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2. Seilage öes vorwärts
Sonntag, S. �lprU 1Ö17
Nr. H6 4 54. Jahrgang
politische Ueberslcht. Grauligmache«. Em eigenartiges Mittel, mn die Rcgienmg für seine annerionistischen Kriegsziele zu gewinnen, wendet in der Deutschen Tageszeitung" Graf Reventlow an. Ein Ver- ständigungsfrieden so droht er würde den Sturz der Monarchie in Deutschland   bedeuten. Anschließend an die be- kannte Kundgebung derNordd. Allgem. Zeitung" schreibt Graf Reventlow   folgende Sätze: .Es wäre deshalb zweckmäßig gewesen, wenn die.Nord- deutsche Allgemeine Zeitung" die sich hieraus ergebenden Kon- sequenzen klar und fest umschrieben, nämlich gesagt hätte, daß das deutsche   Volk und Reich, um das Gebäude der Monarchie und damit das Reich intakt und lebensfähig zu erhalten, siegen mutz, siegen im Sinne deS Begriffes. Aus keinem Verständi- gungsfrreden oder Geschäftsfrieden oder anderen in der Wurzel faulen Kompromissen wird die monarchisch« Grundlage der deutschen   Kraft intalt hervorgehen, sondern ent­weder fallen oder unterhöhlt werden und bald zerbröckeln. Uns scheint in der Beweisführung des Grafen Reventlow ein unlöslicher Widerspruch zu liegen: an anderer Stelle be- hauptet er fortwährend, die Erfolge Deutschlands   beruhten auf der Festigkeit seiner Monarchie, darauf, daß Preußen ein fest� begründetes Königwm, keinSchattenkönigtum" an der Spitze hätte. Und jetzt hält er diese selbe Monorchie für so schwach, daß er ihren Zusammenbruch voraussagt, wenn sie nicht den zerschmetternden Sieg über die Gegner bringt. Erkläret mir, Graf Reventlow, Warum heut so und morgen so?
Die Stellung der nationalliberalen Partei. Gegen den jungsiberalen Uügel, der die Forderung der Neu- oriciUierung energisch propagiert, namentlich gegen Strefemanns ReichstagSrede und die Ausführungen deS»Leipziger Tageblatts", wendet sich in einem langen Artikel derRationalliberalen Korre- spondenz" der Führer der Nationalliberalen im preußischen Abge- ordnetenhauS, Dr. Robert Friedberg. Herr Friedberg  , der von sich selber nie ander? als in einem Aiem mit Bassermann spricht, verfolgt allerdings die Taktik, die Gegensätze nicht offen auszusprechen, sondern nach Möglichkeit zu übermalen. Stresemann   sei im Reichstag gar nichtim Gegen- satze zu Bassermann und mir" für da? parlamentarische System cio getreten. Wenn seine Rede diesen Eindruck erweckt habe, so liege das nur an dem Ton, der die Musik macht. Stresemann habe sich in längeren Ausführungen über die Vorzüge des Systems vc» breitet, ohne den Schattenseiten die entspreche, ch ausführliche Wür- digung zuteil werden zu lassen". Aber auch das sei verständlich. Er wollte nurder geflissentlichen Herabsetzung dieses Regicrungs- systems entgegentreten, die verletzend auf unsere Bundcsgenos- sc n wirken muhte, die zum Teil dieses System angenommen haben". Also jetzt ist's heraus k Stresemann sprach gar nicht vom parlamentarischen System für Deutschland  , sondern vom par- lamentarischen System in Bulgarien   und der Türkei.   Darum die ganze Erregung! Auf ähnliche Weise konstruiert Herr Friedberg   auch eine Einig- keit des rechten und linken Flügels in der preußischen Wahl- recht sf rage. Auch er hat jetzt entdeckt, daß die sofortige In- angriffnahme der Wahlrecktsänderung gar nicht so übel wäre. Na- türlich mit einem.Aber", dem unvermeidlichen nationalliberalcn .AVer": Die Voraussetzung für die sofortig« Inangriffnahme der Wahlrccktsrcform würde demgemäß die fem, daß sich ein« Heber cinstimmung der maßgebenden Parteien des preußisch«, Abgeord­netenhauses untereinander und mit der Regierung über die Ziel­punkte dieser Reform erreichen läßt. Ein Versuch nach dieser Richtung liegt sicherlich im vaterlandischen Interesse. Gelingt 's, so wäre das für die Aufrechterhaltung unseres inneren Frie­dens ein großer Erfolg. Scheitert er und läßt sich die Reform nur auf dem Wege des Kampfes erzwingen, so müßte es aller­dings bei der Zurückstellung der ganzen Frage bis nach erkämpftem --g- fein Bewenden haben.
In öer Zerstörungszone. Südlich ArraS  , Mitte März. Zwischen Anere und ArraS  . Ein gewöhnliches Dorf weit weg von der Feuerzone. Mit einem behäbigen GntSbof, einer roten Brauerei, cm« verschlafenen alten Kirche und I<X> Bauernhäusern. Tiefer Fneds über dem Dorf. Die«patzen zanken sich auf der Stpaße.?n der Schmiede hämmert es. Dt« ersten Stare pfeifen aus dem Gebüsch der Gärten. Hinter dem Hause des Bürger- meistcrs, in dem kleinen Park blühen die Schneeglöckchen. Eine Spielpuppe und ein Holzreifen liegen auf dem Rasen. Klingt irgendwo nicht das Lachen eines Kindes? Dies Dorf ist dem Tode geweiht. Kein deutscher Soldat braucht einen Finger zu richrcn und dach wird es zusammensinken. D,e t!icche, die kleinen Aepfefwcnschenken, die Mauern» an denen daS Obst emporrriecht. In die leeren Viehställe des PachthofeS werden die Granaten einschlagen, werden den Pari umpflügen und das Miltteruv-ttesbild am Ausgang des Dorfes umknicken. Denn wenn äHLizug beendet ist, wird dieses arme Dorf gerade hinter unserer neuen Stellung liegen. Jetzt träumt es in der Frühlings- sonne zum letzten Male. EL atmet und reckt sich und seine Büsche treiben braune Knospen. In einigen Wochen wird aus vielen Wunden bluten. Und in eimgen Monaten wird es wandernde Erde sein. Auf einem Hügel nördlich der Auws. Ringsum ein Panorama des Todes. Kein Baum, kein Strauch. Alle Pappeln längs der Straße liegen am Boden und ihre weißen Schnittwunden leuchten aus der Senke. Die kleinen Büsche auf der Wiese, hinter denen der Kuhhirt saß, sind umgesäbelt. D,e Ziegel«, siegt zusammen- ge, unken, ihr Schornstein ei» blutiger Haufen. Soweit das Auge reicht, keine Erhöhung im Gelände, sondern nackte, kahle Erde   blankgeputzte Hügel und ausgefegte Täler. Eine schauerliche Oed« ein plattes Schutzfeld. Das ist cS. Denn wenn unser Rück- marsch beendet ist, dann werden disfe sanften Hügel zwischen uns und dem Feinde liegen. Durch diesen Streifen müssen sich diese Patrouillen heranpirschen. Wenn er den Angrffs hier wagt, müssen seine Wellen über dieses tote Gelände heran. Diese Wiesen werden viel englisches Blut trinken, jede Falte, jede Mulde kennen wir. Jeder Quadratmeter dieses aufgegebenen Lande? kann im Nu mit Eisen überschüttet werden. Dann wird dies tote Land zum zweiten Male sterben. Di« Wiesen werden stöhnen in ihrem Blut und werden nicht zur Ruhe kommen. Und mancher tapfere Tommy wird fluchen über den Sieg, der ihn dieses aufgegebene Land be- setzen sieß. Südlich Arras   ein brennendes Dorf. Wir sind letzt dicht hinter unserer feuernden Linie. Das Dorf wimmelt von Soldaten. Kein Zivilist. An zwei Stellen des Dorfes brennen Strohhänser gualmend lichterloh. In der Kirche stehen Pferde. Aus den bunten Scitcnfenstern blicken die Heiligen herab, Die Mauern der Kirche
Ganz besonder? ärgerlich ist Herr Friedberg   aber über das Leipziger Tageblatt  ", das von gewissen rechtsstehenden Parteimit- gliedern gesprochen hatte,die ihrer ganzen Denkart nach nicht mehr in eine liberale Partei hineinpassen". Hiergegen schreibt Herr Friedberg  : Solcke Männer gibt e« in unserer Partei über- Haupt nicht. Ebensowenig wird sie(die Neuorientierung) gc-
zum vollen Steg, zum ehrenvollen Frieden, zur baldigen Heimkehr unsere» Truppen! Alle vetne Angehörigen, Deine Verwandten, Deine Nachbarn müssen helfen! Zeichne Kriegsanleihe dann warst auch Du dabei, als die Cfnt» fcheidung erzwungen wurde. Wie bei den Wahlen auf j e d e Stimme, fo kommt es bei dieser Kriegsanleihe auf j e d e Mark an.
macht werden von formalen Juristen mit 48er Reminiszenzen. denen cS eine besondere Freude ist. sich in unfruchtbare Berfas- suiigSfragen. wie die juristische Ministerverantwortlichkeit und ähnliche beliebte Themata, mit besonderem Vergnügen hineinzu- knien, und die auS ihrer veralteten politischen Rezeptur mit Vor- liebe das AllheilmittelAbspaltung" hervorholen. Herr Friedberg   weist die Neuorientierung vielmehrpolitisch geschulten Männern zu, die geschichtlichen Sinn genug besitzen, um
tragen Löcher, in denen kleine Säcke voll Sprengstoff lagern. Drähte spannen sich von Loch zu Loch. Sie enden am Eingang unter dem Turm, wo links und rechts zwei große Löcher glotzen mit dicken Säcken. Darüber steht:Vorsicht? Lebensgefahr!" Morgen fliegt diese alte Steinkirche in die Luft. ES wird emsig gearbeitet in diesem Dorf. Wer eS ist eine andere Arbeit als die wir so oft gerühmt haben an unfern Männern im Fell». Es sind dieselben fleißigen Hände, die den französischen  Acker bewirtschafteten, die in der Feuerlinie Gärten bauten, Gräber von Freund und Feind auö freien Stücken pflegten und der Wirtin im Quartier das Holz zerkleinerten und den Kaninchenstall auS- besserten. Heute müssen diese Hände zerstören, vernichten, entzwei- schlagen. So will es der Befehl daS Gesetz die militärische Logik. Denn wenn unser Rückzug beendet ist, dann wird dieses Dorf hinter der feindlichen Linie liegen. Der Feind wird hier wohnen. Er will in den Kellern vor unseren Fliegern und Gra- naten Schutz finden. Vom Turm der Kirche will er sein Feuer leiten. In den ausgebrannten Häusern noch will er Munitionslager stapeln und Regimentsstuben einrichten. Seine Feldküchen sollen tn den Querstraßen stehen, lind sollten wir später einmal einen Vorstoß wagen, dann wird jede erhaltene Hausmauer den Tod von vielen Kameraden bedeuten. Dann wird das Dorf niedergelegt. Pioniere haben die Leitung. Qandsturmlente und zurückgezogene Bataillone helfen. Mit Art und Pickel werden kunstvoll die Garten- maueni. die Ställe, die kleinen Häuser zum Einsw» gebracht. Bei den großen hilft das Dprcngpulver. Zahlreiche Häuser liegen schon zusammengeklappt. Eins rutscht vor unseren Augen in sick zu- sammen wie die ausgebauten Spielhäuser der Kinder, die durch einen einzigen gelösten Stein ineinandersinkcn. Der Anblick dieser planvollen Vernichtung greift ans Herz. Aber daS Herz, das so vieles gelernt hat in diesen Jahren, gehorcht dem furch war zwingenden militärischen Raisonnement. Unsere Soldaten m ihren Briefen nach Hause haben viel Mitleid mit diesen Dörfern geäußert. DaS ehrt sie. Aber natürlich hat ihnen die Sache zuerst einige Freude gemacht.(Sie sind keine Nonnen und las dritte Kriegsjahr neigt sich dem Ende zu.) Wer das war nur in den ersten Tagen, vielleicht wegen der Wwechselung. Später stellte sich diese Arbeit als sauer und ermüdend heraus. Ich sah Land- sturmleute einen Obstgarten fällen, in dem einst gut versteckt eine deutsche Batterie gestalten hatte. Sie taten daS genau so Hand- werksmäßig, wie man Kohl«, schaufeilt. Zwischen dem ersten und zweiten Dorfe irgendwo zu beiden Seiten einer Landstraße gräbt sich eine Maschinengewehr- kompagnie ein. Sie hat den Rückzug zu sichern, wenn er befohlen wird. Niemand weiß, wann das sein wird. Wer die Leute sind munter. In ihren grüngrauen Stahlhelmen sitzen sie am Graben- rand. und ihre Gewehre leuchten in der Sonne. Wann hat man auf französischer Erde so frei und ungestört die leichten Maschinen- aewehre eingegraben? Im September 1914. Das fühlen die Leute. Sie haben plötzlich einen anderen Geist wie da vorn in den Schlammlöchcrn. Sic sehen ls£ Kilometer freier Wiese vor sich.
an die besten Traditionen unserer Vergangenheit anzuknüpfen". Wenn er damit die Herren Hirsch und Fuhrmann«eint, so ist allerdings von der Mitwirkung der Nationalliberalen an der Neuorientierung wenig zu erhoffen.
Ein prensiifcher Berfaffungsansfchuh? Die freikonservaiivePost" veröffentlicht eine Zuschrift aus parlamentarischen Kreisen, die sich mit dem Verfassungsausschuß des Reichstages befaßt und der Befürchtung Ausdruck gibt, daß dieser die preußische Wahlrechtsfrage aufrollen könnte. Als Gegengewicht hiergegen wird die Sckaffnng eineS preußischen BerfassungsausschusseS(also eines Ausschusses des Dreiklassenparla- ments) angeregt: Nach den Vorgängen beim WohnungSgesetze und beim Fideirom misse liegt der Gedanke nahe, daß daS Abgeord- netenhans einen besonderen Ausschuß mit dem Austrage betraut. sich mit der Staatsregierung über Reformen in unserem Staats- Wesen, insbesondere über die Reform des Wahlrechts zu vcrstän- digen. Diesem Ausschuß könnte der nationalliberde Antrag auf Reform des Herrenhauses und der Freikonsemativen�auf Ein­schränkung der Staatsaufsicht über die Gemeinden überwiesen werden. Daß durch die Einsetzung eines solchen Ausschusses die Stellung der Staatsregierung gegenüber dem Berfas- sungSauSschusse deS Reichstages wesentlich erleichtert werden wurde, dürste einleuchten. Der Regierung könnte vielleicht vor dieser Hilfe Angst und Bange werden._ Seife aus Butter. Eine Wirkung deSPreisanreizes". Apotheker und Drogisten der kleineren Landorte konnten schon seit längerer Zeit eine starke Zunahme des Bedarfs nack» Seifcn- st e i n beobachten. Die Erklärung für die auffällige Ersöbeinung. daß die Landwirte einen Teil ihrer Fettvorräie. besonders die Buttermengen, mit Hisie von Seifenstein in Seife verwandeln, lag nahe'und stellte sich als zutreffend heraus. DieApoiheler- Zeitung' kann in ihrer neuesten Rummer gleich zwei behördliche Verfügungen mitteilen, die zu bedauerlichen Rückschlüssen hinsichUich neuester ländlicher Gewohnheiten berechtigen. Danach gibt die Freie Hansestadt Bremen  , zu der ein ausgedehntes Landgebiet gehört. unter dem 22. März bekannt: Die Herstellung von Seifen und pflanzlichen und tierischen Velen   und Fetten zu technischen Zwecken ist verboten. Dieses Verbot bezieht sich nickt nur auf die gewerbliche Herstellung, son- der» auf jede Herstellung überhaupt, auch auf die Her- stellung in Privathaushaltungen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 1&00 M. oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Noch deutlicher und klarer drückt sich die KriegSamtSstelle zu Königsberg   i. P r. au§: .ES ist berichtet worden, daß im Bereiche des stellvertretenden Generalkommandos des 2. und 5. Armeekorps in verschiedenen ländlichen Bezirken mit bedeutender Butter- Produktion Händler sich bemühen, Seifenstein zu verkauscn. Geifciistein besteht größlenteilS aus Actznotron und wird an- gewandt bei der Herstellung von Seifen aus Fetten. Ter Ber  - dacht liegt nahe, daß damit die kleinen bäuerlichen Betriebe zum Verkochen von Butter zu Seife veranlaßt werden sollen. Da der Höchstpreis von Butter 2,50 M. für da? Psund ist, Seife oder für dos gleiche Grwicht«flit 4 oder 5 M. und noch höher gehandelt wird. mag die Geldgier unpatriotische und kurzsichtige Leute wohl dazu verleiten, unser wertvollstes Fett der menschlichen Ernährung zu entziehen. Diese Handlungsweise ist mit schiveren Strafen bedroht, denn nach Z 35 des Reichsgesetzes vom 20. Juli ISIS macht sich strafbar, wer unbefugt beschlagnahmte Fette ver- arbeitet." In anderen Fällen haben wir gehört, daß e« die städtischen Lcr« brauchcr find, die die Landbevölkerung mitunter dazu verleiten, böhere Preise als Höchstpreise zu nehmen. Hier treten wiederum die Händler als die Verführer auf und die kleinen Besitzer als die der Verführung möglicherweise zugänglichen. Wundern aber sollte eS uns, wenn nicht nächstens von be- stimmter Seite die Moral von der Geschicht' dahin auSgtlcgr würde, daß die Butterpreise, um der Verseifung vorzubeugen, schleunigst verdoppelt werden müßten._ Vielleicht kommt morgen englische Kavallerie über diese Wiesen herangesprengt. Die Leute fühlen sich. Sie haben keinen leichten Posten, aber sie wissen, daß hinter ihnen eine Mauer von Menschen, Stein und Eisen auf sie wartet. Den ganzen Morgen nebelte eS. Jetzt ist die Sonne heraus- gekommen. Und sofort beginnt es in der Lust zu surren. Der Eng- länder ist unruhig über unsere Pläne. Er ahnt etwas, aber er weiß nickt, wann und wo. Sofort bat er ein Aufklärnngsgeschwader hcrübergeschickt. das ihm Sicherheit bringen soll. ES sind die ersten Flieger, die ich seit Rumänien   im Westen sehe. Sie scheinen höher zu fliegen als bis zum letzten Herbst. Aber auch unsere Flaks (Abkürzung für Flug-Abwehr-Kanonen) scheinen etwas gelernt zu haben. Beyer als früher fliegen ibre weihen Sprengwolken zwischen dem Geschwader. Als vier deutsche Albatrosse von hinten nahen,'kehrt der Engländer um. Er hat nichts gesehen. Keinen Rückzug. Denn als*tt Nebel zu schwinden begann, hörte jede Be- wcgung auf den Siraßen auf. Auck die Mörserbatterie bat er nicht bemerkt, die seitwärts in der Mulde sich für einige Zeit nieder- gelassen hat. um einem allzu stürmischen Nachdrängen veS Feindes Halt zu gebieten. Bald nach Mittag zieht sich der Hinunel wieder zu. Und langsam beginnt wieder auf allen Wegen daS Rollen der Kanonen, der Protzen, der Ledensmittelwagen. Die Wagen schleppen Draht und Schienen, Handgranaten und Minen, Holz und Gewehr- munttion. Auch Betten und Schränke, Stühle und Lampen, alles, was vorn daß Leben ermöglichte und angenehm machte, kommt jetzr viele Kilor.ieler zurück. Wem, man diese Wagen in langer Reihe sieht» mit dem vielerlei Hausgerät der Unterstände und Quartiere. hoch oben sitzend die lachend«, Besitzer das ist kein Rückzug, son- dern ein Umzug. Der Umzug eineS ganzen Heeres. An einer Wegekreuzung buddeln ein paar badische Pioniere. Sie graben seitwärts einen tiefen Schacht, von dessen Boden sie einen Stollen treiben bis gerade unter die Mitte der Wegkreuzung. Eine harte, langwierige Arbeit. Aber wenn die Sprengladung in die Luft fliegt, gibt es einen Krater von 19 Meter Tiefe und 15 Meter Breite. Wir ssthen uns daS Gelände cur. Beide Straß«! laufen zwischen hohen Böschungen. Nirgends kommt ein Wagen ober ein Geschütz von der Straße auf die Wiese, um die Kreuzung zu umgehen. Einen Tag dauert cS mindestens, bis der Krater ver. schüttet und die Straß« planiert ist. Wieviel Arbeitskräfte forderte die englische HeereSleiwng, um die kleine Zerstörunaszone zu repa- riersn. die ton ihr am 22. Februar hinterließen? 290 0091 Die letzte Nacht in dem todgeweihten Dorfe. Es ist Befehl gekommen, das Dorf bis morgen mittag völlig zu räumen. Unsere Kampfbataillone kommen von vorn und sollen gute Quartiere finden. Ich wandere durch den Park des Bürgermeisters. In der stock- finster«, Nacht leuchten die weiß«, Reihen der Schneeglöckchen am Rande der Wege. Ein leises Grollen von der Front zeigt, daß der Engländer ruhig schläft. Durch die Dorfstraße poltert der endlose Zug unserer Geschütze und Wagen. Und dann saust sicher die erge Granate in dieses Dorf. Dr. Adolf Köster, Kriegsberichterstatter.