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Nr. 25.- 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Hundert Jahre Fahrrad.

während das Hinterrad dafür um so stiefmütterlicher Betreffs feiner Größe behandelt wurde. Diese Maschinen zeigten bei unbestreit­baren Borzügen den Nachteil, daß sie ungemein gefährlich waren, in­dem man nur allzuleicht vornüber stürzen konnte.

Freitag, 26. Januar.

Kann man die Menschheitsraffen schon bei den Affen erkennen?

Um das Jahr 1650 hat sich der gelähmte Nürnberger Stephan Harfler ein dreirädriges Fahrzeug gebaut, dessen Vorderrad mit In einem Berichte über die Forschungen des Amerikaners Die weitere Entwicklung mußte darum wieder zum Nieder- w. St. Gregory zur Stammesgeschichte der Halbaffen und Menschen­Handturbeln angetrieben wurde, und in alten Geschichtswerken finden rade führen. Die heute gebräuchlichen Maschinen, die seinerzeit gern affen, den Th. Arldt in" Den Naturwissenschaften" veröffentlicht, sich allerhand Beschreibungen von Bagen, die mit Uhrwerfen aus als" Rover" bezeichnet wurden, besigen nun folgende Vorteile: Sie geht er auf die intereffante Frage ein, ob die Menschheitsraffen fid gerüstet waren. Diefe Schöpfungen dürfen jedoch nicht als Fahr- find nicht sehr hoch, so daß ein Fall weniger verhängnisvoll wird; auch schon bei den Affen erkennen lassen, und er meint, daß die drei räder" angesprochen werden, weil man als Wesentliches bei folchen die Gefahr des Vornliberitürzens erscheint ausgeschlofien; die Tretfurbeln Hauptstämme der Menschheit, die schlichthaarigen Weißen, die straff­irgend einen Antrieb mit den Füßen ansehen muß. Der Erfinder breben sich beim Lenfen nicht feitlich mit, wie das beim Hochrade der haarigen Gelben und die wollhaarigen Schwarzen, die in den Mittel­des ersten Fahrrades, der nach ihm genannten Draisine", war viel- Fall war; die Tretbewegung wird mittels einer Stette auf das tändern, den Mongoloiden und den Negern gipfeln, anscheinend auch mehr der badische Forstmeister Kammerherr und Premierleutnant Hinterrad übertragen, wobei Gelegenheit geboten ist, verschiedene ichon in den Menschenaffenstufen getrennt waren, a. D. von Drais- Sauerborn, nachmals auch Professor der Mechanit, Uebersegungsverhältnisse einzurichten. fowie Erfinder einer Fleischhackmaschine, einer Schreibmaschine und eines Spiegels, mit dem man um die Ecke sehen sollte. Die von Drais trdachte Maschine war don im Winter von 813 auf 1814 dem Kaifer von Rußland vorgeführt worden; als eigentliches Ge­burtsjahr des Fahrrades muß jedoch das Jahr 1817 bezeichnet werden, in dem Drais die Brauchbarkeit seiner Schöpfung dadurch öffentlich erwies, daß er den Weg von Mannheim nach Schwetzingen , der 12 Kilometer beträgt, in einer Stunde zurücklegte, was gegens über den Leistungen eines Fußgängers immerhin bedeutsam

tuar.

Sein badisches Patent erwarb Drais allerdings erst im nächsten Jahre. Die Karlsruher Zeitung" hatte die Erfindung aber bereits in ihrer Nummer vom 1. August 1817 eingehend be­sprochen. Die Draisine bestand im wesentlichen aus einer Bank mit Sattel, auf dem der Fahrer rittlings Blaz nahm, und es war die Höbe so bemessen, doß die Füße oder Fußipitzen den Boden berühren fonnten. Born und hinten war dann je ein Holzrad von entsprechendem Durchmesser angebracht, und es fonnte das vordere zum Lenten nach lints und rechts gedreht werden. Beim Fahren mußte man sich nun beständig mit den Füßen abstoßen und dann den erhaltenen Schwung fabrend ausnußen. Der vielverlachte Erfinder scheint übrigens recht gute Kenntnisse in der Mechanik beseffen zu haben, wie aus folgender Aeußerung von ihm hervorgeht: So gut ein Pferd auf der Land­ftraße im Durchschnitt die auf einen verhältnismäßig wohl ge­arbeiteten Wagen geladene Last viel leichter samt dem Wagen zieht, als ohne ihn die Ladung auf dem Rüden trägt, so gut schiebt der Mensch sein eigenes Gewicht viel leichter auf einer Maschine fort, als er es selbst trägt. Das ist um so mehr der Fall, als man mit dem nur einzigen Gleise sich immer die besten Strecken der Landstraße aussuchen kann." Drais erkannte also ganz richtig, daß man an sich mit einer Maschine nicht mehr Muskelkraft aus den Beinen herausholen fann, als sie befizen, daß sich aber ein Vorteil gewinnen läßt, wenn die Art, wie die Musfeln benugt werden, zweckmäßiger als beim Gehen ist.

Die Engländer nannten die alten Draisinen wohl Dandy­horses" oder Stußerpferde"; heute hat das Fahrrad längst eine ernste Bedeutung als wichtiges Verkehrsmittel gefunden. Auch im Kriege möchte man es nicht missen.

Kleines Feuilleton.

Bojar und Bauer in Rumänien .

Hut auf!

wobei die obigen Stämme der Reihe nach Schimpanse, Drang Utan und Gorilla zuzuordnen wären. Ja, diefe Gliederung ist felbst bei älteren Stufen noch durch einige Beziehungen, wie durch die biologische Blutrealtion wenn auch nur unsicher, angedeutet. Die Entwicklung der Halbaffen muß dabei von der Nordatlantis ausgegangen sein. Im Westen der Südatlantis entwickelten sich aus ihnen im Alt­Tertiär die Breitnasen, und aus diesen im Osten die Schmalnasen und schließlich die Menschenaffen, die beide kurz vor dem Miocan nach Eurasien ( Europa und Aften) gelangten und sich hier in mehreren Linien bis zu den Menschenfiufen weiter ent widelten, am wahrscheinlichsten in Asien , wobei in dem Ein schwedischer Gelebrter, J. A. Davidfion, der jahrelang in Sauptentwidlungsgebiete die Schlichthaarigen vorwiegend im Rumänien gewetlt hat und mit Bolt und Sprache des Landes Westen, die Stoffbaarigen im Diten, die Wollbaarigen im Süden durchaus vertraut ist, veröffentlicht in Politiken " einen Auffag, der faßen. Bei der Weiterentwicklung von einer Stufe zur anderen wertvolle Mitteilungen über das Verhältnis von Bojaren und dürften die tlimatischen Verschlechterungen der einzelnen Eiszeiten Bauern in dem durch den frebelhaften Leichtsinn einer politischen einen Hauptanstoß gegeben haben. Die dritte( Riß-) Eiszeit scheint Clique in so schweres Elend hineingedrängien Landes enthält. den Anstoß zur Erreichung der letzten Stufe gegeben haben, die Dort, wo Rumäniens unermeßliche Gbenen sich dehnen, dort haben die Bojaren ihren Großgrundbesitz, der sie in den Stand zweite( Windel- Eiszeit) den zur Bildung des Altmenschen, die erſte fest, in Paris , in den eleganten Badeorten oder auch den Spiel- rauf hinzuweisen, daß dies Annahmen sind, die noch dauernder Nach­( Günz- Eiszeit) den zur Entwicklung des Urmenschen. Indes ist da­höllen Europas ein üppiges und müßiges Leben zu führen. Meilen­weit erstrecken sich da die Ackerflächen, ohne von einem Busch oder prüfung bedürfen. von einem Hügel unterbrochen zu werden, und alle prangen in dem fostbaren Weizen, den Sonne und Regen fegnen. Soweit der Horizont reicht, nur Acker an Ader. Sehr selten taucht em Dörfchen auf, dessen Häuser dann ganz elend, meist aus Lehm errichtet und aus Strob gedeckt find. Zuweilen find fie felbft in die Erde binein­gebaut. Noch finden sich in Rumänien 30 000 solcher Erdhütten, Bordoi, wie sie dort zulande genannt werden, die als Bebaufungen menschlicher Wefen dienen müssen. Betritt man eine diefer Hütten, so findet man darin feinen Hausrat, nur etwa eine Solzpritiche, die als Schlafstätte dient, und vielleicht noch eine hübsch gemalte Stifte, worin die reichbestickten Festtagskleider aufbewahrt werden. An den Wänden aber bängen zahlreiche Heiligenbilder. Mitten unter diesen elenden Erdhöhlen und strohgedeckten Lehmbäuschen erhebt sich in der Regel ein großes hübsches Bauwerk mit luftiger Veranda. Dort wohnt der Verwalter, der meist ein Jude ist. Es gibt über 300 000 Juden in Numänien, die im allgemeinen bei den Bauern äußerst verhaßt find: und wenn sich der Bauer gegen feinen Unterdrücker, den Bojaren, erhebt, dann geht es zunächst immer gegen die verhaßten Juden. Der größe Teil des rumänischen Bodens Bauern müssen auf den Gütern der Großgrundbefizer Fronarbeit leisten. Nur ein Siebentel der rumänischen Bauern befizt felbft Land, fodaß fie einigermaßen leben können, aber fünf Siebentel, Vorschläge zu erinnern. oder etwa fünf Millionen Menichen, haben eine Jabreseinnahme von durchschnittlich 120 Franken wohl gemerkt: für die ganze Familie! Dagegen zählen die Großgrundbefizer zufammen nicht mehr als etwa 4000 Familien, und diese 4000 Bojarenfamilien be- teften polnischen Schriftstellerin in der Ueberlegung von Stefania aus der Feder der bekann fizen etwa ebenso viel Land wie eine Million Bauernfamilien. Das Goldenring- gibt ein höchft lebendiges Bild von den Leiden Polens . von ernten sie im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 27 000 Der Titel" Bolizeimeister" charakterifiert zugleich die ganze Wera ber Franken für die Bojarenfamilie.

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Drais baute Maschinen zum Preise von 44 bis 100 Gulden und es gab Laufmaschinen mit verstellbarem Sig, folche mit zwei Sizen hinter einander, sowie Dreis und Vierräder. Sie wurden viel ge­Yauft und weit gebraucht, und wir dürfen durchaus die Vorteile der Draisine nicht allzu gering anschlagen. Sein Patent erhielt Drais nach einer Fahrt von Karlsruhe nach Stehl, welche Strede in vier Stunden zurück elegt wurde, obwohl die Entfernung beider Städte ist das Eigentum der retchen Bojaren, und die meisten wenigstens 60 Kilometer beträgt. Wenn ein heutiger Radler diese Leistung herausbringen foll, so darf er immerhin fein Anfänger fein. Das heutige Fahrrad ficht freilich anders aus als die Draisine; aber es hat sich aus dieser entwickelt. Betrachten wir zunächst die tweiteren Einrichtungen, die zur Verminderung der Reibung und der Stöße beſtimmt waren. Hier ist an erster Stelle die Erfindung der Sugellager zu nennen. Bei den verbesserten Maschinen laufen nämlich die Naben unter Vermittelung fleiner Stahlfugeln auf den Achien, so daß die fogen. gleitende in die rollende Reibung um gefegt wird. Sehr wichtig war auch die Einfühinng eiferner Ges stelle, Räder und Epeichen, wobei die letzteren fast stricknadeldünn ausgeführt werden fonnten, indem sie vorwiegend auf Bug bean sprucht wurden, so daß sie nur einen fleinen Querschnitt zu habent brauchten. Und unentbehrlich ist heute die Gummibereifung auch beim Fahrrad, die erst mit Vollgummi ausgeführt wurde, bis dann der schottische Tierarzt Dunlop feine" Pneumatits" auf den Markt brachte.

Der wichtigste Forti hritt bestand aber darin, daß für die Füße Tretfurbeln angeordnet wurden, die man zunächst mit dem Border rade unmittelbar verband, das dabei größer als das Hinterrad be­messen wurde. Als Erfinder dieser Tretfurbeln werden verschiedene Leute angegeben. Nach einer Quelle war es ein Turn­lehrer Treiz, nach der anderen ein gewisser Fischer aus der Gegend von Schweinfurt , der die Draisine in dieser Weise fortbildete. Jedenfalls scheint es sich aber um eine deutsche Er findung zu handeln. So entstand denn das den älteren Leiern ge wiß noch wohlbekannte Hochrad. Der Halbmesser des Hauptrades mußte io lang sein, daß der oben faft über feinem Mittelpunkt sigende Fahrer die Beine bequem beim Treten ausftreden konnte,

1]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman bon Gabryela Zapolska.

Erster Teil. I.

Was zur Nachtzeit im Städtchen geschieht.

Ein Schrei gellte durch die Luft. Dann wurde alles still.

Doch furchtbar war der Schrei gewesen; er drang aus einem Mund, in den eine geballte Faust hineingezwängt wurde, aus einer Brust, auf der jemand kniend würgte.

Durch die Stille der feuchten Nacht tönte er aus der Ferne her, wo die Wellen des Flusses langsam fortrollten und einzelne spärliche Petroleumlaternen hoch über ihnen flacferten.

Nach einer Weile wiederholte sich der Schrei.

Bekanntlich ist seit ein paar Jahren eine Bestrebung im Gange. das- in vielen Fällen gewiß gesundheitsschädliche, in allen aber devote( denn es bedeutet ureigentlich ein Zeichen der Unter­werfung) Grüßen durch Hutabnehmen und die Müge schwventen" durch Handanlegen, wie beim Militär zu ersetzen. Sie weniger be­fannt zu sein scheint, hat vor hundert Jahren auch schon Goethe einmal auf seine Weise zu dieser Frage in folgenden Bersen Stellung genommen:

.Ebret die Frauen! Begrüßt sie mit Reigen, Begrüßt sie mit freundlichem, fittigem Beugen Ces bedeckten männlichen Haupts. Glaubts dem Erfahrenen! Jede erlaubts! Wollt ihr, trop hippoftatifchem Schelten Denn mit Gewalt das Genie euch erfälten? Laffet die Hüte, die stattlichen Müzeu Feft auf den Loden, auf Glazen fest fitzen. Grüßet mit Worten, grüßt mit der Hand, Ehret die Sitte, schont den Verstand!"

Die jeßige Rälteperiode läßt es angebracht erscheinen, an diese

Notizen.

Unfer neuer Roman

der ruistichen Knute perurteilt war. Aber es sind auch die idealen Unterdrückung und Korruption, zu der das unglückliche Land unter Sträfte aufgezeigt, die sich durch keine Gewalt befiegen ließen, die ihr alles einfegten und sich selber opferten. Die Weltgeschichte hat einen anderen Schluß gefchrieben, als die Verfasserin ihn voraussegen fonnte. Wir hoffen: für immer.

-Musikchronit. Das Blüthner Drefter ver anstaltet am Sonntag, den 28. Januar. im Blüthnerfaal einen Solistenabend. Mitwirkende: Kammersänger Friedrich Plaschke, Paul Scheinpflug , N. Lambinon und G. Zeelander.

Der rumänische Bauer führt unter diesen Verhältnissen ein fümmerliches Dasein und sein einziger Lebenstrost find Gesang und Tanz. Des Abends tanzt die Jugend auf den Landstraßen den alten Nationaltanz Hera und singt dazu wehmütige Liebeslieder, die sogenannten Deinas. Oft tommt auch ein Cebzar, ein wandern­der Spielmann, des Weges und fingt Rait Deims oder Lieder von Heldentaten in fremden Ländern. Dann lauschen die Burschen und die Mädchen voller Begehr, und in ihrer Schwärmerei schließen fie Wahlbrüderschaft mit einander fürs ganze Leben, die noch am felbigen Tage vom Briefter in der Kirche eingefegnet wird. Aber wenn die Jugend des rumänischen Bauern von einer eigen-- Königliches Schauspielhaus. Die nächste Auf­artigen Boesie überstrahlt wird, so hört das gar bald auf, wenn die führung von rau Inger auf Oestrot" findet Dienstag, jungen Leute erst in die Tremühle der täglichen Arbeit tommen. Den 30. d. M. statt. Dann wird das Wirtshaus ihre Zuflucht. Es gibt in Rumänien - Die deutschen Bühnenorganisationen fo über 20 000 Sneipen, d. b. eine Sneipe auf je 200 Menschen! Da wohl Vertreter des Direktorenverbands wie der Genoffenfchaft bergigt der alte Bauer seine jämmerliche Höhle und fein ganzes find in Berlin aufammengetreten, um die Maßnahmen zugunsten Lebenselend und vertrinkt sich seinen Kummer in dem altoholftarten der triegsbeichädigten Bühnenmitglieder und die Wiedereinstellung Blumenbranntwein, der Tivida. Jndes aber wird der Bojar reicher aus dem Felde zurückgefehrter zu beraten. Es wurde ein Unter­und reicher. ausschuß zur Fortführung der Angelegenheit eingefeßt. Aber der Vater unterbrach sie schnell: ..Hier ist nicht der Ort für Erläuterungen, ich bitte dich! Willst du mich wieder in eine Affäre verwickeln?" ,, Es ist doch niemand hier." ,, Stannst du das wissen? Auch die Steine können hier hören und angeben. Laßt uns weitergehen!" Sie gingen auf den Marktplag zu. Raum hatten fie einige Schritte gemacht, als sie das Aufklatschen bloßer Füße

In dem einzigen Hotel waren das Zor und mehrere Fenster im ersten Stockwerk erleuchtet. Menschen sah man nicht.

Als sie gerade den Marktplatz betreten wollten, ließ sich bom Wall her, der sich an der Weichsel erstreckte, ein neuer Schrei deutlich vernehmen.

Mörder!"

"

Klizki blieb stehen.

Sollte man nicht zu Hilfe eilen? Dort wird zweifellos vernahmen, die hinter ihnen herliefen. Entsetzen faßte fie, jemand ermordet.

Aber Horsti zog ihn rasch am Aermel.

,, Gott bewahre! Nur sich nicht einmischen!"

"

Aber hören Sie denn nicht, Mörder rufen?" Troßdem."

Janfa fügte hinzu:

"

Wir sind das schon gewöhnt."

Klitzki wurde durch diese Gleichgültigkeit unangenehm be­rührt. Er hätte in diesem reizenden Mädchen lieber weniger Egoismus gesehen.

... Ich bin aber fein hiesiger, und bin es nicht gewöhnt Ich werde also zu Hilfe eilen."

Janka ließ den Vater los und zog Klizki am Mantel.

Jetzt flang er schwächer, wie von einem Menschen, der erschöpft in Ohnmacht fiel, ohne sich zu verteidigen oder auch nur eine Klage hervorbringen zu können. Dann hörte man nur noch ein Stöhnen, das sich tief über der Erde und den ,, Herr Wladyslaw, bitte gehen Sie nicht! Sie fennen Pfützen des trocknenden Herbstschmuges fortbewegte, auf denen nicht die hiesigen Verhältnisse. Sie wissen nicht, daß es die von Wäldern und Feldern herbeigewehten Blätter sich wie vielleicht nur eine Falle ist, in die jemand auf den Wall ge­helle Schilder niederlegten. Lockt werden foll, um dort beraubt und hingemordet zu werden."

Schließlich verhallte auch das Stöhnen und löfte sich auf in der undurchdringlichen Finsternis, dem feuchten Nebel, der lautlosen Stille und in den verwesenden Blättern. Horski und Janka beschleunigten ihre Schritte, so daß Klizki Mühe hatte, und mit ihnen mitzukommen.

Haben Sie feine Angst, meine Herrschaften, ich trage stets ein Gewehr bei mir," sagte der junge Mann.

Er fuhr mit der Hand in die Tasche und betastete eine zusammenlegbare Waffe, die mit einem Dolch versehen war. zu Wenn ich aus Bronowige nach Stratau zurückkomme, trage ich diese Waffe stets bei mir. Sie ist mein treuester Gefährte."

Horsti antwortete nicht. Er faßte die Tochter unter den Arm, und so gingen die drei über den holprigen, stellenweise festgetrockneten schmußigen Boden an den Häusern entlang. In der Ferne trat von weißen Häusern umgeben deutlich Der Marktplan hervor.

,, Aber diese verzweifelte Stimme

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denn ein Grauen durchwehte diese finstere Herbstnacht. Aber sie fürchteten, stehen zu bleiben und abzuwarten, wer aus der tiefen Finsternis zu ihnen herbeieilte..

Nur Klipfi frat ganz nahe zu Janka heran, so daß er an einer Schulter die Berührung ihres zarten, mit dem Aermel eines Plüschjacketts bekleideten Arms fühlte.

Er hielt die Waffe in Bereitschaft. Ein Gefühl der Freude übertam ihn, daß er diesem Mädchen in der sie bedrohenden Gefahr einen sicheren Schutz bieten fonnte. Das Klatschen der bloßen Füße näherte sich mit Gewalt; es schien, als ob es auf einem elastischen Boden widerhallte. Man konnte jetzt genau unterscheiden, daß mehrere Leute liefen. Hinter ihnen hörte man auf den Pflastersteinen ein Stirren wie von be­nagelten Schuhen. Wie eine gewitterschwere Bolte wälzte sich das Ganze daher, als sollte es im nächsten Augenblick auf den Nacken der Wandernden niedersausen. Endlich liefen dicht an ihren Ellenbogen zwei barfüßige Männer in eigentümlicher, heller Kleidung vorüber. Der eine war barhäuptig, der andere hatte eine verwundete Hand. Als sie an Horsfi und klikki vorüber­Augenblickt ihre Gesichter. Der eine toar ein Jude, der andere ein junger Bursche mit bartlosem, pocennarbigem Gesicht. Ste fausten dahin wie der Wind und lachten, als ob diese Jagd zum Scherz veranstaltet wäre.

,, Sie ahnen nicht. Jene Leute verstehen Menschen- ftürmten, erleuchtete das schwache Laternenlicht für einen Tierstimmen glänzend nachzuahmen."

"

Wer sind denn jene Leute?"

Janta sah sich um.

Die Polizei", flüsterte sie.

Wie denn? Die Polizei ist doch dazu da, die Menschen schüßen."

Horsti begann langgedehnt zu lachen.

Bei Ihnen in Galizien vielleicht, lieber Herr, aber hier ist es anders. Doch wir wollen weiter gehen."

Sie sprachen im Flüsterton, als fürchteten sie, ihre eigene Stimme zu hören. Ringsumher nahmen regungslose Schatten thre Worte auf.

Sie wissen nicht," begann Janka von neuem, unser Polizeikommissar.

Nur der Jude, dessen Hand berivundet war, umwickelte die Finger, von denen das Blut auf den Anzug und das Pflaster tropfte, im Laufen mit einem Lappen.

Horski wich instinktiv mit der Tochter und dem jungen Kligti zur Seite, und alle drei lehnten sich an die Mauer eines Hauses.

Kaum waren fie wieber zur Besinnung gelangt, als fie die Gestalt eines aus dem Dunkel auftauchenden Polizisten bemerkten, der den Fliehenden nacheilte.

( Forts. folgt.)