Nr. 39. 34. Jahrg.

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Brets pränumerando Bierteljährl 8.90 ML monatl. 1,30 R möchentlich 80 Big. frei ins Haus Einzelne Numuner 6 Big. Sonntags nummer mit illuftrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Bfa. Boft. Abonnement: 1,30 Mart pro Monat eingetragen in die Boit- Zeitungs. Preisliste. Unter Kreuzband für Deutichland und Desterreich. Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Bostabonnements nehmen alt Belgien , Dänemart, Holland , Italien , Luxemburg . Bortugal, Rumänien , Schweden und die Schweiz

Ericheint täglich.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Dle Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Rolonel geile ober deren Raum 60 Pfg., für bolittiche und gewettichaftliche Bereins und Bersammlungs- Anzeigen 30 Bfg Kleine Anzeigen", das jettgedrudie Bort 20 Big.( zulässig 2 fettgebrudte Borte), jebes weitere Bort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenan geigen bas erste Bort 10 Sfg. jebes weitere Bort 5 Big. Borte über 15 Buch­staben zählen für zwei Borte. Inserate für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in ber Expedition abgegeben werben. Die Erpedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 9. Februar 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Der Weg der Neutralen.

Tätigkeit in Flandern

Englische

Angriffe auf dem Ancre- Nordufer und

bei Bouchavesnes

-

Streifgefechte in

der westlichen Moldau.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 8. Fe­bruar 1917.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Armee des Generalfeldmarschalls Herzog Albrecht von Württemberg .

Jm pern- Bogen herrschte abends lebhafte Feuertätigkeit. Im Wytschaete- Bogen zerstörten wir durch umfangreiche Sprengung eineu erheblichen Teil der feindlicher Minengänge

Ein englisches Fliegergeschwader warf auf die Stadt Brügge Bomben ab, durch die neben Häuserzerstörungen in einer Schule 1 Frau und 16 Kinder getötet, 2 Erwachsene schwer ver­wundet wurden. In militärischen Anlagen ist ein Schaden nicht entstanden.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Beiderseits des Kanals von La Bassée , an der Ancre und bei Bouchavesnes war der Artilleriekampf gegen die Bortage gesteigert. Nach Mitternacht griffen die Engländer auf dem Nordufer der Ancre und südöstlich von Bouchavesnes an. Be­grenzte Anfangserfolge wurden durch unseren Gegenstoß schnell ausgeglichen.

Heeresgruppe Kronprinz

Im Aire- Tal und bei Bauquois östlich der Argonnen holten Stoßtrupps 17 Gefangene aus den französischen Gräben.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Bei Kisielin, westlich von Luck, war ein Erkundungsvorstoß für uns erfolgreich.

Front des Generaloberst Erzherzog Joseph In den verschneiten Karpathen und im Berggelände der west­lichen Moldau mehrfach rege Feuertätigkeit und Gefechte von Streifabteilungen.

Räumung von Grandcourt .

In der Nacht zum 5. Februar räumten die deutschen Truppen Grandcourt planmäßig, unt in eine neuangelegte Stellung östlich von Grandcourt zu gehen. In der Nacht zum 8. Februar drangen die Engländer in das drei Tage vorher ge­räumte Dorf ein.

Die Neutralen an Wilson.

Kein Weg für Holland .

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls bon Madenfen

Die Lage ist unverändert.

Mazedonische Front. Zwischen Ochrida- und Prespa - See Borpofteuscharmütel, bei denen französische Gefangene eingebracht wurden.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin , den 8. Februar. Abends.

9

Im Somme Gebiet zeitweilig startes Fener. Bei Sailly find Teilkämpfe im Gange. An den anderen Fronten nichts Wesentliches.

*

*

Der österreichische Bericht.

Wieu, 8. Februar 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird T. verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplak.

Ein Angriffsversuch des Feindes öftlich des Casinu­Tales wurde bereits in seinen ersten Anfängen durch unser Feuer vereitelt.

Westlich Wororczyn in feindliche Stellungen eingedrungene deutsche Stoßtrupps fügten deren Besakungen erhebliche Ber­lufte bei und lehrten ohne eigene Berlufte mit einigen Gefangenen zurüd.

Italienischer Kriegsschauplah.

Außer tleinen für uns erfolgreichen Unternehmungen bei Zolmein und in der Valarza( jüdöstlich Roverato) kein Ereignis von Belang.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

In der Gegend von Berat wurde ein italienisches Flng­zeng durch einen patrouillierenden Gendarmen abgeschossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Spaniens Neutralität.

Von Heinrich Tunow.

Herr Wilson findet mit seiner an die neutralen Mächte gerichteten Aufforderung, sich dem Vorgehen der Vereinigten Staaten - Regierung gegen Deutschland anzuschließen, bei den Neutralen wenig Anklang. Abgesehen von einigen mittel- und südamerikanischen Republiken erkennt man allenthalben, wie wenig die Aktion des Präsidenten der Vereinigten Staaten durch hohe Friedensideale bestimmt wird, und so ungelegen allen neutralen Mächten selbstverständlich die von Deutschland über England und Frankreich berhängte Seesperre kommt, da sie ihre Schiffahrt und den Seehandel beträchtlich einengt so wenig Neigung verspüren sie, zugunsten der englischen und amerikanischen Interessen aus ihrer Neutralität herauszu­treten. Holland , Schweden , Dänemark , die Schweiz lehnent deshalb Herrn Wilsons Anfinnen, ihm Assistenz zu leisten, höf­lichst ab, und selbst Spanien , auf dessen Wittoirkung Wilson besonders gerechnet zu haben scheint, gedenkt sich nach den neuesten Meldungen aus Madrid auf einen scharfen Protest gegen die Torpedierung von Handelsschiffen ohne vorherige Warnung beschränken zu wollen. Für Herrn Wilson eine unt fo unangenehmere Ueberraschung, als er schon zugleich mit seiner ersten Friedensnote an die spanische Regierung das be­fondere Ersuchen gerichtet hatte, jeine Friedensaktion durch thre offizielle Zustimmung zu unterstüben.

Daß die spanische Regierung nicht auch auf diesen scharfen Protest berzichtet hat, wie ihn ahnlich auch die landinavischen Reiche beabsichtigen, läßt sich aus der toirtschaftlichen Lage Spaniens , aus den dortigen Parteiberhältnissen und der En­tentefreundlichkeit des jezigen spanischen Kabinetts, besonders des Ministerpräsidenten Grafen Romanones, durchaus ver­stehen. Niemand, der Spaniens politisches Leben einiger­maßen fennt, dürfte eripartet haben, daß die jetzige spanische liberale Barteiregierung einfach die Absperrung Englands und Frankreichs durch die deutschen U- Boote als Tatsache hin­nehmen und auf jegliche Gegendemonstration verzichten werde. Sicherlich befitt Deutschland in Spanien sehr starke Sympa­thien; aber es sind doch nur bestimmte, ziemlich enge politische Kreise, die eine wirkliche Hinneigung zu Deutschland empfin den und diesem den Sieg wünschen. Der größte Teil der Durchschnitts- Spanier erblidt nicht nur im Franzosen den romanischen Rassenverwandten, er steht auch geistig und poli tisch völlig unter dem Einflusse der französischen Literatur, deren Haupterscheinungen meist sofort dem spanischen Lese­publikum zugänglich gemacht werden.

völlig selbständig bestimmt. Ebenso ist dies in ber Frage des neu angekündigten verschärften N- Boot- Krieges geschehen. Die hollän­dische Regierung hat sich während des Krieges unverbrüchlich an die Regeln des Bölkerrechts gehalten. Was Recht ist, bleibt Recht! Bei dieser Auffassung muß es gleichgültig sein, durch wen das Recht ge­Oft heißt es, die Klerikalen Kreise Spaniens seien jämt­brochen wird. Die Regierung hat nicht unterlassen, jedesmal, lich deutschfreundlich gesinnt. Das ist in dieser Allgemeinheit wenn den Interessen der Niederlande Abbruch getan wurde, gegen nicht richtig. Die große Masse der Klerifalen weiß recht wenig bas völkerrechtswidrige Auftreten der betreffenden von deutschen Verhältnissen, deutscher Wissenschaft und Kul­triegführenden Nation aufs ernsthafteste zu protestie- tur noch weniger als der deutsche Arbeiter, Handwerker ren. Namentlich ist die Regierung für den Grundfah der Freis und Bauer von Spanien . Mit Deutschland sympathisieren heit der Meere eingetreten. Hinsichtlich der Ankündigung des meist nur die akademischen Kreise der Klerifalen, die freilich verschärften U- Boot- Krieges hat die Regierung sowohl gegen die in manchen Gegenden auf das katholische Bolf einen beträcht Lähmung der freien Schiffahrt, wie gegen den mit den Brinzipien lichen Einfluß haben. Und selbst auf diese trifft das nicht Wie das Haager Korrespondenzbureau meldet, hat der des Völkerrechts nicht im Einklang stehenden Gebrauch der Tauch - überall zu. Unter dem höheren Klerus an der Westküste, vor­Geschäftsträger der Vereinigten Staaten Langhorne am bootenachbrüdlichst in Berlin protestiert. Die Re- nehmlich Cataloniens und Valencias, der meist nähere Be 4. Februar den Minister des Aeußeren amtlich vom Abgierung hat jedoch ebenso wenig wie bei früheren Anlässen jest einen zichungen zu Südfrankreich unterhält, hat die Entente utan­bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Grund gefunden, ihre bisher befolgte internationale Bolitik au in chen Anhänger. Ferner sympathisieren mit Deutschland meist Amerika und Deutschland infolge, der Wiederaufnahme des dern. Die Regierung hält fest an einer Bolitik strik die strengen Karlisten, die im„ Correo Gipano!"( Spanische verschärften U- Boot- Strieges in Kenntnis gefeßt. tester Neutralitätt, die ihr unverbrüchliche Unparteilichkeit Bost") ihr Organ erblicken, ein Teil der Konservativen und Er hatte den Auftrag, hinzuzufügen, daß der Präii aur Pflicht macht. Die Regierung weicht aber auch nicht von ihrem schließlich ein beträchtlicher Teil der fortschrittlichen Gelehrten­dent noch nicht glauben wolle, daß Deutschland tatsächlich Entschluffe ab, jeber Schändung holländischen Ge- welt, die sich mit deutscher Wissenschaft beschäftigt hat, Spa­die Drohung gegen den Handel der Neutralen durchführen bietes oder der holländifchen Oberhobeit mit ben nien aus dem jezigen Zustand geistiger Depression heraus­werde, daß er aber, falls das geschehen sollte, den Kongreß waffen in der and entgegenzutreten, von welcher helfen möchte und in dem deutschen Bildungs- und Er­um die Ermächtigung ersuchen werde, die Macht mittel Seite aus diese Verlegung auch immer erfolgen möge. Die Regie- ziehungswesen ein Muster für Spanien erblidt. des Landes zum Schuß der amerikanischen rung hofft, auch die durch die neue Lage ins Leben gerufenen Bürger beim friedlichen und gesetzlichen Verkehr auf Schwierigkeiten mit Entschloffenheit zu beseitigen."( Allseitiger an aus zur Entente halten, und zwar fordern die extrem liberalen, Demgegenüber stehen jedoch die Republikaner , die durch offener See zur Anwendung zu bringen. Der Prä- haltender Beifall.) sident sei davon überzeugt, daß es dem Weltfrieden dienen würde, wenn andere neutrale Mächte in ähnlicher Weise handeln würden.

Darauf hat der Minister des Aeußeren ermi­dert, daß für die Niederlandekein AnI as bestehe, denselben Weg einzuschlagen, wie die Vereinigten Staaten , da die Haltung der Vereinigten Staaten im Gegen­satz zu der der Niederlande eine Folge der bekannten früheren Verhandlungen zwischen Washington und Berlin sei. Es ist von der Regierung der Vereinigten Staaten bei den Niederlanden kein anderer Schritt getan worden.

Erklärung der holländischen Regierung. Amsterdam , 8. Februar. Im Namen der Regierung er­klärte heute während der Sigung der zweiten Kammer der Ministerpräsident Cort van der Linden :

Die holländische Regierung hat im Laufe dieses Krieges gegen über allen neu auftauchenden Schwierigkeiten ihre Haltung stets

Norwegen gegen Wilson.

start anarchistisch) angetränkelten Republikaner der Gruppe Zerrour, die Hauptsächlich in Catalonien eine zahlreiche An­hängerschaft hat, ein direktes Eingreifen Spaniens in ben Krieg zugunsten Frankreichs und Englands, während die Gruppe Soriano wohl eine gewisse Unterstützung Frankreich , nicht aber die Beteiligung Spaniens am Kriege wünscht, Kristiania , 7. Februar. ( Meldung des Norwegi Ebenso stehen die drei liberalen Barteigruppen durchaus au fchen Telegramm- Bureaus.) Die Aufforderung der amerikanischen Seiten der Entente, wenn auch die meisten ihrer Anhänger Regierung an Norwegen , eine ähnliche Haltung wie die ameri- und ihre größeren Blätter, wie der Imparcial"( der Unpar kanische gegenüber der deutschen Erklärung bezüglich des See- teiische), der Liberal " und das Diario Universal"( Ange­frieges einzunehmen, beantwortete die norwegische Re- meines Tageblatt) die direkte Intervention ablehnen. gierung dahin, daß sie nicht der Meinung sei, sich Eine eigenartige Stellung nimmt die freilich im ganzen dem Schritte der Bereinigten Staaten anrecht unbedeutende jozialistische Preise, voran das Madrider ichließen zu können. Die Regierung fügte hinzu, es feien Bentralorgan GI Socialista"( der Sozialist), ein. Sie unter­angenblicklich in Stockholm Verhandlungen zwischenstützt die Entente. Das ist durchaus begreiflich. Hervorge gangen aus dem bakuninichen Anarchismus, der in Spanien den drei nordischen Reichen im Gange über die noch heute stärkere individualistisch- liberale Züge aufweist als Stellung, die sie auf der Grundlage des Völkerrechts zu der anderstvo, haben sich im spanischen Sozialismus manche rego Erklärung Deutschlands einnehmen werden. lutionar- anarchistisch gefärbte Arabitionen erhalten, die in