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Nr. 30.- 1917.

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwoch, 31. Januar.

Auf Seewacht.

Bon Signalgast N. N.

Ueber das Leben des Kriegsvolles auf dem Lande und in den Schüßengräben erfahren die Voltsmassen in der Heimat und durch die Kriegsberichterstatter so mancherlei. Dagegen leben wir Waffer­ratten in einer ziemlich abgeschlossenen Welt, aus der nur selten Mitteilungen an die Deffentlichkeit gelangen. Vielleicht interessiert es die Leser des Vorwärts" eine kleine Schilderung des Lebens und Treibens, wie es sich in und auf den Panzerfolojien abspielt, die draußen auf der Bacht liegen, jeden Augenblick bereit, einem übermächtigen Feinde entgegenzutreten oder geplante Einbrüche feindlicher Seestreitkräfte in die Heimatlichen Gewässer ab­zuwehren. leber dem ewigen Einerlei des Dienstes ist die Woche wieder einmal vorübergegangen und der Sonnabendabend angebrochen. Vor dem Schlafengehen halte ich noch einen furzen Ausguck vom Deck. Nichts zu seben als grauer Himmel mit vielen zerrissenen Wolfen und ein in Nacht und Nebel getauchter Horizont. Der Bind ist böig, die der offenen See zustrebenden und sich überſtürzenden Bellen zerichellen an der grauen Panzerwand des in der Strömung liegenden Schiffes. Nur ganz undeutlich heben sich die Umrisse eines zweiten noch weiter feewärts liegenden Linienschiffes von dem schwarzen Hintergrund ab. Tiefe Stille rings umher, nur die gelb­lichen gefräßigen Bässer singen ihr monotones, uraltes Lied. Legt man oben das Ohr an die stäblerne Bordwand, fann man deit­lich das Klopfen des Schiffsherzens, das dumpfe gleichmäßige Schlagen der Maschine vernehmen, die das gewaltige Schiff mit elektrischem Licht versorgt. Nur die Junenräume, nach außen dringt aus dem ganzen Schiff nicht der geringste Lichtschimmer; alles ist abgeblendet. Nur am Horizont blitt in regelmäßigen Intervallen eine Leucht­Boje auf, die den vorbeikommenden Schiffen zur Orientierung Nun verfüge ich mich in meine Hängematte, aber von unge­störtem Schlummer ist keine Rede. Eine Viertelstunde vor Mitter­nacht erscheinen die Posten, die eben Befehl zum Wecken erhielten, an den Schlafplägen. Dort beginnt ein grausames Spiel. Leute, deren schmunzelnde Gefichter deutlich verraten, daß sie sich augen­blicklich bei den Liebsten auf Urlaub oder im Streise ihrer Familie befinden, werden mit dem Rufe: Reise! Reise!" und derben Stößen aus ihrem traulichen Idyll herausgerissen und in die Wirklichkeit zurückgeführt. Stein Wunder, wenn hier und da Morgengebete laut werden, wie sie in feinem Gesangbuch zu finden sind. Doch so ener­gisch das Wecken auch erfolgte, feiner der Geweckten fann sich sofort von seinem Wigwam" trennen. Su allen möglichen Stellungen verharren sie noch einige Zeit mit balb oder ganz geschlossenen Augen in ihren Hängematten, bis eine schrille Stimme ruft: 5 Minuten bor 12"

dient.

Diefer Ruf wirft wie ein Donnerschlag. Augenblicklich sind die Geweckten aus den Hängematten heraus und es beginnt ein tolles Rennen und Hasten. Denn in türzester Zeit muß viel gemacht werden. Die Leute müssen sich in den fünf Minuten ankleiden, ihre Hängematte abnehmen, rollen und in dem dazu bestimmten Kasten verstauen, Tabak und sonstige Utensilien zu sich steden, etwaige Be­dürfnisse erledigen und schließlich noch vor 12 Uhr antreten. Er höht wird das Durcheinander noch dadurch, docht nebenemander in dem verhält nismäßig engen Raum 40 Hängematten schweben, Licht nur spärlich vorhanden ist oder von den Hänge­matten verdeckt wird, und selbst das Deck, das ohnehin der Mög­lichkeiten übergenug bietet, sich mit Erfolg Arme und Beine zu brechen, noch mit vielen Hängematten belegt ist, aber lebung macht den Meister, und eine Dlinute vor 12 Uhr stehen sie nicht mehr in dem Abteil.

Als die Schiffsglode tönend die Mitternachtsstunde anzeigt, wird die Schottür schon wieder geöffnet und die abgelösten Bosten treten ein. Deren Lärm ist bald verstummt, denn sie haben alle das Be­dürfnis nach Ruhe. Bis 7 Uhr morgens fönnen sie schlafen, so lange wie ich, der ich dieie Nacht keinen Posten zu beziehen brauche. Um 7 Uhr gibt es wieder fräftiges Becken. Im Nu bin ich aus der Hängematte, ziehe schnell Strümpfe und Schuhe, fowie die Hoje vierter Garnitur an, von der die Sage berichtet, daß sie von selbst stehen lönne, nehme die Hängematte ab, schlängele mich mit ihr durch den Knäuel der Kameraden und krieche durch ein Gewirr von Gängen und Schottüren.

Darauf geht es denselben Weg zurück an das Kleiderspind, um Waschutensilien zu holen. Das Dollzieht sich freilich nicht inumer glatt, sehr oft muß man zehn Minuten oder noch länger warten, eben weil von 1300 Menschen nicht alle die ersten sein können. Daß

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska.

In dieser Frage mit der spitzen Schnauze und dem von Narben durchfurchten Hals, um den ein rotwollener Schal gebunden war, spiegelte sich ein widerwärtiger Charakter.

Ihm folgte Jfaat. Erst jetzt fiel Klişki der Gegensatz zwischen Feinbubes Ausdruck und demt des rothaarigen Musikanten.auf.

Der Hotelbefizer mit seinem silbergrauen Bart eines Patriarchen erweckte auf den ersten Blick ein Gefühl des Ver­trauens. Er war sauber und ansehnlich gekleidet. So lange er allein war, fielen diese Vorzüge nicht auf, aber von dem pockennarbigen Schensal stach er günstig ab.

Joffele wird Sie hinführen," sagte er," indem er auf den Rotkopf zeigte.

Sie wollen zur Polizei?" fragte Jossele hastig, bitte, folgen Sie mir!"

Er stürzte zum Tor hinaus, raffte den Mantel und patschte mit den Füßen sofort in die größte Bfüße hinein. Dann drehte er sich um und rief Klizki ermunternd zu:

Bitte, folgen Sie mir!"

Aber die Tür des Restaurants öffnete sich, und auf der Schwelle erschien ein Dffizier mit leichenblassem Gesicht, die Uniform auf der Brust geöffnet.

" Jossele! Du Gauner! Wo bist du denn geblieben?" Ich komme gleich wieder!" rief Jossele aus der Pfütze mit tomischer Aussprache der russischen Worte zurück.

Sofort kommst du her, du Schweinehund und spielst den Zigrionof."

" Ich komme fofort!"

Der rote Teufel ist ausgerissen!"

die Luft in den engen Räumen, in denen während der Nacht über tausend Menschen geschlafen haben, nicht besonders gut ist, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Während der erzwungenen Bause fann man allerlei Studien machen. Welch' eine Fülle der ver­schiedensten Charaktere sind hier aus allen deutschen Gauen in den engen Schiffsraum vereinigt und wimmeln wie Ameisen durchein­ander!

ginnt ein Frage- und Antiportspiel, das sich stets gleich bleibt und doch immer wieder anderes bringt. Nachdem ein jeder über den laufenden Dienst informiert ist, verschwindet nach Uebergabe des Postens die abgelöste Bache schleunigst, um sich die reservierten und manchmal auch bereits etwas abgefühlten" Speisen zu holen.

Berliner Volks- Chor.

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( z).

Für uns auf der Brücke beginnt ein schwerer Dienst, über dessen Art näheres natürlich nicht gesagt werden kann. Bei der Ablösung Jezt gibt es etwas Luft, ich benutze sie, um Waschschüssel, um 4 Uhr sind wir ermüdet und gründlich durchgefroren. Jetzt find Handtuch und Seife zu nehmen und damit nach dem Borderteil des wir endlich frei". Nachdem wir uns in unserem Logis etwas ge­Schiffes zu eilen, auf dem das Waschen vor sich gebt. Mit der wärmt haben, wird die Zeit mit Lesen und Briefschreiben zugebracht. Seife muß fehr sparsam gewirtschaftet werden, müssen 50 Gramm Sie ist nur sehr knapp zugemessen, diese Freizeit". Denn bald nach doch einen ganzen Monat reichen. Würde heute noch die Stultur- ficben Uhr muß das Abendbrot eingenommen und un acht Uhr die ſtufe der Völker nach dem Seifenverbrauch bemessen, fönnte es Hängematte zu vierstündigem Schlafe bestiegen werden. Kurz vor leicht kommen, daß wir schlecht abschnitten und des Barbaren- zwölf Uhr werden wir geweckt und es spielt sich alles wieder so ab, tums" überführt würden, von dem unsere Feinde ständig schwägen. wie ich es eingangs mit der Wache, an der ich nicht beteiligt war, Nach eingenommenem Frühstück geht es auf die angewieiene schilderte. Damit sind dann die vierundzwanzig Stunden Sonntag" Station, zur Ausführung der Arbeiten, die auch Sonntags ver- an Bord vorüber. Daß an den Wochentagen Dienst und Wacht an richtet werden müssen. Meine Station umfaßt die Gemächer des der Wasserfante noch viel härtere Anforderungen an die Mannschaft Höchstkommandierenden, des Admirals. lebermäßig viel Arbeit stellen, braucht wohl nicht erst betont zu werden. macht mir die Reinigung ja nicht, so daß ich immer noch ein Viertel­ün den übrig bebalte, um meinen Gedanken nachzuhängen und Beobachtungen zu machen. Ich schaue aus dem Bullauge, wie man die runden Fenster des Schiffes heißt, hinaus auf die Wasserfläche. Trostloser Anblick! Wohin das Auge sieht, Wasser und nichts als Wasser, dann ein Strich, der Horizont, und darüber der Himmel mit den grauen, fich jagenden Wolfen. Mit ihnen wandern meine Ge­danken weiter gen Süden, in die liebe bayerische Heimat mit ihren Bergen und Wäldern, der ich so entfremdet bin und die ich doch nicht vergessen kann. Und noch weiter gen Süden schweifen sie, in das Land der Pyramiden und Palmen und darüber hinaus, in den un­endlichen Urivald, in dem ich monatelang ein Nomadenleben führte. Aus diesem Sinnieren werde ich durch das häßliche Kreischen der Möwen aufgeschreckt, die in großen Schwärmen um die Schiffe freisen und sich um jeden Speiseabfall wütend balgen. Wenn man schärfer zusieht, kann man beobachten, wie fast alle Möwen der älte­ren Jahrgänge Verstümmelungen aufweisen, die sie sich in diesen Raufereien um des Leibes Nahrung geholt haben.

Oben auf dem Deck schallt es laut: Aufklaven!" Der Befehl gilt für das ganze Schiff; eiligit wird das Puzzeug verstaut und auf der Brücke angetreten. Der Aft geht rasch vorüber, wir verschwinden wieder in der Tiefe, am nach einiger Zeit auf erhaltenen Befehl mit guten Sachen zur Musterung anzutreten. Glücklicherweise haben wir in unserem Signalmeister einen prächtigen, humanen Borgesetzten. Bei der Instruktion sagte er uns oft: Kinder, was der Dienst ver­langt, muß unweigerlich ausgeführt werden! Je williger Ihr Euch zeigt und je eifriger Ihr Euch allen Arbeiten unterzieht, desto besser wird alles gehen, und ich werde nicht nötig haben, Euch zu tadeln und zu strafen." Da er fein, Kleinigkeitskrämer ist und etwas von der schweren Kunst versteht, jeden seiner Untergebenen nach seiner besonderen geistigen Veranlagung zu behandeln und anzuspannen, ist er ungemein beliebt und der Dienst widelt sich ohne Poltern und Schelten schnell und sicher ab. Heute vollzieht sich die Musterung raich. Uns Katholiken war schon vorher eingeschärft worden, die Gebetbücher nicht zu vergessen, denn der Musterung schließt sich der Gottesdienst in de zur Kirche umgestalteten Borbatterie ab. abgezogen. Ein Gebetbuch muß jeder besitzen. Wer teins hat, dem wird eins gekauft und das Geld von der Löhnung Mit dem Herrn Pfarrer stehe ich leider nicht auf besonders gutem Fuße. Als er gehört hatte, daß ich schon weit in der Welt herumgekomunen war, zog er mich einmal an einem Sonntagnach mittag, an dem ich dienstfrei max, ganz leutselig der Herr steht im Offiziersrang ins Gespräch. Von meinen Fahrten und Aben teuern wendete fich das Gespräch schließlich auch Zeit- und Streit fragen zu, und Hochwürden sondierte dabei, wie es mit meiner Welt­anschauung stand. Offenherzig erflärte ich, daß ich durch vieles Much­denken und durch Lesen wissenschaftlicher Bücher zu Ansichten über Gott und Welt gekommen sei, die weit von dem von der Kirche Ge­lehrten abwichen. Darüber war der Herr Pfarer entfest, und so oft er jetzt meiner ansichtig wird, trifft mich ein langer, vortuurfsboll­strafender Blick. Mehrmals hatte ich schon den Eindruck, daß be­stimmte Ausführungen in seinen Predigten ganz speziell an meine Adresse gerichtet waren.

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Der kirchlichen Anbacht folgt nochmals ein Antreten", und als das Wegtreten" erschallt, steht die Uhr hart auf 12. Da heißt es, rasch Essen holen und schnell speisen, denn die Diensthabenden auf der Brüde warten bereits sehnsüchtig und hungrig auf Ablösung. Bald ziche ich denn auch mit fünf Mann zur Wache auf die Brücke. Als Dienstältefter muß ich meine Kameraden anmelden und es be­

Klisti ging auf die Straße hinaus und blickte sich in der Finsternis um, da er Jossele nicht mehr sehen konnte.

Inzwischen schloß Proschowsti eilig das Tor ab, um den Dragonern den Zugang zur Straße zu erschweren. Alizki spähte nach seinem Führer aus.

"

Bit! Bst!" hörte er plöglich in der Finsternis.

Ist das Jossele?" fragte Stligki.

Ja, ich bin es! Kommen Sie!"

" Ich kann Euch nicht sehen, ich weiß nicht, wo Ihr seid!"

"

Dweh! warum fann ich Sie denn sehen? Ich sehe in der Nacht genau so wie am Tage. Ich werde leise spielen, Sie folgen dem Klang der Geige."

,, Warum denn?"

..Ich darf aus der Finsternis nicht heraus. Die Dragoner tönnten mich bemerken. Sie drängen sich an die Fenster."

Restaurants etwas regte. Tatsächlich sah man, wie sich hinter den Fenstern des

Dünne Geigentöne gaben kaum hörbar den ,, Tigrionok" wieder. Es war wie ein Summen in der feuchten Luft. Seligki merkte, daß sie von den Häusern links herüberfamen. Er wandte sich nach jener Seite. Die Töne verftummten. Das Geflüster wiederholte sich.

Der gnädige Herr geht nicht richtig... so... so..." Ein übler Geruch umwchte Klizki.

" Folgen Sie mir," sagte Jossele dicht neben Klikti. werde Sie unterfassen, sonst verlieren wir uns wieder." Vom Hotel her ließ sich durch die offenen Fenster zweifeltes Rufen hören.

Ich

ver­

" Jossele! Komm auf der Stelle her! Jossele!" Aber Jossele kehrte sich nicht mehr an das Geschrei und führte Klikki, der den Kopf abwandte, um nach Möglichkeit bessere Luft einzuatmen.

Jossele! Jos- se- le!"

diese Gefahr ihm Schauer einflößte.

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Weder die winterliche Temperatur im allgemeinen, noch das infolge Kohlenfnappheit ungeheizt gebliebene Schiff der Garnison­firche im besonderen hat wohl irgendeinen zu verhindern vermocht, dem letzten Sonntagsfonzert unseres Bolts- Chores beizuwohnen. Unterstützt wurde er, außer dem Blüthner Orchester und Herrn Johannes Rohrbach( Orgel), vom Berliner Sänger berein( Cäcilia- Melodia), sowie den Damen Elisabeth Ohlhoff ( Sopran), Paula Berner Jensen( Alt) und den Herren Richard Kube( Tenor) und Sidney Biden( Baß). Mozarts Requiem " feines Schöpfers eigentlicher Sterbegesang diesmal in noch vollkommnerer Weise zur Geltung. Was der Stimmförper an feinster Schattierungskunst und ge­schmeidigem Rhythmus unter seinem derzeitigen Leiter, Musikdirektor May Eichle, gewonnen hat, wurde auch gerade beim Vortrage ziveter nachfolgender Brahmsscher Chorwerfe offenbar. Beide: so­wohl die Rhapsodie" für Altiolo und Männerchor, als das Schic falslied" für gemischten Chor find während des deutsch - französischen Krieges entstanden und von leuchtender Schönheit. Zum fünst lerischem Gelingen des ersteren Werkes hat auch unstreitig die Soliftin beigetragen, deren Bart vermöge einer weittragenden gefättigten Altstimme den tiefen Eindruck erhöhte. Die gesteigerte Bevorzugung Brahmsicher Chorwerke heißen wir freudig willkommen.

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Der Aufschwung New Yorks zur Kriegszeit.

ek.

Die Handelskammer des Staates Neto York hat soeben einen Jahresrapport herausgegeben, der sich zu einem großen Teil mit dem Aufschwung der Stadt New York während des Krieges be­ichäftigt. Nach ben hierüber mitgeteilten Einzelbeiten zählte New York , das noch im Jahre 1896 nicht mehr als, Millionen Ein­wohner batte, am Ende des Jahres 1916 7 Millionen Einwohner. Der Bevölkerungszuwachs während der drei letzten Jahre allein stellt eine Zahl dar, die höher ist, als die Geiamtzahl der Bevölke rungen anderer großer nordamerikanischer Städte wie z. B. Boston oder St. Louis . Gerade während des Krieges ist ein wahres Bau­fieber entstanden. Nach einer Statistik soll gegenwärtig im Gesamt­gebiet der Stadt New York jede Viertelstunde ein neuer Bau voll­endet werden. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Fabriten oder sonstige Anlagen, die für Arbeitszwede bestimmt sind. Der Wert der von den 88 000 Fabriken der Stadt New York im letzten Striegsjahre hergestellten Waren beziffert sich insgesamt auf ungefähr 15 Milliarden. Die Zahl der Theater beträgt heute 250, die der pitäler mehr als 100, die der Schulen mehr als 550 mit einer Besuchszahl von insgesamt durchschnittlich 800 000 Schülern.

Notizen.

Das Kattegat im 3ufrieren. Im ffandinavischen Norden berricht zurzeit außergewöhnliche Stälte. Das Kattegat ift in großen Teilen vollständig zugefroren. Dauert die Stälte und die Windstille noch einige Tage so weiter an, fo rechnet man damit, daß das Kattegat dies Jahr, praktisch geiprochen, ganz zufrieren wird. An der Westfüste von Schweden und bis hoch gegen Norden hinauf steht das Eis fest. Vorige Woche wußten verschiedene Schiffe, die von Norwegen auf der Fahrt nach Süden waren, in Gotenburg einlaufen, weil sie nicht weiterfonnten. Bon einer Lorsenstation an der schwedischen Westlüfte wird gemeldet, daß das Eis, so weit man überhaupt mit dem Fernrohr sehen kann, das ganze Meer bedeckt.

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III. Joffele Pintas.

Wozu wollen Sie denn zur Polizei gehen?" ,, Was geht das Dich an?"

,, Gar nichts! Ich frage nur so aus Neugierde; denn wenn Sie zu dem Herrn Bolizeikommissar selbst wollen, so schläft er schon, und wollen Sie zu seinem Settretär, so schläft er auch schon." ,, Dann wird man sie eben wecken!"

Körper nicht einen Augenblick eine ungebrochene Linie vertragen.

Jossele verstummte und hüpfte im Gehen, als könnte sein

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er schließlich, sie würden sehr unzufrieden darüber sein." Sie haben es nicht gern, wenn man sie weckt," sagte

Klizki zuckte die Achseln.

D

"

Das geht mich nichts an!"

Aber sie könnten Ihnen böse werden!"

Davor sollen sie sich hüten. Ich habe keine Angst vor ihnen, ich bin fein Hiefiger und werde ihnen schon beifommen." Jossele schnalzte mit der Zunge.

" Jawohl! Sie sind ein aufgeregter Mensch. Feinbube fagte mir, es ist wegen eines Geschreis, das Sie auf dem Stadtwall gehört haben. Aber bei uns schreien die Katzen oft in der Nacht oder die Dirnen!"

,, Nein, nein, das war etwas anderes!"

Während Klipti mit diesem Juden durch die Finsternis ging, übermannte ihn ein immer seltsameres Gefühl. Obgleich jenem Augenblid, da er ihn aus der Tür des Restaurants er ihn nicht sah, hatte er sein Bild deutlich vor Augen. Ju herauskommen und später, als er die gefrümmte Gestalt mit der Geige unter dem Arm durch die Pfütze waten fah, hatte sich ihm diese Figur tief ins Gedächtnis eingeprägt.

Klizki konnte ihn also trotz der herrschenden Finsternis genau sehen und wahrnehmen, wie bei diesen anscheinend gleichgültigen Fragen sich Joffeles Gesicht verzog. Er sah fein Augenblinzeln und ein nervöses Zucken, das unter feiner Haut dahinhuschte, und er beschloß, sich vor dieseur Mulifanten in acht zu nehmen und ihn in nichts einzuweihen. Aber Jossele führte das Gespräch fort:

mit.

., Auch ich habe einmal in der Nacht ein furchtbares Ge

Sic bogen rechts in eine Gasse mit holprigem Plaster ein. Klizki hatte den Eindruck, als betrete er einen gefährlichen Boden, aber er wollte es sich selbst nicht eingestehen, daß schrei gehört. Ich lief fofort zur Polizei und teilte es ihr Im Gegenteil, er Der Offizier fehrte taumelnd ins Restaurant zurück. machte ich Mut und zog aus der Tiefe seines Gewissens Uniform und den Mantel, denn er ist ein höchst gewissen. Der Herr Polizeikommissar warf sich schnell in seine " Folgen Sie jetzt dem Joffele fofort," meinte der Birt, das, was er Pflichtgefühl nannte, hervor. denn die Herren Difiziere fonnten Ihnen böse werden, daß Ich muß das tun", sagte er und überließ sich der Gnade hafter Polizeikommissar, und ging dorfhin, wo das Geschrei Sie ihnen den Musikanten entführt haben. Ich lasse das oder Ungnade des übelriechenden Geschöpfes, das sich an Die Mädchen zantien mit ihnen, und die Soldaten schlugen Tor schließen. Er führt Sie inzwischen zur Polizei und seinem Mantel festhielt. fich die Mäuler ein. Da war der Herr Polizeikommissar auf mich Tommt schnell wieder zurück. Er ist ein sehr fluger und ehr- So gingen fie eine Weile schweigend nebeneinander her; böse, daß ich ihn geweckt hatte. Er hat sich sehr geärgert." licher Jude." schließlich begann Joffele zu sprechen. ( forts. folgt.)

gehört wurde.

Es waren betrunkene Dirnen und Soldaten.