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Abg. Wurm(Soz. Arbg.): ES ist nicht richtig, daß die Er- döhung der Brot- und Kartoffelpreise ausgeglichen wird durch sine Herabsetzung der Fleischpreise. Bei einer Familie von fünf Per- sonen stellt sich die Verteuerung pro Woche auf 1,10 M., die Be- günstigung durch die Preissenkung auf 50 Pf. Die Verteuerung des Fleisches ist nicht den Fleischern zur Last zu legen, die bohe Provision de: Viehhandelsverb-iure und andere Spesen sind hier sehr viel mehr dafür verantwortlich zu machen. Abg. Heck(natl.) kritisiert sehr eingehend die Ausstellung der Berliner   Fleischer, die Abg. Wurm bekanntgegeben hat. Die Ver- Wertung deS Viehes bei der Schlachtung ist in dieser Aufstellung viel zu gering angesetzt, nach aller bisherigen Erfahrung würde ein sehr viel höherer Nutzen herousspringent das erklärt allerdings die hohen Preise in Berlin  , wenn auf einer solchen Grundlage die Preisfestsetzung erfolgt. Präsident v. B a t o c k i weist auf die hohe Spannung hin» die in den einzelnen Städten zwischen Getreide undBrotpreiS besteht. Darüber sind sonderbarerweise die Klagen in der Be- völkerung weniger laut, obwohl sie sehr berechtigt wären. Die höheren Getreidepreise, die in Aussicht genommen sind, werden leicht ausgeglichen werden können, wenn diese unnatürliche Spannung, die er soeben kritisiert habe, aufgehoben wird. Durch die erheblichen Äbschlachtungen der Kälber ist die Milch mehr dem menschlichen Genuß zugeführt, die Butterversorgung ist dadurch nur im bisherigen Umfange möglich gewesen. In der weiteren Debatte wird immer wieder von den Ver- tretern der Nationalliberalen, der Konservativen und des Zentrums gegen die Herabseynng der Biehpreise energisch Front gemacht, während von der anderen Seite deS Kriegsernährungsamts, die Preissenkung herbeizuführen, zuge- stimmt wird. i Ter Ausschuß wandte sich hierauf zur Besprechung der Organisation unserer Lebensmittelversorgung. Präsident v. B a t ö c k i teilte mit, daß die gesamte BeWirt- schaftung des Brotgetreides, deS Hasers, der Gerste und der Hülsen- fruchte für das kommende Wirts-baftsjahr in die Hände der Reichsgetreidesteile gelegt werde. In der Verteilung deS Brotgetreides wird keine Aenderung eintreten; auch die Be- wirtschaftung des HaferS wird die gleiche bleiben und der Be- sitzer entsprechend seiner Viehhaltung einen!Eeil der Ernte im eigenen Betriebe verwenden können Die Gerste soll für HauS- schlachtungen und für Federvieh für den landwirtschaftlichen Be- rrieb bis zu einer bestimmten Menge freigegeben werden. Sehr bedenklich wäre die bisherige Bestimmung gewesen, daß 20 Zentner dem Besitzer unter allen Umständen zur eigenen Verfügung über- lassen wurden. Es hat sich ergeben, baß die Zahl der Betriebe, die angeblich nur bis zu 20 Zentner rrntrn, rnorm groß geworden ist. Leider ist eine Sontrolle, ob diese Angabe« zuverlässig sind, un- möglich. ES wird auch in der kommenden Wirtschaftsperiode nicht möglich�sein, ohne Unterschied 40 Proz. der Gerste dem Landwirt zu belassen. Dagegen soll ihm ein Teil seiner Ernte für Graupen und Grütze freigegeben tverden. Ebenso wird von der Hülsenfrucht ein Teil dem Landwirt zur ciginen Verwendung überlassen. Ob auf Grund von Mastdelträgen aus der inländischen Produktion Gerste in irgendwie erheblichen Mengen zur Verfügung gestellt n-erden kann, ist sehr fraglich. Der Besitzer, der selbst Mast be- treibt, soll da» �Recht bekommen, aus der eigenen Gerste eine größere Menge für diesen Zweck zurückzubehalten. Von der Fortschr. Voltspartei wird beantragt, dem Erzeuger -Mne angemessene Menge Gerste für Graupen. Grütze und HauS- ichlachtungsschweine, mindestens aber 10 Doppelzentner zu belassen. In ähnlicher Weis« will ein Antrag der Nationalliberalen die Vor. teil« für den Landwirt in gleicher Weise festlegen, aber die Betriebe besonders begünstigen, die im Verhältnis zur Ackerfläche eine größere Viehhaltung aufweisen. Auf Anregung MoltenbuhrS(Soz.), eine bessere Cr- ganifotiutt zur Sontrolle der abgeführte- Ernteerträgnisse herbei- zufuhren, erklärt V. B a t o c k i. daß ma« erwogen habe, ob nicht für größere Betriebe ein Kataster eingeführt werben könne. Tabe: müßte in Aussicht genommen werden eine Feststellung der Anbaufläche, der Erntemenge, deS Viehes und der zu versorgenden Personen im Betriebe, ferner eine Buchung über die Abfuhr der Mengen an die Reichsstellen. Bei dieser KatasterführUng würde eine dauernde Kontrolle über die Verwendung der Ernte möglich sein. Nächste Sitzung: Moniag.
politische Uebersicht. Abgeordnetenhaus. Gegen Reichseisenbahn en und für Verlerhs- st e u e r n. Die Beratung des Etats der Eisenbahnberwaltmig. mit der das Abgeordnetenhaus am Sonnabend begann, beweist, soweit aus dem bisherigen Verlauf der Debatte ein Schluß zu ziehen ist, wieder einmal, daß auf grundlegende Reformen in Preußen nicht zu rechnen ist. Die Erörterung drehte sich in der Hauptsache mn den betonnten Kirchhoffschen Plan der Schaffung von Reichseisenbahnen, einen Plan, dem die Redner der Mehrheitsparteien ebenso wie die Vertreter der Regie- rung grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. Der konser  - vative Abg. Graf von der Groeben erklärte rund her- aus. daß seine Freunde keinen Schritt tun würden, der Preußen die Eisenbahnen nehmen könnte und daß. die Ver- waltung bei ihren Bestrebungen der Unterstützung der Kon- servativen sicher sein dürfe. Einen ähnlichen ablehnenden Standpunkt gegenüber den Kirchhoffschen Plänen nahm Abg. Ich m e d d i n g vom Zentrum ein, der die Berechnungen Kirchhoffs anzweifelte und meinte, die Pläne versprächen ein goldenes Zeitalter für die Eisenbahnen, aber wenn man sie näher ansehe, komme nicht einmal ein kupfernes heraus. Große Mühe, das Kirchhoffschc Projekt nach allen Rich­tungen zu zerpflücken, gaben sich der Eisenbahnminister und der Finanzminister. Herr von Breitenbach zweifelt zwar nicht an der Rotwendigkeil einer Vereinheitlichung der deutschen   Eisenbahnen, er steht auch nach den Erfahrungen des Krieges Reformen keineswegs grundsätzlich ablehnend gegenüber, aber mit so rauher Hand wie Kirchhoff es wünscht, will er in das Eisenbahnsyslem nun linb nimmer eingreifen. Aucki der Finanzminister Dr. Lentze gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Anregungen Kirchhoffs zwar außerordent­lich bestechend seien, daß es ihnen aber an ziffernmäßigen Unterlagen fehle. Er kam zu dem Ergebnis, daß der Vor- schlag ein Irrlicht sei, das rettungslos in den Sumpf führe. Daß die geplante Verkehrssteuer von den Rednern der Mehrheitsparteien sympathisch begrüßt wurde, bedarf kaum der Erwähnung. Die Redner der Minderheitsparteien kom- men erst am Montag zu Wort. Zwischendurch benutzte.Herr von Breitenbach die Gelegenheit, sich gegen die gegen ihn in der Presse erhobenen Angriffe in einer so ungewohnten Art. und Weise zu ver- teidigen. daß man sich unwillkürlich fragen muß, was sich hinter den Kulissen abspielt, oll etwa auch zwischen dem Ressort der Eisenbahnverwaltung und anderen Ressorts, be- sonders dem Kriegsamt, Unstimmigkeiten bestehen und die Stellung de» Ministers erschüttert ist. Die weitere Beratung des Etats mutz darüber Klarheit schaffen.
Das Zentrum und Herr d. Schorlemer. Die vom preußischen Landwirtschastsminister als Machwerk" bezeichnete Eingabe der Gewerkschaften zur Er­nährungsfrage war bekanntlich auch von den christlichen Gewerkschaften mitunterzeichnet. Dadurch schlössen sich die christlichen Gewerkschaften dem Urteil über die Tätigkeit des Herrn v. Schorlemer an, das in jener Eingabe ausgesprochen wurde. Im Gegensatz dazu hat die Zentrumsfraktion des Abgeordnetenhauses den Landwirtschaftsminister gedeckt und die Zentrumspresse tut jetzt desgleichen. Der Hauptgrund dieses Widerspruches ist wohl darin zu suchen, daß die christlichen Arbeiter nur einen ziemlich kleinen Teil der Partei bilden und in ihr einen viel geringeren Ein- fluß besitzen als der ländliche Grundbesitz. Einen weiteren Grund deutet dieKölnische Dolkszeitung" an. Herr v. Schor- lemer ist nämlich dereinzigeKathalikim preußischen Staatsministerium. Also erschallt die Parole: Alle Mann für Schorlemer. In der Debatte über den Landwirtschaftsetat kam kein Vertreter der christlichen Arbeiter zu Worte, sondern nur der Zentrumsabgeordnete Stull, der unter dem lebhaften Bei- fall der Rechten die Partei des Ministers ergriff. Dann wurde die Debatte geschlossen, und Herr G iesb erts konnte nur noch in ein paar kurzen Worten den von seinen Partei- genossen herbeigeführten Debatteschluß bedauern und die Ein- gäbe, obwohl er sich mit ihr nicht in allen Einzelheiten idcnti- fiziere, verteidigen. Jetzt veröffentlicht dieGermania  " eine Zuschrift des Abg. Giesberts zu dieser Angelegenheit, oder vielmehr: sie veröffentlicht sie n i ch t. DieGermania  " gibt Stücke dieser Zuschrift wörtlich wieder und dann gleitet sie über andere Stücke summarisch hinweg, als liefe sie über glühendes Eisen. Wörtlich wiedergegeben wird ein Passus, in dem die Angriffe auf den Minister bedauert werden, dann wird in indirekter Rede ganz flüchtig angedeutet, was Giesberts über die Ein- gäbe selbst sagt: Sie sei verfaßt aus der Erlenntnit von dem hohen Ernst der Volksernährungsfrage und von der großen Verantwortung, die auf den leitenden Kreisen der Arbeiterorganisationen lastet. DaS erhelle schon aus dem Umstand, daß eine Reihe wichtiger Wünsche dieser Eingabe in der Zeit, wo sie verfaßt wurde und zur ÄuSgabe gelangte, erfüllt wurden. Herr GieSbertS legt das an einzelnen Beispiele» naher dar. Man lönne doch unmöglich diese geforderten Maßnahmen, wie sie inzwischen von den Be- Hörden, nicht zuletzt auf Drängen der Arbeiter, eingeführt seien, als ein Machwerk bezeichnen. DieGermania  " gibt also nur die persönlichen Artig- keiten des Herrn Giesberts wieder, was er zur s a ch l i ch e n Kritik der Ernährungspolitik zu sagen hat, unterschlägt sie ihren Lesern!.. r ,ri Wir bedauern, daß der Einfluß des Fuhrers der christ­lichen Arbeiter auf die ihm nahestehende Presse nicht einmal so weit reicht, sie zu unverkürztem und nicht entstelltem Ab- druck einer von ihm abgegebenen Erklärung bewegen zu können. Dieses Verhalten der Schorlemer-Schützer entspricht aber ganz ihrer sonstigen Taktik. Sie' tun so. als ob wir von Herrn v. Schorlemer persönlich etwas wollten. In Wirklichkeit können wir gar nicht sagen, wie gleichgültig uns die Person dieses oder jenes Ministers ist angesichts der Größe der s a ch- I i ch e n Fragen, um die es sich handelt.
ES war einmal... Das Zentrum bat sich früher einmal zur Forderung des ReichStagswcchlrechts in Preußen bekannt. Wenn es ernst mit der Sache wurde, ist es ober immer tapfer zurückgehuft. Wenn wir aber dann sagten, das Zentrum vertrete diese Forderung nur noch mit den Lippen, so wurden wir unmer Äs abscheuliche Verleumder abgetan. Jetzt läßt sich indes die Germania  " aus parlamentarischen Kreisen einen Artikel Zur Wahlreform in Preußen" schreiben, in dem sich dieses nette und treuherzige Sätzchen findet: In der Erkennlnis, daß die Uebertragung des Reichstags- Wahlrechts auf Preußen, das auch die Zentrumspartei   im Landtag früher gefordert hat, nicht durchführbar erscheint, versuchen Po- litiker verschiedener Richtungen Wahlrechtsvorschläge auszu- arbeiten. Das Zentrum hat so g e t a n, als ob es das gleiche Wahl- recht forderte, um seine demokratisch gerichteten Parteigenossen nicht vor den Kopf zu stoßen. Jetzt verleugnet es diese For° derung, jetzt soll nach Zentrumswillen der heimkehrende Kriegsteilnehmer in Preußen ein Staatsbürger minderen Rechts bleiben! Wahrheit? Freiheit? Recht? Wie sich Prinz Löwenstein den deutsche  « Friede« vorstellt. DieDeutsche Tageszeitung" gibt eine Denkschrift über den deutschen   Frieden wieder, für die Friedrich Prinz zu Löwenstein und Herr Carl R i e d t als Verfasser verantwortlich zeichnen. Deutschland   ist nach der bilderreichen Sprache der Verfasser ein ausverkauftes Warenhaus. Es mangelt an allem und das ist", wie richtig bemerkt wird,eine schwere Gefahr." Aber war- um eine schwere Gefahr? Man hörel ES liegt auf der Hand: so wenig ein atemloser Mensch laufen kann, ebeniowenig kann ein ausgepumpter Staat einen neue» Krieg führen, ehe er wieder zu Kräften gekommen ist. Und doch steht der nächste Krieg vielleicht schon vor der Tür. Wer vermag zu behaupten, mit dem Friedensschluß werde eine Plötz- liche Berubigung eintreten? Wir hoffen cS. wissen können wir nichts. Oder wissen eS etwa unsere Staatsmänner? Sie sind keine zuverkäffigen Auguren gewesen." Darum, Mensch, beuge vor! Die Sieger in dem großen Kampfe, also die Zenirälmäch«. werden in das Friedcnsinstrument die Bedingung einsetzen: Wir verlangen einen Teil der Kriegsentschädigung in Rohware, und zwar sofort, ehe sich nämlich dre anderen versorgt haben. Der Sieger ißt zuerst." Folgt eine Liste der guten Dinge, die wir kriegen müssen: ,Jn deeser Art und Weise der Zahlung müßte England Zinn und Wolle abgeben, von fernen Kolonien wie Kanada   Kupfer, Nickel, Kobalt und Gefrierfleisch, aus den sonstigen Kolonien Jute, Leder, Fette und Oele, Rohgummi. Reis, Tee, Kakao usw., von Südafrika Gold und aus Aegypten  , falls es unter englischer Harr- schaft bliebe. Baumwolle. Franlmd, hätte Olivenöl. Sämereien, ätherische Oele und Wein. Phosphate und Kork   aus Algier   nebst den Produkten seiner Kolonien abzuliefern. Italien   Gemüse, «Schwefel, Rohseide. Sani und Del, Ruhland Weizen, Gerste, Flachs, Oelluchen, Leder, Eier, Platin und Wismut. Die««erfahren ist fortzusetzen bis die ganze Kriegsent- schädigung. soweit sie nicht im Wege der Barwegfertigung ent. richtet werden mutz, bezahlt wird." Der Prinz und sein bürgerlicher Gefolgmann versichern: Es ist ein Verbrechen an unS selbst und an unseren deut- schen Nachkommen, wenn wir aus. falschem Edelmut, aus klein- müliger Verzagtheit den Willen nicht aufbringen können, um nach dem SiegeSpreiS zu greifen."
Daß der Prinz und fein Sancho in ihrer Bestellerliste Japan  und die V e r e i n i g t e n S t a a t e n geschont haben, zeigt, daß sie doch von falschem Edelmut und echt deutscher Gutmütigkeit be­kanntlich unserem schlimmsten Laster nicht ganz frei sind. Und das spricht ebenso für ihren Charakter, wie ihr sonstiges Programm für ihre Intelligenz spricht.__ Staatliche Berwaltnngsreform und prenstischer Städtetag. Unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Mermuth   hat am 10. März eine den ganzen Tag ausfüllende stark besuchte Bor- standssitzung des Preußischen Städtetags im Berliner   Rathaus stlittgefunden. Anschließend an eine Zuschrift des Kgl. Kommissars für Vorbereitung der BerwaltungSrsform sind die Fragen der Staatsverwaltungsreform und besonders deS StaatSau fsichtgrechts einer eingehenden Erörterung unterzogen worden. Außerdem sind Angelegenheiten des Schulrechts und der Schulverwaltung, deS WohnungSgesetzeS, Steuerfragen und andere schwebende Gesetz- gebungS- und BerwaltungSfragen zur Besprechung gekommen. Die Dhronfolge in Cobnrg-Gotha  . Gotha  , 10. März. Der gemeinschaftliche Landtag nahm heute die Vorlage über die Thronfolge im Herzogtum Koburg und Gotha   nach einem Bericht deS Abgeordneten Hirschfeld gemäß der Borlage der Regierung gegen die sieben sozialdemokratischen Stimmen an. Wie derLok.-Anz." meldet, haben die Abgeord- neten Bock u. Genossen sSoziald. Arbeitsg.) die Vorlage mit der Be- gründung abgelehnt, daß sie die Einführung der Repu- blik oder bei einem früheren Aussterben deS HerzogS- haufeS den Anschluß der Herzogtümer Koburg   und Gotha   an einen anderen thüringischen Staat wünschen, um der Kleinstaaterei entgegenzuwirken._ Die Kriegsanleihe im Kino. Für die neue Kriegsanleihe sind unter Mrtwirkung hervorragender künstlerischer und finanz- wissenschaftlicher Kräfte durch den Vaterländischen Film- vertrieb IB. Pinschewer) verschieden« Films aufgenommen worden, deren Aufführung in allen deutschen   Kinotheatern er- folgen soll._
Letzte Nachrichten. Um Belgiens   Neutralität. Stockholm  , 10. März. Der französische   Korrespondent vonDarens Nyfjdcr" hat in Le Havre   ein Gespräch mit dem belgischen Minister des Auswärtigen über die Angaben derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" vom 20. Februar betreffend das belgisch-englische Bündnis gehabt. Baron B e y e n s erklärte, die sogenannten neuen Aktenstücke seien nichts anderes als Beilagen zu dem längst bekannten Be- richt des belgischen Generalstabschefs DucarneS, die man erst jetzt veröffentliche, um die Neutralen wieder auf die ganze Angelegenheit aufmerksam&u machen. Tie ganzen Ver- Handlungen zwischen dem englischen Militärattache in Brüssel  , Barnardiston, und dem General Tucarnes erklärten sich aus derFurchtvoreinemplötzlichendeutfchenEin- f a l s in Belgien  . Man habe nur für den Fall einer Ver- letzung der belgischen Neutralität durch Deutschland   vor- beugen wollen. Tie wahre Absicht der Deutschen   mit der Fabel von dem heimlichen englisch  -belgischen Bündnis sei, auf die Friedensbedingungen vorzubereiten, die Belgien  nur eine illusorische Freiheit lassen sollten. Man wolle die pongermanische Eroberungsgier hinter einem ein- fachen Programm von neuen Garantien verstecken, die die Sicherheit des Deutschen Reiches fordere. Die jetzigen Be- hauptungen derNorddeutschen Allgemeinen Zeituna" Wider- sprächen den früheren Versuchen desselben Organs, den Neu- tralen zu beweisen, daß. wahrend der Dreimächteverband einen Angriffskrieg gegen Deutschland   vorbereitet habe, die belgische Diplomatie von 190o bis 1311 der Meinung ge- Wesen sei, Frankreich   und England seien viel mehr zu fürchten als Deutschland  . N o ti z d es W. T. B.: Von einem englisch  -belgischenBund- nie" ist deutscherseits niemals die Rede gewesen, sondern nur von einer Verletzung ihrer Neuiralitätspflichten durch die belgische Regierung. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" hat in ihren Veröffentlichungen einmal festgestellt, daß Belgien   im Verein mit England Vorkehrungen gegen die Möglichkeit eines deutschen   Ein­falls getroffen und dann, daß es gegen die ihm von England und Frankreich   drohenden Gefahren nichts getan hat. Beide Feststellun- gen stehen nicht miteinander im Widerspruch, sondern ergänzen iu logischer Weise das Bild von dem neutralitätswidrigen Verhalten der belgischen Regierung. Gerade Baron BeyenS ist durch seinen bekannten Bericht vom 24. April 1014 ein klassischeir Zeuge dafür, daß sich Belgien   der englisch  -französischcn Gefahr voll bewußt ge- Wesen ist. Einschränkung der ungarische« Zeitungen. Budapest  , Ivi März. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Re­gierungsverordnung über die Einschränkung des Zeitungspapier- verbrauche«. Demnach wird die Sonntagsruhe für die Zeitungen wieder hergestellt. Während der Dauer der Verordnung darf kein neues periodisches Blatt, welches auf ZeitungSpapier gedruckt wird. erscheinen. Die Verordnung stellt den täglichen Umfang der perio- dischen Blätter je nach dem AbonnentenpreiS fest. Sie tritt am 11. März 1017 in Kraft. Die durch den Wegfall der Montagsnummer eingetretene Einkommensverminderung der technischen Ar- bcitcr ist vom Unternehmer zu ersetzen.
Northcliffe Hand in Hand mit Morgan. Rotterdam  , 10. März.<W. T. B.) Lord R-rth, cliffes ZeitungStrn st hat mit acht größeren Zeitungen in den Bereinigten Staaten ein Interessen- Verhältnis abgeschlossen, welches bei der englischen   und amerikanischen   Regierung Entgegenkommen findet. Unter dem P r o t e k t o r a t M o r g a n s hat sich ein politischer Klub ge- bildet, der die von diesem Teile der englisch  -amerikanische« Presse vertretene Politik in allen Staate« Amerikas   verbreiten will.
Das hungernde Rußland  . London  , 10. März. fT. ll.)?n der letzten Zeit ist et in Petersburg   namentlich in den Biertel«, w» die ärmere Le- völkerung wohnt, mehrfach zu Hungernnruhen gekommen. Am Dienstag, so wird derTimes" gemeldet, begann sich die ärmere Bevölkerung, vor allem Frauen, zusammenzuscharen und zog durch die Stadt nach Brot. Der Kommandant von Petersburg  , General Khabalow, hat gestern, um dir Bevölkerung zu beruhigt», bekannt- gegeben, daß das Quantum Mehl, welches den Bäckereien bisher zugeteilt worden sei, nicht herabgesetzt werdpa werde. Er ersuchte jedoch dringend, nur die unbedingt notwendigen Brot- menge« zu kaufen. Er versicherte der Bevölkerung, daß die M e h l- zufuhr geregelt stattfinden werbe. In der Duma fand eine längere Debatte über dir Rah- rungsmittelirife statt. Der LandwirtschaftSministcr wehrte sich heftig gegen die Beschuldigungen der Unfähigkeit. Die heutige» Mißstände seien die Folge der verkehrten Maßnahmen der vorigrn Beamten, erklärte er.