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Mr. 80.- 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donerstag, 22. Mär

Brot...!!

Lisaweta hatte alles Vermögen, sich zu bewegen, verloren; fie stellt und die Aufmerksamkeit darauf lenkt, daß jederzeit gegen fühlte ihre Glieder nicht mehr und hatte nur noch das eine Gefühl: 20 Mädchen gegen Söhne fommen", und schließlich ist sein Haupt­wenn jemand jest nach dir schlagen würde, so würdest du zer- augenmerk auch wegen der Methode wichtig, die die Beobachtung fpringen, wie ein Giszapfen zerspringt, der von der Höhe des Daches auf die Straße hinabfällt. Aber sie fühlte doch, daß sie noch lebte, denn sie merkte, wie es sie zu schwindeln begann, und wie tausend un- Nein, fie fonnte nicht mehr langer! Und sie stieß einen Angstschrei Nabeln mit unerträglichem Schmerz in ihre Haut drangen. aus und sant in den Schnee.

Ein Bild aus den Vortagen der russischen Revolution 1917. Nach dem Russischen   von Werner Peter Larsen. Durch die enge, schmuhige Gasse schlängelte sich eine schier übersehbare Menschenkette dahin. Das Thermometer zeigte dreißig Grad und der Schnee lag hoch, aber trotzdem machte die finstere Gasse den gleichen abstoßenden, schmuzigen Eindruck, wie zu allen anderen Jahreszeiten, ja es war, als sei aller Unrat, der sich in ihren Rinnsteinen herumtrieb, in der eisigen Stälte zu großen Maßen zufammengefroren, um die Luft mit seinem Gestant nur um so besser verpesten zu fönnen.

Die Gasse war die Hauptstraße von Peschi  , dem Armenviertel von Petersburg  , und die Hunderte von Frauen, die sich in ihr auf­gestellt hatten, warteten nun. feit Stunden bereits zähneflappernd im Februarfrost, um von der Verteilungsstelle ihren knapp bemessenen Anteil an Brot zu bekommen.

D, es ging ihnen in diesem Winter in der Tat unerträglich schlecht! Wie lange mochte es schon her sein, daß sie das legte Vial einen vernünftigen Bissen gegesien hatten? Ein Jahr oder gar noch länger vielleicht. Und früher hatten sie für ihr Geld wenigstens doch noch irgendetwas bekommen, aber jest mochten ste Geld haben oder nicht, sie bekamen doch nichts, es wurde von einem Tage zum anderen schlimmer. Wie follte das noch werden? Und wo waren all das Brot und Fleisch und die anderen Sachen hingekommen? Ja, wer darauf hätte antworten tönnen! Für den Krieg brauchen fie's," iagten die einen, gestohlen haben sie's," schrien die anderen. ,, Aber es mußte doch wohl mit dem Striege zusammenhängen, denn erst seit der ausgebrochen war, war diese Not über das Volk gekommen.

Manchmal war einer unter der Schar der Wartenden, der die Zeitung zu lesen verstand und erzählte, nun habe Rußland   gewaltige Siege über die Feinde davongetragen, und nun zeige es sich, daß niemand gegen den Zaren und seine Soldaten bestehen könne. Ganz Europa   werde bald Rußland   zu Füßen liegen und dann werde man alles Geld nehmen, das die Feinde überhaupt haben, und werde es unter das Volk verteilen, und bei jedem würden die Silber­rubel in den Taschen flimpern, und alle Not werde auf einmal ein Ende haben. Das mächtigste Reich von der Welt werde Rußland  fein...!

Einstiveilen aber hungerte man noch. Die Brotverteilungsstelle wurde erst um acht Uhr morgens geöffnet, seit acht Uhr abends aber standen die Wartenden bereits auf ihren Bläßen, denn jeder­mann wollte möglichst vornean sein, um nicht mit leeren Händen abziehen zu müssen.

Lijaweta war als eine der Ersten gekommen; sie stand un­mittelbar an den Stufen, die zur Verteilungsstelle hinanführten, und dieser Gedanke wärmte fie gleichsam in der schneidenden Kälte.

Nicht ein einziges Brödchen Brot im ganzen Haus! Die Kinder, die den Tag über gehimgert hatten, hatten sich, als sie ging, eins nach dem anderen in Schlaf geweint, und nur Ssonja, die älteste, hatte lange nicht einschlafen können, weil sie so furchtbar fror. Da hatten es die vier anderen schon beffer, die alle in ein Bett gefrochen waren, um sich gegenseitig warm zu halten... Aber Ssonja nun ja, fie hatte ja eigentlich nicht einmal etwas, um sich zuzudecken, nichts als den alten, zerschlissenen Rock, den der Bater zurüdgelasseu, als er Soldat werden und weit fortziehen mußte. Und seitdem hatte man nichts wieder von ihm gehört..

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Lisaweta trat von einem Bein auf das andere und stampfte da­Bei tüchtig auf, um die Füße zu erwärmen. Welch eine qualvolle Kälte das doch war! Es war, wie wenn die Zungen der wartenden Frauen ihnen im Munde angefroren seien; feine sprach auch nur ein einziges Wort, ja beachtete die anderen auch nur. Es war, wie wenn die Kälte ihnen bis ins innerste Herz gedrungen sei, um sich dort zu der Erkenntnis zu verdichten: alle, die da neben und vor und hinter bir stehen, sind deine Feindinnen, gegen die du aus allen Seräften anfämpfen mußt, denn ein jedes Brot, das eine von ihnen davonträgt, das nimmt sie ja dir und deinen Kindern!... Benn sie nicht alle sp unendlich müde getveien wären, so wären sie viel­Teicht in plöslicher Verzweiflung auf einander losgestürzt und hätten geichrien, gefragt, gebissen und sich gegenseitig die Haare ausgerauft; so aber standen sie schweigend und finster und starrten aus hohlen Augen in die stille, eisige Nacht.

Im Osten zog qualvol langsam die Morgendämmerung

herauf.

48]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska.

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großer Massen als Weg zur Erkenntnis der Regelmäßigkeit scheinbar zufälliger Erscheinungen verfolgt. Süßmilchs Persönlichkeit ist heute ziemlich in Bergessenheit geraten. Unvergessen ist zwar, daß er bei bei Maupertuis  , in hohem Ansehen stand; allein über seinen äußeren Friedrich dem Großen und den Gelehrten der Akademie, namentlich Lebensgang liegen nur die dürftigsten Nachrichten vor. Man weiß fei, aber feine machte Weiene, auch nur einen Finger zu rühren: Die anderen reckten die Hälfe, um zu fehen, was da vorne los von ihm, daß er am 3. September 1707 in Berlin   geboren wurde, eine Feindin weniger also! Und nun sollte ja die Brotverteilung Halle ſowie dann länger, als zu jener Zeit üblich war, studierte und sich in in Jena   mit Rechtswissenschaft, Medizin und auch bald beginnen! naturwissenschaftlichen Gegenständen und erst zuletzt mit dem Zwei Gendarmen fanden sich ein, um nach der Ordnung zu Studium der Theologie beschäftigte; dann war er eine Zeit sehen, hoben die am Boden Liegende auf und seßten sie auf die lang Erzieher in der Familie eines Generals, hierauf begann seine Treppenstufen, ganz vorne an bei der Tür, damit sie als erste ihr Laufbahn als Prediger: Er wurde zuerst feldprediger im Kald­Brot bekommen solle. Aber sie fant um Steinschen Regimente", mit dem er einen Teil des ersten schlesischen nur noch das Gefühl, so furchtbar, so unendlich müde zu sein und Beit Zandprediger, aber bereits 1742 war er in Berlin  - Köln   Probst Der stechende Schmerz im Körper war vorüber und sie hatte Krieges mitmachte; darauf war er wahrscheinlich eine kurze ganz stilleliegen zu wollen. Ja, es war fast, als sei die Wärme in und Konsistorialrat. Den Rest seines Lebens verlebte er in Berlin  , ihren Störper zurückgekehrt, und die Sonne scheine... heiß, wie sie wo er sich neben feinem Amtsgeschäften ausschließlich der Ver­manchmal im Hochsommer scheint... die Sonne scheine ihr direkt bindung von Religion und Staatskunde widmete, als die er feine in die Augen und mache lauter fleine Sternden vor ihnen auf- Bevölkerungslehre anjah. flimmern... Und dann kam eine ivarme, rosa Solte gefahren und fuhr sie aus der schmutzigen, engen Gaffe beim zu den Kindern, die eine ganz warme Stube hatten und in schneeweißen Betten schliefen. Und am Tisch stand jemand, der ihr den Rücken zuwandte, und sich am summenden Samowar zu schaffen machte einen Jubelruf aus: Petja, ihr Mann, war aus dem Kriege heim Ste stieß gekehrt! Ah, und wie die ganze Stube nach Tee und frischem Brot Suftete da auf dem Tisch lag ja auch ein ganzer Berg auf geschichtet! Und Betja lacht sie glüdlich an, dreht seine Taschen um, heraus fällt, flirrend und flimpernd, nichts als Gold und aber mals Gold, alles Gold, das er den Feinden abgenommen hat.. Nein, so glücklich war Lijateta zeitlebens noch nie gewesen.! Die Tür der Verteilungsstelle wurde von innen geöffnet und Lijaweta fiel mit dem Oberkörper in das Lokal hinein. Sie war tot, und über ihre Reiche hinweg drängten die anderen schreiend und freischend vor. " Brot! Brot! Brot!". fchien ein einziger wilder, alles über tönender Schrei durch die enge, fchmußige Gasse, durch die Stadt, ja über das weite, zermarterte Rußland   hin zu flingen..

Zarismus.

Die Seele preßtest du mit hartem Zwang, Nun drängt ein Frühling sie zum Licht empor, Den Geist erdrücktet du mit wildem Drang, Nun bricht mit heißem Aufschrei er hervor. Wie unter starrem Eis die schaffenden Gewalten Beim Lenzessturme nicht mehr aufzuhalten, So strömt der Freiheit Woge uferauf Und eine Leiche spült sie mit hinauf.

Jahrhundertlang lag Rußlands   Flur in Weiß, Zot und erstarrt war sein lebend'ges Leben, Nun schmilzt das warme Blut der Fesseln Eis Und Freiheitsbäume in den Himmel streben. Der alte Stamm des Jochs war längst verfümmert, Bom Phosphorlicht des Moders fahi umflimmert, Nun fällte ihn die blanke Art der Zeit

Es blüht und wächst aus tiefgetragnem Leid.

W. S.

änderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode Süßmilchs Hauptwert Die göttliche Ordnung in den Ver­und der Fortpflanzung desselben erwiesen", dessen erste, 1741 er schienene Ausgabe übrigens zu den Seltenheiten gehört, steht bei gute, Statistikern noch heute im hohen Ansehen. Es fam Süßmilch   zu naturwissenschaftlichen Dingen beschäftigt hatte, doch litten die daß er sich mit vielen, namentlich) medizinischen und Untersuchungen darunter, daß Süßmilch die Anwendung der mathe­matischen Wissenschaft auf weltliche Dinge- damals etwas Neues­nicht richtig zu handhaben gelernt hatte; Süßmch felbst erkennt willig an, was er seinen Vorgängern verdankt; diese Vorläufer Süß­milchs werden aber durch seine grundlegenden Arbeiten weit in den Schatten gestellt. Er trug alles zusammen, was er zu seinen Zwede irgend auftreiben fonnte, um die eberaus große, schöne und voll­fommene Ordnung" der Welt aufzuzeigen, und dabei mußte er alle erdenklichen Hilfsmittel heranziehen. Es tam ihm darauf an, all­gemeine Regeln aus möglichst vielen Einzelfällen aufzubauen; dazu zog er die Kirchenbücher heran und regte die Herren Superinten denten und Prediger des Landes" an, ihm Unterlagen für seine Be­obachtungen herbeizuschaffen, und so brachte er nicht nur aus Deutsch­ land  , sondern auch aus dem Ausland eine ganze Menge statistisches Material zusammen. Eine ganze Reihe von Begriffen, die Süßmilch  einführte, sind bis heute beibehalten, so das Maß der Sterblich­feit", wie er das Verhältnis der jährlich Sterbenden zur Zahl der Lebenden bezeichnete. Süßmilchs Methoden wurden zwar nicht all­gemein anerkannt, vielmehr wurden seine Anhänger von den Gegnern Tabellenfnechte" gescholten, wohl aber hatte die Gött­liche Ordnung" zunächst den Erfolg, daß die sogenannten Popu lations( Wolfs  -) listen wieder aufgenommen, fortgeführt und vers bessert wurden, ja im Juni 1747 ordnete Friedrich II.   an, daß in allen Provinzen Listen aufgestellt würden, die die Unterlagen zur Kenntnis der Entwicklung der Bevölkerung enthielten, und bestimmt. daß solche Listen für die letzter 15 Jahre nachträglich zusammen gestellt würden. Auf den von Süßmilch   geschaffenen Grundlagen konnte der Belgier Quetelet   dann weiter bauen.

Notizen.

"

- Theaterchronif. Die Neue Deutsche Bühne bringt Sonnabend nachmittag im Theater des Westens   zum erstenmal Grillparzers König Ottolars Glück und Ende" zur Aufführung.

Biener Voltsbildung im Kriege. Die Wiener Volksbibliotheken, die jedem Mitglied des( politisch neutralen) Volks bildungsvereins gegen 2 Kronen Jahresbeitrag frei zugänglich sind, haben durchweg eine mächtige Steigerung der Bücherentlehnungen zu verzeichnen, z. B. im 3. Bezirk  ( Landstraße) 1916 um 25 000, im Jugendschriften finden starke Nachfrage.

Vom Feldprediger zum Begründer der Statistik. 16. Bezirk( Ditairing) 40 000 Bände. Auch die sorgfältig gewählten

Zum 150. Todestage Johann Peter Süßmilchs, 22. März.

Die wissenschaftliche Bevölkerungsstatistik im heutigen Sinne be­ginnt mit den Untersuchungen des Berliner   Theologen Johann Peter Süßmilch  . In seinem Hauptwerke findet sich der Grundgedante einer Bevölkerungstheorie zum ersten Male ausgesprochen, eine Matrimonial­( Ehe-) statistik findet sich zuerst bei ihm, Süßmilch   ist auch der erste, der die Verteilung der Geschlechter unter Neugeborenen wirklich fest­

es

Razjo stand unwillkürlich vom Stuhl auf. " Ich? Warum denn?"

" In wenigen Minuten kommt die Polizei, um Sie zu berhaften und ins Gouvernement zu schicken ich weiß Vielleicht find sie schon da! Fliehen Sie!" Sie nehmen Semipudow und Pluskin und gehen in Lebens nicht erhofft... Stazio wurde bleich. Das hatte er an der Schwelle des einer Viertelstunde zu Horsti. Dort verhaften Sie den Gym- zelle eines russischen Gefängnisses? Er blickte Juzia scharf Ein langes Sterben in der Einzel­nasiasten Horsti, der vor furzem angekommen ist!" an. Ihre Erregung, ihr totenblasses Antlig waren deutliche Verhaften?" Ja! Und bringen Sie ihn sofort in einer Droschke Zeichen, daß sie die Wahrheit sprach. Die Jugend regte sich und bringen Sie ihn sofort in einer Droschte in ihm, jene Jugend, die nach Wonne, Lust und Freiheit nach dem Bahnhof. Der Zug geht in einer halben Stunde ab. Sie steigen mit ihm und den beiden in ein Abteil zweiter begehrt. Wie ein umzingeltes Wild sprang er auf, sich zu Klasse und reisen nach der Gouvernementshauptstadt. Ich reise mit seiner Schwester im Nebencoupé. Sie dürfen nichts voneinander wissen. Das Fräulein wird weinen. Haben Sie

"

verstanden?"

Einen Augenblick herrschte Schweigen. Schließlich fagte Markowski:

Haben Sie eine Veranlassung, diefen jungen Mann zu berhaften?"

Sagejem stampfte mit dem Fuß auf. ., Wahrscheinlich!

Im übrigen tun Sie, was ich Ihnen

retten.

Wo ist mein Mantel, meine Müße?"

Augenblid fommen. Hier ist Vaters Mantel und Hut." " Ich weiß nicht junger Herr Sie tonnen jeden

Sie fleidete ihn eiligst an.

Den Vater werde ich benachrichtigen." Und die Schwefter?

,, Sie ist fortgegangen. Seien Sie umbesorgt und reisen

Sie!"

Ihr Instinkt sagte ihr, daß fie von Jantas Verhaftung befehle! Auf meine Verantwortung! Und besorgen Sie alles nichts erwähnen dürfe. Sie wußte, daß es Kazio von seiner Flucht zurückhalten könnte. Stazio eilte zum Schrank und nahm allerlei Broschüren

Yeise und unauffällig."

Gut!.

Droschte!"

-

Die heilige Stadt der Jntas wurde von Professor Bingham in Peru   wieder entdeckt. Die heilige Stadt Tampu- Loffe haben selbst die spanischen Eroberer nie erreicht, da sie von den Eingeborenen, immer irregeführt wurden. Durch reichen Pflanzen­wuchs verborgen, hat sich diese bedeutende Ruinenftätte mit ihren Festungsmauern, Häusern und Tempeln recht gut erhalten.

Stazio von ihr vielleicht etwas wußte, und aus Verachtung feine Hilfe von ihr nehmen wollte. Und plöglich fiel sie vor ihm auf die Knie, füßte seine Snabenhände und stammelte schluchzend:

Ich bin eine Sünderin, das ist wahr, aber ich will meine Sünden büßen... Jch... Lassen Sie sich von mir retten!" Stazio beugte fich über sie, drückte einen Ruß auf ihre Stirn und sagte schlicht: Ich danke Ihnen!" ,, Gehen Sie mit Gott  !"

Sie führte ihn zur Treppe, lief voraus hinunter, über­zeugte sich, daß die Polizei noch nicht in Sicht war, und blieb so lange im Hausflur stehen, bis sie die Droschke, in die er gestiegen war, um die Ecke verschwinden sah.

Gott   rette ihn!" flüsterte sie innig, die gefalteten Hände an die Brust brückend.

Dann ging sie wieder hinauf und begann Jankas Sachen zusammenzulegen.

"

Wo mögen sie wohl das arme Fräulein hinschleppen," dachte sic. Plöglich ließ sich die Klingel der Entreetür vernehmen

und

gleichzeitig trat Plustin durch den Küchenaufgang ein. verbrannt hatte, öffnete die Tür. Juzia, die noch vorher Razjos Briefe und Broschüren

Semipudow, such' Pluskin und hol' eine und Zettel heraus. Aber seine Hände zitterten. Juzia be. berbrannt hatte, öffnete die Tür.

-

-

Juzia lief wvie rasend die Treppe hinunter. Auf der Straße stolperte sie im Laufen über das holperige Trottoir. Verhaften wollen sie ihn, das verfluchte Back! Die Rinder verhaften! Bartet ihr Spitzbuben! Wartet nur, ihr Hunde!"

Sie stürzte in die Küche. Am Herd faß die Köchin und schälte Startoffeln zum Abendbrot. Juzia rannte an ihr vor­über, direkt ins Zimmer.

. ,, Bist du toll?" rief die Röchin ihr nach.

In den Zmmiern war es dunkel. Juzia stürzte auf Horstis Kleiderschrank, riz von einem Bügel seinen Frühlingsmantel mit Belerine und einen Filzhut herunter und stürmte damit in Kazjos Zimmer.

Kazio saß bei dem Scheine einer Stehlampe it feiner Hausjoppe am Lisch und las. Bei dem Lärm, mit dem Juzia in die Stille hereingebrochen war, drehte er sich er­schrocken um.

" Junger Herr!" rief Juzia schwer atmend," Sie müssen

fliehen!"

gann die umherflatternden Papiere aufzulesen. " Ich werde das verbrennen!" " Ja, ja, alles!"

Als sie die Unsicherheit und Unentschlossenheit des jungen Horski bemerkte, begann sie:

"

, Sie nehmen eine Droschte und fahren so schnell wie möglich bis zur Haltestelle. Von dort mit der Elektrischen nach dem Bahnhof. Dann steigen Sie in den Zug und sehen Sie zu, wie Sie über die Grenze kommen. Man wird Sie schon hinüberschmuggeln, mit Geld ist alles möglich!"

Ja!" erwiderte Stazio fieberhaft, aber ich habe nur swanzig Rubel."

Sie lief ins Borzimmer, wo ihr Kasten stand, schloß ihn auf, suchte zwischen den Kleidern uud zog ein paar zerdrückte Bapierscheine heraus. Es waren etwa dreihundert Rubel. Sie übergab Stazjo das Geld.

,, Hier sind dreihundert Rubel oder so ungefähr. Und nun, gehen Sie!"

Stazio zögerte. Irgendetwas hielt ihn zurüd, dieses Geld anzunehmen. Wie ein Blik ging es ihr durch den Kopf, daß

Vor ihr stand Markowski.

" Ist der junge Herr zu Hause?" fragte er.

" 1

Der junge Herr?... Der ist verreist." Wohin?"

Nach Warschau  ... mit dem Fünfuhrzuge. Markowski ging eilig in den Salon, während Semi­pudow und Pluskin das Vorzimmer und den Küchenausgang bewachten. Im Salon nahm Markowski Juzia die Lampe  aus der Hand und hielt sie ihr vors Gesicht.

"

Du lägft!" fagte er turz, er ist nicht abgereift, er muß hier fein!" Juzia lächelte höhnisch:

"

Go fuchen Sie!"

Schadenfreude, daß Kazio geflohen war und dadurch Tagejews In seinem Haß gegen Lagejew empfand er eine gewisse Pläne irgendwie durchkreuzte. Aber er war Beamter und mußte seine Ehre selbst in den Augen der Geliebten retten. Er stellte die Sampe auf den Tisch, öffnete die Türen und suchte in den finstern Zimmern. Juzia beobachtete ihn mit Genugtuung. Forts. folgt.)