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r. 79.- 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Ein Feldärztekongreß.

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Mittwoch, 21. März.

Ginen interessanten Vortrag hielt Profeffor Fränkel über Nachfolger Peters des Großen diese zweckloje Festung anderweitig Wundenbehandlung. Man erfuhr daraus, daß der Wund - benutzten, nämlich als Staatsgefängnis. Es ward die Bastille der arzt vielfach zu dem als überlebt geltenden antiseptischen Ver- ruffischen Hauptstadt; in ihren weitläufigen, von feuchtem Moder fahren mit seiner Anwendung feimtötender Mittel zurüdfehren überzogenen licht und luftlosen Kasematten, die sich weit unter bas Von unserem Striegsberichterstatter Sugo Schulz. mußte. Dieser Vortrag entfejelte eine sehr lebhafte Diskussion, Beit ber Rewa hin verzweigen, wurden seit der Mitte des 18. Jahr Kürzlich wurde im Bemberger Mustvereinssaole eine fongreß- ebenso wie die Darlegungen des Professors Budertandi über hunderts die politischen Verbrecher und was man so alles in Nuß­astige Tagung der Feldärzte der Heeresgruppe von Böhm- Ermolli Amputationen, woraus man erfuhr, daß die sogenannte land politische Verbrecher nennt- untergebracht, bis sie die Reihe traf, veranstaltet, die zu inhalts- und aufschlußreichen Diskussionen Ge- fonservative Methode, die sich bis zum äußersten bestrebt, Ampu- zu Tode gefnutet, in Giszapfen verwandelt, ersäuft, gehängt, era legenheit gab. Man hätte, wenn man das glänzende, von Gold tationen zu vermeiden, heute überholt ist. Sie ergab zu viel Todes- fchoffen, nach Sibirien befördert oder infolge eines unverhofften" borten und glitzernden Orden durchsprengelte Bild dieser Versamm fälle und man rettet jest lieber durch rechtzeitige Opferung eines Tronwechsels begnadigt und auf einen hohen Posten berufen zu lung sah, meinen mögen, daß es sich bloß um einen jener Repräsen- Gliedmaßes das Leben. Ganz neue Aufschlüsse gab auch der Bor - werden. tationstongresse handelt, die weniger der Sache als dem Ansehen trag des Professors v. Eifelberg, der in der Armee den Rang eines Für alle diese erwähnten Ziele der Haft in der Peter- Pauls­der Sache dienen. Die Heldenrolle, die der medizinischen Bissen Admiralstabsarztes bekleidet, über die Fortschritte des Rönt Festung sind Beispiele vorhanden. Einer, der selbst hier ge­schaft und ihren Trägern in diesem furchtbarsten aller Kriege zufiel, gentiierens. Röntgenisieren und Operieren erfolgt jest ichmachtet, Fürst Krapotkin, erzählt: Hier folterte Peter I. feinen ift bedeutend genug, um öffentlich dargestellt zu werden, und es wäre gleichzeitig. Der Verwundete wird während der Operation durch Sohn Aleris und tötete ihn mit eigener Hand; hier sperrte man nichts Schlimmes, wenn die feldärztliche Sagung in Lemberg fich feuchtet und der Röntgenmann mit seiner Brille führt gleichsam die Fürstin Tarakanowa in eine Belle, die sich bei einer Ueber damit befaßt hätte, die Gesamtleistung der Aerzteschaft ins Licht der die Hand des Chirurgen geradewegs auf den gesuchten Fremd- schwemmung mit Waffer füllte, so daß die Matten, um o Oeffentlichkeit zu rüden. Von Kundgebungen solcher Art hielt sich förper zu, jo daß ein Fehlgehen gar nicht mehr möglich ist. vor dem Toda des Ertrinkens zu retten, an ihr emporkrochen; aber die Bersammlung völlig fern, die Diskussion trat nicht einen Nach eingehenden fachmännischen Diskussionen über den Gas- hier folterte der fürchterliche Münnich seine Feinde und ließ Augenblid aus dem Geleise rein fachlicher und belehrender Erörte brand und seine Bekämpfung sprach der Regimentsarzt und Dozent Katharina II. diejenigen lebendig begraben, die sich der Ermordung rungen des Erfahrungsmaterials, das die feldärztliche Pragis auf Dr. Moldaban über Geschlechtsfrankheiten. Man ent- ihres Gatten widerfesten. Von den Zeiten Peters I. ist so die gespeichert hat. Es trat dabei zutage, daß der Krieg jowohl die nahm daraus, daß es zwar gelungen ist, die Zahl der Erkrankungen Geschichte dieser Steinmassen, die im Angesichte des Winterpalastes Bissenschaft als auch die organisatorische Leitung des Feldsanitäts- tief herabzudrücken, daß aber noch immer insbesondere im Hinter vom Spiegel der Newa emporsteigt, 170 Jahre hindurch eine wesens vor sehr schwierige Brobleme fiellte, die nur allmählich und lande die venerischen Krankheitsfälle das im Frieden übliche Maß Geschichte des Mordes und der Folterung gewesen, oder fie erzählte nur unter dem Aufwand größter Energie gelöst werden konnte. Das weit überschreiten. Die energischen Vorkehrungen, die man jekt von Rebendigbegrabenen, die zu langsamem Tode verurtelt waren erite bemerkenswerte Ergebnis bei den Lösungsversuchen wäre die trifft, werden auch auf den Frieden übergreifen müssen, aber oder in der Dede ihrer dunklen und feuchten Verließe zum Wahn­Serstellung eines innigen Zusammenhanges von wissenschaftlicher Durchfiebung des Heeres gelegentlich der Demobilisierung, wie sie finn getrieben wurden. Hier begann das Märtyrertum der Forschung, ärztlicher Braris und janitätstaktischer Organisations vielfach gefordert wird, ist schwer. Sie würde weit mehr Aerzte Dezembristen, die zuerst in Rußland die Republik und die Auf­arbeit. Im Anfange des Krieges fehlte dieser Zusammenhang noch, beanspruchen, als wir zur Verfügung haben. An der Diskussion bebung der Reibeigenschaft auf ihr Banner schrieben. Hier wurden obgleich fich der förperschaftliche Geist des Militärärztekorps mit beteiligte sich Professor Finger mit der Forderung, das vorbildliche die Dichter Rylejet und Schewtschento, Dostojewsky, Balunin, feinem Augenblid gegen das tameradschaftliche und gegenjaslose dänische Geses vom Jahre 1906 mit seiner Anzeigepflicht und Tichernischewith, Bifarem und so viele andere von den besten Zusammenwirten mit den einberufenen Zivilärzten ftraubte. Es 3wangsbehandlung auch der angestedten Männer unter Anpassung Schriftstellern unferer Zeit eingefertert. Hier wurde Karalofom ge­war Sache der Heeresverwaltung, die volle Vereinheitlichung ber- an unsere Verhältnisse nachzubilden. Der Lemberger Professor foltert und gehängt. In den Quadern der Wände des kleinen Hofes zustellen, indem sie den hervorragenden Männern der medizinischen Dr. Bulasiewicz schilderte hierauf die Verhältnisse seiner Bater- hängen in liebermannshöhe schwere eiferne Ringe, deren jeder in Fakultät, ohne fie in die militärische Rang- und Dienstordnung ein- ftadt, die sich insbesondere unter dem Einfluß der russischen der Tradition der Petersburger einen berühmten Namen trägt, einen zupferchen, die nötige Autorität einräumte und ihnen gewissermaßen Invasion übel gestaltet haben. In bezug auf Geschlechts- jener, die dort gehängt wurden. Die Peter- Pauls- Festung ist ein eine wissenschaftliche Kommandogewalt übertrug. Das ist geschehen, frankheiten weist nämlich kein Seer eine so erschredende Statistit Denkmal der fürchterlichsten Grausamkeiten und Scheußlichkeiten der und wie ersprießlich es war, flingt vor alleur aus der Rede wieder, auf, wie das russische; die meisten der zu uns eingelieferten ruffi- Tyrannei." bie der Armeegeneralstabschef Generalmajor Dr. Bardolff aur Be- fchen Verwundeten find angeſtedt. grüßung der Versammlung, an der auch deutsche und türkische Es sprach noch der deutsche Felbarzt Dr. de Roche über die erste teilnahmen, hielt. Generalmajor Dr. Bardolff legte übrigens Ursachen des Fledfiebers und zeigte Präparate, darunter faden­Wie der Pranger in Alt- Berlin aussah. mit dieser Ansprache, die sich in gar feine allgemeinen Betrachtungen förmige Gebilde, die sich im Magen und Dorm der Laus vorge­In Bien sind dieser Tage Brangertafeln errichtet worder, an erging, sondern sich ausschließlich dem fonkreten Stoff zuwandte, funden hatten. Es gab weiter ausführliche Referate über Gefäß- denen alle Striegsausbeuter und Bucherer in schwarzen Lettern zur gleichsam die Gleise für die folgenden Disfusfionen, die sich zeit­weilig sehr lebendig gestalteten und sich so zivangios abwidelten wie irurgie, über Schenkelbrüche und über Epidemiespitäler; die breite Abschredung der Nachwelt überliefert werden sollen. Berlin hatte, intime Ausschußberatungen. Sowohl nach seiner Dauer, als auch Deffentlichkeit wird aber vor allemt interessieren, was die Militär- was wenig bekannt sein dürfte, schon Mitte des 15. Jahrhunderts ärzte Dr. Hohlbaum und Dr. Heinz über die oft außerordentlichen einen wirklichen Pranger. Der Kaat", wie der Pranger im Berliner nach seiner Ausdehnung und Intensität gab der Strieg ein wesentlich Schwierigkeiten des Abtransportes der Verwundeten Bolksmund hieß, hatte feinen Standort am Rathaus. Er bestand anderes Bild als jeder frühere. Die Verlustziffern boten eine Ueber­raschung, und es dauerte Monate, ehe sich die Organisation des und Kranken berichteten. Die Schwierigkeiten beginnen schon im aus einem hohen Pfahl mit einem schweren eisernen Hals­Fedjanitätswesens der Wirklichkeit anpassen konnte. Zum Schlusse Schüßengraben, dessen winkelige Laufgräben die Verwendung der band. An dieses Halsband wurde der Delinquent angeschlossen und feiner Ausführungen wendte sich der Redner den zukünftigen Auf- ragbahre oft unmöglich machen. Man müßte den Verwundeten durch den Büttel öffentlich gezüchtigt. Ein großer Volkshaufe, der gaben des Militärarztes zu. Die Demobilisierung, sagte er, wird an mancher Stelle hochheben und ihn neuerdings dent feindlichen fich nicht felten in derben Verwünschungen gegen den Verbrecher er­Feuer aussehen. Um das zu vermeiden, ist oft notwendig, den ging, bildete die Deffentlichkeit". Neben dieser öffentlichen Prügel­bem Heer die trefflichten Herzte wieder entziehen, ihre Erfahrungen Verwundeten samt der Bahre aufrecht zu stellen, und man bemüht firafe diente der Branger noch der Bestrafung der Wortbrüchigen aber müssen uns erhalten bleiben. In Zukunft wird der Militär­arzt in noch viel engerer Fühlung mit der tätigen Wissenschaft, der sich jetzt, auch Tragbahren zu konstruieren, die das ohne Schaden durch Verächtlichmachung. Der Genasführte konnte nach Antrag beim Zivilarzt aber auch in Fühlung mit der Armee zu bleiben haben für den Patienten ermöglichen. Sehr erheblich sind die Schwierige Magistrat und erhaltener Erlaubnis den Wortbrüchigen im wahrsten In seinem Zusammenwirten mit der tätigen Wissenschaft hat das teiten des Abschubes der Verwundeten im Bewegungsfriege, wo Sinne des Wortes abmalen". Vor versammeltem Wolfe fonnte er Feldsanitätswesen unzweifelhaft einen großen Erfolg erzielt, gegen die Hilfspläße und Sanitätsanstalten immer mit in Bewegung den falschen Freund in Wort und Bild satirisch kennzeichnen. über der einzigen Tatsache, daß wir den Krieg heute seuchenfrei find. Bei Choleraepidemien hat sich der Zustand der Kranten durch Berliner Humor zeigte sich bei dieser Gelegenheit in schönster Blüte. führen und die schlimmsten Geißeln früherer Feldarmeen beseitigt den Transport gewöhnlich verschlimmert. Man hat daher vielfach Je wißiger, und derber der Geprellte den sehr Ehrenwerten Herrn haben, muß jede Kritik verstummen. in solchen Fällen Epidemiebaraden unmittelbar hinter der Front" geißelte, je größer war der Beifall des stets zahlreich ver­Das moderne Richteramt des Prangers improvifiert und mit dieser Maßregel eine überraschend große Zahl fammelten Bublifums. hat heute bie Bresse übernommen. bon Heilungen erzielt.

Die eigentliche Beratung eröffnete Oberstabsarzt Dr. Früh auf mit einem Bortrage über den allmählichen Aufbau des Sani, tätswesens vom Ariegsbeginn bis heute, er schilderte, wie man sich durch raschen Abschub der Verwundeten und Kranten ins Hinter land behelfen mußte, bis es gelang, die Anstalten des Etappen raumes mit allen modernen diagnostischen und therapeutischen Be­helfen zu versehen. Heute arbeitet teine Klinit des Hinterlandes mit besseren Mitteln und insbesondere innerhalb der zweiten Armee ist das Sanitätswesen heute seinen Aufgaben völlig gewachsen.

Ein anschauliches Bild des Fortschrittes, den der ärztliche Feld­Dienst seit Kriegsbeginn gemacht hat, gab Professor Baldauff. Dieser Fortschritt bleibt hinter dem der Kriegstechnik teinen Zoll surid. Die erstaunlichste Leistung aber ift bas völlige Niederringen ber Seudjen. Der Colbat früherer Kriege hatte zehnmal mehr die Cholera und den Thphus zu fürchten als die Feindesfugel. Diesmal ist das Verhältnis der Todesfälle durch Krankheit zu jenen durch feindliche Einwirtung wie 1: 8. Dabei hat ber Krieg bisher unbe­Yannte Aranfheiten hervorbrechen lassen, wie die anstedende Gelb jucht und das wolhhnische Fünftagefieber. Selbst mit dem so ge­fürchteten ledtyphus ist die Braris fertig geworben und hat wenig stens diese schredliche Seuche verstehen, eindämmen und vermeiden gelernt. Der Wert der Schuhimpfungen ist heute, wenn die Frage auch noch nicht völlig geflärt ist. zweifellos sichergestellt.

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aus!"

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiromant

von Gabryela Savoista. 19in Was ist denn?" fragte er, siehen Sie den Mantel Janka legte ben Mantel ab. In den schwarzen Bein­Meibern und einer dunkelgrauen Samtbluse fah sie sehr graziös und reizvoll aus.

Eagejet entging auch dies nicht, aber um seine Haltung zu bewahren, begann er, an dem Mantel nach irgendwelchen Beichen zu suchen, die ihm beweisen sollten, daß er Razio gehörte.

..Hier ist weder ein Zeichen, noch ein Monogramm," ſagte er und begann die Taschen durchzusuchen. Er fand einige nichtsjagende Zettel, aber schließlich langte er nach einer Tasche und zog eine Broschüre heraus.

Er trat ans Sicht und begann zu lesen.

Ich habe hier nur einen knappen und dürftigen Auszug aus dem reichen Inhalt der Diskussionen gegeben. Das übrige hat wohl nur für den medizinischen Fachmann und Sanitätsorganisator Interesse. Daß dieses Interesse gewahrt wird, dafür hat das Sommando der ziveiten Armee durch Herausgabe eines ausführ­lichen protokollarischen Berichtes gesorgt.

Das Petersburger Staatsgefängnis .

Notizen.

Der

Aunstabend. Am Mittwoch bringt im Sturmlokal, Boisdamer Str. 134, Rudolf Blümer Dafnislieder von Arno Holz und die Tragikomödie von August Stramm : Rudimentär" zum Vortrag. May Reinhardt wird im Kopenhagener Neuen Theater Das Gefängnis, in das die Revolutionäre die russischen Minister im Mai und Juni ein Gastspiel( Drama und Operette) geben. Ein deutsches beater wurde in Rumäniens Haupt­geworfen haben, dürfte die berühmte Beter- Baulsfeftung fein, die Hitabelle der Residenz. Es ist eine Liliputfeftung, und Beter der stadt mit Goethes Iphigenie" eröffnet. Große war feineswegs ein militärisches Genie, wenn er etwa dieſe Der legte Romanow . Es ist zwar verfrüht, vont Festung angelegt haben sollte in der Abficht, die die Newa herauf- legten Romanow auf dem russischen Thron zu sprechen. Aber wer tommenden feindlichen Schiffe zu beschießen. Dazu find die immer ihn wieder erflettern mag, ein Romanow ist es sicher nicht, Bastionen zu hoch und zu nahe dem Wafier gelegen. Mehr auch wenn er sich so nennen mag. Der legte Romanow , und ztvar als ein paar Kompagnien Soldaten können diese Mauern auch aus der Linie Romanow- Gottorp war jener Peter, der als Gemahl nicht beherbergen. Im günstigsten Falle kann man mit den Katharinas II. figurierte. Die Ehe war aber finderlos, und Paul I. , Kanonen dieser Festung das Winterpalais gegenüber, die Börse ihr Sohn und Nachfolger, von dem alle russischen Kaiser seitdem sich nebenan oder die Tiere in dem an die Festung grenzenden 300- herleiten, war nach ihrem eigenen Zeugnis der Sohn eines ihrer loogischen Garten befchießen. So ist es denn erklärlich, daß die Günstlinge.

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Wer zum Teufel?" ließ sich eine ärgerliche Stimme ver

Janta begriff zunächst nicht die Bedeutung seiner Worte, aber sie fühlte, daß ein furchtbares Unglück über sie hereinnehmen. brach, und daß es nicht nur sie, sondern auch Kazjo, ihren Vater und Kligti, mit einem Wort ihre Mernächsten traf.

Zagejew versant wieder in die Lektüre des Briefes. Es war ein Brief aus Aratau, der an Stazio die Mitteilung ent­hielt, daß Stligki übermorgen eintreffen und die verabredete Bare" mitbringen würde. Dann wurden einige englische, eine Genfer und die übrige ,, Bare" genannt. Der Brief bot dem geübten, schlauen Auge des Polizeimeisters feine Schwierigkeit. Die vorher gefundene Broschüre und die Proflamation, die mit den Worten begann: Nieder mit dem Barentum!" verschafften vollständige Klarheit.

Im ersten Augenblic war Zagejem wie geblendet. Wie? Das, wovon er träumte- eine Propaganda auf­zugreifen und auf diese Weise die Gendarmerie zu blamieren, Sie ihr nicht auf die Spur kommen konnte, war ihm förmlich zugeflogen.

Das fonnte ihn vor der Behörde ins beste Licht stellen Im Ru veränderte sich sein Gesichtsausdruc. Etwas und vielleicht sogar alle seine Gewalttaten bertuschen, für die von einem. Raubvogel, wenn er die Beute aus der Ferne er zur Verantwortung gezogen werden sollte. Außerdem fügte erblidt, zudte in feinen Zügen. Die Broschüre war eine es sich ganz ausgezeichnet, daß gerade Horstis Kinder in diese fozial- nationale Propaganda, in der ein Eremplar einer Angelegenheit verwidelt waren. unlängst im ganzen Gouvernement berbreiteten Profla- Damit wollte er Horsti beschäftigen. Und es wahr wohl u bezweifeln, ob Horšti noch an den Protest denken würde, wenn sein eigenes Haus vom Unglück betroffen wurde.

mation lag.

Zagejen ließ feine zitternde Hand noch einmal in die Tasche versinken und zog einen Brief heraus.

Janfa beobachtete ihn und ertannte, daß es derselbe Brief war, den Kazio in der Hand hielt, als er ihr Zimmer betreten hatte, und den er mechanisch in die Manteltasche ge­

stedt hatte.

Sie faßte plöglich Mut und versuchte zu protestieren. " Ich bitte Sie, lesen Sie den Brief nicht!" Ein farkastisches Lächeln verzerrte Tagejews Gesicht. ,, Nicht lesen? Ei! Ich darf alles lejen, liebes Mädchen - das ist sogar meine Pflicht. Ja, ja... sehr schön!. Ein feines Nest... Gott sei's gelobt, endlich habe ich euch abgefaßt!"

Er jah Janta mit furchtbar blizenden Augen an. ,, Und Sie, mein Fräulein, begleiten angeblich Ihre Freundinnen in der Nacht und tragen dabei in der Tasche Propagandaschriften zum Verteilen. Schon gut! Ihr Brüderchen treibt wohl auch solche Schere?" predel

Tagejew ballte die Fäuste trampshaft und bohrte die ägel tief ins Fleisch, um durch diesen Schmerz alle Geistes­gegenwart zu sammeln. Er fühlte, daß er in diesem Augen­Blick selbständig und entschloffen handeln müsse. Er hatte die Trümpfe in der Hand und mußte sie ausnuten.

Da vernahm er Schritte auf der Treppe.

Er ging zur Tür und öffnete jie.

Semipudow wollte nach der Kanzlei.

" Ich bin's- Semipudow!" Was gibt's?"

Semipudom meldete, daß Markowski sofort beim Polizei­meister erscheinen sollte.

Mit zorniger Bewegung wurde die Tür von innen ge­

öffnet.

Markowski erschien halb angekleidet.

Was ist denn los, zum Teufel?" fragte er. " Ich kann's nicht sagen!" erwiderte Semipudoin. Unterdessen hatte sich Juzia der Tür genähert. Sie hüllte sich eiligst in ihr Tuch. Augenscheinlich benutzte sie gern das Dazwischentreten des Polizisten, um Markowstis Liebes­bezeigungen zu unterbrechen. Sie war blaß und hatte die Augen b hat bo Tränen.

Als Semipudom fie erblickte, freute er sich. ,, Sie sollte ich auch holen, Fräulein," fagte er eilig. ,, Mich?"

Ja... Sie find doch das Hausmädchen von Sorstis!" Juzia rang die Hände.

Jesus Maria! Was ist denn Ios?"

Aber Markowski, der die Uniform anzog, beruhigte fie. Hab teine Angst, Liebste, ich komme mit!"

Alle gingen die Treppe hinunter. Die kleine Betroleum­lampe beleuchtete Tagejew.

trat

"

Was ist geschehen?" fragte Markowski auf Nussisch. Ach, sie ist hier?"

" Ja, hier bei mir!" erwiderte Markowski trokig und " zwischen Juzia und seinen Vorgesetzten, wie zur Ver­teidigung feiner Geliebten.

Aber Tagejem achtete nicht auf seine Frechheit.

"

Lauf du nach Hause," befahl er Juzia, bring Kleider und Röcke von deinen Fräulein, einen Mantel, einen Hut,

Ruf mir sofort Martowsti her," sagte, und hol das ein paar Hemden und was sonst an Wäsche fürs erste nötig ist, und komm sofort wieder zurück. Verstanden?" Dienstmädchen Juzia von Horstis." Er blickte auf die Uhr.

" Zu Befehl!" erwiderte Semipudow in strammer Haltung.

Zagejem ging auf den Treppenflur, doch ließ er die Tür nicht aus der Hand, als fürchtete er, daß der Glücksbogel, den er gefangen hatte, fortfliegen könnte.

Semipudow flopfte an Markowskis Tür.

jekt!"

Und stillschweigen! Nicht ein Wort verrätst du! Lauf

Geh!" bestätigte Markowski seinen Befehl.

Juzia ging gehorsam die Treppe hinunter. An der Bie­gung blieb sie stehen.

( Forti. folgt)