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Nr. 75. 34. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisblas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 17. März 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernfbrecher: Amt Morisplas, Mr. 151 90-151 97.

Abdankung des Baren

Sozialisten in der Regierung- Erfolg des U- Boot- Kriegs im Februar

Fast alle Meldungen der letzten 24 Stunden bestätigen den Sieg der russischen   Revolution. Außer in Petersburg  scheint sie überhaupt keinen ernsten Widerstand gefunden zu haben. Moskau   fonnte einfach seinen Anschluß erklären( eine spätere Meldung befagt freilich das Gegenteil), ebenso eine Reihe anderer großer Städte, Großfürsten und Generale wetteifern bereits, der neuen Herrschaft ihre Reverenz zu machen. Aber eben diese Leichtigkeit des Sieges spricht gegen die politische Tiefe, gegen, die grundstürzende Bedeutung der Revolution.

Aber von Tscheidse und Kerenski   können und wollen wir| Stadt verbreitet wurde. Die Redakteure find reine Doktri einstweilen nicht annehmen, daß sie ihren schroff friegsgegne- näre, welche( nach Ansicht der Times"(!) in der Praxis rischen Standpunkt, der noch in ihren lezten Erklärungen große Fehler begehen würden. Männer wie Kerenski   und deutlichen Ausdruck fand, plötzlich den Miljukow und Ge- Tscheidse, die ohne Unterstübung von Offizieren und ge­nossen zu Biebe aufgegeben haben. Aber was sollen sie als- mäßigteren Elementen zu Werke gehen, können eine Haltung dann im Kabinett der Oftobristen und Kadetten? Es muß nicht vermeiden, welche die Aufgabe des Dumaausschusses er­sofort zu heftigen Konflikten fommen, wenn das erste Wort schwert. Letterer sieht die Gefahr ein und vermied dar über die einzuschlagende Kriegspolitik fällt. Dann gibt es um die Verhaftung der Minister, die gestern zwei Möglichkeiten: entweder Tscheidse und Kerenski   scheiden kinderleicht gewesen wäre. aus dem Kabinett aus und das wäre für die Massen das Einer Nachricht freuen wir uns freilich von ganzem Signal, der liberalen Regierung den Rüden zu fehren und Herzen, mögen wir im übrigen von der Revolution halten der bürgerlichen Revolution die proletarische folgen zu was wir wollen, mögen wir selbst in ihr eine Verstärkung lassen. Oder aber die Liberalen wagen nicht in Voraussicht des russischen Kriegswillens sehen: das ist die Kunde von dieser Dinge, es dahin treiben zu lassen. Das aber bedeutete der Abdankung des Blutzaren, des despotischsten wiederum Verzicht auf jene kriegsverschärfenden Ziele, durch Die Beziehungen zwischen dem Dumakomitee, welches die blutbeladensten Herrschers, den die Weltgeschichte deren Proklamierung sie zweifellos erst die wichtigen militäri- ganze Nation vertritt und dem Arbeiterdelegiertenrat, melcher legten hundert Jahre gesehen hat. Freilich, schen und Beamtenkreise gewonnen haben, die sonst unfehl nur Klasseninteressen repräsentiert, aber in einer Arisis wie biel   ลบ milde dünkt einstweilen sein Geschic, ge- bar dem 3aren treu geblieben wären; also Herauf- der jebigen enorme Macht besikt, rief nicht wenig messen an dem llebermaß seiner Sünden, aber doch beschwörung der Konterrevolution. So ist die liberale Herr- Kritik hervor, da man einen Konflikt für möglich hält, welcher liegt in feinen Sturz etwas von der großen mettichfeit tro ibres augenblidiihen triumphes bereits von fchredliche Folgen hätte. Glücklicherweise ist die Gefahr geschichtlichen Gerechtigkeit, die zwar oft genug den gei Seiten aufs ärgfte bedroht. ungerecht triumphieren oder leiden läßt, aber an der Ge­

und

der

So ist( schreibt die" Times") eine Hintertür für Unter­handlungen offen gelassen, so daß wir allen Vorteilen des neuen Regimes entgegensehen können, ohne die Schred­niffe von Kommune, Anarchie und Bürger­krieg zu erleben.

wenigstens vor der Hand abgewendet, bank dem Einflus Kerenskis  , welcher die Notwendigkeit einsicht, im Inter eise seiner Arbeitermandatare mit dem Komitee zusammenzu­

handelt.)

famtheit eines Systems jede Schuld auf Erden Den Zaren trifft die Nemesis. wirken. Heute wurde eine befriedigende Regelung rächt. An dem Zarismus, dem fluchwürdigsten europäischen  Regierungssystem, ist der Weltkrieg zum Weltgericht geworden. Inzwischen hat sich die neue Regierung tonstituiert; der London  , 15. März.( Reutermeldung.) zur Verhütung unnötiger Reibungen getroffen. ( Wegen der Ausdrudsweise in borstehendem Telegramm mögen Draht meldet Namen der Ausschuß- und Stabinettsmitglieder, Bonar Law   teilte im Unterhause mit, der sich unsere Leser ständig vor Augen halten, daß es sich um den und diese bestätigen den ersten Eindruck von dem Charakter der Revolution als einer durchaus großbürgerlich- liberalen, Zar habe abgedankt. Großfürst Michael Bericht der Times", cines bürgerlich- kapitalistischen Blattes, vor allen Dingen aber kriegsverschärfenden. Wer an dieser Alexandrowitsch sei zum Regenten ernannt legten Eigenschaft bisher noch irgendeinen Zweifel hegte, dem mußte er genommen werden durch den erleichterten Stoß- worden. feufzer Bonar Laws und seiner Erklärung vor dem englischen Parlament. Mit unverhohlener Freude spricht man an der Themie aus, daß die alte Regierung ab- Während eine Amsterdamer Breßagentur meldet, daß der gesetzt worden ist wegen ihrer Unfähigkeit, den Strieg zu ge- Bar fich im Hauptquartier befinde, und die Barin und der gesetzte winnen, und daß die neue Regierung sich vor allem die Auf- Barewitsch( Kronprinz) fich in Krasnoje Sfelo befinden, will gabe gestellt habe, den Krieg beffer und energischer als bisher der Berner Korrespondent der" Franks. Zeitung erfahren besteht aus folgenden Personen: haben, daß an amtlicher Stelle in Bern   zuverlässige Nachrichten

zu organisieren.

glaubhaft).

Wo steckt der Zar?

Das neue russische   Kabinett und der Ausschuß bestehen eingetroffen feien, wonach der Bar auf der Fahrt von Peters­in gang überwiegendem Maße aus Ottobriften und Radetten, burg   nach Moskau   von Revolutionären   aufgehalten und ge­beren bekannte Führer sämtlich in ihnen vertreten sind. Ein fangen gesetzt wurde. Er sei daraufhin zur Abdankung ge­wenig Einfluß ist den gemäßigten Gruppen des Zentrums zwungen worden.( Wir halten die lettere Besart nicht für und der Rechten eingeräumt worden, ein wenig auch der Arbeiterschaft. Escheidse, der bekannte sozialistische Führer, hat den Posten des Vizepräsidenten im Ausschuß erhalten, Serensti, welcher der radifalen Arbeiterpartei angehört, ist Justizminister geworden. Zunächst erscheint es ja selbst­verständlich, daß sich die Arbeiterschaft an einer Revolution zum Sturze des Zarismus auf alle Fälle attiv beteiligt. Aber, wenn man nun fragt, wie denn Tscheidse und Kerensfi praktisch mit Miljukow und Nodzianto zusammen arbeiten wollen, so steht man vor Rätseln.

Nach dem von uns veröffentlichten Telegraphbericht hat, während die Revolution noch im Gange war, bereits ein ernster Konflikt zwischen den Arbeiterführern und den libe­ralen Häuptern der Bewegung eingesetzt, weil jenen die Biele der letteren nicht weit genug gingen. Er soll beigelegt wor den sein. Aber noch viel deutlicher als in dem schönfärberi­schen englisch  - holländischen Telegramm tut sich der Konflikt zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum auf in unsere Amster­ damer   Privatmeldung. Es zeigt sich mit verblüffen­der Genauigkeit das typische Bild aller Revolutionen, die Furcht des Bürgertums davor, daß die Massen die Gewalt in die Hände bekommen fönnten, seine Eucht, die Revolution zu bremsen, und der Verfuch mit den gemäßigteren Elemen­ten der Arbeiterschaft zu paktieren.

Die Zarin unter Bewachung. London  , 16. März. Daily Chronicle" meldet aus Petersburg  , daß die Zarin bewacht wird. Großfürst Cyrill, der kommende Zar?

( Privattelegramm bes Vorwärts".) Amsterdam  , 16. März. Telegramm unseres P.­Korrespondenten: Wie hier in gut unterrichteten Kreisen ver­lautet, ist der Einfluß des Großfürsten Michael vollständig gleich Null; dagegen ist Großfürst Cyrill, welcher Rodzianko fchleunigst feine Ergebenheit bezeugte, ehrgeizig und fpe fu­liert auf die Barenkrone.

Proletariat und Bourgeoisie in der russischen   Revolution.

Die neue russische   Regierung. Oktobristen und Kadetten. Kopenhagen  , 16. März. Der von der Reichsduma ein­

Vollziehungsausschuß

dem Vorsitzenden der Reichsduma Nodzianko,

dem Führer der sozialdemokratischen Reichsdumafraktion Tscheidse,

dem Führer der Arbeiterpartei Kerenskii  , dem Kadettenführer Miljukow  ,

dem Angehörigen der Oktobriftenfraktion Oberst Engel­hardt,

dem Bizepräsidenten der Reichsduma, dem Kadett Konowalow, dem Kojakenoffizier Karaulow,

dem ersten Reichsdumasekretär Dmitrijutowo, dem zweiten Reichsdumasekretär Rschewskij, dem Oktobriftenführer Schi blowskij,

dem Kadett Natrassow,

dem Führer der gemäßigten Oktobristen Fürst 2 wow, dem Führer der linken Nationalisten Schulgin.

Petersburg, 16. März.( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Der Vollzugsansschuß der Reichsduma veröffentlicht die folgende

Lifte d: 8 nenen nationalen Kabinetto:

Fürst Lwow  , Präsident des Semsiwoverbandes, wird ( ribattelegramm des Vorwärts".) zum Ministerpräsidenten und Minister des Innern ernannt, Amsterdam  , 16. März. Telegramm unferes holländi der Abgeordnete für Petersburg, Miljukow, zum Minister schen P- Korrespondenten: Der Bericht der" Times" aus Petersburg   über die Situation am Mittwoch morgen zeigt die bes Aeußeren, der Abgeordnete für Saratow  , Kerenskij  , dramatische Zuspikung der Gegenfäbe zwi zum Juftizminister, der Bizepräsident der Reichsduma, Udra­schen Bourgeoisie und Arbeiterschaft. Die sow, zum Verkehrsminister, der Abgeordnete für Kostroma  , Und diese Bourgeoisie hat wahrlich, wenn je eine, allen fiegenden Dumaliberalen suchten sofort die Unterstützung der Konowalow, zum Minister für Handel und Industrie, Grund, zu fürchten, daß ihr die Revolution über den Kopf gemäßigten Elemente, um sich vorder proletarischen der Profeffor an der Universität Mostan, Maanilow, wächst. Jeder Revolution waren bisher gewisse Flitterwogen Diktaturzuschüben, und gaben den Sozialdemokraten, zum Minister für öffentlichen Unterricht. Das Mitglied des gegönnt, in denen das Bürgertum zeigen fonnte, ob es ge- welche offenbar in den aufständischen Vollsmassen entscheiden- Reichsrates und früherer Präsident der britten Reichsduma, willt sei, seine Versprechungen einzulösen. Diese Revolution den Einfluß haben, gleichzeitig Versprechungen ab, die sich sowie Präsident der vereinigten Ausschüsse der mobilifierten hat verteufelt furze Flitterwochen; fie dürfen nämlich nicht län- in der Ministerschaft des Kriegsfeindes Kerenski Industrie, Gutschkow  , wird Kriegs- und interimistisch gern dauern, als ein Mensch braucht, um zu ver- ausdrüden. So birgt die Lage allerhand Unsicherheit Marineminister. Der Abgeordnete von Petersburg  , Schin. hungern. Aus Hunger haben sich die Massen ihr ange- und die fiegreiche Kriegspartei selbst scheint beunruhigt schloffen, aber das Ziel der Macher heißt Kriegsverschärfung. zu sein, namentlich wegen der noch nacherfolgten Beilegung garew, Aderbauminister, der Abgeordnete von Kiew  , Zerestchento, Finanzminister, und der Abgeordnete von Freilich, scheinen sich auch in der Arbeiterschaft Elemente zu bes Streites. finden, die mit Miljukow und Rodzianko tonform gehen. Der Bericht der Times" geht dahin; wenn der Zar nicht Kasan  , God new, Staatskontrolleur. Darauf deutet der angeblich von Arbeiterführern erlassene fofort ben gemäßigteren Elementen nachgebe, so würde der Aufruf an die Munitionsarbeiter hin: diese sollten die Arbeit Einfluß des provisorischen Dumakomitees auf die Sozialisten wieder aufnehmen, damit die Brüder an der Front un so übergehen. Die sozialdemokratische Partei publizierte gestern energischer den Krieg fortsetzen könnten, einen sehr verführerischen Aufruf, welcher in der ganzen

Bollziehungsausichuß wie Stabinett segen fich also in der Haupt­fache aus Ottobristen und Kadetten zusammen. Von den obengenannten Ministern find Fürst   wow Konowalow, Gutstow belannte Führer der Oktobristenpartei, Miljatow,