Ur. 53. 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts fret, 28. febrner.

Die Motoren der Unterseeboote.

Freitag,

die stärkste Zusammenbrüdung an, die sich eben noch erzielen ließ.| weiß utan, daß ihre Blätter furglebig sind. Sie durchleben höchstens Aber einen weiteren wesentlichen Unterschied gegenüber den älteren eine Vegetationsperiode und erreichen oft nur ein Alter von Motoren führte er noch ein. Bei diesen wurde immer das Gas zwei bis vier Monaten. Anders die„ Blätter" unserer Nadelbäume. Es ist schon so oft die Frage erörtert worden, warum in diesem Luftgemisch zusammengebrüdt. Diesel dagegen ließ nur die Luft In dem Zentralblatt für das gesamte Forstwesen" macht Striege gerade die deutschen   Unterseeboote so Außerordentliches leiften, allein zusammendrücken und im Augenblid, wo die Zusammen. Dr. E. Bederbauer fesselnde Mitteilungen über die Lebensdauer während man von den feindlichen nicht viel hört, während es vor drückung den höchsten Grad erreicht hatte, sprizte er den Brennstoff der Nadeln. Man wird erstaunt sein, zu hören, daß ihr Lebens­dem Kriege gerade umgekehrt tvar. Frankreich   und England viel ein. Dadurch verbrannte dieser nicht explosionsartig, sondern alter zwischen 1% und 14 Jahren schwankt. Geld und Mühe auf die Ausbildung ihrer 11- Waffe verwendeten langfam wie bei einer gewöhnlichen Verbrennung, sodaß die Die Lebensdauer der Nadeln ist von äußeren Verhältnissen und von den deutschen   im großen Ganzen nicht viel die Rede war. Bauteile der Maschine nicht so übermäßig beansprucht wurden. abhängig. Ein unterdrüdter oder stark beschalteter Baum behält Bielfach ist als Ursache der hervorragende Geist bezeichnet worden, Ferner brauchte er den Brennstoff nicht erst zu vergasen, sondern seine Nadeln nicht so lange wie ein freistehender. Die Klimatischen der unsere waderen U- Bootbejagungen beseelt, vielfach auch ganz es genügte, ihn fein zu zerstäuben und so einzusprigen. Jut Gegen Verhältnisse bedingen eine Verschiedenheit. Fichten behalten im algemein unsere größere technische Leistungsfähigkeit. Aber die fak zu den Berpuffungsmotoren hieß diese Maschine Gleichdruck Gebirge ihre Radeln länger wie in der Ebene. Besonders wert­Haupts und Grundursache ist meistens übersehen worden; denn an maschine, weil eben der höchste Drud eine ganze Weile anhielt. roll ist die Zusammenstellung, die die mittlere Lebensdauer der dem Geist des Schneids und der Angriffsluft fehlt es wahrlich den Diefe Maichine, meist furz als Dieselmotor oder Delmaschine be- Rabeln einiger Holzarten in verschiedenen Seehöhen zeigt. Die englischen Seeleuten nicht, und in den Kreisen der Fachzeichnet, bietet nun eine Ausnutzung des Brennstoffes dar, wie sie Lebensdauer der Nadeln nimmt mit der Seehöhe zu, das heißt, ein Ieute, nämlich imferer Marine, bricht man nur mit größter auch die besten älteren Maschinen noch lange nicht erreichten. Und Baum derselben Art in einem Gebiet mit nur kurzer Vegetations­Hochachtung von diefen Gegnern. Thich fann man sie nicht in dem daneben bot fie noch eine große Anzahl technischer Vorteile, die fie dauer behält seine Nadeln länger als ein anderer, der unter Cinne als technisch rückständig bezeichnen, wie dies vielfach an in vielfacher Hinsicht geradezu als eine bealmaichine erscheinen ließen. günstigeren flimatischen Verhältnissen wächst. Man darf in dieser genommen wird; wohl versteht sich der englische   Industrielle nicht so fonnte man, da eine Vergasung des Brennstoffs nicht in Frage Berlängerung der Lebensdauer der Nadeln bei Verkürzung der leicht zur Bertvendung neuzeitlicher arbeitersparender Maschinen und fam, die dickflüssigsten und ganz schwer flüchtigen Teeröle und bergt. Vegetation daner nicht nur eine Anpassung an das Klima, sondern Berfahren, aber das hat auf die Admiralität doch gar feinen Ein- hineingeben und mit diesen meist sehr billigen Brennstoffen einen auch eine sehr zwedmäßige Einrichtung erblicken, die es gestattet, fluß. Jedenfalls besitzt der Engländer ein tüchtiges Maß gefunden einwandfreien Motorbetrieb aufrechterhalten. die Sonnenstrahlen in der kurzen Vegetationszeit aufs beste aus­Menschenverstandes und weiß mit feiner Maschinerie vortrefflich um- Kein Wunder, daß die Schiffsiugenieure mit aller Straft danach annusen. zugehen und das letzte berauszuholen. Es muß den Engländern strebten, diese vorzügliche Maschine auch für ihre Zwede, insbesondere Die Versuche wurden in der R. R. Forstlichen Versuchsanstalt also etwas anderes fehlen, etwas, das durch keinen Geist des für Unterfeeboote zu verwenden. Die große Sparsamkeit des Ar- Mariabrunn ausgeführt. Die Fichte zeigte in Mariabrunn bei Schneids, durch keine seemännische Züchtigkeit ersetzt werden kann. beitens war ihnen in erster Linie wichtig. Je weniger Brennstoff einer Seehöhe von 230 Metern eine Lebensdauer der Nadeln von Und dieses Ding, dessen Mangel die Leistungsfähigkeit der der Motor verbraucht, um so weiter fann mit gleichem Brennstoff- nur 4 bis 6 Jahren. Am Buchberg bei 600 Metern lebten die englischen U- Boote so tief unter die der deutschen   herabdrückt, ist vorrat das Boot fahren. Die Fähigkeit, schwer flüchtige Dele zu ver- Nadeln schon 7 bis 8 Jahre, am Schneeberg in Niederösterreich   in einzig und allein der Motor, und zwar der für die Ueberwasserfahrt arbeiten, machte ihnen den Motor deshalb angenehm, weil bei Verwen- Höhe von 1400 Metern 9 Jahre und in Höhe von 1750 Metern 10 bestimmte Delmotor. Durch seine vortrefflichen Leistungen fönnen bung solcher Dele eine Explosion im Boote, wie sie bei Gasolin und Benzin bis 18 Jahre. Eine Kiefer behielt in Mariabrunn ihre Nadeln unsere Boote wochen und auch monatelang draußen bleiben( die ichon öfters vorgekommen war, ausgefchloffen erscheinen mußte. durch 4 bis 5 Jahre, in der Höhe von 1750 Metern 8 bis 11 Jahre. bisherige Höchstleistung ist nach einer Bekanntmachung des Admiral- und endlich die Fähigkeit des Dieselmotors, auf einem Raum eine Die Lebensdauer der Nadeln geographischer Rassen, wie der Weiß­stabes bekanntlich 55 Tage, also fast zwei Monate); durch ihn sehr große Kraft zu erzeugen, erweckte die Aussicht, die Geschwin föhre, ist erölich. Die jeder einzelnen Art eigentümliche Lebens. tönnen fie jene weiten Reisen unternehmen, die 11 53 bis an die digkeit der Boote ganz wesentlich zu steigern. Dem stand nur ein bauer der Blätter ist individuell verschieden. Aeußere Verhältnisse ostamerikanische Küste geführt haben, durch ihn endlich erreichen fie schweres Hindernis entgegen, Der Dieselmotor war nicht umsteuer- wirken auf sie verlängernd oder verkürzend ein. die hohe Ueberwassergeschwindigkeit, die es ermöglicht, auch schnelle bar. er fonnte nur in einer Richtung umlaufen, während ein Schiff Außer durch Einfluß des Klimas kann die Lebensdauer der Handelsdampfer zu verfolgen und so die hohen Beutezahlen des unbedingt eine umsteuerbare Maschine braucht, da z. B. beim An- Nadeln natürlich auch durch andere Umstände verändert werden, heutigen Kreuzerkrieges zu erzielen. legen an der Mole und ebenso beim Ablegen die Maschine und zwar verkürzt durch den Einfluß von Schädigungen, also etwa Die Frage des Motors war die eigentliche Unterseebootsfrage, fortwährend ungesteuert werden muß, um das Schiff genau an die durch Kohlenruz oder durch Pilze. Und an einer armen Großstadt­mit ihr stand und fiel die ganze Waffe als ein friegsbrauchbares gewünschte Stelle zu bringen und Zusammenstöße mit der Mole zu fichte leben die Nadeln mur 2 bis 3 Jahre, während sie am Atter Gerät. Lange Jahre hindurch war man für den Betrieb der Unter- vermeiden. Mit der Zeit aber gelang es den deutschen   Ingenieuren, gau in Oberösterreich   durchschnittlich 8 bis 9 Jahre erreichen. iceboote auf die altbekannten Motorenbauarten für Gasolin, Benzin den Dieselmotor auch umsteuerbar zu machen, und damit war er Unter den Nadelbäumen bildet die Lärche noch eine beachtenswerte and. Betroleum angewiesen, die genau so arbeiteten wie die in den U- Bootsreif. Seitdem ist er zuerst in der deutschen   Marine, dann Ausnahme. Sie wirft alljährlich im Herbst ihre Nadeln ab, aber Landbetrieben verwendeten Motoren, wie die der Straftwagen und in allen anderen Marinen der" U- Bootsmotor geworden, und hat in der Jugend, etivo bis zum vierten Lebensjahr, überwintern ihre Flugzeuge. Diese Motoren nennt der Techniker mit dem Sammel- in der Folge die Leistungsfähigkeit der U- Boote auf ihren jezigen Nadeln, und zivar besonders in den lebten Triebenden. Auch diese namen Berpuffungsmotoren". Der Arbeitsvorgang ist folgender: hohen Stand gebracht. Dabei find aber wir Deutschen   ganz erheb Gigenschaft wird als eine Bererbung von den immergrünen Vor­in dem genau ausgebohrten Zylinder geht ein Kolben auf lich   im Vorteil; denn außerhalb Deutschlands   gibt es feine Maschinen- fahren der Lärche her, als die man vielleicht auch die Zeder ansehen und nieder, beim Niedergang jangt er ein Gemisch aus dem fabrik, die für die heutigen großen U- Boote einen friegsbrauchbaren darf, gedeutet. vergaften Brennstoff und zugesetzter Luft an, beim Aufgang drückt Motor zu bauen vermöchte. er dies Gemisch zusammen, da es nicht aus dem Zylinder ent weichen fann. Im Augenblick, too die Zusammendrüdung ihren böchsten Grad erreicht, to also der Kolben seine höchste Stellung inne bat, ivringt an einer im Zylinder angebrachten Zündkerze ein elektrischer Funke über, das Gemisch entzündet sich und verbrennt unter Explosionserscheinung, der Kolben wird mit Getvalt nach unten geschleudert und leistet auf dem Wege Arbeit, treibt also den Wagen oder das Flugzeug. Wenn er wieder nach oben geht, drückt er das verbrannte Gemisch aus dem Zylinder hinaus, da sich zur rechten Zeit ein Auspuffventil geöffnet hat, das den Verbrennungsgafen den Beg frei gibt. Dann fann wieder frisches Gemisch angesaugt werden, das Spiel beginnt von neuem. Da zu solchem Arbeitsspiel immer vier Stolbenhübe gehören, nennt man das Verfahren auch Biertaltarbeitsverfahren.

Notizen. t after

Theaterchronit. Die Ieinen Haustomöbien Berliner   Theater:„ Die tolle Komtes". beranstalten am nächsten Sonnabend und Sonntag, abends 7% Es ist das Autoren- Trifolium vom legtenmal: die beiden Rudolf Uhr, ihre letzten Aufführungen am Nollendorfplatz( Bülowstr. 104). Bernauer- Schanzer( Text) und Walter Stollo( Musir). Das Charlottenburger Schiller Theater bereitet die Urauf Aber diesmal gibt es, dünft mich, einen reinen, erfrischenden führung eines in Rumänien   spielenden satirischen Lustspiels Dreiflang, selbst für den Fall, daß der Schwant, nach seinem Titel Kammerwahl" von Mite Kremniß und Hermann Kienzl vor. zu schließen, auf einem anderen Ader gewachsen sein sollte. Eine In der Neuen Deutschen   Bühne gehen Sonnabend, nachmittag vorzügliche schwanthafte Handlung mit logischer, wenn auch ver- 34 Uhr, im Theater des Westens   neu einstudiert Die Geschwister" teufelt teder Aufrollung, straff dreiaftig gegliedert, voller fomischer von Goethe und„ Der zerbrochene Krug" mit Leopold Thurner als Situationen und Gegenspiele, verblüffender ungeahnter Ueber- Dorfrichter Adam in Szene. raschungen, mit trefflichem Dialoggepläntel, dabei sorgfältig gebauten Bersen und, was das beste, furzweilig durchweg was will man mehr?

Aber auch Rollo, der musikalische Illustrator, spendete nie mals reichlicher und befferes. Mit einer stattlichen Reihe von melo. diösen Gefängen im getragenen und scherzhaften Stil, mit charakte­ristisch hingesetzten und eigen instrumentierten Duetten, Trios, herzhaft tomischen Situationen und gleichfalls straff entwidelten Ensemblefäßen und Aftschlüssen wartet er diesmal auf.

Das Deutsche Theater wird im April ein Gesamt­geftspiel im Butarester Nationaltheater veranstalten. Im Apollotheater gibt am 1. April Franz Steiner die Zeitung auf; jein Nachfolger wird James Klein, der früher das Walhallatheater leitete. Das Kaiser- Friedrich Museum hat als Beih. gabe ein brillantes Frauenbildnis des spanischen   Makers Goya erhalten. Es ist im spanischen   Saale   aufgehängt.

Vorlesungen. Ileber soziale Versicherung und mili­tärische Versorgung hält Amtsrichter Dr. W. Brandis eine fünf Freitagabende umfassende Vortragsreihe an der Humboldt- ko­demie Freie Hochschule, Georgenstr. 30/31. Beginn? Freitag, den

Nun hatte zu Beginn der neunziger Jahre des vorigen Jahr Bunderts der deutsche Jugenieur Otto Diesel den Einfall, einen Motor zu bauen, der den Grenzfall der Ausnuzung der Wärme des Brennstoffes verwirkliche und zu dem Zwed nach dem fog. Carnot  schen Kreisprozeß arbeite. Dabei wird eben der Brennstoff derartig ausgenügt, daß auch nichts von seinem Wärmeinhalt verloren geht, so daß ein solcher Motor so sparsam arbeiten müßte, wie feine andere Maschine auch nur entfernt; denn unsere besten Dampf- Und weil alle Mitwirkenden mit wirksamsten Rollen und Roll­maichinen nügen von dem Wärmeinhalt der Kohle noch nicht chen bedacht sind, so kommt ein Gesamtergebnis zustande, bei dem, 15 Prozent aus, felbst die viel sparsamer arbeitenden Gasmotoren wenn wir denn schon trog der blutigernften Zeit ein gerüttelt Maß nur etwa 20 bis 25 Prozent. Diefel fagte fich nun ganz richtig. Spaßhaftigkeit gelten laffen, auch das Publikum seine Rechnung 23. Februar. daß er, um das zu erreichen, die Wärme im Zylinder so hoch findet. treiben müsse, wie irgend möglich; denn der Grad der Ausnutzung fteigt theoretisch und praktisch entsprechend der Anfangs­wärme. Eine höhere Anfangswärme ist aber leicht zu erzielen; man braucht nur das Gas- Luftgemisch stärker zusammen zu drüden. Das findet freilich seine Grenze; denn einmal wird das brennbare Gemisch beim Zusammendrüden so heiß, daß es sich von selbst ent­zündet. Bis an diese Grenze ging aber Diesel, er wandte einfach

25]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman von Gabryela Zapolska. XIII.

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Bas im Innern der Jugend vorgeht. Rasjo und Klibli. Aligns Bision. Der Geist, der im ganzen Lande herrscht. Die Beftie im Menschen. Rosa Montag. Ein Standal im Hotel. Sie halten mich also wirklich nicht für einen exaltierten, unreifen Jungen, der, mit unverdauten, fremden Gedanken bollgepfropft, blindlings dahinstürmt?"

Ich versichere Ihnen, nicht im geringsten. Seitdem ich Sie fennen gelernt, habe ich meine Ansicht über euch junge Leute in Russisch- Polen geändert."

Stazjo nidte traurig mit dem Kopf.

Wie alt werden die Blätter?

ek.

Bont Tannenbaum rühmit unser Kindergesang, daß feine Bläter so schön feien, weil sie nicht nur zur Sommers, sondern auch zur Winterszeit grünen. Ob sich schon jemand den Kopf zer­brochen hat über das Alter dieser Blätter? Von den Laubbäumen dieser junge Mann," dachte er, nachdem Kazio fortgegangen war. Er trat ans Fenster.

Gestern noch schien ihm diese Stadt nur ein Räuberneft, ein Eldorado für Spizbuben, heute sah er in ihr ein tehr­lofes Opfer, das dem Raub wilder Tiere preisgegeben war. Das Schulsystem, das Polizeisystem, die ganzen Lebens­verhältnisse griffen wie die Glieder einer Rette ineinander. Ueberall bemühte man sich, nur zu nehmen und nichts zu geben. Und überall zitterte jene Angst vor dem freien Gedanken. Eine Wehmut beschlich Klikti, ein Mitleid mit der be­drückten Heimat, das sich neben seiner Liebe für Janka in sein Herz eingrub.

Er preßte bie Stirn gegen die Scheibe und starrte in das tiefe Dunkel hinaus, als müsse die traurige Vision des Geistes, die das ganze Land beherrschte, aus der lautlosen, düsteren Stille emporſteigen.

Man beurteilt uns leider falsch), indem man uns zu den Beuten zählt, die viel Lärm machen und wenig handeln. Plötzlich ließen sich Schritte auf dem Rorridor ver­Bir hüten uns vor allem vor dem Chauvinismus, der blind nehmen. Jemand ging über den großen Teppich und näherte macht und die Straft raubt." sich der Tür, die nach dem Zimmer der Rosa Montag führte. Sie schien schon zu schlafen, denn in ihrem Zimmer war es ganz still. Tagejeiv er war es nämlich flopfte leicht an

Stlikti blidte den jungen Mann mit sympathischem Ge­• fühl an.

Ste saßen in Klikkis Hotelzimmer und tranken Tee. Trotz des verschlossenen Wesens, das der junge Mensch die Tür. im Hause des Baters zur Schau trug, schenkte er dem jungen Er fah frisch gewaschen aus und hatte den Paß in Stünstler sein ganzes Vertrauen. Er vermied es, sich mit dem der Tasche. Als ihm nicht geöffnet wurde, drückte er auf Vater in Diskussionen einzulassen, weil es ihm schien, daß die Türklinke und wunderte sich, die Tür geschlossen zu Horski gutwillig den Nacken gebeugt hatte und sich nicht mehr finden. dazu aufraffen wollte, einen Stampf gegen Tagejew zu unter- Auf dem Korridor glomm ein fleines Lämpchen. Man sah in der Ecke einen Tisch, auf dem allerlei Stiefel und ein Samovar standen. Der Zeiger der Standuhr auf dem Stor­ribor zeigte halb eins.

nehmen.

Das matte Lampenlicht erleuchtete die Köpfe der beiden jungen Leute, die ihre Gedanken miteinander austauschten. Stazios bleiches Antlig mit den großen, tiefliegenden Augen ließen ihn fast wie eine Gestalt aus dem Jenseits erscheinen, Seligki stellte dagegen einen ganz materiellen Typus vor, von dem aber eine große Güte ausstrahlte.

Er selbst hatte in feiner Jugend keine Ahnung von jenen Stämpfen, die Sazjos Leben bewegten. Nach Beendigung der Schule hatte er seine Malstunden begonnen, die auf ein prat­tifches Ziel gerichtet waren und ihn ganz in Anspruch nahmen. Seine Schulzeit und die Münchener   Studienjahre erschienen ihm jest farblos, nachdem er cinen Einblick in Kazjos schwere Seelentämpfe getan hatte.

Ich habe niemals solche Stunden durchgemacht, wie

Tagejew flopfte noch einmal.

Klizki hörte, daß Rosa erwacht war und mit verschlafener Stimme fragte:

„ Wer ist da?"

,, Ein Telegramm!" lautete die listige Antwort. Rosa sprang aus dem Bett und öffnete, mit den Zähnen vor Stälte Klappernd, die Tür.

,, Geben Sie das Telegramm!" fagte sie, indem sie ihren entblößten Arm vorstreckte.

Aber Tagejew drängte sich ins Zimmer. , Guten Abend, Rosa!" Die Sängerin schrie leicht auf.

-

Colmars Kunstschäße in Sicherheit. Mit ban­ger Sorge hat mancher Kunstfreund in diefen Jahren an zwei der föstlichsten deutschen   Kunstwerte gedacht, die in Colmars   Mauern sich befinden: an das ergreifendste und erhabenste Mysterium unserer Malerei, Grünewalds senheimer Altar, und an. Martin Schengauers malerisches Juwel, die Madonna im Rosenhag  . Beide Werke sind, wie die Köln  . 3tg." meldet, aus dem Bereich franzöſi­scher Flieger nach München   in sichere Hut geführt.

,, Sie sind es?"

Man hörte, wie sie zum Bette eilte und sich in den Kissen

versteckte.

ist

" Ja, ich bin's! Sie haben mich doch erwartet?" ch?! Sie lügen!"

,, Nein, Sie lügen jezt. Aber wozu diese Ziererci? Das nicht hübsch. Ich bringe Ihnen den Reisepaß." Rosa faltete die Hände.

"

Siebster, gütiger Herr, geben Sie mir den Paß und lassen Sie mich reisen."

Tagejew ging mit großen Schritten auf das Bett zu. „ Sie sollen ihn haben, aber erst müssen Sie mir einen Kuß geben."

Er war jetzt, als er schön tun wollte, viel furchtbarer als in den Augenblicken, da er vor But raste.

Rosa drückte sich instinktiv an die Wand und widelte die unfaubere Steppdecke um ihren mageren Störper. ,, Lassen Sie mich frei!" wiederholte sie mit flehender Stimme. Klikki fühlte tiefes Mitleid. Er ahnte, daß Tagejet brutal werden würde. Also genug mit diesen Zierereien," brummte Tagejew mit heiserer, aber leicht zitternder Stimme. Der Widerstand erregte anscheinend seine Sinne.

"

Erweisen Sie mir Ihre Gunft... ich bin nämlich nicht umsonst hergekommen."

Er bückte sich und umfaßte Rosa mit den Händen. Sie spannte ihren ganzen Störper und wollte aufschreien, aber schon drückte Tagejew seine Lippen auf ihren Mund.

Sie streckte die Hand aus, traf zufällig auf den Knopf der elektrischen Klingel und drückte aus aller Straft darauf. Cin schriller Klang ertönte im Korridor. Zagejem gab Rosa frei und sprang zurück.

,, Bist du toll geworden?" schrie er.

Aber Rosa wurde von einem Weinkrampf befallen. Die vielen Tage, die sie hungernd und frierend in un­ruhiger Erwartung verbracht hatte, hatten sie mürbe gemacht und ihr alle Beherrschungskraft geraubt. Noch immer drückte fie den Finger auf die Klingel, deren schrilles Tönen, ver­bunden mit ihrem Schrei, das Hotel mit furchtbarem Lärm erfüllte. Dieser Lärmt wedte in Zagejew das Tier.

Er stürzte auf Rosa zu, deren Schrei seine Sinne noch mehr aufpeitschte, und padte sie bei der Hand, mit der sie auf die Klingel drückte. ( Forts. folgt.)