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Montag, den 12. März 1917.
Neue Kämpfe gegen Höhe 185.
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Im Vorfeld an der Ancre- Front- Feindliche Vorstöße zwischen Avre und Oise Neue Anstürme gegen Höhe 185. Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 11. März 1917. Westlicher Kriegsschauplag.
Im Vorfeld unserer neuen Ancre- Front kam es geffern zu lebhaftem Artilleriekampf und bei Jrles zu Infanteriegefechten, nach denen die Nachhutsabteilungen befehlsgemäß auf die Hauptstellung auswichen.
Zwischen Avre und Dise blieben nach heftigem Feuer einfegende französische, Borstöße erfolglos.
Zu der Champagne erneuerten die Franzosen abends ihre Angriffe gegen unsere Stellungen auf dem Sübhang ber Höhe 185 und beiderseits der Champagne Fc. Sie find trok Einsatzes starter. Kräfte und erheblicher Munition überall blutig abgewiesen worden.
Deftlicher Kriegsschauplan.
In räumlich beschränkten Abschnitten lebte zeitweilig bie Gefechtstätigkeit auf.
Ander
ist die Lage unverändert.
Der Erste Generalquartiermeister..
Ludendorff.
Hand in Hand mit der Meldung, daß weitere amerika nische Handelsschiffe auf Sperrprobe fahren sollen, ergingen Weisungen, die der amerikanischen Bresse die Freiheit, über Schiffsbewegungen zu unterrichten, verkürzten. Den deut schen U- Booten soll die Aftion gegen amerikanische Kriegsladungsfahrer feineswegs erleichtert werden. Aber damit find noch nicht alle Möglichkeiten verstopft, daß den 11- Booten dennoch Nachrichten zugehen, die man ihnen vorenthalten möchte. Die Quelle, die noch sprudeln könnte, heißt Meri ko. Gibt es ein Mittel, sie zu schließen?
Es handelt sich um eine drahtlose Verbindung, die zwischen Meriko und Deutschland bestehen soll und von der bisher öffentlich noch nicht die Nede war. Als selbständiger Staat hätte Merito natürlich ein Recht, drahtlos mit aller Welt, auch mit Deutschland , zu verhandeln. Aber trotzdem fonnte es sein, daß die amerikanische Regierung zurzeit von derlei Selbstverständlichkeiten nicht überzeugt ist. Darauf fcheinen folgende Meldungen hinzudenten.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , den 11. März 1917, abends. An der Anere, zwischen Abre und Oise , in der Champagne und beiderseits der Maas war die Feuertätigkeit lebhaft.
Aus dem Often ist nichts Besonderes gemeldet.
Der österreichische Bericht.
Wien , 11. März. Amtlich wird verlautbart: Deftlicher und füdöstlicher Kriegsschauplah. Reine befonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplah.
Die lebhaftere Artillerie- und Fliegertätigkeit hielt namentlich in einzelnen Abschnitten der Küstenländischen Front auch gestern an.
Ju der vergangenen Nacht bewarfen italienische Flieger bie Städte Trief, Muggia , fola und Birans mit Bomben.
Der Stellvertreter des Chefs bes Generalftabes von Soefer, Feldmarschalleutnant.
Die im Februar versenkte Tonnage.
Hafenverkehr und Schiffsraum.
An den Tadel der englischen Wochenschrift Truth" gegen die fünftlich aufgebauschten Statistiken", die zur Beruhigung über die U- Boots- Wirkungen in England von Minister- Rednern borgetragen worden find, fnüpft eine längere Auslaffung, die Wolffs Bureau verbreitet, folgende Bemerkungen:
Man muß, wie auch die Truth" ganz richtig sagt, daran festhalten: Der U- Boot- Krieg ift ein Krieg gegen den Handel zur See, und zwar ausschließlich gegen den ueberseehandel. Regt man ihn zugrunde, dann frei lidh kommt ein ganz anderes Zahlenberhältnis heraus, als bei den offiziell verlautbarten englischen Ziffern. Vor allem muß immer wiederholt werden, daß es nicht auf die Zahl der Schiffe, sondern auf den Frachtraum antommt, der der eng lischen Sandelsfiotte entzogen wird. Mögen jetzt auch unter den Verhältnissen des Arieges mehr Schiffe Eleineren Umfanges der Seefahrt zugeführt werden, um die borhandenen Lücken auszufüllen, so kann man doch auch jetzt fagen, daß es wesentlich die Schiffe von 1500 bis 2000 Tonnen und darüber sind, die im Ueberseeverkehr zählen.
Washington , 9. März. Reutermeldung. Die Re. gierung wurde halbamtlich verständigt, daß die Stadt Mexiko in direkter drahtloser Verbindung mit Deutschland stehe. Eine Untersuchung Im Januar 1917 find rund 3,3 Millionen Tonnen
wurde angeordnet.
Washington, 9. März. Reutermeldung. Die Regierungsfreise in Washington würden es für eine ernite Ge. fahr halten, wenn sich die Nachrichten über direkte brahtlose Verbindung zwischen Mexiko und Deutsch land bewahrheiten follten; denn dann wären deutsche Ozeantaperfchiffe und U- Boote in der Lage, von deutschen Agenten in den Bereinigten Staaten genaue Einzel. heiten über die Ausfahrt amerikanischer und anderer Schiffe zu erfahren.
Wenn die amerikanische Regierung fid in dieser draht lofen Sache an Carranza wenden wird, so geschieht das alsdann sicherlich nicht bloß jener ernsten Gefahr" wegen. Wilson braucht jetzt zweifellos eine Gelegenheit, bei der sich über den besonderen Fall hinaus prüfen läßt, wie sich Merifo im Fall eines deutsch- amerikanischen Konfliktes zu seinem nördlichen Nachbar stellen wird.
Zeit gepuderter Perücken.
Wie hohe Tagegelder die Mitglieder des preußischen Dreiklaffenhauses beziehen, ob fie und wohin fie freie Fahrt genießen, ist uns unendlich gleichgültig. Die Zeit hat mich tigere Sorgen. Die Art, wie der Diätenbeschluß des Abge. ordnetenhauses vom Herrenhaus abgelehnt wurde, kann uns nicht gleichgültig sein. Denn aus den Reden der Herrent, Ldie sich nach Beaumarchais berühmtem Wort, die Mühe gegeben haben, geboren zu werden, spricht ein unerträglicher Hochmut, der als schrille Diffonanz in unsere Zeit hineinElingt.
Es hieße sich selbst belügen, wenn man behaupten wollte, daß den Reden derer von Yord und von Buch keine Dedeutung mehr innewohne, und daß man darum das Herrenhaus Preußens gleichsam als politischen Naturpark in seiner Eigenart bestehen laffen dürfte. Der Einfluß dieser Herren ist groß. Er umfaßt, schlecht gerechnet, fast die Hälfte der preußischen Abgeordnetenkammer, er drückt aus beiden Barlamenten auf die preußische Staatsregierung und durch fie auf die Reichsregierung. Mehr noch als die preußische Gesetzgebung ist die preußische Verwaltung von ihm durchtränkt.
Uns modernen Menschen, bis weit in die Reihen des bürgerlichen Liberalismus hinein, erscheinen jene merkwür. digen Gestalten sozusagen als Gespenster. Wir fönnen uns faum vorstellen, daß es wirklich noch dergleichen gibt, und darum neigen wir dazu, die geistigen Emanationen jenes vornehmen Kreises nicht ernst zu nehmen. Das ist ein schuiverer politischer Fehler. Die Herren, die wir uns, wenn wir ihre Reden lesen, nur mit Eskarpins und gepuderten Berüden vorstellen können, und deren Stimme uns wie der Zon vergangener Jahrhunderte flingt, fie find in Preußen- Deutsch land immer noch sprunglebendige Kräfte, und stärker als sie sich bisweilen laut äußern, wirken sie ununterbrochen im fillen.
Nur darum kann sich der Geist der Yord und Buch auch mit solchem Selbstgefühl äußern, aus dem das Bewußtsein spricht: Das Abgeordnetenhaus ist wenig, der Reichstag noch weniger, wir find die Herren! Nur solches Herrenbewußtsein fann den Sah wagen, mon dürfe nicht immer von den Ver hältnissen des Reiches auf Breußen exemplifizieren, man fönne vielmehr mit größerem Recht eine Anlehnung des
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ei che& an Breußen verlangen.( Mord.) Nur ein folches Herrengefühl kann sich bei dem Gedanken an die Freifahrt der Abgeordneten mit der Vorstellung beluftigen ,, wie jeden Augenblid einer erster Alaffe angefahren fommit". ( Buch unter großer Heiterfeit.) Das ist die Sprache eines Mirbach und Manteuffel, die in früheren Jahren im Herrenhaus offen für die Beseitigung des Reichstagswahlrechts durch einen Staatsstreich eintraten. Das ist die Sprache eines Herrn v. Brandenstein, der sich im selben Hause über die Benugung der ersten Stlasse durch nicht standesgemäße Elemente Frachtraum in englischen Häfen eingelaufen. Rechnet man mit zerlegbaren Hemden" aufregte. Würde dieser Text sie zu einem Durchschnitt von 3000 Tonnen, so handelt es sich und diefer Ton der Anmaßung nicht mit nachdrücklichstem in einem Monat um einen Eingangsverkehr von 1100 Schiffen Ernst zurüdgewiesen werden, so wären wir wahrlich nicht der gegen rund 2500 Schiffen in der Woche nach der amtlichen angeblich so großen Zeit würdig, in der wir leben. englischen Meldung. Maßgebend wird aber, wie gesagt, das Verhältnis des Frachtrau in s sein. Schon heute läßt sich übersehen, daß die im Februar versenkte Tonnage einen Prozentjak des englischen Seeberkehrs dar ftellen wird, der auch weitreichenden Erwartungen bei Freund und Feind genügen kann. Die englischen Angaben über den bersentten Frachtraum find durchweg falsch und bleiben weit hinter der Wirklichkeit zurück.
Schwindelnachrichten.
Bon dieser Zeit hat man in den Entgegnungen des Regierungsvertreters, der die von der Regierung beschlossene Vorlage gegen das Herrenhaus zu verteidigen hatte, wahrhaftig nichts gespürt. Der das Wort führte war der Unterstaatssekretär Dres, da der Minister des Innern, Herr v. Roebell, frank mar, und Preußen im übrigen längst einen unauffindbaren Ministerpräsidenten. besitzt. Warum hält denn Hers b. Bethmann nicht eine feiner großen Fortschritts und Freiheitsreden im Herrenhaus als Antwort auf die Reden der Vord und Buch? Warum fündigt er nicht dort die Maßnahmen an, die er ergreifen will, New York , 6. März.( Funkspruch vom Vertreter des W. T. B. um„ Wust und Moder"( oder hieß es gar Unrat"?) der VorVerspätet eingetroffen.) Allmählich werden viele der Mißverständ- friegszeit zu beseitigen? In einer Zeit, in der soviele Beispiele niffe, die dem Mangel einer fonellen und verläk helbenmütiger Aufopferung für die Gesamtheit geboten werden, Tichen Verbindung zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten zuzuschreiben sind, aufgeflärt. Da- möchte man dem Reichskanzler nicht gern zumuten, daß er durch werden viele ärgerliche falsche Ansichten beseitigt. Menden , sich in seinem Verhalten von der berühmten Tochter der Weisder Berliner Korrespondent der Baltimore Sun", der Gerard heit leiten laffe, und nicht annehmen, daß das jüngst von Basel , 11. Mära. Wie der„ New York Herald " erfährt, find begleitete, hatte in Havanna eine Unterrebung mit dem Korrespon. Scheidemann zitierte Soldatenwort Mehr Angst als Bater drei weitere amerikanische Dampfer nach den Häfen ber Entente denten der Neto York World", in der er erflärte, daß Gerard in landsliebe!" ohne weiteres auf ihn zutreffe. staaten unterwegs; nämlich Algonquia( 2822 Tonnen), bie Berlin nicht als Geifel zurüdgehalten wurde, und daß es völlig City of Bluefta( 2623 Tonnen) und der Betroleumdampfer unwahr sei, baß die Amerikaner in Berlin ihrer Freiheit 31linois( 5225 Tonnen), bie beiden ersteren nach London , beraubt worden wären oder unwürdige Behandlung erfahren hätten. Jllinois nach Le avre fahrend. Die genaue Abfahrtist Die ganze Verwirrung fei nur durch den Mangel birefter Rachunbekannt, both werben die Dampfer in den nächsten Tagen richten aus Amerifa und den reichlichen Zuftrom schwindelhafter Nachrichten über London verursacht worden.
erwartet
# 7
Warum dann aber nicht Auge in Auge, Mann gegen
Mann?
Herr v. Bethmann weiß genau, woran er ist. Er weiß. daß nach dem Kriege der große Verfuch kommen wird, das ancien régime, das alte Regiment und Zeitalter der ge puderten Berücken, mieder aufleben zu lassen. Er weiß, daß