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fr. 109 34. Jahrgang

Groß- Berlin

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 22. April 1917

find. Da nun auf eine städtische Fleischkarte( Vollkarte) schieres findet in der Aula, Gipsstr. 28a, um 8 Uhr eine allgemeine Hörer­Fleisch oder Rohfett nicht in Mengen von ½ Pfund, son versammlung statt, in der über den Unterricht nähere Mitteilung dern nur mit 200 Gramm abgegeben werden dürfen, stellen gemacht wird. In dieser Versammlung werden auch noch Anmel sich hiernach die Preise für 200 Gramm dieser Fleischfor- dungen entgegengenommen. Unterrichtsbeginn: 1. Mai, Unter ten wie folgt: 1. Rindfleisch: Lende 72 Pf., Schmorfleisch richtsschluß: Anfang August.

Die Lebensmittelbeschaffung der Großbetriebe. ohne eingewachsenen Knochen und ohne Knochenbeilage( Keule und Ein Aufruf des Brandenburgischen Provinz- Ausschusses der Bug) 52 Pf., Zunge mit Schlund 27 Pf., Zunge ohne Schlund, auch Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen Die unzureichende Lebensmittelbeschaffung der großstädtischen gepöfelt 56 Pf., Gehacktes 52 Pf. 2. Se albfleisch: Schieres liegt der heutigen Nummer des Vorwärts" bei. Bevölkerung hat auch diejenigen Unternehmer, in deren Betrieben Fleisch ohne Knochen, auch Schnitzel, 36 Pf., Zunge mit Schlund Konsumanstalten bis dahin nicht bestanden, veranlaßt, der Lebens- 8 Pf., Zunge ohne Schlund 24 Pf., Kalbsfett roh 56 Pf., Kalbsfett Schwedter Straße aufgedeckt. Dort fuhr vor einigen Tagen Eine größere Getreideschiebung wurde am Freitag in der mittelbeschaffung eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Eigene ausgelassen 96 Pf. 3. Sammelfleisch: Zunge mit oder ohne ein Fuhrmann mit einem großen Möbelwagen eines Stettiner Einkäufer wurden angestellt, um dieser Aufgabe besser genügen Schlund 8 Pf. 4. Schweinefleisch: Schnikel und Filet weöbelführgeschäftes auf. Der Wagen blieb stehen, und am Freitag zu können. Diese neuen Warenbezieher waren natürlich in 36 Pf., Rückenfett, Liesen und Micker 32 Pf., Bauch( ohne Knochen) erschien ein Kaufmann Arzumit aus Rattowik, der jetzt

Diefer Lebensmittelwucher hat natürlich bei den Arbeitern ge­rechte Entrüstung hervorgerufen und kommt in vielen schriftlichen

wurde.

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erster Linie darauf bedacht, Waren heranzuschaffen, wobei fie 8 Pf., Bade 8 Bf., Zunge mit oder ohne Schlund 8 Pf. nicht so sehr auf die Höhe der Preise sahen. So erschienen die hier in der Linienstraße wohnt und kleine Handels- und Die Fleischer find angewiesen, auf ihren Preis- Aushängen Betriebseinkäufer noch neben den Gemeinden auf dem Warenmarit, für die verbilligte Fleischaulage die hiernach sich er- Speditionsgeschäfte betreibt, init einem Nollwagen und öffnete den und beide Gruppen trieben sich untereinander und gegeneinander gebenden Abweichungen gegen die ½- Pfund- Preise noch besonders Möbel, sondern Tauter volle Säde heraus, die auf den Rollwagen Möbelwagen. Zum Staunen der Zuschauer tamen aber nicht durch immer höhere Preisanerbieten die Ware ab. Für viele Pro- aufzuführen, so daß der Käufer in der Lage ist, gleich an Ort und übergeladen wurden. Man holte die Polizei und diese stellte fest, duzenten entstand dadurch die Möglichkeit, ihre Produkte zu höheren Stelle den geforderten Preis nachprüfen zu können. als den gesetzlich festgelegten Preisen loszuschlagen; sie waren daß der Möbelwagen 120 Zentner Getreide, Gerste, Erbsen, Meht infolgedessen geneigt, ihre Waren an die von den Betriebseinkäufern Auf die Kartoffelfarte können 5 Pfund Kartoffeln entnommen und Grüße geladen hatte. Krzumit behauptet, er habe von einent Unbekannten lediglich den Auftrag erhalten, die Ware abzuholen bevorzugten Handelsquellen statt an die öffentlichen Bewirtschaftungs- werden. stellen zu verkaufen. Da besonders nach Fett große Nachfrage ist, Auf Abschnitt Nr. 66 der Lebensmittelfarte und nach dem Gendarmenmarkt zu bringen. Dort solle er den so stiegen die Preise dafür bis zu enormer Höhe. Preise von 9 m. entfallen 300 Gramm Haferfloden oder Hafergrüße, weiteren Bestimmungsort der Ladung erfahren. Woher die Ware für das Pfund Speck und 6 M. für das Pfund und auf Abschnitt Nr. 67 100 Gramm Sag o. Die Ab- fomme, wisse er nicht. Die Ladung wurde sichergestellt und Krzu­Schweinefleisch find leine Seltenheit. Mit anderen Artikeln schnitte sind Montag, Dienstag und Mittwoch in den mit, der eine bedenkliche Vergangenheit hat, verhaftet. Er erklärt ist es nicht viel besser. durch besondere Verkaufsschilder gekennzeichneten Kleinhandels- ießt, sein Auftraggeber heiße Balzer, er fenne ihn aber nicht geschäften gegen Empfangsbescheinigungen abzugeben. Die Ware weiter. In einer Konditorei am Aleranderplak habe dieser ihn gefragt, ob er nicht unter seinem Namen eine Sendung für ihr wird dann nach Ablauf der üblichen Frist zur Berfügung stehen. und mündlichen Beschwerden zum Ausdrud. Es wurde dabei auch Verkauf von Kaffee- Ersaz beginnen. Es muß von vornherein zu sei dann die Sendung gekommen, ein Spditeur habe sie abgefahren Am Montag wird in den Berliner Kleinhandelsgeschäften der Taufen wolle, weil die Sache für ihn zu gefährlich sei. Eines Tages verichiedentlich hervorgehoben, man die Teil für diesen Bucher verantwortlich macht; man glaubt, daß einem sparsamen Gebrauch dringend geraten werden, da die nächste und das Umzugsgut" habe ein paar Tage gelagert, bis er es jetzt der Arbeitgeber auch noch große Ueberschüsse dabei erzielt. Buteilung nach Ablauf von etwa 6 Wochen erst zu erwarten sein nach dem Gendarmenmarkt bringen sollte. Mord und Selbstmord. Zu Hause Christburger Straße 40 Der Verdacht, daß die Betriebsunternehmer an diesem Wucher wird. Zum Bezuge von Kaffee- Ersatz vom morgigen Tage ab in beteiligt jeien, konnte aber nur dadurch entstehen, daß den den in Berlin belegenen Geschäften sind nur diejenigen berechtigt, hat der 45 Jahre alte Parfümier G. Mikulsti seine beiden Knaben Arbeitern in vielen Fällen fein Kontrollrecht über velche den Bestellabschmitt 2 ihrer Karte rechtzeitig abgegeben im Alter von vier und zwei Jahren und sich selbst zu töten versucht. die Lebensmittelbeschaffung eingeräumt haben. Von einem beträchtlichen Teil des Publikums, namentlich Das jüngste Kind ist den Verlegungen erlegen, während der ältere Dort, wo direkte Konsumanstalten in den einzelnen Be- folchen Personen, die vorzeitig den( bekanntlich für ungültig er- Sohn und der Vater durch die Revolverschüsse schwer verletzt wur­trieben bestehen, haben ja die Arbeiter ein flärten) Abschnitt 1 ihrer Karte hatten abtrennen lassen, ist das den. Mikulski war zu Anfang des Krieges zum Heeresdienst ein bestimmtes Kontrolltecht, aber in den Betrieben, wo nur ein Einkäufer trotz wiederholter Hinweise nicht geschehen. Für alle diese hat der gezogen, später aber wieder entlassen worden. Er befand sich seit angestellt ist, wird den Arbeitern vielfach diese Kontrolle ver- Magistrat vom Montag bis Donnerstag abend cine a chan me l- zwei Jahren wieder zu Hause und arbeitete als Aushelfer bei der weigert oder erschwert. Der Arbeiterschaft muß genaue Kenntnis dung zugelassen. Den Nachanmeldenden entsteht jedoch der Post. Mit seiner Frau lebte er in schlechtem Ginvernehmen. Vor von den Anschaffungspreisen der Waren gegeben werden. Sollten Nachteil, daß sie zum sofortigen Bezuge von Kaffee- Erfas einiger Zeit erhielt Mikulsti neuerlich die Einberufung. Er sollte dann bei vorsichtiger Kalkulation der Preise für den Weiterverkauf nicht zugelassen werden können, da die auf sie entfallende Menge sich in Karlsruhe stellen, folgte aber der Aufforderung nicht, sondern erst wieder herangeschafft werden muß. Es ist daher angeordnet schrieb einen Brief, in dem er mitteilte, daß er frank sei. Als an die Arbeiter trotzdem noch kleine leberschüsse erzielt werden, so worden, daß die fraglichen Nachzügler vor dem 1. Mai zur Ent- seine Frau morgens gegen 9 Uhr einholte, jagte er den Kindern sollten auch diese der Arbeiterschaft zur Verfügung gestellt werden.nahme von Kaffee- Grias nicht berechtigt sind. Auch etwaige und sich selbst Revolverkugeln in die Schläfe. Die Leiche des jiing= Eine andere Klage bei dieſer Warenverteilung richtet sich gegen Schwierigkeiten in der Belieferung über den 1. Mai hinaus müssen sten Sohnes wurde beschlagnahmt. Der Vater und der ältere Sohn die Bevorzugung der Beamten und Angestellten, hingenommen werden. sind ins Krankenhaus gebracht worden. die nach Ansicht der Arbeiter hie und da mit der befferen Ware und der größeren Menge bedacht werden. Auch dieser Ver­dacht wird bei genügender Kontrolle durch die Arbeiterschaft ver­schwinden. Eigentlich müßten schon in jedem Betriebe, wo Schwer­Die Bestimmungen über die Unterstützung von Kriegerfamilien arbeiter vorhanden find, nach den Wünschen des Kriegsamtes derartige werden durch eine neue Verordnung des Bundesrates nach zwei Ausschüsse bestehen, die die Aufgabe haben, die Verteilung der den Richtungen erweitert. Schwerarbeitern zugedachten Waren zu überwachen. Bisher war Pflegeeltern und Pflegefindern nur Sollen die in der Lebensmittelbeschaffung eingeriffenen Mig- dann ein Anspruch auf Unterstügung gewährt, wenn das unentgelt stände beseitigt werden, so müssen zunächst behördliche Maßnahmen liche Pflegeverhältnis bereits vor Beginn des Krieges bestanden ergriffen werden, um den Einkauf der Betriebseinfäufer nach be­Die neue Verordnung gewährt auch den während des stimmten Grundfäßen zu regeln. Geschieht das nicht, so wird die Strieges geborenen Pflegefindern den Unterstützungsanspruch und Eine Beute im Werte von 14 000 M. machte ein Fuhrwerts jezt bestehende Unterstützung des Warenwuchers neue Förderung er- zugleich denen, die während des Krieges elternlos geworden sind. fahren. Außerdem muß in allen Betrieben dafür gesorgt werden, Eine zweite Verbesserung betrifft die dauernde Festlegung der dieb in der Mohstraße. Ein Speditionsgeschäft sandte einen Kutscher daß der Arbeiterschaft bei der Preisfestegung sowie Warenverteilung Säße der Familienunterstützung auf 20 M. für die und Mitfahrer mit einem Rollwagen aus, um mehreren Kunden ein weitgehendes Kontrollrecht eingeräumt wird. Auch in Unter Chefrauen und auf 10 M. für die sonstigen Angehörigen von Kriegs- Wein zuzufahren. Während der Kutscher in der Mozstraße abtrug, nehmertreijen beginnt man das Unhaltbare der jetzigen planlojen teilnehmern. Die Säße beliefen fich 1914 auf 9( bezw. 12) und verschwand der Mitfahrer mit dem zweispännigen Rollwagen und Wirtschaft einzusehen. So sucht bereits ein großes in 6 M., wurden dann Januar 1916 auf 15 und 7,50 M. und schließ der Ladung. Von ihrem Verbleib ist noch feine Spur gefunden. dustrielles Unternehmen zur Versorgung der Arbeiterfchaftlich für die Zeit vom November 1916 bis April 1917 auf 20 M. Mit einem neuen Kniff arbeitet ein Schwindler und Dieb. Eine mit Lebensmitteln bezw. zur Durchführung der behördlicherfeits ge- und 10 M. Heraufgesetzt. Die neue Verordnung gibt diesen er- Beamtentvitwe in der Dortmunder Straße zählt zu ihren Bekannten nehmigten Selbstversorgung mit Schlachtvieh ein in der Mark ge- höhten Sägen dauernde Geltung. einen Leutnant d. R., der sich in französischer Gefangenschaft be­legenes Gut zu pachten. Die Akademischen Unterrichtskurse für Arbeiter" verfolgen findet. Bei ihr erschien ein etwa 35 Jahre alter Herr und erzählte Hier kommit also schon das Bestreben zum Ausdruck, fich vom das Ziel, Männer und Frauen, die nicht mehr die Fortbildungs- ihr, daß er einer geschäftlichen Angelegenheit wegen den Aufenthalt Händler und Produzenten unabhängig zu machen und die Produktion schule besuchen können, in den elementaren Unterrichtsfächern aus- des Offiziers zu ermitteln bemüht ſei. Er habe gehört, daß die von Lebensmitteln für die Betriebsarbeiter selbst in die Hand zu zubilden. Vor allem sollen die Hörer richtig schreiben, sprechen Dame den Leutnant kenne, und wende fich an fie mit der Bitte unt nehmen. Db noch andere Unternehmer diesem Beispiel folgen werden, und rechnen lernen; doch sollen zur Erweiterung der Kenntnisse Auskunft. Während dieser Unterhaltung flingelte es an der bleibt abzuwarten. Jedenfalls zeigt die jetzige Beschaffung von Lebensmitteln durch besondere Nurse in Literatur und Erdkunde sowie Vorträge und Wohnungstür und ein Knabe fragte, ob vielleicht ein Herr Hartwig Gleich darauf empfahl sich auch der fremde Führungen dienen. Der Unterricht wird wie bisher von Studie- in der Wohnung sei. die Großunternehmer, daß hier dringend Verbesserungen geschaffen renden der Berliner Hochschulen erteilt. Jeder Kurs findet Herr, der sich übrigens Wernice" genannt hatte. Die Frau ahnte werden müssen. Da, wie wir hören, eine einheitliche Lebens- wöchentlich einmal in den Abendstunden von 8-10 Uhr statt. Für einen Zusammenhang zwischen ihm und dem Erscheinen des Knaben. mittelbeschaffungsstelle für Groß- Berlin unter den Besuch jedes Kurses ist eine einmalige Gebühr von 50 Pf. Erst zwei Tage später entdeckte sie, daß dessen Anfrage nur bezweckt der Leitung staatlicher Organe errichtet werden soll, wäre es viel- fowie 30 Pf. für Lehrmittel zu entrichten. Die Anmeldungen hatte, sie aus dem Zimmer zu locken, um dem Besucher Gelegenheit leicht zwedmäßig, dieser Stelle auch die Lebensmittelbeschaffung der werden in den folgenden Unterrichtslokalen von 8-10 Uhr abends zu einem Diebstahl zu verschaffen." Herr Wernicke" hatte ihr für Großbetriebe zu übertragen. entgegengenommen: 1. Im Zentrum: Friedrich- Werdersche- Ober- 1500 Mt. goldene Ringe gestohlen, darunter einen Wappenring mit realschule, Niederwallstr. 12, nahe dem Spittelmarkt, am Donners- dem Zeichen H. K. Der Schwindler ist mittelgroß und schlank, hat tag, den 26. April. 2. Jm Norden: Gemeindeschule Gipsstr. 23a, fchwarzes Haar und einen kleinen dunklen Schnurrbart, sieht voll nahe dem Bahnhof Börse, am Sonnabend, den 28. April. 3. Jm und gesund aus und trug einen dunklen Ueberzieher und einen Often: Fortbildungsschule Rangestr. 31, am Schlesischen Bahnhof , schwarzen Filzhut. Er hatte eine große Attentasche aus gelbem am Dienstag, den 24. April. Am Sonnabend, den 28. April, Leder bei sich.

Berliner Lebensmittelnachrichten.

Bei einem großen Teil der Berliner Schlächtermeister und der Bevölkerung sind Zweifel entstanden, welche Preise für die Fleisch­zulage zu verbilligten Preisen auf städtische Fleischkarte zu zahlen

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

bon Gabryela Zapolska.

Janka ringt eine Weile mit sich selbst, schließlich rückt sie, am ganzen Körper zitternd, von ihm fort. Janfa! Sieh mich an! Somm zu dir!" Ihre Augen rollen wie irre Kugeln, ein gellender Schrei

entringt sich ihrem Halse: Tagejew!" Nun versucht Stlikti nicht mehr, der Kranten den Bahn auszureden. Er fürchtet, sie dadurch noch mehr zu reizen. In seiner Ohnmacht rennt er zum Portier, beauftragt ihn, einen Arzt zu holen, und eilt wieder nach Jankas Zimmer. Doch stürzt ihm schon auf dent Flur das Zimmermädchen mit einem furchtbaren Schrei entgegen:

hatte.

Unterstügung von Kriegerfamilien.

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Ein großer Zuderdiebstahl ist in der Nacht zum 20. April in Weißensee verübt worden. Die Diebe drangen in den Lager­schuppen der Berliner Marineladenfabrik an der Ede der Großen See- und Rennbahnstraße ein und stablen 110 Säde mit Kristall­zuder. Die Beute im Gesamtgewicht von zweihundertzwanzig Bentnern hat einen Wert von 7000 M. Zur Fortschaffung des Buders haben sich die Spizbuben eines Fuhrwerts bedient und mindestens vier Fuhren gemacht, um die Beute fortzuschaffen. Der gestohlene Buder dürfte wahrscheinlich noch in Weißensee lagern. Bon den Tätern fehlt noch jede Spur.

Janta saß regungslos und blickte zum Fenster hinaus. 1 sich immer mehr, als wollten sie den Anblick der Menschen, Es schien, als horche sie auf etwas, auf ihrem Anflik malte die sie solange verloren wähnte, in sich aufnehmen. fich Sehnsucht und Verlangen, die träumerische Sehnsucht Kommt zu mir!" sagte sie schließlich mit leiser, bittender Klizli gewahrte aus dem Nebenzimmer mit Freude Kazio trat zuerst zu ihr. Sie fuhr mit ihren mageren. diesen Ausdruck, der ihm die Verheißung einer besseren Zu- Händen langsam über sein Gesicht und Schultern, als wollte fie fich überzeugen, daß fie es nicht mit einer Vision zu

verliebter Mädchen.

funft war.

Stimme.

Sie hielt inne und wurde plötzlich blaß. Ihre Stirn runzelte sich. Aber Kazio begann schnell ihre Fragen zu be­antworten, daß er gar nicht verhaftet worden sei und recht­zeitig über die Grenze geflohen war.

Sie begann sich für den Ort ihres jezigen Aufenthalts zu Janta schien Lebenstraft und Lebenslust wiederzugetvinnen. tun hatte. Bist du schon lange wieder frei?" fragte sie. Haben interessieren, blickte manchmal heimlich zum Fenster hinaus, fie dich sehr gequält?... Bist du mir sehr böse? Gei mir und bat den Vater, länger bei ihr zu bleiben. Nach Kazio nicht böse! Ich war sehr unglücklich... ich dachte..." fragte sie aber nicht. Sie war zu der Einsicht gelangt, daß sie den Bruder durch ihren Leichtsinn zugrunde gerichtet hatte. Seitdem genügte es, seinen Namen zu nennen, um bei ihr einen Nervenanfall hervorzurufen. Aber man konnte vom Tage, da eine Besserung in ihrem Zustande eingetreten war, bemerken, daß Janka noch etwas fragen wollte, es aber nicht wagte. Sie ließ den Vater rufen und fah ihn mit hochrotem Gesicht prüfend an:

Haben sie Kazio fortgebracht?"

Das gnädige Fräulein! Das gnädige Fräulein..." Ohne fie anzuhören, cilt Kliski in das Zimmer. Nahe der Tür liegt Janka auf dem Boden. Aus ihrer Kehle strömt Blut. Ebenso von ihren Händen. Daneben blitt das fortgeworfene, blutige Rasiermesser, das Janka unter Horstis Sachen gefunden haben mußte. Klikki eilt auf die Ver- Willst du ihn sehen?" wundete zu, um sie aufzuheben, doch läßt er sie mit einer unwillkürlichen Bewegung des Entsegens wieder los. Janka lügen konnte.

Aber sie schüttelte ungläubig den Kopf. Ihr Blid fiel auf Slipfi. Eine leichte Röte glitt über ihr Antlig. Sie sagte fein Bort, streckte nur die Hand aus.

Er küßte diese hagere, bleiche Hand und vermochte nur mit Mühe die Tränen zu unterdrücken. Doch sie bemerkte es ,, Alle weinen durch meine Schuld!"

" Nein, Janta... Razio ist hier im Nebenzimmer. und sagte traurig: Sie sah den Vater lange Zeit erstaunt an, daß er so die Sorge wich nicht von ihrem Antlig. Man versicherte ihr, daß es Freudentränen seien. Aber

hatte sich einen tiefen Schnitt in die Stehle beigebracht, nach- Stazio... wurde fortgebracht?" fragte sie mit kräf- rasche Fortschritte. Sie hatte keine Visionen mehr und be­

dem sie sich zuvor die Pulsadern geöffnet hatte. Ihr heißes Blut befudelte Klitzki. Nun drangen Menschen zur Türtigerer Stimme. Horsti folgte dem ersten Impuls, ging zu der halb herein. Wüster Lärm erhob sich. Niemand wagte sich der Verwundeten zu nähern, die sich in der Blutlache gräßlich neten Tür und rief: ausnahm. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Mund weit ge­Razio, tomm herein!" öffnet, die Haare färben sich immer röter und bilden einen Mit Kazio eilte auch Klikti herbei. blutigen Glorienschein uni ihren Kopf.

Klikti hört den Lärm, doch versteht er weder die Worte, noch die an ihn gerichteten Fragen. Er sieht nichts als die große Wunde, durch die ihr Leben und zugleich seine Hoff­nung und sein Lebensglück entfliehen.

Plötzlich dringt ein Sonnenstrahl durchs Fenster und legt sich breit und wohlgefällig auf die Stirn der Toten. Horsti zog den dunklen Vorhang zurüd. Eine warme, duftgetränkte Luft tvehte herein. Sterne blinkten durch die Wipfel der Bäume.

Dennoch machte die Besserung ihres Gesundheitszustandes geöff- Daß sie nicht nur in Finsternis und Einsamkeit sicher sei, und gann in normaler Weise zu leben. Sie ließ sich überzeugen, daß sie sich fern von Tagejew und seiner Bande befand. Klitzki gab sich die erdenklichste Mühe, Janka zu zerstreuen und ihre alten Gespenster zu verscheuchen. Er leistete ihr jetzt Sie glaubten, es wäre etwas Schlimmes passiert. Als den ganzen Tag Gesellschaft, führte sie in den Zimmern Janka fie plötzlich vor sich sah, sprang sie von ihrem Lager, herum, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Passanten auf richtete sich hoch auf und schrie: der Straße und ermutigte sie mit seiner starken, innigen Liebe.

Stazio! Er!" Letteres bezog sich auf Slizki. Ihre Stimme Klang Horsti räumte ihm seinen früheren Posten ein, um so freudig und gesund. Trogdein wagten die beiden jungen mehr, als er hoffte, daß die Liebe ihre Rechte geltend machte, Leute nicht, sich ihr zu nähern. Sie standen regungslos da und ein Wunder verrichten würde, das bisher unmöglich und fahen sie mit erschrockenen Augen an. Der Vater eilte schien. Janka begann zu lädjeln, sich an den Blumen zu er auf sie zu und nahm die fast Dhnmächtige in die Arme. freuen, nur die Sonne konnte sie noch nicht vertragen. Aber sie wandte den Blick nicht fort, ihre Augen weiteten) ( Schluß folgt.)