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Nr. 82.- 1917.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Subend, 24. Mär

Tragikomödien aus dem Ernährungs­lexikon.

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cs schmeckt nach gar nicht.

vurleso

nun, nach Kriegsmus, d. h. es schmedt ganz und die 25 Santone zufammen für die Blüte und Sicherung des einiger Bundesstaates. Ist es nicht in dem gleichen föderalistischen Deutschen So gingen Muscheln und Marmeladen den Weg alles Jrdischen, Reiche ebenfo, wo ein Krieg der einzelnen Staaten gegeneinander aber leider zu frühzeitig; fic starben in Schmerzen an der Organi- ausgeschloffen ist? Warum sollten nicht in der gleichen Weise bie sationskrankheit. Bir Zeitbürger aber wollen nur hoffen, daß es Vereinigten Staaten von Europa , der europäische Staatenbund, fich um eine Kinderkrankheit handelte, deren Hartnädigteit mit aufgerichtet und so die unhaltbare, Gleichgewichtstheorie", die ihre diesen beiden Fällen endlich und endgültig überwunden wurde. Wir große Mitschuld an diesem Kriege hat, ein für allemal abgetan wollen hoffen, daß Muschelfleisch" und Striegsmus" die Teksten werden? Tragikomödien des Ernährungslerikons waren. A. B. Findet sich nicht auch heute ein Riflaus von Flüe , der der Völkern den Frieden wiedergibt? Unsterblicher Ruhm für alle Zeiten wäre ihm gesichert!

Eine Friedensfeier in der Schweiz .

Stantine.

Der Ernährungsfragen find nachgerade so viele geworden, daß sie für sich allein ein eigenes dides Kompendium zu füllen vermöch ten, mit Kapiteln, Abschnitten, Unterabteilungen, Regiftern, Er­flärungen uff. Es ist ein überreicher Stoff, der, sowie man den tühnen Versuch unternimmt, sich in seine Mysterien zu versenken, eine überwältigende Ausdehnung gewinnt. Hier liegt ein Schai an organisatorischem, tulturwirtschaftlichem, finanziellcm und sta titischem Material, aus dem sich nach Abschluß des Waffen- und Wie der Rohzuder gewonnen wird. Magenfrieges ein ansehnliches Legion schaffen ließe. Ohne ciu ſolches. Ernährungsleriton würde die fünftige Geschichte bes Am 21. März feierte die Schweiz den 500. Geburtstag Bekanntlich wird jezt der bereits angekündigte Verfuch ausge Beltkrieges unvollkommen sein. Da die Gegenwart uns aber vor- des Friedensstifters Ritlaus bon Flüe, der durch führt, dem allgemeinen Verbrauch Robzucker zuzuführen. Er hat läufig genugjam beschäftigt, wollen wir uns mit dem einen Tei feine fluge und menfchenfreundliche Friedensvermittlung Ende des eine gelblich- bräunliche, braune oder rötliche Farbe, fühlt sich fast eines solchen zu erwartenden Sammelbandes beschäftigen mit 15. Jahrhunderts den drohenden Bruderkrieg von Schweizern unter wie Sand an und weist einen eigentümlichen Geruch und Geschmack dem tragikomischen Abschnitt, der fünftigen Weltbürgern falls einander verhinderte, der freilich vorher und nachher wiederbolt auf. Er ist eben ein Borerzeugnis unferes bekannten weißen es jemals zu einem zweiten modernen Gigantenstreit fommen sollte, vorgekommen ist. Satte sich schon im Bunde der vier Waldstätte Zuders, der durch Reinigung( Raffination) aus dem Rohzuder ents zur praktischen Belehrung dienen mag. der Gegenfaz der Länder- und Städtepolitik geltend gemacht, wobei steht. In Deutschland gewinnt man ihn fast nur aus der fogen. Weit entfernt davon, ben weifen Nugen zahlreicher Einzelheiten die drei Kantone Obwalden , Uri und Schwyz auf der einen und der Zuckerrübe. Es ist dies eine durch passende Zucht auserwählte, in ihrem der Kriegsernährungsorganisation abstreiten oder auch nur herab- Kanton Luzern auf der andern Seite standen, der wahrlich auch mindern zu wollen, so dürfen wir doch auch nicht vor den Fehlern ländlich genug war, so verschärfte dieser sich noch, ale später auch Buckergehalt start angereicherte. Nunkelrübe, die am besten in gründ die Augen verschließen, die in diefem Zusammenhang gemacht wure die Städte Zürich und Bern hinzukamen. Es war so tveit gekommen, lich vorbereitetem, fetten, lehmigen Boden gedeiht. Durch sinnreich den und gemacht werben. Da fällt vor allem auf, daß diese Fehler daß Luzern , Zürich und Bern einen besonderen Bund( Ewiges gebaute Maschinen wird im März die, Ausfaat vorgenommen. Bald mit einer Eigenschaft behaftet sind, die unter anderen Umständen Burgrecht") mit den Kantonen Solothurn und Freiburg gründeten. zeigen fich die jungen Pflänzchen; wenn sie, d. B. die Rübe, eine mit Recht als willkommen gilt, in diesem Fall aber leider feines. Die genannten drei Urlantone bestritten Luzern das Recht, einen bestimmte Größe befißt wird sie ein oder mehrere Male be­wegs am Blaze ist. Sie sind nämlich von einer außerst energischen solchen Sonderbund zu schließen, und mit den Kantonen Glarus häufelt"; dabei ist der Zeil der Pfahlwurzel, der über dia Hartnädigkeit, von einer rührenden Treye fie verlassen uns und Zug zusammen hatten sie die Mehrheit im Bunde der acht Erde hervorragt, mit Erde zu bedecken. Die Nübe nimmt nicht, feine Bange sie werden immer wieder gemacht. mäblich an Umfang zu, im gleichen Maße steigt auch ihr Zuder Die Kardinaluntugend der den Lebensmittelbetrieb leitenden Während einer Reihe von Jahren zogen sich die Streitigkeiten gehalt, der je nach der Art der Rübe, Boden, Düngung usw. Faktoren besteht in einer eifrigen lleber- Strategie, die wiederum und Friedensvermittelungen hin, und über die Frage der Aufnahme 16-20 Broz. betragen kann. In der Regel wirkt man darauf hin, einer allzu hausmütterlichen Rengitlichkeit entspringt. Man will der beiden Kantone Freiburg und Solothurn in die alte Eidgenoffen- daß die Rübe nur eine mäßige Größe erreicht. Sobald der Buder vorausschauend sein, blidt dabei aber in eine so ferne Zukunft, daß schaft drohte um Ende 1481 der Bruderkrieg auszubrechen. Am gehalt in ihrer Wurzel auf feinem Höhepunkt angelangt ist, werden man die Gegenwart vergißt. In dieser Beziehung gleicht die Führers 22. Dezember war in der Versammlung zu Stans die Aufnahme die Rüben durch Pflüge oder eigenartig fonstruierte Maschinen niw. schaft unserer Ernährungsgewalten dem Manne, der sich im Sommer der beiden Kantone in den Bund abgelehnt worden und damit die aus dem Boden gehoben. Darauf entfernt man die Blätter und jeine Bortion Fruchteis für zu erwartende noch heißere Stunden Kriegsgefahr zwischen den Eidgenoffen brennend geworden. Da schneidet die Krone aus, damit die Rüben bei ihrer Aufbewahrung bewahrt und der danu überrascht und enttäuscht dreinblidt, wenn eilte der Pfarrer Heini am Grund von Stans nach Nanft zu dem nicht weiter wachsen, da fich fonst ihr Zudergebalt vermindert. In jie inzwischen noch immer weggeschmolzen ist. Oder auch der Köchin, weisen und beiligen, vom Bolle hochgeschäßten Einsiedler der Fabrik werden die Rüben zuerst einem Röhrensystem zugeführt, die ihren Reichtum durch so viel Salz vor der Bernichtung zu Niklaus von Flüe , der der Versammlung in Stans die Auf- in dem ein fräftiger Wasserstrom freift. Er dreht und wendet die schützen trachtet, daß er durch die Schuhmaßregel selbst ungenießnahme von Solothurn und Freiburg anriet, welchem guten Rate dann Rüben nach allen Richtungen und befreit sie von den anbaftenden bar gemacht, also vernichtet wird. auch gefolgt wurde, und so war die Kriegsgefahr befeitigt, der groben Berunreinigungen. Nachdem die oberflächlich abgespülten Waschtrommel passiert, rollen sie in die riede gesichert, der Bund der Eidgenoffen gestärkt. Dem Ein- Rüben noch eine fiebler Niklaus von Flüe ward von allen Seiten warmer Dant Schnißelmaschine, deren Meiser sie in fleine Stüde zerfchneidet. dafür, daß er durch Einfeßen feines Ansehens beim Volke den Die Schnißel wandern weiter in ein durch Dampf erbigtes Behältersystem, in dem heißes Wasser das in den Rüben enthaltene Bruderfrieg vermieden hatte. Ueber die Lebensgefchichte dieies Menschen- und Friedensfreundes Sudergemija auslaugt. Die Lauge, das ist ein dünner Zudersaft, wird berichtet, daß er aus einer Bauernfamilie stammte, felbst eine birgt noch viele fremde Bestandteile; sie hat auch noch feinen ge Bauerr familie mit vielen Kindern gründete, viele und harte Arbeit nügenden Zudergehalt. Um die Fremdlinge zu entfernen und Sen berrichtete und nicht lefen und schreiben fonnte. Im Alter von Saft zu verdichten, wird er zunächst einem chemischen Verfahren 50 Jahren verließ er feine Familie, um als frommer Bilger die unterworfen, und die daraus resultierende Masse dampft man statt heiligen Wallfahrtsorte zu besuchen; fehrte dann aber infolge einer in offenen Gefäßen an der Luft in denen sich der siedende Erscheinumg" wieder nach Obwalden zurück, um hier das entbehrungs- Bucker usw. start braun färben würde- in sehr luftverdünntem reiche Leben eines Einsiedlers aufzunehmen und bis zu seinem Raume, d. H. in gefchloffenen fog. Vakuumapparaten ein. Nach dem Lebensende im 71. Altersjahre zu führen. Vom Volle wurde er als Erfalten scheidet sich der Zuder nebft didem Sirup ab. Letterer Frommer, Heiliger und Weiser verehrt, und von nah und fern eilten wird durch Schleudervorrichtungen( 3entrifugen) entfernt. Der nun Leute herbei, um den Eremiten fennen zu lernen. Auch die Stadt zurückbleibende Zuder ist sandig- pulverförmig; zeigt, je nach Rüben­Konstanz bediente sich seiner Vermittlung bei der Eidgenossenschaft. art, den eingeschlagenen Auffchließungs-, Reinigungs- ust. Pro­In einem Briefe an die Regierung in Bernt legte er fein Rezessen mehr oder minder erhebliche Färbungen und weist daneben gierungsprogramm dar, das Gerechtigkeit, Schuß der Schwachen einen nicht reinen Geschmad und einen eigentümlichen Geruch auf. und vor allem als höchstes Gut und höchstes Ziel den Es ist der Rohzucker; das Zwischenprodukt, aus dem unser bekannter auf Nach itenliebe und gegenseitiger Achtung ge- weißer Zuder erst herzustellen iſt. gründeten Frieden empfahl. Ende des 17. Jahrhunderts Um den zu getvinnen, wird der Rohzuder von neuem aufgelöst, wurde Nillaus von Flüe vom Papst Slemens IX. beilig gesprochen, und um gänzliche Entfärbung, sowie Ausmerzung des Geruches und und feitdem ist er der Schuppatron des Kantons Obwalden . Geichmades herbeizuführen, mit entfärbenden und den Geruch ust. Der schweizerische Bundesrat hatte durch Erlag vom 6. März 1917 beseitigenden Stoffen, wie z. B. mit Knochenkohle und Schienblut eine offizielle Feier des 500. Geburtstages Millaus von Flües an- vermischt. Die Mischung wird wiederum gefocht usw. und die auss geordnet, wonach am Abend des 20. März von 8 Uhr ab im ganzen fliegende dice Zuckermafie, je nachdem Hut- oder Platten-( Würfel-) Schweizerlande zu Ehren des obwaldnerischen Friedensstifters die Buder als Fertigfabrikat erzielt werden soll, in entsprechende Formen Gloden erklingen follten wie am 23. Dezember 1488, wo vom gegossen. Wie schon erwähnt, ist der Gehalt des Robzuckers an Stanton Solothurn auch die Stadt Mühlhausen eingeladen wurde riechenschmeckenden Nebenstoffen vom Fabrikationsverfahren usw. ab­Freude zu lauten von der Einhelligkeit wegen". Der Bundesrat hängig. Benn man jezt Rohauder dem Verbraucher zuführt, fo nennt in feinem Erlag den Bruder Klaus " ein Gegenwarts geht das u. a. darauf zurüd, daß seine Reinigung usw. viel Arbeit ihm bol im vollen Sinne für die Schweiz . und Zeit erfordert. Weiter spielt auch der Umstand eine Rolle, daß bei der Rohzuderbereitung erheblich mehr Wutterlauge, das ist die befannte Dielasse, überbleibt, die wieder als ausgezeichnetes Bieh­futter in der Gegentart sehr begehrt ist.

Diese leider auch im letzten Winter noch weiter ausgebaute Baits bildet den Tummelplatz für unsere Ernährungs- Tragito­mödien, die in letzter Zeit durch zwei Musterbeispiele zur Geltung tamen. Die Mufterbeispiele heißen mit ihren offiziellen Namen: Muschelfleisch und Kriegsmus.

Jedermann fannte und schäßte die einfachen See- oder Mice. muscheln, die wegen ihres Wohlgeschmade, ihrer verhältnismäßigen Billigkeit und ihrer beruhigenden Allgegenwart auf den Speise­tarten sehr beliebt waren. Doch eines Tages warfen die Grnäh­rungs- Weisen" ihr Augenmerk auf die Miesmuscheln, und siehe da es war um sie geschehen. Wenn man jest, teine Fleischkarte bei fich trug oder die meisten Speisen in durchgestrichenem" Zustand crblidte und daher seelenruhig eine Bortion Seemuscheln bestellte. erhielt man die inappe, aber inhaltsreiche Antwort: Gibt es nicht!" Was war geschehen? Welch teuflisches Unheil hatte verschuldet, daß die Muscheln so urplöhlich in eine geheimnisvolle Versenkung rutichten! Dies fragte man jich vergeblich, bis man eines Tages hinter der Glasscheibe eines Schaufensters einen feldgrauen, weichen Berg erblidte und darüber die Schrift: Muschelfleisch, bester Brotouf strich". Ha, rief man aus, hier tut sich das göttliche Walten unserer Ernährungsbehörden tund. Die Muscheln wurden beschlagnahmt, um sich flugs und geschmeidig in einen Buiter oder Marmeladen­Erjab zu verwandeln. Mau legte 1 Mart auf den Ladentisch , der weiche, feldgraue Berg tourde um Pfund ärmer, man trug das halbe Pfund nach Hause, strich es aufs Brot und schinor einen heiligen Eid, allen Muschelfleischgelüften zu entjagen. So starben die Muscheln einen feligen Muschelfleischiod... 1

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Und das gebenedeite Kriegsmus? Ginst hieß es weniger an­spruchsvoll aber wohlschmedens Marmelabe. Is man es faufen wollte, berjchwand es. In geheimnisvollen Räumen wurde es ge­stredt, d. h. dem Rübenzusatzzauber unterworfen, auf daß es in Doppelter Menge wiederkehren und das Bolt ergößen möge. Jest endlich erschien es, man foftete und wandte sich im Innerften er schüttert ab. Es schmeckt weder nach Rüben noch nach Marmelade,

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Sapolska.

VII.

Sagejem wirft Neke aus.

Atjałow. Bas mit Sant a geschehen ift. Der Kampf mit dem wilden Tier. zweite Falle.

Die

Klipfi und feine Reisetasche.

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12

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Die Geschichte hat in der Tat auch für unsere Tage unmittel­bare praktische Bedeutung. Die ehemaligen Kriege zwischen Kantonen und Eidgenossen haben aufgehört, in der Eidgenossenschaft wirken

Ein Schauer überlief Tagejeto, denn er hatte das Gerücht vernommen, daß der soeben zum Assistenten des Gouvernementvorstehers ernannte Atsakow sein besonderer Feind sei und den Auftrag hatte, ihm speziell auf die Finger zu sehen.

,, Ich weiß noch nicht!" ,, Und Schary?"

,, Gestern telegraphierte er, daß er auf der Spur sei." ,, Und zwar?"

"

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Schary wird uns rechtzeitig benachrichtigen. Wenn nicht, werden wir fuchen...

Ja, ja!"

,, Und finden!"

Das bist Du alfo, Du Schweinehund!" dachte er, in­dem er dem Gendarm, der sich gleich wieder fekte, die Hand gab. Man führte ein banales Gespräch über alles Mögliche, Sie lachten. Nun saßen sie still, nur Atsakom pfiff leise Ach! Wen sehe ich hier!" rief Hordhi," Sie sind es, politischer oder wirtschaftlicher Natur. Doch war es augen- unbelaubten Fliederbüschen des Bahnhofgartens sein Frühlings­nur nicht über die Angelegenheiten im Gouvernement, sei es eine Vogelmelodie, als zwitschere ein kleines Vöglein in den Jwan Jwanowitsch?" liedchen. " Jawohl!

Was machen Sie denn bei uns?"

Ich soll hier mit femand zusammentreffen!" Tagejen lächelte liebenswürdig, aber in der Seele ver­fluchte er Hordyj, den der Zufall gerade auf dieser Seite des Berrons auftauchen ließ. Er hatte gehofft, Klikti abzu­faffen, bevor er Hordyj begegnet wäre. Der Zufall hatte es anders gefügt.

Ben erwarten Sie denn?" fragte Hordni und widelte fich in seinen Mantel, benn es regnete, und nächtliche Rälte stieg von den Perronfliesen auf.

Ach, einen Verwandten!"

Hordyi glättete schneidig seinen Schnurrbart. ,, Na, na, wir fennen Sie hier schon. Sie sind ein ganz gefährlicher Don Juan . Davon erzählt man im ganzen Gouvernement. Ich bin sicher, Sie kommen zu einem Rendez­vous mit einer schönen Dame."

Zagejew hielt es für richtig, diplomatisch zu sein. Vielleicht!"

"

Nun, dann kommen Sie zu mir in die Stanzlei! Hier bei Regen und Kälte ist es zu ungemütlich. Oder viel­leicht möchten Sie ins Restaurant, ein Glas Rotwein

trinken?"

Nein, ich danke!"

Sie traten in die Kanzlei.

Die Lampen verbreiteten ein helles Licht. Bom Dfen ftrömte eine fast unerträgliche Hize aus. Auf dem Plüsch­sofa, über dem der melancholische Zar im Hermelinmantel hing, faß ein hochgewachsener Mann mit stählernen Augen in Gendarmerieuniform und rauchte eine Zigarette.

Sofa.

Als er die Eintretenden gewahrte, erhob er sich vom

Fadej Konstantinowitsch Atsakow!"

"

" Swan Iwanowitsch Tagejem!"

Lagejet faß auf der Bank, starrte in die feuchte Finsternis hinaus und saun nach.

scheinlich, daß keiner der Männer auch nur einen Augenblic daran dachte, was er laut aussprach. Besonders Tagejews Gedanken arbeiteten unaufhörlich. Seitdem er Afsakow vor fich fah, hatte sich seiner eine furchtbare Aufregung bemächtigt. förmlich einzubohren. Er hatte zwar gewußt, daß Affatoms Schrei, den Janta-halb Kind, halb Weib ausgestoßen Die stählernen Augen des Gendarmen schienen sich in ihn Seit dem Morgen gellte ihm in den Ohren ein einziger Ankunft im Gouvernement erwartet wurde, um der Tage- hatte, als man sie ins Gouvernementsgefängnis gebracht jewschen Herrschaft ein Ende zu machen"; doch glaubte er hatte. Das Mädchen antwortete auf keine Frage. Die Nacht nicht, daß das so schnell erfolgen würde, denn er hatte aller hatte sie in der Kanzlei verbracht, wo ihr auf dem Sofa ein lei Sniffe ersonnen, damit der Gouvernementsvorsteher so Lager bereitet wurde. lange wie möglich ohne Assistenten bliebe. Indessen stand Zusammengebuckt und schweigend faß sie da. Sie fragte dieser leibhaftig vor ihm und mit ihm all die Sorgen und nicht, was für ein Verbrechen sie begangen hatte. Mochte Kämpfe, die ihm voraussichtlich bevorstanden. fie erraten haben, daß sie mit ihrem umschuldigen Scherz auf ihren Bruder und sie alle ein so schweres Unglüd herauf beschworen hatte, oder daß jener Brief, den Tagejew in dent Mantel des Bruders fand, der Beweis eines politischen Ver gehens war, genug, fie war in dieser einen Nacht gealtert und bis zur Untenntlichkeit verändert. ,, Wie verhert!" dachte Tagejem, als er sie am frühen Morgen vor dent Schreibtisch des Gendarmerievorstehers fah, schweigend, die gläsernen Augen in eine nur für sie sichtbare Ferne gerichtet.

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Daß euch der Henker, und so weiter," ging es wie eine Litanei durch Tagejews Hirn, während ihm von ser Stirn der falte Schweiß herabrann, aber ich laß mich von euch nicht unterkriegen, ihr schwarzes Gesindel".

Er erhob sich von seinem Siz und ging ans Fenster. Seine Unruhe wurde immer größer.

,, Erlauben Sie, daß ich auf den Perron gehe! Man ist hier wie in einem Dampffefsel!"

Tagejew schlüpfte in den Mantel und ging hinaus. Auf dem Berron ging er auf und ab, schließlich feste er sich eine abseits stehende Bank.

Unterdessen begannen Hordyj und Akjakow cilig geriffene Säße auszutauschen:

Ben erwartet er?"

n

"

Beiß der Teufel! Vielleicht Klişki!* Wer weiß!"

auf

ab­

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Das Verhör dauerte nicht lange. Janka erwiderte kein Wort. Der Hauptmann erhob sich und ließ sie ist ein fleines Stübchen im Souterrain des Gefängnisgebäudes führen. Dort stellte man ihr ein Bett mit einem Strohiad hin, einen Schemel, Krug und Schüssel. Graues Licht strömte durch das nach dem Hof hinausgehende Fenster. Der Hof war von einem berrosteten Gitter abgeschlossen. In jenem Augenblick

Man muß die Begegnung ruhig zulassen und neue Be- hatte Janta ein einziges Mal aufgeschrien, als nehme fie weise fammeln."

" Ja! Ja!"

Nach einer Weile begann Afjafom wieder:

Wie will er das herüberbringen?"

Sordni zuckte die Achseln:

Abschied von Freiheit, Jugend und Sonne. Zagejew und die Gendarmen begleiteten die Droschte, die Janka an das andere Ende der Stadt nach dem Gefängnisgebäude gebracht hatte. Bald darauf wurde es still.

Forts. folgt.)