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Nr. 82. 34. Jahrg.

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Berliner Volksblaff.

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Telegramm- Adresse: Sezialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplas. Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 24. März 1917.

Expedition: SW. 6s, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplak, Mr. 151 90-151 97.

Russlands demokratifche Teuorientierung.

Französische Verluste bei St. Simon an der Somme, bei Margival zwischen Oise und Aisne und am Walde von La Ville­aur- Bois Fliegerbomben auf englische Anlagen bei Mudros.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 23. März 1917.( 2. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplak.

Jufolge mehrerer Borstöße eigener und feindlicher Erkundungs­abteilungen nahm an der flandrischen Front und im Arras - Ab­snitt zeitweilig die Artillerietätigkeit zu. Eine Anzahl Ge­fangener ist dort in unserer Hand geblieben.

Französische Truppen, die beiderseits von St. Simon über Somme und Crozat- Kanal gegangen waren, sind durch Angriff gegen und über diese Abschnitte zurückgeworfen worden. Der Feind erlitt blutige Berlufte und büßte 230 Gefangene fowic mehrere Maschinengewehre und Fahrzeuge ein.

Zwischen Dife und Aisne entspannen sich in den Abend­stunden Gerechte westlich und füdlich von Margival ; Angriffe starker franzöfifcher Kräfte find durch Feuer und im Gegenstoß verluftreich abgeschlagen worden. Unsere Artillerie fand auch außerhalb dieses Kampffeldes lohnende Ziele in Truppen­ansammlungen und Bewegungen.

Am Walde von La Bille- aux- Bois ist ein nad startem Heuer einfegender franzöfifcher Borstoß gescheitert.

Bei Watronville in der Wocvre- Ebene brachte ein eigenes Unternehmen 12 Gefangene und 2 Maschinengewehre ein,

Deftlicher Kriegsschauplas.

Reine größeren Kampfhandlungen,

Mazedonische Front.

Bis auf einen fehlgeschlagenen Zeilangriff in der Scen- Enge und Störungsfeuer verhielt sich der Franzose bei Monaftir ruhig.

Eius unserer Luftschiffe hat in der Nacht vom 20. zum 21. 3. englische Aulagen bei Mudros auf der Insel Lemnos wirtungsvoll mit Bomben beworfen und ist unversehrt in seinen Hafen zurückgetehrt.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin , 23. März. Abends. Im Somme und Oise Gebiet Borpoft eu­gefechte; sonst im Westen und Often nichts Wesentliche 8.

Der österreichische Bericht.

Wien , 23. März 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah. Unser geftern gemeldeter Borstoß an der Bieriezina Toftete bem Feinde ftarle blutige Berlufte. Sonst nichts zu

melden.

Italienischer Kriegsschauplah.

Reine besonderen Ereignisse.

Südöstlicher Kriegsschauplak. Deftlich des Ochrida Sees fcheiterte abermals ein französischer Angriff.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ganz Rußland der neuen Regierung angeschlossen.

Petersburg, 22. März. Die Petersburger Telegraphen Agentur verbreitet folgendes Schriftstück, das als eine neue Ansprache der Regierung an das russische Bolt anzusehen ist: Rech den lehten Nachrichen hat sich ganz Rußland mit Ein­fchluß von innland, Zurkestan und Sibirien voll und ganz der neuen Regierung angeschlossen, die die Duma mit kräftiger Unterstützung der patriotischen Truppen plöblich im Barenreiche aufgerichtet hat. Niemals ist eine Revolution jo fura gewesen wie diese, die wie eine Zündschnur von Petersburg ausging und

in wenigea Tagen das ganze Land in Flammen schte und feine völlige Wiedergeburt vollendete. Man muß die Quelle biefes offenbaren Erfolges in der Logischen Notwendigkeit suchen, die seit Jahren, und ganz befonders in der letzten Zeit, der garzen russischen Nation, die sich beffen vollkommen bewußt war, den Beweis lieferte, daß der Staat

in einen Abgrund nicht wieder gutzumachenben Unglüds geschleu­bert werden würde, und der Krieg mit Schmach verloren fei, wenn bie alte, durch und durch egoistische Regierung unter Führung einer verweichlichten Dynastie fortfahren würde, eine Politik der Bolks unterbrüdung zu treiben, die alle schaffenden Kräfte lähmte. Dar um ertönte der Ruf: Nieder mit dem alten verratte: ten Regime, es lebe der freie demokratische Staat" in Petersburg und ist von ganz Rußland einstimmig aufgenommen worden, von Rußland , das auf einen Schlag und fast schmerzlos sich der Fesseln der absoluten Monarchie entledigt hat. Tatsächlich hat der Staatsstreich nach den Schähungen Rußland mit seinen 130 Millionen Einwohnern nur

2000 Tote und Verwundete

Die Völker ertrinken in Blut.

Eine Dumarede Kerenstis.

Borbemerĭung. Der 28. Februar wer der historische Tag, an dem die Duma über die Schand­wirtschaft des Barismus Gericht hielt. Nach einer Rede des Kadettenführers und jchigen Außenministers Miljukom, der die Regierung für die Niederlagen verantwortlich machte und die Organisation des Sic. ges berlangte, sprach der Führer der Arbeiterpartet. der jenge Justizminister er enski, den die Presse den mächtigsten Mann Rußlands nennt, für den Frieden. Wir geben diese Rede, ein weltgeschichtliches Dotument, nach russischen Zeitungsberichten jo nus­führlich als möglich wieder. Die punktierten Stellen bedeuten Zensurlüden. Seb. d. B.". Aus dem gleichen Grunde hat Rußland , oder vielmehr Petersburg , das höchstens eine Woche in Unordnung war, fast Rußland , und mit Rußland ganz Europa befinden sich in ganz das normale Leben wieder aufgenommen, denn jedermann einer Krisis. Die Völker ertrinten in Blut; die schließt sich schnell dem neuen Regime an und die Zeit, da der Zar Vorräte an Menschen und Vermögen wurden im Laufe dreier und seine Günftlinge das Land erwürgten, erscheint wie ein Alpahre verschwendet und sind bereits aufgebraucht. Die mili bruck, der vor dem Licht der politischen Freiheit glücklich zerronnen ift. Diese Freiheit genießt Rußland um so mehr, da die neue Regierung ihr möglichstes tut, um

gekostet. Diese Zahl stellt einen verhältnismäßig unbedeutenden Bruchteil gegenüber der Gesamtsumme der Opfer von Revolutionen anderer Länder, die die Geschichte kennt, dar.

ohne die geringste Berzögerung die Grundsätze zu verwirklichen,

die sie in ihrem Manifest am ersten Tage, da sie zur Macht gelangt war, verkündet hatte. In der Tat find bir politische mnestie, bie völlige Wiederherstellung der finnischen Bet feifung rab anbere liberale Maßregeln militari fchen und zivilen Charakters der beste Beweis dafür. Von den Ereignissen der letzten Tage find die folgenden be­merkenswert: Die neue Regierung, die von der Bevölkerung mit Beifall aufgenommen und eifrig unterstützt wird, hob die Gou verneure und Bize gouverneure auf, von denen die als alte Barteigänger des alten Regimes be kannten verhaftet wurden, und übertrug die örtliche Berwaltung den Präsidenten der Sem st wo 8 als zeit. weiligen Kommissionen. Um das Land gegen jeden Bersuch einer Gegenrevolution

und gegen monarchistische Propaganda zu sichern, beraubte die Regierung den ehemaligen 3ar und die 3arin der Freiheit und ifolierte fie im Balaft von Barskoje felo. Der Justizminifter Rerensti brachte im Ministerrat einen Gefeßentwurf auf Abschaffung der Todesstrafe ein und traf Vorkehrungen, die Frauen zu den Wahlen für die konstituie rende Versammlung zuzulaffen. Er befahl ferner, mit allen nur möglichen Mitteln die Rüdkehr der wegen politischer Ver­gehen Ausgewanderten und Berbannten nach Rusland zu erleichtern. In den meisten Städten ist die ehemalige be stechliche Polizei durch Miliz crfekt, die aus Ein­wohnern gebildet ist und überall vollkommene Ordnung aufrecht­erhält. Eine gleiche Miliz ist auch in Petersburg eingerichtet, bas faft fein gewöhnliches Aussehen wieder angenommen hat. Die Petersburger Zeitungen erscheinen

tärische Krisis tritt in ihre lehte entscheidende Phase und die Versuche der gesamten Demofratie Europas , die für ein nüchternes eintritt, find machtlos, diesen Strudel ju hemmen, in- den sich al Leherrschenden Klassen in Europa wie die rrsinnigen gestürzt haben.

Der Ausgang des letzten Artes der blutigen Tragödie ist ned ungewiß. Die Gröfte find erschöpft und erschöpfen fich bei allen, und bevor man seiner Ueberzeugung Ausdrud gibt über den Ausgang des Kampfes und bevor man behauptet, daß wir das Bolfsvermögen ohne Ende vergeuden fönnen, muß man mit mehr Ernst und größerem politischen und menschlichen Verantwortungsgefühl in das Innere unferes politischen Gewissens blicken. Fragen Sie sich: Was haben Sie während dieser drei Jahre getan, Sie, die Sie von dieser Tribüne herab den Sieg um jeden Preis predigen? Indem Sie die Verantwortung für das ver­gossene Blut tragen, tönnen Sie behaupten, daß Sie alles getan hätten, daß Sie nicht nur den Enthusiasmus und das Pathos der Worte von dieser Stelle aus entfacht haben, son­dern auch politische Handlungen, politischen Willen mit aller Anspannung der Kräfte geltend gemacht haben? Haben Sie es verstanden, das persönliche Risiko im Kampf gegen das alte System, das das Land dem Verderben zuführt, auf sich zu nehmen? Ich spreche nicht, um zu polemisieren, ich gestehe offen, daß die Stunde zu verantwortungsschwer ist, und wir nur die Wahrheit reden dürfen..

Ich gestehe, daß auch wir, die Vertreter der Demo­fratie, nicht immer im stande gewesen sind, unsere Pflicht ganz zu erfüllen, daß auch wir nicht inmer beim Erfassen unserer historischen Aufgaben auf der Höhe gewesen. find. Ich will nicht einen Kampf der Por nicht mehr von der Zensur verstümmelt. teien entfachen, sondern ich wünsche, daß diefe Tagung im Eine freudig bewegte Menge durchzieht die Straßen und füllt bic vollen Bewußtsein der ganzen Größe der Verantwortung, die Läben. Zahlreiche politische Bereinigungen und Bcr- jekt auf uns allen ohne Unterschied der Partei ruht, erfolgt. sammlungen, welche die ehemaligen bureaukratischen Berwal- Womit belastet, mit welchen Ergebnissen treten wir vor das tungsbeamten niemals genehmigten, werden unaufhörlich abgehalten Gericht der Geschichte? Wenn man uns sagt, daß bei unferen und erfüllen die Hauptstadt mit einem engeregten öffentlichen Leben. Feinden die Stimmung immer mehr und mehr finkt, daß der Die Theater werden am Sonntag ihre Vorstellungen wieder auf­nehmen und die Lichtfpieltheater bereiten Film 8 bor, welche Gr. Feind sich erschöpft, jo tit es unsere Pflicht zu sagen, daß a it th eignisse aus der Revolution vorführen. Das einzige, was wir uns erschöpfen, daß die Stimmung unserer Volks. an die großen durchlebten Tage erinnert, find die roten ah- massen in unendlicher Progression finkt. Wir durchleben nen und Sinnbilder der Freiheit, mit denen die mei ften Hänser geschmüdt find, und die große rete Fahne auf bem Dach des interpalais, das gemäß einem Regie rungsbeschluß der Siz der demnächst stattfindenden konstituierenden Bersammlung sein wird. Die Nachrichten aus der Provinz lauten ermutigend. Sie melden fast einstimmig von der Freude der Be­völkerung, vom Joch des Sarentums befreit au fein, und von dem festen Entschluß des Landes, sich ihm niemals wieder zu bengen.

Wirren, wie sie die Geschichte unserer Heimat bisher nicht tannte. Nicht nur die politische Erkenntnis, sondern auch das wirtschaftliche Leben des Landes befindet sich in einem Chaos.

Es ist soweit gekommen, daß fürzlich ein Ministerium, als es Kohle nach Petersburg nach einer benachbarten Gou­vernementsstadt in Begleitung eines Beamten befördern ließ, diesen Zug mit einer bewaffneten Wachmannschaft bejette, um eine andere Behörde zu verhindern, diese Kohlen zu kon­fiszieren und an sich zu reißen. Wir sind bereits am Ur­ Als bemerkenswert fällt an diefer Kundgebung auf, daß zustande angelangt, wo ein jeder mit allen ihm zugänglichen. darin weder über den Hunger noch über Krieg und Frieden Mitteln die an sich gerissenen wirtschaftlichen und elementaren ein Wort zu finden ist. Diese Drei haben doch int Getümmel Rechte an einem Gut verteidigt im tödlichen Kampf gegen des Aufstandes eine laute, gewaltige Stimme gehabt. Der feinen Nachbar. Vor hins ist das gleiche Bild wie in Bar ist erledigt, aber die Drei sind wild lebendig. Einer den Zeitender französischen Revolution. Aitch Hundgebung, die das nicht respektiert, dürfte in den breiten damals wurden Produkte, die nach Varis befördert wurden, Waffen die Wirkung, die ihre Siegesfanfare sucht, nur wenig von einer bewaffneten Macht gegen Ueberfälle von feiten der beschieden sein. Provinzbehörden geschützt. Wir stehen vor dem völligen Zer­fall. Die ganze Geschichte des Baues des Staates ohne jede Byramide die vom Schweiß und Blut des unorgani­fierten Volfes geftübt wurde, und die jetzt angesichts der geschichtlichen Brüfung sich nicht einmal fähig erwies, das alte Staatsgebilde zu stüßen.

Die schweigende Opposition.

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Bern , 23. März. Lyoner Blätter melden aus Paris : Bei der vorgestrigen Abstimmung über die Vertrauens- Befizen wir wohl in diesem historischen Augenblick das frage in der Stammer enthielten sich 60 Abgeordnete der politische Berantwortlichkeitsgefühl, un unsere persönlichen, Stimmenabgabe, darunter 27 Sozialisten der Minder- um die Klaffen- und sozialen Interessen den Staatsinterefien beit und 11 Radikale und Radikal- Sozialisten. unterzuordnen? Diese Erkenntnis fehlt uns noch. Man Bei der Abstimmung waren 63 Deputierte obwesend, die sagt uns, schuld ist die Regierung, schuld sind diese Leute, die hier wie Schatten kommen und gehen. Wer führt denn Mehrzahl von ihnen Regierungsgegner.