zwei unBeTfltmfe französische Fischerfahrzeuge, italienischer he- wasincter Dampfer Avantguardi{270S£o.) mit Erz nach Cardisf, belgischer Dampfer Trevier lK(X)6 To.), holländischer Tankdampfer Hestia ; die norwegischen Dampfer Li-beth. Grip mit Koks, Aasta mit Erz nach England, Morild I. mit Grubenholz nach Cardiff , Farrnand mit sohlen nach Lissabon ; norwegisches Vvllfchiff Svendsholrn; schwedischer Dampfer Norrna mit Erdnüssen; griechischer Dampfer Katina mit Phosphat nach Nantes ; ferner folgende Schiffe, deren Namen nicht festgestellt werden konnten: ein abgeblendeter Condoh-Dampfer, ein abgeblendeter schwer beladener, von Kriegsschiff und Zerstörern gesicherter Dampfer, ein Lazarettschiff in der Mitte des englischen Kanals zwischen Le Havre und Ports« mouth, ein beladener von Zerstörern gesicherter Trans portdampfer mir Kurs Le Havre , der aus dem Convoh herausgeschossen wurde, und eine Dreimastbark im Schlepp eines bewaffneten Schleppdampfers. Zu den am 6. April veröffentlichten U-Boots-Erfolgen sind nach den bisher eingegangenen eingehenderen Meldungen der U-Boote folgende Einzel- h e i t e n nachzutragen. Unter den versenkten Schiffen be- fanden sich: Die bewaffneten englischen Dampfer Snowdon Range (4662 To.) mit 7506 To. Getreide, Früchte und Haferflocken, Wyen« Wood(1334 To.) mii 2900 To. Kohlen für englische Flotte und ein unbekannter Dampfer von 1800 To. Die englischen Dampfer Fairearn<692 To.) mit Kohlen. Ennistown<700 To.). Ardenwen <3798 To.) mit 5000 To. Zucker, Ardglag<778 To.) mit Stahlplatten, Cannizaro<6113 To.), Kohlendampfer Somme(1800 To.), Holgate (2604 To.) mit Eisenerz. Kapitän wurde gefangen genommen, Passagierdampfer vom Typ Meganlic(14 878 To.), englische Segler Howe mit Kohlen, Braudon mit Stahlplatlen, Eastern Belle mit Pech, die englischen Fischerfahrzruge Prince vi Wale«, Galatia , Moulinein. Pelrel, Median, Nofflyn, Industria, Expedient und das englische Feuerschiff South Arklow(Oslküste Islands). die französischen Segler Bruyöre mit Teeröl. Friganie mit Kohlen. Eugene Pergeline mit Nickel; die französischen Fischerfahr- zeuge C 707, 0 709, C 775 und zwei unbekannte französische Fisch- kutler; russischer Segler Laymar; die norwegischen Dampfer KorsnaeS, Dangali. Gremnar mit Kohlen. Nova mit Kohlen, Sandvil mit Eisen, Tizona mit Koks, Marschall mit Kohlen, Consul Persion mit Erz, Havlyst auf Fahrt nach Eugland; norwegischer Segler Sirius mit Weizen; dänischer Dampfer Bergenhus mit Stückgut und Segler Ebenezer; griechischer Dampfer Poseidon mit Eiienerz; ferner acht Dampfer, darunter zwei Tantdampfer und vier Segler, deren Namen nicht fe st ge stellt werden konnten. Der Chef des AdmiralstabeS der Marine,
Seesperre und Versenkungen. London , 11. April. Die Blätter melden aus Washington : Der amerikanische Postdampfer New Dort(10 795 Br.« Reg.-To.) stieg auf eine Mine. Er erreichte den Hafen. Menschen- leben sind nicht verloren gegangen. Das Neutersche Bureau meldet au? Liverpool , baff der Post- dampfer New D o r k auf eine unter Wasser schwimmende Mine ge- stogen ist. Das Leck wurde so gut wie möglich gestopft; trotzdem drang soviel Wasser in das Vorschiff ein, daß das Hinterschiff und die Schrauben über Wasser kamen. Das Aussetzen der Boote war sehr scbwierig und es wurden dabei zahlreiche Matrosen verwundet. Man glaubt, daß der Dampfer auf eine der kleinen beut- scheu Minen gestogen ist, wie sie von den deutschen U-Booten ausgelegt werden. Kopenhagen , 10. April. Nach einer Mtteilung des Ministeriums des Aeugeru ist die dänische Schoonerbrigg Jörgen Larien, die seit Monaten vermigt wird, wahrscheinlich unter- gegangen. Ein Boot der Brigg wurde in der Nordsee treibend auf- gesunden und nach Middlesborough gebracht. Das Schiff war mit Kohlen von England nach Dänemark unterwegs. Bern , 10. April.„Matin" meldet aus Nantes : Der spanische Kohlendampfer Sanfulgencia wurde auf der Fahrt von Newcastle nach Barcelona bei Sables von einem deutschen U-Boot versenkt. Bern , 10. April..Matin* meldet aus Marseille : Die Besatzung des versenkten Postdampfers Einest Simon traf in Marseille ein. Die Ueberlebenden berichten, das Sehrohr des U-Bootes sei unsichtbar gewesen, man habe in der bellen Mondnacht nur die Spur des Torpedos im Augenblick des Treffens bemerkt. Die Explosion sei fürchterlich gewesen. » Bergen , 11. April. Der Hafen von Liverpool ist wegen M i n e n g-r f a h r für den Verkehr gesperrt. * Bern , 10. April. Lyoner Blätter melden aus Madrid , der Minister der öffentlichen Arbeiten hätte erklärt, die spanische Re« gierung habe bisher nur den Verkauf zweier kleiner Schiffe ge- stattet. Der Verkauf größerer Schiffe ohne vorherige amt- I i ch e Ermächtigung sei unzulässig.
Die Schlacht bei /lrras. Berlin , 11. April. (W. T. B.) Im Räume von ArraS , an und östlich der Linie Souch ez— N o u v i l l e— V i p a s s e tobten auch gestern lebhafte Kämpfe. Wie selbst englische Berichte be- tonen, wurde der englische Angriff bei Arras unter einem Einsatz von Artillerie begonnen, der alles bisher Dagewesene übertrifft. Es wurde auch Gas abgeblasen. Durch die gutliegende und äufferst starke englische Feuersperre wurden Teile der deutschen Besatzung in den vordersten Gräben vollkommen abgeschnitten. Der Verlust beherrschender Höhenrücken in der vordersten Linie, die vom eng- lischen Artilleriefeuer systematisch abgeriegelt worden waren, machte <m einigen Stellen ein Ausweichen bis zu 4 Kilometer notwendig. Dl« Geschütze, die dem nachstoßenden Gegner überlassen werden mußten, wurden unbrauchbar gemacht und gesprengt. Bei Givenchh-en-Schelle an der V i m h- H jj h e griffen die Engländer gegen 3 Uhr nachmittags an, wobei sie kleine örtliche Vor- teile errangen. Ein englischer Angriff bei F a r b u s am Fuße des Ausläufers der Vimy-Höhe, 2 Kilometer südöstlich des Dorfes Vimy , scheiterte indessen vollkommen. Weiter südlich trugen die Engländer seit Mittag schwere Angriffe unter Einsatz dichter Massen und Sturm- Haufen gegen unsere Linie an der Straße Arras -Cambrai vor, die sämtlich ergebnislos verliefen und dem Gegner schwere Verluste kosteten. Ein Engländernest wurde mit einem Verlust von 80 Toten für den Feind gesäubert. Südöstlich von Arras versuchte der Feind eine schon im Herbst 1915 für ihn verhängnisvoll gewordene Taktik zu wiederholen, indem er voreilig starke Kavalleriemassen versam- melte. Sie wurden durch gutliegende Feuergarben zersprengt. Auch weiter südöstlich von Bullecourt wurde der Angriff zweier englischer Bataillone nach starker Artillerievorbereitung unter schweren Wer- lusten restlos abgewiesen und Gefangene eingebracht. Aus dem Bericht von Sir Douglas Haig geht hervor, welche be- sondere Wichtigkeit er den Vimy-Höhen beimißt. Er dürste dort daher die schwersten Kämpfe erwarten. Bezeichnend ist es, daß er seinem eigenen Bericht zufolge gerade an dieser Stelle die kanadi- schen Hilfstruppen einsetzte. Feindliche Kriegsberichte. Englischer Heeresbericht vom 10. April. Während der Nacht wurde am nördlichen Ende des Vimytückens, Ivo der Feind noch standhielt, heftig gelä»'»'). Ter Feind ist aus der
Stellung geworfen worden. Ein Gegenangriff des Feindes miß- glückte. Der Ostabhang des Vimyrückens wurde gesäubert und Gegenangriffe wurden zurückgewiesen. Unsere Truppen nahmen F e m p o u x und die Verteidigungswerke nördlich und südlich von der S c a r p e. Gestern wurden über 9000 Gefangene gemacht und 40 Kanonen erbeutet. In der Gegend von St. Ouentin wurde der Feind vom hochgelegenen Gelände zwischen Le Vergüte und Harqicourt ver- trieben. Der Kampf dauert auf der ganzen Front fort. Nach intensiver Beschießung unternahm der Feind in der letzten Nacht auf einem schmalen Frontabschnitt südöstlich von D p e r n einen heftigen Anariff. Er vermochte bis zu unseren Verbindungslinien durchzudringen, wurde aber unter Hinterlassung von Toten wieder vertrieben. Englischer Heeresbericht vom 10. April. Unsere Operationen wurden trotz de? schweren Schneesturms und dem im allgemeinen ungünstigen Wetters energisch fortgesetzt. Wir haben die Ränder von Monchy le Preux, fünf Meilen südöstlich von Arras erreicht und F a r b u s und"das Gehölz von Fatbus ge- säubert. Heute nachmittag wurde am nördlichen Ende des Vimy- Rückens wieder hart gekämpft. Wir eroberten weitere wichtige Stellungen und nahmen eine Anzahl von Maschinengewehren und Gefangenen. In der Richtung C a m b r a i haben wir unsere Linie nördlich des Dorfes L o u v i r a l vorgeschoben. Die Gegenangriffe. die der Feind an verschiedenen Stellen unserer Front versuchie, hatten keinen Erfolg. Die Zahl der von uns, seitdem gestern früh der Angriff begann, gemachten Gefangenen übersteigt jetzt 11000 einschließlich 235 Offiziere. Wir erbeuteten auch über 100 Ge- schütze, darunter schwere Geschütze bis zu 8 Fall Kaliber, 60 Laufgrabenmörser und 163 Maschinengewehre. Unsere Aeroplane ver- richteten gestern beim Zusammengehen mit unserer Infanterie wert- volle Arbeit und deturiochlen an mehreren Stellen mit Maschinen« gewehrfeuer unter feindlichen Verstärkungen Verluste. Luitangriffe wurden ausgeführt, bei denen auf einer großen Eisenbahnstation, die vom Feinde verwendet wird, eine Anzahl Treffer erzielt und drei Eisenbahnzüge zerstört wurden. In Luftgefechlen wurden drei deutsche Aeroplane zerstört und vier andere zum Niedergehen ge- zwungen. Eine unserer Maschinen wird vermißt. Französischer Heeresbericht vom 10. April nach- mittags. Nördlich von der O i s e zeigte die feindliche Artillerie eine geringere Tätigkeit als an den vothetgebenden Tagen; Patrouillen- gesechie und Gewebtfeuer in der ersten Linie. Südlich von der Oiie machten wir Fortschritte östlich vom unteren Walde von C o u c y, Ziemlich lebhafter Artilleriekampf in der Gegend von S o i s s o n s, besonders im Abschnitt von Laffaux. Südöstlich von Reims wiesen wir einen Handstreich auf einen unserer Gräben nördlich von F l i r e h ab. In der C h a m p a g n e Handgranatenkämpfe westlich von Maisons-de-Champagne. Vom 10. April abends. Nördlich der O i s e war die Artillerie auf beiden Seiten rege. Südlich der Oile führten unsere Batterien Zerstörungsfeuer gegen die deutschen Werke östlich von C o u c y aus. Südlich der Ailetle beschoß der Feind unsere Siellungen im Abschnitt N e u v i l I e sur Margival heftig. Auf dem linken Ufer der M a a s in der Richtung auf Bethincourt nahmen wir einen Eisenbahnzug unter Feuer unserer Geschütze und zerstörten ihn vollständig._
politische Uebersicht. Ein Plural-Proporzwahlrecht? Von einem führenden nationalliberalen Reichstagsabge- ordneten will der„Düsseldorfer Generalanzeiger" erfahren, daß nach dem zu erwartenden Regierungsentwurf das neue preußische Wahlrecht ein Plural- und ein Proportional-Wahl- recht sein wird. Tie feldgrauen Wähler werden eine Zusatzstimme bekommen, ebenso jene Wähler, die ein g e- w i s s e s Alter überschritten haben oder einen bestimmten Bildungsgrad nachweisen können. Für die Groß- städte, wahrscheinlich aber auch sonstige in bevölke- rungsreichen Gegenden, in denen die Einwohner nach der Weltanschauung und nach den wirtschaftlichen An- sprüchen nicht einheitlich gegliedert sind, wird die Regierung den Minderheiten mit dem Proporz zu Hilfe kommep. Ueber die Richtigkeit dieser Mitteilung läßt sich zur Stunde nur sagen, daß ihr Inhalt Gerüchten entspricht, die schon längere Zeit in politischen Kreisen kursieren. Gegen ein Proportionalwahlrecht, das ja eine alte sozialdemokrati- sche Forderung ist, würde nichts einzuwenden sein, wenn wir auch nicht einzusehen vermögen� warum es nur auf Groß- städte und bevölkerungsdichte Jndustriebezirke beschränkt sein soll. Auf das schärfste zu bekänipfen wäre dagegen ein Plural- Wahlrecht nach der Art des hier angedeuteten. Man wird von anderer Seite einwenden, daß ein antidemokratischer Zug im Prinzip nur der Pluralstimme auf die Bildung eigen sei. Die Zusatzstimme für die Feldzugsteilnehmer würde ja in der Tot, wo heute der letzte wehrfähige Mann im Felde steht, sich ziemlich gleichmäßig über alle Bevölkerungsklassen verteilen. Aber so sicher es ist, daß, sobald nian überhaupt mit Bevorrechtigungen anfängt, die Feldzugsteilnehmer nicht übergangen werden dürfen, so unzweckmäßig ist die ganze Bevorzugung überhaupt. Für ein Pluralwahlrecht gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es bevorzugt die besitzenden Klassen gegenüber den Nichtbesitzenden: alsdann ist es ein K l a s s e n w a h l r e ch t, von dem die Kaiserliche Osterbotschaft sagt, daß dafür in Preußen kein Raum mehr sei; oder aber es verteilt Plural- stimmen ziemlich gleichmäßig über alle Klassen, dann schafft es nur unnötige Erbitterung, und es wird zur vollendeten Sinnlosigkeit, für ein solches Wahlrecht dem Volk das von ihm verlangte gleiche Wahlrecht vorzuenthalten. Es ist übrigens bemerkenswert, daß in demselben Augen- blick, in dem diese Pluralwahlrechtsgerüchte auftauchen, sich in dem einzigen Bundesstaat, der ein Pluralwahlrecht besißt, nämlich Sachsen , eine starke Strömung zu dessen Ab- s ch a f f u n g geltend macht— und zwar gerade mit Hinblick auf die preußische Wahlreform! Wie die„Dresd- ner Neuest. Nachr." schreiben, wird durch die Wahlreform in Preußen auch die Reform der b e i d e n s ä ch s i s ch c n Kammern akut werden; wenn auch das sächsische Wahl- recht, das erst 1909 eingeführt wurde, sich bei der einmaligen Wahl nicht übel bewährt hat, so würde doch Sachsen� die Klassifizierung, die in dem Kompromißwahlrecht steckt, nicht beibehalten können, sobald alle anderen Bun- des stallten ein freieres, volkstümlicheres Wahlrecht besitzen.— Solche Ausführungen zwingen die preußische Demokratie doppelt, auf der Forderung des gleichen Wahlrechts zu beharren.
Tie Neuorientierung der kleinen Bundesstaaten. Die Ankündigung der Wahlreform für Preußen ruft'natur- gemäß die Tatsache in Erinnerung, daß auch in einer Reihe kleiner norddeutscher Bundesstaaten ebenso reform- bedürftige, ja noch schlimmere Verfassungszustände wie in Preußen bestehen. Ueber die Strömungen zur Reform des sächsischen Pluralwahlrechts sprechen wir an anderer Stelle.— Die Regierung des Herzogtums Braun schweig will sich offen-
bar dem Vorgehen der preußischen Regierung anschließen. Darauf deutet wenigstens die folgende vom Wolffschen Telegraphenbureau verbreitet« Nachricht: Wie erinnerlich, ist die im Jahre 1912 eingebrachte braun- s ch w e r g i s ch e W a h l r e f o r m nach beendeter erster Lesung dadurch unerledigt geblieben, daß mit 31 gegen 16 Stimmen ein Antrag des Abg. Glaser zur Annahme gelangte, der unter Festlegung einzelner Richtlinien die Beschaffung bestimmter Unterlagen für die sonstige Gestaltung des Gesetzes verlangte.— Bon berufener Seite wird W. T. B. mitgeteilt, daß die Herzog- liche Landesregierung stetig bemüht ist, die durch die Kriegsver. Hältnisse äusierst erschwerte Beschaffung der gewünsch- ten Unterlage» zu erledigen und daß sie, wie sie auch im Landtage wiederholt betont, die zeitgemäße Nenrege- lung des b r a u n s ch w e i g i s ch e n Wahlrecht? als die wichtig sie ihrer Aufgabe« erachtet, die sobald als möglich gelöst werden m u ß. Dieses braunschweigiscke Wahlrechtsversprechen steht hinter dem preußischen dadurch erheblich zurück, da es keinerlei konkrete Ziele der Wahlreform nennt. Während hier aber wenigstens ein Amatz zur Reform eines äußerst rückständigen Wahlrechts gemacht wird, bleibt eS einstweilen vollkommen still in dem Lande, das zurzeit nicht nur die rückständigste Verfassung aller deutschen , sondern aller europäischen Staaten besitzt— in Mecklen burg . Unser Mecklenburger Parteiblatt, di«.Mecklenburgische Bolkszeitung", appelliert in dieser Situation an den Ver- fassungsauSschuß des Reichstags: Das mecklenburgische Volk muß von dem VerfassungSauS- schuß des Reichstags fordern, daß er, und zwar beschleunigt, reichsgesetzlichcn Vorschriften für die Landtagszusammensetzung und-wähl in Mecklenburg den Weg bereitet.... Und hier muß die Reichsgewalt für Mecklenburg die Zusammensetzung und daS Wahlrecht vom Landtag vorschreiben; sie darf kein Loch lassen dafür, daß die mecklenburgische LandeSgesetzgebung die Berfaffungs- reform macht! Denn das mecklenburgische Volk will keinen Re- sormersatz, es will wirkliche Reform durch Reichsgesetz l In der Tat, wenn es schon bedenklich ist, dem preußischen Landtag die Aufgabe der Wahlreform zu überlassen, so ist eS noch viel bedenklicher, di« mecklenburgischen Stände mit einer gleichen Aufgabe zu betrauen In Mecklenburg gibt eS bekanntlich über- Haupt keine Volksvertretung, sondern nur Landstände, bestehend auS den etwa 700 Rittergutsbesitzern deS Landes, dazu ein paar Dutzend Bürgermeistern der größeren Städte. Bisher hat sich dies Gebilde als unbelehrbares Bollwerk gegen jeden, auch den bc- scheidensten Fortschritt erwiesen. Erfindungen der Arbeitsgemeinschaft. Genosse Scheidemann schreibt uns: In einigen Blättern der Arbeitsgemeinschaft wird ein„Interview" ver- öffentlicht, das ich mit einem Vertreter der amerika - nischen Presse über die russische Revolution gehabt haben soll. An verschiedene Bemerkungen, die mir in den Mund gelegt werden, werden überaus geistreiche Betrach- tungen geknüpft. Ich stelle fest, daß ich auch nichtein Wort des Unsinns gesagt oder geschrieben habe, der den Lesern der Arbeitsgemcinschaftsblätter vor- gesetzt worden ist._ Lekte Nachrichten. Arbcitcrrat und Regierung. Bern , 11. April. Der Pariser..Temps" meldet aus Petersburg : Die gebieterische und starrsinnige Haltung der Arbeiter- und Sol- datenkomitees habe im Lande energische Proteste hervorgerufen, da man nicht zulassen wolle, daß sich ein Komitee in die Staats- augelegenheiten einmische. Der Druck von mehreren Seiten habe das Komitee veranlaßt, nunmehr eine vernünftigere Haltung an- zunehmen, was auch aus einem Artikel des Organs des Komitee? hervorgehe, das schrieb, die provisorische Regierung müsse die Exekutivgewalt ausüben, aber die Gewalt dürfe nicht un- beschränkt sein. Das Exekutivkomitee müsse sich der Kontrolle der ganzen Nation unterwerfen, damit Ausschreitungen gegen die nationale Freiheit vermieden würden. Das Arbeiter und Soldaten- komitee wolle die Autorität der Regierung nicht schädigen, aber es sei notwendig, miteinander in Fühlung zu blei- b e n. um über die zu treffenden Maßnahmen zu berate«, tvelche nur nach einer vorherigen Nebereinstimmung Mischen der Prodi- sorischen Regierung mit dem Arbeiter- und Soldatenkomitee ge- troffen werden dürften. In mehreren lebenswichtigen Fragen sei bereits eine Einigung erzielt worden. Andere würden durch die konstituierende Versammlung erörtert werden. Bis dahin müsse sich die provisorische Regierung mit der Notwendigkeit gewisser Unannehmlichkeiten einer revolutionären Kontrolle ab- finden. » Petersburg , 11. April. Meldung der Petersburger Tele- gvaphen-Agentur. Der Vollziehungs-Ausschuß der Arbeiter- und Soldatenabgeordneten sprach sich gegen alle Strömungen auS, die das Gefüge der Armee erschüttern könnten und nahm nach langen Erörterungen eine Entschließung folgenden Inhalts an: Die Prodi- sorische Regierung möge der ganzen Welt erklären, daß Rußland zu seiner Verteidigung den Krieg so lange fort- setzen werde, als Deutschland und Oesterreich nicht erklärten, auf Eroberungen verzichten zu wollen und zu Friedensverhandlungen ohne die Forderung einer Gebietsabtretung oder Kriegsenrschadi- gung bereit zu sein. Die englische Presse zur Erklärung der russischen Regierung. Amsterdam , 11. April. Aus London wird gemeldet: Die Proklamation der russischen Regierung hat die englische Presse un- geheuer verwundert.„Daily News" weist darauf hin, daß die Pro- klamation im Widerstreit mit Miljukows Erklärung steht, worin verlangt wird, daß die Russen die Dardanellen und den Bosporus beherrschen müßten und sich in den Besitz von Konstantinvpel setzen würden.„Daily Mail" betont, daß die Staatsmänner der Alliierten besser täten» sich nun gut zu ver- gewisser», ob Rußland Konstantinopel nötig habe oder nicht. Die Neutralität Chiles . Bern , 11. April. Depesche bc Lyon meldet aus Santiago de Ehile: In NcgicrungSkreisen versichere man, Chile werde die Neutralität beibehalten, solange eS nicht Gegen- stand eines direkten Angriffes sei. Zusammenstoß zweier Tonaudampfer. Budapest , 11. April. Der Dampfer E r i n h i der Donaudampf- schiffahrtsgesellschaft ist heute nacht in der Nähe von Buda- Pest bei Alsoteteny mit dem unbeleuchteten Dampfer Viktoria zusammengestoßen. Der Dampfer Ertnyi war auf der Fahrt nach Südungarn begriffen. Er harte 600 Passagiere an Bord. Bei dem Unglück sind 50 bis 66 Personen ertrunken. Ein großer Teil der Paffagiere, der sich in die Fluten stürzte, wurde von einem vorbei- fahrenden Dampfer aufgenommen.