Nr. 117.
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für 1894 unter Nr. 6919.
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11. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Donnerstag, den 24. Mai 1894.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Cafimir Perier gestürzt.
Es giebt doch eine Nemesis, und die Bibel hat recht: womit du gesündigt hast, damit sollst du bestraft werden. Krieg auf Leben und Tod erklärte Herr Casimir Perier den Sozialisten im allgemeinen und den Gewerkschaften im besonderen und über die Gewerkschaften ist er gestolpert und die Sozialisten haben ihn zu Boden geworfen.
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ihren Beamten und Arbeitern Urlaub zur Theilnahme an| bricht sich den Kopf über die gegenwärtigen und kommenden dem Kongresse der vereinigten Eisenbahn- Syndikate Dinge. Ein Telegramm vom heutigen Mittag besagt:
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Paris , 23. Mai. Die meisten Blätter sind der Ansicht, daß der unvorhergesehene Sturz des Ministeriums von letzterem abfichtlich herbeigeführt wurde und daß die Intervention Casimir Perier's das Kabinet hätte halten können. Die ministeriellen Zeitungen beglückwünschen die Regierung zu ihrer Haltung(!) und machen der Majorität den Vorwurf, sich in die Arme der Sozialisten geworfen zu haben. Mehrere Blätter weisen von vornherein den Plan eines Konzentrirungstabinets zurück. Die radikalen und sozialistischen Organe sagen, das Kabinet set zurückgetreten, um seinem demnächstigen unvermeidlichen Sturze aus dem Wege zu geben, die Demission sei die Folge seiner fleritalen Politit.„ Petite République" meint, die gestrige Abstimmung sei ein sozialistischer Sieg, der Triumph der Republik über die finanzielle und industrielle Oligarchie. Die konservativen Blätter loben das Ministerium, weil es das Prinzip der Autorität vertheidigt habe und sprechen die Ansicht aus, Casimir Perier habe andere Gründe zu seinem Rücktritt gehabt, als die gestrige Abstimmung. Einmüthig ist die Presse in der Meinung, daß die Lösung der Krise schwierig sei.
zu gewähren. Der Minister für öffentliche Arbeiten Jonnart erwiderte, er fönne nicht in amtlicher Eigenschaft bei den Eisenbahn Gesellschaften einwirken, er habe sie nur aufgefordert, den Arbeitern jeden möglichen Urlaub zu ge= währen. Die Regierung fönne es nicht gestatten, daß die Arbeiter der Staats- Eisenbahnen sich zu Syndikaten vereinigen, weil sie Beamte des Staates seien. Jourde beantragte, daß die Anfrage in eine Interpellation umgewandelt werde. Der Minister Jonnart stimmte dem Antrage zu. Jourde und Miller and protestirten energisch gegen das Verbot, daß die Arbeiter der Staatseisenbahnen zu Syndikaten zusammentreten. Miller and brachte eine Tagesordnung ein, in welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten aufgefordert wird, dahin zu wirken, daß das Syndikatsgeseh vornehmlich von den Staatseisenbahnen respektirt werde. Der Minister Jonnart wiederholte seine vorige Erklärung. De Rame! von der Rechten beantragte eine Tagesordnung in demselben Sinne, wie diejenige Millerands; durch Zurufe aus dem Zentrum wurde die einfache Tagesordnung gefordert. Der Ministerpräsident Casimir Perier erklärte, er lehne die von Millerand und von de Ramel eingebrachte TagesDie Glückwünsche, die Herr Perier sich in seinen ordnung ab. Er verlange Annahme der einfachen Tages. ordnung. Die einfache Tagesordnung wird hierauf eigenen Blättern darbringt, werden ihm wenig Trost unter dem Beifall der Linken mit 265 gegen 225 Stimmen bieten jedenfalls fallen sie unter das bekannte Sprich abgelehnt. Die Minister verlassen den Sa al. wort vom Dufte des Eigenlobs. Daß das Ministerium Die Kammer nimmt alsdann mit 251 gegen 228 Stimmen die am neuen Geist", d. i. an dem Bündniß mit den Pfaffen, Tagesordnung de Rame 13 in folgender Fassung an: In erstickt wäre, wenn es die Zeit gehabt hätte, ist sicher. Erwägung, daß das Gesetz über die Syndikate ebensowohl auf Aber der Sozialismus war schneller, als der liberale Aufdie staatlichen Arbeiter wie auf die Arbeiter der Privatindustrie fläricht, und Herr Cafimir Perier ist gewesen" Anwendung findet, fordert die Kammer die Regierung auf,
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diesem Gesetze Achtung zu verschaffen und geht zur Tages der Vergangenheit an.
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gehört
Das Blut Henry's und der Kochtopf- Bauber hat nicht lange vorgehalten: Das französische Ministerium ist gestern, wie wir bereits in der gestrigen Nummer unter den telegraphischen Depeschen anzeigten, zu Fall gekommen. Die Echlappe, die es in Sachen der Geheim- Köpferei erlitten, bedeutete nichts Gutes, und auf französische Kammermajoris täten ist kein Verlaß so wenig wie auf April- und Mai wetter. Gestern noch auf stolzen Roffen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das fühle Grab!" taun Herr Casimir Perier jetzt mit Hauff's Reitersmann singen. Doch nein, tühl ist das Grab nicht, in das er mit seinem Ministerportefeuille und seiner Präsidentschaftskandidatur eingefargt wird. Heiß, glühend heiß, wie der Roft, auf dem der merikanische König von dem granfamen Cortez gefoltert wurde. Ja, der Tarpejesche Fels ist dem Kapitol nahe ge wesen. Der von Casimir Perier getödtete" Sozialismus trat ihm gestern lustig und munter entgegen in der Form eines von Guesde begründeten Antrags auf Einführung des Achtstundentags. Der Antrag, welcher in eine Kommission verwiesen ward, führte zu einer Anfrage" oder " Interpellation" deshalb, weil Arbeitern der Staats- Eisenbahnen der Urlaub zum letzten Eisenbahn- Arbeiter- Kongreß verweigert worden war. Aus der Anfrage" erwuchs eine ordnung über. Hierauf wird die Sigung aufgehoben; Wenn wir die Frage betrachten, die ihm verderblich Debatte über die Stellung der Regierung zu den Gewerk nächste Sigung Montag, den 28. b. Mts. Infolge der wurde, und Vergleiche austellen mit heinischen Dingen, Kammerabstimmung begaben sich die Minister in das dann beschleicht uns unwillkürlich schaften( Syndikaten), und nun wurde Cafimir Perier durch ein Gefühl tiefer seine findische Sozialistenangst zu solch falbernem, stierElysée, um dem Präsidenten Carnot ihre De- Beschämung. Im wilden" Frankreich verbietet das mission zu überreichen. mäßigem Vorgehen veranlaßt, daß die Kammermehrheit ihn Ministerium den Staatsangestellten die Theilnahme an geim Stich ließ und er ein gestürzter Minister ist in der Jetzt ist guter Rath theuer. Ein Sozialistentödter nach werkschaftlicher Organisation und den Besuch eines Versenkung zappelnd neben dem dicken Dupuy. dem andern wird getödtet der getödtete Sozialismus steht Gewerkschaftskongresses: das genügt der französischen Um den Verlauf der Dinge in ihrer Reihenfolge an- feft wie eine Mauer, und hat die Eigenschaft, daß Jeder, Volksvertretung, das ganze Ministerium zum Teufel zu schaulich zu machen, veröffentlichen wir nachstehende Depesche: der mit dem Schädel gegen ihn anrennt wie ein Stier, sich jagen, was nur in der Ordnung. Paris , 22. Mai. Deputirtentammer. Jules auch den Schädel daran zerschellt und wäre es der dickste, Und in Deutschland fann ein untergeordneter Guesde brachte einen Antrag auf Einführung des a cht- antikollektivistischste Stierschädel. Und noch eine böse Eigen- Minister, wie Herr v. Stephan, das Oberhaupt der deutschen tündigen Arbeitstages ein und verlangte die Dring- schaft hat der Sozialismus- er steht nicht blos wie eine Reichspost, sich als unumschränkter Gebieter aller Beamten lichkeit. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Jonnart Mauer- er mars chirt auch vorwärts wie eine lebendige in seinem Departement aufspielen, ihnen die Benutzung des bekämpfte den Antrag auf Dringlichkeit, der mit 401 gegen Mauer, an der jeder Widerstand sich bricht. Roalitionsrechts und sonstiger politischen Rechte unmöglich 94 Stimmen abgelehnt wurde. Der Antrag Guesde's Genug Cafimir Perier liegt am Boden, wie sein machen und die Reichstags majorität rührt sich nicht. wurde einstimmig der Arbeitskommission überwiesen. Salis Judeß daß Herr v. Stephan noch im Amt ist, soll uns richtete eine Anfrage an die Regierung, betreffend Vorgänger. Wer ist der nächst e? die Weigerung der Eisenbahn- Gesellschaften, Die politische Welt, das heißt was sich so nennt, zer die Freude an dem Fall des Casimir Perier und seiner und stämmig, wie er war, in den Weg. Die Mönche, ob- nach dem Prior und dem Pförtner. Der erstere war aber gleich verdugt im Augenblicke, sahen doch gar bald, daß sie vom Schmausen noch nicht zurück, der zweite nirgends zu nur mit einem einzigen, wahrscheinlich trunkuen Wanne zu finden. Der Kellermeister faßte den Verdacht, der Frater thun hatten, und bestanden auf ihrem Hausrecht. Der möchte wohl im Keller stecken, und ein verbotenes Faß ver45 Wegelagerer ließ dasselbe jedoch nicht gelten, und verbot fosten und eilte, so schnell es seine Unbehilflichkeit, und fortwährend den Zutritt zur Pforte. Dringendes Anjuchen das Gedränge der übrigen erlaubte, der Treppe zu, die von der einen, murrische Abweisung von der andern Seite. nach den unteren Gewölben des Hauses führte, aber des Der Auftritt nahm bald eine ernstere Gestalt an. Die Todes war er fast vor Schrecken, da einige Verlarvte die Klosterlente, wenig gewohnt, sich auf ihrem Grund und Stiege herausstürzten, ihn samt der Lampe , die er in Händen Diese Aufforderung, verbunden mit dem so natür- Boden die geringste Widerspenstigkeit gefallen zu lassen, trug, der einzigen, die ein schwaches Licht verbreitet lichen Gefühl der Selbsterhaltung, wirkte auf den Gefangenen wurden böse und giftig; der Kämpfer dagegen rauh und hatte, die Ampel ausgenommen, welche am Bilde des Geund seine Freunde. Der erstere beschwor die Ueberraschten, grob. Bon den Worten fam's zu Thätlichkeiten. Die treuzigten in der Halle hing Die treuzigten in der Halle hing zu Boden warfen und mit sich dem Unheil zu entziehen, ihn ruhig seinem Schicksal Geistlichen wollten mit Gewalt den Schlagbaum auf die Riesensprüngen und Faustschlägen nach allen in den Weg zu überlassen; die Leyteren stürzten, da das Getümmel Seite schieben. Gerhards kräftige Faust stieß jedoch beide Tretenden, die Pforte gewannen. Der Bickelhering, der den lauter wurde, mit der Schnelligkeit des Hirsches aus zurück. Der Frevel gegen das heilige Gewand veranlaßte Vorläufer machte, und dessen Habit allein in etwas unterdem Kerkergewölbe, die Treppe hinan. Dagobert voran einen neuen gewaltigeren Angriff, der abermals abgeschlagen schieden werden konnte, riß, mit der Ortsgelegenheit verstürmend wie eine Windsbraut. Den fest entschlafenen wurde. Um seine Drohungen wirksamer zu machen, zog traut, den Riegel auf und tobte durch die aufflaffende Thür Frater weckte sein Gefangener selbst und ermahnte den Gerhard den Stoßdegen aus der Scheide. Während nun ins Freie. Seine Begleiter fäumten nicht, dem Beispiele Taumelnden, doch die Thüre zu verschließen, damit ihm nicht einer von den Mönchen vor der Klinge mit Betergeschrei zu folgen. Aufhalten!" donnerte Dagobert dem Gerhard die Luft auwandeln möchte, seine Haft zu verlassen. Kopf- zurückwich, schob sich der andere hinter Gerhards Rücken zu, der indessen noch immer seine Hetze in dem Gäßlein schüttelnd über diese seltene Bitte, gewährte sie der trunkene vorüber nach der Pfortenglocke, und hatte schon beträchtlich fortgesetzt hatte und lief ins Weite; aber der bereitwillige Dominikus, und schleppte sich langsam die Stiege hinan. Sturm geläutet, sowie mit Händen und Füßen an die Fechter konnte nicht verhindern, daß einige Klosterknechte Indessen war oben alles in Aufruhr gekommen. Die Ver- Thüre gedonnert, ehe der Hülshofner ihn von der Schwelle dem Flüchtigen nacheilten, dessen buntes Kleid ihnen besser anlassung zu der ganzen unzeitigen Störung hatte der vor peitschen konnte. Dieses Getöje, das der andere Pater im Auge blieb als die dunklen Gewänder der beiden anderen, dem Kloster auf einer Steinbank dahinbrütende Gerhard erneuerte, sobald Gerhard, den ersten verfolgend, den Rücken die nach verschiedenen Seiten sich verloren. Unter dem gegeben, da seine in Schlaf- und Weinlust blinzenden gedreht hatte, machte endlich die Schlemmer im Refetto übrigen aus dem Gebäude strömenden Gewühl von Mönchen Augen zwei Klosterherren erblickten, die, fatt von den Freuden rium, sowie die Knechte, die im Seitengebäude bei den und Laien wüthete Gerhard's flache Klinge mit übermenschdes Tages, sich behaglich nach ihren Bellen zurückzuwälzen Würfeln saßen, aufmerksam. Die ersteren schrien um Hilfe, licher Kraft." Bleibt zurück, ihr Schöpfe!" rief er den im Begriff waren. Seines Wortes eingedent, niemand die letzteren liefen zum Kreuzgange, ihre rostigen Hellebarden Bestürzten entgegen: Bleibt zurück, oder Ihr seid des hindurch zu lassen, glaubte er sehr wohl zu thun, wenn nach sich schleifend. Keiner von den Männern allen jedoch Todes."" Greift au!" hezten die beiden, seiner Wuth er auch diese Klosterbewohner von ihrer Klause zurück- hatte den Muth, die verriegelte Pforte zu öffnen, und entkommenen Klosterherren:" Er hat das Schwert gezogen, hielt. Hier geht niemand durch!" murrte er daher den von dem unbekannten Teufelsbraten mißhandelten und ist in des Kaisers wie in der Kirche Bann."
Feuilleton. Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler .
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barsch den Arglosen entgegen, und stellte sich ihnen, breit und zerbläuten Herren zu Hilfen zu kommen. Alle schrien ganze Schwarm wollte sich nun auf den Einzelnen werfen.