Einzelbild herunterladen
 

r. 16 34. Jahrgang. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Lieferungsverbände

und Bedarfsgemeinden.

Von Emil Inth.

Eigentlich sollten wir aus dem Stadium des Erperimen ierens auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung heraus­gekommen sein. Leider ist dem nicht so, wie der Augenschein nur allzu deutlich lehrt. Batocfis bekanntes Rundschreiben, jeine Auseinandersetzung mit Wermuth fönnen uns nicht mit der Zuversicht erfüllen, daß auf dem Gebiete, auf dem der Lebensmitteldiftator Ordnung schaffen, alle Kräfte zum Durchhalten organisieren sollte, alles getan worden ist, um das Menschenmöglichste zur Ernährung des Boltes zu schaffen.

Batocki hat die Gemeinden zur Aeußerung seines Planes betreffs der Bedarfsgemeinden und der Erzeugerorganisa­tionen aufgefordert, und am 19. und 20. Januar soll der Beirat des Kriegsernährungsamtes( K. E. A.) zujammentreten, um über die eingelaufenen Vorschläge zu be­raten. Wird etwas Gutes und Zweckmäßiges dabei heraus­kommen? Nach den bisherigen Erfahrungen fällt es einem schwer, mit einem hoffnungsvollen Ja darauf zu antworten.

An und für sich ist der Gedanke der unmittelbaren Ver­bindung zwischen Erzeugerorganisation und Bedarfsgemeinde gutund richtig, doch muß eine solche Organisation so ge­troffen werden, daß die Bedarfsgemeinden sich nicht gegen­feitig den Nang ablaufen, die Preise künstlich durch vermehrte Nachfrage in die Höhe treiben, und daß ihnen vor allen Dingen eine Kontrolle über die Lieferungen der Erzeugerber­bände eingeräumt wird.

Als Grundbedingung ist ferner die Zuteilung der Liefe­rungsverbände an die Bedarfsgemeinden oder umgekehrt not­wendig. Durch eine genaue Erntestatistik muß ferner ein Ausgleich zwischen Erzeugerorganisationen, die hohe Erträge erzielt haben, und solche, wo die Erwartungen hinter dem wirklichen Ernteergebnis zurückgeblieben sind, geschaffen

werden.

-

-

Mittwoch, 17. Januar 1917.

Nach beendetem Anbau der Garten- und Feldfrüchte jind flogen. Aber einen großen Borteil hat uns diese frebelhaft hoch­für sämtliche Lebensmittel einheitliche Höchstpreise für das mütige Ablehnung unserer Friedensbereitschaft doch gebracht: das Deutsche Reich festzusehen. In jedem Ueberschußkreise ist unter ist die volle Klarheit über die Kriegsziele unserer Feinde.( Asz. dem Vorsitz des Landrats eine leberwachungsfom- Ströbel: Und unsere? Gelächter.) Heute meiß die ganze Welt mission, bestehend aus drei Mitgliedern des Ueberschußtreises und weiß vor allem unser eigenes Bolf, um was es sich in diesem und drei Mitgliedern der Bedarfsgemeinden, einzusehen. Dieser Kriege in Wahrheit handelt: einfach um unser Sein oder Nichtsein, Kommission liegt es ob, die Lebensmittelversorgung der Bedarfs- um die Frage, ob wir unsere nationale und wirtschaftliche Freiheit. gemeinden aus dem Ueberschußfreise zu überwachen; im Falle in der Welt noch behaupten oder gleich so vielen anderen Völkern der Weigerung ist ihr das Recht der Enteignung einzu- unserer Erde zu einem millenlosen Spielball der englischen Welt­räumen. In den Ueberschußtreisen sind ferner Auflaufs- berrschaft herabjinfen wollen( Sehr wahr!), um deren willen ja fommissionen zu bilden, weiche unter Berüdsichtigung der doch allein heute der furchtbare Krieg noch fortgeführt werden muß. festgesetzten Höchstpreise die Ausläufe der Waren nach ihrer Be-( Sehr wahr!) Das allein fann ja der vernünftige Sinn der immer schaffenheit zu tätigen baben. Es wird hier zwischen guter, mitt- wiederfchrenden Forderung einer vollständigen Zerstörung des joge­lerer und geringer Beschaffenheit zu unterscheiden und dement- nannten preußischen Militarismus" sein: Vernichtung unserer sprechend der Preis festzusehen sein. Die Bedarfsgemeinden militärischen und wirtschaftlichen Kraft, und dadurch Unterordnung haben die Pflicht, den Bedarf an einzelnen Lebensmitteln bei dem unter den Willen anderer- oder eines anderen militärisch und Kriegsernährungsamt nach einem einheitlichen Maßstab je Kopf wirtschaftlich stärkeren Staates. Das ist des Budels Kern bei dieser der Bevölkerung anzumelden, und dieses verteilt nach statt- unverschämtesten aller Forderungen der Entente. Diese Erkenntnis gehabter Prüfung die einzelnen Rieferungsforderungen auf die wird unserem Wolfe, wie unser Kaiser sagt, eine eherne Willens­Ueberschußtreise. Wegen des einseitigen Anbaues von landwirt-! fraft" verleihen, der kein Opfer an Gut und Blut, an unspannung schaftlichen Erzeugnissen in den einzelnen Ueberschußtreifen wird der ganzen Kraft, an Entbehrungen und Entsagungen zu groß sein die Bersorgung der Bedarfsgemeinden hinsichtlich der verschie-| wird, um seine nationale Freiheit unter den Völkern dieser Erde denen Lebensmittel aus mehreren Ueberschußtreisen erfolgen zu behaupten.( Sehr richtig!) Ehrlich und aufrichtig war unsere müffen. Die Zuführung der Lebensmittel an die Bedarfs- Friedensbereitschaft, aber ebenso entschlossen und unbeugsam muß gemeinden hat im Einvernehmen mit den Ueberschußtreisen heute auch unser Kampf werden. Heute darf es kein Friedens­unter Ueberwachung der eingesetzten Kommissionen stattzufinden. gerede mehr geben( Abg. Ströbel: Grit recht!), fondern nur noch Die Abrechnung über die gelieferten Waren ist auf Grund einer den vollen Sieg über alle unsere Feinde.( Bravo  !) Heute muß von der Kommissionsrechnungsstelle ausgefertigten Nachweisung weitergelämpft werden, bis die anderen um Frieden bitten. Wann zu bewirken. Die Bedarfsgemeinden find verpflichtet, ent- das sein wird, steht in Gottes Hand. sprechende Vorschüsse zu leisten, damit die Lieferanten unmittel­bar bezahlt werden können."

Der Vorwärts" hat bereits neulich auf eine andere Ein­gabe der Stadt Neukölln   hinweisen fönnen, durch die eine Regelung des Anbaues der Feldfrüchte gefor­dert wurde. Denn ohne diese, ohne einen gewissen Produk tionszwang werden wir kaum die Riesenaufgabe der Lebens­mittelversorgung unserer Bevölkerung erledigen fönnen. In der Begründung der Eingabe Neuköllns vom 2. Januar d. 3. wird ausdrücklich vermerkt, daß die Stadt mit den unmittel­baren Belieferungen von Lebensmitteln aus den Ueberschuß freisen erheblich bessere Erfahrungen gemacht habe, als mit Der Zwischenhandel, einschließlich des Großhandel 3, dem Aufkauf von Lebensmitteln durch Vermittlung des Groß­muß im Verkehr zwischen Lieferungsverbänden und Bedarfs- handels". Weiter heißt es in der Eingabe: Sämtliche Partei­gemeinden ausgeschaltet werden, da der freie Sandel" richtungen unserer Kriegsnotftande kommission haben in den fich im allgemeinen nicht bewährt hat, sondern vielmehr dort, Erörterungen über Lebensmittelfragen stets den Standpunkt wo er frei schalten konnte siehe Gänse- und Fischmarkt- eingenommen, daß es gerechtfertigter ist, dem zu der ungeheuren Preissteigerung wesentlich beigetragen hat. andwirt einen angemessenen Verdienst für Wie sehr man selbst an solchen Stellen, die dem Großhandel feine Tätigkeit zuzubilligen, als dem un sonst immer die Stange gehalten, nach und nach allerdings produktiven zwischenhandel mit seinen unlau­erst zu dieser Erkenntnis kommt, beweist die Annahme eines teren Machenschaften weiter Borschub zu leisten." Antrages im Fachausschuß für Obst, Gemüse und Kartoffeln Ich glaube, daß eine Berücksichtigung der Neuköllner   Ein­der Preisprüfungsstelle Groß- Berlin, wonach ein Zwangs- gabe durch das K. E. A. der Lebensmittelversorgung zum verband der Großhändler für Obst und Gemüse von Groß- Segen gereichen würde. Berlin   geschaffen werden soll, für den ein Ausschuß vorgesehen ist, der die Preisfestsetzungen treffen soll und dem Vertreter der Großhändler, Kleinhändler, Erzeuger, Kommunal- und Reichsbehörden angehören sollen. Befördert wurde diese An­nahme eines solchen Antrages mit durch die Tatsache, daß die Gemüsezüchter der Umgebung Berlins   in der Zeit schlimmer Gemüseknappheit vor Weihnachten Gemüse bis nach Stettin   lieferten, weil nach Aussage des Vertreters der Gemüsezüchter diese durch die Preisfestlegungen und die Denunziationen innerhalb Berlins   sich belästigt fühlten und deswegen entweder nach auswärts ihre Erzeugnisse lieferten oder damit zurüchielten. Den Mißständen auf dem Gebiete der Lebensmittelber sorgung kann nur gründlich soweit unsere Lebensmittel­fnappheit dies ermöglicht begegnet werden, wenn die ent­sprechende Organisation vom Anbau der Früchte bis in den Magen des Verbrauchers geregelt ist. Sehr beachtenswert er scheint mir daher eine Eingabe der Stadt Neukölln­nebenbei eine Gemeinde, die in Groß- Berlin mit an der Spike der Lebensmittelversorgung ihrer Bevölkerung steht an das Kriegsernährungsamt vom 2. Januar, die folgenden Vor­schlag enthält:

-

-

Zentralafrika   und Mittelafrika.

Von Dr. Hugo Marquardsen.

Dies habe ich geglaubt auch als Jhre Meinung, als die feffe Zuversicht der preußischen Volksvertretung mit wenig Worten feit­ftellen zu dürfen, bevor wir nun wieder in unsere ruhige gesetz geberische Arbeit eintreten.( Lebhafter Beifall.) Hierauf nimmt das Wort zur

05

pil Einbringung des Etats Finanzminister Dr. Lenge: Zum dritten Male find wir ge­nötigt, den Staatshaushalt im Striege festzustellen. Auch diesmal möchten wir die Hoffnung nicht aufgeben, daß es das letzte Vial fein möge, trop der fänöden Ablehnung unseres Friedensangebots durch die Entente. Es wird zwar noch manche Anstrengungen und viele Opfer fosten, bis die Entente gezioungen ist, ihren betrogenen Bölfern zu bekennen, daß Deutschland   und seine Berbündeten nicht 3u besiegen find, aber kommen wird dieser Tag, und hoffentlich noch in diesem Jahre. Und dann ist der Friede nahe. Bis dahin gilt es für uns weiter Opfer zu bringen und durchzuhalten. In diesem Sinne ist der Stat aufgestellt. Das Rechnungsjahr 1915 schloß ab mit einem Fehlbetrag von 106 Millionen Mart, der aber größtenteils durch die beschlossenen außerordentlichen Steuer­zuschläge wieder abgestellt ist. Das Wirtschaftsjahr 1916 zeigt u gefähr dasselbe Bild wie 1915, nur daß noch iparsamer gewirt­schaftet worden ist. Das Steuer- Soll hat sich gegen 1915 erheblich daß die Kriegsanleihe im Lande geblieben ist. Bei den übrigen verbessert. Das beweist, daß viele Einkommen gestiegen sind und starten Einnahmen find solche erfreulichen leberraschungen freilich nicht zu verzeichnen und auch nicht zu erwarten. Wie das Jahr 1916 abschließen wird, wissen wir noch nicht. Bei den Eisen­bahnen hat fich der Verkehr erfreulich entwidelt. Troß der großen Vermehrung des Fuhrparks ist es durch die große Inanspruchnahme der Transportmittel an allen Fronten und auch bei unseren Bundesgenossen dazu gekommen, daß im Inlande ein Mangel an Lokomotiven und Wagen sich fühlbar gemacht hat, der während des Srieges auch wohl faum aufhören wird Welche finanzielle Rüd­wirkung dadurch entstehen wird, ist noch nicht zu übersehen. gender Ansprache: Bevor wir in unsere Verhandlungen eintreten, nähert er sich erheblich mehr der Wirklichkeit als seine Vorgänger. Präsident Graf Schwerin- Löwis eröffnet die Eikung mit fol. ben neuen Gtaf anlangt, so zeigt er äußerlich den Erfolg unserer Bestrebungen, Fremdwörter möglichst zu vermeiden. Innerlich wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes und io Gott will auch Wir sind jetzt ganz auf uns geftellt, alles dreht sich um die Gr.. friedenbringendes neues Jahr. Freilich haben die leitenben Staatsnährung und um die Versorgung für Seer und Marine. Die männer unserer Feinde auf die Anregung zu Friedensverhand- Schaffung neuer Beamtenstellen hat sich insbesondere bei der Eisen­iungen eine so empörende Antwort gegeben, haben dabei so uner- bahnverwaltung diesmal nicht ganz umgehen lassen. Im übrigen hörte Friedensbedingungen aufgestellt und eine so unverschämte sind mit größter Sparsamteit nur die absolut notwendigen Neu­Sprache geführt( Lebhafte Zustimmung), daß es darauf für uns nur ausgaben eingestellt. Der Stat schließt in Einnahme und Aus­noch die eine Antwort unserer Waffen gibt.( Bravo  !) Diese wird gabe mit 5 160 763 000 W. ab und hat damit die 5. Milliarde über­führern, von unseren herrlichen Truppen und nicht zum mindesten gemäß fort. den Herren Briand   und Lloyd George   von unseren großen Heer- fchritten. Der Wiederaufbau von Ostpreußen   schreitet wunsch­Bon den für die Landwirtschaft bestimmten von unseren braven U- Booten( Lebhaftes Bravo!) hoffentlich recht Gebäuden sind ungefähr zwei Drittel aus oder neugebaut. bald mit genügender Deutlichkeit erteilt werden.( Bravo  !) Damit Die Wohngebäude stehen in dieser Beziehung noch erheb find freilich all die schönen Friedenshoffnungen, welche vor einem fich zurüd infolge des Mangels an Bauarbeitern. Bur Monat noch die Welt erfüllten, und wohl auch manch einen in den Unterstüßung der Gemeinden für ihre Leistungen auf Reihen unserer Feinde erfüllt haben mögen, zunächst wieder ver- dem Gebiete der Kriegswohlfahrtspflege werden in einem beson­

" Zentralafrita" ist ein schon seit längerer Zeit gebrauchter geographischer Begriff, während die Bezeichnung Mittelafrifa" erst neuerdings Aufnahme gefunden hat. Die Einführung geschah, wie gleich hervorgehoben werden soll, vor der Zeit, in der das Wort Mitteleuropa  " anfing, sich die Verbreitung und Bolkstümlichkeit zu erringen, die es heute besitt; es war feineswegs beabsichtigt, durch das Wort Mittelafrika" ein inhaltsähnliches Gegenstück zu ,, Mitteleuropa  " zu liefern. Mittelafrika" findet jezt in Tages­presse, Literatur und Unterhaltung vielfache Anwendung, aber un­richtigerweise zumeist in demselben Sinne wie Zentralafrita", häufig nur zum Zwecke des stilistischen Ausdrudswechsels. Es ist daher angezeigt, beide einer schärferen Begriffsbestimmung zu unterziehen. ein­

Abgeordnetenhaus.

50. Sihung, Dienstag, 16. Januar 1917, nach­mittags 3 Uhr.

Am Ministertische: Dr. Lente, v. Breitenbach, Sydow, v. Roebell, v. Schorlemer.

-

-

Was ist

schließlich an den beiden Ghden des Kontinents meeresnahe, fub-| eine schärfere Begrenzung hat natürlich keinen Zwed mit Be­tropische Gebiete den Abschluß bilden. Auch in östlicher und west- rechtigung als das geographische Zentrum Afritas angesehen licher Richtung geht der Kongo  - Urwald im allgemeinen in vege- werden fann. tationsärmere Gebiete über, wenn auch ein Zusammenhang mit Die Begriffsbestimmung für Mittelafrika" muß von ganz dem Urwaldgebiet der Guineafüste besteht. Dieser Zusammen- anderen Voraussetzungen ausgehen. Nord" und" Südafrika  " hang ist jedoch bei weitem nicht so umfangreich, wie vielfach ange- find jedem geläufige Bezeichnungen, Mittelafrita" soll eine zu­wichtigste klimatische Faktor, ist im äquatorialen Kongobeden am Rontinents abgeben. Wie bei Nord- und Südafrika  , so sollen auch Der Regenfall Innerafrikas, der wirtschaftlich fammenfassende Benennung für den noch namenlosen Rest des

nommen wird.

NORDAFRIKA  

TEL

NORBOSTA

AFRIKA

SÜDAFRIKA  

Reisen und Entdeckungen in Zentral- Afrika  " nannte rich Barth seine Forschungen, die in das Gebiet zwischen Tripo­Titanien, dem Tschadsee, dent Benue und dem mittleren Niger  fielen; Protectorate of Central Africa  " hieß längere Zeit der britische   Besiz im Westen und Süden des Njaffafees, der später die schärfere Bezeichnung Nyasaland Protectorate" erhielt; durch das Defret vom 30. Juni 1914 richtete schließlich die französische   Re­gierung ein Territoire du Centre africain" ein, das den Raum nördlich und östlich des Tschadfees bis zur Grenze von Dar- ur und zum Gebirge von Tibesti einnehmen soll. Diese Auslese zeigt, daß der Begriff Bentralafrika" noch kein feststehender ist, sondern gewaltigen Verschiebungen unterliegt. Der Forscher hat ein be­greifliches Interesse daran, zu beweisen, daß seine Reisen das Zentrum des dunklen Erdteiles erreicht haben, während bei ande­ren Anlässen Zentralafrita" als billiger Verlegenheitsausdruck für eine gerade fehlende, passendere Gebietsbezeichnung herhalten muß. Daß Zentralafrika  " nur ein Gebiet im Innern der afrika­nischen Landmasse sein fann, ein Gebiet, das nirgendwo an das Meer reicht, unterliegt wohl keinen Meinungsverschiedenheiten. Dies vorausgesetzt, kann bei näherer Betrachtung faum ein Zweifel bestehen, wo das Zentrum Afrikas   zu suchen ist. Der annähernd zwischen 35 Grad N. und 35 Grad S. liegende Grdteil wird durch stärksten ausgebildet und fast gleichmäßig über das Jahr verteilt; den Aequator in O- W.- Richtung halbiert und durch den 20. Grad O. außerdem bildet das Aequatorgebiet die Scheide für die Länder meridional in annähernd gleiche Hälften geteilt. Im Schnittpunkt mit nordhemisphärem und südhemisphärem Regensystem. In gas des Aequators mit dem 20. Grad D. wird also das astronomische äquatoriale Songobecken fällt die Berührungslinie der wichtigsten Zentrum des Grdteile liegen. Wir befinden uns hier im inneren afrikanischen Volfojtämme, Bantu  , Sudanneger, Niloten, Hamiten. Stongoheden. Die Begetation Innerafcitas erreicht an dieser Auch geologisch nimmt das einstmals abflußloje, zwischen alte Stelle das Höchstmaß der Dichte; sowohl in nördlicher wie in jüd- Hochflächen eingebeitete Sandsteinbecken des mittleren Kongo   eine licher Richtung folgen dem zentralen Urmalbgebiet nacheinander besondere Stellung im Kontinent von Afrika   ein. Diese Eigen­Savannen, Steppen, Wüsten- oder Halbwüsten- Gürtel, bis schaften erlauben den Schluß, daß nur das innere Kongobeden

"

WT.B.3668

die Grenzen Mittelafrikas ein breites, vom Atlantischen Ozean  bis zum Indischen Ozean oder Roten Meer   durchgehendes Band aus dem Erdteil herausschneiden. Die von Mittelafrita einge­nommene Fläche wird sich von selbst ergeben, wenn man sich über die Grenzen von Nord- und Südafrika   geeinigt hat.

Wir lassen die Landgrenze von Nordafrika   mit der Südgrenze der Sahara   zusammenfallen, da geologische, geschichtliche und völkische Verhältnisse die Sahara   eng an die afrikanischen Mittel­meerländer anschließen. Die Trefflinie von Nord- und Mittel­afrifa wird also dicht nördlich des unteren Senegal   beginnen und sich über das große Knie des Niger   an der Nordgrenze von Nigerien  entlang zum Eichadice und von dort über die Nordgrenze von Babai nadh Dar- Fur erstreden. Von hier fönnte man die Linie eta nach Port Sudon am Roten Meer   ziehen, in welchem Falle fich das nördliche Mittelafrifa völlig mit dem Begriffe des Sudan  deden würde. Es ist zwar unzwedmäßig, die eng zueinander ge­hörenden Milländer zu trennen, und daber vorzuziehen, die Grenze Mittelafritas über die Wasserscheide Nil- Kongo etiva bis an den Albertsee heranzuführen und sie dann nördlich um die Landschaft Uganda   zum Zanafluß zu leiten, dem sie schließlich bis zum Indischen Ozean folgt. Dem Einwand, daß man den englisch­ägyptischen Sudan  , Abessinien, Eriträa und die Somali- Halbinsel nicht gut zu Nordafrika   rechnen tönne, läßt sich am besten dadurch begegnen, daß man aus diesen Ländern zusammen mit Aegypten  einen weiteren Hauptabschnitt Nordostafrika" bildet.

Wie wir die Sahara   zu Nordafrifa rechnen, werden wir ihr südliches Gegenstüd, die Halbwüfte Kalahari  , Südafrita zuteilen, so baß letteres an der Sambesi  - Sunene- Linie abschneidet. Das entspricht ganz der landläufigen Auffassung; daß Betschuanenland und Südrhodesien   demnächst an die Südafrikanische Union   fallen müffen, ist für jeden britischen   Südafrikaner   eine ausgemachte Sache.

In dieser Abgrenzung gegen Nord- und Südafrika   nimmt Mittelafrika ein Gebiet ein, das sich etwa mit dem volkstümlichen Begriff des tropischen Afrifas" deat, d. h. mit demjenigen Teil des Kontinents, in dem unsere Hauptbezugsquellen für die tro­pischen Produkte liegen. Während Zentralafrika  " ein im Innern bes Kontinents befindliches, räumlich beschränktes Gebiet ist und ein Begriff von lediglich wissenschaftlichem Wert, wird die mobl berstandene Bezeichnung Mittelafrifa" nicht nur bei wissenschaft­lichen, sondern auch bei prattischen und politischen Fragen zweck­mäßige Anwendung finden können.