Nr. 76.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morisolas, Nr. 151 90-151 97.
Sonntag, den 18. März 1917.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.
Rußland ohne Zar.
Thronverzicht Michaels.
Ein kaiserliches Manifest, das die Petersburger Telegraphen- Agentur unter dem 16. März im Wortlaut verbreitet, gibt den Entschluß des Zaren bekannt, die Strone niederzulegen, auf die Erbfolge für seinen Sohn zu verzichten und die Nachfolge dem Großfürsten Michael Alexandrowitsch zu übergeben. Dieser Entschluß entspricht dem Willen der Duma und hebt diese Uebereinstimmung auch ausdrücklich hervor. Boraus entnommen werden darf, daß die Erekutive der Duma die Feststellung des Wortlauts des Manifests beein flußt hat.
liegt, der als abgesagter Feind der Duma zu betrachten ist, so weiß man, wer die Drähte der Gegenrevolution spielen laffen wird.
Nikolais Abdankungsmanifest.
weber auf den Thron zu verzichten oder enttbront zu werden. Die Zarin befindet sich Barstoje Sielo, Der Komman dant des Palastes hat dem Vertreter der Duma sein Ehrenwort gegeben, daß die Zarin feinen Fluchtverfuch unternehmen werde. Wolffs Bureau bemerkt dazu: Ueber die Anhaltung des Zaren
Petersburg , 16. März. Meldung der Petersburger Tele- in Boloojia liegt hier bisher keine Melbung vor. graphenagentur: Das Programm der neuen Regierung.
Kaiserliches Manifeft.
,, Wir, von Gottes Guaden Nikolaus II. , Kaiser aller Reußen, Zar von Polen , Großherzog von Finnland usw., tun unseren treuen Untertanen hierdurch folgendes fund: Petersburg , 16. März.( Meldung der Petersburger Um dies Manifest schwirren aber Meldungen, die über Jn den Tagen des großen Kampfes gegen den äußeren Feind,| Telegraphen- Agentur.) Die provisorische Regierung veröffent die Nachfolge Nikolaus' anderes wiffen wollen, als die feier- der sich seit drei Jahren bemüht, unser Vaterland zu unter- licht folgende liche Urkunde des Zaren ausfagt. Die Petersburger Tele jochen, hat Gott Rußland cine neue Prüfung schicken geProklamation: graphenagentur teilte furz vor der Veröffentlichung des Mani- wollt. Junere Schwierigkeiten drohen eine verhängnisvolle fests mit:„ Der Kaiser hat dem Großfürsten Nikolaus Nachwirkung auf den endgültigen Ausgang des Krieges aus der Reichsduma hat, unterstützt von der Garnison und Mitbürger! Der provisorische Vollzugsausschuß Nikolajewitsch das Obertommando über die Feldarmee übertragen. Großfürst Mich a e I Alerandro- zuüben. Die Zukunft Rußlands , die Ehre unserer Armee, den Einwohnern der Hauptstadt, jest vollständig witsch hat seinen Thronrechten entfagt. Der Minister das Glück des Bolkes und die ganze Zukunft unseres tenren den schädlichen Einfluß der alten Regie: des Aeußeren Miljufow erklärt, seine Aeußerung über die Vaterlandes verlangen, daß der Krieg um jeden Preis bis rung gebrochen, so daß er jetzt zur festen einstweilige Regentschaft des Großfürsten Michael und über zum fiegreichen Eude geführt wird. Der grausame Feind Organisation der ausführenden Mach t die Throufolge des Großfürsten Alexej hätte feine persön macht seine lesten Anstrengungen und der Augenblick ist nahe, schreiten kann. In diesem Augenblick ernennt der liche Ansicht wiedergegeben." Diljukow hatte nämlich am wo unser tapferes Heer in Uebereinstimmung mit unseren provisorische Ausschuß folgende Minister des ersten Donnerstag vor den Vertretern der Entente- Agenturen Havas , glorreichen Verbündeten den Feind endgültig zu Boden ftreden nationalen Kabinetts, deren frühere öffentliche und Reuter, Associated Preß und..Temps" sich über dieRevolution, ihren mirk. politische Tätigkeit ihnen das Vertrauen des Landes fichert.( Sier folgen bie bereits gemeldeten Namen.) Die neue Regierung will ihre
Politik auf folgenden Grundsäken
2. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit,
Militärpersonen innerhalb der Grenzen, die die milis tärischen und technischen Verhältniffe geftatten. und nationalen Gründen bedingten Einschrän 3. Abfchaffung aller aus sozialen, religiösen fungen.
4. Unmittelbare Vornahme von Vorbereitungen zur Einberufung cinertonftitutionellen Ver sammlung, die auf dem allgemeinen Stimm echt beruhend, eine Regierung einrichten und die Verfassung aunchmen soll.
Verlauf und ihr Ziel geäußert und dabei laut offizieller Zu diesen für das Leben Rußlands entscheidensen Tagen Petersburger Meldung gefagt: " Die neue Regierung erachtet als absolute Bedingung: hielten wir es für eine Gewissenspflicht unferes Boltes, bie die offizielle Abdankung des Zaren und die eiustenge Vereinigung und die Organisation aller seiner Kräfte, weilige Hebernahme der Regierung durch den Groß- um einen schnellen Sieg zu verwirklichen, erleichtern zu müssen. aufbauen: fürst Michael Alexandrowitsch. Dies ist ein Beschluß, der Deshalb haben wir in Uebereinstimmung mit der 1. Allgemeine unmittelbare Amnestie uns unabänderlich erscheint." Duma des Reiches es für gut erkannt, der Krone des für alle Personen, die Verbrechen politischer oder reliDaß Miljukom dieſer energischen Faffung jekt die Schärfe russischen Staates zu entfagen und die obersteiöser Natur begangen haben, darunter auch terroristische abzuschleifen versucht, wird aus dem Wortlaut des Manifeftes Gewalt niederzulegen. Da wir uns nicht von Handlungen, Militärrevolten und Verbrechen gegen die einigermaßen verständlich. Der Schein soll gewahrt werden, unferem geliebten Sohn trennen wollen, Landwirtschaftsgefehe. daß der Zar feine Strone freiwillig und einzig im Drange übertragen wir unsere Erbfolge auf unseren patriotischer Hochherzigkeit niedergelegt habe. Bielleicht aber pieberholt sich in Rußland jett, was vor Bruder, den Großherzog Michael Alexandrowitsch, Bereins: und Bersammlungsfreiheit sorund siebzig Jahren unter ruffischem Einfluß etwas weiter den wir bei seiner Besteigung des Throues des russischen wie Streifrecht mit Ausdehnung dieser Rechte auf die westlich in Europa geschah, als der Ausschuß eines Revolutions- Staates segnen. Wir beauftragen unsern Bruder, in voller parlaments einem Herrscher die Kaiserkrone anbot. Stann ein Romanow sich eine Strone auf den Scheitel fetzen Uebereinstimmung mit den nationalen Verlaffen, die durch unabänderlichen Beschluß" der Duma ge- tretern zu regieren, die gefesmäßigen Gin wissermaßen aufgezwungen wird und an der also ganz zweifel- richtungen aufrecht zu erhalten und auf sie los der„ Lubergeruch der Revolution flebt"? Es tommen im Namen des vielgeliebten Baterlandes einen unverlesMeldungen von einer Weigerung, den Inhalt des Erbfolge lichen Eid zu leisten. Manifests auszuführen. Lich Miljukow etwa deshalb die Ließ Abmilderung seiner Aeußerung verfündigen? Die Ansicht, daß die bisher übermächtige Schicht, die den Sarismus ftüste und nügte, sich trot Petersburg noch nicht endgültig geschlagen geben werde, drängt sich jedermann auf, und wenn diese Schicht Gegenminen ziehen wird, so werden diese von den Linien des Heeres aus gegraben und zum Auifliegen gebracht werden. Wenn aber jetzt die Meldung zu trifft, die davon spricht, dem Manifest werde im Buntte der zufünftigen Zarenperion die Hauptsache, nämlich die Ausführung der Thronübertragung fehlen, so wäre das wohl als ein Zeichen zu nehmen, daß die Arbeit der Gegenminen schon im Gange ist. Aus diesem Grunde hätte folgende Meldung ein besonderes Interesse: " Durch meines Bruders Willen wurde mir eine schwere New York , 16. März. Associated Pres" erfährt aus Aufgabe auferlegt, indem mir während eines Krieges ohne Petersburg : Großfürst Michael hat am Freitag nachmittag Seitenstück und unter inneren Unruhen der kaiserliche Thron 8. Abschaffung aller Einschränkungen um 2 Uhr ebenfalls auf den Thron verzichtet. übertragen wurde. Beseelt von dem gleichen Gedanken, der Man muß diese Nachricht in Erinnerung an eine vor Be- das ganze Volk erfüllt, daß das Wohl des Vaterlandes allem für die Soldaten hinsichtlich der sozialen kanntgabe des Manifestes verbreitete Reuter- Depesche bom vorangehe, faßte ich den festen Entschluß, die höchste Rechte, die andere Mitbürger befigen, doch nur unter kanntgabe des Manifestes verbreitete Reuter- Depesche vom Macht nur unter der Bedingung anzunehmen, der Bedingung einer strengen militärischen Disziplin 16. März bewerten, in der mitgeteilt wird, Bonar Law babies der Wille des Volkes ist, indem das Bolt im aktiven Dienst. habe im Unterhause am Ende einer Sigung in Beantwortung durch ein einer Anfrage erflärt: Bon der britischen Botschaft in Peters burg sei ein Telegramm eingelaufen, das feststelle, daß die Plebisait, ausgedrückt durch seine Repräsen frühere Meldung von der Abdankung des Baren und fanten in einer konstituierenden Bersamm der Ernennung des Großfürsten Michael zum Regenten nicht
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ganz genau scheine. Die Abbankung des Zaren und die Ernennung des Regenten seien noch nicht aus geführt worden, obwohl das Erefutivfomitee einen dahin gehenden Beschluß gefaßt habe." Sicherlich also hat es Hem mungen für den Regierungsausschuß gegeben.
Wir fordern alle treuen Söhne des Vaterlandes auf, ihre heilige Vaterlandspflicht zu erfüllen, dem Zaren im schweren Angeublic nationaler Prüfungen za gehorchen und ihm mit den Vertretern des Volkes behilflich zu sein, den russischen Staat den Weg des Glückes und des Nuhmes zu führen. Gott schüße Rußland!
Michael fordert Volksabstimmung. Kopenhagen , 17. März. Ritaus Burcan meldet aus Petersburg von heute: Großfürst Michael Alexandrowitsch hat nachstehende Proflamation erlaffen:
Iung,
die Regierungsform und die neue Verfassung des russischen Staates festfehen muß. Indem ich den Segen des Höchsten herabflehe, stelle ich also allen russischen Mitbürgern anheim, sich der Regierung unterzuordnen, die auf Initiative der Duma gebildet und mit aller Macht und Autorität ausgerüstet
Nationalmiliz mit gewählten Chefs, die 5. Die Polizeiinstitution wird durcheine Der Leitung der Seibstverwaltung unterstellt sind, er fct.
6. Die Kommunalwahlen finden auf Grund des allgemeinen Wahlrechts statt.
7. Die Truppen, die an der revolutips nären Bewegung beteiligt waren, sollen nicht entwaffnet, sondern in Petersburg tonfigniert
werden.
Die provisorische Regierung legt Gewicht darauf, hinzuzufügen, daß sie nicht beabsichtigt, den Kriegszustand zu benutzen, um die Durchführung der oben genannten Reformen aufzu schieben.
Daß der Großfürst Michael sich geweigert hat, die Baren- ist, bis die durch eine allgemeine, direkte Die Forderungen der Arbeitervertreter. würde anzunehmen, wird aber auch von anderer Seite ge- gleiche und geheime Abstimmung gewählte meldet. Nach einer Londoner Nachricht geschah die Weigerung Fonstituierende Versammlung durch ihren Be ,, nach langer Ueberlegung". In der Frankfurter Zeitung " schluß über die Regierungsform den Volkswillen aus liest man von einem Telegramm an die russische Gesandtschaft gedrückt hat. in Bern , demzufolge der Großfürst die ihm anvertraute Regierungsgemalt in die Hände der Duma zurüdgelegt" habe. Aber dies ist wohl die Wendung, in der die gegenwärtigen russischen Machthaber den Borgang den Gesandtfchaften mit geteilt haben.
Petersburg, 16. März.( Renter.) Die Arbeiter. vertreter im Grefutivkomitee der Duma haben eine Webereinkunft erzielt, daß eine konstituierende Versamm Iung einberufen werden soll, die auf der Grundlage bes allgemeinen Wahlrechts zu wählen ist. Petersburg, 17. März.( Renter.) Der Justizminifter meldet der Petersburger Korrespondent des Daily Chronicle& ereusti jagte in einer Ansprache an Arbeiterbelegierte, feinem Blatte, daß der Zar, als er in Boloojia angehalten er fei zwar in die provisorische Regierung Wenn es zutrifft, daß der Oberbefehl der russischen Heere wurde, fich nach stow begab, too er fich mit einer fleinen Garde eingetreten, aber er bleibe doch, was er früher gewesen jekt in den Händen des Großfürsten Ritolat Rifolajewitsch noch befindet. Er wurde bor bic Alternative geftellt, ente fei, nämlich Republikaner.
Amfterdam, 17. März.
Nach dem Algemeen Handelblad
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