Gstafrika hält flch! L»»do», 26. Januar. Amtlicher Bericht aus Ost- Afrika. Generalleutnant HoSkinS Äernaüm den OHerbefeKl als Nachfolger von SmutZ am 26. Januar. Nördlich und südlich des unteren Ruf&schi und im Delta deS Flusses weichen deutsche Abteilungen in der Richtung auf Utete und den�ltembe-See vor unseren vorrückenden Äolonnen zurück. Kleine feindliche Abteilungen wurden mit höheren europäischen Offizieren in diesem Gebiete ge- fangen genommen. In der westlichen Zone ziehen sich starke feind- liehe Kräfte südlich aus der Richtung Mahenge und des Ruhudje- Flusses zurück. Eine vorgeschobene Abteilung diefer Kräfte war in Likuju. 53 Meilen norvösilich von Songea, isoliert und wurde noch einer ein« Woche dauernde» Einschließung und nach ernstem Kampfe am 24. Januar gezwungen, sich einer Kolonne unserer Oruppen zu ergeben. Vier deutsche Offiziere, darunter der Osfizier. der bisher das deutsche südliche Delachement befehligte, ferner 38 andere Europäer, 28» Askaris, ein 2?-MiIlimeter-Feldgeschütz und 2 Maschinengewehre kamen bei der llsbergabe in unsere Hände. Weiter nördlich nimmt der Kampf in diesem Gebiet in der Nachbar- ichoft von Isings seinen Fortgang. » In einer Order an den Staatssekretär des Reichskolonialamts spricht der Kaiser der ostasrikanischen Schutztruppe, die seit 30 Mo- naten abgeschnitten von jeder Verbindung mit der Heimat und nur mit den einfachsten Mitteln versehen einer überwältigenden lieber- macht standhält, seine hohe Anerkennung aus.
Wilson und Englanö. Ter Leser der alldeutschen Presse hält sich fest überzeugt, daß Wilson ein gefälliger Handlanger Englands und gefährlicher Schäd- ling Deutschlands sei. Just dieselbe Meinung hat aber die chauvi - nistische Presse Englands von dem' amerikanischen Präsidenten, der nach ihr der Deutschfreundlichkeit dringend verdächtig ist und der nvr auf den Augenblick warte, um den Berbandsmächten in den Rücken zu fallen und sie, besonders durch den Erlaß eines Ausfuhrverbotes für Kriegsbedarf, schwer zu treffen. Die „National Review" schreibt, daß die Bereinigten Staaten englandfeindlich feien und von ihrer Antipathie nicht zu bekehren wären, auch wenn England 200 Millionen Mark jährlich für ..Propagandazwecke" an seine geschicktesten jungen Journalisten gezahlt hätte. „Es gibt Dinge, die sich nicht ändern lassen und zu denen gehört der historische Haß gegen alles Englische, der in die großen Massen der amerikanischen Kinder eingepflanzt ist und dauernd durch die englandfcindliche Presse aufrechterhalten wird. An' jedem 4. Juli wird die englische Flagge in der großen amerika - nischen Republik öffentlich verbrannt.... Welchen Krieg Eng- land auch führen mag, die Sympathien der Vereinig- ten Staaten sir/d immer auf der Seite seiner Gegner, ohne Rücksicht auf die Kriegsursache oder den Lauf der KriegScreignisse." Das sind natürlich Uebertreibung?n, aber in i>eij Uebertrcibungen steckt ein wahrer Kern. In Deutschland , wo die Kenntnis der auswärtigen Dinge minimal ist, ist man sich im Kriege niemals der Tatsache bewußt g.Uoorden, daß die Vereinigten Staaten bor noch nicht allzu langer Zeit jede Gelegenheit benutzten, um England eins auszuwischen. Von dem Unabhängigkeitskriege und dem zioeiten englisch -omeri- lanischen Kriege an, der infolge der englischen Svetyrannei am Schluß der Äoalitionstriege gegen Napoleon ausbrach, läßt sich dafür eine sehr stattliche Zahl von Belegen anführen. Die ..National Review" hat auch damit recht, daß die amerikanischen Kinder in den Schulen England als Erbfeind schildern hörten und daß der Nationalfeiertag als Erinerung an die Erlangung der Unabhängigkeit von England just nicht englandfreundliche Gefühle ausloste. T»« Amerikaner hatten sogar für ihre Vorliebe, Eng- land einS zu versetzen, ein eigenes Sprüchlein geprägt:„Dem Löwen auf den Schweif zu treten." Aber eines vergißt die„National Review" oder will sie vcr- gessen: daß die englische Regierung und die englische Presse seit zwei Jahrzehnten, genauer gesagt, seitdem Deutschland an den Bau einer Hochseeflotte'in der Nordsee heranging, mit allem Eifer die alten Antipathien in den Hintergrund drängte. Im spanisch-amerikanischen Kriege nahm das kontinentale Europa für Spanien Partei, England für die Vereinigten Staaten. Die UoilkeeS waren dafür nicht unempfäng- kich und revanchierten sich, indem sie den Buren moraliick« Unter- jtützung verweigerten. England verzichtete auf seine Rechte am Panamakanal und gab bei der Festsetzung der Grenze Kanadas gegen Alaska und im Streit um die Neufundländer Fischercirechte mit systematischer Bestänl�zkeit nach, und zwar in einer Weise, daß sich in Kanada lebhafter Widerspruch regte und der ehemalige kanadische Ministerpräsident Laurier die Frage aufwarf, ob die Dominion mit einer eigenen auswärtigen Politik,• unabhängig von Downing Street , nicht besser fahren. Den Lohn dieser klugen Politik erntet heute Groß-Britaiunen. Es hat sich, was die ,.N.itional Review" verschweigt, die Freundschaft der meisten Ame- rikaner erworben, alte Antipathien verdrängt und sich dadurch für hie Auseinandersetzung mit Deutschland den Rücken freigemacht. Diese Politik war vom englischen Standpunkte höchst weise, und die einzige Frage, die sich aus ihr ergibt, ist die, ob Deutsch- land nicht durch eine ähnliche Politik hätte versuchen können, sich den Rücken in Europa frei zu machen, mit anderen Worten, die von Bismarck gefürchtete Koalition feindlicher Mächte sich nicht bilden zu lassen.
Der bulgarische Kriegsbericht. Sofia , 26. Januar. Bericht dos General st abeS. Mazedonische Front: Westlich vom PreSpa-See schwaches Gewehrfeuer unter den Feldwachen. Zwischen PreSpa-See und der Cerna schwache Artillerielätiqkeit. Im Cerna-Bogcn vereinzelte Kanonenschüsse. In der Gegend von M o g I e n a ver» einzeltes Gewehrfeuer, Minenwerfen und Geschützkampf. Schwache feindliche Ableitungen versuchten gegen BüjükiaS vorzugehen: sie wurden aber durch Anilleriefeuer zersprengt. Im Wardar -Tal schwaches Gesckützfeuer: läng» der Südabhäng« der Belasitza P l a n i n a und an der Struma vereinzeltes Geschützfcuer. An der Front am Uegäischen Meere haben feindliche Schisse die Küste westlich von der Mündung der Mesta ergebnislos beschössest. Rumänische Front: Zwischen T u l c e a und Di a h- nl u d i e Geschütz- und Jnsanteriefeuer zwischen beiden Usern de» St. GoorgSarmes. Feindliche Mynitore haben vom Sulina -Kanal aus P r i s l a v a beschossen. » London , 26. Januar.„Times" meldet auS 3 a s s y vom 23. Januar: Intensive Kälte mach« all« militärischen Opera» uonen unmöglich._ Das türkische Vorrücken in Persien . Der amtlichg Bericht des türkischen Gensrakstabes meldet pc>m 24. Januar von der Persischen Front: Der östlich von Devletabad zu- rückgewortene Feind setzt seinen Rückzug in Richtung nordöst« lich von Dizabad und südöstlich von Tula fort.
Wegführung politisch unverläßlicher Serben Aus dem österreichischen KriegSpressequarticr wird unter der Ueberschrift„Russenlügen" gemeldet: Petersburger Zci- tungen haben die Nachricht verbreitet, daß 400000 Serben nach Ungarn und Oesterreich deportiert und in Konzentrationslager gebracht worden seien. Diese Nachricht ist unwahr. Es wurden lediglich in politischer Hinsicht unverläß'liche Wehrfähige interniert, deren Zahl nur einen geringen Bruchteil der in den russischen Blättern genannten beträgt. der Krieg aus öen Meeren. Versenkt. DaS dänische Mnisterium deS Aeußern teilt mit: Bei der Verienlung des dänischen Dampfers„ H r o p t a t y r" orn 22. 12. kamen durch Zusammenstoß deS Unterseeboots mit einem Schiffsboot und dem Schiff der Kapitän und ein Matrose um. Der hiesige deutsche Gesandte drückte dem Ministerium des Aeußern gegenüber das aufrichtige Bedauern der deutschen Regierung anläßlich de-Z traurigen UnglückSsallS aus, durch den zwei brave Seeleute ibr Leben eingebüßt hätten.— Wie italienische Blätter melden, ist der italienische Dampfer„Taormina " (1826 Tonnen) versenkt worden. Lloyds Register gibt einen nor- wegifchen Dampfer von 134.8 Br.--R.-Tonnen und einen italienischen Dampfer von 82SS Br.-R.-Tonnen an;«S ist zweifelhaft, um welchen von beiden es sich hier handelt. Der dänisch « Schooner ,S t. Peter" ist gleichfalls versenkt worden. Bei Lloyds werden folgende drei Schiffe als vermißt bezeichnet:.Hildawell" von West« hartlepool (2434 Br.-Reg.-Tonnen).„P. L. M. J." von Havre und Seafisher" von Narrow. Auch von der ,. 2 o u i s e A n n e" aus Lonnion, die am 15. November von Swaniea ausgefahren ist. hat man seitdem nicht» gehört. Ferner meldet Lloyds als versenkt den schwedischen Dampfer„O. A. Brodln". Kleine Kriegsnachrichten. I« HedschaS wurde, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, eine Anzahl Aufständsicher, die eine zur Unterdrückung d?S Aufstandes ausgesandte Truppenmacht angrirf, unter großen Verlusten verjagt. Drei Milliarden Lire Borschüffe. Wre aus Rom gemeldet wird. wurde der Schatzminister durch Dekret ermächtigt, von den drei italienischen Emissionsbanken einen weiteren außerordentlichen Bor- schuß in Höhe von 400 Millionen Lire zu erheben. Diese Borschüsse erreichen damit fast drei Milliarden Lire.
politische Uebersicht. Die moralische Kraft des Privatmanns Bethmanu Hollweg. In München wurde unlängst ein entlasiener Sefteiär des „VolksausschusscS zur raschen Niederkümpfung Englands" zu längerer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er eine Mappe mit Schriftstücken des Vereins entwendet hatte. Die Schriftstücke waren in den Besitz unseres Parteisekretärs, des Landtags- abgeordneten Genossen Auer, gelangt, gegen den deswegen von der Zentrumspresse ehrenrührige Vorwürfe erhoben wurden. Demgegenüber erläßt Genosse Auer in der„Münchener Post" eine Erllärung, aus der hervorgeht, daß er die Papiere seiner- zeit in gutem Glauben erworben hat. Nachdem Genosse Auer bekannt geworden ist, daß die Papiere auf unerlaubte Art in die Hände des Verkäufers gelangt waren, hat er sie an den Ausschuß zurückgehen lassen mit nachfolgendem Begleit- schreiben: „Beiliegend übersende ich die Papiere, von denen ich seit der Verhandlung gegen Karl Held annedme, daß sie auf unsrlaubte Art in den Besitz des Verkäufer» gekommen sind. Verzeichnis der Schriftstücke: 1. Ein vervielfäliigier Brief an die Fürstin zu Hohenlohe- Waldenburg belreffend die moralische Kraft des Privatmanns Bethmann Hollweg und die geradezu verbreckerifche Eitelkeit und den fluchwürdigen Eigensinn des Reichskanzlers. Abgesandt Müncken, Elisabethstraße 31.• (In der Elisabetbstr. 31 wohnt Prinz Friedrich von Hohen- siein-Bergheim. D. Red.) 2. Ein Telegramm deS Grafen Reventlow an Stoehr. 3. Ein vervielfältigter Brief an Exzellenz von Kessel, Berlin , betreffend eine Sckrift: Deutschlands Kampf mit England. Ab- gesandt München , Elisabethstr. 3t. 4. Die Kariofselveri'orgung von Dr. Schlittenbauer. 8. Vervielfältigte Darstellung von Verhandlungen, die Graf Preising mit dem Grafen Zeppelin führte zur Information der Mitglieder des VolkSausichusseS.— Dieser Darstellung vorausgebend ist ein Brief an die Mitglieder de? BolSauSschusieS mit dem Hinweis auf die Erpressung durch die Beauftragten deS Reichs- kanzlerS. wodurch Zeppelin zur Unterzeicbnung deS sogenannten dritten Zevpelinbriefes,-der ihm vorgelegt wurde, veranlaßt wurde. Datiert 13. Oktober 1314, abgesandt Hotel Stadt Wien, München , Elisabethstraße 3. Die kurze Inhaltsangabe wirft ein bezeichnendes Schlag- licht auf den Inhalt der Schriftstücke und die geistigen Waffen, mit denen die Niederkämpfer Englands zwar nicht gegen England, aber gegen den deutschen Reichskanzler kämpfen. Der abgeschüttelte Dr. Peters. Zu den Verfechtern de? rücksichtslosen tl-BvotkriegeS mit kanzlerstürzenden Nebenabsichten gehört auch Dr. Karl PeterS . den wir unseren Lesern nickt weiter vorzustellen brauchen. Um die ongeb- liche Lässigkeit der Regierung recht bloßzustellen, verstieg sich PeterS unlängst zu der Behauptung, die Regierung habe es durch Unter- lassung des rücksichtslosen O-BootkriegeS geschehen lassen, daß Eng- land sich auf zwei Jahre vollständig verproviantiert habe. Die Freunde Dr. PeterS überlief, als sie diese Leistung zu Gesicht bekamen, ein gelinde« Entsetzen, denn ein kräftigeres Argument gegen einen noch zu unternehmenden rücksichtslosen O-Bootkrieg konnte gar nicht aufgestellt werden. Man forderte daher Dr. Peters auf, seinen Lu§- ipruck zu begründen oder zurückzunehmen. Statt dessen bekräftigte Dr. Peter« seine Behauptung, als deren Grundlage er angab, daß er „nack wie vor Beziehungen zu durchaus einwandfreien und zu- verlässigen Deutscken in London " habe. Auf Grund dieser Be- ziehungen behauptete PeterS sogar weiter, man lebe in London genau wie vor dem Kriege, der jetzige ll-Bootkrieg berühre England gar nicht. DaS geht nun selbst» seinen Freunden über die Hut. schnür, und die„Unabhängige National-Korrespondenz", ein Hauptorgan der Kanzlersronde, schüttelt PeterS mit einem längeren Artikel ab, an dessen Schluß e« heißt:, Hier hören die unzeitigen Aphorismen de« Herrn Dr. PeterS auf, scherzhaft zu tein. Man wird ihn sich selbst und dem großen Unbekannten in London überlassen müssen. Und der verbletbende Rest des unrühmlichen Intermezzos besteht in der alten Wahrheit, daß ein alter Ruhm am schnellsten und gründlichsten von seinem eigenen Träger— erledigt wird! Wir bedauern Dr. PeterS nicht. Für uns ist er nicht erst seit jetzt erledigt._ Ein Kapitalistenblatt für VermögenskonstSkatio«! In der..Rheinisch-Westsälischen Zeitung" finden wir mtter der Ueberschrift„DaS Bleigewicht der Milliarden" eine Betrachtung über die Deckung der Kriegskosten und die daran» erwachsenden Steuer-
Probleme. Dabei stießen wir auf die absonderlich« Vrscheimmg. daß der Gedanke einer BermögenSkonfiSkation von einem Drittel. ja sogar der Halste des Vermögen»,_ den bekanntlich Stresemann zuerst in die Debatte warf, von diesem Organ großkapitalistischer Interessen keineswegs zurückgewiesen wird. ES wird gesagt, daß eS schließlich eine Frage zweiten Ran g eS sei,„ob wir die Abwälzung der Milliardenlast durch eine alle bisherigen Grenzen übersteigende und darum volkswirtschaftlich auf alle Fäll« nachteilige Erhöhung der Steuern verschiedenster Art versuchen, oder ob wir den Prozeß vereinfachet:, indem wir kurzer Hand eine Amputation an dem Vermögen vornehmen. So oder so wird die Wunde brennen, und die Konfiskation der Vermögen hat sogar gewisse Lorzüge gegenüber anderen Methoden. Der Zugriff erfolgt vorher, wirkungsvoller, ist einfacher, jedenfalls sympathischer als ern Sckrecken ohne Ende." Wer hörr, daß dies die„Rheinisch-Westfälsi'che Zeitung" schreibt. wird zunächst an einen schlechten Scherz glauben. Aber eS ist etwa« anderes— ein Trick! Durch die Ausmalung einer VermögeZ- konsiskation bis zu 50 Proz., die man unter Umständen selber befürworte» müsse, soll die gesamte Kapitalistenklasie scharf gemacht werden für die Forderung einer umfangreichen Kriegs- entschädigung. Die.Rheimsch-Westsäliscke" verfährt nach der Methode des Bangemachens, indem sie ihren befitzenden Lesen: sagt:„Falls wir keine Kriegsentschädigung bekommen, ist die Der- mögenSkon siSkation unausbleiblich." Sollte es sich nach Friedensschluß gleichwohl als nötig erweisen. über die Aufbringung der KriegSkosten durch Steuern zu beraten, so wird uro» jedenfalls an der Befürwortung der.Rheinisch-Westfälischeu Zeitung" zugunsten einer erheblichen einmaligen Vermögensabgabe gegenüber anderen Steuern nicht vorübergehen dürfen.
Steigerung der Eink»nmen 7 Aus Lehrerkreisen schreibt man uns: Der Finanzminister Dr. Lentze hat im Wgeordnetenhause die vorjährige Einkommensteuererhöhung mit den Sätzen verteidigt: „Die allgemeine Teuevung mußte eine Steigerung der Einkommen zur Folge haben. Ob sie aber so in die Erscheinung getreten wäre, ohne die starken Steuerzuschläge, möchte ich bezweifeln." Die Wen- düngen und diese �Logik werden jeden nur auf sein Dienstein- kommen angewiesenen Beamten sonderbar berühren. Er hat nur die Preissteigerung gefühlt, sein Einkommen ist um mehr als die Hälfte an Wert gesunken. Ihm wenden erhebliche Mehrarbeiten zugemutet, während er die„Kriegskonjunktur" der Landwirte, Industriellen und Händler in vollster Schärfe zu tragen hat. Ausgenommen sind höchstens die als Etappenofsiziere tätigen und die in den Kriegsämtern beschäftigten Beamten, die Kriegszusagen erhalten. Die„Teuerungszulagen" und Weih- nachtSgratifikationen sind ganz unwesentlich und ver- fahren außerdem ganz schematisch. Sie werden nach der Höhe des A m t seinkommens gezahlt. So streicht mancher schwer Reiche schmunzelnd einige hundert Mark ein, während der Kollege ohne Privatvermögen, der aber eine Bagatelle mehr AmtSeinkonunen hat, daneben nichts erhält und schwer Not leidet. Jede„Teue- rungszulage" sollte vernünftigerweise nach dem Gesamteinkommen, d. h. unter Zugrundelegung der Ein- kommonsteuerhöhe, zugestanden wenden; sonst wird sie zur Farce, zum Teil zur direkten Geldverschleuderung. Di«„höheren" Beam- ten, die noch.altpreußisch bescheiden", d. h. nicht auf kapitalistischer Basis, loben, sinken rettungslos aus jeder erträglichen Lebens- Haltung heraus. Statt an diesen Stiefkindern durch Steuer- evhöhung eine nicht vorhandene„Einkommenserhöhung" in„Er- scheinung treten" zu lassen, hätte man besser die wirklichen Einkommens erhöhungen der Kriegsspekulanten und-Wucherer in Stadt und Land noch mehr zu treffen suchen sollen, sie allein, dafür aber gründlich. Keine Last zu schwer, kein Opfer zu groß. In einem Geburtstagstelegramm des Präsidenten des deutschen Landwirtschaftsrates, Graf v. Schwerin -Löwitz. an den Kaiser heißt es: „Angesichts des bevorstehenden schwere» EntscheidungSkompfeS. zu welchem CÄire Majestät unser Volk nach der schnöden Ab- Ishnung unserer FriedenSbereitschaft aufriefen, darf ich für die deutschen Landwirten heute mit dem erneuten Gelöbnis unverbrüch- licher Treue zu Eurer Majestät die Versicherung verbinden, daß uns Landwirts keine Last zu schwer und kein Opfer zu groß sein wird, um auch den uns aufgezwungenen WirtfchaftSkampf siegreich zu besteben." Das Telegramm erinnert an das Gelöbnis deS Bundes der Landwirte vom 13. Januar, wonach dieser namens der Landwirte»jedes Opfer, jede Leistung und jede Entbehrung" zu übernehmen sich bereit erklärte. Unseren Lesern wird er- innerlich sein, daß wir dies Gelöbnis bei mehrfachen Gelegen- Helten zitiert haben._
Der Zitatensack. Die„Deutsche Tageszeitung" leistet sich da? billige Vergnügen, das allgemeine gleiche Wahlrecht mit Aussprüchen emzelner Fort- schrittler und Liberaler zu bekämpfen. Sie muß hierzu immerhin sehr weit in die Vergangenheit de« deutschen BerfassungSwesens hinabsteigen und neben Sybel und Treitsckks selbst jenen v. Unruh antreten lassen, der in, 4Ser Landtag eine recht klägliche Führerrolle gespielt hat.— DaS Volk macht seine Forderung nach Beseitigung deS preußischen DreiklasscnwahlrcchtS nicht von Zitaten abhängig und würde sich auch durch eine imposantere Sammlung, als sie vie „Deutsche Tageszeitung" hat aufbringen können, nicht deirren lassen.
Lette Nachrichten. Erfolge des U-Boot-Kreuzerkriege». Amsterdam , 27. Januar. Der dänische Dampfer„Hans Haersk", der gestern mit einer Ladung Eisenerz in Dmuiden au- kam, hat im englischen Kanal vier Riatrosen der französischen 2200 Tonnen großen Bark„Brenn"(1) übernommen, die von cinern deutschen U-Boot versenkt worden war.
Englische Blockade gegen die Neutralen. Eine englische Note künidigt nach oiner Meldung des „B. T." die Blockierung der deutschen Nord seebucht ein- schließlich eines Teiles von Dänemark und Holland an.___ Tos Ergebnis der Hiudeuburgspende. In einem Telegramm an den Kaiser teilt Graf von Schw e- rin-Loewitz als Vorsitzender der Verwaltungsstelle der Hindsn- burgspende mit, daß in der Zeit von etwa 6 Wochen bereits mehr als m Millionen Kilogramm Schmal», Speck und Fleischware» für die Rüstungsarbeiter der deutschen Industrie gespendet wurden.
Zum Tode verurteilt. Hamburg , 27. Januar. Das Schwurgericht verurteilt« den Hausdiener Bernhard D r a h e i m wegen M o r d e S und wegen gefährlicher Körperverletzui� zum Tode und zu fünf Jahren Ge- fängniS. Draheim hat am 18. Mai 1316 den Arz» Dr. Grumbrecht. weil er ihm die Ausstellung eines Atta st es wegen Arbeitsunfähigkeit verweigerte, durch sedjs Schüsse aus einer Browningpistole getötet und einen Schutzmann, der ihn festnehmen wollte, durch einen Schuß in die Schulter verletzt.