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Nr. 33. 34. Jahrg.

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Telegramm- Abreffe: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 3. Februar 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Kernsprecher: Amt Morinplas, Nr. 151 90-151 97.

Die Aufnahme der Seefperre- Erklärung.

Das ist die innere unwahr­

haftigkeit.

Erstens: Sat die Sozialdemokratie die Pflicht der Vaterlandsberteidigung? 3wej tens: ft diese Pflicht im jezigen Kriege für uns positiv gegeben? In diesen beiden Fragen Tiegt der Kern des ganzen Parteiftreites, thre Beantwortung führt zur Spartakusgruppe, zur Arbeitsgemeinschaft oder zur alten sozialdemokratischen Partei. Alles andere ist zweiter Ordnung.

Die Spartakusgruppe verneint die Frage eins. Für sie gibt es überhaupt keine Landesverteidigung, damit erledigt fich Frage zwei ohne weiteres für sie. Es ist dies eine Sal­tung, die den Vorzug der Klarheit, aber nichts mit dem ge­mein bat, was die Sozialdemokratie bis zum Kriege ge­chlossen als ihren Standpunkt verfündete.

Jihrer Politik werden müssen, sofern ihr theo­retisches Bekenntnis zur Vaterlandsper­teidigung überhaupt ehrlich gemeint war. Zu dieser Tat fand sie nicht den inneren Mut.

mit der Türkei zu zerschneiden. Alles andere sind erwünschte Mittel der weiteren Schwächung des deutschen Imperialismus, oder Preise, die England seinen Bundesgenossen für die Mithilfe zu versprechen genötigt ist: so Elsaß- Lothringen Frankreich ; Armenien , Konstantinopel und Ostgalizien Rußland; die Ostfüjte Adrias Italien; dazu Kriegskontributionen, die dem deutschen Imperialismus die Schwingen auf Jahrzehnte durchschneiden würden.

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einen oder anderen Seite!

Die Neutralen

Es wäre ja in der Tat sehr peinlich für Leute wie Bern­ stein , bekennen zu müssen: Ich habe nun zum zweitenmal ge­irrt. Dazu aber kommt, daß die Arbeitsgemeinschaft einen Teil ihrer Anhängerschaft gegen die Spartakustonfurrenz nur Die Arbeiterpolitik" geht das alles nichts an, denn sie dadurch hält, daß sie faktisch dasselbe tut wie dieje, freilich lehnt ja die Landesverteidigung in jedem Falle ab und sollte aus angeblich anderen Motiven. Und bisher hat sie sich schwer dieser Standpunkt zur Fremdherrschaft führen. Wer aber gehütet, diesen Leuten zu sagen, daß nach ihrer Theorie fehr stets betont hat, im Prinzip die Landesverteidigung anzu­wohl der Fall eintreten könne, wo die Arbeitsgemeinschaft erkennen, der muß aus solchen Bekenntnissen die Konsequenz genau so handeln müsse wie die verlästerte sichen oder er enthüllt seine innere Unehrlichkeit nach der Mehrheit. Deshalb muß die Arbeitsgemeinschaft jekt in die Entente- Ariegsziele wirres Zeug herumreden und schreiben, um die innere Unlogif ihrer eigenen Stellung zu berbergen. Typisches Beispiel ist Lipinski, der nicht gewählte Kan­didat von schat- urgen. Unter dem Panier der Die Arbeitsgemeinschaft bejaht dagegen Frage eins. Baterlandsverteidigung hat er den Wahlkampf geführt, Shre iebige Haltung ist nur dadurch verständlich, daß sie den immer wieder betont, auf dem Boden der Verteidigung Berge von Noten, in denen dokumentarisch verbürgte gegenwärtigen Krieg nicht als Verteidigungskrieg für Deutschlands zu stehen. Aber im Staatsrat fprech ich Tatsachen dicht wie Sand am Meer abgesett liegen, beweisen, Deutschland anerkennen will. Die beste Illustration bietet anders", wenn ich nämlich nicht vor halbländlichen Wählern, daß die Ententemächte, um ihren Zielen näher zu kommer, jener Teil der Gruppe, der wie z. B. Bernstein am 4. August sondern inmitten der zuverlässig radikalen Leipziger Wahl- unzählige Male über die Rechte der Neutralen hingeschritten 1914 die Kriegstredite mit voller Ueberzeugung bewilligte, vereinsmitglieder bin. Da heißt es: sind, als ob sie nicht da wären. Angesichts dieser geschicht fuäter jedoch zur gegenteiligen Saltung umschwenfte, anger. lich, weil er auf Grund neuen Tatjadenmaterials einen anderen Eindruck vom Charakter des Krieges gewonnen habe.

und die Verschärfungsnote.

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Die atentia uiehung der Partei ertennt lichen Ungeheuerlichfeit wirft das Treiben der Ententeprene das Selbstbestimmungsrecht der Bolter an. Dies fallegt die Ab- wahrhaft grotest. Die englische Daily News" redet z. B. wehr eines fremden Angriffs auf die Selbständigkeit der Nation von einer schwarzen Frage", worunter fie versteht man cin. Es fragt sich aber, ob Deutschland jemals in einer solchen Ab- dürfe gespannt fein, ob Amerifa und die Neutralen gegen­über den deutschen Plänen mit ihrem ungeheuren Schrecken gleichgültig bleiben werden.

wehr war."

Namentlid durch das Studium der Kriegsurfacen frollen jene Elemente zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß Diese Formulierung bedeutet natürlich ein aus nahe­der ichige Krieg für Deutschland fein Krieg der Berteidi liegenden Gründen vorsichtig umschriebenes- Nein. Deutsch­gung sei. Daß fie hier ihre Hauptstüße erblicken, erweist land ist niemals in einer solchen Abwehr gewesen. Nie die Leidenschaft, mit der sich die Kautsky, Bernstein mais also auch jest nicht, weder zu Beginn des Krieges usw. in der Neuen Zeit" auf jeden stürzen, der wie die Ge- noch heute, nachdem die Entente außer Kriegsentschädigung nossen Seilmann oder. Dr. David die diplomatische und Kolonien von uns die Abtretung von Ost- und West Schuld an der Entstehung des Krieges auf feiten unserer preußen, Posen, Oberschlesien , Elsaß- Lothringen ,, kura und Gegner erblickt. Bernstein schließt seine Polemik gegen David gut von etwa einem Fünftel unseres Bodens, einem Achtel mit dem höhnischen Ruf: er nähme ihm dies und jenes nicht unserer Bevölkerung fordert. Bon der Aufteilung Cester übel, denn wo bliebe Davids ganze Politif, wenn sein Glaube reich- Ungarns und der Türkei , der wirtschaftlichen Erdroffe

an die Schuld der Gegner zufammenbräche?

lung ganz zu schweigen.

Da der Beschluß der deutschen Seekriegführung der Auf­taft zu unmittelbar einsehendem Handeln ist, wird die Ani­wort auf die schwarze Frage" schnell genug laut werden, und so steht auch das, was die deutsche U- Boot- Note in den neutralen Ländern zunächst auswirkt, alsbald für jedermann im Bordergrund des Interesses. Es ist gewiß, die Verschärfung des U- Boot- Krieges zu einer Form, deren Maß ein Vergleich wohl nur in der Steigerung der Feldkämpfe etwa zu tagelangen Trommelfeuer gegeben ist. Aber nach allem, was der Strieg den Steutralen aufbürdete, wäre es vom Standpunkt ihrer Interessen durchaus logisch, wenn sie zu den Entschluß fämen, in dieser Probe durchzuhalten, wie heftig auch vielleicht da und dort der Widerspruch anrennen mag, den die Entente Intereffen

In Wirklichkeit hat Bernstein damit gerade die Schwäche Aber Zipinski muß doch auch ein Wort von jener Note feiner eigenen Politif enthüllt. Die ganze Politik der sagen. Er tut es: Die Gegner haben ihre Kriegsziele auf Arbeitsgemeinschaft steht und fällt mit dem Sat: daß man gestellt, fie find phantastisch." Gewiß phantastisch. alpar als Sozialdemokrat grundfäßlich für die Landesver- Warum nicht humoristisch, nedisch, schalthaft? Nur einen zu entfachen wissen werden. teidigung eintreten müsse, daß diefer Fall aber heute nicht möglichst nichtssagenden Ausdrud gewählt, damit die Hörer gegeben fei, weil cben Deutschland keinen Berteidigungsfrieg führe.

Bei der Beurteilung des Kriegscharakters sind wir aber längst über die Frage der Schuld am Kriegsausbruch heraus. Gewiß behält diese Frage ihre bleibende Bedeutung. Aber wie sie auch gelöst werden mag,- heute, nach zweiein halbjähriger Kriegsdauer tritt fie völlig in den Hintergrund neben der ungleich brennenderen: Wer ist fchuld an der Kriegsverlängerung?

Wir haben im Kriege von 70/71 troß seiner viel ge­ringeren Dauer ein klassisches Musterbeispiel. Als der Krieg entstand, fragte natürlich alles nach der Schuld am Kriegsausbruch, und da diese schwer festzustellen war, blieb die Sozialdemokratie gespalten. Die Lassalleaner gaben Rapoleon die Schuld und stimmten für die Kredite, die Eisenacher Bebel und Liebknecht hielten Raboleon und Vis mard für gleich schuldig und enthielten sich der Stimme. As aber nach der Schlacht von Sedan feststand, daß Deutsch land nur noch zum Zwecke der Eroberung von Elsaß- Roth ringen den Krieg fortieste, lehnten beide Teile geschlossen die Stredite ab. Diese sweite Abstimmung fragte also nicht mehr nach der Schuld am Ausbruch, sondern allein nach der Schuld an der Verlängerung des Krieges und bemaß hiernach Angriffs- und Verteidigungskrieg.

Kein Zweifel, daß wir heute nach viel längerer Kriegs­dauer und bei viel fürchterlicheren Kriegsfolgen erst recht ebenso zu handeln haben. Aber freilich, wenn dir brinzipiell handeln, wie die Sozialdemokratie von 1870, muß doch der braktische Erfolg der umgekehrte sein: weil zweifellos die Schuld an der Verlängerung des Krieges diesmal nicht Deutschland , sondern unseren Gegnern zufällt. Bebel und Liebknecht wendeten sich im Oftober 1870 gegen Deutschland nicht, weil es ihr eigenes Land war und sie etwa meinten, daß der Sozialist immer gegen fein eigenes and Stellung zu nehmen habe, sondern weil es das Land war, das zu Eroberungszwecken den Krieg verlängerte. Aus dem gleiden Grunde müssen wir gegen die Entente Stelluna nehmen, die durch ihre Note an Wilion geradezu ungeheuerliche Eroberungsziele enthüllt hat. Aber hier febt die innere linehrlichfeit der Arbeits­gemeinschaft ein. Der Tag der Entente- Mote hätte für ftc das Signal zu einer bölligen Schwenkung

nicht merken, daß gerade diese Kriegsziele das find, was heute den Krieg für uns unweiger ich zum Verteidigungstrieg macht. Das ist die innere Unehrlichkeit!

Mitunter entschlüpft aber selbst dem Oppositionsmunde unversehens das Bekenntnis der Wahrheit. Das Hallesche Volksblatt", ein sicher unverdächtiges Organ der Arbeits­gemeinschaft, schreibt am 1. Februar in einer Betrachtung zum uneingeschränkten U- Boot- Krieg.

Und nun tros allem noch der unerhört ernste Entschluß der Entente, in einer Frühjahrsoffensive alle verfügbaren Kräfte bei­spiellos zu steigern. Es soll nicht verhandelt werden, che nicht die letzte Kraft in den Dienst der Niederringung des Gegners gestellt ist. Wir gehen einem Vernichtungstaumel entgegen, den selbst dieser grauenhafte Weltkrieg noch nicht fah.

für Wort: Der unerhört ernste Entschluß der Hört Jhr's, Arbeitsgemeinschaftler? Left es genau, Wort Entente: Es foll nicht verhandelt werden, ehe die legte Straft in den Dienst der Niederringung des Gegners gestellt ist. Genügt das noch nicht für jemanden, der grundsäglich auf dem Boden der Bandesverteidigung steht?

Selbst ein Blatt der Spartakusgruppe ", die Arbeiter­politik", bekennt in ihrer Nummer vom 27. Januar:

Die Zentralmächte haben der Entente gwar keinen Frieden, wohl aber Friedensverhandlungen vorgeschlagen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sie den Frieden wollen, und obwohl sie sich bisher weigern, zu sagen, wie dieser Friede bestellt sein soll, weiß es jeder, der nicht ein Interesse daran hat, Hans den Naiven zu spielen.

Die Haltung der Vereinigten Staaten .

Amsterdam , 2. Februar. Die Unionsregierung macht be. kannt, daß Schiffe wie gewöhnlich aus dem Hafen von New York ausfahren dürfen, daß die Washingtoner Regie­rung aber keinerlei Verantwortung trage.

New York , 2. Februar. Die Frankfurter Zeitung " meldet: Die Presse ist ungefähr einstimmig in ihrer ungünstigen Beur­teilung des neuen deutschen Tauchbootkrieges; fie erklärt, daß Amerika seine Rechte schützen müsse. Viele in der Oeffentlichkeit stehende Männer mahnen indessen zur Vorsicht, und in Kongres­freifen ist man geneigt, sich das Urteil noch vorzubehalten. Der New Yorker Hafen wurde Weittipochabend 10 Uhr plötzlich pe schlossen, so daß keine Schiffe abfahren konnten. Ein Grund dafüt ist nicht bekannt.

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Graf Bernstorff warnt die Amerikaner. London , 1. Februar. Die Morningpoit" meiß zu berichten, bag Graf Bernstorff, obwohl er vom Frieden spricht, doch die Ameri­faner warnt, auf bewaffneten Handelsschiffen zu reisen. Diese bilden für die Bassagiere eine ernite Gefahr, da sie als Silfsfreuzer angesehen werden, die man ohne jede vorherige Warnung versenfi.

Das Echo in Holland .

Amsterdam , 1. Februar. ( T. U.) Auf Einladung der Regierung findet heute mittag im Marineministerium eine Son= ferenz zur Besprechung der Maßnahmen statt, die die Ankündi­Von Englands Kriegswillen aber jogt dieselbe ,, Arbeiter- gung des verschärften U- Boot- Krieges notwendig macht. An dieser Konferenz nehmen die Direktoren aller großen Dampfschiffahrts politif: Gestützt auf die Millionen seiner aus dem Boden gestampften gesellschaften teil. In Erwartung der zu ergreifenden Maßnahmen Soldaten, auf die Hunderte und aber Hunderte neu organisierter laffen die großen Gesellschaften borläufig fein Munitionsfabriken, hat England die kriegführenden Cliquen Boot auslaufen. Das Postboot Prince Hendrick" wird in­Frankreichs und Rußlands mitgeriffen, die von ihm geschüßten" folge des verschärften U- Boot- Krieges heute nicht nach England ab­bis zum völligen Berreiben geschüßten" Aleinstaaten mit- gehen. geschleppt und ist entschlefsen, den Kampf bis zu Ende zu führen, Ein hiesiges Blatt hat sich anläßlich der Verkündung des ver­soweit das von ihm abhängen wird. Bis zu Ende, das heißt bis schärften U- Boot- Krieges an verschiedene Rotterdamer Reedereien zur Niederlage der Zentralmächte, die ihm ermöglichen würde, gewandt mit dem Grsuchen, ihrer Meinung über die Maßnahmen die Völker der Türkei zu befreien, das heißt Arabien von der der deutschen Regierung ausbrud zu geben. Im allgemeinen Türkei abzutrennen, damit es ein Bindeglied zwischen egypten wollen die Rotterdamer Reedereien eine a bro attende und Indien , den beiden Pfeilern der englischen Herrschaft, bilde, Saltung einnehmen. Die Amerika - Linie hat 14 Tage Zeit, um Die ihm ermöglichne würde, die durch die serbischen und rumänis sich auf die neue Lage vorzubereiten. Die Direktion des Rotter­fchen Siege Deutschlands hergestellte Berbindung Mitteleuropas bamer Bloyd hat heute morgen mit den Amsterdamer Gesellschaften,

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