge Hinter den Kulissen steht Niemann zum Auftreten bereit, als er iemanns Kollege Franz Bet, der die Wiederversöhnung anbahnte, und Engländerin, die jetzt in New York eintraf, einen Brief durch die plöglich argwöhnisch die Luft durch die Nase einzieht. Wonach riecht es denn da so sonderbar? Er blidt empor und sieht zwei Kuliffen am 22. Mai 1872, bei der Grundsteinlegung in Bayreuth war Nie- englische Zenfur zu schmuggeln, in dem er den Präsidenten Wilson arbeiter eben im Gewölf duftigen alten Käse essen. Im Flüster- manns Redengestalt bereits wieder unter den Gästen zu sehen. Er inständigst ersucht, ſeinen ganzen Einfluß aufzubieten, um den Strieg tone schnauzt er die Arbeiter an, daß sie sich eilig aus dem Staube war es damals, der die Tenorpartie im Chore der Neunten Sinfonie zum Abschluß zu bringen. fang und feine herrliche Stimme dünkte den Anwesenden wie eine Mr. Russell. Professor am Trinity College , Cambridge , hat sich machen, aber bei dieser Flucht fällt dem einen ein wohl Siegesbotschaft. Damals bei der Probe verlangte Riemann, daß in der Welt durch feine Werke über Philosophie und Mathematik riechender" Harzer herab und Niemann just vor die Füße, Schon will den Künstler der Kerger paden, da huscht plöglich ein Wagner ihm den Tatt schlüge, er tönne sonst nicht fingen, aber einen Namen gemacht, fiel jedoch bei seiner Regierung unlängst Schmunzeln über sein Gesicht, er bidt fich, greift den in Papier Wagner verjette: 3 schlage nicht Talt, dadurch würde der Borwegen Friedensäußerungen in Ungnade. eingewidelten Stäse auf und betritt so bewaffnet die Bühne. Dort trag steif; wir müssen diesen Satz ganz frei vortragen. male fidenten von einer Deputation amerikanischer Neutralisten überreicht schmettert er seine Arie in den Zuschauerraum und tritt dann mit es Ihnen in die Luft. Sie sind ein so vorzüglicher Künstler und werden wird, lautet: können es; darum habe ich Sie erwählt." Aus dieser Zeit Herr Präsident! Es bietet sich Ihnen eine Gelegenheit, der um dem Toten die Augen zuzudrücken. Diese Gelegenheit benutzt und seitdem hat Niemann den gerührten Worten: Zeb wohl, du lieber Freund" an die Bahre, stammt Riemanns unvergeßlicher, unvergleichlicher Siegmund Menschheit einen Dienft zu erweisen, wie ihn so groß nicht einmal engen Freundeskreise des Abraham Lincoln geleistet hat. In Ihrer Hand liegt es, diesen Niemann, um dem toten König den Harzer gerade unter die Nase Meisters fich zählen dürfen. Ihr Verhältnis war jetzt auf einer Krieg zu einem gerechten Ende zu bringen, der alle Furcht vor auf die Oberlippe zu legen. Nun muß man wissen, daß Bez ganz schönen gegenseitigen Wertschäßung und Achtung aufgebaut. Ale neuen Kriegen in naher Zukunft bannt. Es ist nicht zu spät, die Wagner bei den Broben 1875 eine Szene im zweiten Alte plastisch Zivilisation Europas vor der Vernichtung zu bewahren, wohl aber vorspielte, da rief Niemann: Ja, lieber Meister, das paßt sehr gut mag es dazu zu spät sein, wenn der Strieg, wie uns unsere Milita­für Ihre Figur, aber nicht für mich. Ich muß bei meiner Größe risten androhen, noch zwei bis drei Jahre währt. doch Bewegungen machen, die mir gemäß find." Sofort gab Wagner Es mag wundernehmen, daß die öffentliche Meinung an dies zu und sagte: Ich sehe, Gie haben mich richtig verstanden, scheinend alles gutbeißt, was die Regierenden für die Fortsetzung darum allein handelt es sich; spielen Sie jetzt nur, wie es Ihnen des Krieges tun. Aber dieser Anschein ist trügerisch. Für die Fort­Wie Riemann England strafte. Es war in dem recht dünft." In seinem Rüdblide auf die Festspiele von 1876 hat fegung des Krieges feßen sich einflußreiche Persönlichkeiten und die politisch reichbewegten Jahre 1864. Das Schidial Schleswig Wagner vem Künstler ein rühmliches Denfmal gefeßt, indem er Presse ein, die unter der Kontrolle der Regierung steht. In allen Holsteins erfüllte alle Deutschen mit Anteil und Sorge, und zu Niemann als das eigentliche Enthusiasmus treibende Element des anderen Geſellſchaftsschichten fühlt man ganz anders, als es Hannover fand im Januar eine große Versammlung zugunsten der ganzen Bayreuther Künstlervereines mit Namen nannte. Niemanns in der Zeitung steht, aber die öffentliche Meinung erfährt Nechte der meerumichlungenen Landesleute statt. Bugleich wurde Tristan war für Wagner ein Erlebnis. Er schrieb ihm: Ihr Tristan ist nichts davon, und die, welche sich dagegen auflehnen, werden mit eine dreiste Note Lord Ruffels bekannt, die Desterreich und Breußen und bleibt eine fabelhafte Tat. Wer an Sie nicht glauben will, fo schweren Strafen belegt, daß nur wenige den Mut aufbringen, in anmaßender Weise zur Mäßigung ermahnte, ja geradezu eine fann es nicht weit bringen." An jenem Bintertage des Jahres öffentlich zu protestieren. Aus langer persönlicher Erfahrung aber, das deutsche Gefühl beleidigende Drohung enthielt. Die Empörung 1883, da sie Wagner zur letzten Ruhestätte trugen, befand sich auch die mir von allen Seiten bestätigt wird, weiß ich, daß der Wunsch war allgemein. Am Abend wurde im Hoftheater zu Hannover , fein Siegmund und Tristan im Leichengefolge, und bis zum legten nach Frieden beinah allgemein ist, und nicht nur unter den Soldaten deifen hellstrahlender Stern Niemann in der Fülle seiner Kunst und Lage seines Lebens hat er als heilige Reliquie, mit einem Seiden- herricht, sondern in allen verdienenden Klassen und ganz besonders Straft damals war, Marschners Templer und Jüdin" unter bändchen sorgsam umwunden, einen Brief des Meisters aus jenen in Industriebezirken, trotz der hohen Löhne und der reichlichen der persönlichen Leitung des Tonsezers gegeben. In der stürmischen Tagen aufbewahrt. Er war in den Stunden bittersten Arbeitsgelegenheit. Wenn das Bolt darüber abstimmen könnte, ob Oper tommt jene berühmte Arie vor, in der der Unmutes geschrieben und Niemann hatte ihn geleien, aber fein Friedensverhandlungen eingeleitet werden sollten, so bin ich über­Templer fingt:" Du stolzes England, freue Dich!" Riemann zweis Auge follte bei Lebzeiten den Inhalt des Briefes fennen zeugt, daß die bei weitem überwiegende Mehrheit der Nation dafür aber fang an diesem Abend statt dieser Worte: Du stolzes England lernen. Der Brief war ihm ein Heiligtum, der alte 3wist aber stimmen würde, und das gleiche dürfte auch auf Frankreich , Deutsch­schäme dich!" Zwar tat er gleich, als ob er sich versprochen habe, war begraben. land und Desterreich- Ungarn autreffen. und lenkte in den richtigen Tert wieder ein aber man hatte ihn verstanden. Das Publikum antwortete mit lautem Jubel, während Marichner entsegt den Taftstock aus der Hand legte. Die Freude des Publikums aber war so groß, daß Niemann den Theaterbor schriften zuwider vor dem Vorhange erscheinen mußte. Der englische Gesandte verlangte Niemanns Entlassung, aber König Georg, dessen besonderer Liebling der Künstler belanntlich war und der übrigens selbst der Vorstellung beigewohnt hatte, dachte nicht daran, den Sänger wegen dieser vaterländischen Rundgebung zu entlassen. So hat Niemann England gestraft.

und gar kein Freund dieses Naturproduktes war, und man wird verstehen, daß er über Niemanns Streich in Empörung geriet. Aber was halfs? Er mußte ja tot fein, durfte sich nicht rühren und tein lautes Wort wagen. Bütend richtete er an Niemann mehr gehaucht als geflüstert unaweideutige Liebkojungen, aber Niemann erwiderte nur immer gelaffen: Sei still du bist tot!"

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Niemann und Wagner. Die erfie Begegnung zwischen Wagner und Niemann fiel in den Juli 1857. Wagner empfing den Sänger, der sich damals eben mit Marie Seebach verlobt hatte, in feinem bescheidenen Häuschen am Zürichsee . Er hatte von diesem genialen Darsteller seiner Heldengestalten wohl schon gehört, und so begeistert war ihm über ihn berichtet worden, daß er ihn bereits brieflich zu seinem fünftigen Siegfried" ernannt hatte; aber jetzt trat der damals Siebenundzwanzigjährige zum ersten Male persön lich vor den Meister. Niemann hat später selbst erzählt, wie scharf Wagner ihn bei dieser Gelegenheit beobachtet und geprüft hat. Er ließ seine Blicke nicht von dem Sanger, bohrte sie gleichsam in ihn ein, beobachtete die Art seiner Betwegungen, belauschte den Klang feiner Stimme, fute in den Tiefen feiner Seele zu Tesen und konnte schließlich in hoher Freude erkennen, daß er in Niemann feinen Mann gefunden hatte. So war es Riemann, auf den die Wahl fiel, bei der berühmten Erstaufführung des Tann häufer" in Paris den Helden darzustellen Monatelang hat Riemann damals mit Bagner studiert und gearbeitet. Des Meisters We wunderung für Niemanns Künstlerschaft wurde durch die nähere Bekanntschaft nur gesteigert. Er bezeichnete ihn als durchweg er­haben" und als einen großen Künstler der allerfeltensten Art".

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Ums Menschentum.

Ein Schiller- Roman von Walter von Molo . Müde und übernächtig saß die Vischerin auf der grünen Bank und erwartete ihren Zimmerherrn.

Kleines Feuilleton.

Kriegserrungenschaft.

Eins fühlt man selbst als Kriegsbetäubter Bie stiller Freuden reinsten Duell; Minifier und Staatsoberhäupter, Sie leben lurz und stürzen schnell.

Bum Beispiel: Rußland. Einst im Frieden Trug manch ein Kerl fein Portefoldh So lang bis spät er erst verschieden Durch Zarenungunst oder Dolch.

Jest fliegt ein Trepom in vier Wochen Dort, wohin man den Abfall fegt. Der stärkste Mann wird durchgebrochen, Wobei sich nicht mal Mitleid regt.

Ja, ja, die Zeit ist roh und häßlich, Das Heiligste wird unterwühlt. Es find selbst Posten nicht verläßlich, Die man für unangreifbar hielt.

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Man fann bor Rücksicht sich nicht lassen, Wo jede Rücksicht früher schwieg Selbst auf des Volfes breite Massen, Denn ohne sie wo blieb' der Krieg? heut net so schnell. Er ischt nach Hohenheim zum Herzich be­fohle worden."

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" Bum Herzog? Jetzt wird alles schlecht! I hab ihm wolle de heiße Kopf streichle, und er ist zum Herzog?"

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Vor allem aber weiß ich, daß, wie der Krieg auch immer endigen möge, der Ausgang niemals so wichtig wie der Frieden fein tann. Der Schaden, den uns ein Frieden schlägt, der nicht alle unsere Wünsche befriedigt, ist nichts im Vergleich zu dem ne heil, das die Fortsetzung dieses Gemezels heraufbeschwört. Die Machthaber der einzelnen Staaten sprechen von dem, was sie fälsch licherweise als die Interessen ihrer verschiedenen Reiche erkennen, ich dagegen fühle mich aus innerster Ueberzeugung berpflichtet, in Ramen Europas für das wahre Heil all' diefer Rationen zu sprechen. Und im Namen Europas flehe ich Sie an, uns den Frieden zu schenken. Bertrand Ruffel."

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Notizen.

- Theaterronit. Die Kleinen Haustomödien am Rollendorfplatz werden am Sonnabend eine tragische Alltagslomödie Idealisten" von Erich Fischer aufführen. Das Stüd ist den einst weltbekannten Singspielen Wenzel Müllers( 1767-1885) entnommen. Vorträge. Der Beginn des für Donnerstag angelegten Urania- Bortragssyklus von Dr. B. Berndt: Ueber Arterhaltung, Brut­pflege und Entwickelung" muß bis zum 25. Januar verschoben werden. Der Nobelpreisträger Dr. Banay, der aus der russischen Gefangenschaft während des Krieges nach Wien zurück­tehren fonnte, folgt einem Ruf nach Upsala. Er erhielt den Nobel­preis für seine Forschungen über die Gleichgewichtsbildung in der Gehör­schnecke und im Labyrinth sowie über die Beivegungszentren im Kleinhirn. Kriegsanleihemarten. Deutschland hat im Gegen­satz zu andern Ländern bisher feinerlei Striegsbriefmarken aus gegeben. Es soll aber jetzt, wie die Frantf. 3tg." erfährt, der Gedanke erwogen werden, zur Erinnerung an die nächste Kriegs­anleihe eigene Briefmarken herauszugeben, die nur den Anteil­zeichnern zugeteilt werden würden.

[ lande in Händel ? Warum hat Er in Seinem Ludersstück, für das Jhnt Unsere Bühne zu schlecht war, die Graubündner beleidiget? Er, Rogbursche, Er, der Er hinter den Dhren nicht trocken ist, benimmt sich, als hätt' Er das Recht, ,, Stopf streichle? Der Fourierschütze lehnte sich schwer an Seinen Herrn zu bemühen! Wie kann Er schreiben, daß den wadeligen Tisch, auf dem Bücher, Papiere und Federfiele Graubünden das Athen der Räuber sei? Widerruf Er! Es war die ungestörteste und drum schönste Zeit zum wüste Verbrüderung hielten, hent Se fei Weinle vor mich? Seitdem fie dort die große Bande gehangen haben, ist Nuhe plaisier, wern der Regimentsmedikus frühmorgens vom Das ischt g'icheiter!" im Land. Gaunereien gibt's überall! Widerruf Er, klein­nächtlichen Lazarettdienst heimtam und die Kinder noch schliefen. In aller Herrgotts früh wird net g'soffe!" Die Vischerin mütig und demütig, auf der Stelle!... Dann fonnte mar, bischfurieren' nach Herzenslust. war ganz verzagt. Er ist sicher zum Herzog g'ruse worden, Der Garteninspektor aus Ludwigsburg , Seines Vaters Sie sah durchs Fenster in die sonnenhelle Gasse hinaus, wege dem Malefizbrief vom Pfarrer aus Graubünden , der Konkurrent, saget mir, daß er mit seinem Einflusse kaum die auf der schon Hauben und würdige Dreispitze vorüber zogen. ihm g'schriebe hat, er sollt widerrufe, daß sie in Graubünden Rongrejjualversammlung von ernsteren Schritten abhalten Das schmale Frauenzimmer mit den schmachtblauen Augen, Gauner seien. Wenn sie ihm nur jetzt nicht den Hals- fonnte! Und das jetzt, wo ich vermeinte, Geld im Grau­die wenig von Witwenentfagung erzählten, richtete das Häub prozeß mache!" bündner Lande aufzutreiben! Bin ich Sein domestique oder lein und recte gähnend die Beine. So lange fam er nicht! Sie zählte melancholisch und doch in wohliger Erwartung ge­spannt, die leeren Weinflaschen, die auf dem Kartoffel haufen in der Zimmerece, wie Zeichen auf dem Schlachtfeld, lagen. " Oh mei, oh mei," seufzte fie und sah sehnsüchtig nach" Oh mei, oh mei, Stronenbitter," jammerte die besorgte rabe! Halt Er seinen Mund; ich hab keinerlei Luft, Sein dem Alfoven, in dem das mit Pferdedecken geschmückte Bett Frau, es gehet ihm an den Kragen zu Hohenheint; i muß Gewäsche anzuhören! Meine opinion( Meinung) weiß Er stand ,,, er fomntet so spät heut; ant End' wachet mir gar jegt zu meine Kindle! Flick' Er ici'm armen Herre zumindest icht! Seinem Vater hab ich zugewunken, der denket wie ich! früher' s Büble auf. Zum Streicher kann er doch nicht schon de Rock' jamme; er hat'n beim Schreibe völlig durchg'wezet! Weggetreten! Petitionen und Bittbriefe werden nicht an­wieder sei, der verfluchten Musik wege? Er ist so gar nicht Dort hangt' r an der Wand." genommen; Seinem General hab ich Weijung gegeben, daß ruhsam! Ist nur das verflirté Schreibe daran schuld!" Sic Zwei Stunden mußte Friedrich Schiller im Vorzimmer er ihn einsperrt, wenn er noch einmal wagen sollte, mich zu sah ärgerlich hinter den Ofen, nach dem Stoße der auf stehen, durch das die hochmütigen Lakaien liefen. Er zwang belästigen! Weg! Er ist kein Mensch wie Wir, merk er sich gefchichteten Räuber", deren oberste Blätter leise im Morgen- fein wildes Herz zu ruhigem Gang; die Entscheidung fam. das endlich!" wind zappelten, der durch das billige Logis mit den wadeligen Er wußte allzugut, wen Karl Eugen derart lange und ver­Türen schlich. ächtlich warten lich! Das Zittern seiner gefnechteten Kind­heit befiel ihn wieder; die Umgebung erdrückte die Gegen­wehr. Petersens Wort fiel ihm ein. Der hatte behauptet, Sügelab, hügelauf wanderte Schiller , in seinen Ohren daß Karl Eugen seit neuestemt stets die Wiener Hofstellung annähme, die er dem Kaiser abgespickt hätte.

Der Bischerin Antlig verklärte sich. Imein' gar, er tommt!" Sie hob das fokette Stöpflein und zupfte am Bufen­tuch. Sie horchte und feuchtete aufgeregt die Lippen. Du liebes Herrgöttle," sagte sie enttäuscht, als statt Schillers, ein plumper, blödpfiffiger Kerl mit arg geflidter Uniform schwer­fällig hereinpolterte. Der Kronenbitter! hab' g'meinet, es set sei Herr!"

Mit sei'm Dichte ischt das a furiofe Sach!" meditierte ist er der meine?! Ich schmeiß Ihn aus dem Regiment, ich Stronenbitter bedächtig und paffte in die Luft,' s muß wie a caffier Ihn infam, wenn Er noch eine Zeile schreibt! Ich seiz Vieh im Mensche drinne soi; er schtehet net schtill, wenn ihn auf die Festung, bis Er Raison annimmt, und wenn's ihm de Rock' jammeflice will; zweimal hab' i' n g'ichtoche Sein ganzes Leben dauert! Vermaledeite Kreatur! Wer mit d'r Nadel, wo er sehr viel Beiher hat." hindert mich, daß ich Ihm eine herunterhau? Steh Er ge­

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Er soll eintreten!" sagte der Kammerhusar und maß ihn wegwerfend. Wisch' Er sich vorerst die Füße ab!" Bütend ginz Karl Eugen auf ihn zu; seine Rede über Des muß dann allerdings' e düschtere Enttäuschung fiel Schiller wie ein Wegelagerer. g'wese sei!" grinste Schillers Bursche und büdte sich musternd Er Schwein Er, vermaledeites! Kaun Er mir bloß zu dem Kartoffelhausen nieder, bis er im Wirrwarr eine halb- Infommoditäten machen? Was glaubt Er denn eigentlich, zerbrochene Tonpfeife fand, die er noch nügen konnte und daß Er sei? Aus dem Dreck hab ich Ihn gezogen, auf hurtig, soweit es die angeborene Faulheit erlaubte, mit seines gefüttert hab ich Ihn, förperlich und geistig, und Er danket Herrn Tabat füllte." Der Herr Regimentsmeditus tommt es mir durch Frechheiten? Er verwickelt mich mit dem Aus­

Die Tür hieb hinter Starl Engens Wutschwall zu, der Dvalspiegel zitterte auf der seidenen Tapete, höhnisch grinzten die goldenen Schnörkel aus allen Gefen.

brauste das beleidigte Blut. Ein wilder Reigen schlang sich in seinem Stopf: Lazarett, Herzog, Geldsorgen, Scharffenstein und Streicher. Ueberhob er sich nicht gegenüber dem ewigen Gefek? Schubart trat in dem Herenfabbath feiner Dualen ein. Traurig und mahnend sah er ihn an. Aus der Land­schaft stieg drohend der Hohe- Asperg quf. Das Erlösungs­licht brach aus Schillers Blick. Himmelwärts ging er und ließ die grünende Erde unter sich. Seine Knochen sollten nicht in Schwaben verfaulen.

Sein Schritt lief der Solitüde zu. ( Schluß folgt.).