Jr. 83. 34. Jahrgang.
Aus Groß- Berlin.
Der tägliche Wucher.
Die Wissenschaftler und die Feuilletonisten haben sich um die efte bemüht, dem Bolle die überaus nahrhaften, wohlschmeckenden,
billigen„ Muſcheln“ angpreisen. Und dabei wurde immer wieder betont, daß sie geradezu unerschöpflich seien. Aber siehe da: heute find die Muscheln eine Seltenheit und fosten das Pfund 90 Pf.( in früheren Zeiten 2 Pfund 25 Pf.).
Inzwischen wird in Erwägung gezogen, verordnet, in die Wege geleitet, Höchstpreise festgesetzt, womöglich eine Muschelzentrale gegründet, die Verarbeitung zu fünffach teueren Konsernen uit. verboten. Aber Muscheln gibts nicht oder sie sind unerschwinglich.
Bon einer Regelung, Berteilung, Preisbestimmung der Seefische hört und liest man seit langem. Aber Seefische gibt es nicht ( außer in den Restaurants). Gibt es aber einmal welche auf dem Markte, so werden sie zu unerhörten Bucherpreisen verhandelt. Die Stinte fosten jest 1,60-1,80 das Pfund. Sind das Bucherpreise
oder nicht?
Dasselbe gilt von den auch längst amtlich geregelten Süßwaffer fischen. Barse kosten 5 M. das Pfund.
Berliner Lebensmittelnachrichten.
In der Woche vom 26. März bis 1. April gibt es wieder drei Bfund Kartoffeln. Soweit ein Kartoffelfarteninhaber feine brei fund Kartoffeln nicht zu erhalten vermag, fann er auf die sechs Abschnitte der Kartoffellarte zusammen 600 Gramm Gebäd entnehmen. Auf den Meblabinift der Brotfarte darf auch in der folgenden Woche wiederum nur Gebad entnommen werden. Un Kohlrüben dürfen wieder bis zu 3 Pfund auf den Abschnitt 58 der Lebensmittelfarte abgegeben werden.
Sonntag, 25. März 1917.
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wird, das Brot fchon gegenwärtig etwas billiger ständig ist, hatte ihnen regelmäßig feinen Arbeitsverdienfi" abs fein. Da es sich aber augenblidlich um llebergangsverhältnisse gegeben. handelt, wird die Neuregelung der Brotpreise erst zusammen mit der neuen Nationierung beschlossen und in Kraft gesetzt werden.
Der Segen der Bielstädterei.
Ein Kind verbrannt. Die Feuerwehr wurde am Sonnabendnachmittag nach Friebenstr. 52 alarmiert. Dort brannte im Erdgeschoß, die Wohnung der Frau Leimstein, die ihren fünfjährigen viel. Erodent bringt es die Gemeinde Wilmersdorf diese notwendigen Gang machen mußte. Der Brand hatte bereits eine Man follte meinen, 250 Gramm Fleisch die Woche wäre nicht zu Sohn allein im Schlafzimmer zurüdgelassen hatte, als sie einen Woche wieder fertig, nur 200 Gramm zu liefern. Sie überlägt aber größere Ausdehnung erlangt und die Treppen konnten nicht mehr huldvoll die anderen 50 Gramm den Untertanen, damit sie sich da- benuzt werden. Die Feuerwehr drang deshalb von außen durch für im Restaurant gütlich tun tönnen( wo befanntlich die Portion die Fenster ein. Die Mannschaften fanden den Knaben in Bett Fleisch von 30 Gramm 2-3 D. foftet und niemand gegen den liegend schon tot vor. Bermutlich ist das Kind erst erstickt und dann berbrannt. Sucher einschreitet). Diefelbe Stadt Bilmersdorf weigert sich auch, für die zur Hälfte gelieferten verborbenen Kartoffeln Ersatz zu liefern weder in Geld noch in Ware.
Vaterländischer Hilfsdienst.
litrericein 3b wollen fic fofort bei ihrer örtlichen HilfsdienstHilfe bienstpflichtige& raftwagenführer mit meldestelle zur Betätigung im Hilfsdienst melden. Bei der Meldung ist anzugeben, ob Verwendung gewünscht wird: a) Jm Etappen und befesten Gebiet, b) nur im Heimatsgebiet, c) nur an einem bestimmten Drt und beffen nächster Umgebung. Gleichzeitig ist der Zeitpunkt anzugeben, an dem der Eintritt erfolgen fann. Aerzte, die zurzeit nicht ausreichend be fchäftigt find, wollen sich unverzüglich beim Sanitätsamt des für Berlin Beschäftigung gewünscht wird, beim Sanitätsamt des III. Armeekorps, Berlin , Königin- Augusta- Str. 21, oder, falls nur Gardeforps, Hinter dem Gießhause 3, schriftlich melden unter gleich zeitiger Bekanntgabe von Perfonalien, Militärverhältnis. Zeit und Art ber legten militärischen Verwendung, Sonderfach, Tätigkeit als beamteter Arzt, Art der Praris, Termin der Antiftsmöglichkeit, gewünschte Verwendung( Wohnort, Heimatsbezirk oder Etappe). Aenderung des Sparerlaffes.
Der Sparerloß des Oberfommandos in den Marken hat durch Die bisherigen unbenlisten für den leis bezug verlieren mit Ablauf des 15. April ihre Gültigkeit. Wer vom eine am 2. April in Kraft tretende Nachtragsverordnung Ab16. april ab Fleisch oder Fett beziehen will, muß vom 2. bis 7. April änderungen erfahren. Zunächst ist die abzugsfreie Mindestgrenze feine Eintragung in die neu aufgelegte Kundenliste betwirken. Die mit Rüdicht auf die weiter gestiegenen Stoffen des Lebensunterhierzu erforderlichen Karten der Fleischkartenperiode vom 16. April halts auf dreißig Mark für die Woche erhöht worden. Von diesem 18. Mai werden Ende der Woche ausgegeben, so daß die Be Regel befreitten werden können, jo pag es nicht jedes mal völkerung in der Lage ist, rechtzeitig ihre Anmeldungen bewirten zu so daß tönnen. Auch wer bei dem bisberigen Fleischer der Anrufung des Gemeindevorstandes bedarf weiter taufen will, mag die Neueintragung in Ferner ist den Jugendlichen das Recht gegeben worden, nach ber genannten Zeit veranlaffen. Wer diese Frist ver- bollendetem 18. Lebensjahr von der Spartaffe cine einmalige, fäumt, bat bis auf weiteres feine Möglichkeit, Fleisch oder Fett zu schriftliche Auskunft über die Höhe ihres Guthabens zu fordern. Beziehen. Endlich sind über Abhebungen aus dem Sparguthaben für Jugendlide, die zum Seeresdienst einberufen werden, neue Bestimmungen getroffen. Gegen Vorzeigung des Geftellungsbefehls sind von der Sparkasse ohne weiteres einmalig bis zu fünfzig Mark auszuzahlen; hierzu bedarf es keiner Genehmigung des Gemeindevorstandes( Vormundschaftsamt). Zu weiteren Auszahlungen noch der Einstellung in das Heer ist die schriftliche Zustimmung des Truppenteils erforderlich und genügend.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die in Berlin wohnenden Bersonen sich nur bei einem Berliner Fleischer oder Fleischverkäufer eintragen lassen fönnen und nicht bei einem Fleischer der Nachbargemeinden. Umgekehrt dürfen Fleischer und Fleischverkäufer feine Eintragungen von Personen aus den Nachbargemeinden bei sich vornehmen.
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Die Frist für die Anmeldung auf den Bezug städtischer Sübner und Kaninchen ist bis einschließlich Donnerstag, den 29. März, verlängert worden. Die Anmeldungen sind befanntlich auf den Brotkommissionen vorzunehmen. Die zum Verkauf gelangenden Tiere dürfen nicht gewaltsam aufgetaut werden. Am besten ist es, wenn die gefrorenen Tiere etwa eine Stunde lang in taltes Baffer gelegt oder in einem ungebeizten Raume aufbewahrt werden, bis die Auftquung erfolgt ist. Nach der Auftauung ist bal diges Zubereiten zu empfehlen.
Die Reuanmeldung für den Zuderbezua mus bis aum 26 März einschließlich bewirkt sein. Die alten Kundenlisten
verlieren mit dem Ablauf des 31. März ihre Gültigkeit.
Serabsehung der Mehlpreise.
Der Arbeitsausiauß der Brotkartengemeinschaft Groß- Berlin wird sich in den nächsten Tagen mit der infolge der höberen Ausmahlung des Brotmebls notivendig werdenden Berbilligung des Brotes beschäftigen. Seit dem 1. März d. J. werden, wie bekannt, Weizen und Roggen nur noch zu mindestens 94 Proz. ausgemahlen. Bereits jetzt wird diefes hochausgemahlene Mebl neben dem alten, nur au etwa 84 bis 85 Broz, ausgemahlene Mehl den Kommunalverbänden geliefert. Von Mitte April ist dagegen nur noch mit der Lieferung von 94prozentigem Mebl zu rechnen. Für diefes Mehl bat die Reichsgetreideftelle die Preise wesentlich herabgefeßt. und zwar für Roggenmehl von 32,50 M. auf 28,90 M. und für Weizen mehl bon 36,75 M. auf$ 1,90 M. für den Doppelgentner. Eigent lich müßte, da bereits jest teilweise 94prozentiges Mehl berbaden
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Der Polizeimeister.
Ein russischer Polizeiroman von Gabryela Zapolska.
Aber Tagejew trug jenen Schrei mit sich. Kein Fluch half, mit dem er ihn betäuben oder niederbrüden wollte. Er gellte ungeschwächt in seinen Dhren und raubte ihm die Geiftesgegenwart, deren er bedurfte, um sich über seine Situation ganz flar zu werden.
Eine Bestandsaufnahme von Web, Wirt- und Stridwaren findet am 26. März statt. Zu melden find Stoffe zu Kleidern und wäsche, sowie Kleiber und Wäschestüde aller Art, Schlafröde, Schürzen, Tücher, Deden, Korsetts, Strümpfe, Taschentücher, Handfäube usw. Die bei der ersten Bestandsaufnahme bereits gemeldeten und am Beginn des 26. März noch auf Lager befindlichen Bestände sind mite zumelden. Von der Meldepflicht ausgenommen find alle durch behörblime Belanntmachung befchlagnahmten Waren, fowie die im Gebrauch befindlichen Gegenstände und die Vorräte, die fich in den haushaltungen befinden und deren gewerbsmäßige Verwertung nicht in Aussicht genommen ist. Zur Meldung verpflichtet find alle natürlichen und juristischen Berionen, wirtschaftlichen Betriebe, Körperfchaften und Berbände. Die Meldungen missen auf amilichen Meldeicheinen erstattet werden, die beim Statistischen Amit der Stadt Berlin , Poftstr. 16, abzuholen sind und bis spätestens bis zum 7. April ausgefüllt und unterschrieben dort wieder einzureichen find.
Ein jugendlicher Automatenplünderer. Der 16 Jahre alte Walter D. nahm in den Schankwirtschaften Aushilfsarbeiten an, um Gelegenheit zum Stehlen zu bekommen. Schon nach furzer Zeit er brach er die Gasautomaten und leerte sie, befonders die größeren Automaten, die nur mit Markstüden gespeist werden. So erbeutete er in der Friedrichstraße auf einmal 150 m. Als er Freitag in der Friedrichstraße zum ztvetten Male einen Verfuch machte, wurde er ertappt und festgenommen. In seiner Wohnung fand die Kriminalpolizei auf dem Hängeboden berstedt auch noch eine filberne Hand taiche und andere Sachen, die er ebenfalls entwendet hatte. Die Eltern wußten nichts von feinem Treiben. Der Bursche, der ge
Aus den Gemeinden.
Die Lichtenberger Stadtverordneten zum Lastenausgleich. In der letzten Stadtverordnetenbersammlung begannen die Be ratungen über den neuen Haushaltsplan, der in Einnahme und Ausgabe mit rund 32½ Millionen Mart balanziert. Juwiepeit die Verhältnisse Korrekturen an diesen Zahlen vornehmen, muß abgewartet werden. Mit Sicherheit kann jedoch heute schon festgestellt werden, daß der Haushaltsplan bei einem Steuerzufchlag von 160 Prog. givar balanziert, daß aber mindestens 200 Proz. 3- schlag notwendig wären, wenn eine einigermaßen sichere Grundloge hoben und besonders darauf hingewiesen, daß die frühere Finanzgeschaffen werden sollte. In der Beratung wurde dies auch von dem Redner der sozialdemokratischen Fraktion nachdrücklich hervorge politik der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung namentlich bei den städtischen Werken nunmehr anfängt, bittere Früchte zu
tragen.
In der Hauptsache wurde jedoch die Debatte beherrscht von der Frage: Eingemeindung oder Lastenausgleich für Groß- Berlin? Der bürgerliche Stadtverordnete Justizrat Schacht et steht einer Ginjeden Preis, sondern ist der Auffassung, daß bestimmte Garantien gemeindung nicht unsympathisch gegenüber, will sie jedoch nicht unt für die öftlichen Vororte gegeben werden müßten. Er zieht jedoch einen Lastenausgleich vor und verlangt, daß alles verfucht werden müsse, um durch die gefebgebenden Störperschaften den Lastenaus gleich herbeizuführen. Bei einer Eingemeindung um jeden Preis. würden die öfflichen Worrie wesentlich unter der Bernama iung durch Berliner Gemeinde Erfahrungen, die früher eingemeindele Bezirke Berlins nach dieser Richtung gemacht hätten, wären nicht verlockend. Er ist aber auch der Auffassung, daß dieser Bastenausgleich nicht bewirkt werden kann durch den Zweckverband, sondern nur durch eine Neuorganisation. Von unserem Fraktionsredner John wurde grundsäßlich die Gingemeindung gefordert und nur, wenn keinerlei Aussicht vorhanden sei, die Gingemeindung durchzuführen, würde der Laſtena ausgleich anzustreben sein. Der Stadtverordnete Plonz redete ebenfalls in criter Linie der Eingemeindung das Wort.
Von Magistratsfeite ergriff zu dieser Frage Oberbürgermeister 3iethen das Wort. Er gab John darin recht, daß die Finanzpolitik dauernd nicht beizubehalten ist und daß die Eingemeindung bas radifalfte Mittel zur Beseitigung dieser unliebfamen Berhälts nisje wäre. Die Einzelgemeinden in einem so großen Wirtschafts gebiet, wie Groß- Berlin es darstelle, fönnten nicht in dem Maße ihre inneren Angelegenheiten regeln, wie das bei alleinstehenden Gemeinden der Fall sei. Lichtenberg und überhaupt die öftlichen Vororte hätten sich rasch entwidelt, seien start von Arbeiterbevölke rung durchfekt und müßten, um einen fimangiellen Ausgleich herbeizuführen, einen Steuerzuschlag von 200 bis 250 Proz. erheben. Mit Rücksicht auf die übrigen Vororte und namentlich mit Rüdicht auf Bechin tonne aber ein solcher Zuschlag nicht erhoben werden, da man damit die Bevölkerung und auch die Industrie von dem Ort abhalten und dadurch seine Entwickelung bedeutend hemmen würde. Die Eingemeindung erfordere umfangreiche gesetzgeberische Maßnahmen und er glaube nicht, daß Aussicht bestände, die Eingemeins dung zu verwirklichen. Dagegen sei die Petition der östlichen Vororte betr. Lastenausgleich im Preußischen Abgeordnetenhaus der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen worden. Er hoffe, daß sich ein Ausweg finden ließe, um die östlichen Vororte von den bedeutenden Lasten, die sie als ein Teil Groß- Berlins tragen müssen, zu entschädigen. Die allgemeine Stimmung darf wohl dahingehend eingeschäßt werden, daß man der Eingemeindung durchaus sympathisch gegenübersteht, und nur bei ber Unmöglichkeit, ein einheitliches Groß- Berlin zu schaffen, den Lastenausgleich als das kleinere Ucbel in Kauf nehmen würde.
Der Haushaltsplan wurde schließlich einem fünfzehngliedri gen Ausschuß überwiesen, dem u. a. die Genossen A. Beder, Günther, John, Ludewig, Mirus und Miske angehören.
Bor der Etatsberatung wurde einer dringlichen Magistratsvors lage einstimmig zugeftimmt, wonach während der Sommermonate
Wohin?"
In feiner fieberhaften Erregung faßte Tagejem den Entschluß, sich mit Klizki zu verständigen. In einer ruhigeren rgendwo, wo wir ungestört find. Jh werde Sie nicht Verfassung wäre ihm dieser Plan ficherlich als ber lange aufhalten. Ihre Sachen nehmen Sie mit. Haben Sie fehlt erschienen, jett fah er in ihm den einzig möglichen noch großes Gepäd?" Ausweg.
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In der Ferne dröhnte es wie dumpfer Donner. Der Stationstelegraph summte dünn und hell. Hier und dort begannen auf dem Perron die Laternen der Gendarmen aufzutauchen. Ein Weichensteller tam von irgendwo herbeigecilt und schwang feine Laterne, die feurige Bogen in der Luft beschrieb.
Der Zug tam heran.
Nein!"
.Gut!. Dann folgen Sie mir, bitte!" Unwillkürlich folgte Klişki dem Polizeimeister. Mit festemt Griff hielt er die Handtasche, in deren Doppelboden die für Razio bestimmte Sendung verborgen war.
Jetzt fängts an!" dachte er, auf alles vorbereitet. Fieberhafte Erregung erfaßte ihn, aber zugleich auch das Gefühl unfagbaren Glücks, daß er den Boden des ihm lieb gewordenen Landes betreten durftc.
Mit äußerster Willensanspannung gelangte Tagejem aber zu einem Entschluß, den ihm nur eine gewissermaßen ber zweifelte Lage eingeben fonnte. Nämlich.. jener Atsakow, Tagejew drückte sich in die Ede der Bank. der sich auf der Grenze einfand, gerade als Religfi fie paffieren Alles hing jetzt davon ab, ob es ihm gelingen würde, sollte, schien ihm verdächtig. Wer weiß, was im Gouverne- Stlikti unbemerkt abzufaffen und fich mit ihm vor der Revision ment beichlossen worden war. Tagejem, der die Aufdedung zu verständigen. Zagejet spähte aufmerksam, ob Affafom der polnisch- patriotischen Propaganda selbständig unternommen oder Hordni nicht auf dem Perron erschienen. Aber feiner hatte, um auf diese Weise die Gendarmerie zu blamieren, von ihnen zeigte sich. Auf dem Berron wurde es lebhafter. stand jezt an einem Kreuzweg. Wurde Klikki auf Lagejews Ver- Ratternd, pfeifend und lärmend fuhr endlich der Zug ein. anlaffung verhaftet, fo fonnte Tagejem zu Ansehen gelangen, Wie eine plöglich aufgerollte Schlange blieb er, die Räder in aber zugleich würde die Gendarmerie aus Rache dafür, daß die den Schienen eingebohrt, regungslos stehen. Einige Gendarmen Bolizei in ihr Gebiet einschritt, ihr Vorgehen gegen Tagejem in langen Uniformröden bestiegen das Trittbrett und ber- fehen. beschleunigen und an Klikti einen gefährlichen Zeugen schwanden hinter den Türen.
Klipti stieg gerade aus dem Abteil, eine Reisetasche in
Tagejem hielt erst an, als fie fich auf freiem Felde be
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fanden. Nur zwei Worte, begann er, ich meine es mit Ihnen wirklich gut, Herr Klipfi, Sie müssen mich nur verstehen und auf meine Absichten eingehen."
Alizki stand vor ihm, die Tasche immer noch in der Hand, aber sie konnten ihre Gesichter im Dunkeln nicht sch höre!" erwiderte Klikki.
Nach kurzem Schweigen ertönte plöglich Tagejews Sie haben polnisch patriotische Propagandaschriften Alizki fuhr zurüd.
bet sich!"
,, Sind Sie von Sinnen?"
haben. In Lagejet tobte ein furchtbarer Kampf, als er so Tagejew suchte mit forschendem Auge den Zug ab. Jn auf der in Dunkel gehüllten Bant saß. Er fürchtete, daß einem ber Waggons bemerkte er schließlich Klikti. Ohne Stimme. Slipfi mit der Gendarmerie in Berührung fäme; andererseits darauf zit achten, was um ihn her geschah, ging er gerade wollte er aber nicht die Gelegenheit versäumen, von der auf ihn zu. frisch entdeckten polnisch- patriotischen Propaganda Anzeige zu machen. Razio war ihm schon ohnehin auf unbegreifliche der Hand. Weise entwischt. Das hatte ihm Markowsti in chiffrierter Depesche mitgeteilt. und feine Meldung wiederholt, als der Zug. der Tagejem nach der Grenze brachte, das Städtchen paffierte. Zagejet tochte vor But, als er diese Nachricht entgegennahm.
Wenn ihm nun noch Klikti als Beute eniging, dachte er, so blieb das im Gefängnis eingeschlossene Mädchen als Dabei hatte einzige nicht sehr ansehnliche Beute zurüd. Lagejem mit solcher Sicherheit einen außerordentlichen Fang berfündet. Die Entdeckung der für die Schuljugend hinübergeschmuggelten Propagandaschriften fonnte tatsächlich von großer Bedeutung fein.
Aber wie fonnte er jegt jener Broschüren habhaft werden und sich selbst dadurch retten?
Tagejem trat bor ihn hin.
Sind Sie Herr Klişti?"
Der junge Mann sah ihn erstaunt und beunruhigt an. ,, Erlauben Sie für einen Augenblick!" verfekte Lagejew. ,, Saben Sie mir etwas zu sagen?" Ja, unter vier Augen!"
" Ist das unbedingt notwendig?" Lagejem nahm eine gebückte Haltung ein.
In Ihrem Interesse und im Interesse anderer." Slikti jah ihn immer bestürzter und verlegener an. Bielleicht irren Sie?" sagte er schließlich und bemühte fich, mit sicherer Stimme zu sprechen.
,, Nein! Ich bin bei vollem Verstand!" erwiderte Tagejem mit fester Stimme. Ich könnte Ihnen manche Einzelheiten mitteilen. Aber ich will Ihnen nur das sagen: Ich bin nicht der einzige, der von Ihrer Sendung weiß. Für meine Pläne bedarf ich eines Beweises, Sie aber fönnen aus dieser Angelegenheit ganz gefahrlos freikommen. Geben Sie mir jeue Dokumente und reifen Sie nach) Krakau zunüd, aber mit Ihren Ehrenwort, daß Sie nie wiederkommen."
Er hielt einen Augenblick inne, als warte er auf Klikkis Antwort. Als dieser schwieg. fuhr er fort: T10 ,, Noch eins! Sie müssen gegen mich ebenso handeln, wie ich gegen Sie... Sie dürfen mir niemals schaden. Das
,, Nein!" beharrte Zagejew, ich warte auf Ste! Lassen ist es, was ich von Ihnen wollte." Sie uns gehen!"
( Forts. folgt.)