Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 90.

Abonnements- Bedingungen:

Abonnements. Brets pranumerando Bierteljährl 8,90. aonati 1,30 M

öchentlich 30 Big. frei ms haus. Einzelne Nummer 5 Big. Sonntags. nummer mit illuftrierter Sonntags, Beilage Die Neue Belt 10 Big Bolt­Ribonnement: 1,30 Mart bro Monat Eingetragen in die Boit geitungs. Breisliste Unter Kreuzband Deutschland und Desterreich- Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland Mart bro Monat Bostabonnements nehmen an Belgien Danemarl Holland, Italien . Luremburg. Bortugal Rumänien, Schweden und die Schweis

Ericcint tägna.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

34. Jahrgang.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgefbaltene stolónet­geile oder deren Naum 60 Big., für bolittiche und geierlichaftliche Bereins und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. Kleine Anzeigen", das fettgedrucie Bort 20 Big.( auiäifig 2 fettgedrifte Borte), jedes weitere Bort 10 Big Stellengesuche und Schlafftellenan zeigen das erite ort 10 Big. jedes weitere Bort 5 Big. Borte fiber 15 Buch ftaben zählen für zwei Borte. Jnierate für die nächite Nummer müssen bis 5 1hr nachmittags in der Egyedition abgegeben werden. Die Expedition is bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Bertin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernfvrecher: Ami Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 1. April 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 151 90-151 97.

fefthalten am Friedensangebot.

Die deutsche Sozialdemokratie] und die russische Revolution.

Der Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Partei hat gestern an den Minister Stauning in Kopenhagen folgendes Telegramm gesandt:

Die russischen Sozialisten in Kopenhagen über­mittelten uns eine Friedenskundgebung, in der sie die Erwartung aussprachen, daß jede Einmischung in die Entwicklung der russischen Revolution von uns scharf bekämpft werde.

Die Sozialdemokratie Deutschlands befindet sich in völliger Uebereinstimmung mit dieser Kundgebung, fie

hat sich bei den letzten Reichstagsverhandlungen ents schieden in diesem Sinne betätigt. Auch die übrigen Par­teien und die Reichsregierung haben sich im Reichstag energisch gegen jede Einmischung in di. inneren Vers hältnisse Rußlands erklärt.

Die deutsche Sozialdemokratie beglückwünscht zu gleich das russische Broletariat zu den Erfolgen auf dem Wege zur politischen Freiheit. Sie hat den dringenden Wunsch, daß die politischen Fortschritte des russischen Volkes dazu beitragen mögen, der Welt bald den Frieden zu sichern, für den die deutsche Sozialdemo­tratie feit Ausbruch des Krieges gekämpft hat.

Der Minifter erwiderte:

Das ist ja doch bereits gefchehen. Ich habe öffent­

lich erklärt, daß wir einen uns

aufgezwungenen Verteidigungskrieg

Revolution und Neuorientierung

Bon Paul Lensch .

führen, beffen Swed die gesicherte, freie und ungestörte Entwide- tag wird man schwerlich unterschägen können. In ihr fam der lung der Monarchie ist.

Garantien

für unseren Bestand und unserer Existenzmöglichkeit müssen wir erhaiten. Sobald die Gegner ihre unerfüllbaren Jocen, uns zu zerfchmettern, fallen laffen, sobald sie bereit sind, über einen für sie wie für uns ehrenvollen Frieden zu ver­handeln, steht den Verhandlungen nichts im Wege." Desterreich- Ungarn hält an der Politik des 12. Dezember feft. Das hat schon Graf Tisza dreimal mit schärffter Ent­schiedenheit ausgesprochen, das wiederholt jetzt mit nicht ge­ringerer Klarheit Graf Czernin .

Die Bedeutung der Reichstagsfitung vom letzten Donners Niederschlag zum Ausdruck, den das welthistorische Ereignis an unserer Dftgrenze in der deutschen Volksvertretung aus­gelöst hatte. Zum zweiten Male schlug eine Revolution im und wer sich der Methode entfinnt, in der das erstemal von Barenreiche ihre Wellen hinüber in das deutsche Parlament, der Erschütterung des Zarismus im Deutschen Reichstag und von der Deutschen Regierung Notiz genommen wurde, der wird den Wandel der Zeiten nicht leugnen. Damals höhnte der vielleicht verhängnisvollste Reichsfangler, den das deutsche Volt je im Umte gesehen, Herr v. Bülow, über die Mandelstamm und Silberfarb", über die Schnorrer und

21

Verschwörer". Jest sagte ein anderer Kanzler des Reiches Der Vorschlag vom 12. Dezember wird noch dahin er- von dem Werte diefer verachteten Schnorrer und Verschwörer: gänzt, daß dem Gegner nicht einmal zugemutet wird, die Trägt die Neuordnung der Dinge in Rußland dazu bei, militärischen Operationen, von denen er sich Erfolg verhofft, die Wiederannäherung der beiden auf gute Nachbarschaft an­während der Sonferenz einzustellen. Vor drei Monaten sagte gewiesenen Völker zu erleichtern, so begrüßen wir das die Entente, die Mittelmächte wollten die Einstellung der mit Freuden. Feindseligkeiten, weil sie ihre unmittelbar bevorstehende Diese Stellungnahme der Reichsleitung zu der Umwälzung Niederlage voraussähen. Inzwischen ist wieder ein Biertel in Rußland muß man an die erste Stelle segen, wenn man jahr vergangen, ohne daß sich etwas Wesentliches geändert fich den Wandel der Dinge recht vergegenwärtigen will. Leicht hätte, und die Mittelmächte erflären mun, verhandeln zu ist sie ihr sicherlich nicht gefallen; das läßt schon der beinahe wollen ohne Einstellung der Feindseligkeiten, also ohne dem clegische Rückblick erfennen, ben ber Stangler auf die frühere Gegner die Aussicht auf die Erfolge, die er ertvartet, zu ver- enge Freundschaft Preußens und dann später des Reiches schränken. mit dem Zarenlande warf. Jegt und für absehbare Zeit Wenn auch dieses erneute Angebot abgelehnt wird, gibt es tein Zarenland mehr, und das schnelle zurechtfinden so wird das weder für die Menschlichkeit der Gegner in diesen so völlig veränderten Verhältnissen verlangte gerade zeugen, noch für ihren politischen Verstand. von der deutschen Reichsleitung kein geringes Maß geistiger An der Wiener Börse von gestern bewahrte die Stim- Elastizität. Durch seine luge und vorurteilslose Bereitwillig­mung ihren festen Charakter, da die bisherige zubersichtliche teit, auch mit dem revolutionären, zarenlosen und vielleicht Auffassung durch die Aeußerungen des Grafen Czernin über fogar republikanischen Rußland zu einem Frieden zu kommen, die Friedensfrage gefördert wurde." hat der deutsche Reichsfanzler eine größere Unbefangenheit Die Opposition im ungarischen Abgeordnetenhaus hat erwiesen, als jene revolutionären" Stockfische, wie sie heute einen Antrag eingebracht, in dem es heißt, der Strieg habe noch in der Arbeitsgemeinschaft sitzen und früher im Vor­nicht dem russischen Volk, sondern dem russischen Absolutis- wärts" fich tummelten, ino fie bekanntlich seinerzeit einen mus gegolten. Ungarns fehnlichfier Wunsch sei, daß das Frieden mit einem zaristischen Rußland auf Tod russische Volk im Genuß der erfämpften Freiheiten verbleibe. Beben befämpften. Das Gegenstüd zu diesem eingetrod in Der amerikanische Botschafter in Wien Benfield geht auf neten Doktrinarismus bildete der Reichstagssigung Berufung Lansings zu einem furzen Befuch nach der amüsante Herr v. Graefe, der die faweren" Bedenken Unmittelbar nach seiner Rüdkehr aus Berlin hat der Washington. Sein Rat wird dringend verlangt in Ange- weiter" Volfskreise gegen dem gegen einen Frieden mit österreichische Minister des Aeußern, Graf Czernin , den Chef- legenheiten, die mit dem Krieg in Verbindung stehen". revolutionären Rußland zum Ausdruck brachte. Beide gehören redakteur des Wiener Fremdenblatts" empfangen und ihm zu einander wie Pol und Gegenpol derfelben politischen Be­gefagt: schränktheit.

Wir bitten, diese Mitteilung im Sozialdemokraten" zu veröffentlichen und weiter zu telegraphieren an Tscheidse, Duma, Petersburg.

Partelvorstand: Ebert.

Fest zur Politik des 12. Dezember!

Defterreich- Ungarn für eine Friedenskonferenz ,, an jedem Tag!"

-

Wenn der Regimewechsel in Rußland dahin führt, daß die gequälten Völker des russischen Reiches einsehen, daß die Fort­fezung des Krieges ein Verbrechen ist, daß fie, ebenso wie die Entente,

mächten

Die deutsche Regierung zu Czernins Erklärung.

jeden Tag einen ehrenvollen Frieden mit den Zentral­Das Wolfffche Telegraphen- Bureau meldet: Aus deut­schen politischen Kreisen erfahren wir folgende Stellungnahme schließen können, dann wird diese entsegliche Menschen- au der heute hier bekannt gewordenen Unterredung, die der flächterei ihrem Ende entgegengehen. Wir sind nicht zu österreichisch- ungarische Minister des Aeußeren, Graf Czernin , vernichten, aber wir wollen auch nicht vernichten. gestern dem Chefredakteur des Fremdenblattes" gewährt hat: Unfere Fronten sind stärker denn je, unsere wirtschaftliche Lage ift gesichert, wir fönnen und werden durchhalten. Die beispiel- Wir begrüßen mit Freuben die offenen und frei lofe Aufopferungsfähigkeit und Kraft, mit welcher die Völker der österreichisch- ungarischen Monarchie die Entbehrungen ertragen,

sichert ihnen den Enderfolg.

Der Redakteur fragte:

Salten Erzellenz den Vorschlag zur Beschidung einer Friedenskonferenz durch alle friegführenden Staaten

nach wie vor aufrecht?

Darauf antwortete der Minister:

"

Wenn wir davon sprachen, daß die ruffische Revolution das Wert jener ,, Schnorrer und Verschwörer" von Anno 1905 ist. so ist das nicht bloß in dem Sinne gemeint, daß die jetzige Revolution die Fortsetzung jener ersten ist. Wir meinen es noch in einem anderen Sinne. Was die heutige Bewegung erst zur Revolution machte, und den untergeordneten Bank zwischen Bureaukratie und Bourgeoisie erst auf die Höhe eines welthiftorischen Ereignisses hob, das war just das Ein­greifen jener Schnorrer und Verschwörer". Der liberale Dumablock dachte nicht entfernt an einen Sturz des Baren oder an die Berufung einer Verfassung gebenden- mütigen Aeußerungen des bewährten Zeiters der österreichisch- Nationalversammlung auf Grund des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts. Der Block wie seine ungarischen Politik. Sie werden zweifellos in hohem Maße dazu bei- englischen Hintermänner wußten genau, daß sie mit diefer tragen, die von unseren Feinden in leicht erkennbarer Absicht in diesen Tagen immer wieder in die Welt gefesten Gerüchte zu zer Todesurteil unterschrieben, und nicht grundlos ringt man jest erzwungenen Konzession an die Radikalen nur ihr eigenes freuen, baß die Zentralmächte ein Intereffe an ber rufft in den Londoner politischen Klubs verzweifelt die Hände ob hen Reaktion zu nehmen gewillt sind und ihr wieder zur der Tatsache, daß der russische Bundesgenosse sich auf Nimmer­Macht verhelfen wollten. Graf Czernin schließt sich also eng an die wiedersehen den Umarmungen der Entente entzieht. Es iſt am Tage vorher im Reichstag getanen Aeußerungen des eine Tatsache, die in der deutschen Parteipresse lange nicht Reichskanzlers an, der in bezug auf Rußland sagte: Wir begehren nichts anderes, als möglichst bald wieder in Frieden mit genug bekannt ist und die doch ein klärendes Licht auf die Rußland zu leben, in einem Frieden, der auf einer für alle Teile russische Revolution wirft, daß gerade in den revo­Iutionären reisen A b= ehrenvollen Grundlage aufgebaut ist." Somit ist es nun an Rußlands die Rußland , eine Antwort auf diese klaren, unzweideutigen schon jetzt einen hohen Grad erreicht hat. Je mehr die Re­neigung gegen England stetig steigt und Aeußerungen des deutschen und des österreichisch- ungarischen Staats- volution thre Wurzeln in das rufftiche Boltstum schlägt, je nur auf einer Friedenskonferenz Was Graf Czernin am Schluffe der Unterredung über seine muß ihr Sonflift mit England werden. nationaler und bodenständiger fie also wird, desto schärfer tönnen die Hunderte von Fragen, die der Krieg aufgeworfen hat Denn es i und die ein unzerreißbares Ganzes bilden, gelöst werden. Wir allgemeine Bereitwilligkeit erklärt, in nicht wahr, was auch den deutschen Arbeitern so oft befizen weite Territorien unserer Feinde, fie ausgedehnte Gefilde Verhandlungen für einen ehrenvollen Frieden und so lange vorgetragen ist, daß England das Land der von uns. Auf dem Meere kämpft die Blockade gegen den Unter- einzutreten, sobald die Gegner ihre unerfüllbaren Jbeen, uns zu Freiheit und der Demokratie sei. Man merkt hier", schrieb feebootkrieg, alle internationalen Verträge sind zerriffen; es ist zerschmettern, fallen laffen und ihrerseits bereit find, eine Friedens- Friedrich Engels 1856 auf einer Reise durch Jrland, daß die uumöglich, einzelne dieser Fragen, herausgeriffen aus dem konferenz zu beschicken, deckt sich gleichfalls grundfäßlich mit dem fogenannte Freiheit der englischen Bürger Komplex des Ganzen, löfen zu wollen. Wer Frieben will, allgemeinen Wunsch des deutschen Volkes, aber auf der Unterdrüdung der Kolonien beruht," muß auch über denselben sprechen und ver- auch hier können wir aufrechten Hauptes and tühnen Sinnes das und weltbekannt ist die merkwürdige Prophezeiung von Mary handeln wollen. Erweist die Friedenskonferens, daß eine Angebot unserer Gegner, denen ja schon seit dem 12. Dezember über die Rolle Englands in einem zufünftigen Weltfriege. Einigung unmöglich ist, so geht der gar nicht unterbrochene unsere Ansichten bekannt sind, abwarten. Ungebrochen und stärker England wird wieder wie zu Napoleons Zeiten an der Spize Krieg eben weiter. als je an allen Fronten, in harter, aber gestählter Arbeit daheim der lonterrevolutionären Armeen marschieren," schrieb er um Der Redakteur fragte weiter: können und werden wir, wie Graf Czernin sagte, durchhalten bis die Jahreswende 1848/49, und es gibt kein Wort, das durch Und wäre es nicht möglich, den allgemeinen Rahmen ans Ende, bis zum ehrenvollen Frieden, der wirklich die ungeheuren den heutigen Weltkrieg so über alle Maßen bestätigt unferer Friedensbedingungen zu verkünden, Opfer wert ist, die wir gebracht haben. worden ist

Gewiß, ich sehe nur diesen Weg,

um zu einem allgemeinen Ende zu kommen. Für jene, welche den Krieg fortfegen wollen, bedeutet der Zusammentritt einer Konferenz keine Henderung. Während diefer Tage kann ja der

Kampf fortgesetzt werden,

mannes zu geben.

"

17